Das Muttermal. <7. Fortsetzung.) ' „Sie werden mir niemals verzeihen, baß ich Jenen bevorzugte es niemals dem abhängigen Mädchen von sieben zehn Jahren vergeben, daß sie sich nach Reichthum und Einfluß seh.'.te. Wie rücksichtslos! Ich liebte Ernst nicht. Sie wissen es! Warum machte esJhnen «in Vergnügen, mich zu martern bis auf diese Stunde?" „Sie martern?" rief Trent, die Lei denschaft in ihrer Stimme gänzlich ig norirend; „der Himmel verhüte es; lassen Sie die Vergangenheit sie ist für Keinen von uns Beiden ein ange nehmer Gegenstand. Wir sprachen von Arthur. Der Bursche haßte mich im mer, schon als Kind, und Haß erzeugt wieder Haß. Ich bekenne ganz offen, daß ich jeden Anderen lieber als des Generals Erben sähe, denn ihn. Da, sehen Sie diese Schramme." Er strich das Haar von seiner nied mit den Fingern eine Narbe auf seiner fast frauenhaft zarten Haut. „Diesen Schlag gab er mir," sagte «r, „unser junger, wilder Arthur, vor Jahren, als er noch ein Kind war. Es war wegen irgend eines unbedachten Wortes, das ich in Bezug auf den Ge neral fallen ließ. Nur die Dazwischen kunft eines Reitknechts schützte mich rnäls eine besondere Vorliebe siir den Jungen. Und so gewiß ich diese Schramm? mit in mein Grab nehmen werde, so gewiß soll Arthur nicht mehr als ein Grab hier erben! Erinnern Sie sich daran. Und jetzt, theure Hilda, ver zeihen Sie meiivr Freimüthigkeit, aber Sie sehen schrecklich bleich aus. Es dür fen nur wenig Frauen nach fünfund zwanzig es wagen, in später Nacht stunde zu wachen." Sie warf ihm einen zornigen Blick zu, dann kehrte sie ihm ohne ein Wort Zimmer. Als sie an Paulettes Thüre vorüberkam, blieb sie stehen, um zu lauschen, aber innen war Alles still wie im Grabe. Paulette sah in der Dunkelheit ih gehört hatte, und dachte zumeist anSi byl Arnstein an die stolze, schöne, majestätische Mbyl! Konnte.zwischen ihrer mysteriösen Mutter und der schö nen Jüdin, die Ursache gewesen an der Vernichtung dek Familienglückes der Weißenthurns, irgend ein Zusammen hang bestehen? Einen Moment war sie versucht, Feder «nd Papier zu ergreifen und ihrer Freundin Alles zu schreiben, nen die gleichlautenden Namen auch Z ufall sein. Der Himmel gebe es, um Sibyls willen." Ermüdet schloß sie endlich ihr Ge mach und begab sich zur Ruhe. 11. Capitel. war, schlief sie und erwachte am näch sten Morgen zu früher Stunde, und ihre Gedanken waren nicht bei Sibyl einen einfachen Anzug daraus, machte eine hübsche Toilette und stieg die Halle hinab. Die erste Person, der sie die be gegnete, war Georg Treot, der in einem fehlerlosen Anzüge auf und ab ging, heiter, frisch und hübsch, und die Reit peitschen und Gewehre musterte, die ei nen Eichenschrank füllten. Bei Paulet tens Anblick ging er ihr lebhaft entge gen. „Es freut mich, außer mir noch Je mand im Hause zu finden, der zeitig aussteht »nd dazu Jemand, der so lieb lich ist wie ein ganzer Garten voll Ro sen. Ist unsere Freundin, Hilda, schon in Bewegung?" „Ich habe nichts von ihr gehört. Wissen Sie, wie es meinem Vormund diesen Morgen geht?" sagte Paulette, vor ihm siebend, wobei ihre Schönheit die ganze Halle lichter zu machen schien. „Er wird beim Frühstück bei uns er- Sie nicht in den Park hinaus kommen? Es ist ein prächtiger