Teutsche Loeatuachrichteu. Provinz Brandenburg. Berlin, 112 Der General der Jnfa«» terie z. D. Eberhard v. Hartmann; der Geh. Ober-Finanzrath und Reichsbank- Director a. D. Wilh. Bvefe; der Geh. Ober - Regierungsrath v. Wegern; Geh. Regierungsrath v, Lossow; der llußerordentl, Professor der gerichtlichen Medizin an der Berliner Universität, Geh. Medizinalrath Dr. Karl Liman; der Porträt- und Geschichtsmaler, Pro fessor a. D. der technischen Hochschule Albert Grell; Landgerichtsdirector a. D. Geh. Justizrath Martens; Stadt rath a. D. Karl Walcker; der Remonte- Jnspector Generalmajor v, Arnim, frü her im 5. Kürassier-Re^t.; Generalarzt a. D. Dr. Ochwadt; Dr. med. Joseph Alexander; Commercienrath David Le vin; Fabrikant Ferd. Bc>n, Mitinhaber der Firma Koch k Bein; Weingroß händler Friedr, Fischer, Inhaber des Weinhauses Lutter >k Wegner; Privat gelehrter Dr. Eduard Liesen; Lehrer am Friedrichs - Realgymnasium Alb. Willrich; der technische Dirigent de» Borsig'scheu Eisenwerks K. Bormann; Ingenieur, Hauptmann a. D. Schön berner; Rentier R. MoeweS; Rentner I. Splittgerber: Director der Aktien gesellschaft „Inn" Fritz Rausch; Fabrik besitzer Dr. Herfnann Curdes; Buch druckereibesitzer Adolph Ostrowski; Kammermusikus a. D. Ludwig Fuchs; Musikdirektor Heinr. Saro, nach Wie precht der populärste Militär-Kapell- Aieister in Berlin; Lehrer der Luisen städtischen Oberrealschule Dr. Herm. Berge; Lehrer an der jüdischen Fort bildungsschule Dr. Jakob EgerS.—Der „Ehrenpräsident" des „Vereins der Berliner Zuhälter", ein gewisser Karl Kinne, ist mit der Vereinskasse durch gebrannt. Die »Herren Vereinsmit gtieder" befinden sich ob dieses Ver trauensbruchs in hochgradiger Erre gung ; sie haben von einer Strafanzeige vorläufig Abstand genommen, aber be schlossen, den pp. Kinne in zu verbrennen und als infam aus dem Verein zu stoße». Der ArbeitS-Jn spector des Stadtvoigtei-GefängnisseS, Friedr. Wander, ist wegen Unterschla gung im Amt von der Strafkammer zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt wor den. Wegen Betruges erhielt der be reits mehrfach bestraste Agent Karl Hoffmann 4 Jahre Zuchthaus. Der ehemalige Bürgermeister Kcrl Nau . mann wurde ebenfalls wegen Betrugs zu 1 jähriger Zuchth-uSstrafe verurtheilt. Wegen einer ganzen Reihe von Be trügereien mußte der Agent Eduard Hamann auf 2 Jahre, und der ehema lige Bürgermeister Karl Oeburg auf 2 Jahre 3 M. in's Gefängniß wandern.— Der Inhaber deS in der Möckernstraße 71. befindlichen PrivatdectivinstitutS, Hamens Svdow, ist wegen muthmaß licher Anstiftung zu einem schweren Diebstahl verhastet worden. Er hatte sich, obfchon verheirathet, mit einer in Charloltenburg wohnenden, vermögen oen Dame verlobt und, während er seine „Braut" nach Berlin begleitete, durch «inen Helfershelfer ans der Wohnung derselben Geld und Schmucksachen steh len lassen. In dem Parterre des al len städtischen Waisenhauies, wo der Fabrikant Reichel! wasserdichte Stoffe herstellen läßt, erfolgte eine Benzin- Explosion. Der Hausdiener Kramer wurde entsetzlich verstümmelt, während der Arbeiter Gruner iint weniger schwe ren Verletzungen davonkam. Die in guten Vermögensverhäluiissen lebende Rentner»! Anna Geißler stürzte sich aus dem vierten Stockwerk aus den Hos und wurde als zerschmetterte Leiche aus gefunden. Der Musiklehrer Schop mann aus Rixdors hatte sich vor dem Schwurgericht wegen zahlreicher, an Schülerinnen unter 14 Jahren began gener unzüchiiger Handlungen zu ver antworten. Das Erkenntniß lautet aus S Jahre Zuchthaus. Provinz Pommern. In der Gegend von Greifenhagen wer ten aus den Dörfern überall Leiezirkel znr Aufklärung des Voltes über die sozialen Schäden der Gegenwart gebil det. Das Unternehmen findet viel Anklang. Beim Versuche, aus seinem brennenden Hause noch einige Werthge lgenstände zu retten, büßte der Schneider Studrmaiin in Prerow sein Leben ein. In selbstmörderischer Absicht warf sich der Manr>:r Aug. Schivelbein aus dem Bahnhofe in Schivelbein aus die Schienen vor einem heranbrausenden Gü terzuge, der ihm den Kops vom Rumpfe trennte. Sch lebte mit seiner Frau in Unfrieden und war iufolgedess-:» dem Trünke ergeben. Vom Schwurge richt in Swlp wurde Bankier Heymanu wegen Aktiensälschung und Vergehen gegen das Handelsgesetzbuch zu I Jahr 3 Monat Zuchthaus und 3000 Mark ««eldstrase verurtheilt. Ihren 100. Geburtstag feierte in Altwarp die Wittwe T. Dowig geb. Radman. Prov i «.z Hanrover. Der Schiffer Wilm HilbrandS >m» Leer, welcher deS TodtschlagS seines Bestmanns angeklagt war, wurde vom Schwurgericht freigesprochen. Mit der Herstellung der im Interesse einer wirksameren Vorbeugung »nd Bekäm pfung von Hochwasser- und Eisgesahren projeclirten telephonischen Verbindung in der Elbniederung ist nunmehr begon nen worden.