Hrunyilde. (10. Fortsetzung und Schluß.) »Habe schon davon gehört; wunder» 'bare Sache, von der kein Mensch was Gescheidtes weiß aber arm sind Sie nicht, so lange Holm Hohenau noch einen Kreuzer hat. Haben mich leider schon mal absallen lassen, sehen aber doch heute, daß nickit Nebeninteressen, nur wahre Liebe zu I>bnen mich beherr schen. Aus Ehre, hier ist meine Hand Comtesse, göttliche Brunhilde, eine einzige Silbe und ich bin der Glücklichste aller' Sterblichen. Sie lehren zurück in Ihre Atmosphäre, sollen alle Damen ausstechen bei Hose, auf Ehre! Sie ken nen meine Vermögensverhältnisse; je der Wunsch wird mir Befehl sein ich liebe Sie ja so lange schon und so treu!" Er stotterte recht bedeutend und sah dabei unglaublich hilflos und verlegen aus und dennoch dachte Brunhilde nicht einen Augenblick darn, zu lächeln, Wie sie wohl früher gethan. Noch eine, vielleicht die letzte Gele genheit, zurückzukehren in jenes Lebm voll äußerlichen Glanzes, die Stellung wieder zu erobern, welche sie einst mit so viel Stolz ausgefüllt. Nur einenMo n,ent schwankte sie. „Sie haben mir wohlgethan, Graf. Sie sind ein treuerer Freund als man cher Andere, den ich minder gekränkt. Ich werde Ihnen stets als Freundin zu gethan bleiben. Mehr beanspruchen Si« nicht mein Herz ist nicht frei." „Beste, theuerste Comtesse —" „Sie thun mir weh, lieber Hohenau ich vermag nichts gegen mein Ge fühl!" „Und nach dem meinigen fragen Sie nicht!" seufzte der Graf kläglich. „Ich verstehe Viktor!" „Nein nicht er, keiner, den Sie zu Ihrer Gesellschaft zählen, sondern ein einfacher, fester, echter Mann, dem ich die Erkenntniß des wahren Lebens und wahren Glückes verdanke, ein Mann, der Ursache hat, mich zu verachten und zu hassen, und der dennoch die Keime des Guten, die in mir lagen, zum Wachsthum brachte und endlich :in Mann, den ich jedenfalls nie wieder sehen werde. Sie haben keine Ursache zu Neid und Eifersucht, lieber Graf." „Mein Gott ich hatte so viel Hoff nung, Sie lassen mir gar leine, Grä fin? Bin ja nicht so arrogant. Ihr Herz sofort in Anspruch zu nehmen. Will nur für Sie zu sorgen und einzutreten das Recht haben, auf meine Ehre!" „Ich würde Unrecht thun, wenn ich Ihnen noch eine Hoffnung ließe!" Der Graf küßte Brunhilde die Hand. Sein schmales, hageres Gesicht schien wie mit grauer Farbe überzogen. „Bin einmal ein Pechvogel ge statten Sie gütigst, daß ich morgen erst mich formell verabschiede." „Sie sind mir jederzeit willkommen, mein lieber, einzig treuer Freund aus der alten Zeit," antwortete Brunhilde mit herzlicher Wärme und einem festen Händedruck. Er murmelte etwas Undeutliches, schüttelte den Kopf, so weit es der un geheuer hohe, steife Kragen gestattete, küßte ihr mehrmals die Hand und schritt schnell davon, die langen Füße in den unförmlichen Segeltuchschuhen ein wärtssetzend und trübselig mit den rend. Er dauerte Brunhilde. Er war nichts weniger als ein begabter Kons, sein Blick ging nicht im Geringsten über den nes hinaus, so Oanche Lächerlichkeit haftete ihm an und doch war er im Gründe ein besserer, als Vittor, ein wahrer Edelmann, und sie hatte auf ein ehrenhaftes, braves, ihr treu erge benes Herz verzichtet und zugleich auf eine sorgenfreie, ja glänzende Zukunft. unterdrückter Ruf anzuhören, ließ sie die ?' ne auf diesen stützend, Wolf Der Ausdruck ihres Gesichtes sagte gesehen hatte. Damals hob sich diese ihre Hand zum Schlage