»««tsche Loeal»»chrtchte». / Provinz Brandenburg. s I» Potsdam der Rentier Julius Adicke und die Wittwe Louise Meyen, geb. Bensch. Infolge des Zusam menbruchs der Banksirma Schulze in Berlin erschoß sich in Potsdam der Re staurateur Brand, welcher seine Er sparnisse bei Schulze angelegt hatte. Der Gerichtssecretär Baeck in Arnswalde war seit einigen Tagen unsichtbar und nun stellte es sich heraus, daß er wegen begangener Unterschlagungen flüchtig geworden ist. 112 In Bärwalde, N.- M.. der frühere städtische Lehrer Theo dor Fritz. 112 In Brandeubnrg a. H. der Director der Müllereigenossenschast, Dampfmühlenbesitzer Ludwig Krö nagel. f. Der Director bei der physi talisch-technischen Reichsanstalt, Dr. Leopold Loewenherz in Charlottenbnrg. Aus Gram über den vor etwa Jah resfrist erfolgten Tod seiner Gattin hat sich der in Chatlottenburg wohnende Lo.omvtivsührer Jlsch erschossen. Provinz Ostpreußen. 's Der LandgerichtSdirektor Spriinck in Jnstcrburg. —Ueber das Vermögen des wegen Unterschlagung verhafteten Kreiskommunalkassen-Rendanteu Kro pat in Lochen ist der Konkurs eröffnet worden. Zum Staatsanwalt am Amtsgericht in Memel ist der Gerichts- Assessor Heinrich in Liegnitz ernannt worden. fJn Passenheim der Haupt mann a. D. Otto Czygan.—Der Erz- Priester Fahl in Rössel wurde, als er aus dem Bahnhofe Korschen in den Zug nach Königsberg steigen wollte, von einem Schlagansalle betroffen, der sich im Hause des Nachmittags wiederholte und den Tod zur Folge hatte. Kauf mann Leß in Rössel hat Selbstmord begangen. Ueber den Nachlaß ist Kon kurs eröffnet worden. Die Passiven betragen angeblich über 799,999 M. Der Zusammenbruch des Geschäfts Hai über viele Familien Unglück gebracht. Einzelne ländliche Besitzer, welche in Geldsachen mit dem Verstorbenen in senden, haben ihre Zah lungen eingestellt. Provinz Westpreußen. 112 Rittergutsbesitzer, Rittmeister a. D. Mar von Vogel ans Nielub, Mit glied des Herrenhauses, des Provinzial- LandtageS, des Kreistages und des evangelischen Kirchenraths. 112 In Deutsch Krone der Postdirector Major a. D. Pachaly. Der Kunstgärtner Brandt von Elbing wird auf der Chi cagos Weltausstellung durch eine neue von ihm gezüchtete Rosenart vertreten sein. Einem Schlagansall erlag der Jnstizrath und Notar Heinrich in El bing; 112 daselbst der frühere Kantor Panckrath. Das dem früheren Land rath Birkner gehörige Gut Kadinen ist bis auf wenige Gebäude abgebrannt. Provinz Pommern. Den Voltsschullehrer Kempfert in Naugard vernrtheilte die Stargarder Strafkammer wegen vorsätzlicher kör perlicher Mißhandlung in Ausübung seines Amtes zu 3 Monaten Gefäng niß. Wegen Unterschlagung ihm anvertrauter Gelder wurde der bei dem Rechtsanwalt A. in Neusiettin beschäf tigt? Bureauvorsteher Hinz ans dem Bahnhof sestgenominen, als er eben im Begriff war, nach Berlin abzudampfen. Ter Gemeinde-Vorsteher Hübner in Strcmlow wurde beim Schlichten eines Streites erstochen. Als Thäter sind der Handelsmann Michels »nd die Kommissäre Göhl und Hinz, sämmtlich aus Bnldeuburg, verhaftet. Der bei dem Kaufmann Kühn anstellte Konimis Paul Röther in Plathe ist infolge Ein athmens van Kohlendunst in seinem Zimmer erstickt. In Barzwitz feier ten die Altsitzer Friedrich Pagel'fchen Eheleute ihre diamantene Hochzeit. s In Stargard der Präsident des Land gerichts Irh. von Ledebur. —Zur Feier des 156 jährigen Geburtstages des Generalseldinarschalls Fürsten Blücher, veranstaltete das in Stolp garnisoni 'rende Husaren-Regiment Fürst Blücher ein dreitägiges Fest. Am 14. und 15. December sand ein großartiges Reiter fest in der Reitbahy des Regiments und am 15. nach den. Reiterfest Souper und Ball im Wallhause statt. Am 16. war Mittags Parade auf dem Stephenplatz, Nachmittags Diner und Abends Ball der Mannschaften. I» dem Torfe Lüssow brachen zwei Knaben im Eise ein und ertankn; ebenso ein Arbeiter, der die Knaben retten wollte. Ein Vierter wurde .ge bettet. Tic Brunnenarbeiter Bank sun. und Rieß in Köslin kamen durch Einathmen von Gas z» Tode. Dieselben warem Heim Bohren eines Brunnens in der Nähe des Kohlenberges beschäftigt; durch Einathmen von Gas, das nus Kam Erdboden strömte, fanden sie. als -sie sich an den Grund gelassen hatten, ihr Lebensende; das Gas hatte vorher schon eine mitgenommene Laterne aus- Aolöscht. Beide Verunglückte hinterlas sen Familien. —In Tempelburg wird Hsgenwartig der Plan, eine „Kalt-und Warmwasser-Anstalt" zu gründen und T«npeldurg damit zu einem Kurort zu machen, lebhaft erörtert. Angesichts der gesunden Laxe und der schönen An lagen der Stadt ist die Ausführung des Planes drrchaus nicht unwahrschein lich. Prodinz Schleswig-Holstein. s In Haderslebe» der erste Gerichts sekretär Setelhvhn, —Lehrer und Küster «. D. Alse», Oberpolizist Betholm und Schneidermeister Cartse» feierten in HaderSleben mit ihren resp. Ehefrauen ihre goldene Hochzeit. 