Ein Drama «IN Mllll'nW. < . Fortsetzung und Schluß.) Die angekündigte Sendung tras am folgenden' Morgen richtig im Mini sterium ein. Werdenberg trng sie un vcrweilt in's Kabmet. entfärbte sich aber vor Schreck, als der Gebieter eine Anzahl Blatter neben einander aus breitete. sämmtlich Schuldscheine über bedeutende Summen, deren jeder die Namensttnlerichrijt Adalberts trug. „Meine Hand täuschend nachgeahmt!" rief der Fürst betroffen. » „In der That zum Verwechseln ähn lich!" pflichtete Werdenberg bei. „Aber '""Tie Schrist in den Schulderklärun gen selbst verräth ihn," sprach der Fürst und sügte schnell hinzu: „Ist Pilgram schon im Vorzimmer?" „Zu Beseht, der Adjutant begrüßte mich." „Bitte, rufen Sie ihn!" Wahrend der Minister Herrn von Pilgram herbeiholte, erhob sich der Fürst, ging rasch in ein Nebengemach und erschien in dem Augenblick, als der Adjutant sichtbar ward, mit einem Re volver in der Hand wieder, den er in die Brustlasche gleiten ließ. „Schließen Sie die Thür, Werdenberg!" gebot er kurz. Dem Beauflraglen zitterten Hände und Füße. Der Fürst winkte: „Pilgram!" Arglos trat der Adjutant zwei Schritte vor: „Durchlaucht befehlen ?" „Man hat mir da verschiedene Pa piere übersandt, Wersen Sie einen Blick daraus!" Pilgram gehorchte und schwieg. Ter Fürst fixirie ihn: „Ken nen Sie de» Schreiber?" „Ich kenne ihn!" Seine Ruhe frappirte den Beobach ter, der jetzt gebot:' „So nennen Sie ihn dem Minister! Doch hüten Sie sich, einen Unschuldigen anzuklagen!" Gelassen, wie nur Jemand sein taun, allein!" - Ter Minister fuhr entsetzt zurück: .Ist es möglich? Hauptmann!" Fürst Adalbert, der ihn nicht ans den Augen ließ, stand vor einem ps>>cholo gischen Räthsel. „Unfaßlich!" mur meile er. Tann begann er den Offi „Jederzeit!" „Und was haben Sie mit dem Gelde gemacht?" . „Wofür?" Ter Berhörte schwieg. „Wofür, frage ich!" „Erlassen mir Durchlaucht die Ant wort!" „Ich will es wissen!" drängte der Fürst heiliger. „Kostspielige Neigun gen haben Sie nicht, das wäre mir zu PUgrim wie traumverloren vor sich hin. „Heraus mit der Sprache!" befahl tulirt?" „Nein!" „Also wo ist das Geld geblieben?" „Ich bin kein Lügner, die Wahrheit kann ich nicht gestehen!" Der Fürst stampfte ungeduldig den Boden , „Sie haben ein gemeines Ver , Der Ossicier zog den Degen halb aus j der Scheide. Der Fürst griff nach feiner verborgenen Waffe: ,/WaS wol len Sie?" „Ew. Durchlaucht meinen Degen zu Füßen legen." „Halt!" wehrte ihm sein Herr. Zahlung verschaffte?" „Das hojjie ich nicht!" „Herr, wie wollen Sie den Glaubi „lch sehe leinen Weg!" Ihre Schuld an den Tag tämc, ich würde Sie auslösen?" Pilgram schwieg. „Nein, mein Lieber, da Ha gehen als Slaalsgeheimniß bewahren. Lassen Sie sich morgen früh noch in meiner Residenz betreffen, so schreitet der Herr Minister zu Ihrer Berhasiung. Adieu!" Er kehrle dem Schuldigen den Rücken. Pilgram verbeugle sich auf nnd verließ das Kadinet. Der Fürst aihmete tief aus, wie von einer La» befreit. „Durchlaucht sind zu nachsichtig ver sahrciu" erlaubte sich Werdenberg zu rüge». Der Souverän runzelte die Stirn: „Weil ich immer noch Zweifel hege, ob gelassen?" »Eine kostspielige Daiiion räumte er ja ein," erinnerte Ä'erdenderg. „viel leicht eine heimliche Liaison, die —" „Die Papiere." siel der Fürst ablen kend ein, „schicken Sie mo:gen an d^is daß mein Adjutaiit fvurlos verschwun den, wir aber f«iue Verfolgung betrei ben werden, der Bankier mag gleich falls Schrille dazu thun! »!ehen Sie jetzt, lieber Werdenberg, ich brauche