gegen ihn, hatte sie ihn beschimpft in unverzeihlicher Ein heiserer Ton quoll aus ihrer Brust empor, während sie halb bewußt los in die Kniee sank. „Brunhilde!" blickte er in ihr Antlitz, das sich unter seinem flammendcn Augenstrahl jäh mit purpurner Nöthe färbte. „Ist der Kampf zwischen Haß und Liebe endlich ausgekämpft? W'illst auch Du verzeihen, daß ich trotziger, eigen sinniger Thor Dich befehdete, nur weil ich vom ersten Auginblick an fühlte, daß ich Dich über alles würde lieben müssen, wenn ich Dich nicht haßte?... Du hast Dich tapfer gesträubt, Du holde, wonnige Walküre, und bist nun doch unterlegen... willst Du mich euch gern annehmen zu Deinem Herrn und Mere.st i Er lachte und lachend und weinend hing si: an seinem Halse. „Mein Siegfried —" sie beugte ihr Nn!M> "kg?n das seine und sah ihm nun tief und ernst ins Auge „durch Dich erwachte ich erst zum wahren Le- orn, Zvir geyorr es vr» zum lezren Athemzug. Laß mich Dein Weib, die Vertraute und Gefährtin Deiner Freu den und Arbeiten sein, und ich bin glücklicher und stolzer als eine Fürstin." Wolf Auras küßte sie. „Mein Weib, für alle Ewigkeit mein Liebstes!" (Ende.) Das Muttermal. 1. Capitel. Es ist eine wilde, regnerische und sternlose Märznacht im Jahre 185 S. Rabenschwarz ist die Nacht, der Sturm peitscht die Wogen der Nordsee an den Strand der Sturm braust über die baumlose Straße, die sich zu den Fi scherhütten erstreckt, welche sich verein zelt am Strande zeigen. In dieser vom Weifen und Heulen des Sturmwindes durchtosten Nacht braust ein geschlossener, von dampfen den Pferden im Galopp gezogener Wa gen dahin. Laternen befinden sich da ran, aber kein Licht brennt darin. Der Kutscher, von dessen Wachstuchmantel der Regen »n kleinen Bächen herab« strömt, sitzt stumm und bewegungslos auf dem Bocke. regten Elementes, welches gegen die Grundfesten der großen Teufelsfelfen mit seiner wilden Kraft arbeitet, tobt Wagens heftig angestoßen. „Fahre zum nächsten Hause, peit sche die Pferde, es lieOt nichts daran, matteten Thiere unter den Schlägen der Peitsche, daß die Räder durch den Schlamm dahinflogen. Ein Heller von einer Biertelstunde sichtbar. Als man sich demselben näherte, konnte man erkennen, daß er von einem niedri gen, armseligen Hause kam, das un ter einem Felsenriffe nahe der Straße stand, seine Vorderseite der See zuge wendet. Vor dem Hause angelangt, sprang der Kutscher vom Bocke. „Hier sind wir, Herr Baron!" Aus dem Wagen sprang ein Mann In langem Mantel, den Hut tief in die Stirne gedrückt. Er schlug mit beiden Fäusten an die Thüre des Hauses. „Oefsnet!" schrie er. „Oeffnet, Ihr Als Antwort' wurde ein rostiger Riegel zurückgezogen, und ein unan genehm häßlich aussehendes Cab- Weib, in einem Kleide von Kattun und mit einem eben solchen Halstuche und etwas nach Wachholderbranntwein rie- , chend, erschien auf der Schwelle, mit ei ner Kerze in der Hand. „Um des Herrn Willen, meint Ihr, mir das Haus über dem Kopfe zusam men zu schlager?" sagte sie. „Wer seid Ihr und was wollt Ihr?" Das Kerzenlicht fiel auf den Mann und zeigte ihr, unter der tropfenden bleich wie Asche. „Es ist eine Lady hier außen," ant wortete er, „heftig von Krankheit er griffen zu krank, um weiter zu ge hen! Seht Ihr dies da, Eerberus? Nehmt es, um Gotteswillen, und laßt mich sie hineinbringen!" Er drückte einige Goldstücke in die Hand des Weibes und diese schloß ihre Finger gierig über