—Für das in Gisthorn neu zu errichtende Schullehrer-Seminar gibt die Stadt den Bauplatz unentgeltlich her und errichtet die AnstaltSgebäude, dte der Staat vom 1. April 1894 ab gegen «ine bestimmte JahreSmieth« übernimmt. Die Anstalt wird bis 90 Zöglinge im Externat aufnehmen und finden darin weitere 180 UebungSfchiiler Unterricht. —lm lausenden Winter semester beläust sich die Gesammtzahl der Hörer an der Göttinger Universität aus 843, gegen 857 im letzten Sommer semester. Vom Schwurgericht zu StaTe wurde der Fabrikarbeiter Hein rich Hagemaun von Harburg wegen Lustmordes, verübt an einer jungen Ar beiterfrau. Name«» Gericke, zum Tod« verurtheilt. Provinz Hessen-Nassau. Jakob Pütz, der Controlleur der Volksbank in Bockenheim, wurde ver haftet, auf Grund einer bei der Staats anwaltschaft durch ein geschädigtes Mit glied erfolgten Anzeige. Der Kauf mann Tchw. in Heesfeld ist unter dem Verdachte der Wechselfälschung in Hast genommen worden. In Königstein Ht man zur Zeit mit der Einrichtung einer Fernsprechleitung beschäftigt. Mehrere andere Orte haben Anschluß an die hiesige Stelle, welche in diesem Sinne als Centralstelle gilt. Sta tionsdiötar Schlissula in Limburg, wel cher den Zusammenstoß eines Schnell zuges mit einem Pilgerzug in Valdui nenstein verschuldete, wurde von der Straskammer zu einjährigem Gefängniß verurtheilt, Zugführer Hollmann wurde freigesprochen. Aus einem Flusse wurde in Rüdesheim eine weibliche Leiche gelandet; als der junge Mann, welcher die Leiche aus dem Wasser zog, dieselbe genau besah, erkannte er zu sei nem größten Schrecken, daß er seine eigene Mutter, die vor einigen Tagen ertrunken war, gelandet hatte. Zur würdigen Vertretung der Schmalkatder Kleineisen Industrie auf der 1893 er Weltausstellung in Chicago hofft man eine Collektiv-Ausstellung zusammenzu bringen. Schaffner Nolte auS Cassel fiel beim Coupiren der Billets aus dem Frankfurt-Berliner Abendpostzuge bei der Waberner Station vom Trittbrett und wurde sosort getödtet. Königreich Sachsen. 112 In Krimmitschau der Spinnerei besitzer und vormalige nationalliberale LandtagSakgeorduete Hermann Kürzel. Bei dem Rektoratswechsel an der Leipziger Universität trat an Stelle des bisherigen Rektors Professor Dr. Jur Bindiiig der Professor der klassischen Philologie Dr. LipsiuS. Als Dekane werden im nächste» Jahr die Professo ren A. Hauck (theologische Facultät), Bülow (juristische Facultät). Flechsig (medicinische Facultät) und WachSmuth (philosophische Facultät) fungiren. Die BesuchSziffer der Universität stellte sich aus 338«, d. h. um 26 höher, als a» dem gleichen Tage deS Vorjahres. Coniul Beckmann hat anläßlich seines Svjährigtn Bürgerjubiläums der Stadt Leipzig ein Capital von 20,000 Mk. zu Gunsten der Schutzmannschaft über geben. Aus Anlaß seines 25jährigen Geschästsjubiläums schloß der Groß- Kausinann August Pölich in Leipzig mit einer deutschen Versicherungs-Anstalt einen Vertrag ab, wonach die Angestell ten seines Geschäfts, die unter 3000 M. Gehalt haben, mit 5000 bezw. 2500 bezw. 1500 M. versichert sind. —112 Der Coninl P. Bernhard Limburger, einer der Mitinhaber der weltbekannten Firma I. B. Limburger jun., welcher sich als Vorsitzender der Gewandhaus-Concert- Direction große Verdienste um das Leipziger Musikleben erworben hat, aus seinem Landsitze Lößnig. Gegen den mit einer riesigen Unterbilanz in Con curS gerathenen Bauunternehmer, srit heren Privatgelehrten Schmid, den Schöpfer des vrächtigen Cafe Bauer und Besitzer des Hotel de Pologne, welcher bekanntlich flüchtig geworden ist, wurde die Untersuchungshaft wegen betrü gerische,' Bankerotts angeordnet. Vom Schwurgericht wurde der vorma lig« Kanzleifecretär Leistner wegen Un terschlagung städtischer Gelder und Fäl schung zu 3 Jahren Gefängniß verur theilt. Der Kassirer der Sparkassen Filialen Lindenau Plagwitz, Hermann Neidhardt, ist nach Veruntreuung ein gezahlter Gelder in Höhe von 10,300 Mark flüchtig geworden. Bei einem im Hanie des Maurers Arndt in Löhfen ausgebrochenen Brande ist der Besitzer und sein üjähriger Sohn im Rauch er stickt. Der Mühlenbesitzer und Bäk kermeister Rudolf in Marbach, welcher erst feit einigen Tagen in dem Grund stück wohnte, stürzte so unglücklich vom Mehlboden herab, daß er in kurzer Zeit zufolge schwerer Verletzungen starb. Der Inhaber der alten und angesehe nen Bankfirma Otto Fischer in Meißen, der zugleich Kassirer des hiesigen Cre ditvereins war, ist wegen Veeruntr«uung von Depositengeldern im Gesammt betrage von 300.000 Mark auf Veran lassung des Bürgermeisters Schiffner verhaftet worden. Fischer setzte sich durch Benützung von Nachschlüsseln in den Besitz der Gelder und sveculirte, nachdem er in den letzten Jahren sein eigenes Vermögen bis aus de» letzten Pfennig an der Berliner Börse verlo ren, mit diesem Gelde weiter. Der Postgehilfe A. Schicktanz aus Stolpe» gebürtig, ist nach Unterschlagung v»» Aeldbriesen mit einem Inhalt von 12.