Einsamkeit, bis ich die häßliche Ge schichte verwunden! Sie bewahren unverbrüchliches Schweigen!" schloß er sch.irs und der Minister empsahl sich. Ter entlassene Adjutant täuschte die Erwartung seines Herrn völlig, er be nutzte die ihm gegönnte Frist weder zur Flucht aus dem Leben noch ans dem Lande, sonderti saß ruhig in seiner Wohnung, als Herr von Werdenberg mit einem Major bei ihm eintrat, um die Verhastttng vorzunehmen. Ter Minister traute seinen Angen nicht, er hatte mit Bestimmtheit angenommen, ans s leere Nest zu kommen, und wollte ebe» nur zum Schein den Befehl Sr. Durchlaucht ausführen. Dem Fürsten bereitete Wcrdenbergs Rapport die unangenehmste Ueberra schung. „Der Thor hat wirklich ge träumt, ich würde für seine Schuld ein stehen!" rief er in Hellem Zorn. Ter Minister zuckte die Achsel; „An ders ist seine Dreistigkeit nicht zu er klären!" „So macht ihm den Proceß!" ent schied der Herrscher. Und der Prozeß wurde dem Nebel thäter nach aller Form des Rechts ge macht. Der Umstand, den Namen des Landeshcrrn schmählich gemißbraucht zu haben, erschwerte das Vergehe», Pilgram ward zu zehn Jahren Gefäng niß, Ausstoßung aus dem Offi.iers ftande und sünf Jahren Ehrverlust ver urtheilt. Unter der Hand erhielt er den Wink, die Gnade des Fürsten um Milderung der Strafe anzurufen! er lehnte es ab. Die einzige kleine Fe stung des Landes nahm ihn auf, Bü cher gestattete man ihm zu seiner geisti gen Beschäftigung. Nach einigen Monaten sprach kein Mund mehr von ihm. Nach einem Jahre raunten die Leute sich zu, der fürstliche Wittwer sei entschlossen, eine dritte Ehe einzugehen, und zwar mit der Sängerin Hulda Witepska, die ihm solle. Man wollte schon den Vermäh lungslermin wissen. Da geschah etwas völlig Unerwartetes: die gefeierte Künst lerin ward contraetbrüchig und verließ bei Nacht und die Stadt, ent führt durch einen polnischen Grafen, der kurz zuvor in der Residenz ausge taucht war. Bei Hofe hatte er sich nicht vorstellen lassen, doch seine Anwesenheit war in den höchsten Kreisen belaiint ge worden. Wer ihn gesehen, schildert den Polen als eine Erscheinung von seltsamer Schönheit, die sascinirend wirke, namentlich auf das andere Ge schlecht. Nach seinem Berfchwinden er zählten auswärtige Blätter von ihm, er habe mit unerhörtem Glück an der Bank von Monaco gespielt, und die Meinung verbreitete sich, daß er niit der entflohenen Künstlerin bereits vor ihrem Engagement an der fürstlichen Bühne auf vertrautem Fuß gestanden; denn was sollte er in der kleinen Residenz ge sucht haben, die keine» besonderen An ziehungspunkt für Reisende bildete? Der Intendant des Theaters brachte Seiner Duichlaucht so behutsam wie möglich die Mittheilung vom Entwei chen des Lieblings bei. Anfangs glaubte der Fürst nicht daran, als aber die Zweisel schwanden, blieb er mehrere Tage unsichtbar sür Jedermann. Wenn das Schicksal ein Scheinglück, wonach wir getrachtet, vor unsern Au gen zertrümmert, lernen wir den Blick dahin richten, wo echtes Glück sür uns lag: aber der mißachtete Schatz läßt sich meist nicht mehr finden, so gern wir auch zu ihm zurückkehren möchten. 