Gräfin Aaron. <2. Fortsetzung.) „Ach. nicht das ist es. Sieglinde. Ich lenne Dich allerdings noch nicht lehr lange, soviel aber habe ich während der Zeit, die Du bei mir lebst, gesehen, daß Du noch ein Kind bist, ja, ein rech tes Kind. Und ein solches kann ich nicht reisen lassen, zudem glaube ich nicht, daß Du am Krankenbett von großem Nutzen bist. Etwas anderes märe es allerdings, wenn mein Sohn nach Dir verlangte, allein die Gräfin Taron schreibt, daß er wünscht, in Pa ris bleiben zu dürsen; sie erwähnt mit keinem Wort Deine Person, er muß sich also nach Dir nicht sehnen. Und das ist seltsam, denn er hat Dich doch aus Neigung geheirathet." Sieglinde wandte einen Moment das schöne Haupt ab. Der Professor fuhr fort: „Früher glaubte ich, daß es Deine Schwester gewesen sei, die er liebe: er rühmte mir immer ihren Charakter, ihr Gemüth, ihr Herz." „Wenn mau Dich so reden hört, Schwiegervater, könnte man wirklich glauben, es wäre nur Mitleid gewesen, was ihn bewog, mich zu Heirathen. Prosessor Abensberg sah sie erstaunt an. „Was Tu jetzt sprichst, glaubst Du selbst nicht. Tu weißt recht gut, daß eine Schönheit wie Tu nicht aus Mit leid gesreit wird." „So lassen wir das, sprechen wir von dem, was uns beiden so schwer am Herzen liegt, von Leonhard. Willst D» mich also wirtlich zwinge», hier zu bleiben?" erwiderte er bestimmt, „ich sehe leinen lristigen Grund, Dich einer Gesahr auszusetzen, und Leonhard ist offenbar auch meiner Ansicht." „So muß ich gehorchen, ob ich will oder nicht. Es scheint, daß mir vom Schicksal bestimmt ist, daß ich mich im mer dein Willen Anderer unterwerfen muß. Als »eines Kind schon mußte ich im Waisenhause den Ordensschwe stern unbedingten Gehorsam leisten, und als mich dann meine Schwester zu sich nahm, da war es kaum anders. Ja selbst meine Verlobung mit Leon hard würde, glaube ich, stattgesunden haben, auch wen» ich mich dagegen ge sträubt hätte. Zu meinem größten Glück lieble ich ihn und er liebte mich, nicht meine Schwester, wie Du vorhin sag!est. Daß ich aber bei der Sache bleibe! Sogar jetzt habe ich nicht ein mal den sreien Willen, zu meinem todt iranlen Manne zu eilen, um ihn zu Pflegen. Du wirfst mir meine Jugend, meine Schönheit vor, als wäre es ein Verbrechen, für das ich büßen muß." „Mein liebes Kind, ich mag nicht mit Dir streiten, dazu bin ich zu bekümmert, zu traurig. ES kann ja sein, daß ich, ein aller, griesgrämiger Mann, nicht das rechte Verständniß für Dich habe, so viel aber sühle ich. daß ich Dich nicht allein reisen lassen dars." Mißmuthig erhob sich die junge Frau und begab sich in ihr Gemach, um über das nachzudenken, was ihr Schwieger vater soeben zu ihr gesprochen hatte. Der alle Mann war ihr widerwärtig, seine Launen und Gewohnheiten lang weilten sie: wie würde sich wohl in Zu lun't ihr Leben gestalten? Die letzten Nachrichten aus Paris, Ivelche von der Gräsin kamen, waren sehr besorgnißerregend. An ein Wei terdienen Leonhards beim Militär war nicht zu denken. Was dann, wenn er siech und gebrechlich heimkehrte? Sicher würde er bei dem Vater, den er so er geben verehrte, wohnen. „Ach! muß ich immer in dem alten Hause bleiben", seuszte sie. Aber Leonhard würde dann bei ihr sein, sie würde wieder seine schönen blauen Augen mit Bewunde rung auf sich gerichtet wissen. Welch' «ine Idee des Schwiegervaters, daß Leonhard die Schwester geliebt habe. Der Gedanke war ihr nie gekommen. Als zwötsjähriges Mädchen hatte Malvine sie aus dem Waisenhause ge nommen und war mit ihr in das Thurmjchlößchen gezogen. Damals däuchte ihr das alte Gebäude, die Herr liche Umgebung mit dem See am Fuße des Berges ein Paradies. Mit unge bundener Lust genoß sie ihre Freiheit, während die Schwester mit rastlosem Fleiße künstliche Blumen machte, die sie in die Stadt zum Verkauf schickte. Wie gut war doch Malvine sie hatte nie Tadel sür sie. sondern nur zärtliche Worte und hingebende Liebe. Die er sten Jahre war das Leben aus dein Schlößchen trotz der gänzlichen Abge schlossenheit von jedem Verkehr mit der Außenwelt doch köstlich gewesen. Jni Winter wie im Sommer wußte die Schwester sie zu unterhalten. Und dann kam er und mit ihm kam die Äebe über sie. Er war zu den Hosjagden in's Gebirg gekommen und wohnte drüben in Schledors bei'm Oberförster. Er hatte die Schwester besucht nnd war beinahe der tägliche Gast im Schlößchen. Jetzt erinnerte sich Sieglinde, daß Malvine damals mehr Sorgsalt als sonst auf ihre Toilette verwendet hatte, daß sie froher, glücklicher aussah, daß sie mehr sprach als gewöhnlich, ost