2 «lu« »em Leben «in«» Humo risten. Aus dem Leben von Wilhelm Scholz irhakten wir von einem langjährigen Freunde des Verblichenen einige bisher in der Oeffentlichkeit noch nicht be lannte Mittheilungen. Die jetzt sämmtlich Verstorbenen, sogenannten .Unsterblichen" des „Kladderodatsch" Scholz, Dohm, Löwenstein und Kalisch trafen sich mit ihren näheren Freunden regelmäßig Abends am Stammtisch. Zn dieser Tafelrunde, der die witzig sten Köpfe von Alt-Berlin angehörten, herrschte beim gemiithlichenZusammen sein nicht die bissige Satire, sondern der harmlose Humor, und zumal Scholz verstand es meisterhast, durch seine im Tone vorgebrachten Anekdo ten zwergsellerschiitterndeWirkungen zu »zielen. So versetzte er eines Abends nicht nur seine Genoffen, sondern auch die aufmerksam lauschende Nachbar schaft in anhaltende Heiterkeit, und diese steigerte sich bei jeder neuen Anek dote derart, daß schließlich ein fremder Herr am nächsten Tische, der gerade kramps ergriffen ward und dabei dem Erzähler sein Bier gerade ins Gesicht goß. Starres Entsetzen und dann iisrigste Entschuldigung des Attentä ters. Scholz aber trocknete sich kalt blütig ab und sagte dann in seinem schast." Darauf tranken die Beiden wirklich Brüderschaft, und diese hielt bis zum Tode an. Bald ward besonders das „Klee blatt" Dohm-Scholz-Kalisch weltbe kannt. Als die Eisenbahn Berlin- Schriftsteller und Künstler aus Berlin „Kladderadatsch." Alles war sehr schön: Sonderzug von Berlin nach Dresden,und dort glänzendesFesteffen. Als man aber von letzterem aufbrach, Kladderadatsch - Herren gingen grok fchastlicher Wagen des Weges gefah ren. „Hält" schrie Dohm mit don nernder Stimme, indem er, -seinen Stock schwingend, sich quer auf den Fahrdamm stellte. Der Wagen hielt. Dohm riß die Thüre auf, bat seine Begleiter, in den Wagen einzu steigen, in dem ein vornehmer, alter Herr saß, und ries dem Rosselenker zu: „Nach dem Bahnhofe!" Da kein Ge genbefehl kam, gehorchte der Kutscher. Der rechtmäßige Inhaber des Wagens, der vor Entsetzen keinen Ton zu reden gewagt hatte, äußerte endlich schüchtern ja seinen unerbetenen Fahrgästen, daß er gar nicht die Absicht habe, nach dein Bahnhofe zu fahren. Die drei Frem den hatten sich bis dahin nur unter einander unterhalten. Jetzt erst äußerte Dohm seelenruhig: „Wir können doch nicht im Regen bis zum Bahnhof lau fen." Der alte Herr verstummte wie der. Nach «iiier Pause sagte er end lich zu den sich um ihn gar nicht küm mernden Herren: „So erlauben Sie, daß ich mich wenigstens vorstelle. Mein Name ist " Nun stellten sich ihm auch die Fremden vor, kurzweg nur ihre Namen angebend. Als der Herr aber hörte: „Scholz, Dohm, Kalisch", rief er erfreut aus: „Sind Sie die „Sie wollte ich schon lange gern kennen lernen. Sie bringe ich mit Vergnügen zur Bahn." folgende Thatsache: Der Schriftsteller Ein Lehrer wollte sei» nen Schülern den Unterschied zwischen arm und reich recht deutlich machen' .Wie nennt man", begann er, „die Leute, welche lein Geld besitzen, schlechte Kleider und nichts zu essen haben, oft sogar noch betteln müssen?" „Arme Leute!" antworte» der Schüler. -- .Gut", fuhr der Lehrer fort, „wie Kleider, viel Geld, Pferde und Wagen besitzen, viel