2 vttar« Eündtnfall. Darüber, daß Oskar das Wüster eines Wiener Ehemannes sei, waren alle einig, nur behauptete dit Partei der böscu Zungen, er sei ein „Muster ohne Werth", und wcnn er die Wege des Rechts und der Tugend wandle, ge schehe die» aus angeborner Trägheit ocS Körpers und de« Geiste?. Wie dem auch sei, seine kleine, sehr energische Frau glaubte «n Oslar's Treue, und selbst in dieser?: kritischen Sommer, wo in den Gesiiden der internationalen Sirenenmufik- und VersührungSthea ter-AuSstell«ngdem'rinschichtigenStroh> wittwer se viele tzallstricke gelegt wer den. dirigirte sie ruhigen GcmitthS ihre Koffet »Nd Kiste« nach Ischl «nd umso ehw. als fe Oskar dem SHeM fchutze der Faicklie ihrer bestem Freun din übergeben., die sür diek Saifon Wien nls drn geeignetste« Ablage rungHort ihv?r neuen Toiletten u»o alten Intriguen betrachtete. Bemerkt muß fernermerdeii, daß Oskar glückli cher Onkel zwei vielvcrspr>echciidvr Nes fen war, die sich im Gcheimeic schworen, die ihncn s,v vst unter die Nase geriebene makellose Jugend des musterhaften OnkeZS zu Falle zu hrim Dt«. Da drittens die schützende Freundin sowohl als ihr GemM sehr unterneh menden Geistes waren., findcn wir ihn sammt Neffe» öfter als im Interesse seiner Tugend gebrgen, bci Wein. Wcib und Gesang, denen er allerdings «in lediglich wissenschaftliches, rein akademisches Jatcvesse entgegenbrachte. Auch die Bestrebungen der Ncffcn. dem Onkel etwas „Lebensart" beizubringen, hatten rein akadcmijche Resultate und sie bcganiicn übcr neue Wege ihrer Er ziehungsmethode zu sinnen. Zu den niedlichsten Ausstellungsobjekten gehört unstreitig eine dcr Pricftcrinncn der Flora, der Schelm fitzt ihr >im Nacken und der Schalk thront in ihren Augen, Dort, wo die Grinzinger eine fo rasche und angenehme Verbindung zwischen Erde und Himmel anbahnen, wo dii weingeträlikte Philosophie des liederli chen Wien dozirt wird, schmückt sie ös terS ganz im antiken Sinne mit Blumen die Besucher. Auch sei constatirt, daß vor nicht zu langer Zeit die Ncffcn in sehr eisri ger Unterha»dlung mit besagter Blu uiensce gelchcn wurdcn. deren Gegen stand unter Berücksichtigung dcr vielen Blicke, die zwischen diesem Dreibund unp Oskars Stammtisch hin- und her ginge», wohl der ahnungslose Onkel sein mußte. Sodann trugen die Neffen an diesem Abcnde eine besondere Heiterkeit zur Schau und betrachteten den Onkel mit de» Blicken der Schlange, die den sas sungSloscn Vogel goutirt, bevor sie ihn verschlingt. Es bleibt nur mchr wahr heitsgetreu zu berichten, was in Alt- Grinzing sich zugetragen. Gerade aIZ Oskar sinnenden Hauptes der Melodii des so populär gewordenen Liedes: „DaS macht die Liebe nur ganz allein" lauscht, berührt ihn eine weiche Haut und eine sanfte Stimme flötet ihm sür Jedermann vernehmbar: .Grüß' Dich Gott. Oskar!" zu. Und vor ihm steht die Bliimensee, fie macht ihm halblaute Vorwürfe, warum er sich denn gar nicht mehr um sie küm mere, ob er denn böse sei. fie habe sich doch gewiß nichts zu Schulden kommen lassen nnb das Alles in Gegenwart der Freundin seiner Frau, die ivohl ir längstens 2-t Stunden von Allem un terrichtet ist! Oskar überwindet seinen ersten Schrecken und mitten unter den ausfliegenden Ahs und Ohs, So fos und Schau fchaus. dt» stillen Wässern und dem Wolf im SchafSpel', fährt ei mit zitternder Stimme die Kleine an. ob sie denn toll geworden, er habe sie in seinem ganzen Leben weder gesehen noH gesprochen, es müsse eine BcrwcchSliinz vorliegen, gewiß habe er einen Doppel ganger. Da kommt er aber schlecht an, nun läuft Alles Sturm gegen ihn, sein« Neffen voran, und man heißt ihn eine» heuchlerische» Barbar, als er die rolhi Nelke, die sie ihm so graziös lächeln!: ins Knopsloch gesteckt, herausreißt und zu Boden wirst. Schon ist die allge meine Aufmerksamkeit aus ihn gcrichtel und Oskar fühlt, wie Stück um Stüä des so mühsam erworbene» Strahle», kränz dcr Tugend von seinem Haupt, gerissen wird und wie ihn die öfseuilichi Meinung zwingt, zu werden o wenn nur seine Frau nichts davon erfährt. Und jubelnd fallen scine Nef feit in dcn Refrain ein, der eben wicdci vom Brettl klingt: „Dem Ein' macht § Kummer, dem Andern Freud', verliebt Lcut' fein nie recht g'fcheidt!" Als Oskar auf schwankendem Boden den Heimweg antritt, da weiß er, das seiner Vertheidigung kein Mensch Glau den schenkte, da erinnert er sich, das man sogar seinen guten Geschmack ge lobt, ja daß ihm selbst seine staatsan. waltschastliche Freundin versprochen, sür dieseSmal die Gerechtigkeit mi> verbundenen Augen zu spielen, dc ficht