6 «t» »knftler. Ein Blatt aus dem Leben der Hauptstadt. Er war ein Wunderkind gewesen. Seit das Geigenspiel des achtjährigen Knaben in einem WohlthätigleilScon certe lärmenden Beifall und öffentliche Anerkennung gesunden hatte, sprachen feine Eltern sei» Vater, der Tanz lehrer. und seine Mutter, die Theater- Garderobier«, von nichts anderem mehr, als von der glänzenden Zukunft, tnc vor ihn, liege, wenn er fleißig übe. Aber üben müsse er! Und er war ein stilles, gehorsames Kind, er üble. Wenn die anderen Jungen draußen auf den Straßen und Plätzen der Vor stabt spielten, ging er mit hastigen Schritten drinnen in der dumpsen, lichtloseu Wohnung aus und ab, Läufe, Triller, Harpeggien ü-ber seine Geige jagend, stundenlang, bis ihm der Schweis! von der Stirn rann, und die Kräfte erlahmten. Nachts schlief er einen qualvollen, unruhigen Schlaf. Die Geige ließ ihm leine Ruhe, sie verfolgte ihn hiS in seine Träume. Er sollte de» großen Lauf spielen, den er schon so ost ver gebens versucht hatte, und er war doch müde, so müde aber sein Vater stand hinter ihm und hatte den schwe ren Stock erhoben noch einmal! Noch eiilmaU Also Das war Heinrich Gerhardts Jugend gewesen! Dann kam das Konservatorium mit seine» erhöhten Ansorderungen. Hein richs Gesicht wurde täglich hagerer und blasser, seine Augen glühender, seine Bewegungen hastiger, aber er setzte es durch. Im Schsuf.prüfungS - Concert war Heinrichs Geigenspiel der Glanzpunkt des Abends, gerade wie damals bei dem Wohlthätigkeits-Concerte. Allein inmitten des glänzenden Triumphes, der ihn unirauschte, beherrschte ihn jetzt der einzige Gedanke: Ausruhen! End lich einmal ausruhen! Er tonnte nichts anderes mehr den ken, und so geschah es auch wie im Traum, daß er den Engagement Sa n den ihm der anwesende Intendant, selbst ein gefeierter Künst ler, gleich nach dem Concerte machte, onnahin. Erst als der Meister ihm freundlich aus die Schulter klopfte und sagte: „Nun aber auch nicht nachlas sen, junger Freund!" da erwachte er. „Noch weiter?" „Ja. mein Lieber, Künstler sein heißt endlos ringen! " Er rang weiter, übte... übte... Der Arzt wollt« ihm Schonung auf erlegen. Heinrich hörte nicht auf ihn. Er mußte das Vierteljahr ausnutzen hatte, viel! Darum, wennauch ... In der Nacht vor seiner Abreise wur deu seine HanSleute die Eltern wa ren gestorben durch einen sicht baren Schrei geweckt. Sie fanden Heinrich am Boden liegend, irre spre- Anderer geworden. „Nie mehr wird er Geige spielen!" lautete das Urtheil des SpezialarzteS. Seine Fingernerven waren in Folge Er schrieb dein Intendanten ab. und das war Heinrich Gerhardts Künst lerlaufbahn gewesen! Was nun? Dieser Schlag schleuderte ihn nicht ' pur in das Nichts aus welchem griff gewesen war. er vernichtete auch das Kostbarste, was er hatte, seine Energie. Widerstandslos ließ er Alles über sich ergehe», that nichts, sich das Krast der Ma/chinc war zn sriih ver braucht, auch er theilte dieses Schicksal fast aller Wunderländer. Ren hatte!" Sein eigen' Los war ihm vollständig gleichgiltig. Wen» er noch eine Leidenschaft gehabt hätte, durch deren Erregung man ihn ans seiner dumpfen Lethargie hätte aufrütteln iöniir»! Aber er liebte und haßte nichts. Alles war todt in ihm. Endlich schien man etwas sür ihn ge funden zn haben. Man benutzte da? wenige Klavierspiel, welches er gelernt hatte, ihm eine Stelle als Klavierspieler Es war ein elendes Stückchen Brod sür sreieS Essen nnd ein paar Mark Lohn mußte er täglich süns bis sechs Stunden arbeiten! aber er