lachte, und daß ihre Wangen eine tie -sere Farbe gewonnen hatten. Sollte der Schwiegervater doch recht 'haben? Bestand wirtlich eine Neigung zwischen den Beiden? Sie entsonn sich, daß zu jener Ze,t Leonhard eigentlich wenig auf sie geachtet hatte. Drei Jahre war er jeden Herbst gekommen, die letzte» zwei Jahre war er mehr im Schlößchen als aus der Jagd. Dann brach das Schreckliche herein. Es war Winter. Die Berge waren weiß, der See gesroren. Sie, Sieglinde, war nicht mehr so lustig, wie sonst, sie lief nicht mehr Schlittschuhe und macht« leine Schneemänner mehr. Die Lange weile verfolgte sie, di« Sehnsucht nach etwas Unbestimmtem plagte sie. ihr« Gedanken weilten bei dem 'fernwohnen den Leonhard, sie sprach mit der Schwe ster immer von ihm, und einmal hatte Malvine sie so seltsam angeschaut sie war vleich und dann plötzlich rotd geworden. Von diesem Tage an hielt Malvine die Briese Leonhards stets verborgen. Und dann war Malvine schwer krank geworden, sie halte vom nahen Tode gesprochen und Sieglinde gebeten, an Leonhard zu schreiben, daß er kommen möge und zwar sogleich. . Als Leonhard gekommen war. da sprach die Schwester lange allein mit ihm. Tann ries sie Sieglinde und legte ihre Hand in die Leonhards. Wie bleich war da Leonhard, beinahe noch bleicher als die Sterbende, die bald da' raus in seinen Armen verschied. Sieglinde erschauerte bei der Erinne rung und scuizle ties ans. Nach dem Begräbniß war sie mit ihm hierherge sahren zu seinem Vater in das trostlose, langweilige Dors. Schon nach ein paar Monaleu mußte die Trauung ersolgen, die in größter Eile und Einsachheit voll zogen wurde, denn vom Allar weg nnißle er in den Krieg. Wieder seuszte sie schwer aus. wie hatte jjch doch altes so gänzlich verändert! Sie ging beinahe täglich allein in die Stadt, und wenn sie die eleganten Damen sah, wünschte sie ebenso geklei det zu sein. Traurig kehrte sie jeden Abend zurück, der Weg war lang und einsam, wen» sie doch wenigstens in einem schönen Wagen die langweilige Allee, welche die Landstraße einsaßte, entlang fahren könnte! Mit Neid sah sie den Liebespaaren nach, welche Arm in Arm ihr zuweilen aus dem Wege be gegneten. der von der Stadt nach dem Dorfe führte, an dessen Ende das Haus ihres Schwiegervaters lag. Das müs sen glückliche Menschen sein, dachte sie. O. wen» doch Leonhard kein Osficie? wäre! A!s die Nachricht von den Siegen der Deutschen kam, war sie gleichgiltiz ge blieben: sie begriff das allgemeine In teresse nicht. Sie blieb kühl und ver ständnißlos wie ein Kind. Als sie aber die Nachricht von der schweren Verwun dung ihres Mannes erhielt, war sie er schrocken und bekümmert. Sie ärgerte sich über den Schwiegervater, der sie! nicht fortlassen wollte. Wäre die Nähe, der Stadt nicht gewesen, würde sie noch lieber in das Schloßchen zurückgekehrt sein. Aber Leonhard würde dies nie geduldet haben. „Immer muß ich mich dem Willen Anderer sügen." seufzte sie. Ja, die Stadt, das war die ganze Zeit über ihre Lust gewesen. Es war ja für sie alles neu und ungewohnt. Die Sehn sucht nach Pracht und Vergnügen war mächtig in ihr erwacht. Mißmuthig kehrte sie jeden Abend heim in das öde. stille Dors und sah in das bekümmerte Gesicht des Schwiegervaters. Welch eine Lust mußte es sein, mit Leonhard Arm in Arm durch die Straßen der Stadt zu gehen und sich bewundern zu lassen. Es freute sie, daß sie aussiel, und um diese Freude genießen zu kön nen, scheute sie den langen Weg nicht. Bei jedem Wetter ging sie trotz Sturm und Schnee. Die Vormittage ver brachte sie in ihrem Zimmer, sie blieb lange im Bett. Dann machte sie sorg fältig Toilette und las die Romane der alten Zeitungen, die sie in der Dach kammer gesunden hatte. Manchmal ersaßte sie große Sehnsucht nach Leon hard, sie erinnerte sich, mit welchem Entzücke» sein blaues Auge aus ihr ge ruht. wie zärtlia) er sie geküßt, und mit welch rührender Sorgsalt er sie nach dem Tode ihrer Schwester behandelte, wie er bemüht war. sie zu trösten und ihren Kummer zu lindern. Einmal kam sie verdrossen wieder aus der Stadt zurück. Als ihr die Magd die Hausthüre össnete, sagte diese: „Gnädige Frau, es ist Besuch bei'm Herrn Professor, ein vornehmer Ossicier ist es." Rasch eilte Sieglinde hinauf in ihr Zimmer und besah sich erst im Spie gel. Als sie aber hinunter kam, war der Schwiegervater wieder allein, er stützte sein Haupt auf die Hand und sah ties traurig u^Bßoden. „Ist der Besuch ,chon wieder fort?" sragte sie. „Ja, er kam direkt aus Paris. Es war Oberst Bergh, der im selben Pa lais