er ei», daß der Mensch nicht dei Herr seines Schicksals ist.... ES isl nur ein Glück, daß Oskar'S Frau vor stiner Harmlosigkeit so überzeugt ist. daß sie ruhig diese Zeilen lesen kann ohne auch nur im mindesten daran zu denken, daß es sich um die Tugend ihre- Manne« handelt. Gedankensplitter. Daß die Dummen Glück nur haben. Sagen wir von Ander» immer; Werden uns Fortuna'S Gaben, glauben wir das Sprüchlein nimmer! Fatal. Junger Arzt (währeni der Sprechstunde zu den Patienten im Vorzimmer): „Wer wartet denn am längsten?" Schneider: .Ich, Herr Doctor! Ich hab' Ihnen den Anzuc schon vor einem Jahr geliefert!" Die Prüderie beweist da« «Gegentheil von dem, was sie zu bewei sen sucht. AuSverkanft. ! »t>>« Ncl» Z>»ll« »«!«>»>« »°» A In Fritz Braun's hübscher Wirt schaft im oberen Theile der Zweiten Avenue herrichte rege« Leben. All: Tische des geräumigen Lokats waren von einer laut durcheinander ichwätzen den Menge besetzt und au dein Schank tische drängte sich eine Schaar von Leu ten, welche keine Sitzplätze «,chr gesun den hatten. Braun und irin Schalt wärter Karl MüOler hatte« alle Hände voll zu thun, um ihre KMden zu bedie nen imd mußten im voWen Sinn« des Worte? im Schweiße >i!hreS Ang<sichts arbeitn. Dem Beodechter m uxte >es aber auffalten, daß -»-nter alle« dreien Morschen, nicht wie sonst in dem «fast aueichlicßlich von Drutschen ireqmentir ten Lolal. die englische Spr-ache u«d meist der breite iriähe Dialelt derselben vorherrschte. Nur in einzelnen der 'Kruppen unterhielt man sich in der «deutsch»»! Sprache, aber «auch diese ideutlchordenden Besucher der Wirth schaft nach ihrem Aeußern zu schließen, nicht der Klaffe der wohl situivtc» GeichäftSleule, aus welcher sich Brauns regit'.äre Kundschaft rekru tirte. Es war nämlich etwas ganz Beson deres. das sich in Braun's Lokale ab spielte. War man ja doch am Ansänge einer Wahlkampagne, welche ungemein lrbhast zu werden versprach. (5s han delte sich-um nichts Geringeres alz um die Gründung eines neuen politischen »Clubs mit Braun als Bannerträger. Ja. ja, Braun hatte politische 'Ambitionen. Allerdings reichien diese mich! biS an das sür >bn. den Einge wanderten. unerreichbare Präsidenten amt, ebensowenig lockte es ihn. sein Lichtem Kongresse oder einem der bei den Häuser der Staats-Gesetzgebung leuchten zu lassen. Das jahrelange Ziel seines Strebens war die Mitglied schaft im Stadtrathe. Braun war im großen Ganzen ein prächtiger Mensch, er war in ieinem Geichäste zwar kein reicher, aber doch immerhin ei» wohl habender Mann geworden, eine große Schwäche besaß er aber dennoch, näm lich die Ambition, das Wörtchen Alder man seinem Namen vorsetzen und lei nen Bezirk in der. allerdings in ihren legislati.cn Besugnisien wohlweislich ziemlich beschränkten Körperichast zu vertreten, welche sich wöchentlich einmal im Stadthaule zu versammeln pflegt. Seine Stimme bei den wichtigen Be schlüssen betresjs Anlage von Wasjer röl)ren, Straßenpflasterunqen, Einrich tung van Straßenlaternen u. dgl. m. abgeben zu dürfen, war der Gipsel sei nes Ehrgeizes und trotzdem er seiner Politischen Ambitionen halber wieder holt von seine» Freunden gehänselt worden war, so gab er dennoch die seit Langem gehegte Hoffnung, das Ziel seiner Wünsche endlich zu erreichen, nicht aus. Seit Jahren Mitglied einer der leitenden politischen Organisationen seines Bezirkes, hatte er wiederholt Schritte gethan, um deren Unterstüt zung sür seine allensallsige Kandidatur zu erlangen. Die maßgebenden Per sönlichkeiten halten nun. wie dies eben bei Herren in ihrer Stellung nicht an ders der Kall ist, sein Ansinnen zwar niemals direkt abgewiesen! beileibe, das thut man doch einem Manne gegenüber, der immerhin gewissen Einfluß besitzt, niemals, aber sie waren doch auch nicht aus seine Andeutungen eingegan gen und Braun's heißes Sehnen blieb unerfüllt. In dem Jahre aber, in welchem die» fes Gefchichlchen spielt, hielt Braun seine Chancen sür besonders gunstig. der derzeitige Alderman des Bezirkes, ein im Allgemeinen nicht sehr beliebter Mann, solltc-aber dem Pernehmen nach dennoch wieder als Eandidat ausgestellt werden, was ein ziemliches Unbehagen unter der Wählerschaft Hervorries. Braun erneuerte seine Versuche: das Entgegenkommen, das er bei den Par telsührern sand, war aber um kein Haar ermunternder als in den srüheren Jahren. „Mau erkenne die Berdienste de» Herrn Braun an", „man werde sich in seinem Interesse bemühen, aber man könne nicht allein über die aufzu stellenden Kandidaten entscheiden", so und ähnlich lauteten die Antworten, welche