Das Muttermal. (14. Fortsetzung.) Ihre verzweiflungsvolle Miene b:- tvog ihn, ihr zu gehorchen, er ließ das goldene Kleinod in seine Tasche glei ten. „Ist das ein Abschied siir einen Tag oder ein Jahr, Paulette?" „Ein Abschied für immer," antwor tete sie traurig. „Und der General haben Sie an ihn gedacht?" Sie rang ihre kleinen Hände. „O viel und so reuevoll!" „Paulette, Sie liebten ihn lange, bevor Sie mich liebten Sie sind ihm unermeßlich theuer. Da ich leinen An spruch an Ihr Vertrauen mehr zu ha ben scheine, werden Sie ihm Ihr Herz öffnen Sie werden ihm sagen, wel ches große Hinderniß plötzlich zwischen uns getreten ist?" „Nein, nein!" erwiderte sie schau dernd, „o, nein!" Der Kummer und Schmerz drückten sich jetzt noch lebhafter in seinem Ge sichte aus. Er ging einige Schritte den Pfad hinab, dann lehrte er langsam zu rück. Sie hätte ihm zu Füßen fallen mögen, als sie ihn ansah. „Minde stens," flehte er, „sagen Sie ihm noch nicht was Sie beschlossen haben. Ich finde vielleicht Mittel, seine getäuschte Hoffnung zu besänftigen. Was mich selbst betrifft, ist mir, als läge ein Alp auf meiner Brust. Gestern liebten Sie mich heute annulliren Sie unsere Verlobung; Sie sagen, wir tonnen uns niemals heiratben und geben mir keine derniß auf die Spur zu kommen; Pau lette, was soll ich denken? Haben Sie kein Mitleid mit mir bekümmert es Sie nicht, daß ich leide?" Ja, sie fühlte diesen Kummer. Ihr bleiches Antlitz, ihre geratheten Augen sagten es ihm. „Mehr, Arthur un endlich mehr, als mein eigenes Leben," sagte sie. „Aber ich habe Ihnen Alles geschieden für immer und ich kann nie mals, niemals Ihre Gattin werden." „Aber, Sie sagen doch, daß Sie mich Sie antwortete nur mit einer Ge berve. Ihr stolzes Haupt war auf die Brust gesunken. Er näherte sich ihr, von Gefühl überwältigt. „Ich werde Sie in dieser Weise, ohne Ihre Gründe zu kennen, nicht aufge ben!" rief er. „Bloße Worte können uns niemals scheiden ich liebe Sie zu sehr. Ich kann nicht errathen, was über Sie gekommen ist; es ist wie ein böser Zauber und ich glaube, die Zeit und ru higes Nachdenken werden ihn verban nen! Aber merken Sie wohl, ich gebe Sie nicht auf ich werde Sie niemals aufgeben, so lange wir miteinander die Erve bewohnen. Ich betrachte dasßand zwischen uns nicht als zerrissen; ich Überlasse Sie einfach für eine kurzeZeit sich selber." Er zog sie plötzlich und unwiderstehlich an sein Herz, küßte ihr weißes zuckendes Antlitz, dann wendete er sich von ihr ab und entfernte sich rasch. Paulette war auf den Gartensitz ge sunken, und fühlte in diesem Momente fast die Bitterkeit des Todes. DasLäu ten der Frühstücksglocke erweckte sie end lich ihrem bösen Traume. Sie be im letzten Viertel. Es ist klar, daß Dir den Blick auf sie. stütze?" 23. Capit el. Es war Arthur. Er stand schweigend und streckte sehnsüchtig seine Arme nach ihr aus. Ein Schrei brach von ihren ~O, Arthur," schluchzte sie, „ich kann <er ihm, sie war allein. Er erschien uicht bei der Hauptmahl» Vit. , , >... i .Hilda," sagte der General während des Mahles, „was zum Teufe! thut Trent im Norden? Ich sah, daß Sie diesen Morgen durch die Post einen Brief von ihm erhielten." „Und natürlich haben Sie die Post marie betrachtet," antwortete sie. „Ich bin nicht Trent's Vertraute." „Hm, das würde ich Ihnen gerade den, zur Hochzeit herabzukoininen —- nicht wahr, kleine