B«r«tt«U« «ach«. Btu6. jur. Ernst Stoff hatte seinem Studiengenossen, Freunde und Stuben genossen, stuä. mscl. Fritz Rempler. manchen übermüihigen Schabernack ge spielt, so daß diesem trotz feiner aner kannt großen Gulmüthigkeit auch ein mal die Galle überlief »nd er Rache schwur. Fritz hielt seinen Schwur. Stoss hatte sich von seine» Kommili tonen verabschiedet, um auf Ferien zu reisen, und begab sich leichtbeschwingten Fußes nach dem Südbahnhose; nachdem er sich das Billet nach Graz gelöst hatte, machte er zu seiner großen Freude die Wahrnehmung, daß ihm für die fechS bis siebeuftündige Reise noch so viel Kasse v.rblieb, daß er sich noch minde stens zehn GlaS Bier kaufen konnte. Nahrung von anderer Konsistenz er schien ihm sür diese Zeit sür überflüssig. Er berechnete sich also pro Stunde ein Krügel an und fing mit dem ersten auf der Absahrtsstation an. Kaum hatte der Kellner ihm das Gewünschte gebracht und er sich damit in recht be haglicher Stimmung an einem Tische niedergelassen, da erschien eine mensch liche Gestalt, bei deren Anblick unserem guten Stoff sofort alle Behaglichkeit verschwand. Doch schnell gefaßt, ging er mit gro ßer Freundlichkeit auf Meister Eusebius Zapselberger dies war besagte Ge stalt zu, reichte ihm die Hand und fragte: „Nun. Meister Zapfelberger, wollen Sie auch verreisen?" „Nein, Herr Stoff, ich komme nur, um mich davon zu überzeugen, ob eS wahr ist, daß Sie mir durchbrennen wollen." „Alle Wetter, Herr Zapfel berger, was fällt Ihnen ein? Ich Ihnen durchbrennen? Allerdings bin ich Ihnen schon seit einigen Semestern die Schusterrechnllng schuldig, aber daS berechtigt Sie durchaus nicht, mir diese Beleidigung an den Kopf zu werfen, das verbiete ich mir ein- für allemal. Ich reise heute nach Hause und komme nach höchstens drei bis vier Wochen wieder hierher; Ihr schnödes Geld bringe ich Ihnen mit, und dann sind wir für immer gemiedene Leute. Das merken S»e sich, Meister Zapfelberger!" Stolz wendete sich der Student um und setzte sich wieder zu seinem Glase. Allein wenn Freund Stoff geglaubt hatte, mit seinen Worten dem Hand werker zu imponiren, so hatte er sich in dem Meister sür heute gründlich geirrt. Mit größter Ungenirtheit ergriff dieier einen Stuhl und setzte sich ganz dicht neben seinen Schuldner. „ verr Stoff, ich bilte Sie, seien Sie vernünftig! Bilden Sie sich doch nicht ein. daß ich mich noch einmal mit blo ßen Worten hinhalten lasse. Ich muß heut mein Geld haben, bevor Sie ab reisen, denn ich weiß zu gewiß, daß Sie nicht wieder hierher zurückkehren, und sind Sie einmal auf olle Zeiten weg von hier, nun dann kann ich lange auf, mein Geld warten. Ich kenne das!"— „Wer. um Himmels willen hat Ihnen weis gemacht, daß ich nicht wieder hier her zurückkehre?" —„Das ist ja ziemlich gleichgiltig, allein ich kann es Ihnen ja auch sagen: Ihr Stubenkamerad, Herr Rempler. hat es mir selbst gesagt und mir gerathen. Sie unter keinen Umstän den abfahren zu lassen, denn Sie hätten Geld genug im Sack." „O, du verdammter Büffel, ist das deine Rache, Fritz? Na warte, das wird ein Rachekr>eg ohne Ende! Aber, bester Meister Zapfelberger, sehen Sie. denn nickt ein, daß mir dieser Mensch, der Rempler, nur etwas hat am Zeuge slik ken wollen ? Ich schwöre Ihnen zu, daß ich anfangs des nächsten Semesters wie der hier eintreffe." „Papperlavpp, Herr Stoff! Ent weder das Geld, oder ich lasse Sie nicht abfahren. Darauf verlasse» Sie sich." Der arme Stoff befand sich i» einer verzweifclien Lage, denn er hatte die Ueberzeugung gewonnen, daß Meister Zapfelberger heute wirklich eine unan genehme Energie entwickelte, die nach seiner Meinung „einer besseren Sache" lichem Skandal konnle er es nicht kommen lassen, Geld zum Bezahle» des Schu sters halte er nicht, nach Hause wollte er aber heute gar zu gern reisen, denn, abgesehen von allem Ander», halte er ja auch schon das bezahlte Billet in der Taiche. WaS tbun? Es ertönte das erste Signal zur Ab fahrt deS