2 Aie Inauguration desArästdenten Hrover Btevetand zu Washington, Z> G. Wtc Präsident Mcveland auf den Stufe» de» NapiKls das eidliche AmtSgelöbnlH Die feierliche Einführung des neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Grover Cleveland, auf dem Kapital der BiindeShauptstadt Washington in sein Amt am den 4. März 1893, war ein Schauspiel, welches trotz seiner republikanischen Einfachheit ge rade durch die weihevolle und sreier Bürger unseres mächtigen Gemein wesens würdige Haltung aller Bethei ligte-i manche zu Ehren gekrönter Häup ter in Europa veranstaltete Feier in den Schatten stellte. Da war keine künstlich gemachte Begeisterung, kein in deinüthiger Ehrsurcht vor dem Tbrones glanzc sich windendes Hoffchranzen thum. Das Bewußtsein, daß hier der Erwählte eines großen und mächtigen Volkes in dem Äugenblicke, als er den Eid aus den Stufen des Kapitals ab legte. die Zügel der Regierung ergriff, welche feine Mitbürger vertrauensvoll in seine Hände gelegt haben, war him melweit verschieden von dem „GolteS ynadenthum", dessen besonderer Schim mer und Glanz den Monarchen Euro pas auch heute noch in den Augen der Massen eine besondere Weihe verleiht. Wenn überhaupt, ist es jetzt angebracht, unseren Lesern die Hauptpersonen in diesem höchsten nationalen Schauspiel, welches in jedem patriotischen Herzen freudige Gefühle erwecken muß, in Wort u»d Bild vor Augen zu führen. Grover Cleveland, der neue Präsi dent der Per. Staaten, ist am 18. März 1837 zu Caldwell, N. 1., als Sohn eines presbyterianischen Geistli che» geboren. Er wurde Lehrer in einein Blinseninstitut, wurde 1855 Schreiber in einem Advocatenbüreau zu Buffalo, benutzte seine freie Stun den zum Studium der Rechte und ließ sich 1859 als Advocat nieder. 1863 wurde er Hilssdistrictsanwalt, 1879 wählte man ihn zum Sheriff von Erie Kounty. Bereits 1881 hatte er sich so beliebt gemacht, daß er zu», Manor von Lusfalo und 1882 zum Goiivermenr des Staates New gewählt wurde. Im November 1834 wurde er als Kandidat der demokratischen Partei ge gen Blaine, den republikanischen Can didaten, mit 219 gegen 182 Electoral- Stimmen gewählt und trat sein Amt am 4. März 18L5 an. Während sei ner vierjährigen Amtsführung wurden seine auswärtigen Verhandlungen, so «in Vertrag mit Canada über die Bei legung der Fischereistreitigkeiten, von de», republikanische» Senat durch kreuzt. Besondere Bedeutung erlangte Cleve lanos Regierung durch den von ihin init aller Ene>,,ie aiisgeiiommene» Kamps um die Eiiisuhrzölle. In der Präsident sS->l-.ampag!!e sür 18L8, in welcher er die Nomination der demokratischen Partei erhielt, wurde die Zollfrage der „Hauptissue" beider Parteien, und während ClevelandS Freunde im Ab geordnetenhause die Herabsetzung der Zölle beantragten, wurde von den Re publikanern im Senat ein aus Erhö hung der Zölle zielender Antrag einge bracht, die aber beide nicht mehr zur Erledigung kamen. Die National wahl s»l gegen Cleveland aus; sein republikanischer Gegner Harrison wurde Präsident der Ver. Staaten. Die Ant wort der nunmehr zur Macht gelangten Republikaner aus die t'levelaud'sche Zollresorm war bekanntlich derMcKin ley-Taris mit seinen hohen Schutzzöllen. Die Ereignisse dieser jüngst vergan