Wein trinken, Pasteten, Austern, Froschkeulen und sogar Bo gelnester essen?" „Das sind ja Schweinehunde!" sagte der Knabe schnell. ste B»rl«dn«q anf der Welt««»- steUuag. An der Table d'hote d?s Alfter Ho tel« in Hamburg saß er ihr gegenüber. Schon vorhin, als sie mit ihrem Vater vom Berliner Bahnhof ankam, hatte sie sei» Interesse erregt. Sie war eine schlanke, dabei doch kräftig gebaute Blondine mit etwa» blassem Gesicht, großen blauen Augen, einer schmalen, geraden Nase und kleinem rothen Mund. Sie vlanderle sehr lebhaft und lacht« viel während deS Essens, so fröhlich und ungenirt, daß man sah, wie sehr sie sich freute, i» die Welt hinauSreise» zu kön nen. Der neben ihr fitzende und zu allen ihren Bemerkungen lächelnde und kopfnickeuoe Herr Papa war der unver fälschte T>>puS eines echten Berliner Spießbürger» : mit einem vollen rathen Gesicht, grauem Schnurrbart und dun kelblondem, stark mit Gran gemischtem Haar, daZ bereits von der Stirn merk lich zurückzuweichen begann. Aus ihrem Gespräch vernahm Fritz Bochmann, daß die Beiden beabsichtig ten, zur Weltausstellung nach Chicago Ai reisen. Er wollte dasselbe thun, und daher gewannen Bater und Toch ter, insbesondere die Letztere, erhöhtes Interesse für ihn. Das gab doch wahrscheinlich eine angenehme Reise gesellschast vorausgesetzt, daß man aus demselben Schisse die Fahrt »ach New Kork machte. Das junge Mädchen hatte bald de merkt, welche Aufmerksamkeit ihr der v>».»-vi!, sitzende junge Mann schenkte. Seine fortgesetzten bewundernden Blicke fetzten sie jedoch nicht in die geringste Verlegenheit, augenscheinlich war sie dergleichen gewohnt. Nur ein einziges Mal richtete sie ihre großen Augen halb neugierig, halb erstaunt anf ihn, wobei ein leises Lächeln befriedigter Eitelkeit um ihre Lippen zuckte. I Nach dem Essen erkundigte sich Fritz Dachmann bei dem Hotelpersonal nach den beiden Personen. Aber Niemand wußte ihm Auskunst zu geben, da sie , ihre Namen noch nicht in die Fremden liste eingetragen hatten. Und doch hätt« er gern gewußt, ob sie mit dem am nächsten Tage von Knxhaven abgehen den Tanipser weiter reisen würden. Ach was. dachte er schließlich, wer weiß, ob ich sie je im Leben wiedersehe! Dennoch, als cr am nächsten Tage das tleine Schiff bestieg, das ihn mit den andere» Passagieren nach dem gro ßen Oceandampser besördern sollte, ließ er seine Blicke in gespannter Er wartung uuter den fremden Gesichtern umherschweifen. Und da—ein freu diger Schreck durchfuhr ihn betrat sie am Arm ihres Baters das Verdeck. Als sie an ihm vorüberschritt und er grü ßend den Hut zog, dantte sie mit einem freundlichen Lächeln. Am nächsten Morgen halte man die deutsche Küste bereits weit hinter sich; Fritz Bachmann bekam seine beiden Reisegefährten erst am Mittag zu sehen, als die KajUtenpasjagiere sich im Speise saal zujammenianden. Er hatte in l zwischen erfahren, daß der Vater der jungen Dame ein Rentier Herke aus Berti» war. Der alte Herr war heute auffallend schweigsam und aß mit weit geringerem Appetit, als vorgestern in dem Hamburger Hotel. Seine gesunde rothe Farbe war über Nacht ganz ver schwunden. Alles in Allem: die ersten Anzeichen der drohenden «Seekrankheit. Das junge Mädchen