Wer ist der Schuldige? Ein Junitag, ein köstlich linder Sdminerabend, der zur Rüste geht, und «in Mann, der nach jahrelanger Tren nung eben nur das Mütterlein umhalst hat, um die Brantsahrt anzutreten. Wie klopft mir das Herz in stürmischer Seligkeit, wie leuchten die Wogen des stolzen Rheins in purpurnem Abend glühen, wie schön ist mein Vaterland, das theure, deutsche Land, dem ich vor Jahren so hastig den Rücken wandte, um das Glück, das wetterwendische, jen seits des weiten Meeres aus Australiens jungsräulichem Boden zu suchen und zu finden. Nun war es mein, mein, mein! Und der Jugendgeliebten, der Treuen, der Holden durfte ich stolz zu Füßen legen, was ich errungen in saurem Schweiß der rastlosen Arbeit! Wie hatten sich die Zeiten und mit ihnen die Verhältnisse Ter, den Mallys Vat>.r einst init Geringschätzung von seiner Schwelle gewiesen, als er ein kleiner, bescheide ner Pächter in der Nähe der stolzen Rittergüter des Herrn von Below ge wesen. kehrte jetzt heim, ein reichbegü terter Mann, dank seiner fleißigen Hände, seines hellen Kopfes und Gottes Segen, nnd jener, der dünkelhaft einst <luf den bescheidenen Freier herabge sehen, Preist seinen Schöpser, daß er zum Loh» sür seine Tapferkeit im letz ten Kriege nach dem Zusammenbruch aller Halie ein Unterkommen als Ge sängnißdirector im Städtchen X gefun den. Wie der Märchenprinz kamsch mir vor, der die arme, verwunschene Braut mit goldener Wünschelruthe aus dem zehnjährigen Zauberschlaf nun erlösen wird, um sie in ihr Feenreich hinüber zu führen. Wie jubelts in mir auf in stolzem Glück nnd tiefer Dankbarkeit, und wie erstarrt Alles plötzlich in mir, als wäre eine Riefenhand, verlöschend überall das Licht und Gold am Himmel, hinge fahren, und hätte nichts zurückgelassen, -als trübes, graues und kühles Däm mern. Ist's ein böses Omen, daß Plötzlich inmitten meines Glücktstaumels die Sonne vollends untergeht und kühle graue Schatten über den grasgrünen Strom sich hinbreiten? Daß jene? Fabrikstädtchen mit seinen rauchenden Schloten und seuersprühenden Essen aus dem fahlen Wasserdunst urplötzlich emportaucht, und mit ihm jene schlimm böse Erinnerung, die letzte von mensch licher Qual und menschlichem Elend, die ich mit mir hinübergcnomnicn in die neue Well? Als ich der Flasche mit echten Rheinthränen auf den Grund gesehen, war ich denn auch wieder in der heiter sten Stimmung der Welt und sah Alles durch einen rosigen Schleier; das StädtäM, an dem der Dampfer an legte, die kurze Eifenbahnfahrt. die mich dem idyllischen Oertchen zuführte, in dessen nächster Nachbarschaft das Staatsgefängniß mit seinem Hänser <omplex sür Wirthschaftsräume und Beamte lag, und endlich den ländlichen Dasthof, den ich in einem rumpelnden Omnibus glücklich erreicht. Meine demnächst zu erwartende Ankunst hatte ich zwar dem Herrn Gesängnißdirector v. Below submissest angekündigt, aber so aus Windsflügeln der Liebe, eigent lich auf denen der Ungeduld des alten Mütjcrleins, das die Verlobnngs- und Ehefreudcn des „Einzigen" kaum mehr erwarten konnte, hatten sie mich hier orts doch wohl nicht zu sehen geglaubt, und so zog ich es vor, bej der späten Stnnde mein Quartier einstweilen im Gasthof auszuschlagen. 11. ser strahlende Sommertag war da- Hin. Laue regenschwere Lust lag be drückend über mir, als ich frühzeitig nächsten Zages meinen Einzug in das Reich meiner künftigen Braut hielt. Meine Visitenkarte verschaffte mir schnell genug Eingang in das Allcrheiligste der Per herrschenden Majestät. Baron Below ließ mich in sein Burean bitten, stand sehr schnell von seinem Sessel am Schreibtisch auf, verbeugte sich artig nnd streckte mir dabei mit Lebhastigkeit Heide zarten, wohlgepslegten Aristokra tenhände zu, die ich mit einer großen Vorsicht, wie etwas Zerbrechliches in meine rauhen Arbeiterfäuste nahm. Wie waren die Jahre spurlos an dem Manne hingegangen! Dieselbe vor nehm-schlanke Lieutenants - Figur, die «r als Dragoner - Rittmeister gehabt, da er die arg belasteten Erbgüter seines Vaters ererbte. Der sür die hohe Ge stalt nnverhältnißmäßig kleine Kopf mit den zierlichen Zügen und der fei nen, an den Flügeln leicht aufgewölb sten Nase, die die Signatur durch Jahrhunderte nnverfälschten Blaublu teS im Schnitt nnd Ausdruck trugen. Selbst das sorgfältig militärisch ver schnittene Haar