Ausnahme und Pflege fand, in dem noch immer mein unglücklicher Leonhard liegt. Die Nachrichten sind schlimm. Wir müssen uns auf Alles gefaßt machen. Es ist keine Hoffnung mehr. Vielleicht hat er es jetzt schon überstanden. Oberst Bergh suchte mich zu trösten, er sagte, daß Leonhard die beste Pflege habe, die auf mög lich sei. die Gräsin selbst wäre ein En gel, sie ist immer um ihn. Man hatte schon, so lange Bergh noch in Paris weilte, jeden Tag seine Auflösung er wartet. Er.hat Leonhard vor seiner Abreise gesprochen, derselbe weiß, daß es mit ihm zu Ende geht, er hat Bergh gebeten, un» seine letzten Grüße, sein Lebewohl zu übermitteln." Sieglinde war bleich geworden. .Mein armer Gatte!" jammerte sie, „und ich bin nicht einmal bei ihm. Warum warst Du so grausam, mich zurückzuhalten?" „Der Oberst wird wieder kommen," sprach in leisem, kummervollem Tone der Prosessor: „er wird Dir sagen, daß Leonhard dieselbe Ansicht hatte wie ich. Er wünschte, Tu solltest bei mir bleiben auch auch wenn er sterben sollte." „Sprich nicht davon, ich kann es nicht hören", ries sie. „mein guter lie ber Leonhard!" Sie brach in ein krampfhaftes Schluchzen aus. . Der Prosessor sah mitleidslos aus die weinende Frau. „Sie wird sich wieder trösten." mur melte er, „aber ich —welch' ein Fügung des Himmels! Mir ist so bange zu Muthe alles stürmt in meinem alten, armen Herzen Leonhard, mein — mein Trost, mein einzig Kind! Alles ist heute in mir er wacht alle Erinnerungen aus seiner, ferner Zeit kommen über mich, o mein Gott!" Lange saß er so und suchte wieder di« Fassung zu erlangen. Sieglinde hatte sich indessen aus dem Zimmer entsernt; jetzt war sie in ihrem Gemache und meinte still vor sich hin. Tann trocknete sie sich die Augen. „Nein, Leonhard." sprach sie. „das darsst Tu nicht von mir verlangen, bei Deinem Vater kann und will ich nicht bleiben, wohin aber mich wenden? Wie arm ich bin. ich habe es nie gewußt, jetzt aber fühle ich «s, Leonhard, Du warst mein Allcs! Was soll ich nun beginnen? Mein Gott, ich kann den Gedanken nicht sassen! Ich weiß nicht, was mit mir geschehen wird—aber da bleiben. nein! Sie rang die Hände und fing wieder an zu weinen, bis si in Schlaf verfiel. Professor Abensberg hatte die Abend> Mahlzeit unberührt gelassen nnd war die ganze Nacht über wach geblieben. Er halte eine Lade seines Schreibtisches geöffnet, ein Bild herausgezogen, das er lange mit Rührung betrachtete. „Heute muß ich wohl Gott daiile», daß Du hei»,gegangen bist, Marie. Dieser Schmerz ist Dir erspart geblieben. Un ser Leonhard! TaS Band, das uns so fest aneinander knüpfte o. Tu schuldloses, liebes, gutes Weib Tu!" Er beugte sich und drückte einen in nigen Kuß auf das Bild, ehe er eS wie der verschloß.- Ruhelos ging er in fei nem Gemache auf u»d ab, erst gegen Morgen saßte er sich mehr, seine Geda» ten richtete» sich aus die Zukunft. „Ich werde allein sein," seuszte er, „so allein, wie ich war. ehe ich mir sie erwarb. Leonhards Weib, dieses thö richte, herzlose Kind, diese schöne Puppe ist mir nichts. O. mein Sohn, wie konntest Du Tein edles, großmüthige? Herz an diese Frau hängen." „Gnädige Frau, der Herr Professor lassen sagen, daß Herr Oberst Bergh Sie zu sprechen wimscht," meldet« die Haushälterin. „Soll ich Ihnen viel leicht beim Anziehen behilflich fein?" „Ja, nein," erwiedert«. Sieglinde. verwirrt über das Ercigniß eines Be' suche». Sieglinde zog rasch ein einfaches Hauskleid o», warf noch einen Blick in den Spiegel und strich sich die Haare glatt, ehe sie hinunter eilte. Eine dunkle Nöthe stieg ihr in's Ge sicht, als sie die Thür des Wohnzim mers öffnete und statt eines alten Man nes die hohe, imposante Figur des Obersten sah. Auch Bergh war bei ihrem Erscheinen überrascht, sein Blick flog musternd über die schlanke, anmu thige Mädchengestalt. Sollte das Frav Abensberg sein? „Leider bin ich in einer traurigen Angelegenheit hier," fing er mit seiner klangvollen Stimme an und reichte ihr die Hand. Sie schlug ihre großen dunklen Au gen ans nnd sah ihn an. „Mein Schwiegervater," antwortete sie, „sagt mir. „Sie brächten Nachrichten von meinem Manne. Ist sein Befinden wirklich hoffnungslos?" „Leider ja, gnädige Frau. Ich war vor meiner Abrei'e noch bei der Gräsin Daran, um ihr für ihre große Gast freundschaft und Sorgfalt zu danken, und bei dieser Gelegenheit besuchte ich meinen jungen Kameraden und sragte ihn. ob er nicht heim wünsche. Er aber suhlte sich so elend, so schwach, daß er hoffnungslos auf Besserung war. Er bat mich, Ihnen seine besten Grüße zu