genen Zeit sind noch zu frisch im Ge dächtnisse, um hier wiederholt zu wer den; genüge es daher, zu erwähnen, daß Cleveland aus dem demokratischen Na lionalconvent zu Chicago mit große, Majorität gegen seinen Rivalen zum Kandidaten nominirt wurde uuc bei der Natioiialwahl seinen republila irischen Gegner Harrison mit große» Majorität schlug. Dem Präsidenten zur Seite stant 'eine Gemahlin. Hrau Frames Cleve land. geborene Folsom,4vclche nunmehi mit gewöhnicni Takt die Honneurs de- Weißen Hauses machen wird. De, glücklichen Ehe ist bisher ein Töchterchen. Ruth, entsprossen. Nächst dem Präsidenten und seiner Gemahlin nehmen die Männer, welch« er selbst berusen hat, um ihm bei de, Leitung der Regierung mit Rath und That zur Seite zu stehen, auch bei de, Inauguration den ersten Platz ein. Es sind dies die Mitglieder seines Ca binets. Walter Q. KrcSham. AIS Staatssekretär wird Watter Ouiuton Gresham von Illinois sun giren. Daß gerade ans ihn. den bis herigen Republikaner, die Wahl Cleve lands siel, Hai in vielen Kreisen über rascht, aber es muß auch von den poli tischen Gegnern GreshamS zugestanden werden, daß dieser Mann einen Ruf de, Integrität besitzt, wie nur Wenige. Seine Lausbahn als Soldat und Jurist war cine rasche und glänzende. Als Staatsmann bethätigte er sich untei Präsident Arthur und zwar erst al-- Gciieralpostmeister, dann als Schatz amtsselretär. In ersterer Stellung verbot er der Louisiana-Lotterie die Be nützung der Post zur Beförderung ihrer Esseklen. Im Jahre 1888 war er nahe daran, von der republikanischen Partei als Präsidentschaftskandidat ausgestellt zu werden. Am 17. Marz vollendet er fein öl. Lebensjahr. Wilson S. Bisjell. Das wichtige Amt des Generalpast meisterS ist Wilson S. Bisse!!, dem langjährigen Freunde und Partner klevelaud'S, übertragen. Der Ge nannte hatte bisher jedes Anerbieten eines öffentlichen Amtes zurückgewiesen, trotzdem er ein bcincrlcnzwerthes admi nistratives Talent besitzt. Seine An nahme des imnierhin tcmporärc» Po stens erscheint als ein besonderer Freund schaftsdienst Kleveland gegenübcr, denn Bissel! hat als Advocat eine so ansge dehnte Praxis in New?)ork, daß er mit seinem Eintritt in'S Kabinett nothioen digerweise seine Privatinteressen ver nachlässigen muß. Ein Name, welcher bis heute kaum jenseits der Grenzen seines Heimaths staates Georgia genannt wurde, ist der des neuen Secretärs des Innern, Hole Smith. Er dürste mit seinen kaum 38 Jahren als das jüngste Mitglied des Cabinels gelten. Er wurde am De cember 1855 zu Newton. S. C., gebo ren. lebt aber seit seiner Verheirathung, d. h. seit dem Jahre 1883 in Atlanta, Ga. Sein Berus war ursprünglich di« Advocatur. Bald aber zogen ihr Nei gung und Bitten seiner Freunde in die Politik, und von da zur Journalislil war nur ei» Schritt. So wurde er im Juni 1387 der Leiter des „Atlanta Evening Journal", welches bald gro ßen Einiluß gewann und sich während der letzten Campagne durch warme Unterstützung Grover Clevelands her vorthat. Daniel S. Lamont. Ein ergebener und langjähriger Freund des Präsidenten ist Daniel Scott Lamont, der neue Kricgssecre tär. srüher sein Privatsecretär und Vertrauter. Sein Geburtsort ist das Dorf ,»'rr landtville, Cortlandt Co., N. Bereits mit zwanzig Jahren war er Delegat ieines Heimath c uint!) für den Narionalconvent in Rochester, aus welchem Samuel TildenS denk würdige Nomination stattsand. Von da ab wurde Tilden sein Freund und Gönner. Der berühmte Phesrcdactcur des „Albany Argus", Manning. er kannte Lainonts Talent bald und enga girtei'n >!