Sergius Dänin. >«man von George» Ohne t, IS. Fortsetzung.) Nach einer kleinen Pause suhr «r bann sort: „Dann kommt der rauh«, trüb« Herbst, die Illusionen fliehen, wie die Schivklbe im nnd wir werden mit Schrecken gewahr, daß es nur der Traum eines TageS war, was wir sür «wige Glückseligkeit hielten. Vergeben Si« mir pieie Worte der Enttäuschung." fügte Sergius hinzu, als er sah. daß sich Je»»»« pietzlich erhob, „aber eS ist un ser Schicksal, das >ctzt entschieden wird; wir dürscu nur noch der Veriuinst G«> hör geben." „Ich aber flehe Sie an, nur auf Jh» Herz zu hören!" rics Fräulein von Cer »ay und crgriss des Fürsten Hände, di« sie zitternd in die ihrige» preßte. „Er innern Sie sich, daß S« mich liebten; sagen Sie, daß Sie mich noch immer lieben!" Jeanne näherte sich dem Fürsten, ihr gehendes Antlitz berührte sast da» seMigc. Ihre in Fieberhitze brennen den Auge» flehten leidenschaftlich um «inen Blick der Liebe. Sie war jetzt vo» einer so hinreißenden Schön heit, daß Panin, der sich doch so gut zu beherrsche» verstand, einen Moment den Kops verkor. Seine Arme um schlangen die Schultern der anbetungs würdigen Bittstellerin und seine Lippen versenkten sich in die dunkle Füll« ihres Haares. und drückte den Geliebten inbrünstig an ihr Herz. Der Fürst war jedoch ebenso schnell abgekühlt, wie er sich von einem unwi derstehlichen Rausch hatt« übermannen lasten. Er wehrte Jeanne sanst von sich ab. „Sehen Sie," sagte er lächelnd, „wie unvernünstig wir beide sind und mit welchem Leichtsinn wir eine »ich! wieder gutzumachende Thorheit begehe» könn ten, obscho» eS unsere Mittel nicht er lauben. " „Barmherzigkeit! Stoßen Sie mich nicht von sich!" rief Jeanne verzweifelt. „Si« lieben mich, ich fühle es au allem! Sie wollen mich nur deshalb verlassen, weil Sie arm sind und ich nicht reich bin. Ist denn jemals ein Mann arm, der zwei gesunde Hände hat? Arbeiten Sie!" Diese Worte hatt« J«ann« mit wun derbarer Energie gesprochen. Man fühlte darin die leidenschaftliche Kraft, welche jedes Hinderniß bewältigt. Ser gius war erschüttert. Zum zweiten Mal fühlte er sich durch dieses seltsame Mäd chen bis in'S Innerste der Seele getrof fen. ES wurde ihm klar, daß er ihr nicht die geringste Illusion lasse» dürse, daß er die Gluth, welche sie verzehrte, mit Eis dämpfe» müsse. „Theure Jeanne," sagte er mit liebe voller Sanstmuth, „Sie reden ganz unvernünstig. Merken Sie sich folgen des ganz genau: Für den Fürsten Pani» gibt es »ur drei gesellschaftliche Stellun gen: Er muß entweder reich oder Soldat oder Priester sein. Ich habe die Wahl, entscheiden Sie!" Zinn empörte sich daS Bewußtsein ihrer Würde und sie sagte: „Gut also, Heirathen Sie sie." » da derjenige, welcher andern Respekt einflößen will, stark sein muß, so mag s drum lch werde Einstig so und wehe dem, der mir in de» Weg kommt! Nicht wahr, dies ift die Moral unseres Jahrhunderts?" Ei» nervöses Lachen durchschüttelte sie. „Wie ich doch einfältig war ! Wohlan, Fürst, Sie habe» mich gewitzigt, ich danke für die Lektion, sie war allerdings Der Fürst, durch die plötzliche Wen dung verblüfft, vernahm Jeannes Worte mit Staunen; er begriff sie noch nicht recht. „WaS wollen Sie thun?" fragteer. Jeanne blickte ihn mit «inem sanati schen Ausdruck an, ihre Augen funkel te» wie Sterne und ihre weißen Zähn« glänzt«» zwischen den geöffneten Lippen. „Ich will", sagte st«, „die ersten Grundlage» zu meiner Macht legen und, Ihren Rath befolgen, einen Millionär heirathen." Sie lief