war doch versorgt! Matt hatte ihn untergebracht, man brauchte sich also nicht mehr um ihn zu kümmern. Ich war auf dem Conservatorium sein Mitschüler gewesen. Ich konnte selbst nichts sür ihn thun, aber es trieb mich, ihn zu besuchen. Ich stieg in den Keller hinunter, in dem er „arbeitete". Eine Atmosphäre umsing mich, ver> pestet dnrch den Qualm von schlechte» Cigarren, dem eklen Geruch von abge standenem Vier, den aus staubigen Kleidern aussteigenden Moder. Es benahm mir sür einen Augenblick den Athem, ich mußte mich gleich neben der Thür niedersttz«». E» dauert« einig« Zeit, ehe meine Angen dt.i Dunst zu durchdringen vermochten. Wüste, verlebte Gesichter, auf denen alle Leidenschasten ihre Spuren zurück gelassen hatten, die Gesichter der Gäste. Man begleitete die Vorträge der Sän gerinnen mit schalen Witze», Stampfen der Füße, Aiisschlagcn der Biergläser aus die schmutzigen Tische, dröhnendem Gejohle. Die Sängerinnen selbst meist widerlich-keck in grellfarbigen, abge rissen«» Kostümen, die ihr Herstammen aus der Maskengarderobe nicht ver leugnen konnten, ihre Lied«r mit bald klotzigen, bald schrillen Stimmen ab singend, ein stereotypes, halb irres Lächeln um die welken Lippen. Und Heinrich Gerhardt? Er saß an einem alten, verstimmte». Klavier und leierte die Begleitung her unter ohne ein Spur, vonEmpnndung, wie eine schlecht zusammengesetzte Ma lchin«. Und ich hatte ihn Geige spielen gehört, spielen oh! In den Pausen starrte er apathisch vor sich hin. Es war klar, er sah und hörte nichts von dem Lärm um ihn her. Sein bleiches, edelgeformleS Gesicht war leer, wie das eines Todte». Ich richtete mich auf, ihn zu begrü ße». «sein Blick fiel auf mich, glanz los, trübe, ohne eine Reg»ng der Freude. Er reichte mir eine feuchte, kalte Hand. Ich fragte, wie es ihm gehe. „Sehr gut!" und er beachtete mich nicht weiter. Ich ging und ich hätte fast geweint! Ein halbes Jahr später. Ich hatte eben meine erste Oper vollendet und suchte einen verständigen Notenschrei ber. Heinrich Gerhardt siel mir ein. Wenn nicht Alles in ihn zerrüttet war, mußte er das können. Im Keller glaubte ich eine Verände rung zu bemerken. Die schien mir nicht so dumpfig, das Gebahren der Gaste nicht so roh, das AuS>ehen der Sängerinnen nicht so widerlich wie frü her. Und Heinrich Gerhardt Sobald er mich erblickte, sprang er auf und streckte mir beide Hände ent gegen mit frischem, herzlichem Lachen. Und in seinen Angen lag ein Ausdruck warmen, strahlenden Glücks, wie nie zuvor. Ich letzte mich neben das Klavier, und während er das Lied einer Sänge rin begleitete, theilte ich ihm den Zweck meines Kom«ens mit. Er nahm sofort an, in freudiger Hast. „Bringe nur recht viel, Freund, recht viel!" ries er. „Und empsiehl mich wei ter! Arbeit! Arbeit! Je mehr, um so lieber!" „Wirst Du'S aber auch bewältigen können?" fragte ich erstaunt und be sorgt. Ich hielt seine Regsamkeit für ein leltes Aufflackern feines Geistes. „bewältigen? Gott! würde die ganze Welt überwinden, mein Junge, wenn sie sich mir entgegenstellte!" Kein Zweifel, er war genesen, er hatte seine alte Energie wiedergefun den! Aber was hatte diese Umwandlnng hervorgebracht, was diese todtgeglaubte Seele auferstehen lassen? Er lachte. ,;Warte nur! Warte nur! Wirft's gleich selbst sehen!" Und dann begann er die Einleitung zu einem.... neuen Liede. Mozarts: Ein Veilchen auf der Wiese stand! Und er leierte Ficht mehr, er spielte, wie er früher Geige gespielt hatte, er spielte seine Seele. Aber was sollte das