>« 'shesredac e ir dieses cin iliißr ch.nß a es. Seine Freundschaft mit Grover v-ievelaud datirt von der Zeit h.r, seitdem dieser zum Gouver neur des SnraleZ New Wrk gewählt wurde. Seitdem hat eS nie eine An gelegenheit von Wichtigkeit gegeb.n, in welcher der Präsident sich nicht erst mit Lamont besprach. Hilm» ?l, ' Hilarg A. Herbert, der neue rincie.retür, ist beute 55 Jahre alt und ist in Lanrensville. S. <5., geboren. Als er noch ein Knabe war. verzogen seine Eltern nach Grcenville. Butler (so., im Staate Alabama. Seine Er ziehung erhielt Hilan> an den Siaals unlversitalen von Birginien uuö Ala bama, wo er die Rechte studirte. Er ist der einzige Mann in dem neuen Ca binet, welcher aus Seiten der Südstaa len gegen die Ums» gekämpst hat. Ais !solnnel der Achten Alabama-Freiwilli gen wurde er in d?r Schlacht der Wil derneß schwer verwundet: als Andren der Verwundung ist ei» Arm kürzer als der andere. Seit dem 47. Congre;: gehört Herbert als Mitglied sür Mont aoniery. Ala., dem Repräsciitante»- hanse an. Er hat sich mit einer ivali ren Leidenschast und einem Aienentlcis: aus die Marineangelegcnh.'iten gestürzt und ist darin cine von allen Parteien anerkannte Autorität. Seine Detail kennwiß und ichnelle AuffassungSgaie sind wahrhast erstaunlich. John Ä. Cailiste. Hoch in den Fünfzig steht dcr neue SchatzamtSsecretär John Grissiu Car liSle vou Kentucky. Er ist ei» bekann ter Demokrat und seine politische Lau - bahn datirt schon vom Jahre 1859 her. Von 1872 bis 1875 war er Lieiuenant- Gonverneur seines Heimathstaates und seit 1877 bis vor Kurzem gehörte er dem Bundessenate an, als dessen Züri cher er wiederholt fungirte. Er ist in Münz- uud Währungsfragen eine an erkannte Autorität. Nicha'd Olney. Der neue Generalanwalt Richard Olne» aus Baito» m»ß ein selbstloser und uncu enniitzigec Bewunderer Gro ver Cle'.'.landZ sein, denn n n ei ies Gehaltes ron 689 >9 willen gidi er e 'ic Präzis a:s S'.indicus öer größten (n -scnbahngeullichaltcn des Landes aus. die ihm >ä>rlich etwa 8159—299,099 einbringt. Zu seinen Clienten gehören die Boston ck Maine-, die Chicago, Burlington <K Oliincl>-, und die Atchi son, Tope:a Santa Fe-Bahn. Er gilt als e i er der gediegensten Juristen des Staates und betreibt seine bedeu tend? Praris seit 1859, hat aber stets die Annahme eines öffentlichen Amtes abgelehnt. Er steht im Alter von 97 Jahren eine seiner verheiratheten Töch ter wohnt in Beelin. Ein tüchtiger Fachmann und Far mer von echicm Schrot und Korn ist der neue Ackerbanminister Julius Ster ling Morton au- Nebraska. Er steht ini Alter von 91 Jahren und gilt als strammer Demokrat. Obwohl in sei nem eigentlichen Berus sehr glücklich, war er politisch stets eitrig thätig, und war bereits 1867 Gouverneur des da maligen Territoriums Nebraska. Er ist in, wahren Sinne des Wortes ein Pionier der Civilisation seines Staa tes, denn er machte eine Farm