ZuqeS. Da plötzlich schoß! unserm studio blitzschnell ein rettender Gedanke durch das aufgeregte Gehirn, j «Herr Zapselberger," wandte er sich höflich an seinen Gläubiger, „woll-n Sie die Güte haben, mein Gepäck dort im zu behalten? Ich gehe nur einen Hunderter wechseln und bin in wenigen Minuten wieder hier." Damit wies er aus einige recht statt lich aussehende Reiie Effecten, die in nächster Nähe am Fußboden aufze thürnil lagen. „Recht gern," erwiderte Zapfelber ger zuvorkommend, und der Studiosus verscbwand durch die nächste Thür. Nach einigen Minuten ertönte das zlreue Signal vom Perron her. Das Publikum wurde in dem Warte saal lebendig, wogte durcheinander uud drängle durch die GlaSthür nach dem P>rron. Plötzlich stürmt ein Herr, dem man den behäbigen ausländischen Kleinstäd ter aus lausend Schritte ausah, mit fei ner noch behäbigeren Ehehälfte mit Töchlerlein daher und bemächtigte sich ungenirt der von Meister Zapfelberger mit Argusaugen bewachten Zachen .Hier, Rarollne. nimm die Decke und den Regenschirm, den Kojjer werde ich tragen", rief er der treuen Galtin zu, doch schon ereilte den Arglosen das Ge schick in der Gestalt des winkenden Mei» slerS Zapfelberger. der sich seines Rock kragens mit einem derbeu Griff bcmäch »igte. »Ich will dir Koffer. Decke und Re- zenschirm tragen helfen, du Spitzbube! brauchst dann da« saubere Frauenzim mer gar nicht! Auf die Polizei mit euch, Äesiudel!" Der Kleinstädter wäre vor Schreck auf den Rücken gefallen, wenn er von dem entrüsteten Schuster nicht gar fo kräftig am Rockkragen gehalten worden wäre; die liebe dicke weibliche Hülste aber ließ sich nach einem markerschüt lernden Schrei mit solcher Wucht aus den nächsten Stuhl fallen, daß da« so lide Möbel in allen Fugen krachte. Legreiflicherweise erregte diese kleine Scene die Aufmerksamkeit des Publi cum»; eS bildete einen Kreis um die sonderbare Gruppe. Der angegriffene Kleinstädter hatte sich von seinem Schreck bald so weit erholt, daß er seine Vertheidigung durch Wort und That beginnen konnle. Heftig rang er mit Meister Zapsel berger, um sich von diesem zu befreien, während seinem keuchenden Munde al lerlei liebliche Worte entflogen: „Mi serabler Kerl, will Einem die eigenen Zachen streitig machen! Der Hallunke will ehrliche Leute zu Spitzbuben ma chen ! Infamer Mensch!" „Will dir den Hallunken und mise rablen Kerl schon anstreichen, du Schuft!" schallte es in den höchsten Tönen der Erregung vo» Meister ZapselbergerS Munde, „ist denn keine Polizei am Platze? Polizei! Wo bleibt die Polizei?" Dieser AuSruf steckt« das übrig« Lublikum an, und bald erschallte es im ganzen Wartezimmer und aus dem Per ron wie ein Hilferuf nach Polizei. Und nicht vergebens! Em Vertreter der heiligen Hermandai erschien und gebot den Parteien vorab Ruhe; sodann begann er ein kurzes, aber ersolgloseS Verhör, da eS absolut unmöglich war, die so nöthige Ruhe der Debatte einzuführen: Meister Zapsel derger und das beschuldigte Ehepaa? schrieen ihre Berichtigungen respektive Vertheidigungen trotz aller Vermakmung immer gleichzeitig. Der Polizeimann iah sich deshalb genöthigt, die drei be lheiligten Personen aufzufordern, ihn nachdem Polizeizimmer zu begleiten; dort, meinte er, würde sich das Weitere schon finden. Protest natürlich auf beiden Seiten, aber ebenso natürlich wieder vergebens. Meister Zapselber »er behauptete, er müsse erst SudiosuS Stoff erwarten, der sogleich erscheinen i'iid seine Sachen reklamiren werde, und der Kleinstädter nebst Gattin und Kind jammerten darüber, daß sie den ab gehenden Zug versäumen sollten; außer dem aber schämten sie sich sämmtlich in obrigkeitlicher Begleitung in das Jn spektionszimmer wandern zu müssen. Die Geduld des Polizeimannes war aber zu Ende und mit einem kräftigen „Also vorwärts, meine Herrschaften!" trieb er die Drei vor sich her. In dem Augenblicke, als der kleine Trupp den Bahnhof verließ, dampfte auf der an dern Seite der Zug ab, in dem