war um dk Glatze kaum weiter zurückgetreten und schat lirte vom fahlen Blond nur ein wenig in glanzloses Grau. Die lichten Au gen von mäßiger Ausdehnung hatten noch ganz den hochmüthigen Ausdruck des eleganten Reiterofsiciers, durch den er mir, als ich ein Schulbube war, so gewaltig impouirt hatte. Der Gesängnißdirektor stellte mich mit seiner graziösesten Handschwenkung einem Herrn vor, mit dem er vorher, als ich eintrat, in lebhaftem Wortwech sel gestanden. „Unser Geistlicher, Herr Pastor Dok tor Trost'." Hatte der Name den Be ruf des Mannes bestimmt oder, eine glückliche Vorbedeutung dem Seelsorger In die Wiege gelegt? Nie standen wohl dieser und die Persönlichkeit in schöne rer Harmonie. Wen ein Blick aus diesen unbeschreiblich milden, idealen Augen traf, wem dieser gütige Mund. in seinem wunderbar beredten Lächeln echte Menschenliebe zulächelte, der wußte, welch ein theilnehmender Frennd sür ihn lebt uud webt und unaufhörlich sinnt, wie er helfen kann. Mich, den nüchternen Verstandesmen schen, bezauberte der Mann beim ersten Händeschütteln. Mein sprödes Herz flog ihm entgegen. Welch ein Schatz mußte der mit seinem sausten Zuspruch der armen gesunkenen Menschheit hier sein, und wie begreiflich war es, daß diese beiden, so diametral verschiedenen Naturen, der durch militärisch strenge, knappe Regierungsform Herrschende uud der Allbarmherzige durch versöhn liche Liebe wirken Wollende sich in ewiger Fehde entgegentraten. An dem rothen Fleck innerer Erre gung, der dem Baron auf den sorgfäl tig rasirten Wangen brannte, an dem leisen Zittern der schmalen Fmger, mit denen er den stutzerhaft aufgefetzten Schnurrbart zwirbelte, aus dem krampf artigen Leuchten auf den charaktervollen Zügen des Geistlichen sah man es, daß sie sich mitten in hitzigem Wortkampf befanden, als ich sie unterbrgjh. Ich entschuldigte mich deshalb und fragte nach den Damen. „Sie werden sie noch nicht in Toi lette finden," meinte der Baron etwas beklommen, aber dann siel fein Auge rathlos schon auf den Haufen von Ac ten auf seinem Pnlt, die der Unter schrift harrten. „Wenn Sie geradeaus durch den langen Korridor gehen, lieber Freu"d, kommen Sie auf eine Thür und nda in den.Garten, in die große Laube. Soll ich den Diener? " Da fiel der Pastor ihm schon in's Wort und erbat sich den Vorzug, mich zu den Damen führen zn dürfen. „Um Mally für sich zu gewinnen, eh Pastor?" schnarrte der einstige Garde ossicier und zuckte spöttisch die schmalen Schultern. „Soll den Papa nachher mit ihren Teufelskünsten bearbeiten eh? Nützt Ihnen nichts, lieber Herr, meine Toch ter ist ein zu gutes Soldatenkind, um nicht zu wissen, daß Subordination das höchste Gesetz ist. Biegen oder bre chen, und wer nicht Ordre pariren will, muß fühlen." Pastor Trost seufzte auf und nahm feinen Hut. Dann, nachdem wir uns von seinem Vorgesetzten mit einer Ver beugung verabschiedet hatten, geleitete er mich durch das schloßartige Gebäude in einen, von hohen Mauern umfriede ten Ziergarten und an Blumenrabatten vorüber auf eine Laube von wildein Wein und blühendem Geißblatt. „Dort werden Sie die Damen finden, Herr Jbelius," sagte er, mir die Hand reichend. „Wollten Sie dort nicht eine Für bitteanbringen?" fragte ich, seine Hand festhaltend. Er schüttelte den Kopf, ein herber Zug schnitt sich um seinen festen Mund, ein: „Ich habe es aufgegeben. Wozu die kostbare Zeit unnütz verschwenden, die ich einer Unglücklichen zuwenden kann, um auf sie einzuwirken, daß sie ihre Strafe geduldig auf sich nimmt." „Ist die Sache so schwer?" Er lächelte, sein menschenfreundlich herzenswarmes Lächeln. „Sie werden eS vielleicht nicht ver stehen können, und es ist auch u»ohl mehr die moralische Brandmarkung, die auf einen stolzeren Menschen so ge waltig einwirkt. Dem Mädchen, das aus gutem Stande ist, sollen die Haare abgeschnitten werden, und sie geräth da rüber außer sich." „Das kann ich sehr wohl verstehen von einem Menschen, ver noch nicht alle Selbstachtung verloren," meinte ich. Und da mir der Anstaltsgcistliche von Minute zu Minute imincr interessanter wurde, sragte ich ihn beim Abschieds nehmen bescheiden, ob ich ihm während der voraussichtlich längeren Dauer mei nes Aufenthaltes meine Aufwartung machen dürfte. „Sie sind mir willkommen," sagte er einfach, und mit der Hand über die Mauer