Morgen. Ich habe bereits ein Bad genommen und gallo- Die Wahrheit zu sagen, war Pau lette in keiner Weise für diesen Mann eingenommen. Nichtsdestoweniger ging Getäfel. „Da sehen Sie die Weißenthurns in all' ihrer Glorie!" spottete er, während seine Miene sich verdunkelte; „ein wun derlicher Name, he? Sehen Sie diese Zwei, so ähnlich?" Er zeigte auf ein paar schöne, stolze Mannesgesichter, die neben einander hingen, so daß sie die Blicke sich zuwendeien. „Das sind die verstorbenen Söhne des Generals die zwei Thoren, die ein Weib vernich tete. Vielleicht ltune» Sie die Gr» schichte?" „Ich hörte sie den letzten Abend von Fräulein Hilda," stammelte Paulette. „Ah, Sie beeilte sich, Ihnen die schlimmen Seiten des Hauses zu zeigen. Sie finden wohl das Frulein sehr an genehm, nicht wahr?" „Wirtlich hatte ich noch keine Gele genheit, mir ein Urtheil zu bilden," antwortete Paulette kalt. „Wer ist der gebräunte junge Mann neben den bei den Brüdern der aussieht wie „Don Carlos" von Belasquez?" „Das ist Arthur von Weißenihurn, des Generals Erbe der letzte grüne Zweig, könnte man sagen, auf einem verdorrenden Baume; aber das Bild stellt ihn in einer früheren Periode dar er ist seit Jahren majorenn ge worden. Weil wir eben von denßrüdern sprechen, wissen Sie, daß Sie. ihnen überraschend ähnlich sehen beso ders Ernst." Sie fuhr zusammen in ungeheuchel iem Erstaunen. ..Ich!" „Sie! Hilda bemerkte es, und der G eneral hat es ebenfalls gefunden letzten Abend beim Diner." , Sie sah ein wenig verwirrt aus, sammelte sich aber rasch. „Ich erinnere mich auch, daß er sagte, daß oft solch: unerklärliche Aehn lichkeiten vorkommen. Kommen Sie! Ich liebe diese Gesichter nicht. Nur der herrUcher lichen Scene," sagte Trent, mit einem ausdrucksvollen Blick, „ist eine schöne Frau. Fräulein, ich finde nicht Worte genug, Ihnen zu sagen, welch' tiefes hätte ich gesagt: in meinem Herzen!" „Wirklich!" antwortete He gleichgil tig; „Sie schmeicheln mir." Eine plötzliche Gluth zeigt« sich in seinen hellbraunen Augen. Summe von Unrube und Kummer werth, die um ein Weib zu tragen, die Aufgabe des Mannes ist — jedes Opfer, seinem Tone lag, machte jetzt doch, daß Pauletten das Blut in die Wangen e > S'e " re Comnlim-nt- " sagte sie kalt. „Ist das nicht Hilda, die uns dort am Fenster beobachtet? Sie sieht aus, als ob sie Ihnen zürne. Ich denke, wir thäte» besser, zurückzukeh ren." Trent warf dem bleichen Gesichte, welches an einem der oberen Fenster erschien, eine Kußhand zu. „Ein liebliches Geschöpf!" sagte er spöttisch. „Glaube wohl, daß sie-mir zürnt und auch Ihnen. Ich habe eine viel zu Ihrem Glücke hier beitragen wird. Nein, lassenSie-uns nicht zurück gehen! wir wollen uns noch dieses ein gewisses boshaftes Vergnügen da ran zu finden, die Frau eifersüchtig zu machen, gegen welche sie instinctiv eine Trent, eilte aus den alten Soldaten zu und schlang ihre Arme um seinen Hals. „Wie befinden Sie sich diesen Mor- ihr liebliches Gesicht an das seine. Er küßte sie herzlich. „Biel besser, kleine Polly," antwor- Farbe." „Ich meinestheilZ habe mich vor trefflich amüsirt," sagte Trent rasch. „Wir sahen Sie am Fenster uns beob achten Sie haben keine Idee, wie wunderlich Sie aussahen. Sie reiten wohl gerne, Fräulein