keusche, zarte Lied in dieser Umgebung? Meine Frage wurde durch ein stürmisches Bei fallklatschen der Gifte unterbrochen. Heinrich Gerhardt nickte mir mit einem beinahe humoristischen Augen zwinkern zn, während er weiter spielte, und deutete mit einer Bewegung seines Kopfes nach der Buhne hin. Ich konnte von meinem Platze aus und— Da wußte ich, was Heinrich Ger hardts Seele zu neuem Leben erweckt hatte. Welch ein süßes, liebliches Geschöpf großen, dunklen, fragenden Kinderau gen und dem weichen, rei enden Kin dermund! Ich war außer mir. „Mensch", schrie ich ihm zu. „Du iringst es über Dich, diese Stimme hier in dieser Hö11e....?" Er lächelte wie triumphirend. zu Euch in die Well! Ihr würdet es ist "mein Weib!" Und dann lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und starrte aus glänzen den Augen aus sie hin, uud sie merkte es und lächelte ihm zu, und ich hörte ihn flüstern: „Mein Weib! Mein Weib!" Das war Heinrich Gerhardts Ehe!... Jahre hindurch nicht nach der Haupt stadt. Heinrich Gerhardt schrieb mir ein paar Mal, und Über seinen Mit theilungen lag es wie «in zarter Dust stillen Glucks. Dann plötzlich blieb alle Nachricht von ihm aus, und meine Briese wurden als unbestellbar zurück gesandt. Erst die erste Ausführung eines meiner Werte am dortigen vor nehmsten Kunstinstitut, die ich persön lich leiten sollte, sllhrte mich »ach der Hauptstadt zuriick. Schon aus dem Bahnhof wünschten mir meine Belannteil. die michempsin gen, in enthusiastischen Ausdrücken Glück zu einer solche» Vertreterin der Hauptpartie. Ebenso der Intendant. dem.ich meine Aufwartung machte, und die Press«. Lora Gerardi war die neue Sonne am der Hauptstadt, eine phänomenale Erschei nung, der alle Welt huldigend zu Füßen lagen. Sie war ans dem Volke hervorge gangen ; ein reicher Kunstliebhaber hatte sie in einer armseligen Spelunke entdeckt und ihre Ausbildung in die Hand genommen. Als ich sie zum ersten Mal sah, war ich srappirt von ihrer Schönheit, und doch —es war mir, als habe ich sie schon einmal gesehen ! Und ihre Stimme.. Diese Stimme brachte am Abend der Premiere das Publikum zu raseudem Entzücken und meinem Werte einen vollen Erfolg. Nach der Aufführung sollte ein Sou per alle Mitwirkenden und einige Kunstfreunde vereinigen. Lora Gerardi bot mir einen Platz in ihrem Wagen an. A» der kleinen Pforte des Opern hauses wurden wir von einer harrenden Menge enthusiastisch begrüßt. Es je >lle nicht viel, so hälle man uns die Pferde ausgespannt. Im Moment der Abfahrt drängte sich ein zerlumpter, augenscheinlich be trunkener Mensch an den Bchlag un seres Wagens und suchte zu öffnen. Doch die Pferde zogen an, und der Mensch wurde eine Strecke mitgeschleppt. Unter der nächsten Laterne ließ er los und brach tanmelnd zusammen. Das Gaslicht fiel gerade auf sein Ge sicht. Dies Gesicht Auch die Diva halte es gesehen. Fröstelnd zog sie den Pelz um ihre Schultern. traurig, tief traurig. Ich hatte gesehen Heinrich Ger» Hardts Ende l Für Kurzsichtige. Die Möglichkeit, hochgradige Kurz sichtigkeit durch Entfernung der Linse zu beseitigen, war nach der alltäglichen Erfahrung, daß durch Staroperationen der Biechiustand des AugeS ganz erheb fahren fürchtete. Auch nachdem zuerst im Jahre 1890 Futula, Augenarzt in Pilfen-Karls bad, und nach ihm Th. v. Schröder in Petersburg-durch eine Reihe von glück lich verlausenen Fällen die Vorzüge des Verfahrens für Hie GebrauchSfahigkeit der Augen bewiesen, verhielt sich die Mehrzahl d.r Ophthalmologen kühl und ablehnend. In der neuesten Num mer der „Deutschen Medizinischen Wo chenschrift" veröffentlicht nun Prosessor Dr. Schweigger-Berlin seine Ersah- Professor Schweigger hat nach die sem Verfahren fünfzehn Kurzsichtige operirt, von denen dreizehn im Alter von 9 bis 2» Jahren standen, zwei wa ren 32 und 34 Jahre alt; 12 waren weiblichen. 