112 In Heide Kaufmann C. C. Thsmke». In Nordhastedt gerieth der Polizeidiener Banderob mit seinem Schwiegersohn Petersen, einem früheren Müllergesel len, in einen so heftigen Strsit, daß er ihm mit einem Beil mehrere schwere Schlüge versetzte, die schon nach einer Stunde den Tod des Getroffenen zur Holge hotten. Provinz Schlesien. Der wegen schweren Sittlichkeitsver brechens inhastirte Rentier H. T. von Landeck hat sich in seiner Gesängniß zelle erhängt. In HernSdorf ist die Besitzung des Gärtners Bunzel im Oberdorfe total abgebrannt. Die Schwester des Bunzel. eine in mitt leren Jahre» stehende Frau, hat bei dem Versuch, etliche Werthgegenstände aus der oberen Giebelstube zu retten, einen schrecklichen Tod in den Flammen gesunden. Der Bankvorsteher der Kommandite des Schleichen Bankver eins, Michaelis, in Leobschütz ist wegen Unterschlagung und Fälschung zu 1j Jahr Gefängniß »nd einjährigen Ehrverlust verurtheilt worden. Bei dcm von der Schützengilde in Lieg nitz veranstalteten Kaiser Friedrich-Ge dächtnißschießen ging Brückenwagen sabrikant Pseiler als Bester hervor. Weitere Preise errangen Lederhändler Goldmann. Partikulier E. Jungfer, Blumenhändler Gutfche und Tischler meister Bollmeier. Provinz Posen. Wegen Unterschlagung eingezogener Steuerbeträge wurde der in Krone a. Br. probeweise als Polizeisergeant und VollziehnngSbeamte angestellte Wuwert zu 5 Monaten Gefängniß verurtheilt. Bürgermeister Bohn in Fordon hat seinen Bureaugehilseu Sch. verhastet. Es soll Unterschlagung, Urkundensäl schnng und Diebstahl vorliegen. 112 In Inowrazlaw der Vorwertsbesitzer von Sawicki - Rogowo. Er war der Schwiegervater des viel genannten v. Mazszewski. der 1848 als König von Polen gewählt wurde. Durch ihre Theilnahme am Aufstande gingen beide ihrer Güter verlustig, so daß sie später ein dürftiges Dasein fristeten, v. Mals zewski starb als Ortsarmer in Tr. v. Sawicki war trotz seiner geringen Mittel ein großer Freund der Armen und half ihnen, wo und wie er konnte. Keins von seinen Kindern hat ihn über lebt, ein Sohn fiel 1863 im Ausstände gegen Rußland. Auf einem nächt lichen Patrouillenritt wurde der Gen darmerie - Oberwachtmeister Marschner in Kempen auf dem Wege zwischen den Döriern Opatow und Jankow er schossen. Provinz Sachsen. Der Weichensteller Bauchstieß in Roßla wurde von einem Zuge überfah ren und ihm dabei der Kopf vom Rum pfe getrennt. Die wirthschastliche Lage ist in Suhl eine trostlose. Mehr als IVO Arbeiterfamilien sind verdienst- und brotlos. Unter den anläßlich der Wittenberger Feier mit Ordens dekoraiionen Ausgezeichneten besinden sich auch die Abkömmlinge des Refor mators, Sanitätsrath Dr. Luther zu Luckenwalde. Postor Johannes Luther zu Pissen im Kreise Merseburg, Major von Wegnern, von Königin-Augusta- Garde-Grenadier-Regiment und Land rath von Wegnern zu OscherSleben. Am 12. Dezember waren 35» Jahre verflossen, daß in Lützen die Reforma tion eingeführt wurde. Der Tag wurde festlich gefeiert. In der Kirche hielt der derzeitige Rektor»der Univer sität Halle, Professor Dr. Theol. Hering, der von 1874 bis 1878 Su perintendent der Ephorie Lützen war, die Festpredigt. Lützen war im da maligen Bisthlim Merseburg die erste Stadt, welche die lutherische Lehre an nahm. Ter Tischlergeselle Lüders von Lützen erschoß bei einem Getreide dicmen seine Braut, die 19jährige Anna Rothe, und setzte den Diemen in Liand. Der Leichnam des Mädchens wurde völlig verkohlt aufgesunden. Lüders stellte sich der Polizei und gab in. sie hätten gemeinschaftlich sterben wollen, doch habe ihm der Muth ge fehlt, sich selbst zu erschießen. Sei nen 199. Geburtstag feierte in dem Dorfe Reipisch der Veteran Gimpel. Auf dem freien Platze an der Dors ünde fand eine große Feier statt, an »er die Krieger- und Landwehrvereine Zer benachbarten Ortschasten mit klin gendem Spiele und fliegend.» Fahnen theilnahmcn. Dem alten Krieger wurden zahlreiche Aufmerksamkeiten iller Art zu Theil. Provinz Hannover. In Gr.-Rhüden feierten Kaufmann W. Hosfmann und Frau ihre goldene Hochzeit. Die Frau des Böttchers ttichter in Ricklingen warf ihre beiden Binder, einen vierjährigen Knaben und !in vier Wochen altes Mädchen, in die Leeke und sprang dann selbst hinein. Die Kinder ertranken, die Frau wurde >ioch lebend aus dem Wasser gezogen and zur Beobachtung ihres Geisteszu standes einem Krankenhause übergeben. —f In Rodenberg Amtsgerichtsrath Lerner.