an's Fenstcr, beugte stch in den dunklen Garten hinaus und ri«f: „Herr Eayrol!" Sergius betroffen und von plötzlicher Eifersucht ergriffen, eilte ihr nach, als ob er st« zu-ückruseii wollte, und rief, „Nun, was giebt'S?" erwiderte da» junge Mädchen mit grausamem Hohn; .sind Sie bestürzt, daß Sie Ihren Pro lind da Sergius stumm blieb, fügte sie hinzu: „Wohlan, ermannen Siesich; Sie habe» einen schönen Ehrensold ver dient. Micheline» Mitgift entschädigt Sie vollauf für di« gehabte Mühe!" Man hörte Eayrol» eilige Schritt«, der die Stiege heraufkam. „Sie waren so gütig, mich zu rusen, «nein Fräulein?" sagte er, auf der Schwelle des Salons stehen bleibend. „Bin ich endlich so glücklich, Gnade vor Ihren Augen gesunden zu haben?" „Hier ist meine Hand." antwortet, Fräulein von Cernay einfach, indem sie Eayrol ihre weißen, schmalen Finger hinstreckte, die dieser mit Küssen bedeckte. Frau DeSvarenne», die dein Bankier pekolgt war, sti«ß «in«n Freudenschrei „Eayrol," sagte si«, „Si« soll«n Jeanne nicht bloß um ihre schönen Augen willen heirathen, ich gebe ihr eine Mit gif» " Michelin« warf sich ihrer Gespielin um den Hals und dann folgte ein allge meines Glückwünsche». Jeanne aber führte Eayrol bei Seite und sprach zu ihm mit ernster Stimm«: „Ich will ehr lich gegen Sie sei», mein Herr, ich gtbe Jbren Bewerbungen »ach. Sie müssen aber wissen, daß sich meine Gefühle nicht jo plötzlich ändern könne». Nur Ihnen gänzlich." Die Prinzipalin blickte den Fürsten ernst an und erwiderte ihm mit eigen thümlicher Betonung: „Gut, ich nehme «S an; Sie gehören von heute an mir." tet: .Deine Zechinen sür ein Psund meines Fleisches'. Frau DeSvarenneS liebt ihre Tochter mit einer noch sürch terlicheren Zärtlichkeil, als Shylock sein Gold. Der Fürst wird gut thun, bei Verfall pünktlich zu sei» und die ver sprochene Schuld sür sein Glück pflicht schuldigst abzutr»gen." Achtes Kapitel. An dem Tage, der auf diesen denk würdigen Abend folgte, reiste Pierre nach Algier ab. ohne den Bitten der Frau DeSvarenneS, die ihn in ihrer Nähe behalten wollte, nachzugeben. Er wollte feine dort beenden und versprach, zur Hochzeit zurückzukehren. Fest entschlossen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, war er bereit, den bitteren Kelch bis zur Hefe zu leeren. Um ihn einigermaßen zu entschädigen, der Mühle von Jo»y übertragen und ihm damit einen beträchtlichen Antheil am Gewinn zusichern. nicht mein Sohn, so doch wcnigsteiuj mein GeschästStheilhab«? sein. Und wenn ich dir »ach meinem Tode nicht mein ganzes Vermögen hinterlasse, so kann ich dich doch bereichern, während ich noch lebe." erlangen, den» eS waren dort, um eine günstige Ausbeute zu erzielen, sehr in teressante. wissenschaftliche Probleme zu lösen. Er hatte die Absicht, sich kops- I» der Straße St. Dominique wur den mit große», Eifer Vorkehrungen zur Hochzeit getrosten. Sowohl der Fürst, Bersle an um die Vorbereitungen zu diesem schönen Tag zu beschleunigen; der eine, weil er dadurch die Ersüllung die Verwandlung ihres Kinde» mit höch stem Erstaunen. Diese lässige Micheline, welche, ans Seidenkissen ruhend, das weichlich« L«b«n «iner OdaliSk« geführt, hatte sich in «in« beweglich« und ausgeregte Verliebte mit flam menden Augen und verlangenden Lippen verwandelt. Eine unbegrenzt« Li«b«S> s«hnsucht schien von ihr auSzustrahl«». Wi« jene Blume, d«r«n Knospe «in Sonnenstrahl össnet und ihr Dust v«r> l«iht, so hatte sich Michclin« unt«r S«r gius' Blick«» b«l«bt und verschönt. Eayrol