3 männlichen Geschlechts. Aach die für diese Frage untersuchten, aber nicht zur Operation gekommenen Fälle hochgradiger Kurzsichtigkeit ju gendlicher Personen ergaben das Ueber- Brille trägt zur Verschönerung eines Mädchengesichts auch nur wenig bei. Die Herabsetzung der Kurzsichtigkeit durch bie Entfernung der ist na türlich gleich dem optischen Werthe der Linse, der sich durchschnittlich in den von Schweigger operirten Fällen als 15 16 Meterlinse ergab. Nach Schweigger'S Ersahrungen ist die ope rative Beseitigung der Kurzsichtigleit nur dann zu empsehlen, wenn der Fern- Punkt etwa 7 Eentimeter oder noch näher am Auge liegt. Für diese Grade ist eine Verbesserung durch Brille» nicht mehr zu erreichen, da die zum deutlichen Sehen für die Ferne nothwendigen Konkavgläser die Augen nicht vertra gen werden: es kommen also nur Fäll« höchsten Grades in Betracht, bei denen das Auge durch Gläser für irgend eine Näharbeit nicht mehr brauchbar gemacht werde» tan». Für Kurzsichtige, welche Konkavgläser noch mit Nntzcn anwen den können, soll natürlich von einer operativen Behandlung keine Rede sein, sondern durch Beseitigung der Lins« iann sogar in Weitsichtigkeit übergehe», die beide durch Gläser leicht zu lorrigi ren sind. Allerdengs ist ein solches Auge akkonimodatioiiSloS. aber man gewinnt ein Ange zu Sehen, in die Ferne: schon in einer Entfernung von «mein Meter stellt wird. Verrannt. ,,S>« wir ja ganz wo anders eingebrochen!" —ln der Kneipe. Student: „Was habe ich z» zahlen, Kellner?' zusammen?" Student: „Ach was, das bin ich Ihnen ja bereits schuldig geblieben!" Bescheidenes Laos. A: „Was sind Sie?" B: Mitarbeiter mehrerer Zeitschristen!" A: „So!— Nun. was belommen Sie da?" B: „Meine Manuskripte zurück!" 0»r »»««sch« v»elt«n»ft«llu«g<- »ag. Ehicago, im .Deutschen Bors". So gekörte denn auch der große Tag der Deutsch«» aus der Weltausstellung der Geschichte an. ES waren denkwürdige, »»vergeßliche Stunden sür jeden Augen ?nd Ohrinzeugeu! Au'ch der verstock teste Smaragd-Insulaner oder MuS katliuß-Uankee mußte sich ttiehr oder weniger vor dem deutschen Geiste beu gen. Man kann von den Chicagoer Deut schen mit dem besten Willen nicht sagen, daß sie sich bisher in gemeinsamen deutsch-amerikanischen Angelegenheiten hervorgethan hätten: namentlich in der Bewegung für die alljährige Feie» eines deutsch-amerikanischen Gedenktages hat die Gartenstadt bis jetzt noch immer im Verein mit Gotham zu allerhinterst ge standen, obwohl die deutsche Presse Chi cagos es wahrlich nicht an StiinmungS macherei hierfür fehlen ließ. Aber die Weltausstellung hat doch auch die Deutsche» der Gartenstadt elek trisirt, und in verhältnißmäßig sehr kurzer Zeit wurde eine Leistung geschaf fen, gegen welche alle bisherigen Natio nalität?,itage der Weltausstellung weit in den Hintergrund treten müssen, und die auch wohl an den noch bevorstehen den Nationalitätentagen nie wieder erreicht werden wird au-Ber vielleicht am 4. Juli und abermals unter deut scher Mithilfe! Ich habe den berühmten Festzug der Deutschen in-New ?)ork vri der Centennialseier der amerikanischen Verfassung vor 5 Jahren nicht mit eigenem Auge gesehen ; abe: von Mit- jeues Ereignisses wird mir versichert, d<?