Werner?" „Ich bin mein Lebtag nicht zuPserde gewesen!" antwortete Paulette. „Dann mußt Du es sofort lernen," sprach der General. „Hier reitet Jeder mann. Trent ist ein guter Reiter er soll diesen Morgen mit uns gehen und Dir eine Lection geben." „Nichts könnt: mir mehr Vergnügen machen," erwiderte Trent, indem er den Blitzen schleudernden Augen Hildas mit einem wohlgefälligen Lächeln be gegnete. „Wir werden schon etwas in den Ställen finden, das für das Fräu lein paßt. Möchten Sie wohl so gütig sein, mir noch mehr Rahm zu geben, meine theure Hilda?" »Sie würden besser thun, einige der General. „Ich habe diesen Morgen Arthur geschrieben und ihm besohlen, mit dem nächsten Dampfer nach Hause Bei diesen Worten blickte Paulette Farbe wechseln. „Sie haben nach Arthur geschrie ben?" wiederholte er langsam. „Allerdings," antwortete der Gene ral mürrisch. „Ich ihn hier „Nun, Polly, laufe und kleide Dich gesendet wurde. ! „Hilf mir in das Reikleid, Rosa," sagte Paulette; „der General ha^die und ihre Augen richteten sich auf Trent, der unten im Parke auf- und abschritt, bereits für den Ritt gelleidet, und mit der Reitpeitsche die Häupter der Blumen, die er erreichen tonnte, er ! druck, der seltsam mit seiner gewöhn lichen lächelnden Sanftmuth contra ! stirte. Paulette stand und beobachtete ihn mit schweigendem Staunen. versuchen," sagte Rosa, und diesmal konnte sie das Kleid anziehen, undPau lette setzte das schöneHütchen auf, nahm strahlendes Bild im Spiegl. ! „Wie lieblich ich aussehe!" dachte sie. ! „Hübscher als je zuvor in meinem Le ben. Und Bormündchen hält mich noch für ein Kind ein fröhliches, thörich tes Kind, mit dem ganzen Leben vor mir und mit der Liebe und all' den Di ngen, die den Himmel einer Frau aus j machen. Ach, wenn er wüßte!" j Ihr Antlitz war im Momente bleich und kalt. Sie wendete sich rasch vom voi? Trent näherte sich Paulette! das düstere Aussehen seines Gesichtes gab einem Ausdruck der Bewunderung Raum. ! „Ich möchte wissen," flüsterte er, ! „was die todten und abgeschiedenen dieses Stammes fallen soll?" > „Was meinen Sie damit?" fragte Paulette. ,,Der General wird es Ihnen bald erklären. Kommen Sie, lassen Sie uns aufsteigen. Sie brauchen keine Furcht zu haben; dieses Pferd ist so fromm wie ein Lamm." Er nahm auS den Händen des Groom ein prächtiges Thier mit kleinen spitzen Ohren und mit einer Haut wie Atlas. „Gefällt Dir das Pferd, Polly?" sagte der General, indem er selbst in den Sattel stieg. „Sehr wohl; nun, ich schenke es Dir von diesem Momente an. Es ist schnell wie ein Falk und ei- nes meiner besten Vollblutpferde. Laßt uns jetzt eilen." I Trent hob Pauline auf den Rücken ihres braunen Pferdes, schob ihren kleinen Fuß in den Steigbügel und gab ihr die Zügel. Er bestieg dann sein ei genes Thier und die Drei ritten mit einander den breiten Fahrweg dahin. ! Es war ein prächtiger Morgen. Die ! Sonne schien hell und die Luft war von den köstlichen Düften einer blühenden Vegetation erfüllt. und war glücklich und der General blickte auf sie wohlwollend und der Wind spielte mit ihrem goldschim mernden Haar, das aufgelöst war und dessen Spitzen sich einmal an den Knö pfen auf Trents Rocke verfingen, als dieser ganz nahe an ihrer Seite ritt, mit seiner