natür lich seelenvergnügt auch Freund Stoff Platz gefunden hatte, ohne eine Ahnung non der Tragweite, welche sein Streich sür Meister Zapielberger und ein ihm wildfremdes Ehepaar anzunehmen drohte, zu haben. Auf dem JnfpektionSziinmcr stellte 'ich dann nach einer kurzen, aler ruh» qen Untersuchung bald genug heraus, daß Meister Zapfelberger der Dupirte war, denn das Ehepaar konnte sich von einem sehr respektablen Bürger als selbst sehr respektabel recoznoSciren lassen. Dem PolizeicoinmissSr dämmerte eine Idee von dem wahren Sachverhalt auf, uid er war bemüht, die streitenden Parteien möglichst zu versöhnen, denn Meister Zapfelberger war ihn, persön lich bekannt und that ihm ob der Affaire herzlich leid. Turch seinen Einfluß ge lang es, daß sich der q«aen t.ne Entschädigung von zehn Äuldett zufrieden gab. Meister Zapfelberger mußte in den sauren Apfel beißen und mit einem katzenjämmerlichen Ge fühle fuchzteufelswlld nach Hause, denn nicht nur hatte er einen ganzen Nach mittag verbummelt und von Stoff kei nen Kreuzer eingelrieben, nein, auch nach baare zehn Gulden hatte er erlegen müssen. Die Gefühle gegen feinen Schuldner waren deshalb nicht die ianslesten! Es bleibt uns noch das moralische Ende der Geschichte zu erzählen übrig. .Zur Et'.re von Studiosus Stoff sei ge iagt, daß er wirklich nach einigen Wa ren nach Wien zurückkehrte, direkt vom Südbahnhose zu Meister Zapselberger fuhr und seine alten Schulden berich tigte. Wie aber erstaunte er, daß er nun noch zehn Gulden mehr zahlen mußte, und wie triumphirte der Schü ller. als er durch wahrheitsgetreue Er zählung seiner Erlebnisse diese neue Forderung begründete! Wohl oder übel mußten die zehn Gulden bezahlt «erden aber der Beutel war ja noch voll und die Erzählung gar so lustig, jedoch der Student gestand sich, daß er einen solchen Ausgang nicht erwartet habe Nach einem bewegten Abschied von dem Meister traf er seine Vorkehrungen, am die Angelegenheit zu einem ersreu ichen Schlich zu führen, denn er war eineswegS geneigt, ohne Weiteres vor lewem Gegner Fritz die Waffen zu strecken. . Er trug die ganze Angelegenheit in« der nothwendigen sichtlichen Entrüstung de» Weisesten seiner Verbindung vor, und diese waren der einstimmigen An sicht, dag Freund Fritz nicht comment l.lähig gehandelt habe. Ein Student dürfe stchFiohl vieles erlauben, aber er Kommilitonen die Manichäer auf de» pals Hetzen. Infolge dieser Entscheidung wurde Stoffs Gegner zur Zahlung der zehn Luiden angehalten und überdies zu eiiicm Pönale von einem Elmer Eram bambuli verdonnert, der gemeinsam -us einer VersöhnungSkneipe vertilgt werden sollte. Im Weigerungssalle war dem Frei» ler die Relegation aus dem edlen Zirkcl in Aussicht gestellt. Der glückliche Umstand, daß auch der gutmüthige Fritz mit frischem Moo» versehen war, erleichterte die Frieden»verhandlungen. und al» der Stoff zu Ende ging, hielt der Ponirende eine ergreifende und reumüthige Rede über da« schöne Thema: „Wer Andern eine Grube gräbt...." Ehtnestfche Handlungsgehilfe« Bezeichnend für die chinesischen Ver hältnisse überhaupt ist da» Leben de» bezopften Handlung»gehilsen, welches der „Ostas. Lloyd" anschaulich darstellt. Der KoinmiS. aucy der verheirathete, wohnt durchgehendS im Geschäftshaus« Man gibt ihm gewöhnlich dreimal im Monat die Erlaubniß, nach seiner Woh nung zurückzukehren, um dort seine Frau und Familie zu besuchen, und bei solchen Gelegenheiten bleibt er dann einen Tag weg; der Rest seines Leben« wird vollständig in dem Geschäftsräume verbracht. Hier schläst er, nimmt seine (nicht allzu häufigen) Körperreinigun gen vor, hier läßt er sich den Kopf rasi re«. ißt und raucht, empfängt seine Freunde oder liegt umher, seine Zeitun gen oder Novellen lesend, und hier ar beitet er, so viel er muß. Wenn des Abend» daS Geschäft geschloffen wird, etwa um 11 Uhr, bringen die Haus diener daS hölzerne Bett für jeden der Gehilfen in den Laden hinein und rollen sein Bettzeug auf; am