im Al ler von 21 Jahren bereits zwei Jahre vor der Ankunst der Regierungs-Feld- Messer urbar. Er gründete nebenbei die erste Zeitung Nebraska s, die „Ne braska News", welche in einem Block- Hanse z» Fort Kcarnc,> redigirt und ge druckt wurde. Seine Farm in Arlior Lodge bei Nebraska City ist als Mu slerwirthschast berühmt. aus Blumen und TopfgcMchi'«» vcrtiängnikvoll« Nachricht Im Jahre 1829, nach dem Falle Varna», getraute sich kein Würdenträ ger am ka.teriichen Hofe in Koiistanti nopel, dem Sultan Mahmud diese ver hängiüßvotle Nachricht zu bringen. Da iiideisen die Thatsache nicht gar lange verheimlicht werden tonnte, so mußte sich der in der türkischen Geschichte wohl bekannte SeraSkier (Kriegsminister) Khosrew Pascha dazu entschließen, dies gefährliche Geschäft auf sich zu nehmen. Er begab sich zu diese», Zwe.'e nach dem prächtigen Palast B.'glerbeg, am schönen Basporus gelegen, wo der Sultan sich zumeist aushielt. Der wahrhast romantisch schöne Palast ist hart am Meere, aus der kle>uasiat>sche« Küste erbaut. Dazu gehört ein herr licher, großer Park, dessen Baumanla gen »nd eine ziemlich große Menagerie noch heutigen TageS sehenZwerth sind. Wie es im Orient Sitte ist, so wird das Lieblingsschloß eines v.rstorbencn Sultans nach dessen Tode nicht be wohnt, weil man fürchtet, die Seele des Verblichenen dadurch zu beiästigen. So auch ist seit dem Tode Mahmuds das schöne Schloß Beglerbeg verlassen und unbewohnt,dem Verfalle der Zeit überlassen. Also KhoZrew Pascha wnrde von dem Beherrscher aller Glöu>,igcn em pfangen, aber dieser war an jenem Tage so übel gelaunt, daß der SeraS kier es nicht wagte, die Mittheilung zu mache», sie auf cine spätere Stunde verschob, wo dcr tai.erliche liak (Wohlbehagen) besser da>u geeignet sein wurde. Der kaiserliche itsk besteht in süßem Nichtsthun; aus einem wei chen Divan mit untergeschlagene» Bei nen zu ruhen, ab und zu einen Zug aus der brennenden Wasserpieise zu thun und endlich einen Schluck deS dicken, schwarzen, so aromatisch duften den Kaffees zu nehmen, das ist das Wohlbehagen der Muselmänner, vom Sultan bis zu dem geringsten Mann iin Reiche. Als Khosrew den Sultan verließ, begegnete er dem kaiserlichen Arzte Ab dulah Effendi, dcr im Begriff war, in de» Palast zu gehen. Dieser würdige Sohn AeSkulaps war berühmt wegen seiner verschiedenen Kunstgriffe, die er anwendete, um gute Nachricht zu erfah ren und diese weiter zu überbringen. Besonders war es ihm öfters gelungen, von dem Seraskier interessante Nenig leiten zu erfahren, weshalb er ihm allerlei Schmeicheleien über sein gesun des Aussehen sagte. Abdulah erkun digte sich auch, wie es einem guten Hos manne und Oberarzt ziemte, nach de» Sultans Kok und nach der Art. wie der erhabene Herrscher die traurige Nachricht von Varua aufgenommen hatte. „Gelobt sei Gott!" rief Khosrew mit erzwungener Salbung und verdrehten Augen. „Gelobt sei Gott! Unser Pa dischah hat die verhängnißvolle Nach richt mit mehr Fassung ausgenommen, als sich erwarten ließ. Er, der Schat ten Allahs, fügte sich mit Ergebung in die Rathfchlüsfe des Allweisen!" »lcbar" (Gott ist groß) ver setzte nun Abdulah in dem nämlichen srommen Ton. „Der Mittelpunkt der Welt, unser Sultan, trägt m seiner