Polly? Nun, Du mußt nicht gleich blaß werden!" tungstages. Hilda blickte einmal neu zierig in ihr Zimmer. „Finden Sie es nicht zu einsam so allein? Soll ich Ihnen Gesellschaft lei sten?" fragte sie mit ungewöhnlicher Theilnahme. „Nein danke!" antwortete Pau lette fest und hörte, wie die Schritte ih- Das Haus ist still. Nur der Vorhang am offenen Fenster bewegte sich leis« im Nachtwind eine Eule schreit in den Eichen. Paulette hatte einen dunk len Anzug angelegt. Jetzt nimmt sie ei nen schwarzen Shawl und einen run den Hut. In der tiefen Dunkelheit schreitet sie auf die Veranda hinaus, steigt einige Stufen hinab, und eilt ge gen den Pavillon zu. Still wie der Tod erscheint dieser, ils sie eintritt. „Go!t gebe, daß er nicht hier ist!" betete sie innerlich, dann hörte sie ein leichtes Rauschen, die Weinreben wer den auseinandergebogen und St.John Es ist gerade hell genug, daß sie ein „Es freut mich, Dich so pünktlich zu finden," sagte er mit gedämpsterStim me. „Es ist etwas dunkel. Soll ich die Lampe wieder anzünden?" Sie machte eine verneinende Bewe zung. „Nein. Es könnte uns Jemand beob achten. Ich wurde in der letzten Nacht gesehen." Er schien zu erschrecken. Sein Ge sicht, unter einem breiten Hute versteckt, sah nichts weniger als liebenswürdig aus. „Ach! Wer sah Dich?" „Eine Feindin, die ich hier habe." „Komm/ komm," murmelte er, „willst Du mich wieder so hart bshan veln, Paulette?" „Ich würde eher vor die ganze Welt hintreten und laut meine Geschichte ausschreien, als es dulden, daß Ihre Finger mich berühren!" brach sie leiden schaftlich los. Er zuckte die Schultern. „Pah! Du hast Deine Theater-Manieren noch nicht abgelegt, wie ich sehe. Küß' mich iinmal, Paulette, um unserer alten Liebe willen!" Sie wies ihn mit Widerwillen zu rück. „Es hatte niemals Liebe zwischen uns bestanden," antwortete sie. „Sie „Das gilt höchstens von Dir! Ich liebte Dich damals ich liebe Dich noch auf das Innigste; und was ich die letzte Nacht zu Dir sagte, das sage ich wieder: ich kann und werde Dich nicht „Gewiß! Ich bin dazu fest entschlos sen. Hast Du Arthur gesehen?" ..J-!" „Was sagtest Du ihm?" forschte er mit harter, grausamer Stimme. „Daß wir scheiden müssen nichts Dache zu leben, und da ich weiß, daß Du ihn liebst, daß er Dich liebt, so lann ich Dich selbstverständ lich nicht länger frei lassen. Ich wäre ?in Thor, ein großer Schurke, wenn ich das thäte!" „Ich frage Dich," drängte er, „kannst Du nach alldem noch länger hier ver weilen?" „Nein," antwortete sie. „Dann bedenke, Du hast die Bühne verlassen. Wen hast Du außer mir? Fürchtest Du eine Auseinandersetzung mit diesen Weißenthurns? Deren be darf es nicht. Ich habe einen Wagen, der in der Nähe wartet. Geh' mit mir diese Nacht und morgen benachrich tige den General von dem Vorgefalle nen. Er ist freundlich gegen Dich ge ivesen hat Dir Geld gegeben, Geld auf Dich verwendet, ohne Zweifel; aber ich bin auch nicht mittellos. Der Tod ei nes Verwandten hat mich in den Besitz einer respektablen Summe gesetzt. Ich will ihm Thaler für Thaler zurückzah len. Du sollst über jede Verpflichtung gegen ihn beruhigt werden. Du wirst auch finden, daß ich jetzt ein gehorsamer Sclave bin, der hinfort nur für Dich leben will; unsere elende Vergangen heit s->ll ganz ausgelöscht werden aus unsere.' Erinnerung. Es ist nicht denk bar, daß Du unsere Hochzeitsnacht