sortdeutend: „Ich habe mir mein Heimwesen da außen aufgeschla gen, sehen Sie, da rechts vom Birken wäldchen." Mich durchzuckte es wie ein elektrischer Schlag. Sollte ich denn nicht heraus aus dem magische» Netzwerk, das seine Maschen enger und enger um mich zu sammenzog«? „Sie sind verheirathet?" fuhr eS mir sehr unbedacht und wenig dsskret heraus. „Gewesen," erwiderte er ein wenig befremdet. Aber freundlich setzte er hinzu: „Meine gute alte Stiefschwester hält nun bei mir Haus und bemuttert die verwaisten Kinder." Nun wußte ich, was ich wissen wollte und' war keinen Dent klüger dadurch. Töchter in dem Alter, das ich meiner Nachtvision hätte zusprechen müssen, konnten bei dein Manne von höchstens sechs- bis achtunddreißig Jahren nicht vorhanden sein. Den Nachtspuk mir auf natürlichem Wege zu erklären, hatte ich durch mein neugieriges Ausfragen also nicht erreicht. Wir schüttelten nns die Hand, und dann ging er durch eine Seitenpsorte, die er aufriegelte, in den Gefiingniß hof, seinem Beruf nach und ich mit klopfendem Herzen den Kiessteig ent lang auf die dichtnmzogene Laube zu. Als ich ganz nahe war, kreischte da et was kindlich auf, gerade wie die sech zehnjährige Mall>> aufzuschreien wenn ein Frosch unversehens aus dem Gras in die Höhe hüpfte. Ich vergaß daß Fräulein von Below nicht ganz mehr das naive Kind im Flügelkleide mit Hängezöpfen sein konnte, das ich vor zehn Jahren verlassen. Aber, als wäre die Zeit spurlos an diesen Men schen vorübergegangen und sie Hütten in ihrem ununterbrochenen Zauberfchlaf gelegen, so war das erste Begrüßungs ivort, das mir entgegenhallte, dasselbe, mit dem der Anstanosdrachen sich als Schutzengel vor dem Unschuldsengel beim Abschied, als ich im Trennungs- weh die Jugendgeliebte in meine Arme nehmen wollte. „Od (loll'r, cloii't Lir", nnd dabei stand Miß Judith Sampson mit weit gespreizten Kleiderröcken, wie eine auf gescheuchte Hühnermutter. vo/dem Ein gang der Laube. Ich aber war keineswegs der schüch terne Jüngling von damals mehr, und obgleich es sicher wenig A«ntlsi»»iilil«s in Miß Sampsons Augen gewesen sein mag, schob ich die indignirte, alte Jungser ungenirt bei Seite und bahnte mir den Weg zu Feinsliebchen hin. Dort aber geschah etwas ganz Ande res, als ich erwartet hatte. Nichts flog mir im Stnrm der Wiedersehensfreude jubelnd in die Arme uud ließ sich küs sen und küßte, wie mein sehnend Herz das verlangte. O Gott bewahre! Wie hätte sich das wohl für ein Frei fräulein von Below geschickt! Ein gar empfindliches, naserümpfendcs Däm chen saß gerade wie eine Kerze und roth vor Aerger auf der Holzbank und rührte und rüppelte sich nicht. tliinA lilco tlint!" strafte mich dann Dame Sampson ab, und ich hatte keine blasse Ahnung, welches Verbrechen ich begangen. Glücklicherweise klärte mich der wohlerzogene Zögling mit züchtigem Angenniederschlag lispelnd auf: „Ohne Anmeldung —so zu über rumpeln wir nicht angezogen." Das hatte ich freilich bisher nicht be merkt. Jetzt wäre ich am liebsten la chend herausgeplatzt, denn die Situa tion war gar zu tragikomisch. Nach zehnjähriger Trennung kommt der Geliebte über's Weltmeer nnd die Braut empfängt ihn weinerlich-em pfindlich, weil sie noch keine Toilette gemächt. Und doch mochte Mally in ihrem Recht sein. Besonders reizvoll nahm sie sich in ihrem „Negligee" just nicht aus. DaS Scheitelhaar, das übrigens die erbliche Neigung zur Dürftigkeit und Fahlheit angenommen, war auf Haarnadeln so straff von der Stirn aufgewickelt, daß es die etwas gelbliche Stirnhaut in förmliche Falten zog. Der sommerliche Morgenrock sah nicht ganz frisch aus und ließ ein paar unglaublich dünne Arme und spitze Schultern durchschim mern. Alles, was an dem jungen Kinde von reizender, knospenhaster Zierlichkeit gewesen, sah an der sehr reifen Jungkau überschlank, ja mager aus, und der langtaillige, flachbusige Oberkörper erinnerte mich unwillkürlich an die schmalgliedrige Lybellengattung. Jetzt weinte Mally gar. Es waren aber keine Freudenthränen. Dann mußte sie einen heroischen Entschluß ge faßt haben, denn aufspringend und beide dünnen Händchen über die Stirn haare gespreizt, schoß sie wild an mir vorüber, jählings den Gartensteg auf das Haus zu, und unter dem fliegenden Rocksaume konnte ich ein paar abgetra gene, hcllseidene Ballschuhe entdecken. seklamirte