—Brandsälle: In H.ldesheim drannte das Hintergebäude des Tape zierers Abdecker nieder, wobei der Gärt ner Schräder in den Flammen seinen Tod sand. —In Pappenburg wurden Wohnhausund Scheune des LandwirthS L. Walker total «»geäschert, in Unsen «as Vorwerk und kie Scheune des Hof besitzers Twick, in Vörden (bei Osna drück) das Wohnhaus des Kaufmannes Kleyböcker. in W«ltersburg das Anwe sen des Hofbesitzers Schierwater. -f In Aachen der OberregierungSrath ». D. Claesse». Der Rentner L. H. zu Ronheide bei Aachen hatte »je evangelische Kirchengemeinde zu Aachen zur Universalerbin seines nicht iinbedeiitnideii Vermögens eingesetzt. Nach seinem Tode haben seine gesetz lichen Erber die Gültigkeit dieser Testa mente unter der Behauptung angefoch ten, daß der Erblasser zur Zeit der Ab fassung der Testamente wahnsinnig gewesen sei. In dem hierüber beim Landgerichte erhobenen Rechtsstreite ga ben die ärztlichen Sachverständigen ein stimmig ihr Gutachten dahin ab, daß Offergelt seit 1865 bis zu seinem Tode geisteskrank gewesen sei und daß die Art seiner Geisteskrankheit lichte Zwischen räume ausschließe. Darauf wurden durch Urtheil des Landgerichts die bei- den Testamente für nichtig erklärt. Ge gen dieses Urtheil legte die evangelische Gemeinde Berufung ein, worauf hin das hiesige Oberlandesgericht das erste Urtheil aufgehoben Hai. Den Erden bleibt nun das Rechtsmittel der Revi sion an das Reichsgericht. 112 In At tenkirchen KreiSschuliiispeitor Schulrath Schwindt. Die mechanische Bau- und Kunsttischlerei Franz Fischer inßarmen, ist bis auf die Umfassungsmauern nie dergebrannt. Provinz Hessen-Nassau. Der Kaufmann und Stadtverordnete Louis Bickell in Hanau hatte einen Hasen geschossen. Bei der Entbalgung verletzte er sich in ganz unscheinbarer Weise am Finger, was er anfänglich gar nicht beachtete. Einige Tage spä ter schwollen aber Arm und Hand plötz lich an und der hinzugezogene Arzt kon statirte eine Blutvergiftung, welcher Bickell jetzt unter entsetzlichen Qualen erlegen ist. Die Eheleute Weber in Hünfel habendi« in ihrem Hanfe wohn hafte 69 Jahre alte Auszüglerin Wie gand seit drei Monaten in eine dunkle Kammer, ein kleines, schmutziges Loch, eingeschlossen und darin sörmlich gefan gen gehalten. Die Aermste wurde in ciiiem solch verkommenen Zustande aus gesunden, der jeder Beschreibung spot tet. Infolge dieser scheußlichen Be handlung ist die Frau denn auch in zwischen gestorben.—Der 19 Jahre alte Postgehilse Karl Phildius von Ober nrsel erhielt vom Schwurgericht in Frankfurt wegen Amtsverbrechen 1 Jahr und 8 Monate Gefängniß. 112 In Rodenberg Amtsgerichtsrath Ber ner. Als in Auhagen Landwirth Nolte aus Rodenberg damit beschäftigt war, Häcksel mit den Händen zusam menzuraffen, riß er sich dabei einen Tannensplitter in den Finger, wodurch Blutvergiftung eintrat. Infolgedessen ist der im besten Alter stehende Mann gestorben. Königreich Sachsen. Die Ehefrau des Schulhausmanns Uhlig in Gelenau wurde als Leiche aus -dem Gemeindeteiche gezogen. Nach Unterschlagung von 11.485 Mk. war der in Grimma angestellte Postassistent Grahmann flüchtig geworden. Er wurde in Hamburg in einem übel berüchtigten Hause verhaftet und in das Gefängniß nach Leipzig zurückgebracht. In feinem Besitz wurde» noch 6,500 Mk. gesunden. Der Desraudant ist 25 Jahre alt und aus Bromberg (Po sen) gevürtig. 112 Der Rector der Landes- und Fürstenschule in Grimma. In Brösen verunglückte in einer dortigen Brauiikohlengrube der Häuer Hermann Rudolph, aus Schkorditz ge bürtig, dadurch tödtlich, daß er von hereinbrechenden Kohlen verschüttet wurde. 112 Der Besitzer des Ritter gutes Biehla bei Camenz. Theodor Reich. Mitglied der Ersten Kammer des sächsischen Landtages, welcher den drit ten sächsischen Wahlkreis Bautzen-Ca menz im Reichstage lange Jahre hin durch vertreten hat. Auf einer Ge fchäftstour begriffen, ist Fleischermeister Peschel aus Kötzschenbroda mit seinem Gefährt bei Wilsdruff verunglückt. Ja Neutircheii wurde der Restaurateur Ulrich i» dem zu feiner Behausung ge hörige» Kegelschub erhängt aufgefun den. Thüringische Staaten Die Naydamühle bei Größnitz ist mit vielen Wirthschaftsgegenstönden und großem Vorrath an Getreide und Mehl vollständig niedergebrannt. Der Schaden übersteigt 199,999 Mark. Es heißt, daß d«S Feuer in Folge der Explosion einer Petroleumlampe ent standen war. Eine Liebestragödie hat sich in Mühlhausen abgespielt. Ein 22 Jahre alter Reisender einer Magde burger Chocoladenfirma. Namens H. Stengel, hatte in Magdeburg ein 19- jährigei Mädchen von dort. Selma Opel, kennen und lieben gelernt. Da seine Mutter (der Vater lebt nicht mehr) der Verbindung mit dem Mäd chen entgegen war, schickte er die Ge liebte hierher, wo sie