er erhielt und bei keiner der zahl reichen Unterredungen, welche er mit den Parteisührern hatte, kam er auch nur einen Schritt weiter. So stand die Sache, als ein „Pal" Murphy bei Braun vorsprach. Was dieser Menich eigentlich war, von was er lebte, wusste kein Mensch so recht zu jage». Manchmal die Tuschen ge spickt voll Geld und dieses mit größter Eile in Umlaus setzend, war er zu an dern Zeiten wieder so knapp an dem landesüblichen Umlcmfsmittel, daß er die Hilfe feiner .Freunde" in Anspruch nehmen mußte, welche ihm auch nie mals verweigert wurde, umsomehr als Pat, zu seiner Ehre sei es gesagt, sich selbst mit einem Quarter, ja mit einem Time, und sogar, wenn es nicht an ders ging, mit einem .Drink" zufrie den gab. Manchmal in stutzerhafter Eleganz einherstolzierend, war er zu anderen Zeiten in seinem Aeußern von den niemals besonders vertrauener weckend aussehenden Eckenstehern nie derste» Ranges nicht zu unterscheiden. Nur in einem war er konsequent, nämlich in seiner Scheu vor der Arbeit. Fragte man Jemanden, was Murphy treibe, so erhielt man stets nur die Ant wort. er sei ein Politiker. Zu welcher Partei er sich aber bekannte, konnte man vor dem Beginn einer Wahlkam pagne niemals feststellen. Es kam ihm gar nicht daraus an. an einem Abende in einem Fackelzuge der Republikaner in phantastischem Aufzuge einhcrzustol zireu, um einige Abende später sich in einer demolratijchen Versammlung für die Kandidaten dieser Partei heiser zu schreie» : er war eben ein Ward-Poli tiker im schlimmsten Sinne des Wortes, ein politisches Ehamäleon, wie sie eben nur hierzulande möglich sind, einer voo der Sorte Leute, welche r.iemals arbei len und doch, allerdings bald gut, bald schlecht. wir man hierzulande zu lagen vflegt. >hr Lebe» »a^en. Daß er aber Rur, scjt Jahren sein» zweifelhafte poM'che Rolle zu spielen nermochte. lag »n seiner unskruvulösen Gew«ndtheit. welche ihn geeignet machte, alle jene. d?» Tageslicht scheuenden Msnipulanenen auszusühre». zu wel chen manchmal leitende Politiker Ziiflucht nehmen, und sür weichc «den -nur Leute sich hergeben, welche sür 'Geld so ziemlich Alles thun, was man »on ihnen verlangt. Murphy war eben der richtige politische LanSSknechl; wer gut bezahlte, hatte ihn. Dieser Mann näherte sich nun Braun, dessen Schwäche ihin wohl be kannt war. Es kam ihm zu Statten, daß Braun ihn nur oberflächlich kannte und von ihm nichts anderes wußte, alz daß er eben ein Politik« und mit alle» lokat-politijchcn Größen bekannt sei. Der Köder, welchen er Braun hinwarf, war. wenn auch recht plump, dennoch geeignet, den ehrlichen und mit dem inneren Getriebe des poliiifche» Schachers ganz unvertrauten Wirth anzulocken. „Sav, Mister Braun", sagte Pat. nachdem er den Wirth durch Schimpfen aus die DistriltSsührer. welche das wahre Verdienst nicht anerken ne» wollte», in die richtige Stim mung gebracht hatte, „es ist die alte Geschichte in der Politik: wer sich nicht selbst Hilst, dem helfen die Andern auch nichl". „Wie kann ich das? frug Braun ahnungslos. „O. das ist sehr einfach, Sie müssen einmal den Leute» Ihre Stärke zeigen. Noch niemals war die Chance dazu so günstig. Sie müssen als unabhängiger (Kandidat lausen, was bei der Unbe lieblheit unseres jetzige» Alderma» für eine» im Distrikte so wohlbekannten Manne wie Sie einer Erwählung gleichkommt. Braun versank in tiefes Nachdenken, während Pat, indem er sich anscheinend angelegentlich mit der vor ihm flehen den Schnapzflasche beschäftigte, unter seinen buschigen Augenbrauen hervor ihn lauernd beobachtete. Er lächelte in sich hinein, der Köder behagte' dem Lpser offenbar, und er, Pat. sah im Geiste bereits den Fisch am Angelhaken zappeln. ~Ja. ju. Pat/ ließ sich nun Braun vernehmen, „die Chancen sind aller dings nicht schlecht, über es ist doch bei der Sache noch so Manches zu beden ken." Vielleicht hätten diese Bedenken in Brau» die Oberhand behalten, wenn nicht der Schankwärter Müller sich in diesem Augenblicke in das Geiprach ge mischt hätte. Schon seit Pat's Eintritt hatten sich die Züge des SchankwärterS verfinstert. Er hatte eine Aversion ge gen Leute dieses Schlages und glaubte sich um so mchr berechtigt, auch seine Absicht über die Sache aussprechen zu dürse». als er mit Braun's Tochter Annie verlobt war und demnächst also Mitglied der Familie seines Arbeitsge bers werden sollte. „Glauben Sie doch nicht, was der Bursche sagt," rief er Braun in der Murphy unverständlichen deutschen Sprache zu. „Was die Kerle wollen, ist nur Ihr Geld. Gewählt werden Sie doch