höchlich entrüstete An standsmutter und schaute dabei kläglich ihre eigene, nicht sehr salonfähige Mor gentoilette von oben bis unten an. die in einem schlottrigen Rock, einem im Rücken zusammengeknottcten gehäkelten Tuch und ganz eng zum spärlichen Wel lenscheitel aufgeflochtener Frisur be stand. Ich saß auf dem Platz, den Fränlein don Below vorher innegehabt uud lachte, lachte wie ein Besessener. Miß Iympson, die sich mit einem schweren Zeufzerkinir zur Seite niedergelassen, >ah mich entsetzt an. „Warum Sie la hen, was Ihnen läkerlich?" fragte sie mit schwerer Zunge, schier beleidigt in ihrem radebrechenden Deutsch, daß sie in all den Jahren nicht besser erlernt hatte. Ich wies mit dem Finger auf ?in blauschillernd Schwalbenpaar, das im Zickzack durch die Laube geschossen kam und da-dranßen mit süßem Zirp laut auf den Weinranken schaukelte. Kennen Sie das >»ch>valbenlicd: „Als die Schwalbe sang, Miß Sampson? Ja?" Nun, dann verstehen Sie auch wohl die Schlußstrophe: „Als ich wieder kam, war Alles fremd und leer. Ist dasein Heimkommen und ein Willkommen!" rief ich bitter. „Warten Sie ab, wenn sie wird sein in -lrsss", sagte sie mit unerschütter lichem Ernst uud ihre hervorragenden Vorderzähne nnd tellergroßen Augen glänzten mich gar freundlich an: „Ick ben 'ör-t z» mein Freud, Sie ge han wohl da drüben, gemal?? viel Geld, Sie sind ein brav junke Mann. Ick 'aben Respekt vor Sie immer habt. Ick immer glaubt in Sie". Sie schüttelte mir die Hand mit einer Energie, als wär'S ein Pumpenschwen gel, den sie in Bewegung setzte, und ich 'dankte ihr ironisch für ihre gute Mei nung. Endlich die Unterhaltung fing an, bedenklich schleppend zu wer den — kam ein Mann mit einer grauen Sträflingsphysiognomie in Livree und meldete mit zur Erde gesenktem Blick, Herr Baron und das gnädige Fräulein erwarteten die Herrschaften zum Früh stück. „<) <ls»r ms!" rief Miß Samp son mit einem entsetzten Blick an ihrer dürren Gestalt entlang und nahm mit einem Seufzer der Resignation meinen in pcrsiflirter Galanterie gebotenen Arm an. Wahrsck>nnlich mir zn Ehren hatte der Baron die HauSjoppe abgelegt und kam mir wieder mit freunVjchoftlicher Beflissenheit bis an die Thür des Eß zimmers entgegen. Er war eine wirk lich vornehme Persönlichkeit in dem schwarzen Rock und der blendend weißen Wäsche, deren Manschetten ties aus die seinen Hände fielen. Meine Angebetete stand an einem großen Messingbaner und hielt einen zutraulichen Papagei auf dem Finger. Ihr „kull ili-oss" hatte sie fast nm zehn Jahre verjüngt. Das Haar krauste in hellen Frauchen über eine, jetzt lilien weiße Stirn. Das sehr steis- und lang taillige, sischbeingepanzerte Seidenkleid gab ihr das Ansehen eines Edelfränlein» mit dem Falken der altdeutschen Maler schule und die schmale' Gestalt, der niedliche Kopf mit den zierlich unbe deutenden Zügen erinnerten «n die un plastischen Madonnen auf Goldgrund, die uns jene eckige Kunstepoche überlie fert. Nur das himmelblaue Seiden bändchen um das magere HälSchen war modern und rief mir in Verbindung mit dem lichten Kraushaar ein weißes Weihiiachtslamm ins (Gedächtniß. Baron Below war sehr zuvorkom mend, ei» uni mein Behagen sichtlich bemühter Wirth. Mally hatte zierlich ihre Fingerspitzen iu meinen Arm ge legt nnd sich znTi'h führen lassen. Da faß sie kerzengerade, ließ sich einen Fin gerhut voll aus der Flasche eingießen, die eine gute Marke trug und stieß, mit einem sittsamen Angenniederschlag, an mein ihr zugeschobenes Glas an, als ihr Papa eine gar wohlgesetzte Will kominensrede ans mich beendet hatte, in der zum Schluß noch bedeutungsvoll daraus hingewiesen wnrde, „daß das liebe Vaterland mir all' die Verspre chungen erfüllen möge, deren still ge hegte «Wartung mich heimgeführt." Die Rosen aus Mallys schmalen Wan gen konnten nicht gut nachdunkeln, weil sie sehr dauerhaft gerade die Mitte des Gesichtchens färbten. Sie sprach schnell und viel mit einer schrillen hohen Kin stimnie, und ich Vandale wußte nichts darauf zu antworten. Alles, was sie da anSkramte von den Lesekränzchen, ästhetischen Thccs, Ge sangvereinen lag mir so himmelweit fern. Ich war in meiner Australischen Gesellschaft so verwildert, daß ich gar kein Interesse für das zusammenraffen tonnte, was Mallys kleine Welt aus machte. Sie war pstronssss von all' den