2 Hat er einen Degen? Dcr alte General v. Wittern stand «m geöffneten Fenster seiner Wohnung und blies de» Rauch seiner Havanna mit dem schönen Gefühle in die blaue Lust, das dcr Genuß eines vorzüglichen Mittagsmahles erst im Magcn, dann in dcr Seele dcs Menschen hervorzu bringen pflegt. Schmeichelnd wärmte die Junisonne sein gerundetes Much lein und erzeugte auf dem wohlwollen , den Feinschmeckergesicht den Ausdruck vollsten Behagens. Die kleinen Aeug lein folgte» einem jungen Offizier, dessen elastische Gestalt auf dcr Ge genseite dcs Bürgersteigs eilig dahin schritt. Da plötzlich zog ein Gewitter auf dem Antlitz des alten Herrn herauf. Schwere Gewitterwolken ballten sich auf der heitern Stirn und die Augen flammten zornig. Was war das? Täuschte das strah lende Sonnenlicht! oder konnte wirklich so etwas unter den Augen des Com mandirenden geschehen? War denn wirklich alle Zucht aus der militärischen Jugend gewichen? Nein, cs war keine Täuschung möglich, man konnte eS deutlich erkennen: der Lieutenant, der unten dahinschritt, mehrere Briefe ein dcr Hand, trug keinen Degen. Herr Lieutenant! Wenn ich bitten darf, einen Angenblick! Der Angeredete eilte, sofort saluti rend, der Hausthür zu, ohne die min deste Ahnung von dem Ungewitter, das über ihn hereinbrach. Doch als er im Hausflur noch einmal einen prüfenden Blick über seine Uniform sandte, da entdeckte cr das Unheil. Schrecklich! Er hatte in dcr Eile, mit der er die Briese noch rechtzeitig zum Schalter zu besorgen bestrebt gewesen war. den De gen einzustecken vergessen. Einen Augenblick zögerte sein Fuß: «r war doch tüchtig erschrocken und sah die schlimme» Folgen seiner Uebelthat in dcr Gestalt von Hansarrest und al len möglichen Rapporten im Geiste vor sich. Der General würde dem Briga zecommqndcur den Frevler melden, dieser den „unglaublichen jungen Herrn" dem Oberst zur Beachtung em psehlen. Und wehe dem, wenn dieser den „wegen solch' an Insubordination grenzende» Vergehens, das gar nicht zu rechtfertigen wäre und das gesammte Offizierkorps dcs Regiments malkrcdi tire, zu bestrafenden Offizier mit feinem Zorn überschüttet. Dann gab es vier Wochen lang Dienst von früh bis spät und nichts konnte den Herren Vor gesetzten recht gemacht werden. All' diese Wahrscheinlichkeiten stan den lebhast vor des Armen Auge. Doch was thun? Es war nicht zu ändern. Also rasch hinauf in den Käfig des hungrigen Löwen! Doch das Glück verläßt keinen Lieu tenant! So ungefähr dachte unser Freund, als er in der Ecke des Vorzim mers seiner Exzellenz Säbel und Degen aller Gattungen von Regimentern leh nen sah, deren Uniform der Comman deur zu tragen berechtigt war. Einen davon ergreifen und anlege», war das Werk eines Augenblickes. Dann betrat er in begreiflicher Aufregung, aber mit strammster dienstlicher Haltung das Zimmer, in dem der alte Herr zornig auf- und abschritt. „Herr Lieutenant! 5ie...." Große Pause! Der Blick des Gene rals glitt vom Degen auf das Antlitz des Offiziers, und von diesem auf den Degen. Dann schüttelte er erstaunt den Kopf und sagte mit wesentlich an genehmerer Verwerthung seiner Sprach organe: „Sie stehen beim Acte» Regiment. Seit wann ist Ihr Oberst beurlaubt? Wer führt das Regiment jetzt?" „Seit Ansang dieses Monats, Ew. Excellenz. Das Regiment führt Oberst lieutenant Harwitz." „Ich danke sehr, Herr Lieutenant, ich danke " Und wieder ruhte der Blick des alten Herrn auf dem Degen. Dcr Lieutenant aber verließ aufath mcnd das Zimmer, stellte den Degen in die Ecke, aus der er ihn entfernt hatte, und verließ eilig das Haus, vergeblich versuchend, das Fehlen dcr Wasft vor dem Auge des Gestrengen, dcr wieder am Fenster stand, zu verbergen. „Mietzc!" ricf cr dieser seiner eben eintretenden Gattin zu, mit jenem Schmeichelnamen Pflegte er sein um pfangreiches Ehegespons zu nennen, wenn er ein wenig malitiös war „sieh Dir doch 'mal den Lieutenant da unten an. Hat dcr 'nen Degen?" Die Gcneralin schaute dein Davon eilenden prüfend nach. „Na, ich sage ja!" brummte der alte Herr vergnügt lächelnd. „Da siehst Du wieder 'mal, wie leicht Ihr Frauens leute Euch vom Schein täusche» läßt! Natürlich hat cr einen! Meine Officiere lausen doch nicht ohne Degens in den Straßen 'rmn!" „Nein, aber Eduard, der hat ganz bestimmt keinen!" Ueberlegend lächelte sie der Gatte an. „Na, Pauline, er war eben bei mir und hat mir 'ne Meldung jemacht. Habe mich noch recht jesreut, daß er keinen Extradegen trug, sondern scinen Dienst säbel, obgleich das Gesäß beinahe sd arg zerbeult war, wie bci meinem alten, der draußcn steht. Na, glaubst du nu, daß ick 'mal Recht habe?" Hans von dcr Heide. VrsüllteS Flehen. „O Liebste, schenke mir Tci» Herz!" So flehen Männer allerwärts; Und wundern sich zu spät rer Frist, Daß die Erwählte herzlos ist. Das Werthvoll st e. (Bei'm Pfänderspiel.) „Bitte, Herr Studiosus, ein Pfand! " „Bin wirklich im Zweifel, verehrtes Fräulein, welches Kleinod ichJhnen reichen soll!"