- 015 Mark flüchtig geworden. Auf Er greifung des Diebes, der durch ein« Narbe an der Stirn kenntlich ist, ist eine Belohnung von 300 M, ausgesetzt worden. Thüringische Staate«, Landwirth Reinhold Lippe in Az mannsdorf, welcher unter dem Verdacht der Brandstiftung verhastet worden war, ist wieder auf freien Fuß gesetzt worden.—Der Landwirth Richard Kün zel in Bösleben, welcher am 0. August d. I. starb, hat der Gemeinde und der Kirche je 3000 M, vermacht. 112 Der ehemalige Oberbürgermeister, Geh. Re< gierungSrath Röfe, zugleich Ehrenbür ger Eisenach'S.—ln Ilmenau geht der Bau der Thüringischen Glasinstrumen ten-Fabrik von Alt, Eberhards Jäger, «in der Neuzeit entsprechender großarti ger Neubau, nunmehr seiner Bollendung entgegen. In der neuen Fabrik finden 300 Arbeiter Beschäftigung, Der frühere Professor der Geschichte an der Universität Jena, Dr. Ottokar Lorenz, srüyer in Wien, hat das Unglück ge habt. zu erblinden. Die Aerzte hegen die Hoffnung, dem einen Auge die Seh. kraft wiedergeben zu können. Da« andere wird als verloren betrachtet. Eine HauShaltungS- und Kochschule für Mädchen aus dem Arbeiterstande wird in Jena gegründet.—Durch Unvorsich tigkeit eines Jägers wurde gelegentlich einer in Liebstadt abgehaltenen Jagd Bürgermeister Taudte durch einen Schrotschuß am Kopfe verwandet. Landwirih Edwin Adler von Nieder grunstedt wurde wegen Sittlichkeit?- Verbrechens zu 18 Monaten Zuchthaus verurtheilt. —ln der Teichwol'SramS dors-Gemeindekcisse ist ein Fehlbetrag von 40,000 M. entdeckt worden. H e s s e n - D a r in st a d t. Herr Friedrich Braun auS Philadel phia hat dem Armenverein in Michel ktadt ein Kapital von 50.000 Mark überwiesen, da! unter dem Namen „Wilhelm und Florentine Braun-Stif tung" besonders verwaltet und zum Be sten der Armen in genannter Gemeinde verwendet werden soll. Im Walde zwiiche» Frankfurt und Mörfelden wurde der Bauer Johann Peter Arndt von Mörfelden ermordet und beraubt. Der Tbat dringend verdächtig ist der Schuhmacher Christian Kubmichcl aus Schierstein, welcher sich der Polizei selbst stellte und in Hast behalten wurde. 112 In Nierstein der emeritirte evangeli sche Pfarrer BuS. Als Bürgermeister l». D. Fischer von FZber-Ramstadt aus einer Ausiahrt in der Nähe des Darm städter Friedhofes vom Wagen herab steigen wollte, wurde daS Vierd scheu und raste davon. Fischer brach bei dem Stur; das Genick und war sofort todt. 5 In Pfaffen-Schwabenheini der ehemalige Bürgermeister und LaudtagT abgeordnete Jakob Diegel ll.—Der im Unterfuchungsgeiängniß zu Mainz be findliche Schuhmacher Eschbach, welcher den Feldichützen Michels in Fürfeld mittels einer Jagdflinte erschossen, hat einen Selbstmordversuch gemacht. Der selbe schlitzte sich mittels eines Blech lössels einen Theil des Unterleibes auf und riß sich die Haut in Fetzen herab in der Absicht, dadurch eine Verblutung zu veranlaffe». Die That wurde jedoch noch rechtzeitig entdeckt, fo daß eine Ge fahr'für daZ Leben des Verbrechers nicht vorhanden ist. Königreich Bayern. Ein im Schmauß'schen Gasthose in Vjecdtach ausgekommenes Schadenfeuer hat säminilicke Gebäulichkeiten des Gast hosbefitzcrS Schmauß. des Satilermei sters Bradl, des Baders Baumer, des Hutmachers Niedermair und des Ei senhändlers Schub eingeäschert. Der frühere Bürgermeister und LandtagS dingen, welcher als Vorstand verschiede ner Kassen 07,000 Mark unterschlagen hatte, wurde vom Schwurgericht zu 5 Jahren Gefängniß vernrtheilt. Der Mitangeklagte städtische Rechner Eisen wurde freigesprochen.—Pfarrer Waibel in Weilhcim, welcher erst vor wenigen Tagen das Pfarramt hier angetreten halte, wurde als Leiche in der Ammer gesunden. Er hat in einem Anfall von tiefer Schwermuth Selbstmord began zen.—Pfarrer Kneipp'fche Kurgäste in Wörishofen, wurden in diesem Jahre bis 10,140 eingeschrieben. Der pen sionirte Oberkondukteur Ludwig v. Thüngen in Würzburg, ein unverhei ratheter, in den Voer Jahren stehender Herr, hat sich erschossen. Königreich Württemberg, -j- In Schorndorf Oberamtsarzt Hof' cath Dr. Gaupp. Der Weber I. G- Roschmann in Steinheim feierte an sei nem 80. Geburtstage auch die goldene Hochzeit mit feiner zweiten Gattin. Man klagt fehr darüber, daß etwa 200 Studenten weniger in Tübingen sind als im letzten Winter; namentlich fehlen auswärtige Theologen. Man sambt es aus die dürftige Besetzung der theolo gische» Fakultät. Infolge der wie verholt sedr schwachen Beichickung der Tuchmesse in Ulm und der geringen Umsätze auf derselben hat der Gemei dcroth beschlossen, die Tuchmesse ganz aufzuheben. 