geselligen und gemeinnützi gen Vereinigungen fünf Meilen in der Runde; sie hatte die Idee dazu gegeben und mit redseligem Eifer plauderte sie mir davon vor, so daß ich bald erken nen mußte, ich hatte mich gründlich ge täuscht, wenn ich Fräulein von Below für eine Bedaueruswerthe gehalten. Im Gegentheil, sie war ganz und gar befriedigt, völlig in dieser Enge hier in ihrem Element. Im nächsten Augenblick fragte ich mich, wie ich es aber auf die Dauer darin aushalten würde, ohne an über schüssiger Kraft zu ersticken. —Ich fühlte o Entsetzen! wie ein schwerbezwun genes Gähnen mir in die Kehle hoch stieg und schon um die Nasenflügel zittern mußte. Der Baron kam mir glücklicherweise mit seinen Fragen nach Land nnd Leu ten zu Hilfe und ich erzählte der Wahr heit gemäß, uud allmälig hingerissen vom lebhaften Mittheilnngsdrange von unserm schönen wildem Abenteuerleben zu Anfang: Wie wir durch den „Busch" zu Pferde fortgejagt und die undurch dringliche Urwaldsvegetation und bald den größten Theil der civl..,irten Klei dung fortgeritten, so daß wir, besser be lehrt, sie künftig gar nicht mehr ange than und ui wollenen Unterjacken fort ritten. Miß Sampson warf ein entsetztes "skookin-?!" ich weiß nicht über das Bekleidungsstück, oder die un schickliche Erwähnung desselben ein, uud Mallys Haltung, kerzengerade aus gerichtet, mit in die Lnst gehobenem Näschen war ein lebendiger Protest. Ich bemerkte zu spät, daß der Sohn der Wildniß auf den Parquets der Ge sellschaft gar zu häufig noch straucheln würde, und hals mir etwas verlegen weiter, indem ich schnell darüber hin ging, und mit Bcgcistcrungsfener die wilde Poeste meines Einsiedlerlebens in dem üppig-jungfräulichen Erdstrich schilderte. Wie ich allmälig Licht uud Luft dort in der wildwuchernden Wild niß geschafft nnd doch so viel von der üppigen Begetation beim Urbarmachen zurückgelassen, daß mein einfaches Landhaus in einem wahren Paradiese stünde. „Und dahin wollen Sie zurückgehen?" fragte Mally mit Augen, die vor Ent setzen starr wie Helles Glas wurden. „Ich weiß es noch nicht, ob auf die Tauer. Da würden meine Neigungen uicht die allein maßgebenden sein. Je denfalls aber auf so lange, um mein Hab und Gut vortheilhast zu verkau fen". „Also aus ganz unbestimmbare Zeit. Sie könnten Sie würden doch nicht Sie wollten doch nicht verlangen * stotternd brach sie ab, und ich harm loser Thor hatte nicht die leiseste Ah nung, was sie meinen könnte Miß Sampson, die sie besser kannte, oder mit ihr gleich suhlte, illustrirte mir erst die Gesinnungsart meiner heimlich Das freilich hatte ich mir nich? träu men lassen, daß mein Weib davor zu rückschrecken könnte, mit mir die Ein samkeit zu theile», und daß ich es in Europa zurücklassen müßte, wenn ich den Plan nicht ausgäbe, nach Austra lien zurückzugehen. Wie sagte doch die englische Trauformel, die ich kurz vor meiner Alreise bei einem meiner Un tergebenen noch mit anhörte?" In guten und in bösen Tagen, in Freude uud Sorge, äis auf daß der Tod Euch treuue. Nun Fräulein Maloina von Belod schien anderer Ansicht. Nein doch, ich hatte ihr Unrecht gethan, das zeigte sie im nächsten Augenblick. Aber da verstanden wir uns, seltsamer Weise, heute zum, zweiten Male nicht, sie und ich nnd die ganze tieine Tafel runde. 'Noch ehe wir vom Tisch aus standen,-ward ihr ein Brief gebracht, und nach der üblichen Entschuldigung las sie ihn. Ihr Gesicht färbte sich lioch roth vor Verdruß. O, Mally konnte lllso auch Temperament zeigen, das schlummerte also nur so unter den sanf ten Lammesmicncn. „DaS ist empörend; welche Unver schämtheit, so etwas zn verlangen," ries sie erregt und reichte dem Vater da» Schreiben hin. Der aber kopfschüttelte rathlos: „Wir find ihre einzigen Verwandten, aber dieser Skandal!" überlegte er unent schlossen. ' „Laß Dir nicht einfallen, sie auszu nehmen," sprach das Fräulein scharf. „Ich sage Dir, ich athme nicht eine Luft mit einer so Unmoralischen." „Mally denkt sehr streng, und bei ihren Grundsätzen ist es ihr auch wvhl nicht zu verdenken, wenn sie von einer Frau, die de» öffentliche» Skandal einer Scheidung nicht scheut, nichts mehr wissen will, wie nah' sie uns auch angeht," wandte er sich zu mir. „Das kommt doch sehr auf den Grund der Trennung an," wagte ich höchst unbedacht cinziiwerfcn. Da faßte ich aber in