'Od der Fürst nicht des ersten Urtheils der todten Irmgard über die Wilepska ge dacht: „eine Laniia"? Was er in sich durchgclämpit. weiß er allein. Als er aber wieder unter Menschen erschien. Blick war srei und fest; er sing an. nach jeder Nichtnnq hin Thätigkeit zu üben sür das Wohl seines Volles, und bald übertrug sich auf ihn die Liebe, chen. Sie dal das Familienhaiipt um Urlaub vom Hose, fie wollte auf einige Tage eine Freundin besuchen, mit der sie in lebhasleni Brieswechsel stand. Gleichzeitig mit ihr verreiste der Hos rath Böhr, unter der Angabe, zu einer ärztlichen Berathung geladen zu fein. In der tleineii Festungsstadt, wo Pil gram seine Strase verbüßte, traf die junge Dame mit dem greisen Doctor D«r Abend dämmerte, in seiner Zelle faß der Gefangene und schrieb trotz des Zwielichts, die Stirn gegen die linke Hand gestützt. Zeile auf Zeile in ein gehestetes Buch. Plötzlich lauschte er Schritte im Gang draußen der Schlüssel bohrt sich rasselnd in die Thür hastig schlägt Pilgram das Heft zu und versteckt es unter einem Atlas, der geöffnet davor liegt. Er kehrt sich nicht um, als er die Thür knarren hört, son dern studirt eifrig die Karte von Afrika. Die Pforte wird wieder geschlossen, er nimmt keine Notiz davon. „Pilgram!" klang es leise hinter ihm. Wo hat er den Ton d»ch schon gehört? Er wendete langsam den Kops und erblickte im Halbdunkel eine schmächtige Frauengestalt, die dichtver fchleiert an der Schwelle Fuß gefaßt hatte. „Wer da?" fragte er, sich überrascht erhebend. „Sie kennen meine Stimme nicht mehr?" Er bebte an allen Gliedern: „«Wenn mich kein Phantom täuscht Prin uiiin!" „Setzen Sie sich nieder!" forderte st« samt. Weniger aus Gehorsam, als weil halb Sie sich "in s Berderbe» gestürzt. Wisse» Sie, daß die Witepska seit Jahr und Tag verschwunden il>?" „Ach habe davon gehört!" Seele der Acrmsten." Pilgram senltc den Kopf auf die Brust: „Ja!" gram! War es so „Es war so!" „Kannte die Fürstin ihre Bezugs- „Ne:n. Prinzessin!" „Sie redete» ihr ei», der Succurs flösse aus der Kasse meines Vaters?" „Ich ließ die hohe Fra» in dem Glau- Kurzem, hoffe ich, find Sie frei!" Er fuhr in die Hohe: „Prinzessin Magdalene!' fpiach sie mit zitternder Stimme. Die Gestalt verschwand im Dunkel aus der Zelle. Pilgram griff sich an die glü hende Stirn. Hatte er eine Vision oder einen lebhaften Traum gehabt? Die Prinzessin kehrte in die Residenz zurück, der Hofrath Bohr aber fuhr mit dem Nachtzug nach der Hansastadt, in der Pilgram ehedem seine Anleihen ge wocanf von dem betrogenen Bankier bescheinigt stand, daß die irrthümlich dem Fürsten vorgestreckten Summen nebst Zinsen bis aus den im Formular vermerkten Tag bezahlt seien. Die Tochter, fetzte den Vater von ihrer Wiederkehr erst in Kenntniß, als sie die Quittung in Händen hielt. Der Fürst drückte sein Erstannen über di« Kürze ihres Besuchs bei der Freundin aus. , „Ich war gar nicht dort, Papa," beichtete Magdalene. „Wo warst Du denn?" ,Jn der Festung bei Pilgram!" „Wo?" fragte er gedehnt mit großen Augen. Sie wiederholte Wort für Wort ihr Gespräch mit dem Gefangen-n; nur den Anlaß, der die verstorbene Fürstin zur Verschwendung gereizt, kleidete si< anders ein. Dann erzählte sie schlich! weiter, sie aus ihren Mitteln Pil grams Schuld bei dem Bankhausc ge tilgt, und knüpfte die Bitte daran, dem Eingekerkerten die Freiheit zu schenken. Der Vater küßte sie inniger als je. Nachdem sie von ihm gegangen, schrieb er eigenhändig an den Festungscom- Mandanten, der sich unmittelbar nach Empfang des Briefes in Pilgrams Zelle verfügte und den Sträfling das Schreiben lesen ließ. Ein unbctanntei Frettnd, hieß es darin, sei den Verpslich gen das Bankhaus gerecht geworden, den Mißbrauch seines Namens woll« der Fürst in Gnaden verzeihen, Pil gram sei unverzüglich aus der Haft zu «iitlajjen. „Magdalene, Magdalene!" murmelt« der Erlöste. Der Commandant überreichte ihm ein anderes