bei ihrem Bruder Ausnahme sand. Vor mehreren Ta gen kam Stengel gleichfalls hierher. Bei einem Spaziergänge, den das Paar am Freitag unternahm, kam es zu einer Eifersuchtsscene, in deren Verlauf der junge Mann dem Mädchen auf offener Straße ein fcharfgeschlifsenes Messer in die Brust stieß. Die schwer Verletzte hatte noch die Kraft, das Mes ser herauszuziehen und wegzuschleu dern, brach aber dann nach einigen Schrillen zusammen. Der junge Mann trug darauf das Mädchen nach ihrer Wohnung und ergriff sodann die Flucht, wurde aber bald verhaftet. Die Verletzung des Mädchens ist eine schwere, der Stich ist dicht über dem Herzen in die Lunge gegangen, doch ist nicht ausgeschlossen, »ax es am Leben erhalten ivcrden kann. Stengel selbst bereut« was er gethan hat; er ist in Allem geständig. Hessen-Darmstadt. 112 Im Groß-Gerau Kreisveterinärarzt Rothermel. —Nicht geringe Sensation erregt in Gründerg die Verhaftung des Lllgem.cin bekannten Gastwirths un» Agenten Wilhelm Kurz. Derselbe steht in dringendem Verdacht, mit seiner in zwischen verheiratheten Adoptivtochter in unerlaubten Beziehungen gestanden zu haben, welche nicht ohne Kolgen ge blieben sind. In Helperhom erschoß sich der Lehrer Bock, anscheinend in einem Anfall von Gemüthskrankheit. Derselbe war auch als Schriftsteller in den weitesten Kreisen bekannt und als solcher geschätzt. Königreich Bayern. Im sogen. Grillenhölzl bei Geiselhö ring wurde am 8. März 1878 die da malige Botin Zöllner von Walltosen todt aufgesunden unter Anzeichen, die auf Mord hinwiesen. Den eifrigsten gerichtlichen Recherchen war es nicht ge lungen, den Thäter zu ermitteln. Die ser Tage wurde nun in Geifing der dortige Gemeindeviener begraben. Der- ftibe gestand zwei Stunden vor seinem Tode, daß er damals die Brodbotin überfallen, vergewaltigt, ermordet und ihrer Baarfchaft von 87 Pfennige be' raubt habe. In Holzftrchen wurde der OekonomenSfohn Hilgenrainer von Oberwarngan, der bei feiner Schwester, der OekonomenSsrau Lichtinger wohnte, meuchlings erschossen. sI» Karl stadt der Baumschulenbesitzer, Oekono mierath Bernhard Müllerklein. Der abgehauste Gütler Georg Beer in Leng feld mißhandelte seine kranke Ehefrau fortgesetzt m der Weife, daß sie infolge der erlittenen Mißhandlungen verschie den ist. I» ReicholdSgrün sind 15 Wohnhäuser mit allen Nebengebäuden der untere, ältere Theil des Dorfes, welcher nach dem Brande von 1852 stehen geblieben und noch aus schlechtem Fachwerk gebaut und mit Schindel» ge deckt war abgebrannt. Bon dem ganzen Dorfe stehen noch 19 Anwesen. Der Rechtsanwalt Marschall in Fürth ist zum Bürgermeister in Lands hut gewählt und als solcher bereits be stätigt worden. —.f In Lichtenau der Director der Gcsangcncnanstalt, Regie ruugSrath Lichtenau. Königreich Württemberg. Schuldiener Kircher in Ravensburg stürzte aus einem Fenster des obersten Stockwerks des evangelische» Schulge bäudes in den Hof hinab und war so fort todt. 112 Der erst vor kurzer Zeit in den Ruhestand getretene Präsident des Landgerichts in Rottweil, Th. von Glocker, Mitglied des Staatsgerichts hoses, in Stuttgart. 112 In Tuttlin gen Oberamtmän» Schmidt. An der Landesuniversität Tübingen befinden sich im laufenden Winterhalbjahr 1183 Studirende (im Wintersemester 1891— 92 waren es 1172), worunter 993 Württemberger und 289 Nicht-Würt temberger. Zwei Töchter des Schiff meisters Georg Käsbohrer in Ulm, 22 und 19 Jahre alt, sind Nachts in ihrem Schlaszimmer durch Einathmen von KohlengaS, das dem durch die Klappe geschlossenen Ofen entströmte, gestor ben. Der Monteur M. in Ulm hat sich an einem Baume der alte» Frauen steige erhängt. Unterosficier Straub von der 11. Compagnie des Jnfanterie- RegimcntS König Wilhelm l. No. 124 in Ulin hat sich wegen eines kleinen Vergehens, das ?r sich während des Pätronillendienstes zu Schulde» kom men ließ, erschossen. Großherzogthum Baden. 112 In Bruchsal der frühere demokra. tische Landtagsabgeordnete Tob. I. Schmitt. Der Buchhalter der Ger lach'schen Brau»ei ist nach Unterschla gung eines größeren Geldbetrages durchgebrannt. Der pensionirte Oberamtsrichter Ritzi, jetzt in Freiburg wohnhast, hat seiner Heimathsgemeinde Büßlinge» eine Stiftung von 18,999 Mark übergebe». 