Disteln nnd Dornen. Miß Sampson und ihr würdiger Zögling überhäuften mich mit ihrer sittlichen Entrüstung, daß ich so lux denken könne. Die Cousine (ich erfuhr später, daß man sie als blutjunges Ding in die unpassende Verbindung hineinge redet) hätte die „Dehors" wenigstens beobachten und nicht der Welt mit dem offenen Eingeständniß ins Gesicht schla gen müssen. Der Gemahl hatte bei seiner eisten Frau ein Auge zugedrückt, um össtiillichen Skandal zu vermeiden, wie viel mehr würde er jetzt im Alter beide gegen eine Neigung seiner juugen Frau für den Hauslehrer seiner Söhne schließe». Was hatten sie nöthig, denen es doch so bequem gemacht war, es an die große Glocke zu hängen, da sie sich liebten. „Unmoralisch" nannte Clo tilde eine Verheimlichung und ein ferneres Zusammenleben mit dem Gat ten, wollte es gar als eine sittliche That der Wahrheit angesehen haben, daß sie dem Verdammungsurtheil der Welt kühn die Stirn böte, das Haus ihres Gatten ungesäumt verließe, um nach gesetzlicher Trennung deni Mann ihrer Wahl iu seine bescheidene Existenz zu folgen. Verrückt mußte sie sein und total verblendet zn glauben, daß man ihr in dem hochehrbaren Hause der Verwandte» eine Zuflucht göuuen wolle, bis die Verhältnisse sich geklärt!" Die beiden Tamen überboten sich in heiligem Elser, die Irregeleitete zu schmähen, nnd der Baron nickte bestäti gend und dazu seuszend: „Sie war leider imincr eine von den Unberechenbaren, die ihren Weg sür sich ge wollen." Und Mally setzte mit äp.'ns.'r Schärfe, die mir nicht frei von galligem Neide zu sei» schien, hin zu: „Sie wollte ja immer als ein starker Geist gelten, der berechtigt sei, sich über nus Alltagsmenschcn init her gebrachten Sittengesetzen zu stellen. Nun kann sie ja sehen, wohin sie ihre abseits gelegene Straße führt, vielleicht in den Sumpf." Sumps! Das Stichwort hatte gerade noch gefehlt! Ich sah die Irrlichter bläulich phoSphorisch in überirdischen Flammen um ein göttergleiches Weib züngeln, uud dann glitt mein Blick ver gleichend zu dem niedlichen Puppenge sicht von Mally Below hin, von deren schmalen Lippen herb-lieblose Worte in Hellem Kindersopran sprudelten. Mein Gott, wie war Moralcoder der Wildniß doch so verschieden von dem dieser hypcrsittsamen Gesellschaft! Wie diel verwandter fühlte ich mich den Le bensanschaunngen dieser versehmten Tlotilde, als denen meines scharsstrafen )en Unschuldcngcls. Welch ein schlim mer Heide war ich doch geworden! Zerknirscht und tief innerlich beschämt M Gefühl meiner großen Unwürdig !eit empfahl ich mich mit dem Verdre hen, am Ab.'no wiederzukommen. Ohne ZweifÄ sah man mich nicht un zern scheiden: vielleicht war kein schickli ches Mittagbrod zur Hand; außerdem hatte der Gesängnißdirektor Amtsge schäfte. Miß Sampson wollte endlich die Haut wechseln. Mally und ich wußten uns nichts zu sagen und fühl ten uns unbehaglich mit einander. Nicht mal der Wunsch kam mir beim Abschied, die steis geschnürte Puppe in meine Arme zu nehinen, und eS kostete mich nicht die leiseste Beherrschung, die zimperlich gerichteten Fingerspitzen nach flüchtigem Kusse fahren zu lassen. Nun stand ich hochausathmeud im Freien, jenseits der Gefängnißmauern und fragte mich, was ich mit den übri gen Stunden des Tages beginnen solle, ja wie ich es überhaupt die nächsten Wochen hier aushalten würde in der überaus anregenden Gesellschaft Dero von Below. Als Messias, als Befreier aus engen Verhältnissen für Mally, hatte ich mich hierher geträumt, und nun erlitt ich nach dieser Richtung gleich ein jämmer liches Fiasko. Der sociale Abstand zwischen uns, den ich total in den großen Weltver hältnissen vergessen, war von dem gnä digen Fräulein noch durchaus nicht überwunden. Nicht ich war der Wohl thäter, sie ließ sich noch heute zu mir herab, wenn sie meine Hand annahm. Ich kam mir wie ein wildes Thier vor, das man aus Versehen in einen gackern den Gänsestall gesperrt. Wir waren uns dadurch gegenseitig fremd und unheim lich. Ein schneller Schritt kam hinter mir her. Im nächsten Augenblick stand Pastor Trost neben mir und sprach et was athemlos: „Ich habe Sie doch noch glücklich ein geholt. Mancherlei Fragen möchte ich Ihnen vorbreiten und ein Wort für diesen und jenen meiner besonderen Schützlinge bei Ihnen einlegen." Es schwebte ein eigen reizvolles, sast schalk