dagegen lebte im Zustande der Verzückung, wie ein Italiener, der vor feiner Madonna kniet. Noch ni« war «r so zufrieden gewef«n wie jetzt. Ein« große Aufregung hatt« sich f«iner be mächtigt, «r war unter der Last feiner Glückseligkeit gebeugt. Bisher hatte er bereichern, und erst jetzt sing er an, auch sür sein Glück zu sorge». Alle», wa« er that, machte ihm Freude. Er war iwch >M! blastrt und konnte stch, wenn er die Wohnung ausstattet«, die er mit Jeaiine theilen sollte, wie ein Kind freuen. Seiner Meinung nach war nichts zu schön noch zu thtuer sür diesen Tempel der Göttin, wi« «r sich mit ein«m sein ganzes Gesicht verklärenden Lächeln ausdrückte. Und wenn er dann diese» zukünftige Nest seiner Liebe ermähnt«, sagte er mit einem wonnigen Schauer: „Reizend! Ein wahre», kleine» Para dies. " Dann kam aber der Bankier wieder zum Vorschein und er fügte hinzu: „Aber ich weiß, was «S mich hostet!" Sein Geld reute ihn jedoch nicht! Er wußte, daß er davon ein- Dieses Vcrsteckspiel gefiel Sergius mäßig bei Frau DcSoartiines. Der Fürst mochte sich in sei» leises Ge spräch mit Micheline »och so sehr daß Sie meine Tochter nur deshalb hei ralhen, um Ihre Schulden bezahlen zu könne»." .Madam«!.... - „Setzen Sie sich, mein Nebe» Kind," unterbrach ihn ditPriiizipalin; „wenn ich Ihnen diese Geschichten erzähle, so ge schieht es deshalb, weil ich Beweis« habe, daß sie nicht wahr sind. And«rnsall» mit wäre alles vorbei gewesen. Daß Sie kein Engel sind, ist selbstverständ lich; aber die kleinen Siinden, welche Sie begangen haben, sind solche, die man einem Sohn verzeiht und die, wenn sen Müttern ein Lächeln ablocken. „Sie sind Fürst, Sie sind ein schöner Mann, man hat Sie geliebt; und daS.'« «In Junggeselle waren, so ist da« Ihr» Sache. Aber nach Ablauf von «tw« z«hn Tagen werden Sie der Gatt« mein«» Ich habe Sie daher erwartet, um mit Ihnen über Ihre Frau, über Sie selbst und über mich zu sprechen." Die Prinzipal!» lächelte. ~OH, daß Sie eine vergoldet« Zunge „Ich erblicke darin nur «in« wahl berechtigte Vorsorge. Ich finde sogar, daß Sie, indem Sie mir Ihre Zusage „Hat Sie da» günstig für mich ge stimmt? Nun, desto besser. Denn Sie wissen, ich hänge von meiner Tochter ad esse, daß ich Ihr Vertrauen besitze." Frau DeSvarenneS Stimme zittert, ein wenig, als sie diese Worte mit scherzender Gulmüthigkeit sprach. Si« Diesmal klärte llch daS Gesicht der „Im Ernst", fuhr Sergius sort, „noch bevor ich wußte, daß ich Ihr Schwieger sohn weiden würde, hielt ich.Sie sür „Wenn dies Ihre Ansicht ist, so wer „Bei mir!" „Aber ist denn da? nicht selbstver ständlich?" entgegnete Sergius lebhaft; Wohnung sür mich und meine Frau zu suchen. Hätten Sie eS mir nicht ange boten. bei Ihnen zu wohnen, so hätte ich Sie darum gebeten." ganz betroffen wurde. Erst jetzt, aii» diesem Erblassen, aus diesem plötzlichen Erzittern, aul dieser veränderten Stimm« ging ihm das groß« Uebermaß von ZSrt- lichk«it dieser Mutt«r für ihr« Tochte» auf. „Ich kann b«i dieser Anordnung ja nur gewinnen," fuhr er fort; „mein« Frau wird glücklich sein, Si« nicht ?«r -lass«n zu müssen, und Si« werden mir Dank wissen, daß ich Ihnen Michelin« nicht entführe. Sie beide werden mich desto mehr lieben und da» lst Alle», wa» ich wünsche." „Oh, wie gut ist da», wa» Sie da sagen," erwiderte Frau DeSvarenneS. „und wie bin ich Ihnen dankbar! Ich fürchtete, Sie würden Unabhängigkei!»