112 In Ulm die bekannte Wirthin Kreß zum „Kronvrinzen" am Schlagfliß. Der verewigte König Karl war häufig ihr Gast; über dessen Tod alterirte sich die Frau so stark, daß hierin die Todesursache erblickt wird. Der Privatier Sporhann in Ulm, Vater von 7 Kindern, wurde auf dem Neu-Ulmer Festungsglacis erschösse» ausgefunden. Der seit längere Zeit Ge müthsleidende hatte schon mehrere SelbstmordSversuche gemacht. Der Zahlmeister Wrück des in Ulm garniso nirenden Dragoner-RegimentS Prinz Wilhelm (2. württ.) No. 2S ist wegen Unterschlagungen verhastet worden. Wege» Unterschlagungen im Amte wurde der frühere Gerichtsvollzieher Karl Hammer von Strümpfelbach zu 5 Monaten Gefängniß verurtheilt Kameralverwalter Baumüller in Wan gen wird feit einigen Tagen vermißt. Den Schneidermeister Jos. Oehling in Weilderstadt, welcher in feinem Laden Feuer anlegte, verurtheilte da» Schwur gericht zu zweijähriger Zuchthausstrafe. Elsaß-Lothringen. Der Äckerer Busch gen. Diemer, au» Enzheim, welcher Abends zuvor in Geispolsheim gewesen war, um den Kaufpreis für einen gekauften Hos.zu erlegen, wurde am Wege bewußtlos iu seinem Blute liegend ausgefunden. Am Aufkommen des schrecklich Zugerichteten wird gezweifelt. Allgemeiner Annahme nach liegt ein Raubmord vor. In der Seidenbandweberet der Herren de Bari, in Gebweiler wurden sämmtliche verdeiratheteii Arbeiterinnen mangels Arbeit entlassen, während welcher ge zwungenen Ferienzeit sie von den Fab rikinhabern im Tag 80 Pfennige Ent schädigung erhallen. Ein seit meh reren Wochen in immer weiteren Krei sen bekannt gewordenes Gerücht, daß der schon bewahrte AbtheilungSches des Steuer- und Auskunftsbureaus der Bürgermeisterei li, Metz. Stillger. ein becmemäßig viel mit dem Publikum verkehrender Geineindebeamter, sich zahl reicher unsittlicher Fehltritte schuldig gemacht habe, hat sich ,etzt in so gravi render Weise bestätigt, daß zunächst die Außerdienststellung Snllger'S unver meidlich wurde. Außerdem will man jetzt wissen, daß Stillger schon vor seiner Ausnahme in hiesige städtische Dienste im Jahre 1873 eine dreimonatliche Gefäng nißsiraie wegen Unterschlagung abzusit zen hatte und daß dein Bürgermeister Halm diese Thatsache bekannt war. —- Der Psarrer Simon Frey zu Wald weiSdorf hatte am 21. Juni d. I. in der Predigt gesagt, eS gebe in Wald weisdors Wirthshäuser, in denen schein bar Alles erlaubt sei. In einem der selben habe man einem bis dahin ge sunden Manne übermäßig viel Bier in den Mund gegossen und ihn so mißhan delt, daß er daran gestorben sei. Na men nannte der Pfarrer nicht, doch wußte Jedermann, daß sich dieser Vor wurf gegen die Ackerer Johann Grasf und Nikolaus Fode richtete, die sich mit dem Taglöhner Adam Michel in einer Wirthichast harmlos geneckt hatten. Acht Tage später ist dieser gestcrben, doch ist festgestellt, daß seine Erkrankung und sein Tod mit jenem Vorfall in kei ner Verbindung steht, daß Michel viel mehr das Opfer einer Lungenentzün» dung geworden ist. Grafs und Fode fühlten sich durch die Worte de» Pfar rers beleidigt und verklagten diesen beim Schöffengericht in Sierck. Al» der Befchuldigte freigesprochen worden war, legten die Kläger Berufung ein und erreichten bei der Strafkammer die Bestrafung des Pfarrers zu 50 Mark Geldbuße wegen Beleidigung. Freie Städte. Hamburg: Die große Dampfholz sägerei und Fournierfchneiderei der Firma Poetfch Sievers, am Elbteich in Rothenburgsort, ist durch Feuer zer stört worden. Den Anstrengungen der Feuerwehr gelang eS, wenigstens die großen Maschinenräume vor dem Feuer zu bewahren. In Bergedorf ist da» bekannte Hotel „Stadt Schwerin" bis auf die Mauern durch ein verheerendes Feuer eingeäschert worden. Zwei Feuerleute und ein Mitglied einer Ne gertruppe erlitten Brandwunden. In den beiden Landorten Bergedors und Curhakeu vollzieht sich gleichzeitig die Bestrebung, aus der Landgemeinde ordnung auszuscheiden und zur Stadt erhoben zu werden. In Bergedorf wurde dieser Antrag bereits mit 7 ge gen 4 Stimmen in der Sitzung der Magistrats und der BürgerichastSvertre tung zum Beschluß erhoben, während man in Cuxhasen mit dieser Frage noch in Vorbereitung ist. Bergedors zählt nach der letzten Volkszählung «957 und Cuxhasen-Ritzebüttel 4905 Einwohner. In Cuxhafen sand in dem Bau deS Fiscberhasenit eine Lokomotivkessel-Ex plosion durch Herausfliege» eines Aus waichpsrovsenS statt. Die Maschinisten Possel und Küllner, sowie der Heizer Bade wurden gänzlich verbrüht und sind in der nächsten Nacht im Hospital an den erlittenen Verletzungen gestor ben. 112 Herr Christoph Papendiek, einer der angesehensten bremischen Ge schäftsleute. Auf dem von Bremen nach Danzig mit Eokes abgegangenen Schuner „Therese" hat der als Koch an gestellte Scbollmann. ein Friese, wäh rend das Schiff auf der Außenrhede von Kopenhagen vor Anker lag, den Capitän Fritz erschlagen und die Leiche über Bord geworfen. Der Kock wurde von der Kopenhagener Polizei verhaf tet und in das dortige ge bracht. 