dringen und darf ich Ihnen fein, Worle wiederholen?" „Bitte," flüsterte Sieglinde, die mit gesallelen Händen dasaß. „Und." suhr er sort. „Ihnen mit Rath beistehen, wenn das Schlimmste eintreten wird." „Glauben Sie wirklich, daß es so ge> sährlich ist?" „Gnädige' Frau, Si» mit Lügen zu trösten, wäre grausam." „O mein Gott." seufzte sie und ihre Augen füllten sich mit Thränen, „und mein Schwiegervater läßt mich nicht zr> ihm —" Bergh schwieg und betrachtete mitlei dig die junge Frau. „Gnädige Frau," begann er nach einer Weile wieder, .Ihr Herr Gemahl hat Sie mir warm empfohlen, darf ich mir deshalb die Freiheit nehmen, Sie bald wieder zu besuchen? Zugleich erlaube ich mir, Sie zn versichern, dH ich es als ein besonderes Glück befrachten würde, wenn Sie mir gestatten wollten, daß ich mich Ihnen dienstbar erweisen kann. Kurz, wozu die vielen Worte? Abens berg bat mich, Ihnen «io treuer Freuud zu sein. Wollen Sie mich als solchen betrachten?" Er streckt« ihr die Härux entgegen. ' Einen Monient blickten beider Augen in einander, dann seukle sie die ihrigem zu Boden. „Sic sind sehr zütig sehr edelmll» thig," sprach sie, „und ich wäre Ihnen sehr danlbar. wenn Sie mir ein Freund sein wollten, denn ich bin recht, recht allein. Ich habe Niemand aus der weiten Welt, als meinen Schwiegerva ter. und der denkt und empsindet ganz anders als ich und er mag mich ga? nicht," setzte sie lächelnd hinzu. „O, das ist nicht möglich." rief der Oberst, „Sie irren sicher." „Nein, nein, ich irre mich nicht, sa gen Sie selbst, ist es nicht grausam, daß er imch nicht nach Paris reisen läßt?" „Gnädige Frau, vtrzeihen Sie mir. daß ich in dieser Hinsicht dem Herrn Prosessor beistimmen niuß. Erstens ist Ihr Gatte in bester Pflege, von rühren der Sorgsalt umgeben. Die Gräsin selbst pflegt ihn wie eint barmherzige Schwester. Und dann. Sie könnten und srcmd zu der jetzigen Zeit nicht wohl nach Paris. Es ist wirtlich besser. Sie bleiben bei Ihrem Herrn Schwiegervater. Erlauben Sie, daß ich meinen Bljuch wikdtrhole?" »Es wird mir «in« Ehr« s«in, Herr Oberst." Als er sich verabschiedet hatte, sah man ihn in seine elegante Equipage steigen. Er warf noch einen Blick nach ihrem Fenster und »grüßte sie. „Welch eine edle Gestalt dieser Oberst hat," seufzte sie. „De, gute, arme Leonhard! Also auch der Oberst hielt es nicht sür räthlich, daß sie allein nach Paris reise. War sie denn wirklich gar so schön? Ihm gefiel sie sicherlich." , Einige Tage blieb sie zu Hause. Ruhelos ging sie in ihrem Zimmer um her oder blickte aus die Landstraße hinaus. - „Diese schreckliche Stnnde." stöhnte sie. „Was werde ich beginnen, wenn —? Ach, ich mag gar nicht da ran denken." Nur bei den Mahlzeiten kam sie mit ihrem Schwiegervater zusammen. Das Gesicht des alten Mannes war noch kummervoller als gewöhnlich, er sprach beinahe nichts niit ihr. Offenbar weil ten seine Gedanken ganz wo anders, als der der Gegenwart. „Soll ich Dir nicht ans der Stadt Zeitungen mitbringen, Schwiegerva ter?" .Wie? willst Du denn heute schon wieder in die Stadt?" ,Lch war ja gestern und vorgestern nicht dort. WaS soll ich denn sonst thun? DaS ist doch sicherlich ein un schuldiges Vergnügen." „Ich denke," erwiederte er. „es wäre gar kein Vergnügen, bei dem rauhen Wetter den weiten Weg so allein zu machen. Warum bleibst Du nicht lie ber daheim Sie gab keine Antwort, ging in ihr Zimmer und machte Toilette. Die Straße vor ihr war lang und öde und stellenweise sehr schmutzig. Ein eisiger Nordostwind segte über die weite Ebene, der Weg war menschenleer. Sieglinde svöstelte und beeilte ihren Schritt. Nur eine Stunde in den Straßen der Ssadt hernmlaufen. dachte sie. damit ich etwas anderes-sehe als diese schwarzen Felder, etwas andercs höre, als die mürrischen Reden des grämlichen Schwiegervaters. Sie fühlte sich so recht allein und ver lassen. eine mächtige Sehnsucht erfaßte ihr junges Herz. Immer wieder tehrt« der peinliche Gedanke zurück: was dann, wenn Leonhard stirbt? —Aber es kann nicht sein. Die Briefe aus Frankreich, welche eigentlich nur kurze Berichte der Gräfin waren, und die regelmäßig an de» Schwiegervater kamen, erschienen ihr zwar nicht besonders trostreich, aber doch auch nicht ganz hoffnungslos. Der Oberst warum ich immer nur an ihn denken muß? murmelte sie. Sie blieb stehe» und beschattete die Augen mit den Händen. In der Ferne kam etwas gefahren, das war kein Baucrnwagen. Ihre Wangen färbten sich dunkler und ihre Augen glänzten. Unbewußt beschleunigte auch U« ihren Schritt. Ja. es war sein Wa gender