diesem allmächtigen barn ist es gerade der Fall, wie zwischen Hund und Katzen. Aber Sie sollen Ih ren Willen haben, wenn es sein muß! Ecke ein Bett stand. ..s>o»<!t k"? Licht." soite das Weib, „und ich will ihr die Kleider adne, nzen." Er nahm die Kerze mit heftig zit terntir Hand. Als er dies that, öffne ten sich die Falten feines langen Man fchimmerten auf dunkelblauem Grunde. „Wenn es Euch recht ist," sagte sie, „möchte ich wohl um Euren Namen bit- Schönheit, wie sie die Dichter > de» Orients gepriesen. Ihr Antlitz schim merte wieMarmor aus den wirr:nMaf sen ihres tiefschwarzen Haares. Ihre mandelförmigen großen Augen schienen die einer Jüdin zu sein und sie wurden noch mehr verdunkelt durch die prächti gen Wimpern. Sie klammerte ihre blen denden Hände in die Barchentdecke deS Bettes und sie schimmerten wie Lilien so weiß und funkelten von koftbarenJu wtlen. „Ihr seid nicht weit gekommen mit Gr in einem solchen Staate, denke ich?" sagte Frau Christoph. Des Mannes blau- Augen schössen Flammen auf sie, aber er antwortete nicht. .Sie sieht selbst fast noch wie einKind aus," fuhr die Frau fort. «Ihr müht wahnsinnig gewesen sein, in einer sol chen Nacht eine Reise mit ihr zu unter nehmen." „Wo tn's Himmels Namen finde ich einen Doktor?" „Eine Stunde weiter im Städtchen, vcnn Ihr ihn vom Feuer und seinem htibfchen Weibe ruft in solch' einer Nacht." dem bescheidenen Zeitmesser, der sich auf Doktor Walters Kamin-Gesimse be fand, als sich das Rollen von Rädern ließ. Müde von der eifrigen Thätigkeit eines ganzen Tages nahm der junge Arzt eben seinen Thee aus den Händen eines goldhaarigen Engels, den er sein Weib nannte das lieblichste kleine Geschöpf, das je die rauhen Seewinde berührten. Da ließen sich von außen hastige Fußtritte vernehmen, dann er scholl plöKlich barsch und laut dieThür glocke durch das glückliche Haus. »Wer kann das sein?" sag!e der gold haarige Engel, die Theetass: niederse tzend, während sich ein Schatten von Mißmuth seiner glänzendenStirne zeigte. „Niemand, der mich in Anspruch neh wen will, hoffe ich!" seufzte der müde Doktor. Abermals heftiges Läuten. Ein Dienstmädchen flog durch die Halle, um den Glockenzug zu retten, und öffnete die Thüre. „Wo ist der Doktor?" fragte eine herrische Stimme laut in gebieterischem Tone. „Eine Dame liegt schwer krank eine Stunde von hier, in einer Fi scherhütte!" Der Bote trat in die Halle. Der Re gen schlug hinter ihm herein. Er stand in seinem langen Mantel, mit dem in die Stirne gedrückten Hut und starrte in den Salon des Doktors, der sich eben öffnete und welcher durch Licht und Wärme so angenehm erschien. Er sah eine Wiege, die in einer Ecke stand ches das liebliche Antlitz eines Cheru bims hatte; er sah die liebliche goldhaa rige Frau am Theetische und den er müdeten jungen Doktor, der sich mit einem starken Seufzer von seinem Stuhle erhob er sah dieS Alles, und schien diese Dinge doch nicht zu bemer ken. „Eine Lady krank bei Christophs," murmelte der Doktor mißmuthig, in dem er sich seines Schlafrocks und der Pantoffeln entledigte. »Nicht ernst, hoffe ich?" er tu es that, schloß fein köstliches klei rem Gatten. „Philipp," flüsterte sie, und hing sich an seinen Arm und mit weitgeöff „Aennchen, warum Aennchen, kleine Frau!" rief der Doktor, den dieses Be nehmen in Staunen versetzte. Aber sie hing sich fester an ihn und Thränen brachen aus ihren blauen Au gen. „Ich