Papier: „Gleichzeitig mit dem Befehl Seimr Durchlaucht hat der Courier dies zweite Schreiben gebracht, das ich Ihnen geschlossen einhändigen soll." Es war vom Hosrath Böhr abge faßt: „Zudem ich Ihnen von Herzen Glück zu Zhrer Befreiung wünichc, ersuche ich Sie, den Weg nach London zu nehmen und gleich nach Ihrer Ankunft im Banlhause des Mr. Somers, St. Johns Wood, Marlboroiigh Hill, vor- Dr. Böhr." drückte das Blatt an seine Lippen. In Bremen ging er zu Schiff. Der erhaltenen Weisung folgend, stellte er sich in London bei Mr. Somers vor, wurde. Ter Bankier zeigt« ihm einen Wechsel, mit desfen Zahlung er beauf tragt sei. Der Betrag war so hoch, daß Pilgram sich in Stand gesetzt sah, ein volles Jahr in der Themsesludl de klärte, fein Privathaus stehe Herrn von Pilgram jederzeit offen. Das Gefichl des sruh gealterten Mannes mit den nie nach des Deut schen. Obgleich ihn keine äußere Sorg« drückte, fühlte Pilgram sich doch ver- Wechiel von gleicher Hohe wie der vorige erheben. Pilgram lächelte matt: „Ich werde die Wolilihal nicht lange mehr zu Ende. Nach meinem Tode Haben Sie die Gefälligkeit, ein kleines Packet Schriften, das Sie dort in meinem Pult finden, an die Prinzessin Magda lene von * zu senden! Sonst ist in meinem Nachlaß nichts zu ordnen.^ Vier Tage später holte sein Diener den Bankier noch einmal, doch Mr. belauscht. Der Prinzessin ging das Vermächt niß zu. Sie duldete keinen Zeugen beim Oeffnen der Siegel. Das Heft, worin Pilgram bei ihrem Besuch in der gcn- 'hs l H ' findet, Sie grollt der Geschwätzigkeit des Allen nicht: denn der treue Hofratb hat es bei dem Fürsten durchgesetzi, daß helsend ein; so weit die Herrschaft ihres Vaters sich erstreckt, heitzt sie bei Groß und Klein: „Unser Genius". Ende. Di« « inu. Bon einem englischen MifsionärNa mcns Batchelor, der sich eine Reihe von 'Ainu, das Christenthum zu predigen, ist soeben ein fesselndes und lehrreiches Werk über diesen in mancher Bezie halb Mensch, sie selbst nennen sich da gegen „Ainu". d. h, Mensch oder Men schen. Batchelor gibt ihre Zahl, so weit Jeso in Betracht kommt, auf 17.» 00«) an. während 350,000 Japaner auf der Insel leben. Ueber ihren all gemeinen Charakter schreibt er: „Nach dem ich länger als acht Jahre unter finden. Ganz besonders merkwürdig erscheint uns das, was der englische Missionar armselige und so tief unter ihm stehende Mensch nur durch die Fürsprache und Vermittelung der untergeordneten Göt ter in Verbindung treten. Jedes Opfer, das man diesen zu einem solchen Zweck darbringt, heißt „in»c>" und ist fast nie etwas Anderes, als ein Weidenstab, dessen Rinde so abgeschält ist, daß sie vom oberen Ende peirückcnartig herab hängt. Unter Gebeten werden diese Opierstäbe entweder vor dem Herd, Seite in die Erde gesteckt. Batchelor schreibt darüber: „Man verfertigt und opfert sie fast bei jeder Gelegenheit zum Gebet und pflanzt sie ans dem Ge biet eines besonderen Gottes auf. Wenn Jemand krank wird, verschafft sich sein Freund oder Verwandter oder des auf und bittet die Feuer.zvttin. der große Heilkraft bei allen Krankheiten luaeschrieben wird, mit freundlichem Luge auf den Kranken herabzublicken. Darauf redet er sie mit dem Namen „Boten" an und ersucht sie. zum Schö pfer zu gehen und ihn zu bitten, die Opfergabe anzunehmen, seine Gebete zu erbören und' ihr zu erlauben, den Kranken zu heilen. Auch wenn die Ainu sich auf ihren Jagdausflügen be finden, stecken sie stets, bevor sie sich zum Schlaf niederlegen, vor dem Feuer ein Mao in die Erde mit