nicht." Diese letztere Bemerkung war es nun, welche gerade die entgegengesetzte Wir tuiig der beabsichtigten ausübte. „Was. nicht gewählt?" polterte Braun heraus. „Ich will es Dir be weisen. daß ich gewählt werden kann, »ebrigens, was geht Dich die Sacht an? Ich weiß, was ich zu thun habe. Pat", wandte er sich au den Jrländer, welcher den Inhalt des kurzen Zwiegespräch« errathen hatte, „ich habe mir die Sache überlegt, ich laufe unabhängig." „Top," erwiderte Pat mit einem höh nifche» Seitenblick auf Müller, „wußte ich doch, daß ich mit einem vernünftigen Manne zu thun habe." Der Patt zwischen Braun und Mur phy war sr»ni< geschlossen. Daß Erste rer nicht mehr zurückweichen könne, da für wollte Pat schon sorgen. Nach einer kurzen, unter vier Auge» gehalte nen Besprechung mit Braun, iu welcher er diesem begreiflich machte, es handle sich vor Allem um die Gründung eines politischen <NubS. was nicht schwer sei, da er, Murphy, alle die Boys im Di striet kenne, eilte er davon, denn das war ihm klar, daß das Eisen geschmie det werden mußte, so lange es noch heiß war. Wenn Braun vor einer vollen deten Thatsache stand, war ein Zurück treten nicht mchr möglich. Während nun Pat einmal wirklich arbeitete, vorausgesetzt, daß dieses Wort auf feine Thätigkeit anwendbar ist, war der Unfriede in BraunS Haus einge kehrt. Seine Frau zwar, die einfache, gutmüthige Person, welche stets gewohnt war, sich der bessere» Einsicht des Gatten zu sügen. hatte nicht viel über den Ent schluß des Gatte» zn sagen, und auch ihr erschien die Aussicht, als Frau Alder man im Tislrict eine gewisse Rolle zu spiele», gar nicht so uiibcgchrcnswerth, desto entschiedener abtr verurtheilte Brauns Tochter Annie das Vorhaben des Vaters. Nicht etwa, daß sie es ihm mißgönnt hätte, eine, wen» auch noch so bescheidene p«litische Rolle zu spielen, nein, sie fürchtete vielmehr die ihrer Ansicht nach wahrscheinliche Nieder lage und wünschte nicht, daß ihr Vater durch seinen politischen Ehrgeiz sich der Lächerlichkeit aussetze. Diese Meinungs verschiedenheit sührte zu einem ziemlich heftigen Zusammenstoß zwischen Vater und Tochter und deren Verlobten Mül ler, welcher Annie's Partei nahm. Der Friede in der Familie war dahin. Murphy hatte seine Zeit gut benützt, es ward ihin nicht schwer, eine ziemliche Anzahl von jungen Leuten anzuwer ben oder vielmehr durch die Zusicherung von Freibier zu veranlassen, an dem sür die Orgauisirung de« „Fritz Braun Unabhängige» Kampagne Klub" sest gesetzten Abende in Brauns Wirthschaft zu erscheinen, und s» es denn auch. daß das geräumige Ld'lal, wie zu An fang diese« GeschMchenS bereits er» wähnt, 112» war. Bei der Versammlung ging es gemm so zu. »ie stets bei derartigen Gelegen heiten. Nachdem Bier und Schnaps, natürlich aus Kosten des auszustellenden Kandidaten, reichlich vertilgt worden waren, rief Murphy die Versammlung zur Ordnung und als diese sich orga nisirt hatte, hielt wieder Murphy, «elcher eöen der ausschließliche Macher der ganzen Geschichte war. eine sulmi nanie. von schwülstigen Phrasen stro tzende Rede, in welcher die Verdienste des „hochgeehrlen Mitbürgers" Fritz Braun auf das Glänzendste hervorge hoben und seine Aufstellung'als Stadt -aths-Kandidat empsohle» wurde. Unter wildem Gejohl und Geheul wurde diese Nominativ« zu einer ein stimmigen gemacht und Braun, der diesen „schönsten Augenblick seines Leben»" »ich: sür Alles in der Welt hergegeben hätte, hielt nun eine sorg» sällig vorbereitete Rede.in welcher er sei nen lieben Freunden und Mitbürgern für die ihm wtdersahrene Ehre dankte und ieine poltischen Ansichten sowie seine Ideen über eine angemessene Munici palverwaltung entwickelte. Natürlich wurde diese Rede, welcher die Anwesen de» kaum mindere Aufmerksamkeit schenkte», mit lohnendem Applause auf genommen und die Komödie erreichte durch weitere reichliche Libativnen aus Kosten des Caudidaten ihren Abschluß für alle Auwefcndcn mit Ausnahme von Brau» und Murphy, welche noch geraume Zeit in des Ersteren Privat zimmer bcisaniinc» saßen, wobei Brauns Checkbuch »echt gewaltig in Mitleiden schaft gczogcii wurde. Der Ball war nun im Rollen. Bald praugtc» an allen Straßenecken des DistrictS Plakate in rother. blauer, gelber und grüner Farbe mit den Wor ten: und überall waren die weniger ästhetisch als bezeichnend genannten „Guttcr snipeS", jene am Rinnstein angcllebte» Zettel mit dem Namen des unabhängi gen Eandidaten zu bemerken. Es machte BraunS Herz lebhafter schlagen, weuu er durch die Straße» schritt, in welche» ihm von den Ecken sein Name