kann es nicht erklären," schluchzte sie; „aber ich habe ein Ge fühl. daß Dir nichts Gutes brin- Der Doktor sah sie völlig verwirrt an. „Gott segne uns! Aennchen, ich hab« doch nie zuvor krankhafte Launen an schlechtes, die sich in Nöthen befindet. einer solchen Nacht? Eine vornehme Dame in einer Fischerhütte in dieser Roth sehr seltsam, das ist gewiß! zurückkomme, und warte auf mich. Da ist ein Kuß ich werde nicht lange ausbleiben." Weibchen außerordentlich zugethan. Mit bleichem Antlitz umschlang sie sei nen HalS. nock, nicht?" rief eine mächtige Stimme aus der Halle. „Da! Da! In der That, ich muß, entfernte zärtlich ihre sanften Arme. „Unsinn! Du bist ein wenig erregt diese Nacht, das ist Alles. Welches Unge mach könnte mir kommen? Nichts Schlechteres, als ein Schnupfen. Ein Doktor ist, wie Du weißt, Jedermanns Diener und gehört Jedermann außer seinem Weibe." „Geh' nicht!" flüsterten ihre Lippen nochmals, aber er küßte sie schweigend, stürzte hinaus zu dem Manne in der Halle, sprang mit ihm in den Wagen und war schon aus dem Wege zum Meeresstrande. Aennchen stand wie eine Statue unv> horchte, bts das letzte Geräusch der rol lenden Räder dahinstarb. „Oh!" murmelte sie, „ist es das, was die Leute ein Vorgefühl nennen? Kann in der That von einer solchen Kleinig keit Böses kommen Böses für Phi lipp und mich?" Sie trat an die Wiege ihres schlafen den Kindes, auf welche der Doktor in der Hast seinen Schlafrock geworfen, dem alten Kleidungsstücke und brach in einen heftigen Strom von Thränen aus. Bald hatte der Wagen die Thüre von Frau Christophs Hause erreicht und hielt an. Als der Doltor über die Thür schwelle schritt, legte sein Begleiter eine Hand aus seine Schulter. „Ich bitte Sie, keine Fragen zu stel len, welche die Patientin betreffen," sagte er kalt. „Ich bitte Sie ferner, daß Sie bei Ihrer Ehre versprechen, nie mals zu einem lebenden Sterblichen antwortete der Doktor. Er ging zu dem Bette vor, wo die Kranke lag. Frau Christoph stand zu Füßen des Bettes und putzte die Kerz«. Ihr tiesabgeschnittener Docht warf nur ein schwaches Licht durch die Stube und das Gesicht des nächtlichen GasteZ „Wird sie leben?" fragte er, bleich bis in die Lippen. „Wir müssen warten und sehen," antwortete der Doktor ruhig. „Es sieht wie ein kritischer Fall aus." Der Fremde wendete sich plötzlich sonen, die innen bei der Kranken wach ten, Doktor Walter und Frau Chri stoph, blieben länger als eine Stunde allein und sie hörten ihn außen, in der Finsterniß und vor dem mit einer Gar dine versehenen Fenster auf- und abge hen. Als sich der regnerifcheOsten mi! dem ersten Scheine der Dämmerung zu lich des. D«r erste Laut desselben brachte den Mann von Außen in die Stube. Er trat ein, durchnäßt und wild. Bei dem Feuer saß Frau Christoph und hielt auf ihren Knien ein kleines Bündel, um welches eine wollene Decke geschlagen war. Er näherte sich ihr, blieb stehen und sah auf sie hinab. „Herr," sagte sie, „es ist ein schönet Mädchen und ganz Ihr Ebenbild; da, sehen Sie!" Halses sichtbar wurde. Er bückte sich, „Mein Gott," zitterte es von seinen Lippen. „Nun," sagte die Frau, „es sieht selt sam aus; aber mit etwas Spitzen oder Er legte seine Hände vor seine flam menden Augen. „Befreit mich von diesem Anblick!" stammelte er. „Es ist verflucht! Ver deckt sein Gesicht! Laßt es mich niemals wiedersehen!" Von einer plötzlichen Angst ergissen, legte