112 Der erste Concertmeister des Bremer Orchesters, Robert Heck mann. Schweiz. In Schwamendingen brannte das große Bauernhaus des Landwirth Meier nebst Scheine nieder. Manz, der Direktor Kreditanstalt in Win gestellt worden, wegen Verwendung von Bankgeldern zu Privatspekulativiien. Verloren gehen I Millionen Aktien kapital, 5«i0,000 Fr. des Reservefond-Z Die Erregung unter der Bevölkerung ist groß. Eine große Zahl wohlhaben der Gewerbetreibender haben ihr Ver mögen verloren. Die Verbindlichkeiten der Bank werden auf 4 Millionen ge schätzt. Der Genieinderath von Rüti erläßt einen Ausruf an die Gemeinde genossen, worin er diese» dringend nahe legt, ihr Mobiliar doch ia zu versichern. Er erllärt, er würde nie die Hand bie ten zu einer Gabensainmliing zu Gun sten von Brandbeichädigten, die eS so sichern,und sich vorSchaden zu wahren Kürzlich exvlodirte in der Werkstätte des Herrn Fr. Reich, Schmiedemeister in Stäia ein Quantum Pulver (oder ähnliche Masse), das auf uuerllärliche und bisher »och nicht näher ermittelte Weise in das ArbeitSlocol gelangt war. Sämmtliche Feusterscbeiben und Ande res wurden zertrümmert. Körperlich wurde Niemand verletzt. In Rüti hat sich auf dem „Rain" eine Frau ver mittelst Schnittes in den Hals das Le ben genommen. Zerrüttetes Familien leben foll die Unglückliche zu diesem verzwenelte» Schritte gesührt haben. 112 In Wangen a. A. Alt - Nationalrath I. A. Bogel. Als Vertreter des Oberaargau? war Vogel Mitglied des NattonalratdS von 1848 bis 18«>9. Von 1863 bis 1878 war er auch Mit glied de? bernischen Großen Rathes. Unentwegt stand er jederzeit zur srei sinuigen Partei. Die Gebr. Steiner in Mallers haben die regierungSräth liche Bewilligung für den Umbau ihres EmmenwehreS erhalten. Am 10. August 189? sind 100 Jahre verflossen, seit dem ruhmvollen Heldenkampse der Schweizer - Garde in den Tuillerien zu Paris, welcher im Löwendenkmal zu Luzern seine klassische Verherrlichung gefunden hat. Der Vorstand des Quartierverein» „Hochwacht" in Luzern bat beschlossen, eine Eingabe an den Stadtralh zu richten, eS möchte nächstes Jahr eine angemessene Erinnerung»- seier veranstaliet werden. In Salve nach bei Murten ist an einem allein wohnenden Junggesellen ein Raubmord verübt worden. Weil das als Geiz hals bekannte Opfer Niemand um sich duldete, drang man erst, als das Vieh im Stall nach Futter brüllte, in die Wohnung ein, trotzdem der Mord >eden falls zwei Nächte vorher schon verübt wurde. Das Vermögen des Sonder ling« soll S 0,»00 Franc» betragen; vom Verbrecher keine Spur. Die Unter- schlagungen de» Verwalter» Meyer in KönigSfelden belaufen sich laut einer Correfpondenz der „Schweiz. Fr. Pr." aus über 40,000 Fr. Meyer soll sich auch starker Eingriffe in die Kasse des HilfsvereinS für arme Geisteskranke schuldig gemacht haben. In Scknva derloch (Lausenburg) hat ein gewisser Jakob Koller seinen blödsinnigen Sohn seit acht Jahren in einem finsteren, schmutzigen Zimmer, aus halb verfaul tem Stroh und Lumpen an einer Kette angebunden gehalten, ohne seither einen Arzt zu diesem Bejammernswerthen zuzulassen. Sogar der Gemeinderath soll Kenntniß von dieser Sache gehabt haben, ohne gegen die Bestialität einzu schreiten. Nun hat ein Polizist am rechten Ort geklagt. O e st e r r e i ch. Auf der Fahrt mit dem Expr:h;uz von Wien nach Innsbruck verunglückte kürzlich zwischen der Station Kitzbühel und Kirchberg, der Prokurist der hiesi gen FrauenthalerMessing-Fabriknieder lage, Dominikus Toldt. Die große Getrcidefirma B. Nagel und Sohn in Wien hat letzter Tage um ein Morato rium nachgesucht. Die Passiven betra gen 150,000 fl. 112 Von bekannteren Persönlichkeiten: Bürgerschuldire'tor und Gemeinderath BobieS an einem Herzschlage, Privatier I. H. Mauthner, RechuungSosficial im Kriegsministerium Josef Berndt, Schatzmeister und Haus besitzer Josef Polzer, Akademischer Maler Meinrad Locher, Franz Ritter v. Sulima-Deym», Generalmajor i. P. Karl Pohanka v. Kulmsieg, Präsident desObersten MilitärgerichtShofeSFFM. Döpfner, Folge Gehirnschlages, Docent an der Pacelt'schen Handels schule Karl Seyfried und die Kauf mannswittwe Frau Wilhelmine Zeel.