dagegen war munterer denn je und sah ebenso srisch seinen Antworten zuweilen ein Berli- nismus entschlllpsle, so sah er, wie nn angenehm das die Tochter berührte, j Sie wars ihrem Bater dann jedesmal ! «inen vorwurfsvoll«» Blick oder flüsterte ihm ein leises „Aber, Papa!" zu. „lrgend so ein reich gewordener Krä- Er hoffte, das Mädchen am Nachmit tag auf Deck zu treffen, aber sie erschien nicht, obwohl das Weiter sehr schön war und sast sämmtliche andere Reisende Etwas mißmuthig und ungeduldig spazierte der junge Mann zwischen den plaudernden Gruppen auf und ab. ! Nun war sie hi«r mit ihm zwischen den selben Wänden nnd doch schien sich keine -Gelegenheit zu näherer Bekanntschaft bieten zu wollen. Gegen Abend stand er an der Brü> stung und blickte nach dem fernen ! sich deschäsligt hatten, in seiner Nähe cbcnsalls a» dem Geländer lehnte. Erst ! ' um ihre Schultern geworsen und sah in dem röthlichcn Dämmerlichte, das ihre zarte Gestalt wie in eine strahlende Glorie hüllte, so wunderbar schön aus, daß erste eine We>le voller Entzücken i betrachtete. Er begriff kaum, wie er den Muth send, so ohne Weiteres au ! sie heranzutreten und sie anzureden, s Sie antwortete ihm freundlich, und 5 nach den ersten Redensarten über das Wetter, den Sonnenuntergang, das Schissund die Mitreisenden, warf sie d!. Frage hin: zur Weltausstellung?" > »Ja, ich bin Berichterstatter und reise im Lustrage meiner Zeitung." I .Ah!" machte sie unwillkürlich be wundernd. „Die Ausstellung muß ja großartig sein," plauderte sie nach einer kurzen Pause weiter. „Papa wollte aber erst überhaupt nicht nach Chicago, und dan.» soll!« ich wieder durchaus nicht mit. Mama war dage- gen. Solche weite Reise und acht Tage auf dem Wasser, das sei zu anstrengend für mich. Aber wissen Sie, Papa kann mir nichts abschlagen." lachte sie, und da setzte ich schließlich doch meine» Willen durch. Es ist ja auch nicht d»- erste Mal, daß ich auf dem Wasser bin." .Sie sind also schon öfter gereist?" „Gewiß, wir reisen jeden Sommcr, nämlich Papa »nd ich. Hm vorigen Jahr z. B. waren wir nach Schweden, Stockholm. Und dann über Kopen hagen zurück. Waren Sie schon da?" Fritz verneinte. „Aber von Berlin nach New Vork, die Reise habe ich schon zweimal gemacht.'" „So, da kennen Sie wohl Amerika gründlich?" „Das nun gerade nicht"' lächelte er, „aber New Hork wenigstens so einiger maßen." .Uns werden Sie nicht seekrank?" „Das war ich nur das erste Mal. Ich wundcre mich aber, daß Sie, Fräu lein Herke, so gefeit gegen dieses Uebel sind. Sie haben jedenfalls der See im vorigen Jahre bereits Ihren Tribut gezahlt." „Bei der Hinreise ja. aber nachher ginge!" Sie schien sich aber das griesgrämige Wesen ihres Baters nicht besondeiS zu Herzen zu nehmen, denn sie lachte und Eines Abends lehnten Beide leise plaudernd an 'der Brüstung. Ueber ihnen am dunklen Himmel funkelten unzählige Sterne, und der volle Mond goß sein blasses Licht auf Schiff und Meer. Tie mächtigen Schornsteine des Nie endampserS warsen lange schwarze Schalten aus das Verdeck. Unter ihnen leuchtete das Meer in Myriaden von Funken, und das Schiff zog eine weit hin erkennbare breite blitzende Furche ixie einen Silberstrang durch da» ! Wasser. I