ß der diesmalige Festzug in mancher Beziehung noch großartiger und glänzender ausgesalleu sei. Und auch der Sonnengott meint« es mit den Deutsche» gut. viel besser, als der Wetterclerk vorher gestellt hatte, ausgenommen am frühen Abend. ES ist daher wohl angezeigt, diesen Tag (der ja auch sür die Teutschen draußen im alten Vaterlande, obwohl wieder in anderem Sinne, eine so schwerwiegende Bedeutung gehabt hat) der Nachwelt in Wort und Bild im Gedächtniß zu erhalten. Die Lor beeren des TageS gebühren übrigens nicht den Chicagoer Deutschen allein, die vielmehr, wie ja auch billig, die eifrigste Beihilfe von Gästen und activen Theilnehmern der Weltaus stellung, deutschen wie. deutichameri tanischen, erhielten. Die beiden Mili tär - Musikkapellen vom „Deutschen Dors" trugen schon allein mächtig dazu bei, den Gesammteindruck des ssestzugeS zn erhöhen nnd ernteten von schenmaiien. die sich in unabsehbaren Gewimmel bis an die höchsten Schau plätzeder „Wolieuschieber" im Ecntrum der Stadt drängten, eine Beisallssalve >um die andere. Ebenso die reizende Bülow sche Kapelle. Doch soll damit das Verdienst der vielen dentfchen Or ganisationen der W> llauSstellungSsladl. i >e auch der deutschen Zeitungen u. s. w. leiueSwegS geschmäl«rt werde». Der ganze Festziu, brauchte fast drei Stunden, eine gegebene Stelle zu pas siren l 183!« in New waren es etwa zwei Stunden.) Nicht blos die etwa 3V.WV Mannlein und Weidlein, welche nur wenige einen vornehmeren Eindruck hätten machen lönnen! Wie die Itili tärmusik und die schmucken Turnet da hinmarschirten, und die historisch«» und Verherrlichung von Kraft und Schön heit, an welcher vermnthtich sogar der schneidige Zollern-Wilhelm trotz seiner einheimischen schweren Sorgen seine helle Freude gehabt hätte. Im Gegensatz zu jenem großen New Borker Festzug waren auf dem dies jährigen nicht blos allegorische Gestal ten und allgemeine Charakterfiguren in schönster Vollendung, sondern auch eine Reihe hervorvagender Persönlichkeiten der Vergangenheit und Gegenwar durch meist sehr gut ausgewählte und naturgetreu ausgestattete Vertreter und Vertreterinnen dargestellt, wie auch durch viele Porträts um die Festwagen herum. Die erste dieser, „Columbia", war sogleich eine der glänzendsten und er oberte die Sympathie des Amerikaner thumS sür das Ganze im Sturmi außer der Columbia waren aus dem selben die 13 ursprünglichen amerika nischen Staaten durch schöne deutsche Frauen- und Mädchengestalten darge- Mt. Aestwai,en, darstellend die erste deutsche Ar. Dann solgten die nicht minder impo santen Wagen „Freiheitskrieg" und „Rtbellionslrieg", die Schöpsungen zweier Turnvereine. Einer der lieb lichsten Wage» des ganzen Zuges war aber „Germantown", die erste deutsche Ansiedlung Amerikas in ihrem äußeren und inneren Leben zeigend. Bald dar auf erschien der imposanle Wagen „Ger mania". deren lebende geschichlliche Por träts fast noch mehr bewundert wurden, als die Sinnbild-Gestalten. Das Werk eines der strebsamsten deutsch-anierika-« nischen Turnvereine war der Wagen „Deutsche Zünfte", und Tnrnerzög linge waren es auch, welche Wagen „ColuinbuS" und die „L>anta Maria" -in, vielleicht nur etwas zu zart gehaltencs Prachtbild fchusen. An der „Hermannsschlacht", dargestellt durch die „Hermanns - Söhne", war namentlich die Hauplsigur ganz un übertrefflich. Der Festwagen der Bai ern, „Vavaria", war in feiner Axt eine ebenso vornehme Erscheinung, wie die bairischen Pavillons im Jndustriepa last der Weltausstellung, und