das Weib das schreiende Kind auf ein Canapee neben sich und warf ihre Schürze darüber. Der nächtliche Gast taumelte, mit ei nem Gesichte, das dem eines Todten äh nelte, gegen das Bett, wo die Mutter lag. Diese befand sich in einem Zu stande völliger Betäubung, ihr ausgelö stes, schimmerndes Haar ergoß sich in zerstreuten Strähnen über das Kopf kissen ihr wunderbares Antlitz glich dem Meiftenverke eines Bildhauers in carrarischem Marmor, um so mehr, da nur ein schwaches Kerzenlicht seinen Schein darauf fallen ließ. Sie war so jung, so wunderbar schön, daß ihr An blick daS härteste Herz hätte erweichen müssen, das je in der Brust eines Man ne? schlug aber der, welcher vor ihr stand und auf sie herabsah, zeigte in seinem Blick nur Entsetzen und Abscheu. Er berührte einen Arm deS Doktors. „Ich frage noch einmal," stammelte er, „wird sie leben." ihr Leben nicht bürgen," erwiderte der Doktor. Der Andere warf jetzt mit zitternder Hand ein Päckchen Banknoten aus das R-tt. sagte er hetser, „und d«n Rest lassen Sie diesem Weibe hier. Wai auch ge schehen mag, hier ist Geld g«nug und Jetzt schien Frau Christoph wieder Fassung zu gewinnen. „Aber das Kind?" sagte sie. „Verflucht sei es!" schrie er wild, „Der Schurke!" stieß sie athemlo» sterben!" 2. Capitel. Hause geschah, wie das bei ihrem Ge schlechte nicht selten ist, gerade das Ge gentheil von dem, was man hätte er „Er? Wer?" sagte das Fischer wortete die Frau grimmig, „um einen raschen Blick auf den Balg zu werfen und ihn rundweg zu verfluchen, und dann ging er; und es ist mir seither immer gewesen, als hätte er dem Kinde damit ein Leids angethan." Ein Schrei kam von den Lippen der jungen Mutter. „Er verfluchte es!" rief sie. „O Him mel! Dann ist wirklich Alles verloren!" Und mit dem Blicke einer Tigerin nahm sie das weinende Kind und be sänftigte es halb mit ihren wilden, von Schluchzen unterbrochenen Küssen. „O mein theures, unschuldiges Kind," wehklagte sie. „Er kann Dich niemals so hassen, wie er mich haßt! Er hat auch mich verflucht und doch lebe ich— o Gott, ja, ich lebe und das wirst Du auch müssen! Wir müssen seine Früchte tragen, wie seinen Haß!" Das Kind wendete mit einem schwa chen Weinen das Köpfchen von ihren wilden Liebkosungen ab. Diese geringe Bewegung war es, welche den Augen der Mutter zum ersten Male das ver hängnißvolle Zeichen enthüllte, das sich an dem dünnen, zarten Halse des „Um Gotteswillen!" kreischte sie, »seht, was ist das?" ren und das läßt sich gewiß nicht weg wischen, dafür stehe ich. Hauptmann Roland, wie der Mann sagte, daß sein Name sei, schien bei diesem Anblicke ganz schrecklich aufgeregt. Die Mutter sprach nichts, sie hielt nur das Kind auf Armeslänge von sich entfernt, und auf dem Bette sitzend, starrte sie mit weitgeöffnetcn Augen und blutleeren Lippen auf das blut rothe Mal, und es war, als ob dieser Anblick sie zu Stein verwandle. Dann schienen ihre Glieder zu erstarren, und ohne Laut oder Schrei ließ sie das wimmernde Kind aus ihren Händen gleiten und fiel selber aus das Kissen zurück in einer todesähnlichen, schwe ren Ohnmacht. Es dauerte eine Weile, bis es der F ischerin gelang, die Ohnmächtige wieder zum Bewußtsein zurückzurufen. „Und Doktor Walter ist fort," mur nach ihm zu senden, wenn er auch zu Hause wäre. Ein Mensch kann hier im Haufe zweimal sterben.ohne daß drau ßen irgend Jemand eine Ahnung hat, wenn mein Mann und die Jungen