dem Gebet: „O Göttin des Feuers, wir bieten Dir dies ia»c> dar. Wache über »ns in dieser Nach' und gieb uns Erfolg, wenn, der Morgen kommt." An der Quelle, aus der sie ihr Waffer schöpfen, pflanzen sie ebensalls sola,- abgeschälte Weidenstabe aus, indem sie beten: „O Göttin des Wassers, wir sind gekom men, um hier an Deiner Quelle zu trinken. Thue un« Gutes und wache über uns." Niemals gehen die Ainu zum Fischsang aus, ohne einen Weiden stab und ein Messer mit sich zu nehmen. Im Falle eines Sturmes schälen sie denselben rasch ab und Wersen ihn in Retwng spricht,!." Ueber die Ausschließung der Frauen vom Gebet und von der Darbringung von Opsern und über die Ursache dieser sonderbarenThatsache.liest man i» dem Buch des englischen Missionars: „Die Thatsache, daß die Ainu-Frauen wtder iin Gebet unterwiesen werden und über haupt nicht beten dürfen, ist sehr merk würdig. ES ist betrübend, sich sagen zu müssen, da« sie keinen religiösen Trost irgend welcher Art haben, noch auch irgend >»elche heiligen Gedanken, mit denen sie ihr Herz und ihren Geist nähren könnten. Die Götter dürfen sie nicht anbeten und an den religiösen Festen nicht theil nehmen, abgesehen davon, daß sie die versehen. Man verbietet es ihnen nicht etwa deshalb, weil sie leine Seelen hät ten, für deren Heil sie beten müßten, sondern weil die Männer sich Vörden Gebeten der Frauen im Allgemeinen und ihrer eigenen besonders fürchten. Ein alter Man», mit dem ich mich einst über diesen Gegenstand unterhielt, sagte mir im Vertrauen mit völlig ernster Stimme: „Früher pflegten die Frauen wie die Mannet die Götter anzubeten und an allen religiösen Gebräuchen theilzunehmen, aber dann wurde eS ihnen von unseren weisen Vorvätern verboten, weil diese glaudten, sie lönn ten ihre Gebete gegen die Männer und vor allen Dingen gegen die Ehemänner richten. Wir find deshalb der Ansicht, daß es klug von tlnferen Vorfahren war, sie von allen Gebeten auszuschlie ßen." Dieser Grund mag auf den ersten Blick thöricht erscheinen, aber in Wirk lichkeit steht er in vollem Einklang mit den Grundsätzen der Ainu-Religion und überdies ist es ein logischer Grund. ter, die Gebete hören und erhören. Sie wissen, daß sie ihre Frauen nicht so gut behandeln, wie sie sollten; sie wiffen auch, daß sie ihren Frauen alle Last der Arbeit aufbürden und sie sind sich auch der Thatsache dewußt, daß ihr Hang zur Trunksucht ihre Familien ins Ver derben sührt. Daher ihre Furcht vor den Gebeten ihrer Frauen. Wenn ein Mann die Götter bittet, sie möchten ihm Wein geben, und seine Fra», daß sie ihm alle geistigen Getränke vorent halten möchten, so wäre es ja möglich, daß ihr Gebet leichter als das seinige erhört werde, weil sie weniger Sünden C. W. Dt« vier Jahreszeiten. O Liebesfrühling, du Maienzeit, Welch' inniglich Werben weit und breit, Wie auch der Griesgram d'rod scheltet. Doch Jüngling gib auf dein Herze gut Acht. Ost fiel ein Reif in der Frühlings nacht, Wo es gar leichtlich verlältet. Tu Liebessommer voll Sonnenschein, Ziehst durch die Pforte» des Standes- Mit Prunk und Hochzeitsflitter. Wie lachte der Himmel so klar und blau. Es gibt bald das erste Gewitter. Der Liebesherbst macht die Menschen solid, Ihr Weizen ist gänzlich nun abgeblüht Dorumer manch Unkraut sich mischte. Auch einige „saubere Früchte". Im Liebeswinter wird's grimmig kalt. Das Haar wird weiß und das Herz wird alt. Das Podagra weicht nicht von hinnen. Solang' noch ein Lebensflliilchen loht. Da hat es, Alterchen, keine Noth, Drum heize von