— In Etzelsdorf lebt ein« ca. 30jährige Frau, welche bei einer Körperlänge von 172 Centimeteru geflochtene Haarzöpfe in der Länge von 175 Centimetern besitzt. Iu Gloggnitz seierte der als Arzt wie als Flötist bestbekannte Herr Mathi»s Kreitenitfch fein vierzigjähri ges Jubiläum als Arzt. Der dem Strafhausbewachungs - Detachement in Lausen zugetheilte Feldwebel Paul Herrmann hatte kürzlich dienstlicher Un terlassung wegen eine Strafe erhalten, worauf er in seinem Zimmer aus dem Dienstgewehre einen Schuß gegen sich abfeuerte, der seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Jn Neunkirchen hat die Einweihung deS von der Murktge meinde mit einem Kostenaufwand von über 100,000 sl. erbauten Raihhauses stattgefunden. —ln ein Delikatessenge schäft in Berlin trat kürzlich eine ele gant gekleidet Dame, während die Ver käuser mit den Kunden beschäftigt wa ren. Die Dame kauft einige Kleinig keiten, der Kommis, der sie bedient, zieht seinen Kassenbloc a»S der Tasche, Notirt die verkauften Sachen mit den bezüglichen Preisen, zieht die Summe knd überreicht mit ironischem Lächeln den Zettel der seinen Kundin: „Das ist ja ein Irrthum, mein Herr," bemerkt, nachdem sie den Zettel geprüft, die Dame, „hier sind ja 2 Mark zu viel, fo viel macht es doch nicht." O doch, meine Gnädige," entgegnet der Verkäu fer, „Sie vergessen die Wurst, die Sie selbst vom Ladentisch genommen haben." Die Dame wird purporroth, stottert verlege.« die Entschuldigung, daß sie ganz daran vergessen, betont aber schließlich, daß auf dem Zettel, der an der Wurst befestigt ist, der Verkaufs preis nur mit 1 M. angegeben fei. „DaS stimmt, meine Gnädige," ant wortet mit seinem boshaften Lächeln der Kommis, „der Preis verdoppelt sich aber sür solche Kunden, welche die Waa ren selbst einstecken." Die feine Kun din zahlte nun und verschwand. Des Räthsels Lösung: Jedes auf dem La dentisch ausgelegte Stück Waare ruht dort auf einem kleinen Knopf, der, so bald das betreffende Stück abgenommen wird, emporschnellt und ein leises An läuten erzeugt, welches die Verkäufer ausmerksanl macht. Diese Controle ist eine sehr wirksame, denn der betreffende Delikateßhändler hat durch diese elektri sche Falle schon an einem einzigen Tage nicht weniger als sechs Langfinger ab gefaßt, die sich heimlich an den ver lockend ausgelegten Waare» vergriffen hallen. Paul Hunsalvy, der un garische Gelehrte, ist gestorben. Hun falvv, welcher 1810 im Zipfer Komitat als Sohn eines armen Bauern geboren war, hatte den ersten Unterricht aus der Bvlkssctmle erdalten, sand dann um fei nes Fleißes und seiner Begabung willen Förderer und wandte sich den Rechts wissenschaften zu. Nach dem Freiheits kampfe siedelte er sich in Budapest an und fortab war sein ganzes Wirken der Literatur gewidmet. In den literari schen und gelehrten Zeitschriften ver össentlichte er zahlreiche Aussätze und 1854 gab er einen Band Ueberjetzungen aus Plato heraus. Indessen, um d«ese Zeit hatie er sich bereits der verglei chenden Sprachwissenschaft zugewendet, und er wies auf d ejem Gebie:e fchon binnen einem Jahrzehnt solche Ersolge auf, die nicht nur seinen Namen im gan zen Lande bekannt, sondern ihn auch zum allgemein anerkannten Führer einer wissenschaftlichen Schult machten. DieKaiserinvonChini. hat kürzlich eine eigene Seidenweberei gegründet, um der chinesischen Seiden fabrikation einen neuen Aufschwung zu geben. Einer ihrer Beweggründe war, für die vielen Millionen Mädchen und Frauen, welche heutigen Tages keine Beschäftigung finden können, außer Sticken und Hausarbeit, Arbeit zu schassen. Die Kaiserin hat die nöthigen Webstühle, geschickte Seideuweber und Frauen, die sich aus die Seidenwurm zucht verstehen, von der kaiserlichen Seidensabrik in Hang-Lhow nach Pe king kommen lassen. Die Fabrik wird in den Palastanlagen erbaut werden. Die Kaiserin darf nach chinesischem Brauche den Palast nicht verlassen, will aber ihre neu« Schöpfung stets unter Augen behalten. Die österreichischen Ge richte werden nächsten» über einen in teressanten Streitsall zu entscheiden ha ben. Vor einigen Tagen erschien, wie das „Extrablatt" mittheilt, in der Kanzler eines Wiener sehr bekannten Advokaten eine Dame, deren Wirken in jene Zeit der Wiener Theatergeschichte fällt, da die französische Oper dießühne beherrschte. Die Sängerin versügte über eine reizende Erscheinung, eine hübsch: Stimme und ein sehr lebendiges Spiel. In dem Momente, wo eS ihr gelungen war, auf der Künstlerleiter einige Sprossen zu erklimmen, machte sie die Bekanntschaft eines Fürsten, und die Liebe zu dem Manne mit dem rit terlichen Wesen drängte den Ehrgeiz und die Sehnsucht nach Bühnenruhm in den Hintergrund. Der Cavalier soll der Sängerin ein Heirathsversprechen gemacht haben, welches sie bewog, dem Thealer Adieu zu sagen und mit dem Fürsten große Ncisen durch sast alle Länder der Erde zu unternehmen. Nach mehreren Jahren trübten Wolken den Liebeshimmel, und nun hat die Prosa die Poesie vollends verdrängt. Da es nach österreichischen Gesetzen nicht möglich ist, auf Erfüllung eines Ehe- Versprechens zu klagen, so hat die Sän gerin einen anderen Weg betreten, um den Fürsten, der später Herrenhausmit glied geworden ist, an die ideale, längst vergangene Zeit zu erinnern, da täglich mehrere vier Seiten lange Briese ge wechselt wurden. Die Dame hat diese Liebesbriese