Sie waren ganz allein und verfolg» ten mit ihren Blicken die weißen, blen denden Schaumtämme, welche das Schiff beim Durchschneiden der Wellen > erzeugten und bewunderten das seltsam phosphorescirende Leuchten des Mee res. Die tiese Stille um sie her, die erhabene Poesie des Anblicks, den sie gcmeinsa!» genossen, ries in ihre» jun gen, empfänglichen Herzen ein schaurig süßes Gefühl der Ehrsurcht und ein zärtliches Empfinden wach. Unbewußt traten sie dicht neben einander, Schul ter an Schulter. Ihre Hände auf dem Geländer berührten sich, und Beide suhlten sie bei dieser Berührung einen wonnigeu, beseligenden Schauer. Fritz welche er die seine gelegt hatte, und flüsterte, sein Gesicht dem ihren nähernd, so daß ihr Haar seine Wange streifte, mit vibricender Stimme: .Fräulein Meta " Meta erbebte, als sein Athem ihr Antlitz umjächelte, ihre Augen schim merte» seucht, ihr Busen hob und senkte sich in stürmischen Athemzügen. Ihr war. als umfange sie ein schöner Traum. Schiff und Meer schwanden vor ihren Sinnen, und sie vernahm nur sai» zu Herze» dringende Männer stimme an ihrem Ohr. Aber als er plötzlich einen heißen Kuß auf ihre Hand drückte, da fuhr sie erschreckt aus ihrem seligen Selbstvergessen auf Meta's Vater wurde nicht eher sicht bar, als bis das Schiff in den Haftn von New Uork einlief. Noch immer etwas blaß und abgespannt, kam er dann auf Deck und beeilte sich, wieder festes Land unter seine Füße zu brin gen. Erst im Hotel fühlte er sich ganz > wohl und gewann auch sofort seine gute Laune wieder. Fritz hatte sich in demselben Hotel einquartirt und suchte sich nun auch dem Vate» der heimlich Geliebten mehr zu nähern. Das war durchaus nicht schwierig. Es genügte, daß er aus Berlin war, um den alten Herrn so fort für ihn einzunehmen. Derselbe Philister Alles und zog überall Ver gleiche, die natürlich niemals zu Un gunsten der deutschen Reichshauptstaot ausfielen. „Wissen Sie, Herr Doktor, Amerika ist ja ganz gut," bemerkte er gleich am ersten Tage zu Fritz, nachdem er kaum ein halbes Dutzend Straßen von New Aork gesehen hatte, „aber gegen Berlin kommt's nicht aus. Die Leute haben Phantasie. Ich bitte Die Stra ßen mit Zahlen zu benennen, anstatt mit Namen. Wie soll man sich denn zurechtfinden?" Die Beförderung mittelst Fahrstuhl nach den oberen Stockwerken im Hotel gewann zwar seinen Beifall, dafür schimpfte er aber über das Bier, das schlechter sei als in der elendesten De stille im Berliner Voigtland. Das hinderte ihn aber nicht, demselben eben so wacker zuzusprechen, wie er es da heim zu thun pflegte. Nachdem er zwei Tage in New Uork umhergelaufen und Meta von ei ner Sehenswürdigkeit zur anderen geschleppt hatte, wobei Fritz den lie benswürdigen Führer machte, erklärte er, nun habe er genug. Und am näch- sten Morgen saß man denn im Zuc und dampfte der „Gartenstadt" entzc gen. In Chicago angelangt, bezog man eines jener Hotels, welche zu diesem Zweck eigens gebaut waren ein elende Baracke, wie Meta's Vater sich geringschätzig ausdrückte, welche ein mäßiger Wind eines Tages über den Hausen Wersen würde und in der man daher seines Lebens nicht sicher sei. „In Berlin dürsten sie solchen Schwin del nicht machen," sagte