und an den Schausenstern der Wirthschaften sein Portrait entgegenglänzte. Noch heftiger aber pochte sein Herz vor Stolz, wenn einer oder der andere Bewohner des Bezirks ihn mit dem Rufe: „llo>v ilo v«u <ko, begrüßte. Diese kurzen momentanen Triumphe waren Braun übrigens von Herzen zu gönnen. Sie waren lichte Augenblicke in dem brausenden >-zturm, welcher von allen Seite» rings um ihn tobte und ihn im wilden Strudel mit sich riß, ohne ihm Zeit zu lassen, auch nur zur Ruhe zu kommen und sich die Lage, in welcher er sich besand, klar zu überlegen. Da war vor Allem das»»gewohnte Treiben in Braun» Wirthschaft, welche vollständig i» ein politisches Haupt quartier verwandelt war. Kopfschüttelnd hatten die früheren Gäste BraunS diesem Treiben zuge sehen, als die Sache aber so arg wurde, daß sie nicht mchr in Ruhe dort ihren Slat oder ihren Pinolle spielen oder ungestört in ruhigem Gesprächs ihr Glas Bier trinken konnten, da blieb Einer nach dem Ander» weg. Leer wurde die Wirthschaft dadurch aller dings nicht, im Gegentheil w.ir sie stet» viel voller als sonst; aber während früher an jedem Abend ein ganz anseh»» liches Sümmchen in der Ladenkasse zu rückblieb, herrschte in dieser jetzt sort währcude Ebbe, denn die jetzigen Kun den, sämmtlich angeblich Brauns politische Freunde, brachten zwar stets gehörigen Durst, aber nur selten das nöthige Kleingeld mit, und da sie sämmtlich Mitglieder des „Fritz Braun Campagne-Club" waren, so mochte Braun sie nicht mahnen, um so mehr, als selbst schüchterne Versuche in dieser Richtung aus eine entschiedene Zurück weisung von Seiten Murphys stießen, welcher rundweg erklärte, Braun dürse die Boys nicht vor den Kops stoßen. Dieser Ausfall in den Einnahmen nebst de» bedeutenden, nach Murphy» Behauptung allerdings nur „legitime»" Wahlau-gabe» für Drucksache», Por trait, Wahlversammlungen n. s. w. drohlen eine ernüchternde Wirkung aus Braun auszuüben, doch verstand e» Murphy, welcher, wie Leute seines Schlages, über eine gule'DosiS Mutter witz und ziemliche Menschenkenntnis', versügte, sein Opfer nicht zur Ruh' komme» zu lafseu. Er wich sast nicht von seiner Seite, hetzte ihn als sein Enmpagueleilcr von einer Wirthschaft des BezirlS zur an dern, aus einer Wahlversammlung in die andere, und ließ ihn durch Vorlage von Berichten. Entwürfe» von Eirkula ren an die Wähler und dergl. m. nicht zu Athem kommen, »nd Brau», wenn ihm auch in den wenigen Momente» des Alleinseins, sall» seine Abspannung und Müdigkeit es gestattete, das dro hende Gespenst des sinancicllen Ruins aufdämmerte, ließ sich, dem Spieler gleich, der sein Alles aus eine Karte setzt, durch die glänzenden Versprechun gen Murphys und die Hoffnung be schwichtigen, wenn erwählt, durch wei teres Emporklimmen aus der politischen Stusenleitcr alle erlittenen Verluste wettmache» zu können. „Jeder Kampf kostet Geld, und ohne Kampf kein Sieg," dieß predigte Murphy ihm täglich vor und Braun glaubte es schließlich auch,um so mehr, als er bei seinen Rundgängen im Be zirke, wo er selbstverständlich stets offene Hand hatte, nichts anderes als freundliche Ausnahme und. allerdings nicht immer ganz ehrlich gemeinte Ver sprechungen erhielt. In der Stim mung. diese zu prüfen, war er nicht mehr, und sie thaten ihm deshalb wohl und bestärkten ihn in seinem Vorhaben. I bi« zum Schluss« in der pMischen Zlrena zu verbleiben, trotzdem t>in Fa milienleben eiu ungemein trostloses ge» worden war. Selbst Frau Braun, die. wie «r -.vähiit, anfangs die Aspirationen des Batten vollständig gebilligt hatte, zog sich angesichts des drohenden Verfalls des Geschäftes, das stetig wie Butter in der Sonne zusammenschmelzenden, auf die Seite gebrachten Geldes von ihrem, wie sie meinte, ganz aus dun Häuschen geratheuen Gatten zurück und fchloß sich der aus Annie und Karl Müller ge bildeten Opposition an. Die kurze Zeit, welche Braun nur .loch bei seiner Familie verbrachte, wurde deshalb eutweder mit bittere» Disputen oder grollendem Stillschwei gen ausgesüllt. Diese unerquicklichen Zuskände führten denn auch, die Cam pagne war gerade auf ihrem Höhepunkte, zur Katastrophe, als Müller seinem Ar beitgeber den Dienst kündigte, da er, wie er sagte, nicht langer mit der Aus beutung Braun's, des „dummen Dutchman", wie die Mitglieder des Eampagne-Clnbs ihn angeblich, wenn sie unter sich waren, nannten, zu thun haben wollte. Braun nahm diese Kündigung sehr anwillig aus. es kam zu einem Wort wechsel. in dessen Verlauf Brau» auch seine Zustimmung zur Heirath Aunie'S und Müller's zurückzog. Daß diese Scene