außen und innen. Aus einem Fest, das in Budapest der Baron Bela Atzel kürzlich gab und an dem Abgeordnete aller deuten Dr. Weierle: „Erzellenz, wie konntest Tu Desider Szilagyi und Lud wig Tisza in das Kabinet nehmen? Welch ein schönes Leben hällest Du ohne sie!" Darauf.lachte der Ministerprasi dent und erwiederte: „Ich bin nicht so stimmt. „Nun und was sagte sie da zu/" „<->e sagte, der Brie, sei sehr schön geschrieben, nur könne sie nicht begreisen, weshalb iede Zeile mit einem große» Anfangsbuchstaben beginne..." ssoi>lti>a«i«»«tt».uns«a. Sehr wenig schmeichelhaft hat jüngst eine Gesellschaftsdame die fashionadlen amerikanische» Wohlthätigleils-Unter- Haltungen beschrieben. ES gibt Schwindelprattiken sagte fie —die sich nicht einmal durch die Verbindung von WohllhätigkeitS- und Gesclligkeitsinleresje rechtsertigen lassen und in keinem halbwegs achtbaren Pri vatgeschäst geduldet würden. Dahin geHort vor Allem der Brauch, Leuten Billets für Alles, vom Bazar bis zum Wohlthätigkeitsball, in größerer oder geringerer Anzahl zuzusenden, mit der Aufforderung, entweder dieißillets oder den Geldbetrag zurückzuschicken. Biel leicht war dieser Betrug vor Jahren nicht so groß, wie heute, aber nur, weil man nicht so häufig zu demselben griff. Denn es bleibt unter allen Umständen ein Betrug, wenn man erwartet, Leute zu verleiten oder zu zwingen. Etwas zu laufen, was sie nicht wollen. Da soll irgendwo eine Unterhaltung zu einem wohlthätigen Zweck stattfin den (voranSgcsctzl, daß die Wohlthitig keit überhaupt nicht lediglich der Per son zufließen soll, welche die Sache ver anstaltet.) Nun werden Karten ge druckt oder gravirt, und man stellt eine Liste Derer zusammen, dtiien sie zuge schickt werden sollen. Jeder Sendung wird das Ersuchen beigefügt : ~Entw eder das Geld heraus, oder die Karten wieder!" Eine Rücksendungsmarke wird natürlich nicht beigelegt, ebenso wenig ein Couvert, Es gilt ,ür selbst verständlich, daß Sie alle Karten neh men und das Geld schicken ; wenn aber nicht, so ist gerathen, davon höflich schriftliche Mittheilung zu machen und Brief nebst den zugesandten Sachen auf eigene Kosten abzuschicken, aber so schnell wie möglich, um zu vermei den, daß Sie sür den ganzen Krempel dezahle» müssen. Legen Sie die Kar ten auch nur kurze Zeit weg. so können sie verloren gehen oder vergessen wer den. und Sie müssen unversehens sür Alles blechen. Kurzum, Sie haben auf alle Fälle Kosten und Scherereien Man mag diese Betrachtungen für kleinlich halten: aber in vielen Fällen irrt man darin sehr. Ich kenne Hau ser, in denen jede Woche 5 bis 10 Par tien solcher Karten von verschiedenen Seiten eiiitreffen, und man großartig Buch darüber führen muß, um sie nicht aus dem Auge zu verlieren und sie vielleicht noch zurückzuschicken zu können. Dieses Unwesen hat sich tiefer einge fressen, als Uneingeweihte ahnen. Tau fende von Dollars sind schon aus solche Art Leuten abgepreßt worden, die folche Karten nicht kaufen wollten und osl gar nicht in der Lage waren, dafür Geld auszugeben. Dieses Treiben ist ein Hohn auf glle wirkliche Wohlthätig, teit; es gehört zu den schlimmsten For men der Bettelei und Erpressung. Und dabei ist es in unseren Großstädten ge radezu unheimlich weit verbreitet, vom blauberockten Knüppelschwinger bis zur vornehmsten, ästhetischsten Theedame. Alle Personen, welche irgendwie von den Betreffenden abhängen, müssen bluten. Meist gelingt aber dieser Unfug nur darum, weil tue Opfer nicht den Muth haben, sich aus die Hinter