Taubeubrust die Seele cineS Löwen. Ich habe ihm eine Nachricht mitzuthei len. die vielleicht im Stande ist, den Schmerz über Varna zu tilgen." "lnseksllsli illsol>»l1s.1>!" (Wie Gott »« will!) erwiderte der listige Khosrew, indem er sich entfernte und still lächelnd sein K»ilc (lleineS Boot) bestieg, um nach der europäischen Küste hinüber zu fahren. In wenigen Augenblicken stand der Oberarzt vor dem Sultan. Er warf sich ihm zu Füßen, küßte mehrmals den Saum seines Kastans und ries: „O König der Könige! Wenn e» rühmlich ist zu siegen. >o ist eS auch ehrenvoll, das Unglück mit Ergebenheit und Fassung zu ertragen. Was Al lah besiehlt, kann kein Sterblicher än dern!" „WaS gibt'S, Abdulah Effendi, wa» sehlt Dir? Ha, ha. hast Du wieder durch eines Deiner Heiliiiittel einen neuen Mord begangen? Sprich!" sagte der Sultan erstaunt über des Oberarz tes hochtrabende Einleitung. ' „Ein Haar aus der Mähne des Lö iven gerissen, ist nur cine jämmerliche Eroberung in den Händen unwürdiger Feinde: 54»»eli»ll»li" (WaS Gott will) versetz'e Abdulah. „Was ist Dir denn begegnet?" rief Mahmud ihn unterbrechend. „Zur Sache, erkläre Dich deutlicher!" „Was der gerechte Finger de» berich tenden Engels niederschreibt, steht un wandelbar und ist vorherbestimmt." „Bei meinem Bart und Kops", sprach der Sultan mit erhöhter Stim ine, „entweder hast Du mit den fränki schen Herren getrunken, oder Du willst mich. Deinen Herrn, zum Besten ha ben! Ich sage Dir nochmals, rede deut licher, oder (bei Gott), es geht Dir schlimm!" .Mittelpunkt des Weltalls! Da« Haupt Deines Sklaven liegt hier zu Deinen Fügen. Aber ich bringe Dir gute Nachrichten, die ohne Zweisel die düsteren Wolken des gerechten Kummers vertreiben werden, welche Deine laiser liche Stirn heute umdüslert haben. Wenn auch diese ungläubigen Mosko witen durch Verraih Deine Stadt Varna erobert haben —" „Varna, Varna!" brüllte der Sul tan. „Borna erobert! Das ist erlo gen! Das tan» nicht sein!" Mit diese» Worten sprang er von seinem Divan auf, warf den Oberarzt hinter sich zu Boden und stürzte in seine Privalgemacher. Dort soll er sich einen ganzen Zag eingeschlossen haben, um sich dem Schmerze und Kummer über den so unglücklichen Fall hinzugeben. Abdulah Essendi schlich wie ein be gossener Pudel hinweg und schwor, sich an dem salschen Khosrew Pascha ge legentlich zu rächen. Nachdem der Sultan sich wieder ge faßt hatte, fragte er am folgenden Tage den SeraSkier, weshalb er die fatale Nachricht nicht selbst gebracht hätte unz warum er dem würdigen Oberärzte einen solchen Streich gespielt. Der tluge Khosrew Pascha antwar tete dem Sultan mit den Worten des TichterS Saadi: „Sei die Nachtigall die Ueberbringerin guter Nachrichten schlimme Botschaften überlasse der Eule!" «ine ergr«tf«»or AuS Mähren erzählt man der „N. Fr. Pr." die ergreisende Geschichte von zwei der vielen Opfer, die der jetzige Winter mit feinen Schneestürmen ge fordert hat. Zwei Schwestern, Rosa, verehelichte Martineck, und Anna Ne mez. hatten in Biseaz H-ssrgui>e-'>- »er richtet und sich dabei so verspätet, daz sie erst gegen 7 Uhr sich aus den Weg nach ihrem HeimathSdorfe Domanin machen tonnten. Da der Weg im Sommer in einer Stunde zurückzulegen ist, so hatten