ganz vergessen haben kannst! Paulette! Mein Weib! Wenn Du mich nicht lie ben kannst, versuche es wenigstens ein mal, mich freundlich anzusehen höre auf, mich zu hassen, um der Liebe Got tes willen!" Aber die Abneigung, die ihre Blicke leigten. wie ihre Haltung schien sich eher >u vermehren als zu vermindern bei die ser Bitte. „Ich habe es verflucht!" rief sie ver zweiflungsvoll, „und ich kann es nicht, lung an den General! Welch' ein Spott kird Hohn liegt in diesen Worten. Und ger. „Der Teufel steckt in Dir, Paulette! Was willst Du dxnn thun?" Ich werde von hier fortgehen, aber nicht mit Ihnen. Die Welt ist weit genug, um mich zu verbergen. Ich werde in sie „Hüte Dich, Paulette!" „Ich verabscheue Sie! Sie brauchen mir nicht zu sagen, daß Sie in den letzten drei I.ihren nur schlechter gewor den sind ich fühle es instinktiv. Ihre Gegenwart allein würde mich tödten. Das ist es, was ich Ihnen in dieser Nacht noch sagen wollte dies ist Al les, was ich thun kann oder will!" Sie sah ihn verächtlich an, während ihre schlanke Gestalt sich stolzer auf richtete. „Du weifest mich also unwiderruflich von Dir?" „Nennen Sie es, wie Sie wollen. Ich werde niemals mit Ihnen leben, nie mals anerkennen, daß Sie zu einemAn fpruche auf mich berechtigt sind." . Er stand da in äußerster Verlegen heit. Ein Moment verhängnißvollen tiefen Schweigens folgte, dann warf er sich ihr zu Füßen. „Paulette, kann nichts Dein hartes Herz bewegen? Du bist ja eine Frau und mußt mich bemitleiden. Ich habe nun Dein theuerstes Ziel durchkreuzt — habe Dich Deinem Geliebten entrissen; aber Du mußt Du wirst das Alles mit derZeit vergessen. Tadelst Du mich, weil ich nicht sterben konnte, Ungroß müthige? Hassest Du mich, weil ich for dere, was mein ist? Wird Dich eine Liebe nicht erweichen, die so demütbig und ergeben ist? Paulette, Paulette, be mitleide mich!" Seine Stimme war vollSchmerz und Leidenschaft, aber sie verhallte bei ihr wirkungslos. Ihr Herz lag schwer wie Blei in ihrer Brust, sie trat kalt von ihm zurück. „Mitleid!" wiederholte sie im Tone der Verachtung, „und was ist des Mit leids werth? Nein, ich habe auch das nicht für Sie! Es ist mir, als athme ich Gist, während ich hier stehe. Ich kann es nicht länger ertragen lassen Sie mich gehen!" „Und ist dies Dein letztes, unwider rufliches Wort, Paulette?" „Ja ja!" Mit einem Fluche erhob er sich. Jetzt arbeiteten seine Hände unter demMan-- tel in unheimlicher Weise. „Dann, mein theures Weib, wenn Bitten fruchtlos sind, muß etwas Ande res helfen," sagte er, indem er sie mit Gewalt an sich riß, ihr schauderndes Antlitz zurückneigte und ihr ein Ta schentuch, das einen betäubenden Geruch ausströmte, auf den Mund drücken wollte. Nur ein Aufschrei entfloh noch ihren Lippen. „Hilfe!" Dann fühlte sie sich enge umfaßt, leidenfck>aftlich geküßt und emporgehoben. Aber in demselben Mo mente wurden hastige Schritte auf ei nem der Pfade außerhalb des Pavil lons hörbar und ein Mann sprang hinzu. Es war Arthur! „Paulette," rief er mit helltönender Stimme, „wo sind Sie, Paulette?" St. Johns Arme ließen, rasch wie der Blitz, sein Opfer los. Sie sank zu durch die Wand von Weinlaub und ver schwand ein dunkler, nicht gut zu unterscheidender Gegenstand, der leicht in dem tiefen Schatten der Nacht sich verbergen konnte. Arthur neigte sich über Paulette und hob sie auf. Sie öffnete