—„Ohne langes Besinnen nur gleich diS werth vollste!" ..Nu», da haben Sie mei nen Hausschlüssel!" Die kostbaren Bettchen. In dem Zuge, der, von Norden kom mend, um die Nachmittagsstuude in der Residenz eintrifft, saß Frau Anna M. Ihr Gatte, der früher auf einem pom merfchen Rittergute das Stilllebe» des ländlichen Grandfeigneurs geführt, hatte feit einigen Monaten diesen Auf enthalt sür immer mit einem eleganten Haufe in der ....straße vertauscht und sühlte sich i» den neuen Verhältnissen an dcr Seite seines hübschen Frauchens außerordentlich glücklich. Wenigstens zweifelte Frau Anna keinen Augenblick daran. Es gab für sie keinen zärtliche ren, rücksichtsvolleren Mann als ihren Erich, und sie war ihm «n so mehr zu gethan, als er in dcr» ungewohnten Großstadtluft, mitten im Wirrwarr eines zerstreuenden Wechsels, sich immer noch die alte, mit einer gewisse» Cour toisie verbundene Liebenswürdigkeit ge gen die Gattin bewahrt hatte. Noch neulich, als die heimtückische Krankheil von Hals und Lungen der hustende» Menschheit Besitz nahm, war Herr M. vorsichtig genug, seiner Frau nach Rücksprache mit dem Hausarzt ein« kleine Luftveränderung anzurathe». „Siehst Du, mein Kind," hatte er in rührender Fürsorge geäußert, „ich wüßte vor Verzweiflung gar nicht, was ich anfangen sollte, wenn Du mir kranl würdest. Du hast es ja so bequem, wenn Du auf einige Wochen dem Un heil entfliehst und zur Schwägerin Ma xie auf's Land reist. Dort werden sich Deine Nerven kräftigen, die in letzter Zeit Manches zu wünschen übrig lie ßen, nnd wenn die Influenza von hier Abschied nimmt, dann kehrst Du zurück, theures Weibchen, gesünder und kräftiger, als je zuvor." Obwohl nun Frau Anna eigentlich nicht recht wußte, weshalb „ihre Nerven in letzter Zeit manches zu wünschen übrig gelassen hatten", war sie doch eine viel zu gehorsame Frau, um den Bitten des Gatten und dem wissenschast lichen Verdikt des Arztes nicht nachzu geben, also sie reiste. Vor einigen Tagen hatte sie nun nach Hause ge schrieben, daß sie noch eine Woche blei ben werde, und Herr Erich beeilte sich, diesem Entschluß seine postwendende Zustimmung zu geben. Jetzt waren aber ihrer Gastfreundin, der Schwä gerin Marie, die Kinderchen plötzlich an den Masern erkrankt, im Hause gab's Unruhe über Unruhe, und Frau Anna fühlte, daß sie durch ein längeres Blei ben Störung verursachen würde. Sie reiste daher, kurz entschlossen, ab, ohne ihrem Manne ihre Ankunft gemeldet zu haben. Männer lassen sich so gern überraschen, Frau Anna wußte das. und ihr Erich hatte die Freude eines unverhofften Wiedersehens durch die bewiesene Güte ja doppelt und dreifach verdient. Als der Zug in der Residenz anlangt, nimmt sie eine Droschke und fährt in die .... straße. Oben bei ihrer Entree thür angelangt, zieht sie leise die Glocke. Das Mädchen öffnet. „Ah, die gnä dige Frau!" —„Ist mein Mann hier?" „Der gnädige Herr wollte bald wieder zurück sein. Er geht heute Abend in Gesellschaft!" Frau Anna lächelt. Wenn Erich erfährt, daß sie angekom men, dann wird er zu Hause bleiben. Sie legt die Reisekleider ab und begibt sich in das Zimmer ihres Gemahls, um einen kleinen Blumenstrauß, den sie unterwegs sür ihn gekauft, auf feinen Schreibtisch zu stellen. Als sie an den Tisch tritt, bleibt sie betroffen stehen. Hier duftet ein ziemlich umfangrei ches Veilchenbouquet ihr entgegen, des sen unterer Theil vorsichtig in Seiden- Papier verpackt ist, man braucht eS nur auszunehmen und sich damit Madame vollendet den gedachten Satz nicht. Wohin wollte sich ihr Gatte mit diesem Bouquet begeben? Begibt sich ein Herr mit einem Veilchenstrauß in eine Gesellschaft? Mit einem Male überkommt sie ein merkwürdiger Ver dacht. ES ist nichts Greifbares, son dern eine unbestimmte Ahnung, von der sie sich keine Rechenschaft zu geben vermag, die aber jene Veilchen dort mit ctwaS in Verbindung bringt, das ihr den Atteln stocken macht und ihr die Thränen in die Augen treibt. Plötz lich faßt Madame einen Entschluß. Sie