sie keinerlei Sorge. Aber bald begann eS zu schneien und der Weg verschwand unter ihren Füßen. Die älteste Schwester Rosa konnte den liamps mit dem Schneesturme nicht lange aushalten und erklärte, sie müsse etwas ausruhen, ehe sie weiter könne. Anna mahnte wohl zur Vorsicht, da aber die Glocken von Bisenz erst 7 Uhr läuteten, hoffte sie, doch noch nicht allzu spät zu Hause einzutreffen. Aber es kam anders. So oft Rosa versuchte, aufzustehen und weiterzugehen, ebenso oft siel sie zurück. Die Stunden ver gingen und als eS 19 Uhr war. gab die Aeltere jede Hoffnung aus, den Weg zurücklegen zu können. Rosa beschwor die Schwester, sie zu verlassen, wenn nicht um ihrer selbst, so doch um der sllns Kinder willen, denen sie sich wid men sollte. Auch sprach sie die schwache Hoffnung aus, daß Anna vielleicht noch bilse senden könnte. Alses 11 Uhr schlug, entschloß sich Anna, den Heimweg fortzusetzen. aber sie kehrte zweimal um und ging zur Schwester zurück. Lange watete sie iruthig im Schnee weiter, immer in »er Hoffnung, sie könne noch Hilsc er reichen, die sie der Schwester entgegen senden würde. Aber sie mußte nach langer peinlicher Wanderung sich end lich eingestehen, daß sie im liefen Schnee den Weg verloren. Ganz verzweiselt irkannte sie plötzlich ein Kreuz, das am Wege nicht weit von Domanin steht. Sie wußte nun genau, wie weit sie noch zum ersten Hause im Dorse, wo eine dritte Schwester wohnt, zn gehen hatte, aber es fehlten ihr die Kräfte. Sie ließ sich am Kreuze niedersinken. Noch hörte sie die Kirchenuhr 4 Uhr schlagen, sie war also fünf Stunden in »er Irre hcruingewandert. Dann ver ließen sie die Sinne. Ein Bewohner des Dorfe» kam nicht gar zu bald darauf vorüber, hob das Gesicht der sitzenden Frau in die Höhe, erkannt« sie und nahm sie auf den Rücken, um sie ins Dors zu tragen. Zm Hause ihrer Schwester hielt Mansie sür todt. Es wurden ihr die hohen Stiefel heruntergeschnittcn, die Strüm pfe mit in heißes Wasser getauchten Tüchern aufgeweicht, und es brauchte mehrere Stunden unablässiger Bemü hungen. bis sie soweit zu sich kam. daß man sie nach der Schwester Rosa sragen konnte. ES wurde nun ein Schlitten ingeipannt und mit zwei starken Wer den der Ort erreicht, wo die ältere Schwester todt ausgefunden wurde. Sie lag mit ausgebreiteten Armen, den ssopf nach vorne gesunken, sestgesroren im Schnee. Ihr Körper war so hart, daß er wie ein Kreuz auf den Schlitten geladen werden mußte. Erst vier Tage später kam die jüngere Schwester so weit zu sich, daß sie den Tod der älteren erfahren und erzählen konnte, wie sich Alles zugetragen hatte. Sie selbst scheint auch verloren zu sein. Ihre Füße sind schwarz, die Hände und Ohren sind gänzlich ersroren: zwei Aerzte, die sie täglich besuchen, erklären, wenn sie am Leben bleibt was kaum zu erwarten ist —so wird sie ein bedau crnswerther Krüppel bleiben. WlntermSrche». Zur Winterzeit ein Sonnenstrahl Irrt werbend durch den Wald. ES weckt sein Kuß. Wie Frühlingsgruß. Im selsbeschützien Wiesenthal Die Knospe mit Gewalt. Sie öffnet sich, sie strebt zu ihm. Er küßt auch gar zu heiß, Und sie vergißt. Daß Winter ist Vor seines KosenS Ungestüm. Und daß ihr Brautbctt Eis. Der Winter, der im Walde haiist, Sieht scheel, wie