schaudernd ihre Augen. „Ach, sind Sie es?" stöhnte sie und ver barg ihr Gesicht in ihren zitternden cken. Seine Erregung schien noch grö ßer, als die ihrige. „Paulette, haben Sie nach Hilfe ge- Mann? Was that er hier?" Noch keine Antwort. „Barmherziger Gott! Ma glauben!" Nicht eine Silbe. Sein Ge -24. Cap»tel. ihr Gesicht gebunden. Der Dust türki schen Tabaks, der aus der anstoßenden Halle in den Salon drang, verrieth die Gegenwart Hermanns. Henriette öff nete endlich, mit einer Miene tieferJn dignation die Thüre und sah hinaus. der abscheulichen Pfeife?" rief sie. „Die Tante schläft und es ist fürchterlich langweilig da." Ein Chorus von fröhlichem Gebell antwortete ihr. Gefleckte und einfarbige Schlachtsignal. „Ich will sie absolut nicht haben ruf' sie fsrt! Warum willst Du denn jedes Zimmer desHau ses in einen Rinnstein verwandeln?" Der große schöne blonde Mann er schien an der Schwelle, mit einer enor men türkischen Pfeife in der Hand. „Arme Thiere!" sagte er, während er die Köpfe der vierMßigen Aufrüh rer zärtlich streichelte und sie dann zu rückzog. „Ja, Du hast da einen schwe ren Stand mit ihnen. Bedaure, daß sie Dir so viel Unruhe machen, Henriette." Fräulein Varneck blickte ihren schö nen, kühlen Verlobten zornig an. Ihr Besuch in seinem alten Landsitze hatte weder ihr Gesicht noch ihr Temperament verbessert. Das reiche Kleid, das sie zum Diner angelegt, schien sie nur noch nichtssagender und alltäglicher zu ma chen, allste war. Auf derStirne began nen sich einige Falten zu zeigen. „Bei Tag," antwortete sie, „sind eS Deine Hunde und Dein beständiges Tabakrauchen, und bei Nacht ist es Deine Musik, die Einem fast den Kopf zerreihl. Die Tante hat vollkommen Recht, wenn sie sagt, sie habe keine ru hige Stunde gehabt, seit sie dies HauS betreten." Hermann zog seine dichten Augen brauen empor. „Wie unglücklich ich bin!" sagte er trocken. „Ich sehe ein, daß ich sowohl meiner selbst wegen, als wegen meines uncivilisirten Betragens mich in den Dienstbot-nziminern werde aushalten müssen." Seine Mutter fuhr jetzt aus ihrem Schläfchen empor. „Du undankbarer Junge, Du!" rief sie kläglich. „Ich und Henriette opfern Dir hier die ganze Saison, während es in den Bädern so erheiternd ist; und die Gegend ist hier vollTyphus; es ist eine Gnade der Vo rsehung, daß wir noch nicht todtkrank ' sind. Aber wir können es noch werden." „Wahr," sagte Hermann, „es ist nichts wahrscheinlicher!" „Und Du sprichst dann in diesem Tone! Schließe das Haus, ich bitte Dich und laß uns in's Bad reisen. Das Fie ber hat in unserer Familie schon viel Unheil angerichtet. Wie ein Mann von Deiner Geburt und Deinem Vermögen darauf bestehen kann, ein so absurdes Leben zu führen, begreife ich nicht." Er sah außerordentlich gelangweilt zus. „Wie ich Ihnen schon gzsagt habe, dieses Leben ist mir gerade recht. In's Nein, ich danke! Aber was Sie und Henriette betrifft, thun Sie wohl, wenn Sie zur rechten Zeit etwas für sich thun." Sie blickte ihn zornig an. „Ich ver stehe Dich; aber wir verlassen diesen Ort nicht eher, als bis Du mit uns gehst. Das ist meine Pflicht als Deine Mut ter!" Die Sache schien ihm selber nicht so einleuchtend. „In diesem Falle," sagte er gleichmüthig, „machen Sie sich nur auf einen dauernden Aufenthalt hier ge faßt. Ich bedaure nur, daß der Platz für Andere, außer mir, so wenig An ziehendes hat. Bei