vertauscht in Eile das Haus kleid mit einer eleganteren Toilette nnd begibt sich in das Zimmer ihres Gat ten zurück. Sie will hier seine An kunft erwarten, sie will ihn in die Gesellschaft begleiten. Es ist nichts natürlicher, als daß die Frau dem Manne folgt; ist das Programm d.'s heutigen Abends ein unbefangenes, gut, fo wird sie an der Seite des Ge mahls den Glanz erhöhen helfen! Und im anderen Falle Frau Anna preßt die Lippen sest auseinander und setzt sich auf das Sopha. Sie nimmt ihre Uhr und verfolgt mit fieberhafter Spannung die Sprünge des Sekunden zeigers. Horch! Draußen klirrt ein 'Schlüssel gegen das Schloß der En treethür, ein leichter Schritt im Korri dor und jetzt überschritt Herr Erich die Schwelle. Ei» staunender Ausriis der Verwunderung, eine dunkle Rothe, die, offenbar vor Freude, über sein Gesicht fliegt, und Frau Anna wird von zwei Armen zärtlich umsaugen. „Aber Kind," sagte der Gemahl, „was sehe ich denn? Es scheint, als wolltest Du, noch kaum aus dein Coupee gestiegen, direct in Gesellschaft gehen?" „Nun." erwidert das kleine,brauchen, „ich hoffe, Dn wirst es mir Dank wis sen. Ich sah hier Deine Vorbereitun gen, ich sah dort das hübsche Bouquet, und ich kam mir, aufrichtig gestanden, wie ein Störenfried vor. Es wäre grausam, wollte ich Dich von einem beabsichtigten Vergnügen sernhalten. Und wolle» wir diesen ersten Abend ge meinsam verbringen, und kurz und gut, so entschloß ich mich. Dich zu be gleiten. Von welchem unserer Bekann ten ging denn die Einladung aus?" Herr M. hatte sich während dieser An- rede an seinem Schreibtisch zu machen. Die Röthe auf feinen Zügen würd« noch intensiver. Einen angstvollen Blick sandte er ans das Veilchenbouquet und einen andern, verzweifelten, rings umher. Da blieben seine Augen aus einem winzigen Wandkalender haften und entdeckten hier cine Aufzeichnung, die werthvoll ist. Er wandte jetzt sein Gesicht wieder Frau Anna zu. ES hat den gewöhnlichen, heitern, lebenslusti gen Ausdruck. „Aber liebcs Herz", sagt er, .hast Du denn ganz den Geburtstag verges sen?" „Einen Geburtstag? Wel chen denn?" „Nun, heute feiert doch TanteErnestine ihr Wiegenfest!"— „Tante Ernestine?" fragt Madame in maßloser Verwunderung, „aber Du hast doch sonst immer nur schriftlich von ihrem Ehrentage Notiz genommen. Und heute sogar ein Veilchenbouquet?" „Siehst Du, liebes Kind," erwidert der Gatte schlagfertig, .das ist's eben. Ich habe dieser reichen Erbtante gegen über bisher zu wenig Liebenswürdigkeit an den Tag gelegt. Ihr ausschließ liches Interesse sür den Thierschutz verein hatte mich zurückgestoßen. Da sagte ich mir nun, —hm " Herr M. räuspert sich und fährt gleich daraus fort, „sagte ich mir nun, es wäre doch schade, wenn unsere gute Tante ihren Mammon dein Hundeasyl vermachte und nicht uns, ihren zärtlichen Ver wandten, und so entschloß ich mich, weil Du doch fern warst, heute die HonnenrS unseres Hauses in höchst eigener Person zu überbringen und mit jenen Veilchen an Deiner Stelle zu gratuliren!" Erich hält inne und holt tief Athem. das schnelle Sprechen verbunden mit dem nachwirkenden Glück dcs Wieder sehens schien ihn angegriffen zu haben. Frau Anna drängte ihr Erstaunen zu rück. Es mußte wohl so sein, wie er sagte. Die Erklärung kam ihr ja allerdings sehr überraschend, aber—die Männer sind nun einmal »»berechen bar. „Das ist ja reizend," sagte Ma dame, „da werden wir einen originellen Abend erleben. Etwas viel Thee »nd noch mehr Hundegeschichten. Nun, „.Ilons denn, bester Erich. Wirf Dich in den Staat. Ich nehme einstweilen die Blumen und lasse mir den Mantel umlegen!"—„Aber ich bitte Dich," ruft der Gatte in unmotivirter Hast, „laß doch die Veilchen hier, sie hindern Dich nur!"—„Nein, nein," citirt die Dame lachend, „mein ist der Strauß und mir gehört er zu. Außerdem riecht er wirk lich wundervoll." Sie geht und Erich bleibt zurück. Ein Bild der Verzweiflung lehnt, er,am Schreibtisch, der Blick, den er den entführten Veilchen nachsandte, war jammervoll. „Wenn die Geschichte gut endet," murmelt er, „dann gebe ich mir selber ein Champagncrfrühstück." ! Herr »nd Frau M. sitzen in der Droschke und fahren zu Tante Ernestine. Madame ist in rosigster Lanne, sie hält das Bouquet auf ihrem Schooß, Erich kaut an seinem Schnurrbart und fleht alle Schutzheiligen um einen guten Ge danken an. Wie der Duft dieser tücki schen Blumen ihm in die Nase steigt. So unschuldig schauen sie drein und so lieblich strömt ihr Athem um's