nicht diel weniger schön und mindestens ebenso imposant war gleich darauf „Der bai rische Löwe." Krlegervcreinen ausgestattet morden und stellten eine Scene nach der Schlacht bei Rezonville und „Marke tender" recht lebenswarm dar. Der noch ziemlich jugendliche Technische Ver ein der WeltauSstellungsstadt legte mil dem Wagen „Alle Gebiete >kr Technik" Ehre ein chemo ein Hamburger Verein mit der „Deutschen Marine". Ein freudiges „Ah!" hörte man von gar manchein Munde, als die Festwa. gen „Vater Rhein und Kölnisch- Bau ern" und weiterhin „Burg Lichtenstein" majestätisch daherzogen. Vielleicht war die Rhein-Gruppe des mehrerwcchnten New Yorker TriumvhzugeS feiner und sorgfältiger vorbereitet chatte man doch auch übergenug Zeit daz»), aber natür licher war sie gewiß nicht. Und die niedliche „Burg Llchienstein", diese Perle der Schwäbischen Alp, hätte nur auf imposanterein Hochgebirge zu stehe» dranchen. als die umgebenden Verhält nisse möglich machten, um sofort an das Wort des Dichters aus das Origi nal zu erinnern: „Aus einem tiesen, grünen Thal Steigt auf ein Fels, als wie ein Strahl, Drauf schaut die Burg von Lichtenstein Vergnüglich in die Welt hinein." In edlen Wettkamvf mit den Deut schen im engeren Sinne traten die „Helvetia und Schweizer-Kantone", und sie errangen damit einen Triumph, zen ihnen Jeder von Herzen gönnt. Dann kam noch die „Wassermühle" der seucht-fröhlichen, aber durchaus nicht wässerige» Trierer, die höchst gelungene „Dresdener Vogelwiese" der Sachsen, itet" nnd das Ende würdig krönende Festwagen „Bacchus und Gambrinus". Es ist unmöglich, in dieser Ski.'ze den einzetnen gebüh. rend gerecht zu werden ; selbst sie Vor züge der besten tonnte ich nur streifen. Die Feuerwerke-, welche heute Abend in der Weisen Stadt abgebrannt «erden und uns Germania und Columbia in SNesengröße und in magischem Zau berlicht vorsühren, bilden das nach'- liche Seitenslück zu dem großen Fest zuge und geben gleichzeitig seine geistige Quintessenz. Was in dieser Beziehung auf dem Weltausstellungsplatze geleistet werden kann, hat sich schon kürzlich an dem großen Eulalia-Prinzessin-Abend gezeigt. Augenblicklich ist Deutsch hier Trumps, und ein stolzer Wirthschasts besitzer der grünen Insel, der mich noch gestern gefragt: «I>« wie vie viele Ander/, in eliter Stunde entschlossen, seinen Platz besonders fest lich prangen zu lassen. ?. K. Lapplüi»»«r auf »er tttuöftellung. Die Eskimos sind nicht das einzige hochnordische Volt, welches aus der Chicago« Weltausstellung, resp, am Midwai, Plaisance verlrelen ist. Grö ßeres Interesse noch, als die beiden ES kiino-Dörfer, dürste bei Manchem das Schritte. Vierundzwanzig Lappen und Lap pinnen bewohnen dasselbe, und sie kom men aus dein höchsten Norden von drei Landern von Norwegen, Schweden und Rußland. An der Spitze dieser Co lonie steht ein noch ganz rüstiger Stainmesältester, der nicht, weniger, als 112 Jahre alt ist und sich auf der Wellaltsstellung »König Bull" nennt. Jeden Tag spielt dieser Lappenkönig eine Weile mit seinem kleinen Ur-Ur- Ur-Ur-Ur-Enkelchen. Sein ältester Sohn, Bals Bull, der ihn begleitet, hat auch schon-90 Jahre auf den Schut tern und besitzt seinerseits ein „Sohn chen" vor 73 Jahren, welcher wiederum ein „Töchterchen" von 59 Jahren hat; Letzteres hat einen Sohn von 41 Jah ren, welcher seinerseits der Vater eines 29jährigen Sohnes ist, der eine Tochter vi» 14 Jahre hat, welche endlich die Mutler eines 2jährigen TöchterleinS ist! Für die Genauigkeit dieser An