Keinem von Ihnen Beiden hat sich weder das Aussehen noch die.Laum verbessert." „Es darf Dich nicht wundern!" rief HMiette Varneck unwillig. „Wir find beständig uns selbst überlassen. Du bist den Tag Über auf den Feldern und kümmerst Dich um uns nicht. BeiTage werden wir von Deigen Hunden ge quält und bei NgAt störst Du unsern Schlaf durch Muficiren!" „Meine arme Cousine!" antwortete Hermann ironisch: „welch' ein Bild de! ' Märtyrerthums! Aber was kannst Du anders erwarten? Ein Leopard kann seine Flecken nicht ablegen. Ich fürchte, sowohl ich, wie meine Hunde, sind zu alt, um noch andere Kunststücke zu ler nen." Henriette sah verdrossen aus dem Fenster. „Da ist der Diener mit dem phaeton, Tante. Ich möchte ausfah ren, um frische Luft zu schöpfen. Ich bekomme gewiß den Typhus, wenn ich unaufhörlich in diesem Schlosse einge schlossen bleibe." „Hermann soll mit Dir fahren," sagte Frau Barneck, „ich habe Kopf» ß 's hinwand. Eine Weile schwiegen dießei den. Henriette beobachtete Varnecks kal tes Gesicht mit zornigen Blicken. „Hermann," brach sie endlich kos, „Du denkst wieder an jenes Mädchens" „Du hast kein Recht dazu!" rief sie gereizt. herzlich müde." „Das hast Du mir schon mitge theilt", sagte sie, ihren reich mit Spi tzen besetzten Sonnenschirm öffnend. „Es macht Dir geradezu Freude, mir das zu sagen, obwohl Du weißt, daß -ine zurückgehende Verlobung für eine Dame von fünfundzwanzig Jahren ich dieses Geschöpf hasse und eher ster ben, als ich Dich um ihretwillen >n werde!" Ja, sie haßte Sibyl Arnstein von ganzem Herzen, wie nur Frauen ihre lobt ist." graue Staubwolken wirbelten auf und ließen sich auf ihnen nieder. Er schwieg, bis sie die Anhöhe erreicht hatten, dann schüttelte er ungeduldig die Zügel der k' t ."^ zuerst veranlaßten, an "diese Verlo bung zu denken. Du verstehst den Werth des Vermögens der Famile Varneck so ;ut wie irgend Jemand zu würdigen vielleicht besser. Du bist es ohne Zweifel müde, von der Großmuth meiner Mut ter abzuhängen, die sehr launenhaft ist. Ich will Dir meine Freiheit bezahlen. Ich wM Dir die Hälfte meines Ver- ! dämmten Verlobung freigibst!" Sie starrte ihn an. Im nächsten Mo mete erhob sich vor ihrer Phantasie das stein. „Meinst Du das wirtlich?" sagte sie. „Gewiß!" Die Inbrunst in seinem Blicke, die Gluth in seiner Stimme schien sie zu erbittern. „Du liebst sie so sehr, um ein solches Opfer um ihretwillen zu bringen?" rief sie gereizt. „Ich liebe sie mehr als mein Leben!" antwortet er. „Nun, dann laß Dir sagen," rief sie in eifersüchtiger Raserei, „daß ich nicht für Dein halbes und nicht für Dein ganzes Vermögen Dich ihr aufopfern werde! Sie soll Dich niemals haben, so lange ich es verhindern kann. O, wie ich sie hasse mit ihren starrenden schwarzen Augen und ihrem feinen geziertenWe fen. Ich würde Dich lieber todt sehen, als mit ihr glücklich wissen!" Für einen Augenblick sah Varneck wie betäubt aus. „Henriette!" sagte er nachdenklich, „ich schäme mich Deiner!" Dann nahm er die Zügel auf und peitschte die Pferde in einen rasenden Galopp. Wie ein Wirbelwind flogen sie dabin über die Landstraße. Henrieite warf dem Manne, der stolz und ernst tzeben ihr faß und Hessen Augen wie ItaHl schimmerten, einen zornigenßlick zu und biß ihre Lippen aufeinander. „Einen solchen Mann freigeben für eine Andere? Niemals!" dachte sie. Sie flogen an und „Gütiger