Hand auf ihrem Zügel. „Ich wollte, es wäre Ihr Herz!" flüsterte er, indem er die gelben Rin geln loswand und sie zögernd aus sei ner Hand liest. „Siehe!" rief der General, indem er sich auf seinen Steigbügel erhob und mit seinem rechten Arme einen großen Halbtreis beschrieb, „ist das nicht ein schönes Besitzthum, meine kleine Polly? Gott mein Nachfolger hier mehr Glückende, als mir zu Theil ge worden ist. Trotz ihres Reichthums und ihrer Bedeutung sind die Weißenthurns leider oft sehr unglücklich gewesen!" Sie hatten jetzt das Ufer des SeeZ erreicht. Das blaue Wasser kräuselte Möve tauchte ihre Brust in die schim mernde Fluth. Plötzlich zog Ti.ent die Ziiacl seines Pferdes an. „Ich werde Sie jetzt verlassen," sagte fame Art?" sagte sie. „Ihr Rechts freund, lieberVormund, scheint mir ein wunderlicher Mensch zu sein." „Er entfernt.sich," antwortete der G eneral, „weil ich allein mit Dir zu spre chen wünsche, mein theures Kind!" Er legte seine Hand auf den HalZ ihres Pferdes. „Ach, Bormündchen!" antwortete sie lachend, „wie Sie geheimnißvoll aus sehen! Bitte, sprechen Sie!" „Ich werde es. Ich habe nicht viel von dem Wesen eines Diplomaten an mir und weiß kaum, ob ich es sehr ge schickt anfange; aber ich weiß. Du wirst mir freundlich zuhören und auf die nehmen, der Dich als seine Tochter be trachtet. Polly, Du hast mich von Ar thur sprechen gehört. Er ist ein stattli cher Mann und schön wie ein Adonis. Wie Du diesen Morgen hörtest, habe ich ihn nach Hause berufen. Er ist ein in der großen Wüste Afrikas und am Nil zugebracht und es ist ein Wunder, daß er noch lebt. Ich habe ihn nun zu rückberufen, um ihn zu verheirathen Sie sah ihn ruhig an und nickte mit dem Kopfe. „Nach einer solchen Laufbahn kann er Nichts Besseres thun. Was für ein Herr muß er sein! Ich werde mich „Es freut mich, das zu hören," sagte der General. „Vor drei Jahren, Polly, habe ich schon für Arthur eine Gaitin erwählt. Ich habe sie für diese Stellung erzogen ich habe mit Ver stehst Du'mich nicht? Erräthst Tu nich!, stem Blick. Ihre Lippen bewegten sich, aber es kam kein Laut von ihnen. und erhob ihr farbloses Antlitz, nen!" „Ja." antwortete er; „Du bist es, Paulette Du!" 12. C a p i t e l. Drei Wochen n».iren Sibyl vergan gen, ihr Arm war geheilt, aber dessen ungeachtet war sie noch Varnecks Gast. Als Antwort auf das Telegramm, das an dem Tage nach ihrem Unglücke ab gesendet worden war, hatte sie nur wöhnliche Ausdrücke des Bedemerns und die Nachricht enthielt, daß die Krankheit ihrer Mutter wieder schlim mer geworden sei und sie wurde aufge fordert, zu bleiben, wo sie war, bis nian sie abholen würde. „Abholen!" rief sie. „Man behandelt mich, wie einen Pack Kaufmannsgüter. Kann es eine grausamere und unge nchtere Behandlung geben? Ich werde nicht warten, bis man mich abholt ich werde allein gehen!" „Das werde» Sie nicht thun," ant wortete er lächelnd. „Es könnte Sie ein neues Unglück treffen. Erwarten Sie geduldig die Wünsche Ihrer Mutter. Was inangelt denn unsererGastsreund schast, daß Sie mit derselben nicht län ger zufrieden fein wollen?" „Sehen Sie es denn nicht? Ist es denn nicht klar, daß sie mich haßt?" rief Sibyl leidenschaftlich. „Ich möchte fast treibt!" „Denken Sie gar nichts," antwortete