selbst lenkte die feurigen Pferde. Als er in ihre Nähe kam, hielt er, an. sprang rasch herab und schritt auf sie »u. „Wie? gnädige Frau? täuschen mich meine Augen nicht? Sind Sie es wirk lich und so allein aus der schmutzigen Landstraße? Sie reichte ihm freudig die Hand. „Und Sie; Herr Oberst? Beabsichtigen Sie zu uns zu kommen, oder machen Sie nnr eine Spazierfahrt?" Er lächelte. „Nein, Gnädige, wenn ich spazieren fahre, suche ich mir sicher einen andere» Weg aus als diesen. Ich wollte mich nach Ihrem Befinden er kundigen, und fragen, welche Nachrich ten Sie aus Paris haben?" Als sie einen Moment unschlüssig stehen blieb, besahl er dem Kutscher heimzusahren, er legte ihre Hand in sei nen Arm und schritt der Stadt zu. ES war eine fremdartige Wonne, welche sie dabei durchschauerte; eiu« Weile schwiegen beide. „Jetzt erst fällt mir ein, welch' eine abscheuliche Egoistin ich bin, Herr Oberst, ich hätte Ihre Güte, mich aus dem schmutzigen Weg zu begleiten, nicht annehmen sollen." „Ich sinke im Gegentheil den Weg jetzt sehr hübsch," sprach er mit seiner ihr so sympathisch klingenden Stimme. „Sehen Sie die Gebirgskette in der Fern« und die große weite Ebene rings hcnim hat doch auch ihre Schönheit; aber Sie haben mir nicht meine Fragen beantwortet. Zuerst sagen Sie mir, wie es Ihnen geht?" „Schlecht, wenn ich Ihnen die Wahr heit bekennen soll. Wenn ich noch nicht trank bin, werde ich es sicher werden," seufzt« sie. Beide schwiegen. „Wohin gehen Sie denn eigentlich, gnädige Frau?" „In die Stadt." „>üso allem. Ist es rathsaxi für Sie, oen einsamen Weg ohne Begleitung zu machen? Haben Sie denn so dringende Geschäfte in> der Stadt?" Si» erhol» ihre Augen zu ihm und lächelte. Der schelmische Blick und das Lächeln war das eines reizenden Kin des. „Ich habe zwar keine dringenden Ge schälte in der Stadt zu besorgen, doch sagen Sie selbst, was soll ich den gan zen Tag so allein in dem langweiligen Hause beginnen? Es ist mir oft. als ob ich ganz verzweifeln müßte." „So erlauben Sie, daß ich Sie br gleit«, ich fahre Si« dann, wenn Si« erlauben, wieder heim." Sie nickte zustimmend. Geduldig ging er m»t ihr »on einem Laden zum andern. Sie verschmähte auch die Einladung nicht, sich bei Rol tenhöfer mit Ehocolade und Kuchen zu erfrischen, während er »in Gläscheu Cognac trank. Als er bezahlte, stieg, eine flüchtig« Röthe in ihre Wangen, sie griff in die Tasche, aber sie hatt» kein Geld bei sich. „Geben Sie mi, noch jene Bonbon niere." sagte er zur Verkäuferin, aus eine prachtvolle, mit S«ide überzogene Schachtel deutend, .und jetzt wtrden wir wohl heimfahren müssen; hier ist gleich eine Droschke. Es war thöricht, daß ich meinen Wagen zurück schickte, wenn Sie mir aber wieder einmal das große Vergnügen machen, daß ich Sie bei Ihren Gängen begleiten dars. dann werde ich meinen Wagen bestellen, es sährt sich darin jedensalls besser und schneller als in diesem engen Kasten." Er suhr mit ihr bis zu dem tlriuen Häuschen des Professors, beim Abschied reichte er ihr die Bonbonniere. „Das ist gut für müßige Stunden", sprach er und küßte ihr die Hand. Wie im Traume stieg sie die Trepp» hinauf in ihr Gemach. Welch' einen köstlichen Rachmittag hatte sie heute verlebt, ob sie es wohl dem Schwieger vater erzählen solle? Gewiß, wenn er mich fragt. Aber er fragte sie nicht beim Abend tisch, sondern las verstimmt und trau rig seine Zeitungen, während ihre Ge bauten bei dem heutigen Ausflug ver weilten. Nach einigen Tagen trafen sie sich wieder. Er sprach eisrig mit ihr. sragte, wie sie geschlafen, und ob der Schwie gervater gezanti habe. „Sicher hätte er cS. wenn er es wüßte: allein, da er mich nicht sragte. habe ich ihm auch natürlich nichts ge sagt.« Statt zu gehen fuhren sie heute in den Straßen herum, als aber die Zeit zur Heimlehr heranrückte, stieg er mit ihr aus. befahl dem Kutscher umzukeh ren. und sührte sie am Arm zurück. Drittes Kapitel. Trotzdem sie Gewissensbisse fühlte, ging sie am nächsten Tage doch wieder i» die Stadt und begegnete Bergh, der sie herumführte und Abends wieder heimfuhr. Wachend und träumend fand sie Berghs hohe Gestalt vor ihren Augen. Das traurige, sie quälende Bild ihres Gatten hatte er mit seiner stolzen Schönheit verwischt. Die Heim lichkeit ihres Zusammentreffens freute sie. O, wenn der Schwiegervater wüßte: in welcher Gesellschast sie sich jeden Nachmittag befand- Mit Herz klopfen wartete sie jeden Tag auf den Briesboten. Welche Nachricht wird wohl aus Paris kommen? Als aber die Anzeige seines Todes wirtlich eintraf, da