zur See sind." ihr puren Branntwein ein und hatte so alle Mittel zur Wiederbelebung, die sie kannte, erschöpft, als sie endlich sah, daß die junge DZme wieder ihre Augen für das Licht dieses irdischen Jammer thales öffnete. „Geht fort!" waren die ersten Worte, die sie sagte; „laß mich allein!" Es war etwas in ihrem daS die neugierige Zunge des Weibes zum Schweigen brachte und Gehorsam forderte. Es war nicht Kummer, son dern etwas Schrecklicheres ein dü sterer, rachegieriger Blick, der in einem eine Medusa umzuwandeln schien. Frau Christoph zog sich aus derWohn stubi zurück, aber sie hielt außen an der Thüre Wache und durch eineSpalte sah sie nach Mutter und Kind, die sie Halse eine antike.Äette, an der sich ver schiedene Anhängsel befanden, und diese Kette wand sie um den Hals des Säuglings und verbarg so unter tzen dem sie über dasselbe und über ihr ei genes Gesicht die Finthen ihres prächti gen Haares sich ergießen ließ, legte sie Frau Christoph hielt stch für denßest schwarzen die ihre einzige Ge- Als die Nacht hereinbrach, begann das Meer zu brausen und das Wetter wurde schlecht. Das Weib, etwas gerö thet und erregt, ging in die Wohnstube, von wo aus sie bestürzt durch das Fen ster in die wachsende Finsterniß hinaus blickte. „Was ist aoS dnnDoktor geworden?" fragte sie plötzlich. „Ich habe ihn seit mehreren Tagen Nicht gesehen." „Er wurde in Geschäften sortgrrv «ntwortete die Fremde nachlässig. Die Bewohnerin des TeuselsfelsenZ sah von seitwärts auf ihren Gast, wäh nehme an, daß Sie wohl außer ihm „Freunde!" wiederholte das Mäd chen; „nkcht Einen! Nein, in der gan zen Welt nicht Emen!" Die Fischerin schlief diese Nacht auf einer Bank an dem Küchenherde. In herabgebrannt, und bei ihrem letzten Flackern trat sie an das Bett und fand dieses leer, nur das «nit der Wollendeck« umhüllte Kind lag weinend auf Pol stern. Die Mutter war fort. Fort! Das Weib rieb sich die Augen Sie war fort und hatte ihr weinendes Kind verlassen ebenso verlassen, wi» sie selbst verlassen worden war! Aus einem Tische nahebei lagen zufam^nen besand sich ein Streifen schmutzigen, thränenfeuchten Papieres, auf das mit Blcifeder die Worte geschrieben waren: „Ich überlasse das Kind Gurer Pflege und der Sorgfalt des Doktors Waller. Ich beschwöre Euch Beide, diese Sorge für ein Jahr zu übernehmen —> Frau Christoph schaute das Gekri tzel eine Weile an, dann warf sie es lenreste in den Kamin. „Und diese vornehmen Leute," mur melte sie, „denken ihr Fleisch und Blut einem einsamen Weibe zu überlassen, wie ich es bin ihr Fleisch und das der Sine verfluchte und das Beide verließen und welches ein Brandmal des Satans an sich trägt!" Sie sank auf einen Stuhl neben dem Kamin, und das runzelige Kinn aus ihre Hände gestützt, starrte sie düster auf die Aschenreste. Ihr Gehirn war noch umnebelt von demWachholderbeer branntwein und sie ward plötzlich von abergläubischer Furcht und Entsetzen ergriffen. „Doktor Walter!" murmelte sie Streif an diese kleine Kehle gebracht haben? Die listige Katze! Sie wußte es und sie gedenkt, den Fluch, den es brin gen muß, auf mich zu übertragen. Ich werde sie niemals wiedersehen und ich will die Teufelsbrut nicht eine Stunde länger unter meinem Dache behalten. Nein, nicht für alles Geld, das in allen Menschenwohnungen zu finden ist!" (Fortsedunli folst.