deine zu stellen. Ich uehme längst nichts mehr an. noch auch schicke ich es aus meine Kosten zurück, was mir ohne meinen Wunsch zugesandt wird. Variante. Dai ist im Leben häßlich eingerichtet, Daß nach dem Letzten erst der Erst« Undankbar. „Nun Sie sind wohl mit der Vertheidigung zufrieden? Ein solches Resultat haben Sie wohl kaum erwartet ?" „Haßt e' Kunst, Herr Anwalt! Hätt' ich vor der Verhand lung gewußt, daß ich bin so e' Ehren mann und so unschuldig, wie Sie mich haben geschildert, hätt' ich mer über haupt genommen gar kan' Verthei diger!" —Zu viel verlangt. Ein all«r Taglöhner findet 5 Thal«r. Er liefert sie bei der Gutsherrschaft ab und wird dort gefragt, ob er auch einen hö heren Betrag, vielleicht 10 Thaler noch abgeliefert haben würde. „Ei ja!" antwortet er. „Auch 100 Thaler?" „Gewiß, gnädiger Herr"! „Und ! dci°/1ö"??'' ich" '«^ Ausfallend« Erschei nung. Dame (in Gesellschaft): „Un »er uns gesagt: das Pulver hat er auch nicht erfunden!" Tochter (Sackfisch): „Das ist aber doch auffallend, Mama. «AS iur eine Maffe von Merßchen daz Pulver nicht erfunden hat. Ach so! Wissen Sie nicht, was aus dem jungen hübschen Mäd chen geworden ist.das im vorigen Jahr hier bediente? Hieß sie nicht Emma? —Ja. Nun. das Gegen theil. Ich verstehe Sie nicht. Drehen Sie den Namen herum. Ach so, jetzt versteh' ich! Abwarten. Also. Sie sind der Gutsbesitzer N. aus Pommern? Nicht möglich! Der soll ja stottern und Sie thaten es nicht, als Sie mir eben Ihren Namen nannten! Herr N.: Di^-da —dat ki—ki—iimmt no—no— — In der Schule. Lehrer: Großmuth ist eine der höchsten Tugen den des Herrschers! Wer tann mir iiun noch etwas Höheres nennen? (Alles schweigt.) Lehrer: Nun weiß lciner die Steigerung von Großmuth? Der kleine Fritz: Großmuth, Großmutter , Aus einemßriefe. ~ Liebe Freundin! Gestern war bei meinem Bruder Carl Kindtaufe. Um II Uhr wurde sein Junge getauft und da»» kalt gespeist " Die Nachbarinnen.' Frau Piesecke Als wir uns verheiratheten, bade ich meinem 'Manne erst das Tan zeu gelernt!— Frau Ziesecke: Nach Ihrer ««» «ng»ts»«r »»«»«kling. Ans London kam vor Kurzem di« Kunde: der „Mo" ist gestorben. Es war eine Berühmtheit Alt - Englands, dieser alle Gentleman. In dem Lande, wo die excentrische» Klubs sprießen, steckte er bei gesunder Vernunft 52 Jahre lang in Bedlam, das ist da» Talldorf von London. Dieser Senior der englischen Irrenhäusler war nach dem Urtheil der hervorragendsten Irren arzte im Besitz aller seiner Geisteskräfte. Er halte eine gute Bildung, war stet» guten Humors und seine Unterhaltung wird als fesselnd, ja geistreich gerühmt. Jedermann kannte die Geschichle de» „Mo" eine Abkürzung vo» „mouo m»l>" und Niemand bezweifelte, bi» aus einen Punkt, seine und seine gesunde Vernunft. Und doch «rhob sich leine Stimme in den Ver kittigten Königreichen für den siebzig jährigen Gefangenen, kein Vertheidiger «rstaitd sür ihn in dem Lande, wo all« Narren ihren Vertheidiger finden, w» Zausende von Pfunden Sterling und Hunderttausende von Unterschriften einen so verwegenen Gauner uulerstütz ten, wie den Tischborne, der von Australien kam, um Millionen zu stehlen. 