Liede wirbt. Wild durch den Tann Stürmt er heran. Erwürgt den Strahl mit gr miner Faust,— Die junge Blume stirbt. Ver st a n d. Sie aus Ihrer Reise nach Italien auch den Ve suv bestiegen? Jawohl, zweimal. Der Berg scheint ordentlich Verstand zu haben! Wieso Verstand? Als ich mit meiner jungen Frau oben war. verhielt er sich ganz ruhig, als ich ihn aber mit meiner Schwiegermutter be stieg. sing er gleich an. auszujpeicn! Schwer ausführbar. Ge schäftsreisender: Ist der Herr Priuzipal zu spreche»? Kommis: Leider nein! Geschästsreisender: Nun. da werde ich ihn erwarten, ich muß ihn nolhwendig sprechen! Hominis: Das dünlc Ihnen doch etwas lange dauern, denn, auf richtig gesagt, ich glaube, er ist nach Amerika durchgebrannt! Freiheit. Schwiegermutter (zur Tochter): Laß doch Deinem Mann« nicht so viel Freiheit, Anno, gerade steht er wieder an der Geschäftsthür und schaut, ob der Himmel blau ist. Niemand verlangt ein« höflichere Behandlung als der Flegel. „Die nicht Nil« werden!" Wo Alle» sich vereint, wsllcu diejeni gen, die nicht Alle werden, nicht „ver einzelt" bleiben. Das ist ein ganz be rechtigtes Verlangen, denn Gleich und Gleich gesellt sich gern und keine Dumm heit ist zu groß, als daß sie nicht began gen werden könnte. Wenn es noch nöthig ist, für diese Behauptung einen Beweis zu erbringen, so ist es der, daß sich, wie ein Berliner Berichterstatter mittheilt, dort ein „Verein derjenigen, die nicht Alle werden," gebildet hat. Minister Heerfurth wird seine Freude daran haben: die Gründer haben eS gewiß nur auf einen großen Ulk abgc fchcn. was aus dem nachstehend mit getheilten Auszug der bereits gedruckten Statuten hervorgeht. Aber das thut nicht»-. eS wird Viele geben, die die Sache crnst nehmen und die dann am ehesten Anlaß haben, dem Verein bei zutreten. Wir lassen einige Paragra phen solgen: „8 1. Zweck des Vereins ist Sonn abend. H 2. Wenn 5 Mitglieder ver sammelt sind, ist auch an den übrigen Tagen Sonnabend. Z 3. Um die Mitgliedschaft kann in schwachen Stun den nur der nachsuchen, der das 25. Lebensjahr erreicht hat und einsieht, daß er noch nicht vernünftig geworden ist. H 4. Jeder Bewerber muß nach weisen, daß er wenigstens 3 Dummhei ten in seinem Leben begangen hat: Verheirathcte haben selbstverständlich nur 2 zu constatiren. 55. Ist das Ausnahmegesuch angenommen, so hat »er Bewerber sich vor der Examina tions - Commission einer Prüsung zu nnterziehen. H 6. Wer durchfällt, hat bestände» und kann sofort aufgenom men werden, 8. Jedes Mitglied er hält eine Vereinsnuinmer, welche zu merken ist. Wer sie vergißt, zeigt, daß ex wirtliches Mitglied ist. K 9. Der Vorstand besteht aus sämmtlichen Mit gliedern. Diese wählen einen Stell vertreter, einen Resonneur und ein ge wöhnliches Mitglied, welches unten sitzt .und die Debatten leitet. K 19. Das Vermögen des Vereins wird nach Seideln berechnet. H 11. Dieser darf nicht geändert werden. 