Herz. Aber wehe und dreimal wehe, wenn man sie innerhalb dreißig Minuten ihrer schützenden Seidcnhülle entkleiden wird! Dort, wo sonst am Stil aller ehrbaren Sträuße eine Papierman schctte glänzt oder ein Staniolblatt dort, Himmel, ein König reich für ein Stück Staniol! „Was sagtest Du, lieber Erich?" fragte Frau Anna, „ich verstand ein Wort wie „Staniol"?" „Nicht doch, liebes Kind," lachte ddr Gatte, „das Drosch kengerasscl ist gräßlich. Ich wollte fragen, ob Dir auch ganz wohl ist, Du siehst ein wenig blaß aus." „O, sehr wohl," antwortete Frau Anna. Ihr Mann ist in der That von einer rüh renden Fürsorge. Die beiden Gatten treten bei Tante Ernestine ein. Mit einem Wortschwall zärtlicher Bcrsicherungen werden sie em pfangen. „Und Du kommst auch, Erich? Nein, das ist aber reizend. Und wir sind heut so ganz unter uns, da wollen wir einen recht gemüthlichen Ge burtstag feiern." Herr und Frau M. legen ab. Man tritt in dm Salon, und Anna überreicht neben den herzlich sten Glückwünschen des M.'schen HauscS das Veilchenbouquet. „All ihr guten Geister", bittet Erich, „helft mir aus dieser Bedrängniß, und zaubert Staniol um die Blumen, oder ich bin verloren." Aber die guten Geister erhören ihn nicht das Schicksal nimmt seinen Mit entzücktem Lächeln hat TanteErnestine den dustenden Geburts tagsgruß entgegengenommen und schält ihn jetzt aus dem Papier. Die Hülle füllt und „ja, was ist denn hier?" fragt sie, indem sie den Stil dcs BouquetS betrachtet, „da ist ja " Frau Anna starrt aus großen Augen ebenfalls aus die bezeichnete Stcllc. Was hicr die Manschette resp, das Sta niolpapier ersetzte, war nichts mehr »nd nichts weniger als ei» Einhundert Mark Schein, der den Werth dcr anscheinend geringfügigen Gabe allerdings um ei» Bedeutendes erhöhte. In Madames Kops beging es zu wirbeln, und Tante Ernstinc blickte sprachlos von Einem zum Andern. Da Plötzlich bekommt Erich eine Idee und zwar eine brillante Idee. Er sieht sich siegesgewiß im Kreise um, er lächelt, wie man über cine sa mos geglückte Ueberraschung lächelt uud sagt: „Liebe Tante die Blumen für Dich, dcr Schein dort unten für das Hundeasyl! Als Herr und Frau M. Abends spät nach Hause fuhren, fragte Anna: „Weshalb thatst Du denn so geheimniß voll mit dc» hundert Mark?" „Ja. geliebtes Kind," antwortete der fröh liche Gatte, „ich gcnirtc mich cin wenig, vor Dir wegen dieses Trics, abcr vcrgiß nicht, daß uns die hundert Mark unter Umständen eine halbe Million bringe» können, Tante Ernstine geht fetzt für mich durchs Feuer." Als Frich bald darauf zur Ruhe ging, dachte ?r: „Ich bin kein genialer Mensch, ge wiß nicht, aber die Geschichte mit dem hundeasnl. die könnte ich mir getrost paientiren lassen! Spanische <?ttkettc. Kuriose Dinge über die Handhabung dcr spanisch.» Hosetikette im siebzehnten Jahrhundert wcrden in den neueste» Veröffentlichungen dcr beiden spanischen GeschichtZsorscher Canovas del Castillo und Vermejo mitgetheilt. Der Erstere veröffentlicht in einem Anhang zur Ge schichte Philipps IV. die Instruktionen, welche die spanische Prinzessin mit auf den Weg erhielt, die als Königlich spa nische Statthalterin in Lissabon Hof halten sollte. Infolge der schwierigen Lage Portugals, welches im Begriff war, das spanische Joch abzuschütteln, wurde ihr ein sachverständiger politischer Beirath mitgegeben. Da die Jnsantin nun ost stundenlang mit diesem Diplo maten berathen mußte, der Letztere da bei aufrecht stand und Hitze und vielleicht auch vorgerücktes Alter die Vortrags kunst und die Intelligenz des sachver ständigen Herrn beschränkten, so ent spann sich von Seiten der liebenswürdi gen Jnsantin ein Briefwechsel nach Madrid hin; sie bat den König, auf den Diplomaten Rücksicht nehmen zu wollen nnd ihm auch in ihrer Gegen wart das Sitzen zu gestatten. Der König wollte zuerst nicht darauf eingehen: nach einigem Hin-und Her schreiben erließ er dann auch eine neue Instruktion, in welcher er dem Politiker allerdings vas Sitzen gestattete, aber ganz genau den Sessel beschrieb, auf welchem solches vor sich zu gehen habe: es müßte ein ganz kleiner zusammen legbarer Sessci, cine Art Klappstuhl sein, dcr bci Leibe keine Rückenlehne haben dürft, damit der Diplomatsich in so erlauchter Gegenwart nicht gehen lasse. Auch dürft der Stuhl n»r wäh rend dcr Dauer des Aufenthalts des Diplomaten sich in den Gemächern dcr jnsantin befinden, damit alle Welt daraus ersehe, daß man durch das Herein- und sofortige Hinausschaffen des Stuhls