er leicht; „feien Sie glücklich bei uns. l ischt bis in fp"t s/chist feine Gastfreundschaft »nd sah sich von ihm geehrt und ausgezeichnet. Konnte diese seltsame Art eines schönen Träu mers irgend einen Reiz haben für ein stolzes, alleinstehendes, phantasiereiches Mädchen von neunzehn Jahren? Nach und nach kam ihr das alte Landhaus vor wie ein verzauberterPa- -räume zu ten. Als die Thüre geöffnet wurde, sprangen die Hunde alle gleichzeitig empor und stürzten sich auf den schö nen, jungen Gast. „Legt Euch!" rief Varneck, als die Thiere sich an ihr erhoben, ihr die Hände leckten und freudig bellten, „legt Euch, ihr ungestümen Gesellen und haltet Euch ruhig! Sie haben sich die besondere Zuneigung all' meiner Doggen angeeignet, Fräulein Arn stein sie beachten mich gar nicht, wenn <Pie da sind. Ich bitte Sie, treten Sie ein und nehmen Sie Platz in mei nem Staatssessel." Er erhob sich und über sein ermüde tes Antlitz ging eine rasch: Verände rung. Seine Augen leuchteten helle. „Nein," antwortete sie', „ich kam nicht, um zu bleiben. Ich dachte, Sie segelten auf dem See." Lieblich stand sie da in der Dunkel heit, aus der ihr Profil sich abhob, wie das weiße Bild einer Camee von dem dunklen Untergrunde. Varneck trat zu einem der hohen Fenster. „Segeln auf dem See?" sagte er. „Allein? Nein! Ich wartete darauf, daß Sie mir einmal Gesellschaft leisten. Soll ick, Anna läuten, damit sie Ihnen einen Shawl bringe?" Das Blut brannte in ihren Wangen, aber sie schüttelte ihr Haupt. „Haben Sie Bedenken, sich mir an zuvertrauen?" sagte er im Tone des Borwurfes. „Wer weiß, was derMor geu bringt? Ich suhle mich Ihrer nie sicher. Ich erwarte jeden Augenblick, Jemand am Thore zu hören und dann werden Sie gehen und mein Haus wird wieder verlassen sein." „Diese Gefahr ist wohl nicht groß," sagte Sibyl mit Bitterkeit! „sie scheint sogar immer geringer zu werden." „Ah, nun verfallen Sie wieder in Ihre düstere Stimmung. Als JhrArzt bitte ich Sie, mich sofort zu begleiten, damit Sie den Dämon im Mondlichte verbannen." Er läutete nach Anna. Sie machten sich fertig und gingen einen schattigen Pfad durch den Gar ten, bis an das Seeufer, und Barnecks Hund- folgten ihnen. Er hatte einen Pelz mit sich genom men, um sie im Bote damit zu umhül len, denn Herr von Barneck betrachtete seinen Gast noch als Reconvalescenten. Wie oft erinnerte sich Sibyl noch später an diesen Gang an die dunk len Gesträuche, an denen der Thau schimmerte, an den Bollinond im tie fen Himmel! Der See lag, hier mit Weiden be säumt, gerade an dem Ende des großen Gartens. Ein kleiner Molo war in das Wasser hinaus gebaut und da befand sich Boot, mit einem starken Er geleitete Sibyl in das Fahrzeug, hüllte sie in den Pelz ein und spannte das Segel auf. Sie glitten langsam vos dem dunklen Ufer fort, die Hunde sprangen in das Wasser und schwam men hinter dem Boote wie Robben. Kaum bewegte sich der silberhelle Wasserspiegel. „Wir müssen nach Wind pfeifen," sagte Barneck, und wirklich begann er Segel mehr, und das Boot tanzte im Mondlichte dahin. „Hat mein Zauber nicht geholfen?" lachte Barneck. „Stille!" flüsterte Sibyl athemloZ, Das Pfeifen des Vogels hatte auf gehört, aber statt dessen ließ sich eine „Was ist das?" rief sie. „Wache