haftes Lächeln bei den „Schützlingen" um seinen charaktervollen Mund, den kein Bart um die klassische Fori» brachte und zwischen d«?m eine Reihe prachtvoller Zähne aufleuchtete. Einen Cäsarenkops,,mit überirdisch reinem Augenpaar und sauften Lippen beschien das Mittagslicht. „Sie wuudern sich, nicht wahr, daß man zwischen jener Menschensorte noch besondere Lieblinge haben kann," suhr er wohlwollend sort. „Ich kann Ihnen aber die heilige Versicherung gekcn, haß da zwischen dem wildwuchernden Unkraut böser Leidenschaften manch wundersame Blume des Gemüths heim lich verschämt aufknospt, die man nur mich, den Seelsorger, zu dem man sich ein Herz faßt, erschauen läßt. Sie lächeln zweifelhaft, Sie glauben bei so viel Gcsunkenheit nicht an eine solche Seelenkeuschheit? Vielleicht bietet sich mir Gelegenheit, Ihnen in einem le benden Beispiel meine Behauptung zu beweisen. Freilich, da war's keine Verworfenheit, wenigstens nach meiner Ansicht, die jene Persönlichkeit hier zu uns brachte, und bei der ganzen Sache möchte man mit Recht die Frage an ein grausames Schicksal stellen, wer war der Schuldige?" , Ersichtlich schweifte er ab und gerieth in Träumen. Ich rief ihn durch eine sachliche Frage zurück. „Worin kdnn ich Ihnen von Nützen sein?" „Ich möchte über die Verhältnisse bei Ihnen im Innern Australiens zum Nutz und Frommen meiner Gemeinde (er wies mit dem gekrümmten Daumen rückwärts zum Gefängniß hin) mich gründlich informiren. Ich möchte von Ihnen hören, ob, wie, auf welche Weise man den Besserungsfähigen da einen Wirkungskreis erschließen kann. Denn schen Sie, das ist es gerade, was uns fehlt. Viele unter denen da unterlagen einer ersten Versuchung, Verführung, kinrr dringenden Nothlage. Mancher von den armen Menschen bereut ja auf richtig und würde nie in den ersten Fehler zurückfallen, wenn sich ihm nach der Hastentlassung rettende Hände zu streckten, die ihn über Wasser hielten. Aber, o deSJammers, wohin er kommt, um ehrliche Arbeit zu suchen, tritt ihm das nicht ganz ungerechtsertigte Vorur theil entgegen, und wenn der Arbeit geber die Wahl zwischen einem Unbe scholtenen und einem Bestraften hat, ist's ihm ja wohl auch nicht zu verden ken, wenn sie auf den bessern Mann fällt. Und überwindet der Unglückliche selbst diese Phase, so bleibt er doch ein Lerfehmter unter seinen Mitarbeitern ein Paria der menschlichen Gesell schaft, der den Sisyphusstein des be scholtenen Namens vergeblich wieder zur Höhe zu treiben sucht in unserer civilisirten Gesellschaft. Deshalb keh ren uns so viele hierher zurück und wer den zuletzt Stammgäste, die ich Init dem heißen Wunsche scheiden sah: sie nimmer wieder zu sehen." „So hartherzig ist die Welt?" fragte ich zweifelnd. „Ja, so unerbittlich der erwiesenen Schnld gegenüber. Glauben Sie wohl, daß es mir unmöglich wurde, eine Strafgefangene trotz meiner wärm sten Empfehlungen irgendwo unterzu bringen?" „Was hatte sie verbrochen?" fragte ich mehr aus Höflichkeit, denn aus Interesse. Das edle Gesicht des Geistlichen aberzog sich >i: idchenhaft mit flüchtiger Nöthe. „Sie war des Mordes angeklagt und ward verurtheilt, aber...." Weiter kam er nicht. Etwas Son nenlichtes flog ihm entgegen, sich auf Fußspitzen hochhebend und den Papa stürmisch umhalsend. Er erwiderte die Liebkosungen und befreite . ch lächelnd. „Wo kommst Du her, Lotti, wo sind Eddi und Theo und Fränzchen?" „Bei Marie im Stall, ich wollte Tir's gern zuerst erzählen, Papa, des halb bin ich Dir entgegen gelaufen," berichtete das Plappermäulchen. „Na, es wird wohl wieder 'ne große Neuigkeit sein," lächelte er auf sein schönes Kind herab und ließ die Hand liebkosend über die losen, seidigen Wellen ihres Blondkopfes hinabfahren. „Herr Jbelius," wandte er sich mir zu, ohne das Händchen loszulassen, das sich in seines gestohlen hatte, ~wollen Sie mir die Freude machen, ein Stünd chen mit in mein Haus zu kommen? Vielleicht verschmähen Sie es auch nicht, einen Teller Suppe mit uns zu essen. Meine Schwester vortreffliche Köchin, mein Tisch einfach und schmack haft." Und als ich noch eine Sekunde ans Bescheidenheit zögeite, fügte er, mein« Gründe errathend, mit warmem Ueber redungston hinzu: ~Sie wissen schon, meine Einladung geschieht nicht ohne Egoismus. Ich will Sie nach Tisch gehörig üb«r alles mir Wissenswerthe auszupressen