- g«lüst« haben." „Ich würde glücklich gewesen sein, sie Ihnen zu opiern; aber ich habe nicht einmal di«S Verdienst." Alle», was Sergius gesprochen hatte, war so ausrichtig, so klar und mit einer viel UnzukömmlicheS. Auch mir liegt daran, daß sie in Ihrer Wohnung ganz und gar sür sich sein sollen; ich weiß, daß «in altes Gesicht, wie das ineinige, Lie dann zu euch kommen, wenn ihr mich einladet. Aber ich weiß, daß ich selbst im äußerst«« Winkel meiner Wohnung bei meiner Tochter bin, daß ich die gleiche Luft mit ihr athme. Ich werd« si« g«hen und kommen, singen und lachen Sie ist glücklich!' DaS ist alles, wa» ich verlangt, einen kleinen Winkel, wo ich ihr Leben mitansehen kann. " Sergius «rgriff mit Innigkeit ihre Hand und sagte: „Fürchten Sie nichts; Ihre Tochter wird sie nie verlassen." Frau DeSvarenne», unsähig di« Fr«u d«, welche sie übermannte, zurückzukäm men, öffnete ihre Arme und Sergiu» warf sich mit dem Ungestüm eine» wah re» Sohnes an ihrer Brust. „Wissen Sie auch, daß ich Sie ver göttern werde," rief sie und zeigte Panin ein vor Befriedigung strahlendes Antlitz. „Das hoffe ich!" erwiderte der jung« Mann lebhaft. Frau DeSvarenne» ward nachdenklich: „Was doch da« Leben für ein sonder' bareS Ding ist!" begann sie wieder. setzte ihnen «inen hartnäckigen Wider stand entgegen, und jetzt betragen Sie sich gegen mich so, daß ich Gewissensbisse sühle. Oh, nun begreise ich es, daß man Sie für einen gefährliche» Menschen hält, wenn es Ihnen gelingt, daS Herz anderer Frauen ebenso gut zu zwungen haben." Sie blickte Panin fest an, dann rief st« mit ihrer lauten und hellen Com« mandostimme, der aber eine Nuance von Heiterkeit beigemischt war: „Jetzt ober höre» Sie: ich hoffe, daß Ihr« Versüh. rungSkünste künstig ausschließlich für meine Tochter refervirt bleibe». Keine Schaffen Sie meiner Micheline ein« gute, ruhige Eristenz, ganz ohne Wol ken, nur blau, beständig blau!" würden Ihre guten Freunde, die Sj« so sehr bekrittelten, als Sie mir Fräulein MichelineS Hand bewilligten, sich zu sehr Da trat Micheline ein; sie war un ruhig. daß daS Gespräch zwischen ihrer Mutter und dem Bräutigam sich so in die Länge zog. Nun «rblickte sie Ser gius und Frau DtSvarenneZ Hand in Hand Sie stieß einen Freudenschrei aus, sl?g ihrer Mutter an den HalS und „Nun, ihr seid also einig?' sagte st« und nickte Sergius freundlich zu. „Er war reizend," flüsterte Frau DeSvartnneS ihrer in'» Ohr. blick, seitdem d« Braut bist. Aber ich gestehe, daß ich nichts bereue." Dann suhr sie laut sort: „Morgen fahren wir nach Eernay. wo di« Hochzti« statlsindit; d«nn hier müsst» die Handwerker «inzi«- h«n, um sür euch alles in Stand zu setzen. Die Hochzeit wird übrigens auf dem Lande glänzender sein als in der Stadt; wir haben dort alle Fabrik»«- beiter zu unsrer Verfügung. Der Park wird für die Landl«ut« geöffnet, «S soll «in wahres Fest werden. . . d«nn wir sind dort aus dem Lande di« Herrschaft, " süg« sie ein weniAitolz hinzu. „Du hast recht, Mama, so wird'S besser s«in!" ritf Micheline; dann nahm sie Sergius bei der und sagte zu sich in den Garten. Inmitten der duf tenden Gebüsche, das junge Mädchen mit ihrem Geliebten Arm in Arm, ihn mit Blicken betrachtend, wSH- r«nd s«in« «inschm«ichel»de Stimm« thi die hundert Mal gehörten Wort« «i«d«», holt«, welche stets mit dem gleichen En» zücken angehört wurden, nahmen sie ihr« gange wieder auf. Neunte» Kapi!