oder träume ich? Ist die Nacht bezaubert?" „und daß von dort oben meine Seele zu Ihnen spricht.'' Mit ihren weißen Händen hielt sie eck wendete plötzlich sein Haupt gegen seine Gefährtin und betrachtete sie. B!ume die Ssunenwärme empfindet. Ihr Blut schien einen Moment zu sts« cken und dann schoß es um so rascher Sie senkte ihr stolzes Antlitz und» Fluch. h wachen. Als sich der Wind jetzt lebhaf ter erhob, wurden die Töne der Harfe am Mäste stärker und wilder. Es schien, als sängen sie von Sturm und Sorge, inen Felsenküsten zerschellen, von Schiffbruch und Zerstörung und Todesangst. Sie fuhren sprachlos dahin. Stunde um Stunde verging. Sibyl ließ zuerst ihre Stimme vernehmen. „Sollten wir nicht zurückkehren?" fragte sie in leisem Tone; „es muß spät sein." Sie des Sees, der Harfe und mei ner so bald müde?" „So bald?" stammelte Sie. „Sehen Sibyl zählte. Es schlug Zwölf. 1 „Mitternacht!" rief sie aus. „Wahrhaftig, ich dachte nicht daran. Ich wünschte, es bliebe immer so." Das kleine Boot tanzte zu demLan» dungsplatze zurück. Der Mond trat wieder kalt und schimmernd aus den Wolken. zärtlichen Küssen. „Sibyl!" rief er leidenschaftlich, „theure Sibyl!" Er zog sie an sich und drückte sie an da in einem innigen, langen Kusse. Schweigen folgte! Der kalte Mond' sah herab aus seiner Höhe, die Aeols- und athmeten schwer und tief. Plötzlich zuckte Barneck zusammen. Seine Hand ließ die Sibyls los. Er Sie!" Sie traten imt einander in die Halle. Ihre Glieder schienen ihr den Dienst zu versagen, ihr Kopf drehte sich und so wollte sie ihn verlassen, als er sie an der Stiege zurückhielt. Er war todten bleich und konnte kaum sprechen. „Sibyl, ich verlasse den Ort mit dem ersten Frühzuge," sagte Varneck. verlange von nur, Tie mir noch einen einzigen Tag vertrauen, dann werde ich wieder bei Ihnen sein. Ich Werve Alles erklären. Mein Herz ist voll; aber ich darf nicht mehr sa gen —ich habe kein Recht, mehr zu sa gen, als dies." drückte einen glühenden Kuß darauf und eilte fort. In der grauen Morgendämmerung hörte sie ihn gehen. Sie hörte die Thüre der Halle schließen und seinen festen Schritt auf dem Gartenwege. Im nächsten Augenblicke eilte er der Bahnstation zu. Sibyl faltete ihre weißen Hände. Er halte sie gebeten, ihm nur wenige „Herr von Varneck," sagte die Aus- Wärterin, als sie Sibyl beim Frühstück aufwartete, „hat den Schlüssel zu sei ner Bibliothek für Sie dagelassen »nd mich gebeten, Ihnen zu sagen, daß er zuverlässig mit dem Abendzuge wieder zurückkehren werde." „Er ist fort wohin ist er gegan gen?" fragte Sibyl. „Ich weiß es nicht, Fräulein, er ließ nicht einmal einen Wink fallen. Vielleicht zu seiner Mutter." Seine Mutter! An dufe hatte Sibyl nicht gedacht. Sie sagte nichts mehr, sondern ging schweigsam im Garten spazieren. bens bemühte sie sich, ein Buch zu lesen. Sie setzte sich an Barnecks Physharmo nika und spielte einige traurig klagende Accorde, aber eine Zentnerlast schien auf ihrem Herzen zu liegen. Das Haus kam ihr vor, wie ein Grabgewölbe. Sie wanderte an den See, von ihren vier silbigen Freunden begleitet! aber ein kalter, grauer Nebel hing wie ein Leichentuch über den Gewässern, und Barneck hatte das Boot sammt der Aeolsharse unter ein Obdach gebracht. VlfSfslfiye »lter»hum»fu«d«. Vor ewigen Monaten wurde in der romantischen St. Fideskirche von Schlettstadt bei den Restaurationsar. beiten. die der alten Kirche ihren ur» spriinqlichen Charakter wiedergegeben haben, zunächst unter dem neue» Fuß boden die Krypta wiedergefunden, der älteste Theil der Kirche. Dieser un-- terirdische Raum wurde im 17. Jahr hundert und ahmt^ später ungebauten Chormauer ein großes Grab aus dem 11. Jahrhun dert entdeckt, das eine große Menge von Mörtelstücken enthielt. Bei nä herer Untersuchung fand man, daß die Theilen einer Frauenleiche waren! der Abdruck des Kopfes mit dem Halse und der Brust war wohlerhalten. Mit Hilfe diefes'Mörtelfragmentes, das als ! Form benutzt wurde, gewann man ei- nen Gipsabdruck der Büste der Ver storbenen, sowie verschiedener Stoffe, > welche die Leiche trug. Offenbar war die Verstorbene in einen Sarg von Tannenholz, dessen Fragmente sich im Kalk erhalten haben, gelegt und zu nächst mit einer feinen Schicht abge löschten Kalkes, dann mit gröberem Mörtel zugeschüttet worden. Der Abdruck ist sehr scharf, man erkennt genau die Haare und das Gewebe der Haut. Der Kopf ist nach der rechten Schulter aeneigt, der linke Arm liegt auf der Brust, die linke Hand ist sicht bar: die linke Hälfte des Gesichtes hat j unter dem Druck des Mörtels etwas gelitten, die rechte Seite wurde dage gen durch die Masse geschützt. Die Verstorbene war etwa vierzig Jahre Diese Haartracht ist für die Zeit des 11. und 12. Jahrhunderts charakteri stisch. Diese Zöpfe hingen, mit Bän vorne herunter, bei der Leiche wurden - sie um den Kopf gewunden. Di« Todte trug ein eng anliegendes Kleid stoff (Art Musselin), den nur Vor- Diefcs Coftiim, das gestrickte Kleid ll. oder Anfang des 12. Jahrhunderts in den Jahren 1992, 1093 und 1094 wüthete die Pest im Elsaß und den > angrenzenden Ländern. Auch scheint die Tochter der Gründerin der Heilig- grabtirche (der neuentdeckten Krypta) I und der St. Fideskirche vor uns ha > öen. Hildegardis, Gattin des schwä> j bischen Grafen Friedn^ ! und von Kaiser Fried- rlch Barbarossa, hatte die Heiliggrab kapelle gegründet. Sie leibst, eil. Sohn und ihre Adelheid starben in de? lahren 1094 und 1096. Der Fund würde so ein bedeutendes historisches Interesse erhalten. llnter dem Pantoffel. Neue Krankheit. Zwei Bauern fahren aus ihren Brctterwaqen nach Hause. Unterwegs erkundigt sich cr denn? Ja. cegendlich weesi ich s oach nich recht, da Du.ter uiceiit halt, je hätte „Magenguitarre!" Eine falsche Vorspiege lung. Als ich mich um Ihre Tochter bewarb, versicherten Sie mir doch, daß sie ganz unmusikalisch sei!"—„Nun, das ist doch die reine Wahrdeit!"—„lm Gegentheil: Kaum ist sie Frau gewor den. gleich spielte sie die erste Geige im Hause!" Trost. „Tie Boa, die ich bei Ihnen lauste, ist nicht echt, sie hat schon teiue Federn mehr." „Um so besser. Haupt keine Federn." Mäßigkeit. Baronin (zum neuen Tiener) - „Und Sie trinken doch nicht etwa?" Diener: „Sehr wenig, gnadige Frau. Wasser zum Beispiel gar nicht." Der passendste Schmuck. A.: „Ihre Schwiegermutter ist wohl eine sehr redselige Dame?" B. : „Na, ich sage Ihnen, wenn die mal todt ist, lass ich nen Pappelbaum auf ihr Grat ,etzin!" 3
Significant historical Pennsylvania newspapers