gaben können wir allerdings keine Bürgschaft übernehmen; unmöglich ist das aber bei den Lappkn nicht, die so nannten Wi,ke!kindcs> nebeneinander sieht, so ist es in der That sehr schwer. Eins von dein Aiideren zu unterschei den! König Bull schlägt auch niemals- Geschenke aus. Lappländer Schlitten, und Jurten aui Filz. Doch Wersen wir einen Blick auf da« Dorf selbst. Dasselbe bildet eine so genaue Wiedergabe einer lappländi schen Ansiedlung, wie es unter den UizMndeu möglich war. Die Gebäude sind in dem Gelb und Blau Norwegens angestrichen, uud iu der Mitte deS Raunies erheben sich die eigentlichen Hütlen. welche zeltartig zulaufen und uuS Thierhäuten und nordischem Moos bestehen. Jede Hütte hat eine» sehr kleinen Eingang, eine Thüre, di« nur aus einem Holzstück besteht, d»s von innen fest schließt. Mitten in solchen Hütten läßt der Lappländer ein Heuer in der Erde brennen, der Rauch davon zieht bei günstigem Wind oben hinaus, bei ungünstigem aber bleibt er drinnen und bereitet dem Lappländer Genuß. In ihrer Heimath haben diese Menschen denn auch stets eine sehr „geräncherte" GesichtSsarbe. Das ganze Dorf steht im auffallend sten Gegensatz zu allen anderen am iung und Erzeugung künstlichen Schnees dasür gesorgt, baß sich diese Kinder des Nordens im Sommer nicht hört, enthält 9 lebendige Rennthiere, welche bei warmem Wetter drei Mal jeden Tag aus einein Schlauch ein Mi wird nach echter Lappländer Art um die Wette herum gesahren. Dann folgt die Fütterung und Melkuna. Di« Lappländer meist sind sehr reli giöse Leute, und jeder Vorstellung in diesem Dorfe geht ein Gottesdienst der zum Christenthum bekehrten Lappen »ach lutherischem Ritus vorher. Be sagter König und seine engere Familie nehmen allerdings nicht daran theil; i»lb>i: sie vertreten das Alt-Lappen thum. oemerkenSwerth ist auch noch die Ausstellung der Haararbeiten der Lap piiineii. welche Armspangen »nd Kett- Fesche müssen den Lappländern be kanntlich sämmtliche Lebensbedürsniffe liefern, und der Rennthier-Käfe wird auch von gar manchen anderen Men» «cmc>«,d«rati»«-»iliu»g. „Hiirt, pen taten, do hett, aS ji wißt, en gro beten! von uns' KöterS is'.bat kein' west, also hebb' ick hier en Schriwen an dat Amt upsett, un nu wull'ick blöd hüren, ob wer dat dorwedder hett: paßt upp." „Verleben Nacht bluS der> Nachtwächter Jsermann auf sein Horn,, da kam ein in der Dunkelheit unver kennbarer Hund von rückwärts herbe» und ward der Nachtwächter Jsermann! von selstigen durch seiner Hand gebis sen, ohne dabei zu bellen, und zwar; von hinten. Da dies ein gegen dies Gewohnheit der Hunde verwirrter Thatbestand ist, und ich mich verpflich tet halte, so möge ein königliches Amt! damit sein Auskommen finden." » Der Schulze. Berkholz." Wörtlich genommen« Hauptmann: ES ist mir gemeldet worden, daß viele von euch immer an serne kommen! Schämt ihr euch denn gar nicht? Als anständiger Mensch muß ich mir immer sagen: Ich darfi mich nicht betrinken, um mich nachher wie ein Schwein im Rothe zu Mayer. haben Sie sich S gemerkt? WaS dars ich also nicht? Mayer sstottern): Der Herr Haupt mann darf sich nicht wie «in Schweiz im Kothe wäljxn, wen» er betrunken ist. An »«rufSetfrig. Reitlehrer: „Aber Herr Rentiert Zipsel, warum geben Sie dem Gauls denn immer die Sporen?- Früherer Fleischer: „Schaun das macht die Gewohnheit vom frühe-" ren Fleiichhacken!" Druckfehlerteufel. Am Saume des Waldes stand eine uralt« Tante, di'e zwei Mauner kaum zu Pannen vermochten.
Significant historical Pennsylvania newspapers