nur der Noth des Augen blicks habe gerecht werden wollen. Vermejo theilt eine Geschichte mit, welche noch sonderbarer lautet. Philipp IV., dcr Freund dcr Dichter und Künstler, war an und sür sich cin fröh licher Mann, dcr im vertrauten Kreist sich um die Etikette nicht kümmerte und Alle» verzieh und überhörte. Wo er jedoch als König repräsentirte, hielt er mehr auf die Etikette, als alle anderen zleichzeitigen Fürsten. Als Privat mann lachte er den ganzen Tag und jeichnete im Atelier des Veläsqnez eigenhändig Karikaturen seiner Staats männer und fürstlichen Vettern; bei öffentlichen Gelegenheiten, als König, soll er in seinem ganzen Leben nur drei Mal gelacht haben. D.'r deutsche Gesandte berichtete über ihn: „Ich habe niemals bcmertt, daß er, wenn ich mit ihm sprach, jemals die Haltung ver ändert hätte. Er empfängt mich, hört mich an nnd antwortet, ohne das Ge sicht zu bewegen; nur Lippen und Zunge bewegen sich. Die Gravität ist der Schwerpunkt der Etikette an diesem Hof." Bei einem der drei Male, da dcr König als König gelacht hat, ge schah cs nach Vermejo aus folgender Ursache: Philipp hatte seine erste Gemahlin Jsabella von Bourbon 1654 durch den Tod verloren und vermählte sich im Jahre darauf zum zweite» Mal mit dcr österreichischen ErzherzoginMaria Anna. Dieser Fürstin/ welche das Spanische nur sehr miti.'lmäßig verstand, wurden bei ihren, Einzüge in Spanien in einer gewissen Stadt, die sich durch sabrikation auSzcichnete, einige Dutzend Paar seidener Strümps? als Willkom mcngeschenk dargebracht. Dcr spani sche Ccremonienineister indessen riß ohne Rücksicht auf 'die amvesende Königin das Packet den Rathsherren aus dcr Hand, schleuderte es aus den Boden, uud ries wüthend: „So wißt Ihr also nicht, daß die Königinnen von Spanien keine Beine haben dürfen?" Die Königin, welche, wie bemerkt, nicht g»t Spanisch verstand, begann zu weinen, ließ ihren Beichtvater, de» deutschen Jesuiten Neithardt, kommen und vertraute ihm an. daß sie nach Oesterreich zurückkehren wolle; wenn sie gewußt hätte, daß »lau, um Königin von Spanien zu wcrden, sich die Beine abschneiden lassen müsse, so würde sie lieber gleich in Deutschland gestorben sein, ehe sie der gleichen in Spanien dnrchmachle. Diese Auffassung der Königin, welche Philipp sofort berichtet wurde, war es eben, die ihn veranlaßte, einmal, gegen seine Ge wohnheit vor dem ganzen Hofstaat herz lich zu lachen. Ter erst« Arüftlingstag. Nun regt sich's aller Enden Im Frühlingssonncnschein, Und ihren Jubel senden In's Blaue Feld und Hain. Viel junge Knospen sprossen Allüberall hervor; Beschwingter Lustgenossen Gesang ertönt im Chor. Und aus den Häusern lockt cs In's Freie Jnng und Alt, Aus allen Wegen stockt es Von Wand'rern mannigsalt. Welch Schcrzen, Kosen. Lachen! O Lenz, wie bist du reich! Wie Viele wieder machen Heut' einen dummen Streich! - Gerechter Zorn. Rich ter: „....Nun, als Sie sich über zeugten, daß Sie den Unrechten geschla fen. haben Sie demselben noch eine Ohrscige gegeben! Weshalb?" An geklagter: „Ans Wuth, daß ich den itichtigci, net erwischt hab!" ««7 vem Dienstbotcnball«. Eine bunte Gesellschaft, wahrhaftig! Der Saal war überfüllt von Tan zcndcn, unter den Galerien nnd auf die sen faß an Tischen Paar um Paar. Eine gewisse würdige Grandezza zeichnete die erschienenen Herren aus. die Damen benahmen sich ungezwungen und frei, nur wenige plump und nnbe holfen. Wie bci jedem Ball waren auch hier die Herren im Frack und dem obligaten Zubehör desselben, manche der Damen trugen sogar kostbare Toiletten, bei einigen fiel nur der Sitz derselben auf es schien, als habe die Schneiderin nicht verstanden, das rechte Maß zu nehmen. Wir befinden uns auf keinem Elite ball die Dienstboten aus vornehmen Häusern, die Kammerkätzchen und Kammerdiener, die Hausmädchen und Grooms, ja sogar die feineren Köchin nen und „herrschaftlichen" Kutscher fehlten nicht. Und unter all diesen Gruppen fiel hie und da eine distinguirt aussehende Her renfigur hie und da das feingeschnit tene Gesicht einer Dame anf, die unmög lich zu den „Dienstboten" gehören konn ten. Niemand kannte sie und alsbald verbreitete sich von Mund zu Mund im Saale das Gerücht, ein Paar wirkliche Vertreter der Gesellschaft gäben dem Dienstbotcnball die Ehre ihrer Anwesen heit unter der Wahrung eines strengsten Jneognitos. Da war besonders eine junge schlanke Dame, die in einer Nische allein auf oem Sammctfauteuil sitzend, das buntbewegte Treiben vor ihren