112 I» Edesheim der pensionirte Lehrer Lazarus Grünewald. Bei Ringsheim wurde auf dem Bahnkörper die Leiche des noch jungeu Ambros Metzger aus Ruft gefunden. Die Gesammtfrequeuz der Univer sität Freibnrg beträgt gegenwärtig etwa 1999 Studirende, gegen 856 im vori gen Winter-Semester. Der Hslden tenor des Stadttheaters in Freiburg, Hopstock, ein großer Hundeliebhaber, ließ sich gerne von seinen Hunde» schlecken und hat dadurch die sogenann ten Hundswürmer in die Leber bekom men, die nach langem schmerzvollen Leiden jetzt seinen frühen Tod verur sachten. Auf dem Bahnhof in Han gen wurde der Kronenwirth Kuhny von einem Zuge, aus dcm er noch heraus springe» wollte, als sich derselbe bereits in Bewegung befand, Übersahren und ihm dabei das linke Bein in der Knie gegend und das rechte am Knoten ab gedrückt. Aus der Rheinpfalz. Der seit mehreren Jahren in Grün stadt ansässige Bildhauer Dursy ist mit Hinterlassung erheblicher Schuldeil durchgebrannt. Der Handelsmann Moses Isaak in Grünstadt wurde we gen Sittlichkeitsvergehen verhastet. In Hallgarten ist das Wohnhaus der Wittwe Maria Reinhard niederge brannt. Um einem weiteren Umsich greisen des Feuers vorzubeugen, mußte das Nachbargebäude. Hrn. Josef Korz gehörig, niedergerissen werden. Der wegen Unterschlagung versolgte Buch halter Seiler, seiner Zeit in der Zucker ivaarensabrik Diel ck Lemk in Kaisers lautern bedienstet, wurde in Mainz ausgegriffen und von einem Polizeibe amten von dort hierher transportirt und in's Gefängniß eingekiesert. 112 Frau LandgerichtSrath Emilie Bechtel geb. Wolff, Tochter des verstorbenen Rentbeamten Wolff in Frankenthal. Böhmen. 112 Herr Hans Löbl. Mitchef der Pa pier-Großfirma Slavik <k Löbl in Prag. 112 In Karolinenthal der Professor der deutschen Staatsrealschule Theol. Dr. Joseph Kutscher. Dieser Tage ereignete sich im Orte Suchet ein schrecklicher Unglücksfall. Die Frau des dortigen Wirthschaftsbesitzers Herrn Kraus. Frau KiOnciska Kraus, war im. Begriff, eine Lampe mit Ligroin zu füllen, als letzteres explodirte und die Kleider der Frau in Flammen setzte. Die Unglückliche erlitt fürchterliche Brandwunden und g«b nach wenigen Stunden den Geist auf. 112 In Klö sterle der vensionirte Forstmeister Herr Anton Hertau. Elsaß-Lothringen. Ein KindSraub setzt die Einwohner schaft in Mühlhauscn in große Erre gung. Das '.»jährige Töchterchen des Kausinanns Kahn. Blanche, war bei ihrer Eousine Blach aus Besuch gewe sen und gegen 5 Uhr, also »och am hel len Tage, geleitete die 6jShrige Blach ihr Cousizche» durch die belebteste Straße der Staat, die WildmaunS straße, »ach Hause. Inmitten dieser Straße trat eine Frau zu ihnen, ließ sich in ein Gespräch ein, frug nach El tern und Geschwistern und sägte schließ lich zu den Kleinen, die Mutter der' «ahn habx sie geschickt, um Beide nach Hause zu geleiten. Dabei faßte sie Beide am Arm. Die Kahn, ein schüch ternes, zartes Kind, ließ sich das ruhig gefallen, während die kleine Blach sich wieder losriß und sagte, sie wolle allein nach Hause gehen. Die Kahn wurde seit diesem Augenblicke nicht wieder ge sehen, doch glaubt man, daß sie iden tisch mit dem Kinde ist, das um diese Zeit in der Modenzeimer, einer in's Feld hinausführenden Straße, am Arme einer Frau gesehen worden ist. Die Polizei macht alle Anstrengungen, um die geheimnißvolle Sache aufzu klären. Braunschweig. Es dürste kaum viele Kreise geben, deren Vermögensbestand demjenigen des GandersheimerGreises gleichtoinmt. Ausweislich des letzten KreiSkassen schluffes versügte der Kreis über 2,- 831,369 Mark Vermögensbestand, gegen 2,823,999 Mark zu Ende des Vorjahres. Die Jahresrechnung wies in Einnahme 385,583 Mark, in Ausgabe 396,974 Mark auf. Mecklenburg. Die Koncil-Genossenschaft in Strück lingen läizt jetzt den südlichen Theil des Westkanals verbreitern; später soll der selbe auch vertieft werden. Es ist dies sehr nöthig, da manche der Kolonisten wegen des seichten Wassers ihren Torf nicht fortbringen können. Oldenburg. Die großherzoglich oldenburgische Re gierung in Eutin hat für das „Fürsten thum Lübeck" die Abhaltung von Bäl len an Sonntagen verboten, auch wenn dieselben von Vereinen veranstaltet wer den. In der Bevölkerung herrscht große Erregung. Efne Kommission will beim Großherzog direkt gegen diese Verfügung vorstellig werden. Schweiz. In FlimS betrauert man das Hin scheiden des Leiters der großartigen Kur- und Seebadanstalt, Guggenbühl. Das Kantonsgericht in St. Gallen hat einen Proceß entschieden, dessen Ausgang man in den gesaminten Stickerei-Industrie- und -Verbandskrei-- fen mit Spannung entgegensah. Es handelte sich uin die Weigerung von Oscar Tobler und Konsorten, den von den Generalversammlungen des-Ver bandes vom 28. December 1891 und 6. Januar 1892 beschlossenen Zuschlag von 29 bczw. 19 pCt. per Stickerei zu Gunsten eines Jndustriesonds zu erle gen, insolge dessen der Genannte inui gerichtlich belangt worden war. Das Kantonsgericht hat die Klage des Stickcreiverbandes gegen Osear Tobler abgewiesen. Dr. Rilppanner's Te stament ist aus Amerika nun an die st. gallischen Behörden gelangt. Dr. Ruppanner hat sür die Armen seiner Heimathgemeinde 125,999 Fr. testa mentarisch als Brotspende vermacht. — Dem genialen Architekten I. G. Müller von Wyl, der unter seinen Fachgenojse» in der Ostschweiz weit hervorragte, soll in Wien ein Denkmal errichtet werden. 