«l. Da» Schloß E«rnaq Ist «in weitläufi ge». schone« Gebäude auS das Z«it König man über eine steinerne Brück«, di» einen mit fließendem Wasser gefüllten Graben überspannt, welcher di« vie» den vi«r Ecken di«s«S Erdwalls er heben sich breitsenstrige steinern» PivillonS mit versitzt«» Ziegelsteinen, deren st«ile Dächer von eigenartig ragt sind. Umgebt» von schönen Baum gruppen. erhebt sich in der Mit!« auf einim Unt«rbau auS röthlichem Jura' Granit da« Schloß, zu dessen Erdge schoß «ine prachtvolle Treppe mit dop pelter Wendung sührt. Ein gewaltige» Vorsaal, der Bch in Form ein«r Hallt b>» zum Dach« dcs Schlosses erhebt und durch ein große» Fenster mit alt«rthüm lich«n GlaSmalkreien erhellt wird, em pfängt den Besucher. Im Hinter grund« dieser Hall« sieht man die lan porragt. Diese Gallerie bildet einen Balkon, der in der Höhe des ersten Stockwerk» die ganze Halle umgibt. In den vier Ecken erheben sich auf schwer bepanzerten Schlachtrossen behelmt« Ritter in Stahlrüstung, die Faust mit der Lanze bewaffnet. GlaSschränk» mit kostbaren Kuiistgegenständen und Bücherschränke, welche die neu,sten Werk« enthalten, stehen an den Wänden. Ein Treppenhaus der großen Stieg«. Di« breiten Thüröffnungen, durch welche man in die EmpsangSzi»im«r gelangt, und di« großen Tr«pp«n sind mit enorm«n Tcppichen bthängt, welche au« dem fünf zehnten Jahrhundert stammen und mit Abbildungen von Jagden geschmückt sind. Diese wundervollen Thürvor hänge sind auf italienische Art, durch lange, mit Goldfäden durchflochtene Seidenschnür« emporgehalten. Dicke zum Knöchel versinkt, dämpfen das Geräusch dtr Schritte. Breite mit orientalischen Stoffen bedeckte Diva»« sich ein prachtvoller Renaissance-Spiegel in Bronzerahmen mit Silberschmelz be findet, auf dem eine Sarabande sratzen» dem Haar abgebildet ist. Um den Herd dieses Kamin«, unter dessen Mantel sech» Personen bequem Platz finden, stehen Salon möblirteS Gewächshaus, welches der Herrin de« Hause» zum Ruheplatz dient. Den rechten Flüg«l de» Schlosse» nehmen Speisesall, Jagd, faal und Rauchzimmer ein. Der Jagd ung; vier GlaSschränk« voll von Kalibers ziehen die Blicke d«r K«n> »er Es sind hier die voll kommensten Waffen welche Frankreich und England h«rvorbring«n, v«r- Wolisellen überzogen. In der Mitt« d«» Saal» liegt auf d«» Di«l« «in kolossal«?, aus vier Bären fellen zusammengesetzter Teppich; die Wänden hängen vier bewerkenSwerthe Parforc«-J<ttdsti>ck« von Princeteau tn Goldrahmen. Niedrig« DivanS, so durch Bäder zu stärken. Es fehlt nichts um den raffinirlesi-n Ansprüchen zu ge» nüg«n. Die Küchen sind im jk«ll«r» »«um. (Firtsetzung folgt.) Sie Rache de« Kisker». Aus Wien wird berichtet: Wege» einer ganz merkwürdigen Geschichte hatte sich der Fiaker Franz dorfer vor dem Strafrichter de» Be zirksgerichte» Leopoldstadt zu verant worten. Herr MinnichSdorser war in heftiger Liebe zu einem jungen Mäd chen, der Tochter der Gastwirthin Marie Singer in der LeopoldSgasse im zweiten Bezirke, entbrannt, stieß aber sowohl bei dem Mädchen, als auch bei dessen Mutter auf Widerstand und mußte das Herzweh erleben, mit anzu sehen, wie ein Anderer das schöne Mäd« chen zum Traualtar führte. .Am LS. v. M. war d»e Hochzeit und als Hochzeitsgast erschien auch, ob zwar ungeladen, Herr MinnichSdorser. Er fuhr mit seinem „Zeugl" in einem keineswegs hochzeitlichen Gewände aus dem Bocke sitzend den Pferden hatt« er schwarze „Mascheln" angeheftet vor dem Hause der Braut vor, eben als das Brautpaar und die HochzeitSgäst« zur Kirche fuhren, und belustigte sich damit, in kunstvollen Pirouetten immei und immer wieder dem Wagen de» Brautpaares vorzufahren. Nach beendigter Trauung, auf