sorgfältig aufbewahrt und mit ihnen einen großen Koffer gefüllt. Unter den Schriftstücken befindet sich nun ein Document, bestimmt, in dem angestrengten Processe als Beweis urkunde citirt zu werden. Der Cava lier hat nämlich zur Zeit, als die Ope retten-Sängerin von Director Jauner für eine Anzahl Jahre engagirt werden sollte, durchgesetzt, daß der Bertrag ge löst wurde, und hat dafür der Künstle rin eine Summe von hunderttausend Gulden in einer angeblich rechtSgiltigeu Form versprochen. Diesen Betrag ist nun die Sängerin entschlossen, aus dem Klagewege eiuzusordern. Im Wiener „Deutschen Volkstheater" erschien jüngst ein jun ger, elegant gekleideter Mann, welcher aus einem Sitze im 2. Rang Platz nahm. Während der Ausführung be merkten die Nebensitzeudeu an dem eigenartigen Benehmeit des jungen „Herrn", an der Formenfülle und ins besondere an dem Umstände, daß daS Schnurrvärtcheu die fatale Neigung zeigte, von der Oberlippe des auffallen den bleichen, schönen Gesichtes hinabzu rutschen, daß in Jaquet und Beinklei dern kein Repräsentant deS stärkeren Geschlechtes stecken dürste. Der Thea tergast benahm sich in höchst auffälliger Weise, fixirte „schneidig" eine in der Nähe sitzende Dame von außerordent licher Schönheit und gab sich alle Mühe, das zu scheinen, was er im Grunde aber nicht war. Man kicherte und zi schelte in der Umgebung der verkleideten Frau, machte Glossen und es entstand in Folge dessen eine Unruhe, sodaß sich der Billeteur veranlaßt sah, den im Theater anwesenden Polizeicommissar aus den seltsamen Besucher aufmerkfam zu machen. Zwischen dem ersten und zweiten Acte nahm ein Polizeiorgan die Verhaftung des „Herrn" vor; im Jn spectionszimmer wurde daS durchsichtige Jncognito aufgegeben und die Dame gab an, die Gattin eines in Wien fehr angesehenen Kaufmannes zu sein. Gründe der Eisersucht hätten sie be stimmt, der Dame, mit der sie ihren Gemahl verdächtigt, ein Rendezvous im Theater zu geben und zu diesem Zwecke habe sie auch Herreukleider angelegt. Nach Feststellung der Thatsachen wurde die Dame entlassen, doch dürfte die An gelegenheit noch ein Nachspiel vor dem dichter haben. Ein interessanter Fall von Kindesunterschiebung beschäftigte jüngst die Würzburger Strafkammer. Einer dortigen HilfsconvucteurSfrau bereitete die Kinderlosigkeit ihrer fünf jährigen Ehe großen Kuminer, um so mehr, als ihr Man» diesen Kummer theilte. Um dem abzuhelfen, holte sie sich, nach allerlei täuschenden Vorberei tungen, in der königlichen Entbindungs anstalt ein neugeborenes Mägdelein, daS Kind einer armen Dienstiiiagd. Dann fingirte sie zu Hause eine Geburt und präsentirte der erstaunten Hebamme und dem Gemahl ihr Erstgeborenes, dessen Eintragung i» das Personen standsregister ver Täuschung entspre chend erfolgte. Lange Zeit kam die Sache nicht aus. Erst als die rechte Kinvesmntter geheirathet hatte und Sehnsucht nach ihrem Kinde bekam, ent deckte man die Täuschung. Der unechte Papa hatte aber das Mädchen inzwi schen so lieb gewonnen, daß er es nun mehr adoptirte. Die Straskammer erkannte gegen die Frau aus einen Tag Gesäiigiliß, da-Z geringste Strafmaß. In der Londoner Zeit schrift „Brokman" wird gegenwärtig die Frage erörtert, ob Schriftsteller Titel und Orde» annehmen sollen. Der bekannte Romanschriststeller Walter Be sant ist dafür. Ebenso Prosessor Max Müller in Oxsord. Der Letztere mekltt, es sei eine Schande, wenn der Souve rän nicht auch literarische und wissen schaftliche Bervienste anerkenne, wäh rend alle sonstigen Verdienste Anerken nnng fänden. Der Orden pour Is msrits der Friedensklasse sei die be gehrteste Auszeichnung in Deutschland. Macaulay nannte sie seine höchste Aus zeichnung und Carlyle nahm den Orden an, nachdem er daS Großkreuz des Bath Ordens abgelehnt hatte. Pro sessor Max Müller meint, etwas der gleichen sollte auch in England versucht werden. Wir glauben kaum, daß der gelehrte Orientalist auf dein rechten Wege gewesen, als er den Engländern die deutschen Verhältnisse als muster giltig für die Behandlung der Frage hingestellt hat. Einmilder Winter. Schul inspector: „Kannst Du mir eine» mil dcn Winter nennen?" „Schüler: „Ja, 1878, da war unser Lehrer Wochen -rank.