durchfchaucrte eine eisige Kälte ihr Herz. Er war gestor ben und sie war nicht bei ihm. Wahrend er seine seele aushauchte, lauschte ihr Ohr dem Geflüster eines Andern. „O, mein Vater, verzeihe mir!" rief sie und sank vor dem im Schmerz er starrten Greise nieder. Er hörte ihre Klage nicht' und sah nicht das blasse, thränenllberströmtc Antlitz. In schwerer Qual saß er wie gebrochen, unfähig, auch nur einen Seufzer aus feiner gepreßten Brust aus zustoßen. Die alte Dienerin brachte kaltes Wasser> und wusch ihm Stirn und Hände. „Fassen Sie sich, gnädiger Herr." sprach sie mitleidig über den surchtbaren Jammer, „denken Sie, daß es so um besten ist. Vielleicht hätte der junge Herr doch nur ein elendes Leben sort sühren können. Gott möge Ihnen bei stehen!" Er schob sie unwillig von, sich und stand aus. „Mein Gott! Mein Gott! Mein Leonhard! —" Dann wankte er an den Schreibtisch, össnete mit zitternder Hand eine Lade und zog Wieder das Bild sei ner Frau hervor. „Gnädiger Herr. Sie haben ja noch Ihre Schwiegertochter." „Verzeih', verzeih'," flüsterte Sieg linde. Er gab ihr keine Antwort, sondern winkle ihr zu. sich zu entfernen. „Du bist mir immer fremd gewesen von der ersten Stunde an, als er mir Dich als seine Braut zuführte. Du wirst es im mer bleiben. Geh', ich glaube an Dei nen Schmerz um ihn nicht/' Sie erhob sich van ihrem Knien und stand dem Schwiegervater gegenüber. Gern hätte sie sich gegen seinen Vor wurf gerechtfertigt, allein sie brachte lein Wort über ihre ihr Schmerz nm Leonhard war nicht geheuchelt, aber sie fühlte, daß sie. schuldig, daß sie nicht würdig war. dem, alten Manne ein Wort des Trostes zu sagen. Mit Scham im Herzen schlich sie. in ihr Zimmer. Diese Nacht schloß sie kein Auge, sie hörte den Greis ruhelos die ganze Nacht umhergehen, seufzen und stöhne» und durste sich doch ihm. nicht nähern, durfte nicht mit ihm weinen. Die nächsten, Tage blieb sie zu Hause. Als sie seinen Wagen vvrsahren hörte, schral sie zusammen, ihr Herz pochte laut. Zagend trat sie in's Wohnzim mer, in welchem, de« Oberst sie erwar tete. Mit ernster Miene ging er ihr entgegen. „Der Herr Professor ist untröstlich, eS ist nur natürlich: dm einzigen Sohn verlieren zu müssen in so alten Tagen, ist sehr hart.. Was hat nur der arme Mann? M» schien, als wolle er mir etwas sagem ei« paar Mal össnete er schon den Mund, aber jedes Mal. schwieg er wieder." Als Bergb sie am anderen Tage sah, konnte er sich nur schwer überwinden., ihr nicht au>s der Straße seine Zunei». gung zu gestchen. Sie muß mein wer-- den sobald als möglich, dachte er. Nie> noch hatte er sich so zufrieden mit sei nem Schicksal gefühlt, nie war er so> glücklich Evesen oder doch, ja. da mals »sr vielen Jahren, aber das war lange, lange her vergiH'ene Wenn«, vergessenes Leid. Er hatte sich damals dermähZti, ab«? seine Frau hatte nich» zu ihm gepaßt, «ei». u> keiner HinsvA, sagte «r sich. Sie war kleinlich, ei«g«bildrt. «i'ersiich tig. mißmuthig. ur»d o. so fade. Seine Ehe war eine HüZk ein Glück, daß sie nur ein paar sichre dauert». Dann erst genoß er s>» recht das Leben, da war er »och ju»g. reich und schön, die Frauen schwärmten für ihn. aber keine tonnte ihn dazu dringen, feine Freiheit ,u opfern. Er hatt« sich geschworen. ni« mehr »'«> helrathen. Als rr ab«r Sieglinde sa?, da war der Schwur ver gessen. Bergh war bisher die Liebe ein Spiel, jetzt war sie ihm ernst. Er fand alles bezaubernd, berückend an ihr. ihm war sie nur ein schuldloses, naives Kind, eine köstlich frische, unberührte Rose. Mir scheint, dschte er, daß eS ihr mit ihrer Heirath ging, rme mir mit der «»einigen. Sie wird mehr ge zwungen worden sein und hat es »ichl empfunden, daß ein fremder Wille sie zur Ehe führte. Er gedachte der eia sachen, schmucklosen Erzählung ihr»/ Verlobung. Sie schilderte ihm die krank« Schwe ster, die sterbend die Hand SieglindenS in die Abensbergs gelegt. Abensberg war ein schöner Mann und bei seinein Regiment allgemein beliebt gewesen. Was war natürlicher, als daß sich das Kind nicht skäubte. daß sie das seichte Gesühl, das sie empsunden, sür Liebe hielt. Man sah ja, wie ruhig sie bei der Nachricht seiner töstlichen Verwun dung geblieben war und wie gleichgiltig bei seinem Tode. Sie weinte wohl und ihr liebes-Gesichtchen war traurig, ihre schönen Augen blickten schwermüthig. es stand ihr reizend, aber eS war nur der Schmerz ci-neS Kindes, er ging nicht tief. Armer Abensberg! Bergh kam es vor. als od die Augen der Gräsin kecile trauriger blickten, als er mit' ihr von dem Deutschen