er, „da würde die Polizei schön dazwischen fahren. Alles aus Holz! Ist ja furchtbar feuergefährlich!" Ihm schien hier überhaupt nichts zu imponiren, weder die großartigen, öf fentlichen Gebäude, noch die Ausstel lung selbst. Tag für Tag streifte man nun zu Dreien in derselben umher. Fritz war Vater und Tochter gleich un-, entbehrlich geworden. Eines Tages, man befand sich ge rade in einer ungeheuren Maschinen halle, stieß Meta's Vater einen lauten Freudenschrei aus und stürzte dann aus eine Gruppe Herreu los, die um eine der Maschinen herumstanden. „Herrgott! Krause, Lehmann! Seid Ihr auch hier?" „Nanu, Herke!? Also auch in Chi cago? Na, da ist ja bald die ganze Lindenstraße hier!" Und die drei Berliner Freunde schüttelten sich die Hände. „Nee, Kinder, die Hitze hier in Amerika," seufzte, nachdem die ersten Fragen und Antworten ausgetauscht waren,der dickeGetreidehändlerKrause, indem er sich mit seinem rothseidenen Taschentuch den Schweiß von der Stirn trocknete. „In Berlin wird's jetzt doch wohl gemüthlicher sein." „Aber großartig ist hier Alles," meinte Lehmann, «in Seiftnfabrikant gleichfalls aus der Lindenstraße, „bei uns in Berlin bringen sie so was nicht zu Stande. Ja, die Amerikaner —alle Achtung!" Die beiden Anderen sahen ihn ganz entrüstet an. „Na, hör' mal, Leh mann," sagte Herke, „denkst Du viel leicht wirklich, in Amerika können sie blos Weltausstellungen machen? Wart's man ab. Wir kriegen bei uns auch 'mal eine, gegen die die Chicagoer gar nichts ist. Da kannst Du denn Deine Reise gleich mit ausstellen!" Lehmann machte ein wüthendes Ge sicht, stimmte aber schließlich in das allgemeine Gelächter, welches diese Be merkung hervorrief, mit ein. Nach ei nigem Hin- und Herreden einigten sich die Drei dahin, daß man das unver hoffte Wiedersehen beim Bier feiern müsse. „Wir sind drei Mann," sagte Krause, „machen wir also einen Skat! Wenn wir noch 'n paar Berliner fin den, könnten wir gleich einen Verein gründen." „Jawoll, 'n Columbia-Verein," be merkte Lehmann, „das wäre zeitge mäß." „Ja, wo ist denn eigentlich mein Mädel und der Doktor?" rief plötzlich Herke, indem er sich suchend umsah. Die Beiden waren aber nirgends zu werden sich nicht verlaufen." Und damit zog er den Freund mit sich hinter Lehmann her, der schon vorausging. Kaum hatte das Kleeblatt den Raum verlassen, als Fritz und Meta hinter enierMaschine hervorkamen und lich. „Papa wird sich seinen Bekannten angeschlossen haben," tröst-te Fritz, „wir werden ihnen schon noch begeg nen". Im Grunde war er glücklich, >.iit ihr allein zu sein. Meta beruhigte sich auch bald und ließ sich von ihm weiter führen. So wanderten sie 2 Stunden lang umher und kamen endlich auf ei nen großen freien Platz, auf welchem eine gewaltige Menschenmenge hin- und herflutl>ete. In der Mitte ragte !sehxn?" S p sp ' Meta bezeigte große Lust dazu, aber es schien ihr doch auch wieder sehr ge wagt, sich dem Ballon anzuvertrauen. > Sie zögerte. ! „Ist es denn auch gar nicht gefähr lich?" fragte sie. ! „Bewahre. Nicht 'mal so gesähr ! lich wie eine Eisenbahnfahrt oder eine Seereise. Sie sind doch sonst ein so tapferes Mädchen, Fräulein Meta, und ich sage Ihnen, Sie werden einen unvergleichlichen