Augen glänzenden Blickes musterte. Was be sonders an ihr ausfiel, war ein schwar zcs Spitzcntüchlein, das sie nach Art der Spanierinnen über das schimmernde Blondhaar geworfen hatte und das einen Theil ihres Antlitzes verhüllte. Das war mehr als hinreichend, um bei einigen sentimental veranlagten Kam mermädchen sofort die Gewißheit her vorzurufen, jene Einsame sei in der That eine Dame von Welt und aus irgend einer Laune hier, um einmal etwas anderes zu sehen und zu hören als die Schablone der gesellschaftlichen Zerstreuungen ihres Standes. Gegen Mitternacht mehrte sich das Interesse. Zwei Herren waren in den Saal getreten; der eine eine distinguirt aussehende Erscheinung von entschieden weltmännischen Allüren. Der Frack saß wie angegossen und war aus fein stem Tuch. Die Schuhe mußte ein Londoner Fußbekleidungskünstler ge fertigt haben und die schmalen aristo kratischen waren auf das Feinste gantirt. Hinter ihm drein schritt ein plnmp und roh aussehender Mann mit großen Füßen und Händen, ebenfalls auf das Feinste gekleidet. Die Herren nahmen in einer Nische dcr Einsamen gegenüber Platz und bestellten Sect, dadurch die Vermuthung, daß auch diese „Jncognito"-Gäste aus der gro ßen Welt seien, bei den Anwesenden zur unumstößlichen Gewißheit erhebend. Es konnte nicht fehlen, daß die „Ein same" und die beiden „Jncognito-Ca valicre" sich gegenseitig anzogen. Der elegante Herr flüsterte seinem auf „großem Fuße" lebenden Begleiter etwas zu, worauf dieser aufstand, über den Theil des Saales schritt, der seine Nische von der Einsamen trennte und mit einer mehr gut gemeinten als gut ausfallenden Verbeugung fragte, ob er die Ehre haben könne, den nächsten Walzer mit ihr zu tanzen. Eine grenzenlose Verblüffung malte sich in den Zügen des Herrn mit den großen Füße», als er die im schnippi schen Tone gehaltene Antwort.bekam: Sie müsse sehr bedauern, sie sei nur hergekommen, nm stille Zeugin dieser Ballsreuden zu sein auf das Tanzen zu verzichten, veran.asie sie ihr Stand. Der großsüßige Herr kehrte mit dieser unverblümten Ab weisung zu seinem eleganten Begleiter zurück und theilte diesem flüsternd etwas mit, wahrscheinlich seinen mißglückten Engagements - Versuch. Jntcressirt richtete sich der Elegante auf, setzte sein goldenes Lorgnon fester auf die Nase und blickte zu der Einsamen hinüber. Was er sah. schien ihn höchlichst zu in teressiren, denn alsbald sah man ih», umwogt von dem Gezischel der Ballge sellschaft, ans die Dame zuschreiten. „Ich komme, um eine Kühnheit mei nes Begleiters wieder auszugleichen, meine Gnädigste,"— begann er mit einer zierlichen Handbcwegung. „Aber mein Freund dort, ein hm! > — hm!" hier räusperte er sich etwas, „Rittergutsbesitzer aus Neuvorpom mern, gegenwärtig Zur Saison hier an wesend, »m etwas hauptstädtische Lust athmen, kennt das Leben in chem! unseren Kreisen noch zn wenig kurz, meine Gnädigste, Pardon für ihn." Die hübsche Dame blickte augenschein lich angenehm berührt empor. „Ah —" »lachte sie, niit einem prü fenden Blicke auf die elegante Erschei nung vis-a-vis „ich habe die Ehre mit ?" Der elegante Herr räusperte sich ein wenig, ehe er, die zart behandschuhte Rechte an die Lippen führend, antwor tete: „von Dobelsky, meine Gnädigste attachirt bei dcr hm! hm!" hier übcrsiel den Sprechende» wieder ein Hustenreiz „von hm! -dien. Ja! Und Gnädigste würden mich z»m glücklichsten dcr Stcrblichcn machen, wenn auch ich erfahren dürfte, wer mich jetzt dc» Vorzug genieße» läßt " Ein leichtes Roth stieg in die Wan gen dcr jungcn Schönen. „Erlassen Sie mir die Antwort —" bat sie. „Ich habe nur einer Laune nachgegeben, als ich mich hierher begab. Sie begreneu in unsere» Kreisen— " „O, ich begreife Alles!" versicherte dcr angebliche Attache eisrig. „Kenne die Marott Pardon, Manieren Unserer Welt viel zu gut, um nicht, wi> gesagt Alles zu begreifen. Aber ein, Bitte, meine Gnädigste! Trennen wii uns für die Zeit, die Sie dem—hm! dem Vergnügen hier noch widme» wollen, nicht mehr! Lassen Sie u»S als Vertreter unseres Standes zu sammen Platz nehmen. Ich schwöre Ihnen, Ihr Incognito achten zu wol len!" „Sie sind in dcr That ein vollendete, Cavalier, Herr Attache," meinte dit Dame, die sehr geneigt zu sein schien, auf den Vorschlag des eleganten Herr» einzugehen. Trotzdem fuhr sie sort —: „Aber ich weiß doch nicht, ob " „Ich verstehe Ihr Zartgesühl, meine Gnädigste! Versichere Ihnen noch ein mal auf Cavaliersparole mein Freund, dcr Herr Rittergutsbesitzer, und