sprach. Eine seltene Fran. diese Da ran. Welch' eine Idee, di» Verwunde ten in ibrem Hause selbst zu pflegen, pflichtgetrcu wie eine barmherzige Schwester! Und Abensberg, der so gerne in Paris blieb, ich sah es ihm, an, der Gedanle an die Heimath war ihm peinlich. Sieglinde, Dein Gemahl dünkt mich, war Dir gegenüber sehr tühl: Er wußte, daß er sterben werde, er bat mich, seinem Vater und seiner Frau daheiin die letzten Grüße zu brin gen. Als er von seinem Vater sprach, da zitterte seine Stimme, in seinem Auge glänzte eine Thräne aber als er von seinem Weibe sprach, war er sehr gesaßt. Sage» Sie ihr, sie soll mich nicht vergessen, sie soll glücklich sein. Sie soll ihr junges Leben genie ßen. sie ist zur Freude geschaffen, die arme Kleine. Ich stellte mir vor, ein unscheinbares Wesen zu finden» als ich hinausfuhr, den Professor zu besuchen und lch erschrak förm lich, als ich Sieglinde sah. „Was wird der Schwiegervater sa gen?" fragte Sieglinde nach elwa zehn Wochen Bergh. „wenn er hört, daß ich wieder heirathen will? Ich fürchte mich wirtlich vor ihm, er schaut mich immer so verächtlich an, ich getraue mir nicht, es ihm zu sagen." „Es ist auch noch zu früh, mein süßes Täubche», beruhige Dich und übmlasse es mir. Ich halte bei ihm um- Deine Hand an, gleich daraus machen wir Hochzeit, und dann sind wir die Glück lichsten unter der Sonne." Mit liebkosender Zärtlichkeit sah sie zu ihm aus. „Liebst Du mich denn wirklich? so recht, recht sehr?" sragte sie ihn. „Mehr als alles!" erwiederte or mit seurigem Blick. „Ich kann es nicht in Worte kleiden, ich würde mich selbst lie ber tödten. als Dich verlieren." „Es ist auch Niemand da, der mich Dir streitig machen möchte, lächelte sie. „aber es beglückt mich so, daß Du mich so sehr, sehr liebst. Weißt Du, ich kam mir immer so arm, so vereinsamt vor, selbst damals, als ich seine Brau,t war, jetzt denke ich oft, daß er mich gar nicht gemocht hat. Mein Schwiegervater brachte mir erst diesen Gedanken bei: er sagte, Leonhard habe meine Schwester geliebt und mich nur aus Mitleid, aus Pflichtgcsühl geheirathet." Bergh lachte auf: „Mein Täubchen, Dich heirathet man nur ans Liebe, aus rasender Liebe. Nenne Abensberg nie wieder in meiner Gegenwart, versprich mir, daß Du auch nie wieder an ihn denkst, es macht mich unglücklich, wenn Du von ihm sprichst, ich bin aus Deine Vergangenheit eisersüchtig, den Gedan ken kann ich nicht ertragen, daß Tu einen andern liebtest." „Ein schönes Paar," sagte ein Stra» Beuarbciter, „die kommen alle Tage. Die Frau hat erst ihren Mann verlo ren. es ist die Schwiegertochter des alten Professors von Perlach." „Elendes Weib! Ist eS wahr, was man mir-sagt?" fuhr d«r Prosessor Sieglinde an. Sie,erschrak und blickte,srrrchtsam auf den vor Zorn bebenden Mann. „Was hast Du denn, welches Varbrechen soll ich denn, begangen haben?" sragte sie schen. „Dahast den Nam«»! Deines Man nes geschändet. Du Du bist kaum erst in die Tra»erkleid«r g«schlüpst und, denkst, schon wieder an innen anderen Mann. Das ist also, Deine Treus. DrintiLikbe. dos Dein Schmerz um den verlorsnkn Unid Du wagst es noch, mir unter die Augen zu treten, Drz, mit Deiner scheinheiligen Miene." „.Aber Papa, ich begreise Dich »irk lich «dicht; so böre mich doch erst an,, ehe Du> mich bejchimpift und l«rur thei-lst!" „So leugncAiDn also?" „Nein. daA will ich nicht, son dern ich möchte Dir vielmehr die Wahr heit bekennen Ich habe den Oberst Bergh östevs getroffen —" „Wie? vuj de, Straß«?" ! „Ja. azj der Straße, und ich sank t«in Unreht dabei." folgt.) Lebensspruch. Klar im Verstand sein. Hilfreich zur Hand sein. B«im Geben blind sein, Zuweil'n ein Kind sein. Treu stets und wahr sein, Start in Gksahr s«in. Duldsam. winn'S lann stin, > Wtnn'i "ilt »in Man» stin. Nerkettungtn de« Leven». Ich hatte, so schreibt ein ehemalige, diesseitiger Ossizier, dem „Berliner Tagblt.", der später seine Dienste dem unglücklichen Kaiser Marimilian in Meiiko gewidmet halte, im Januar lölis durch einen besonderen Glücks umstand die Führung einer berittenen Kompagnie Sudanesen in Menko über nommen. Wenige Wochen später mel dete sich in Orizaba ein Korporal der Fremdenlegion, ermächtigt dn?ch einen RederS des damaligen Kominundeiirs d'Ornano, bei mir zum Dienste, und ich ersih' aus den Papieren des stark beschnuibartete?., forschen Ankömm lings. daß ich einen ehemaligen baieri fthen Offizier, den Herrn v. F., vor n?