Genuß davon haben." Es Ware» noch gerade zwei Plätze in der Gondel frei. Meta stieg ent schlossen, wenn auch etwas blaß und ausgeregt, ein, und nachdem Fritz ihr gefolgt war, wurde das Zeichen zur Abfahrt gegeben. Der Ballon stieg zu Anfang lang sam, dann aber mit immer größerer Schnelligkeit in die Höhe. Meta hielt sich krampfthast mit beiden Händen am Rande des Korbes fest, den angstvollen Blick starr auf die Erde gerichtet, von welcher sie sich in rasender Geschwin digkeit entfernte. Ihr war es jedoch, als ob nicht der Ballon, sondern die Erde in Bewegung sei. Der Ballon schien still zu stehen, die Erde dagegen senkte. lich schwindelig," setzt« «r hinzu. Meta schämte sich beinahe ihrer Schwäche. Mit en«rgisch«r Willens anstrengung hob sie den Kopf Ueber ihr hing, wie eine ungeheure Kugel, scheinbar unbeweglich, der Ballon, und die dünnen Leinen, welche von feinem Netzwerk herab mit dem Korbe verbun- Halt, d«r sie vor dem Herabstürzen in die Tiefe bewahrte. Von Neuem über fiel sie ein heißes Angstgefühl. Ihr war, als schwebe sie frei in der Lust. Unwillkürlich schmiegte sie sich Schutz suchend enger an den neben ihr stehen den jungen Mann, der leise, fast un merklich seinen Arm um ihre Taille legte und die Zitternde an sich drückte. Meta schloß die Augen, und ihr Kopf sank auf feine Schulter. Das Blut klopfte heftig in ihren Schläfen, sie glaubte sich einer Ohnmacht nahe. Da tönte plötzlich weich und innig seine Stimme in ihr Ohr. „Meta, wieder nur immer dieselben einfachen Worte, so zärtlich bittend, so wunder bar süß, so berauschend, daß sie ein seliges Gefühl von Wonne und Glück in ihr hervorriefen. Und wie sein Arm sie so fest umschlang, sein Herz laut an ihrem Herzen pochte und seine alle Furcht von sich weichen; ihr ward so leicht, so froh, und sie wähnte, mit ihm hinaufzufchweben in die blaue höher, weit über die Wollen hinaus, Da ein plötzlicher Ruck der Bal lon stand still. Meta richtete sichver zenden Sonnenschein sich ansbreitende Panorama. Die Stadt mit ihren zahllosen Gebäuden und die Ausstel l lung auf einen winzigen Punkt zu sammengedrängt und ringsherum die Gärten »nd grünen Felder und weiter bis zum fernen Horizont, gleich einem dunklen Kranz, endlose Wälder —es war ein entzückender Anblick. Und während nun alle übrigen Insassen der Gondel ihre staunenden Blicke nach der Erde richteten, fuhr Fritz, hinge rissen von-feinem Emps'iidenMsternd fort: „Meta, antworten Sie mir, feine Arme um sie und preßt; sie an sich: „Meine Meta, meine liebste ja! In. Luftballon! Meta! Hurrah!" Und Meta sah ihren Vater in Ge gelandet, so sprang Meta hastig, er regt aus dem Korbe und näherte sich verlegen ihrem Vater. Aufgeregtheit und ihr glühendes Ge sicht ausfielen, „wie siehst Du denn aus, Meta? Du—" fuhr er mißtrau isch fort, als sie seinen Blicken aus wich, mit dem Doktor so allein im Luftballon? Was hat das zu bedeu ten?" „Ach, Papa," stotterte Meta, "gar „Na, ich danke, Ihr drückt Euch „Aber wie kannst Du nur so fra gen, Papa? Die Ausstellung wollten „Die Ausstellung wird Euch wohl „Nun was habt Ihr?" Ihr Vater starrte sie verdutzt an. stes Gesicht. schöne Geschichte. Wir kennen den Herrn ja kaum vierzehn Tage. Ich begreise