ich wcrden Ihr Incognito wahren! Darf ich Ihnen meinen Arm dar bieten?" Die „Gnädigste" nahm den Arm mil sichtbarem Behagen, ließ sich in die Nische des „Herrn Rittergutsbesitzers" führen, der die Augen seltsam weit und groß aufriß, als er unter diesem Titel der schönen Dame vorgestellt wurde, und nippte lange an dem dargebotenen Glase Sect, während dcr Herr mit den großen Füßen, als ihm die Fremde als „Comtesse" vorgestellt wurde, mit sat tem Schmunzeln sein Glas leerte und dann, die „Comtesse" vergnügt grinsend anstierend, mit größtmöglichster Plump heit sich und seinem schönen Gegenüber auf's neue einschenkte. Zwischen der Dame und dem feinge kleideten Herrn hatte sich eine interessante Unterhaltung angesponnen. Der „Com tesse" schien dcr Ball und die Sect- Episode ungemeines Vergnügen zu be reiten; immer wieder versicherte sie. daß in „ihrem Stande" die Vergnügungen flach, öde, geistlos und alltäglich seien, und daß man eine ganz andere Auf frischung des eigenen Ich genösse, wenn man einmal für flüchtige Stunden die Schranken dcr Etiquette durchbreche und Incognito sich einmal da befinde, wn man sich wirklich amüsire. Auffallend wenig sprach der „Herr Rittergutsbesitzer aus Neu - Vorpom mern". Jedesmal, wenn er mit einem schnaufenden Seufzer eine Bemerkung beginnen wollte, hielt ihn ein Blick oder eine fast, unmerklich, abweisende Bewegung seines eleganten Begleiters, des „Herrn Attaches", davon ab, und die Anfangswörter verloren sich als dann immer in einem unverständlichen Knurren und Hüsteln. Die'drei merkten eS nicht, daß sie mittlerweile das Stichblatt der Unter haltung für die ganze Ballgesellschaft, soweit diese nicht tanzte, geworden war. „Die find echt!" versicherte ein alter Leibkutscher „dat sind keene falschen Herrschasten. Kucken se man, wie der lange Herr dat Sektjlas ansetzt un leert so machen det die feinen Barons, die bei meine Herrschast immer zu's Dineh kommen. Die sind echt, sage ik St!" Und eine Kammerkatze, die eine prachtvolle Toilette ihrer Gebieterin heute Abend trug, sagte flüsternd: „Es scheint in der That etwas Feines zu sein, die Dame dort. Kenne sie nur nicht. Muß von den Gesandtschafts damen eine fein wahrscheinlich so eine aus den —Kolonien apart siebt sie aus!" Und mit gehobenem Gefühl, wirkliche „Mitglieder dcr Gesellschaft" unter sich zu haben, beschlossen die Dienstboten männlichen und weiblichen Geschlechtes ihren Ball. .Darf ich Sie zn Ihrer Equipage gc leiten, meineGnädigste?" erkundigte sich artig der Attache." „Aber ich bitte Sie, wo bliebe denn da mein Incognito!" gab die „Com tesse" lachend zurück. „Um nicht erkannt zu wcrden, nehme ich mir eine Micths- Sroschke!" Der „Herr Rittergutsbesitzer auS Neupommern" sagte gar nichts mehr, er hatte sich in seinen Stuhl zurückgelegt und schnarchte. Lachend zog der Morgen des andern Tages herans. Ein schöner Märztag winkte den zahllosen Einwohnern der Hauptstadt. Um'eks Uhr gegen Mittag schritt eine junge Dame mit etwas über nächtigen Zügen durch die Hauptstraße. Der Carton, den sie trug und ihr gan zer sonstiger Habitns kennzeichnete sie als eine jener Damen, die unter dem Gc sammtitel „Consektionensen" allgemein bekannt und beliebt sind. Vor dem feinsten Hotel der Stadt, oben an der Freitreppe, stand ein junger eleganter Mann im Frack der Ober kellner des renommirten Gasthauses. Unten ans dem Trottoir fegte ein Mann mit blauer Schürze und unsäglich gro ßen Füßen. Als die Carton-Dame an die Treppe des Hotels kam. schallte ein dreifaches „Ah!" der Ueberraschung durch die Lust. Alle drei kannten sich die Consek tionsdame, der Hausknecht und der Oberkellner— nnr hatten sie gestern sich incognito als Comtesse, Rittergutsbe sitzer aus Neuvorpommern nnd Attache kennen gelernt! Einem Heirathskandidaten. Eh' du dich zum Weibes - Sklaven machst, Prüfe, was sie als Herrin wagt; Bevor du mit der Mutter sprichst, Sprich erst mit ihrer Magd. A. Roderich. Unfreiwillige Komik. „Die Leiche einer weiblichen Frauens person istcheute srüh von einem städti schen Nachtwachtbeamten im Karmeli tergraben gesunden worden." Posener Zeitung, 20. März. Ein guter Mensch. „Ich pumpe die Leute nur an, nm ihnen eine Freude zu machen!" „Aber welche Freude kannst Du ihnen damit machen?" „Nun, wenn sie ihr Geld wieder bekommenl" »erschnappt. .Nichts?" .Nichts!" Der aus dem Sopha liegende Stu dent schleuderte ärgerlich die kaum an gezündete Cigarre von sich, während sein eben eingetretener