aber nicht ohne ei» Nachspiel blieb, dessen Hauptactcure Braun und seine Tochter waren, liegt aus der Hand. Dem bestimmt ausgesprochenen Beschle Braun's, dies Perlöbniß mit Müller abzubrechen, setzte Annie ebenso entschiedenen Widerstand entgegen, und unter strömenden Thränen der Mutter, deren Versöhnungsversuche ungehört verhallten, kam es zum offene» Bruche zwischen Bater und Tochter, und diese schied aus dem Elternhausc, um bei einer Tante ihren Ausenthalt zu neh me». Möglich, daß diese Scenen Braun doch noch veranlaßt hätten, den für einen nicht darin Bewanderten so schlüpfrigen Boden der Lolalpolitik zu verlassen, wenn es eben nicht schon zu spät gewesen wäre; er hatte bereits Alles eingesetzt und ein Zurücktreten hätte einfach den sicheren Ruin ohne auch nur die geringste Möglichkeit der Rettung bedeutet, während andererseits Murphy ihm eine crmuthigende Kunde nm die andere brachte und ihm seine glänzenden Aussichten in glühende» Farbe» schilderte: ein Sirenengesang, welcher Braun alles audere Ungemach wieder vergessen machte. So nahle der wichtige Tag heran, welchem die Entscheidung ersolgen sollte. Heiser von den vielen in />en letzten Tagen gehaltenen Reden, abge spannt und ermattet, uud nur durch die fieberhafte Aufregung, in welcher er sich 'besand, ausrecht erhalte», sah Braun diesen Tag kommen. Seiner seits waren alle Borbereitüngen getros fen, die Ticketvertheiler (diese Geschichte spielt nämlich noch zur Zeit vor An nahme des jetzigen Wahlgesetzes) waren ausgewählt, jeder von ihne» mit der nöthigen Anzahl Stimmzettel versehen und sonst alle nöthigen Anordn»»geii getroffen, und voll Ungeduld erwartete am Wahlmorgen Braun seinen Kam pagneleiter. welcher der Verabredung gemäß komme» sollte, um Bericht zu erstatte». Wer aber nicht erschien, war Pat Murphy und Brau» entschloß sich daher, allein die Runde von einem Stimmplatzc zum andern zu machen, um nach dem Rechten zu sehen. Er hatte aber nicht weil zu gehen, um die erste niederschmetternde Entdeckung zu machen. Schon an dem ersten Stimmplatzc. welchem er sich, von seinem Tickelver theiler nicht bemerkt, näherte, hörte er diesen eisrig die Verdienste seines Ge gencandidatcn einem Stimmgeber ge genüber preisen, und als Braun mit vor Zorn bebender stimme ihn an schrie. wie er es wagen könne, für fei nen Gegner zn arbeiten, meinte der Mann ganz kühl, er könne doch die Leute nicht zwingen, für Braun zu stimme», wenn sie nicht wollen. Wüthciid stürmte Braun davon, aber nur um au den meisten andere» Stimniplätze» eine ganz ähnliche Ent deckung zu machen und wahrzunehmen, daß Stimmzettel mit seinem Namen fast nirgends z» findcn waren. Fast sinn los vor Wuth »nd Beschämung, wankte Braun die Straße entlang, als ihm plötzlich Pat Murphy zu Gesicht kam. Mit einem lauten schrei stürzte er auf diesen los, als wollte er ihn zerreißen, doch ehe er den höhnisch lächelnd ihn Erwartenden erreiche» konnte, hatte ihn bereits ein Polizist am Kragen gepackt und rief ihm zu: „Ruhig Blut. Man»'" Dies beiiiiptc Murphy, um sich rasch davon zu machen, und als Braun nun dem Polizisten und den sich um sie ver sammelnden Leiiten in Kürze scine Er lebnisse am Wahltage erzählte, sand er leine theillkhmcnden Hörer, die Mei sten lachte» und der Polizist bemerkte trocken „Lolcl out" uud ging seiner Wege. Ja, „Lolck out", ausverkauft in. vollsten Sinne des Wortes, war Braun. „Holäout" tlang es ihm in den Ohren, als er nach Hause wankte. Ausverkauft, nicht allein in politischer Hinsicht, nicht allein ei» durchgefallener Kandidat, dem Hohne und der Lächerlichkeit preis gegeben und daß er dies war, daran zweifelte er jetzt nicht mchr sondern auch rainirt. Seit Jahren ein ehr licher GeschästSmann. der seine» Ver pflichtunge» bei Heller und Pscniiig pünktlich nachgekommen war, hatte er, nachdem die Unkosten der Wahlcam pagne feine ganze verfügbare Habe ver schlungen, Wechselichulden coiilrahirl. welche er jetzt, nach seiner zweifellosen Niederlage, nicht decken konnte. Ein gebeugter, gramersüllter Mann kehrte er nach Hause zurück, vo» wo er noch vor wenigen Stunden so hoff nungsvoll und siegesgewiß fortgega» ge» war. Kaum beachtete er es. als einer der wenigen seiner Anhänger. I»ekche ihm treu geblieben, ihm mit > theilte, daß er von Murphy lediglich im Interesse seines Gegenkandidaten veranlaßt worden sei, als unabhängiger Kandidat zu laufen, um dadurch den» Gegeukandidaten die populäre Nomi nativ» zu sichern, welche ziemlich zwei selhast gewesen, ihm aber doch zu Theil geworden sei. da man ihn für den stärksten