Dich nicht. Was denkst Du böses Gesicht! Ist er Dir denn nicht recht? Und sich dem eben herantreten den jungen Manne zuwendend, sagte sie: „Kommen Sie, Papa will mit Ihne» sprechen." ~Ja, Herr Doktor," nahm ihr Vater auch sogleich das Wort, „ich muß Ih nen sagen, daß mir die Sache nicht recht gefällt. Ich habe ja gegen Ihre Einwilligung kann ich doch nicht so ohne Weiteres geben. Vierzehn Tage Bekanntschaft und dann schon Verlo bung! Sie werden zugeben, daß das ein bischen plötzlich ist. Und davon abgesehen, es sind vorher doch auch noch andere sehr wichtige Punkte zu berücksichtigen." mit den Worten: „Ach, Herr Doktor! Sie sind's wirtlich, ich habe Sie vor hin im Gedränge gar nicht erkannt," auf ihn zueilte. Er schüttelte Fritz Rede fortzusetzen, als ihn Meta's Va ter am Arm ergriff und bei Seite winkte. „Hör' mal, Krause, kennst Du den „Gewiß, Du nicht?" „Nein, wir sind erst auf der Reise test mir wohl über seine Verhältnisse u. s. w. Aufschluß geben. Er will nämlich meine Meta haben." Weiht Du, er ist derselbe Bach- Tante Voß schrieb. Das ist der Mann s„r uns, sagtest Du damals. Und ich sage Dir, der macht sich noch 'mal einen Namen!" „Was, der ist es? Na, denn—Herr Doktor," wandte er sich freudig erregt an Fritz. „Wir wollen die Sache in Berlin weiter besprechen. Ich werde Ihren Wünschen nichts in den Weg legen." Fritz nahm etwas verwundert Über die plötzliche Nachgiebigkeit des alten Herrn die dargebotene Hand desselben und drückte sie unter einigen Dankes worten, während Meta sich der ande ren Hand ihres Vaters bemächtigte. Sage 'mal, Krause, woher kennst Du denn den Doktor eigentlich persön lich?" fragte Herke, nachdem die ersten stürmischen Reden und Gegenreden vorüber waren. „Der Doktor wohnt ja bei mir in meinem Hause," erwiderte der Ge fragte. „Was? Da wären wir ja Nach barn. Es ist ja bloß drei Häuser von uns ab!" „Wahrhaftig," sagte Fritz zu Meta, „wie nahe sind wir uns da schon jah relang gewesen und doch einander ganz fremd! Wie wunderbar! Erst das Meer mußten wir durchsegeln, einen fremden Erdtheil aufsuchen, um uns zu finden. Und darum," rief er laut und fröhlich, indem er seimn Arm um Meta legte und mit der freien Hand auf ihr mein Glück gefunden, ein be geistertes Hoch der Columbia-Ausstel lung!" „Hoch! Hoch! Hurrah!" stimmten Alle jubelnd ein, indeß Meta mit glückstrahlendem Lächeln sich an den Geliebten schmiegte. Das strikenve ivtcer. In einem kleineren Provinztheater sollte Shakespeare's Schauspiel „Der die Unruhe der Wellen naturgetreu darzustellen. Dafür erhielten sie ge wöhnlich eine Mark. Aber da die Geschäfte in letzter Zeit nicht besonders gute gewesen waren, hatte der Director ter den Statisten. Das Meer brauste Als am Abend das Stück ausge aus die Bühne herabfielen, während der Wind pfiff und heulte, blieb das Meer ruhig liegen, als ob nicht das „Nein, zehn meinetwegen, aber nicht mehr." Das Meer blieb spiegelglatt Das Publikum im Saal lachte aiis Dafür brach der Sturm aber nun im Saal los. Man lachte, schrie und pfiff. „Der Teufel hole Euch alle," die Wellen nicht hoch gehen, sollt Ihr Und das Meer, durch den Sturm gepeitscht, hob und senkte sich in wil dem Durcheinander, laut heulend und von