Himmel! Da kommt ein Zug!" rief Henriette Varneck. Der Bahnzug brach, als sie noch die Zügel um seine Fäuste. Ueber Hals und Kopf jagten die Pferde und rissen den schaumbedeckten Gebissen, aber „Bist Du verletzt ?" fragte Varneck. sich schüttelnd, als ob sie sich versichern wollte, daß alle Knochen in Ordnung seien. „Der Wagen ist gebrochen," sagte er, „und die Sonne brennt. Du wirst in zurückzuführen nach dem erwähnten Platze. Es war eine niedrige Hütte, die einen Steinwurf von dem Orte desUn chen Anzüge und dem verdrießlichen Gesichte. Er ließ Henriette da und be gab sich zu dem Wagen zurück. Es herrschte eine peinliche Stille in der Hütte. Nach einem Blick auf den genwar! des hohläugigen Weibes ir ritirte sie. Die Letztere fetzte sich auf di« Thürschwelle, that einige Fragen über nung, sah auf ihre Genfer Taschenuhr und wartete auf den Berlobten. D»> Weib nickte auf der Thiirfchwelle fori und fort, so daß es. manchmal schien, Das Weib hob den Kopf und lehnte Fräulein/' wimmerte sie. „Ich habe viele Nächte gewacht. Im nächstenZim mer liegen drei, die an der Cholera ge „Was!" schrie Henriette, aus ihr« Füße springend. „Drei, sie starben Alle in eine» Stunde in der letzten Nacht." in dieses Haus gebracht, um mich zu tödten!" keuchte sie, „daß Du dieses G eschöpf. Deine schöne Arnstein Heirathen Kleider gehängt hat!" schrie sie, indem sie die Falten ihrer Robe hestig schüt telte. „Und ach!" fuhr sie, die Hände bringen, wenn Du ihr das erzählst'" Er suchte ihre Anast wegzuscherzen, aber als sie zu Hause ankamen, klapperte sie mit den Zähnen vor Entsetzen. Sobald Frau Varneck das Geschehene erfuhr, verfiel sie in heftige hysterische Zu stände. „Hermann," schrie sie, „laß augen blicklich meinen Koffer packen, wir rei sen ab." „Gewiß," sagte er, da er mit feinem Witz zu Ende war, „es soll sofort ge schehen, wenn Sie das beruhigen kann. erschrocken. Ich bitte Sie, beunruhigen Sie sie nicht noch mehr." Henriette selbst stand niedergeschla gen und bleich vor ihnen. Plötzlich brei aus. „Die Krankheit hat mich bereits befallen!" schrie sie und fiel starr unh steif zu Boden. In einer tiefen Ohnmacht, diesmal in einer wirklichen, wurde sie in ihr Zimmer getragen. Als sich Abends die trat, fertig gekleidet und ausgestattet zur Abreise. „Ah, Sie gehen also?" sagte er. „Gehen!" stammelte sie. „Was woll test Du, daß ich sonst thun soll? Blei ben und auch der Epidemie verfal len! Wie grausam von Dir! Und Du allein warst Schuld daran, daß wir hierher kamen. Was willst Du denn thun? Kommst Du nicht mit mir?" Cholera herrscht? Willst Du mein Herz kinderlos auf Erden zurücklassen? Ach, wie unglücklich ich binl Ich, Deine Mu tter, befehle Dir, mit mir zu kommen. Wenn ich Dir nur im Geringsten etwas gelte, so wirst Du mir gehorchen." „Meine theuer Mutter, Sie wissen, daß ich mich Ihren Wünschen gerne füge," antwortete er zärtlich, „aberHen riette hier allein zu lassen, ist unmög lich. Nehmen Sie Anna und gehenSie aus jeden Fall. Frau Monika und ich haben beschlossen, vorläufig hier zu bleiben." lFortsetzung folgt.» Ein liebevoller Vater in Har tem läßt seinen Sohn im Hause des Professors Zweibier Pianounterricht nehmen, hat es aber seinem Sohne zur besonderen Pflicht gemacht, zu Hause fleißig zu praktiziren. Kürzlich stieg in dem Vater der Verdacht auf, daß sein Söhnchen nicht fleißig genug praktizire, weshalb