Freund etwas glcichmüthiger eine neue aus dem Etui nahm. Dann rückte er einen Stuhl zu dem Andern. „Ich hätte es mir denken können. Alles sitzt nach den Feiertagen auf dem Trocknen! Du mußt Dir anders zu helfen suchen!" „Leicht gesagt, aber wie?" Der langgedehnten Frage folgte eine minutenlange Pause, dann erhob sich der auf dem stuhl langsam. „Ist der Alte wirklich so kritisch?" „Der T auch, nachdem ich ihn unter allen möglichen Vorwändcn an gezapft: nachdem er meine Wäsche, meine Sommer- und Wintergarderobe vervollständigt....; er wird sich auch überzeugen wollen " „Und der ganze Krempel „Ist im Pfandhaus; hättest Du die paar Thaler auftreiben können, um ihn einzulösen, die Geschichte wäre nicht halb so schlimm!" „Wann wird denn der Alte antan zen?" „Gegen Mittag, denk' ich!" Wieder solgte eine lange Pause, während welcher die beiden Studenten langsam im Zimmer auf und ab gin gen. Der eine hielt jetzt plötzlich wieder inne und legte den Finger an die Stirn, als ob ihm da ein Gedanke aufgetaucht wäre. „Du? eine Idee!" „Hm, Deine Ideen...." Die Worte waren in so zweifelhaf tem Tone ausgesprochen, daß Jener ich erst noch einmal bedachte, ehe er herausrückte. „Tu. wir wohnen hier in einer recht bedenklichen Gegend!" „Zweisellos; nachdem man hier im Hause dreimal gestohle» hat iunerhalb vierzehn Tagen!" „Der Dieb hätte sich eben so gut in Deine Wohnuug verirren können, und wer weiß, wenn nicht alle die Habselig keiten im Pfandhaus schlummerten..." Der Sprecher hielt es für unnöthig, den Satz zu vollenden; fei» Freund mußte ih» verstanden haben, wenn er sich anders defsen nachdenkliche Miene deuten sollte. „Aber wann sollte der Spitzbube hier aufgeränmt haben?" Noch nicht; aber während der drei Stunden bis Mittag, die wir gemüth lich in unserer Stammkneipe übrigens die beste Gelegenheit für einen Schleicher; die Hausthür ist offen, und zum Ueberfluß lassen wir auch dieZim merthür nur angelehnt!" Der andere schüttelte zwar noch eine Weile nachdenklich den Kopf, aber die Idee mußte ihm doch gefallen, denn er machte sich daran, alle verschließbaren Fächer im Zimmer, eins nach dem an dern auszuziehen. Nur eine kleine Ca sette, die auf dem gänzlich leeren Klei derschrank stand, blieb verschont. Unquittirte Rechnungen und derglei chen, woran sich kein Mensch vergreift, sagte der Zimmerherr, als sein letzter Blick daraus siel. Es war just Mittag, als die beiden Studenten zurückkehrten vom Schoppen. Ter eine verabschiedete sich an der Hausthür mit einem „Viel Glück", während d.'r andere etwas zaghaft ein trat: „Keiner nach mir gefragt?" „Doch, ein Fremder." „Papa aber was ist das?" Tic Ucb.'rraschung und der Schrecken waren täuschend, die sich in den Mienen des Studenten abmalten. „Alle Fächer offen, der Schrank leer... .man hat mich bestohlen!" Die beiden Zeugen hatten sich nur stumm angeschaut bei dem Ausruf! der Hausherr brach zuerst das Schweigen. „Ob ich s nicht gleich gesagt habe, als mein Dienstmädchen eben den Bett ler mit der Casette aus dem Hause schleifn sah!" „Mit einer Casette?" Jetzt war » aber ein ungcheuchclter Schrecken, der sich in de» Zügen des Studenten ausprägte und der Fremde, sein Vater, mußte das wohl bcmcrken, denn er frug dringend: „Was ist's mit der Cascttc; enthielt sie Geld, wichtige Papiere,,.." „Wichtige Papiere, gewiß!" Ter Student hatte sich noch immer nicht zu fassen' vermocht, denn er stieß dic Worte nur abgebrochen hervor: „Gewiß, wichtige Papiere, denn die Pfandscheine der mir geswhlcnc» Sachen lagen ja darin!!!" I. Ij. Modern i 112 i r te s „Luum „Das Seine Jedem gib!" ein treff lich weises Wort! Jedweden Rechtes Bürgschaft ist'S und Hort. Doch würd' moderner Wahn sein Ziel erreichen, Zu ändern wäre freilich dann ein Zei chen, Und richtiger, statt: „Jedem gib das Seine", Der Spruch dann hieße: „Jedem gib das Deine!" Sie ist ihrer Sache sicher. Herr (beim Ausbooten eine junge Dame ans Land tragend): Wenn ich jetzt kei nen Kuß bekomme, Fräulein Olga, dann setze ich Sie in'S Wasser! Junge Dame: Umgekehrt, wenn Sie den Muth haben, mich in's Wasser zu setzen, dann bekommen Sie einen! Bedenklicher Fleiß. Mut ter (stolz): „ Und ob der Pepi fleißig beim Violinspiclen ist! Jetzt hat er seit einem halben Jahr Stund' und die dritte Geige ist schon hin!" Berschnappt. Fräulein: .Ich kann gar nicht glauben, daß Sie mich lieben!" Junger Mann: „Aber bedenken Sie doch Ihre Vcrmögcusvcr hältnisse!" .
Significant historical Pennsylvania newspapers