einem Ende zum andern durchriß und die fünfzehn Meerbeweger auf die Bühne taumelten. Das war das Ende des „Sturms". —ln schwacher Stunde. .Warum nimmst Du denn auf einnial Deinen Hut »nd brichst so schleunig aus?" „Ach. dort kommt mein Schnei der und ich habe heule gerade G.'ld! EH. wäre schrecklich, wenn ich em Ende »ich, sest bliebe!" > vin wenvtsÄe« Hoch,ctt»f«st. Eine wendische Hochzeit von selte ner Großartigkeit wurde vor einigen Tagen im Spreewalde gefeiert. Ein Berichterstatter des „L. A." weiß von dem Feste Folgendes zu erzählen: Der Geistliche hatte den Trauungsalt auf Nachmittags 2 Uhr angesetzt. Die Gäste trafen aber bereits zwei Stun den vorher im Hause der Braut ein. Sie setzten sich sofort an die gedeckten Tische, aßen Butterbrod und Käse und tranken dazu reichlich Bier und Branntwein. Inzwischen war auch der Bräutigam mit seinen Verwand ten zu Wagen angekommen. Er be gab sich nach der Begrüßung der Gäste zu der in ihrem Kämmerlein im beäutlichen Schmuck seiner harrenden Braut. Schweigend heftet sie ihm den auf dem zarten, zusammengeleg te» Batisttuch in ihrer Hand ruhenden „Wenk" d. i. ein kleines, unscheinbares Myrtenkränzchen, an den linken Ober arm. Ein solches Kränzchen bekommt im Spreewalde aus der Hand der Braut nur der „ehrbare Bräutigam". Die Hochzeitsgäste hatten sich inzwi schen vollzählig eingefunden. Nun schmückten die Brautjungfern ihre Burschen mit einem Sträußchen, das besteht und nach unten mit einer sei denen, mit langen Zipfeln versehenen Schleife abschließt; außerdem heftete» sie ihrem Kavalier «in buntes Tuch auf die Brust. Die allgemeine Auf merksamkeit unier der schmucken Schaar lenkt der „Pobratsch", d. ist der Brautführer, auf sich. Die „Masch", fünf Ellen langes Stück aus bestem, weißem Damast, mit rothen und weißen Fransen verziert, um die rechte Schulter; dann bindet sie ihm an an der linkin Seite eine große Schleife. Einen schweren, klirrenden Schleppsäbel hat der „Pobratsch" schon in seiner Wohnung angelegt. Nach Beendigung des feucht-sröhlichen bekränzten Wagen paarweise Platz. Nachdem die Aufstellung beendet, be gibt sich der „Pobratsch" ins Hoch zeitshaus und sührt die hold erröthen de Braut zu dem ersten Wagen, der Bräutigam folgt mit der „Masch". Auf dem Haupte der Braut prangt die auf schweeweißem Spitzenrade ruhende, Blüthen blinken goldene Perlen hervor; allerliebste Guirlanden aus künstlichen Blumen, welch« an die zierlich mit Brot, Butter, Käse, Leber- und obst. Schweinebraten, Salat. Gebackener Quark. Kaffee mit Ku chen und Napfkuchen. Alle Speisen waren schmackhaft zubereitet und mun- Als Getränke wurden Lagerbier, Zi tronen- und Rosinliköre für das sah nach dem Rechten. Um 10 Uhr alle Gott" geschlossen. Unterdeß hatte versammelt und wurde reichlich mit Speise und Trank bewirthet. Nach einigen Stunden zwanglosen Zusam stete sich die Gesellschaft zum Aufbruch, verließ der Zug unter Laternenbe leuchtung das Hochzeitshaus. Aus demTogcbuche ei nes Don Juan. Wenn ich einer verheiratbelen Frau einen Brief schreibe, so datire ich denselben stet» vom ersten April, sieht ihn der Gatte, so kann man ihm immer noch einre scherz'
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