8 14. Ehren mitglied ist der, welcher nicht Mitglied werden kann. Z 15. Die höchste Zahl an einem Stammtisch ist 19: melden sich mehr, io steigt die Zahl, tz 16. Die ordentlichen Mitglieder sitzen nach der Reihenfolge, und zwar so. daß im mer Einer »eben dem Andern sitzt. Z 17. Kein Mitglied darf einen Andern für dümmer halten als sich selber. Z 18. Sollte Einer sich selbst sür dumm halten. !o darf von dcr Gesellschaft kein Widerspruch erhoben werden, tz 19. Die Gesellschaft feiert jährlich vier Stiftungsfeste, jcdoch wöchentlich nicht mehr als zwei. H 29. Ist die Zahl der Mitglieder auf eines herabgefun» ken, so ist in einer Generalversamm lung durch Majorität zu entscheiden, ob die Gesellschaft noch fortbestehen soll. 8 21. Sollte die Gesellschaft sich auf lösen. so hört die Zahl aus uud dai Vermögen wird nach H 11 verwendet." Daß „die Zahl aufhört" dürft« ei gentlich bei diesem Verein nicht eintre ten, denn sonst würde er seinen Namen mit Unrecht tragen: er heißt ja eben .Verein Derjenigen, die nicht all« werden". «ünstl«rrache. Als CaroluS Duran noch kein viel begehrter Bildnißmaler war, wie gegen wärtig. hatte er da». Portrait eine» Dame aus der Pariser Gesellschaft zu malen bekommen, die lange ihre, Schönheit wegen sehr geseicrt wordcn war. inzwischen aber den Rubikon dn Fünszig bereit« Überschrittcn hatte, ohne das zugestehen zu wollen. Sie wa, aus dem Bilde in großer Toilette unl anmuthiger Stellung wiedergegeben aus einen Armstuhl gestützt und siH in einen« Spiegel beschauend, der ih> Kontersci zurückstrahlte. Das Portrait war sprcchcndähnlich ausgesallen, allein eben deshalb erklärte die Dame, si« erkenne sich in dem Bilde nicht wie der, das also in dem Atelier det Malers stehen blieb. Nun war Duran damals noch nicht in der Lage. 3990 Francs den ausgemachten Preis des Portraits so ohne Weiteres fahren zu lassen, und so entwarf e, denn einen Rachcplan. Wcnigc Tag, vor einer kurz danach im Louvre ver anstalteten Privat-GemäldeauSstelluni wurde der betreffenden Damc im Ver trauen mitgetheilt, daß der Künstle, das von ihr zurückgewiesene Bild dort ' ausstellen werde, jedoch mit einigen Zu thaten, welche sie schwer kompromittir ten. Sie begab sich sofort in das Atelier Duran S, wo ihr Bild, ebenso lebenS» ähnlich wie früher, noch aus der Staf felei prangte. Aber da» Kopfhaar aus dcmfclbcn war inzwischen merklich dün ner geworden, und die Dame hiclt jctzl zwei schwere Flechten salschen Haaret in dcr Hand. Aus dcm Tische ihr zu, Scilc sah man mehrere Flacon» mit Etiketten, aus denen die Worte „Lilien-, milch", ..Schönheitsmilch" „Elixir ge gen Runzeln" u. f. w. deutlich zu ltien waren. „O. das ist ja ichandlich!' rics die Dam«, vor Entrüstung bcbcnd, aus. ..Abcr, mcin Gott, was wollci Sic dcnn und worüber beklagen Si« sich?" entgegnete der Maler gelassen. „Sie haben erklärt, dicS sei nicht Jh, Portrait und auch ich habe inzwischen eingesehen, daß Sic im Rechte sind. Das Bild ist ein bloßes Phantasicstüli und als lolcheS gedenke ich eS dcm Pu blikum vorzuführen." „Sic wollen also in der That dieses Bild ausstel len?" „Ja. alltldingS. meine Gnä digste—aber.nicht als Portrait, sondern einsach als Studie, welche im Katalog dcn Titcl „Die Kokelte von sünszig Jahren" sühren wird." Die Schön« wollt« zuerst in Ohnmacht sollen, zahlt« aber dann die 3999 FrcS, nachdem de, ungalante Maler in ihrer Gegenwart die tompromittirenden Attribute vo> dem Bilde entfernt hatte. Kopfarbeit i st Herten»« Medicin.
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