112 In Rorschach Psarrer Albrecht. — Die Gemeinde Rorschach beschloß Ein führung der unentgeldlichen Beerdi gung. Wegen des kürzlich in Uzwil vorgekommenen Brandes sind jetzt auch der Eisenarbeiter Lüthi (Vater der zwei beim Brande umgekommenen Kinder) und dessen Haushälterin verhastet. Kürzlich erstattete Prof. Dr. Mairet der naturwissenschaftlichen Fakultät in Montpellier Bericht über einen merkwürdigen Fall von Wahn vorstellung, den man schon seit Jahren bei einem dort im Krankenhause be handelten Mädchen beohachtet hat. Dasselbe wird nämlich beständig von der Idee beherrscht, daß sast ununter brochen Goldstücke auf ihre Kleider her abfallen und sich selbst in den Falten der Haut verbergen. Diese Illusion versetzt das Mädchen in unsagbare Angst davor, daß man sie beschuldigen könne, das viele Geld gestohlen zu ha ben. Beim Anblick gewisser Möbel er reicht ihre Wahnvorstellung einen au ßerordentlichen Grad von Intensität, so daß sie die doch nur eingebildeten Dinge ganz deutlich zu hören und zu sehen glaubt. Um sich wieder zu be ruhigen, ist die Kranke genöthigt, sich aus die Kniee niederzulassen, die Augen zu schließen und mit lau ter Stimme alle Theile des Stu bengerathes eintönig herzusagen. Wenn darauf die Schwester zu ihr sagt: „Es ist nichts weiter hier!" so er hebt sie sich und wäscht ihre Hände; dann schüttelt sie sich, als wenn sie sich von einem Schauer besreien wolle, nnd hat auf einige Zeit wieder Ruhe. Als dieser eigenthümliche Zustand sich bei der Person zuerst einstellte, war sie noch ein Kind, zeigte aber schon für Alles, was ihr aufgetragen wurde, eine pein liche Gewissenhaftigkeit. Hatte sie einige Worte ausgesprochen, so bildete sie sich augenblicklich ein, etwas Unwahres gesagt zu haben. Als eines Tages der öffentliche Ausrufer anzeigte, daß Je mand ein goldenes Armband verloren habe, bemächtigte sich ihrer sofort der Gedanke, dieses Armband sei an ihr Hüngen geblieben und man könne sie deshalb beschuldigen, dasselbe gestohlen zu haben. Seitdem ist sie von dieser seltsamen Idee besessen." Aus Mecklenburg schreibt man der .Magd. Ztg.": Vor dem Schweriner Schwurgericht kam dieser Tage der seltene Fall vor, daß der Ge richtShos das auf „schuldig" lautende Berdict der Geschworenen nicht a»cr lannte, indem der Vorsitzende ausführte, die Geschworenen hatten sich zum Aach theil des Angeklagten geirrt. Dieser war beschuldigt worden, auf dem Land gebiete ein von Menschen bewohntes Gebäude in Brand gesetzt zu haben. Tie Geschworenen waren anfangs et was verblüfft, aber es half nichis: es blieb bei dem Erkenntniß, die Sache zur nochmaligen Verhandlung an ein neues Geschworenengericht zuruckzuver weisen Aus Warschau wird ge schrieben : Vor etwa einem Jahre haben mehrere hiesige und auswärtige ange sehene Kaufleute aus Spanien die pri vate Mittheilung erhalten, daß ihnen dort eine Millionenerbschast zugesallen sei und der uyter der brieflichen Mit theilung unterfertigte Advocat forderte die Betreffenden auf, ihm 801 l machten und eine bestimmte Summe einzusen den, damit er den Erbschaftsproceß in Angriff nehme. Einem jeden dieser Briefe war«» mit amtlichen Siegeln versehene Docuinente angeschlossen und ein jeder Brief schloß mit der stereotypen Formel: „Um strengste DiScretion wird ersucht.". Die meisten Kaufleute wand ten sich hieraus an das hiesigt spanische Consulat, welches nach Monaten her ausfand, daß die Siegel auf den Do cumente» sowie die Documente selbst gefälscht sind und daß ein Advocat des Namens, mit welchem die spanischen Briefe gezeichnet waren, in Spanien gar nicht existirt. Es wurde bei dieser Gelegenheit auch noch von den spanischen Behörden festgestellt, daß sich dort eine Gaunerbande organi sirte, welche auf diese gewiß nicht mehr ganz originelle Weise leichtgläubige vermögende Leute ausmbeutt» ver suchte. Unter den von der spanischen Gaunerbande anserkornen Opfern be fand sich auch der reiche Kaufmann Michael Schönmann in Odessa, dem ebenfalls eine Millionenerbschast zuge dacht wurde. Schönmann nahm die Sache ernst und mit einer größere» Baarschast versehen, reiste er im Fe bruar dieses Jahres nach Valencia ab, um seine Erbschast persönlich z» betrei ben. Monatelang war jede Spur von ihm verloren und alle Nachforschung blieb erfolglos. Erst vor einigen Ta gen erhielt dessen Familie durch die Vermittlung des spanisclWii Konsulats die betrübende Nachricht, daß