Kandidaten hielt. Murphy und seine Bande seien die ganze Zeit im Solde von Brauns Gegenkandida ten gewesen, als sie sich aus Koste» BraunS gütlich thaten. Wenn ihm Jemand dies noch vor einigen Tagen gesagt hätte, hätte er es nicht geglaubt, jetzt aber, nach den selbst gemachten Beobachtungen, war er von der Rich tigkeit der Angaben vollständig über zeugt. doch welchen Werth halte sie jetzt noch für ihn? Wenig interesfirte ei ihn jetzt auch, das ziffcrmäßigc Wahlresultat zu er ersahre». da er seiner Niederlage sicher war. Und diese war dann auch eine schmähliche. Nur eine verschwindend kleine Anzahl Stimmen war sür Braun abgegeben worden uud der Umstand, daß viele seiner Freunde, welche beab sichtigt hatten, sür ihn zu stimmen, dies nicht thu» konnte», trug nicht wenig dazu bei. de» Groll de» Mannes in eine Art von Menschenscheu zu ver wandeln. Die nächsten Folgen von Braun'S politischem Mißerfolge sind rasch er zählt. Die ausgestellten Wechsel wur den bald fällig. Braun konnte diese so wie seine sonstige» geschäftliche» Ver bindlichkeiten nicht decken. Gerichtliche Klagen und der Verkauf de» Brauu 'fchen Geschäftes durch den Sheriff wa ren die Eonsequenzen. Hatte nu» aber Braun sein Vermö gen und Geschäft seinen politischen Aspirationen auch geopfert und war er auch gezwungen, in reiferen Jahren wieder von unten anzufangen, so hatte doch auch seine Niederlage in Hinsicht aus seine Familicnbcziehungen eine ver söhnende Wirkung ausgeübt. Annie war alsbald zum Vater zurückgelchrt und ihr nunmehriger Gatte Müller be mühte sich mit Braun zusammen ei» neues kleines Gesch.istche» in die Höhe zu bringen, was ihnen auch nach und nach anscheinend gelang. Freilich in den ersien Jahren nach der empsindlichen ihm zu Theil gewor denen Lehre war Braun noch recht empfindlich gegen anzügliche Spötte reien und irgend Jemand, der ihn taktlos mit dem Wörtche» Alderman anreden mochte, durfte aus eine recht derbe Zurückweisung gefaßt sein. Jetzt aber ist Braun auch darüber hinaus gekommen. Anzügliche Bemerkungen rusen bei ihm höchstens nur ein. Lä cheln hervor und er ist auch nicht mehr abgeneigt, im gemeinschastlichen Freundeskreise beim Glase Bier seine Erlebnisse als politischer Kandidat zu Nutz und Fromme» von Politiker» oder solche», die es werde» wollen, zu erzähle», doch vergißt er niemals hinzuzufügen. daß er. wenn auch ste'S gewissenhaft in der Ersüllung seiner Bürgerpflichten, doch vom politische» Ehrgeiz gründlich geheilt fei. Der Antograpftenfächer Patti. Zart ist es nicht, aber die Pariser Hlatter werfen doch die Frage aus. wer einmal den Fächer mit den Autogra phen erben wird, den die Patti besitzt? DaS ist nämlich ein Fächer, einzig in seiner Art. Er besteht aus cincm ein zigen Blatt, aus welches beinahe alle Souveräne von Europa ein Wort ge schrieben haben. Der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich-Ungar» gabenjihreNamcns unterschrift. Kaiser Wilhelm I. schrieb: „Der Nachtigall aller Zeiten." Der Zar: „Nichts beruhigt so sehr, wie Ihr Gesang." Königin Victoria von England: „Spricht König Lear wabr. indem er sagt: „Eine sairfte Stimme ist eine kostbare Gabe für ein Weib", da sind Sie. meine thcure Adelina, eine der reichten Frauen.' Königin tihristuie von Spanien: .Der Spanierin Patti, eine Königin, die stolz ist. sie zu ihren Unterthanen zu zählen." Die Königin von Belgien schrieb die erste» Takte de» „Kußwalzer»' nieder. Endliche „Königin dcs Geiaiches. ich eeiche Ihnen die Hand." tGeznchiiet: Monsienr Thiers, Praiiocnl der Re publik.) Peter Kiievt lften ö Postkarte An seine v er l a 112 fe n e F r a u. Entschwunden bin ich Deiner Rocht, Du alte Schachtel, beeser Drache, Du wildes Asrita-Kameel, Du knickerige Weiberst>l'l Kannst jetzt nicht melr mich mardern, quülen. Und mir »ich mehr m.'i» Geld vorzäh len. Kannst nich mehr aus der Gneibb' mich hole» Um mir zu Haus den Gopp versohlen. Kannst nich mehr machen gleich Ra»uu. Wen» ich nach hibsche» Madche» schau'! Jetzt kann ich treiben, was ich will Und srag'nicht erscht'Tich. Krokodil; Bin Dich. Xaiidibbe, endlich IoS Weeß Knebbche», nee. 