er dieses vor sich beschied und in gestrengem Tone zu ihm sagte: „Emil, übst Du auch regelmäßig aus dem Piano, wenn ich in der unteren Stadt im Geschäfte bin?" Emil: „Ja, Vater." Vater: „Jeden Tag?" Zahl-Clerk (einer Sparbank, zum Cassirer): Sehen Sie sich doch umGot teswillen die Menschenmenge draußen Vor der Thüre an. Die Leute wollen alle ihre Depositen zurückziehen. WaS ist da zu thun?" Cassirer: „Hm! Wissen Sie, was? Sagen Sie dem Porter, daß er sich unter die Menge mischen und dort erkranken soll. Und de»Buchhalter muß plötzlich dazwischen treten und als vorgeblicher Arzt erklä ren, der Mann habe die Cholera. Sie sollen 'mal sehen, wie schnell die Leute auseinanderstieben werden!" Zahlreich wie die Speculationm über den fabelhaftenStein der Weisen, kaum einen an Gold reichen Landstrich in Mittel- und Süd-Amerika, welchem Abenteurer nicht diesen Namen gege ben hätten. In dem Thale von Tay rona befand sich angeblich ein golde ner Berg, welcher El Dorado genannt wuke; später suchten die Spanier nach einem Götzenbilde von riesigen Dimensionen, El Dorado. Expeditio nen '-igten auf Expeditionen; riesig« Opfer an Geld wurden gebracht und eine ungeheure Anzahl von Menschen leben gingen verloren El Dorado der G>"'-'en an das mysteriöse Gold land Sir Walter Raleigh unter« nahm nier erfolglose Expeditionen, um das s)rinocothal, das vermeintlich« Heim Sr. Goldenen Majestät, zu durchdringen. Dort sollte Manoa de! Dorado, eine ganz aus Gold erbaut, Stadt existiren, der Zufluchtsort deZ letzten Nachkommens der verfolgten Jncas. Was ist nun die allen geheim inßvvllen Legenden zu Grunde liegend« Wahrheit und wer war El Dorado? Bor Beantwortung dieser Frage müs sen wir auf die Zeit zurückgehen, in welcher die Vorstellung von El Dorad« ihren Ursprung hat. Nach der Unter werfung der Azteken und Jncas exi- Chibchas, welche im Jahre 1536 von dem Spanier Quesada unterworfen wurden. Wie ein verwüstender Orkan havsten die spanischen Eroberer in dem sich einer fortgeschrittenen Civilisation erfreuenden Lande und nach wenigen Jahren war das Volk zu einem Hau fen elender Sklaven gemacht, ja sein Name wurde nicht mehr genannt. Zu, Zeit von Quesada's Eroberung' den die Chibchas von einem „Zipa" regiert, dessen Residenz unweit der ge > genwärtiaen Stadt Bogota war, uni welcher Unterchefs, Zaque hatte. Die Negierung war despotisch Sohn des verstorbenen Zipa, sondern einen Sohn seiner Schwester. SobsH. ein Zipa gestorben war, füllten du Priester die Augen, Nase, Ohren uni Mund mit Smaragden, hingen dn verschiedenen Ceremonien und I>e> Goldstaub wie Gefäße aus Gold sowii Smaragde wurden als Opfer in den Mythe auf Wahrheit beruht, läßt sich Götzenbilder im Werthe von Z12,0X1 vergoldeten Mann, in dem Act de« feierlichen Abwaschung darstellt. Das selbe ist aus zehn Figuren gebildet, ahmt und die an einer soliden Scheibe befestigt sind. Die Form derselben gleicht den curiosen Binsenflößen de« einer mehr als Igkarätigen Mischung von Gold und Kupfer hergestellt. Die drei Zoll große Mittelsigur hält einen Scepter in der Hand und trägt di« Ein merkwürdiger Fund wird für die Darstellung des als mysteriösen Civili sators verehrten Chinzapagua gehal ten, wiewohl einige Forscher wie Pater Duquesne in der Dreigestalt eine my tholoclische Dreieiniakeit vermutben. 3
Significant historical Pennsylvania newspapers