Schön mann seine Leichtgläubigkeit mit dcm Leben büßte. Im September dieses Jahres wurde in den städtischen Kanä len in Valencia der Leichnam einer er würgten Person aufgefunden, welcher auf Grund der Personsbeschrcibung des Odessaer Kausmanns Michael Schönmailn's als mit demselben iden tisch agnoszirt wurde. Unter den in London ziemlich stark verbreiteten „Theosophen", deren Prophetiii Frau Besant ist, ist die Herzogin von Pomar eine bekannte Persönlichkeit. Ihr schottischer Titel 'st Gräsin von Caithneß. Sie ist tie Besitzerin einer ungeheuren großen An zahl von prächtigen und kostbare» Dia manten. Das Gerücht geht, daß sie einen geheimen Polizisten im Dienste hat, der, wenn die Dame die Diaman ten in' Londo» trägt, ei» wachsames Auge aus dieselben wirft. Ihr religiö ser Glaube ist eigenartig. „Reincania tion" bilden den Hauptärtitel desselben. Sie ist fest überzeugt, daß die Seele ihrer unglücklichen Ähnfrau und Vor fahrin, Maria Stuart, Königin von Schottland, in ihren Körper gefahren ist und dort lebt. Solch tiefe Wurzel hat diese Idee im Geiste der Herzogin gesaßt, daß sie sich einst nach Holyrood Castle, dem ehemaligen Wohnsitze der schottischen Königin begab und dort i» dem Schlaszimmer Maria Stuart's eine Nacht zubrachte. In diesem Schlaf zimmer spukt eS. Der Geist der un glücklichen Königin geht daselbst gespen sterhaft uni. Ueber die Unterredung, welche bei dieser Gelegenheit stattge sunden, ist keine Kunde in die Oeffciit lichkeit gekommen. Der Herzog de Po mar, ein Sohn der Dame, welcher einige Romane geschrieben, theilt den religiösen Glauben seiner Mutter. Der Londoner Polizei richter Montagu Williams ist gestorben. Diese Nachricht hätte für das Ausland kaum Bedeutung, wenn Montagu Wil liams nicht einer der vollslhümlichsten Männer Londons gewesen wäre. Es steckte außer dem Polizeirichter noch et was mehr in dem Verstorbene». Mo»- tagu Williams hatte ei» romantisches Leben hinter sich, ehe erden Richterstuhl einnahm. Urgroßvater, Großvater und Vater waren Juristen gewesen der Sohn wnrde also selbstredend zu der selben Lausbahn bestimmt. Aber er war ein „schändlicher Sünder". Als ein Stipendium ihm verloren ging, sattelte er um, studirte alles Mögliche und wurde eine Zeit lang Schulmei ster. Dann brach der Krimkrieg aus und er trat in das Süd-Lincolnshire- Milizrcgiment. Daraus wurde» er Schauspieler und schrieb eine Posse, die 299 Abende aufgesührt wurde. Die Kunst führte z>» Liebe. Der Schwie gervater rieth ihm, zur trockenen Juris prudenz zurückzukehren, und bald finden wir Montag» Williams als Advocat im Inner Templc. Die GerichtSfäle hall ten wieder von feine» scharfsinnigen Vertheidigungen in Strafrechtsfällen. Dann kam das tragische Schicksal. Der seurige Advokat, dem sast die höchsten Ehre» vorbehalten schienet, verlor die Stimme. Der deutsche Arzt Dr. Hahn entsernte den Kehlkops. Die alte Krast des Sprachorgans erhielt Montagu Williams natürlich nicht wieder, und die Advokatenlansbahn war ihm nun mehr verschlossen. Er ließ sich jetzt zum Polizeirichter ernennen. Als sol cher ist er gestorben. London hat we nig Polizeirichter besessen, die einen solchen unerschütterlichen Freimnth und solch tiefe menschliche Theilnahme für die vorgeführten Uebelthäter bezeugten. Wer kannte Montagu Williams nicht in seinem Bezirk? Als ein Harun-al- Raschid saß er selbst auf der Sünder dank und beschaute Leben und Treiben der Leute, über die er vielleicht am näch sten Tage zu urtheilen hatte. Die Un irbittlichkeit des Richters war ebenso groß, wie das Herz des Menschen. Und das war es. was MontSgu Williams' Namen in London mit einem so lichten Zauber bekleidete. Von der Londoner Polizei hatte er keine sehr hohen Anfich ten. In Wort und Schrift hat er sie manchmal einen bitteren Tropse» kosten lassen. Montagu William« hat zwei Bände „Denkwürdigkeiten' veröffent licht. Das „British Museum" hat soeben eine merkwürdige Urkunde erworben, den Kausvertrag, durch wel che» Joh» Batman, der „Gründer der Colonie Victoria", von den drei Brü der» Jagajaga, von Cooloolock, Ban garie, Mowhip und Mom marmaler als den Häuptlinge» des Stammes Dutigalla bei Port Philip am 6. Juni 1834 den Streifen Land erworben hat, auf dem heute die Stadt Melbourne steht. Als Kaufpreis, so schreibt man der „Voss. Ztg." werden 49 Bettlaken, 39 Tomahawks, 199 Messer, 59 Scheeren, 39 Spiegel, 299 Taschentücher, 199 Pfund Mehl und 6 Hemden verzeichnet. Außerdem inlißte sich Batman zu einem jährlichen Tribut von 299 Bettlaken, 199 Messern, 199 Tomahawks, 59 vollständige» An zügen, 59 Spiegeln, 59 Scheeren unt» 5 Mhlfässeru verpflichten. Die Lang strecke ist jext Hund.'rte von