'Und warum das ? Weil der ~Mo" die schlimmste öffentliche Tollheit begangen hatte, die es für einen Engländer auf der Welt gibt, eine Tollheit, die an ein unsuhnbareS Verbrechen grenzt. Dieser Monomane, der als Staats verbrecher behandelt wurde, hatte die entsetzliche Tollheit verübt, die Königin ,u lieben nnd es iHr zu sagen. Eines schönen Mniinorqen-, so lesen wir in der Münch. Allg. Ztg." ritt Ihr« gnädige Majestät im Hyoe-Part spazie ren; plötzlich wirft sich ein junger Mann vor das Pferd, greift, wie in den Ro manen ttnserer seligen Marli«, in die Zügel und sagl zu der junge» und an niuihigen Konigin: „Ich liebe Sie.» Er wurde sofort ergriffen und sür ver rückt erklärt. ' Man stellte ihn gar nicht vor Gericht, sondern übergab ihn so gleich den Aerzten. Ganz England, voll Enlrüstung gegen den Gentleman, der seiner Königin auf der Straß« nachgelaufen war. wie ein einer Köchin, billigle laut die ewige Einkerkerung des neuen v. d. Trenk. Ist das Verbrechen, «ine Königin zu lieben, so groß, daß es mit lebensläng lichem Tollhaus bestraft werden muß? Ter Mann wurde als Narr, nicht al» Majestätsverbrccher in den Zellen von Bedlam festgehalten. Seine besonder« Art von Narrheit währte, so sagt man, bis zum Tode. Dann muß man gestehen, daß dies« Treue bewundernswürdig war. kort ooinms I» mort. und Ihr« gnädige Ma jestät lann sich rühmen, den standhaf testen und treuesten Verehrer seiner Zeit gehabt zu haben. Sein« langt Gefangenschast war vom medizinischen Standpunkt ans zweifello»nichl berech tigt. Sein Schicksal kann übrigen» andern Leulet, als Warnung und Lehr« dienen. Sie zeigt, worin die Vernunft in der Liebe besteht. Denn auch diese scheinbar unvernünf tige Leidenschaft hat ihre Logik und ihre Gesetze. Ter Schuster soll in der Aesthetik bekanntlich nicht über seinen Leisten hinausgehen. Auch in der Liebe soll man sich nichl versteigen. Jede Leidewchaft, deren Gegenstand unerreichbar ist, ist Narrheit. Ter gewöhnliche Werbliche, der eine leben dige Königin liebt, ist ebenso närrisch, wie der, der eine ägyptische Mumie, eine Aspasia, eine Kleopatra, eine Co rinna, oder eine namenlose OdaliSk« aus dem Serail des GroßsullanS liebt. ES sei denn, daß die Königin eS ist, von der die Initiative ausgeht. Und dafür soll eS ja auch Beispiele in d«r Geschichte geben, sogar in der Geschicht« Englands. . Ter arme „Mo" hat zahlreiche Vor gänger gehabt, von Mazarin und Struensee bis zum schönen Fersen und zu Bergami, dem galanten Postillon der Königin Karoline von England. Bon den Troubadouren zu geschweigen. Niemand hat, wie er, seine Narr heit mit einem halben Jahrhundert Ir renhaus büßen müssen. Studenten Adschie». Wie mir di« alten Thürme dort Zum Abschied freundlich winken k Frau Wirthin, schnell das Gl«» ge füllt! Ich muß noch eins trinken. , Da-Z bring' ich dir, Studentenzeit, Die, ach, so schnell vergangen! Nach vieler Muh' ist's mir geglückt Ein Aemtleiii zu erlangen. Darf nimmer wieder auf Mensur Nicht jedes Madchen küssen. Und auch mein großes Piimpgeni» Wird nun verlümmern müssen. Es muß wohl sein ! Von heute ad Beginnt ein andres Treiben Doch diesen letzten Abschiedstrani Will ich noch schuldig bleibe?». Kleine Verwechslung. Lehrerin: „Wir haben nun Alles durch genommen, was der Mensch zum Leben braucht: Nahrung, Wohnung, Klei dung. Nun fehlt noch Ein s! Mari anne, kannst Du mir sagen, was der Mensch, um leben zit tonnen, ebenso nothwendig, ja noch nothwendiger als Alles Andere braucht? «Marianne be sinnt sich vergeblich.) Ich will Dir daraushelfen; das Wort sängt mit an! .... Die L—!" Marianne (rasch): „Die Liebe!" Eiu Dulder. Sie: „Kommst Du schon wieder' so spät ans dem Wirthzhause! Ich habe lein Ange während der ganzen Jeil zuthun kön nen!" Er: .Ja, denkst Tu denn Ichs!" AphriSme. Kunstler, welche die Schönheit der Natur nicht schildern 3
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