- Stolze »edtvivu». Au» Reichenweier läßt sich die „Straß burger Post" eine lustige Geschichte be richlen, welche uns die tröstliche Zuver sicht gewährt, daß das Gute nicht untergeht. Ein Gastwirth, so erzählt der Correspondent aus den Neichslau deu, hatte Wein eingekauft und fuhr mit schwer beladenem Wagen feiner Heimath zu. Sein Weg führte ihn durch mehrere der reizenden Ortschaf» ten, die am Fuße des altberühmtc» Burgaus wie in einem Garten ausge streut liegen, und wohl eingedenk des wichtigen TrinkgeboteS, saß er bald im ersten Orle, durch den er kam, inmitten einer sröhlichen Tafelrunde. Eine Flasche des „süffigen Federweißen ivlgte der anderen und von allen Sei» ten wurde recht wacker dem köstlichen Naß zugesprochen. Besonders ließ sich auch der wohlbestallte Nachtwächter deS Ortes den „billigen Göttertrank", den unser Wirth zum Besten gab, recht herrlich munden, so daß er bald in hei terster Stimmung war. Aber nur zu bald kam die Zeit heran, welche den Wächter der Nacht aus dem Kreise der munteren Zecher abrief. Kaum trat er aber an die frische Luft, als sich auch fchon der Kobold, der im diesjährigen Neuen haust, bemerklich machte. Wäh rend er sich in der warmen Gaststube noch verhältnißmäßig gesittet betrug, fing er aber im Freien zu rumoren an, so daß der gute Nachtwächter kaum Herr seiner Glieder blieb. Der vor der Thür haltende Wagen unseres Wirthes bot ihm eine willkom mene Stütze, und wohl um etwas aus zuruheu und neue Kräfte sür den schwe ren Rundgang zu sammeln, setzte er sich zwischen zwei Fässer des Wagens, der ihm einen bequemen Sitz bot. Aber das Unglück schreitet schnell; bald schlief er ruhig «in. Durch dcn Weg gang deS Nachlwäckters wurde auch s-r Wirlh zum Ausbruch gemahnt, und, nicht ahnend, welch' kostbare Last es mir sich führte, trabte das Pferd mit dem Wagen munter zum Thore hinaus. Bekanntlich hat man aber nie einen größeren Durst, als wenn man den Tag über viel getrunken hat, und so kam es, daß unser Wirth auch im näch sten Städtchen wieder hinter einem Schoppen saß. Kaum hatte sich aber die Thür der Wirthschaft hinter ihm geschlossen, als der Nachtwächter, der sich au das Rasseln und Schaukeln des Wagens gewöhnt hatte, durch die plötz lich eingetretene Ruhe und Stille aus seinem süßen Schlummer jäh aufwachte. Während er sich schlaftrunken die Augen wischte, siel ihm plötzlich siedend heiß ein, daß er die Stunde noch nicht aus gerufen habe. Im Nu war er anf den Beinen und laut und kräftig tönte fein Spruch in der heimathlichen alemanni schen Mundart durch die finstere Nacht? Loset, was i euch will sage! Die Glock het Elfi g'schlage, Lobet Gott den Herrn! Da kam er aber schön an! Auch in diesem Dorfe herrschte noch die alte, löbliche Sitte, daß der Nachtwächter durch seinen Ruf die nächtlichen Ruhe störer und Diebe auf sein Kommen auf merksam machte, damit sie sich ja noch rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Kaum war der wohlgemeinte Wunsch in der ruhigen Nacht verhallt, als unser Nachtwächter auch schon durch eine kräf tige Faust am Kragen gefaßt wurde. Eine vor ihm stehende, in einen langen Mantel gehüllte Gestalt schrie ihn derb an. In der Meinung aber, irgend ein Taugenichts wolle ihn, wie schon so oft, zum Besten haben, faßte auch Freund feinen Angreifer tüchtig an, >a er drohte ihm sogar mit einem Proto koll. Nun entwickelte sich ein Kampf. .Zu Hilse!" schrie der Eine, der gewahr wurde, daß einzelne Gestalten im pri mitivsten Nochtgewande sich an den um liegenden Fenstern zeigten. „Im Na men deS Gesetzes, brinzt Licht herbei!" brüllte der andere, der eben von seinem Gegner einen gut gezielten Stoß unter die Nase erhalten hatte. Durch das Geschrei und den Lärm aufmerksam ge macht, eilten die Gäste der anliegenden Schankwirthschaft anf die Straße hin aus. Groß war aber das Erstaunen Aller, als der Kampfplatz mit der Wa» genlaterne erleuchtet wurde und die beiden Wächter der Nacht wie zwei ge reizte Hähne sich gegenüber standen. Jetzt erst klärte sich das Mißverständnis unter allgemeiner Heiterkeit der Zu schauer auf, „Ja. ja, der Neue!" Mit diesem Ausrus schließt die Geschichte ab, welche, im Gegensatz zum Wein, uralt ist. Wer sie im Originaltext lesen will, der schlage in Stolpes nachgelassenen Hu moresken die von den beiden Nachtwäch tern aus und er wird finden, daß der Franksurter Dichter weit mehr Humor besaß, als sein Bearbeiter aus Reichen? weier. Wie die Berliner Jung» fernbrücke zu ihrem Namen gekommen ist, davon wird im „Bär" folgende Ge schichte erzählt: Als Berlin den um ihres Glaubens willen vertriebenen resormirten Franzosen gastlich seine. Thore öffnete, wurden vielen von ihnen, namentlich den Kunsthandwerkern, große Buden an der Friedrichsgracht als Verkaufsstätten überwiesen. Einer die ser Franzosen, Namens Blanche», warb sich bald eine gewisse Berühmt heit; er war im Besitze von neun un verheiratheten Töchtern, die ebenso durch die Kunstfertigkeit ihrer Hände, wie durch ihre spitzen Zungen bekannt waren. ,Und wünschte Jemand eine Neuigkeit. Entstellt durch Bosheit und durch Tücke, So hieß es in Berlin gleich weit und breit: Geht zu den Jungfern an der Brücke!— Ob jene Jungsern später sich ver- wählt? — Die Chronik hat hier eine Lücke Doch glaub' ich' S.nicht, denn sie er» Zählt: Bon ihnen kommt die Jungsernbrücke.. 7
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