> Aus dein Militärexamen. hiken Sie, Korporal k" Korporal: „Zum Wehrstand«!" Lieutenant: „Gut! Und ich i? «einer jetzigen Stellung?" Korporal: „Zum Lehrstand«!" Lieutenant: „Gut! Und wer ist dann Ihr Nährstand ?" Korporal: .Die Köchin beim Reiter- Wirth." st ? ? wenn s amol » G wehr ,»reißt. Feldwebel: „Im Kriegswesen soll Alles geh:n, wie in einem Uhrwerk nur nennt man'« bei der Uhr Tiktak, im Kriege Taktik!" Endlich zieht' auch das Südende det lhicagoer Weltausstellungsplatzes im ner mehr die allgemeine Aufmerksam keit' auf sich. Das Kühemelken mit der Maschine im Milchereigebäude das Betreiben einer Baumwoll-Mühle und verschiedene andere interessante Neuigkeiten in jener Gegend der „Wei ßen Stadt" tragen Vieles hierzu bei. Daher ist es auch an der Zeit, den Hauptgebäuden deS Südends näher« Beachtung zu schenken. Wenden wir uns daher einem der bemerktnsioerthe» sten derselben zu, dem Gebäude de» Schuh- und Lederausstellung, das sich westlich vom Kruppschen Pavillon an» Gestade des Michigansees erhebt. Wer glauben möchte, daß nicht Grund genug vorhanden sei, gerad, diesem Gebiet ein eigenes Ausfiel lungsgebäude zu widmen, wird durch den Inhalt bald eines Besseren belehrt werden. Wir haben hier nicht nur eil großartiges und höchst sehenswerthei Gesammtbild der Fußbekleidungen i> den verschiedenartigsten Theilen unse res Planeten vor uns, sondern auH eine Geschichte des ganzen Fußbeklei dungswesens. Denn auch die Aussteli lungen in diesem Gebäude sind soweit möglich geschichtlich geordnet. Die an den Wänden des Hauptsaa les in Schränken ausgestellte Samm lung von Schuhwerk aller Länder und Zeiten steht in ihrer Vollständigkeit vielleicht einzig da. Die Indianer, die Büffeljäger, die „Cowboys", die mexikanischen und amerikanischen Schafhirte, sind nicht nur mit Schuh werk, sondern auch mit ihren Waffen vertreten. Palästina hat allerliebste, reich gestickte Pantöffelchen geschickt. Norwegen, Schweden, Frankreich, Tanger (Nordafrika), die Türkei, In dien mit seinen Holzsandalen, Lapp land mit seinen Pelzschuhen, Mexico, Colombia mit seinen leichten Stroh- und Zeugschuhen, die südamerikani schen Länder, Peru mit seinen schweren nägelbeschlagenen Stiefeln, Corea mit den Schnabelschuhen aus Filz und Stroh, Sibirien und ganz Rußland. China, dann selbstverständlich die Schweiz mit ihren Bergschuhen,— diks und vieles Andere bildet ein hoch interessantes und belehrendes Ganze. Die Wandbilder zeigen die Fußbeklei dungs - Geschichte von Homer und Agamemnon bis in unser« Tage. Aber noch sehr vieles Andere außer der Fußbekleidungs - Ausstellung' ist hier zu finden : Alles, was überhaupt irgendwo in Leder gearbeitet wird. w. Auch die Ausstellung von Häuten und Lederstoffen an sich ist schon sehr beachtenswert!,. Wir ler nen auch die mannigfachsten Gerbpro cesse der verschiedenen Länder kennen. Auf der Gallerie des Gebäudes summt und surrt es beständig (außer am Sonntag.) Dort sind alle ver wendeten Maschinen und Geräthe ausgestellt, und zarte Frauenhände fertigen beständig auf Verlangen Schuhe an. —lm Restaurant. Da sp«t- Löipe und Kaufmann Wolf an einem Tische. Da wage ich mich nicht heran. —Warum denn nicht? —Bedenken Sie. drei solche Ziaubthiere und mein Nam« ist Hase. Zweifelhaft. Nun ist Ihr Sohn wohl auch mit dem Examen durch. Ja, hier habe ich eine De pcsche: „Glücklich durchs Examen!" Nun bin ich nur neugierig, ob er meint gekommen oder g"?>len. 3
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