su chen." ~Nuu Kind, was ist zu Haus gesche hen, gibt Marie Eddy nnd Theo heute keine lateinische Stunde?" Die Kleine nickte und stieß diensteif rig. mich immer von der Seite beäu gelnd, das Gartenpförtchen nü den zierlichen Kinderhänden auf. „Sie war gerade dabei, Papa, und saß mit den Jungens auf der Ve randa." „Und Du, Lotty, hast Dich mal wie der gedrückt?" „Ich mußte Klavier üben, Papa, zur Strafe, weil ich vorher zerstreut war und an meine Puppe dachte," gestand sie kläglich. „Na und dann? Ich denke. Du hat test mir was Besonderes' zu erzählen? Was thut Marie im Stall?" „Sie brennt der Kuh das Bein." . „Der Kuh das Bein? Was soll das heißen?" „Tante Guste hat so geschrieen," war die wenig ausklärende Antwort echter Kinderlogik. „Der wilde Hund, der die Liefe ge bissen hat. kam gerade auf die Veranda zugelaufen. Tante Guste wollte da vonlaufen, die Stufen runter vor ihm weg. Da wurde aber die Marie böse, solche Augen hat sie gemacht (uud das Kind riß nach Möglichkeit die Lider auseinander und ließ die Pupillen rollen), Tante Guste war bumsstill und stand wie eine Steinpuppe und rührte sich nicht, solche Angst bekam sie vor Marie." „Und dann, dann?" drängte der ge iingstigte Vater. Er ward blaß wie >er Tod. (Forlsetziing folgt.) Reuest« Flugmaschinen. Gelegentlich der letzten russische« Grenznianöver im Gouvernement Warschau durchschwärmten abenteuer liche Gerüchte die Sensationspresse aller Länder, und wie stets in solchen Fällen) entblödete sich auch die Associirte Presse nicht, sich zum Mundstück dieser Münch hauseniadeit zu machen. Danach solltm von Preußen aus lenkbare Luftschiffe, unerreichbar für russische Geschosse, über den russischen Manöverfeldern erschienen sein, augenscheinlich die Bewegungen derselben aus luftiger Höhe genau ver folgend, um dann nach erreichtem Zwecke in gerader Linie uud völlig un abhängig von der widrigen Luftströ mung ihre Heimreise nach der preußt schen Grenze wieder anzutreten. Gainbettas Spionirballon. Daß das preußische Kriegsministe rium von der Genietruppe bez. vom Eisenbahnregiment schon seit sechs Jahren eine besondere Abtheilung für den Luftballon-Dienst abgezweigt und ausgebildet hat, ist eine bekannte That sache. Nichtsdestoweniger ist jene Nach richt eine kühne Ente, ausgeheckt von einem mit besonderer Combinations ..gabe ausgerüsteten Kopf. Denn die deutsche Heeresverwaltung ist ebenso wenig in Besitz eines lenkbaren Luft schiffe», wie die französische. Eombinirt ist die Nachricht aus der Thatsache, daß während des französischen Krieges Dr. Will« Lufischiss. die Gambetta'sche Regierung in TourZ einen gut organisirten Dienst mit Luft ballons unterhielt. Der Dictator selbst entkam bekanntlich in einem solchen cigarrenförmia gestalteten Luftsegler glücklich aus den Mauern des belageri ten Paris nach Tours, wo er die Na tionalvAstheidignng organisirte. Dieser Ballon fiel später in die Hände der preußischen Truppen und ward von dem bekannten, kürzlich inßerlin verstorbenen Luftschiffer Damm angekauft, der dann zum Gaudium der Sonntagsgäste in der „Neuen Welt", vom Sternecker in Wei ßensee, „Schwarzen Adler" in Schöm berg u. s. w. zahlreiche Auffahrten un ternahm. '^olserts'Lustschiff. Ejj? deutscher Physiker, Dr. Wolsert, hat neulich in England ein Luftschiff von ähnlicher Gestalt, wie das alte Gambetta'sche, bauen lassen. Er füllt es mit Wafscrstofsqas, der leichtesten bekannten Luftart, die sechszehn Mal leichter wiegt, als atmosphärische Luft. Eine zweite Erfindung auf dem Gebiet der Luftschiffahrt ist das neue aerostati sche Vehikel des Professors William R. Will in Baltimore, welcher behauptet, idaß jene fabelhaften Luftschiffe,«in wel chen die deutschen Militär» die Manöver beobachteten, nach seiner An gabe hergestellt sind. Wie der Profes sor weiter erzählt, hat er nämlich dem preußischen Obersten des Eisenbahnba« taillonS von Lindenberg seine Pläne und Zeichnungen zur Prüfung einge sandt. Zum Kapitel vom Vogelmard» Vogelmutter, zu ihren Jungen« Seht einmal das Ungeheuer an, Kin der. mit ihrem neuen Frühlingshut l Da trägt sie den glänzenden Federbalg unseres armen gemordeten Vaters zur Schau. verkannt« Lohengrtn. . Bauer auf de< t Gallerie (für sich^l I ..Ha sahn jcht Kürassier mit der« Gans bin?" 3
Significant historical Pennsylvania newspapers