de» Heimfahrt, wiederholte er das Manö ver. Als dann Abends das jung« Ehepaar und die Hochzeitsgäste beim Hochzeitsmahl in dem Gasthause de» Brautmutter saßen, erschien Herr Min nichSdorser wieder und wollte justament mit Wagen und Pferden in den Hoch zeitSfaal hinem. Nur mit Mühe und Noth konnte er hieran verhindert wer den. Nachts kam er dann nochmals und fuhr mit seiner Wagendeichsel zwei mal absichtlich in boshafter Weise gegen die geschlossene Landenthür des Hauses, zertrümmerte die Thürfüllung und einige Fensterscheiben, wodurch ei der Gastwirthin einen Schaden von 1ä fl. zufügte. Der Richter fand den An geklagten, der es gar nicht versuchte, feine Handlungsweise zu beschönigen oder zu rechtfertigen, der boshaft und Beschädigung fremden Eigenthum» so wie der Uebertretung gegen die körper liche Sicherheit durch Vorfahren beim HochzeitSzuge schuldig und verurtheilt« ihn zu einer Woche strengen Arrestes, ein Urtheil, das MinnichSdorser ganz refignirt annahm. Reu« Variationen »«» Thema» K Kommt» »»gel geflogen. B a u m b a ch. Geflogen kam ein Vögelein Wohl durch das Fenstergitter Ein Brieflein hält» im Schnäb-lein, Da» Brieflein ist nicht bitter: .Heut Abend, wenn der VeSperklang Ertönet in der Runde, Wird Minnedank sür Minnesang Dir von Gertrudens Munde." Flieg' wieder heim, lieb Vöglein du, Gertrauden zu berichten: Heut muß ich aus das Rsnclsn-vous, Gott sei's geklagt, verzichten. Äicht schweif' ich mehr, ein Spielmam» frei, Durch Thäler, über Hügel, Seit gestern hält die Polizei Mich hinter Schloß und Riegel. Goethe. Einen Boten mit zwei Schwingen Sandte, ihren Gruß zu bringen, Mir mein Liebchen fein und klug: Was sie mir zu sagen hatte, Fand ich auf dem luft'gen Blatte, DaS er in dem Schnabel trug. Weise ist's, sich zu beschränken: Daß wir unsrer Frau gedenken, DaS genüge uns'rem Sinn. Sage dem geliebten Weibe: Sehe Jeder, wo er bleibe, Ich auch bleibe, wo ich bin. W. Busch. Ein Vogel flog aus Kamerun, Wie daS die Bögel manchmal thun. Im Schnabel einen Brief er führt, Der ist, natürlich, unfrankirt. Im Briefe steht auf Kameruii'sch Manch süßer Gruß, manch heiße« Wunsch. Flieg' wieder heim nach Kamerun, Grüß mir die schwarze Mpanguapun« Ich habe sie zum Fressen gern, Doch Kamerun ist gar so fern. Auch habe ich zwei Flügel nit, Drum bleib ich hier und fahr' nicht miii! Brecher. Der oberen Hörde war angezeigt worden, daß ei» Lehrer an der Mosel an jedem Tag» den Kindern eine Hetzrede gegen dis Kötzer halte. Auf einer Amtsreis« wollte sich der Schulrath selbst Überzeil» gen. Er ging in die Schule; der Leh rer sah gar nicht verbissen aus. Doch trau, schau wem, dachte der Schulroth und stellte selbst an einen der Schüler die Frage: «Was ist ein Ketzer?" Keine Antwort. «Weißt Du es?" fragte er einen zweiten, dritten»'» s.w' Keine Antwort. „Wer weiß e» m dep Schule?" Allgemeines Stillschweigen, Endlich streckte ein kleiner Echel» dio Hand in die Höhe. »Nun, fo sage e» wa» ist ei» Ketzer?" „Ein Ketzer ist", antwortete der Klein«, .da» Männ chen von einer Katz'". Der Schulrath hatte genug gehört, drückte dem Lehre« die Hand und zog von bannen. Auch ein Rath. Student: Kommst Du mit auf di« Kneipe, Spund? Zweiter: Nein, hext' mal nicht eS ist fo sehr schleckte» Wetter und im Zimmer hier so mollig; e» ist heut ein wahre» Vergnüge», zn arbeiten. Erster: Unsinn! Wer wird s» vergnügungssüchtig sein! Man muK fich mitunter auch «m Vergnügen ver, sagen könne«. 3
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