>r hatte. Ich stellte ihn, da ich fast völlig selbstherrlich lommandirte, als Sergeant cm und behielt ihn im Auge. Tie erste, ziemlich ernst« Affaire mit den mexikanischen Guerillas in und bei Amecamcea brachte mich mit dem neuen Sergeanten, der sich über jedes Lob brav benommen, näher und er theilte mir über seine Vergangenheit Nachste hendes Mit! war O bereuten ant bei den beie rische» Kürassieren und persönlicher Adjutant des Prinzen Adalbert gewe sen und stand in hoher Gunst bei die seiuPrinzen. Doch, „so geht'S, wenn ein Mädel zwei Buben lieb Hut, 's thut Wunder selten gut," eines Abends nach der Oper fand der Oberlieutenant sei nen prinzlichen Gönner un-d Gebieter in trautem tsls »-tvts bei der Dame seines Herzens! Sein Zorn war furcht bar und äußerte sich so wenig, ehrerbie tig. daß er schon am folgenden Tage seines Postens als- Adjutant enthoben wurde. Aber er konntvanch den Mlvnd nicht hallen, so daß seine Aeußerungen schließlich Aergerniß im OfsiciereorPS erregten. Ermahnungen seitens des Regimentstommaiideurs und seitens der eigenen Familie halfen nichts, und als er eines Tages iogar in der. ersten Kon ditorei der Garnison feine Bulldogge mil Fußtrilten regaürte und' sie dabei, wie er überhaupt stets that, „Adalbert" ries. da platzte die Bombe er wurde aus dem Dienste entlassen. Aliser dann, um seine Familie zu ärgern.das Streit objekt es war nur „ein Irrlicht" Heirathen wollte unddieSauch ausführte, da sagte sich vo« ihm los und enlzog ihm di«. Subfistrnzmittel. Er ging über das große Wasser und war, wie ich schon erwähnt, im Gefechte kreuzbrav: auch sonst benahm er sich anständig, wenigstens eine Zeit lang. Kaum war er Sergeanlmajo«, Wacht meister. geworden, da traf ich ihn eines Nachmittags wir lagen wor dem Feinde sternhagel betrunken, so daß er nicht zu Pferde steigen konnte! Ich setzte ihn natürlich gründlich auf die Hinterhand zurück und es hvls etwa vier Wochen: da kam's wieder, er war ein sogenannter Ouarlal-Säuser und nicht zu halten: ich degrodirte ihn und ließ ihn aus der ersten Etappe zur Ver fügung der Fremdenlegion zurück. Später erfuhr ich. daß er noch einmal zum Korporal und> danw zum Serge anten befördert un» abermals degrodirt worden wai. Im Ansänge der siebziger Jahre lauchie der Herr Baron> wie damals die baierüchen Zeitungen meldeten, in München als Dienstinann aus und ver sah sein Amt pünktlich und g»t— wenn er nicht bctrunlen war!: er hatte den, sonst ja ganz ehrenwerthen Berus in München gewählt, abermaliS um seine Familie zu ärgern! Unlängst suhrte.mich maizz Weg durch die Holjager-Allee nach dem großen Stern. ES hielt da sin elegantes Ka priole» mit zwei prachtvollen Schweiß süchsen beipan.nl! ein Diener saß hinten aus, ein zweiter, nestelte am Kopszeug des Handpftldes. der Herr hielt die unruhigen Thiere selbst! in» Zügel. Ich war dicht dabei stehen, geblieben, da mich die Pftrde iiitcrefsiitim. Plötzlich trasen sich meint Augen mit denen des Wagenlcnkers! Donnerwetter, so dach!« ich. die ounklm.AugkNl, der ungeheure, dichte Schnurrbart,, jptzt allerdings start ergraut., wo., hosi du die gesehen?! Eine Blutwelle stieg! la«giam meinem Gegenüber, dein mein Anstarren wohl ausgcsallcil, lvari ins Gesicht, und da hatte ich s. wenigstens glaube ich es zu ci.wiit» es von meinen Lippen. Da» de« zweite Diener hatte eben den Fuß aus, das Hinterrad wieder gesetzt, bÄuintendi» Füchse, durch schar sen Peitschenhieb,gLtrossen, hoch aus und im, schlanken Tva.be gings nach, dem Brandmburgev Thore zu. Ob »r,'s wohl, gewesen sein may. de» Herr Baron, den ich da drüben in Merika kenne» gelernt? Ich glaub« nicht, daß ich,mich irr«, und ich entsinn« mich auch. Inch.tr einstens mi»terzählte, daß zwischen! ihm und dem Reichthum nur zwei AugLn ständen; möglich, daß dieje sich »uttlerweile geschlossen haben! Berliw ist «in Dors. man trifft hl«- An eheskn! alle Bekannte.. Schlau. Ein Lehrer spricht Iwd den. Schülern seirur Klasse über die silllif Sinne und d«en Wichtigkeit. „Gesetzt also." sragte der Lehr«, „wir sollte« nun einen dvser sii»f Sinne entbehien und Dir stände die Wahl jrei. welchen Sinn möchkst Dn am liebsten entbehren, Fritz Lehmann?" Fritz Lehmann (d»r kurj »srher wegen einer Unart gezüchtigt wsrden ist. di« geschlagene Stell« reibend): „DaZ Ge suhl." Aus Erfahrung gespr»» chen. Sie: ..Was jällt Dir denn ein. ein junges Krokodil zu lausen?" Er: „Bier Wochen unter Deiner Herrschaft und zahm wird's wie'n Schoß' Hund!" Also derAsse soll ein halber Mensch sein; ja. demnach ist also der Mensch ein doppelter Affe! Wer schweigen lann. vndicnt gehört zu werden 3
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