's is zu iamos: Du bist derheem—ich bleibe da Im FreiheitSland Ameriga ! Peter Knebbche n. freiheitlicher sächsischer Ehemann. Heimweh. Dichter: Was sagen Sie zu meinen neuesten Blättern ..Wanderliedtc"? Kritiker sdaS Manuseript durchblätternd): Sie haben einen Fehler. Dichter: Und der wäre? Kritiker: Sie habe» Heim weh. Dichter: Und warum das? Kritiker: Sie werden vom VerlagS buchhandler bald wieder in Ihr Schreibevult zurückwandern! „Inden Bein«» liegt der Steg." AuS der militärischen Wirksamkeit des vor einigen Tagen in Wie» ver storbenen FeldzeugmeisterS Freiherr» Rosenzweig von Drunwehr theilt der Pester Lloyd folgende Episode mit- EineS Tages tritt der General unver muthet in eine Untcrofficiers - Pilanz fchule. wie sie in der zweite» Hälfte der siebziger Jahre noch bestanden. Er läßt durch de» vortragenden Officier eine» Gefreiten aufrufe» und prüfen. Der Gefreite bemüht sich, einige tak tische Weisheiten, die man ihm einge bläut, etwas confus von sich zu geben. „Sie, Gefreiter", unterbricht Baron Rosenzweig den Sprecher, „lassen Sie das Alles und zeige» Sie mir einmal, wie der Soldat seinen Fußlappen zu sammenlege» soll?" Der Gefragte blickte dem General ins Gesicht, ohne ein Wort zn siiiden. „Diese Frage ist i» der Schule offenbar noch nicht behan delt worden", bemerkt der General. .Herr Oberlicutenant.ist hierein Bogen Fließpapier? Ja? So schön, geben Sie ihn her." Zum Gefreite» gewen det. fuhr her Gcueral fort: „Stellen Sie sich vor. dieser Bogen Fließpapier sei ein Fußlappen. Legen Sie ihn aus den Tisch! So! Und »»» Ihre flache Hand wie eine» Fuß in die Mitte des Bogens, »nd machen Sie, als ob Sie einem Rekrulen zeigen müßten, wie der Lappen zu legen sei!" Dcr Gesreite thut, wie ihm geheißen: eS war Alles gut. nur den vorderen Zipfel bog er über die Zehen hinab, so daß derselbe aus die Fußsohle zu liegen kam. „Sehen Sie. Herr Oberlieute nant," begann der General, „das isk falsch! Was nützt mir die ganze takti fche Papplerei. die einen sehr zweifel haften Werth hat. wenn der Gefreite oder Eorporal nicht einmal die beste Legart der Fußlappen den Rekruten beibringen kann. In den Beinen liegt der Sieg und die wichtigste Kunst des Jnsanteristcn ist Marschiren und Schie ße». Wenn der Gesreite aber die Mannschast lehrt, den Zipf dcs Schuh lappens herunter- statt hinaufzulegen, so treten sich bei anstrengende» Mär schen die Leute Blase» aus die Sohlen, so daß sie nicht weiter marschiren kön nen. sondern im Straßengraben liegen bleibe». Wird der Zipf hcruntergcbo gcm, so tritt ein Theil dcr Sohle hohl, so daß von den 25 Mann, mit denen die Eonlpagnie in Feld marschirt, nach den erste» drei FcldzngSwoche» sünszig Fiißmarode in den Spitälern zurück bleibe». Wird dagegen der Zipf nach oben gelegt, aber fo flach, daß kein Druck entsteht, so tritt die Sohle auf eine glatte Flache auf und Sie brin gen die Eompagnie in voller Kriegs stärke ins Gesecht. Also wirke» Sie dahi». daß auch die Uuterosnciere der Mannschast die Bedeutung des Satzes beibringen: In den Leinen liegt der Sieg!" Der Schiffvrocknq», von Chicago» D.v.d B. H.ll: Hier sitze ich nun aus dem öden SalaS-y-Gomez und warte auf Erlösung, wer weiß wie lange! Doch halt, da kommt das gute Schiff „Demokratie" angesegelt brülle, mein guter Tiger Tammany! Man hört dich vielleicht, »nd wcnn ich die alte Fahne schwenke, dann wird Ca pitän Elcvelaiid ein Boot aussetzen und mich abholen lassen! » » I c h r t. Ich 'euizte spät, ich seufzte früh. Nicht ob der vielen Last und Müh', Doch ob de» Ehftands Bitterkeit, — Ach, warum hat er mich gefreit! Da rief dcr Schwester Rath ich an. Die ist »och frei, hat keinen Manu: Sie sprach : „Wir müssenS übersieh». Was hilft s? Mir wird'S wie dir er gehen." Die Müller kam und sprach: „Geduld! Durch Furchliamleit erwirbt sich Huld." Der Vater sprach: „Erst hcißl S: pa rirt! Die Deichsel, nicht das Rad, regiert." Da kam der Bruder gar und sprach: „Wenn er dir noch dasGlück nichl brach. Was klagst dil denn, cs gch' dir schlecht? Dcr Flegel, nicht das Korn, hat Recht." Seitdem ich alles das gehört. Sah ich doch ein. daß ich bethört, Ich mach' ein fröhliches Gesicht. Und beiler ward auch meine Pflicht. Nach eiiicm litauischen Motiv von Robert Walömüller-Duboc. Kindermund. Fi au Ro senlaub erhält den Besuch ihrer Freun din Bertha, und logirt sie bci sich ein. Eines schöne» Morgens ist im Zimmer des Gastes das fünfjährige Töchterchen des Hanfes anwesend, als Bertha ihre schönen Zahne putzt und ihr langes krauses Haar kämmt. Die Kleine schaut längere Zeit dieser Beschäftigung stillschweigend zn. dann meint sie: „Meine Mama macht das ganz anders. Tie nimmt ihre Zähne in die Hand und putzt sie; dann hängt sie ihre Haare auf .'inen Nagel und kämmt sie. Sehen Sie, das ist viel bequemer!" Aus einem Man ö verbrief. .....Am dritten Tage bekamen wir Fühlung mit dem Feiud und Speck." Im Glück ist die Arbeit ein Vergnügen, im Unglück eine Zuflucht.
Significant historical Pennsylvania newspapers