Millionen werth;, crst kürzlich wurde in Mel bourne ei» größeres Grundstück sür 49,999 Mark den Ouadratfuß ver kaust. Ebenso merkwürdig wie der Inhalt ist die Geschichte des Documents. Die Erben Batman's haben in Eng land einen Proceß um Anerkennung ihrer Rechte aus das Land ausgefoch ten, aber verloren. Bei dieser Gelegen cheit kam das Document nach London» aus Juristenhänden gelangte es dann in den Besitz Sir R. MacdoneU's, der in den fünfziger Jahren Gouverneur von Südaustralien war. Nach dessen Tode versteigerte Lady Macdonell die Bibliothek ihres Mannes. Ein kleiner Antiquar brachte die Urkunde los an sich. Jahre lang lag sie dann auf der Karre dieses Händlers, der einen Straßenbuchhandel betreibt, von Niemandem beachtet, bis dieser Tage ein BUchersammler darauf aufmerksam wnrde, sie ankaufte und dem „British Museum" anbot, wo die Echtheit unk» der historische Werth des Kaufvertrages sofort festgestellt werden konnte. Für 599 Mk. sicherte sich das Museum das Pergament, das als älteste Urkunde der Stadt Melbourne für alle Zeiten von Bedeutung sein wird. Das Schrecklichste für weibliche Herzen ist Ereigniß geworden: In Wien hat sich der „Erste Wiener Junggesellenklub" gebildet, dessen Zweck die Vereinigung aller Ehefeinde bildet. Die Satzungen sind von der Statthal terei bestätigt worden, und so konnte der Klub seinen Vorstand wählen. Mehr als 1999 Anmeldungen liegen dem Comite vor, eine Ziffer, die in weiblichen Kreisen zu denken geben kann, und die der Einberufer der Ver sammlung, Herr Paul Seegner, mit Stolz und Nachdruck hervorhob. Im übrigen aber scheint der »eue Klul» einigem Unglauben in seine Dauerhaf tigkeit zu begegnen, wie eine Reihe von Zuschriften bewies, die im Saal bei der „Goldenen Ente", wo die Ver sammlung stattfand, zur Verlesung ge langte und im Kreise der Junggesellen große Heiterkeit weckte. Die Blumen händlerin Frau Josephine Pawlik über schickte ein prächtiges Rosenbouquet mit einem Brieflein, in welchem sie sich dem Klub für die ja gewiß recht zahlreich in Aussicht stehenden Hochzeiten be stens empfahl. Ein Brief, beschwert mit einem Ehering, „zur gefälligen Be nutzung des „theilweise verehrten" Herrn Präsidenten". Ter Ring, echt Talmi, wurde sofort versteigert und der Erlös von fünf Gulden der RettnngS gcsellschast zugewendet. Eine Sen dung, die ein eleganter Karton barg, enthielt ein—Tausgewand sür ein Kind, selbstverständlich mit entsprechen der brieflicher Randglosse. Die Ver sammlung widmete das zierliche Object dem—Rceonvalcs.entciiheim sür Wöch nerinnen in Gersthof. Eine Dame, die sich mit Heirathsvermittlungen ersucht, ihr gegen hohe Belohnung die Adresse» der Mitglieder zu überlassen. Außerdem lief die bekannte „Fluth von Schmähbriefen" ein. Ter Präsident machte sodann die einigen Schauder erweckende Mittheilung, daß er selbst vor einigen Tagen zu nächtlicher Stunde vor seinem Hausthore von einer vermummten Frauensperson angefallen worden sei, die ihm drohend die Faust in das Gesicht streckte mit den Worten: „Machen S' es nur so fort, Sie werd'n jcho'seh'»!" (Grotzes Gelächter). Ader auch an Zustimmlingskundgebungen fehlte es nicht; aus Kronenburg. Melk, Teplitz, Budapest waren Briefe und Drahtgrüße eingelaufen. Dem furch tb are» Bra n de der drei verbundene» Getreidespeicher sind, im ganzen fünf Menschenleben zum Opfer gefallen. Außer dem durch de» Sprung aus der dritten Etage ans das Bollwerk verunglückten Oberfeuer mann Treptow und den drei Feuer wehrleuten. die sämmtlich Familienvä ter sind, wird auch der unverheirathete Feuerwthlman» Zymowski vermißt und es ist nach den angestellten Nach forschungen leider zweifellos, das auch er bei seiner Pflichterfüllung in dem gewaltigen Flammenmeer den Tod gefunden hat. Von den vier in den Flammen verunglückten Feuerwehrleu ten ist auch bis jetzt nichts gefunden. Wahrscheinlich werden ihre Gebeine, falls von denselben noch etwas vorhan den ist, unter dem großen Trümmer- und Aschenhausen ruhen müssen, bis die Gesahr der Mauereinstürze einiger maßen beseitigt ist. Der durch das Brandunglück angerichtete Schaden an Gebäuden, Maschinen, Getreidelager zc. wird auf 799,999 bis 899,909 Mark geschätzt. Den Hauptantheil dieses Schadens haben verschiedene Versiche rungsgesellschaften zu tragen. Da das verbrannte Getreide wohl größtentheilS ausländischen Ursprungs und noch un verzollt war, so entsteht zunächst die Frage, ob, wie man zuversichtlich hof fen zu dürfen glaubt, der Herr Finanz minister de» Zoll erlassen wird. Tritt dieser Fall ein, dann dürfte sich die angegebene Schadensumme um etwa 199,999 Mark ermäßigen. 7
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