folgenden Mor gen wird Alles dann wieder wegge räumt. Die „Morgentoilette" ist bald gemacht, der Zops wird um den Kops gewickelt, da» Obergewand ein wenig um den Hal» herum geöffnet, seltener wird e» üüSgqSgen, Uild das Gesicht, der Hals und die Hände werben in dem mit heißem Wasser gefüllten kleinen Kupferbecken gewaschen, das der Lehr ling hereinbringt. Heiße Bäder sind für wenig Eash z>k haben, doch ist dies einLuxuSartikel, von dem nur die Wenigsten Gebrauch ma chen. Ein Barbier besorgt das Rasi ren des Kopfes, welches alle paar Tage vorgenommen wird, für das ganze Ge schäft; der Handlungsgehilfe trägt, wie in der That fast jeder andere Chinese, viel falsches Haar, das von dem Bar bier sehr künstlich mit dem eigenen H.,or verflochten wird. Der Handlungsge hilfe nimmt kein regelmäßiges Frühstück ein, er kaust für gewöhnlich von den in den Straßen umherwandernden Bäckern eine Art Pastetchen, die er mit seinem Thee verzehrt. Selten raucht er Opium sein Gehalt erlaubt dies nämlich nicht, auch würde eS der Geschäftsführer wohl nicht zugeben; er raucht in der Regel nur den milden chinesischen Tabak aus seiner langröhrigen, klein köpfigen Pfeife. Kommen nun die Kunden, so muß das Rechenbrett zu Hilfe genommen und die verkauften Ge genstände müssen eingetrazen werden; das ist die Arbeit der Gehilfen. Gegen 11 oder 12 Uhr wird ein großer run der Tisch hereingebracht, auf den man gewöhnlich ein sehr schmutziges Tischtuch deckt. Die Teller und Eßstkbchen werden bereit gelegt, Schemel um den Tisch ge stellt, sowie zwei Armstühle für die Ge schäftifübrer oder etwaige gute Kunden, die sich gerade in dem Hause befinden. Ein Jeder setzt sich auf feinen Platz, dem Alter nach, der Lehrling am unteren Ende des Tisches. Die Mahlzeit be steht meistens aus vier Gerichten; der Reis ist natürlich da» Hauptgericht und jüngeren Gehilfen stehen zuerst vom Tische auf, der Geschäftsführer erhebt sich zuletzt. Tassen mit Wasser stehen bereit zum MundauSspülen. Sobald sich die Geschäftsführer zurückgezogen haben, raucht der Gehilfe seine Pfeife, trinkt noch einige Täßcheu Thee und be reitet sich dann sür feinen Nachmittags schlaf vor, aus dem er sich ungern stören läßt. So geht der Tag eintönig dahin. Das Geräusch auf der Straße erstirbt allmälig. Es ist Wend geworden; es wird zu Abend gespeist, die Kunden mit ihren Laternen werden immer seltener, die meisten der Gesellen schlafen aus den Stühlen, den Kopf auf den Tisch gelegt ein, gegen 11 Uhr wird daS Geschäft geschlossen. Die drei Grazien. Eine neue Art, die russische Volkshymne dem Pariser Publikum darzubieten, konnte man, nach einem Berichte der „Frkf. Ztg.", kürzlich auf dem Marsfelde con statiren. Die Genossenschaft der Maler modelle, die den Namen „Der Olymp" führt, hatte daselbst eine Vorstellung zu Gunsten ihrer VereiuSkaffe veranstaltet und als letzte Nummer die „drei Gra zien" versprochen. Drei der hübschesten Modelle zeigten sich demgemäß als lebende» Bild. Ware» sie auch nicht ganz so unbekleidet, wie die Grazien EanovaS, so verhüllten sie doch mög lichst wenig von ihren Reizen. Das Publikum war entzückt, aber als nun die drei Schönen die russische Hymne anstimmten und dabei russische und französische Fahnen schwenkten, da wollte der Beifall kein Ende nehmen. Das Jnteressanleste an der Vorstellung war aber doch, daß man da die Modelle einer Anzahl sehr berühmter Bilder wiedererkannte. Da sah man die roth lockige Mazdalene HennerS, die stolze Juno Falguieres, die üppige Babylo nierin Rochegrosses u. s. w. Im All gemeinen konnle man immerhin bcmer len, daß alle Künstler idealisiren, wenn sie sich auch noch so sehr für Realisten ausgeben. Geistesgegenwart. Ober sörster(am Siammiijch): Gewiß, meine Herren, ganz nett das, was Sie da von Ihrer Geistesgegenwart erzählt ha ben, aber da müssen Sie erst meine ken nen! Stehe ich da eines Abends, als es während eines Gewitters furchtbar regwt unter e nein Baum. Krach schlägt der Blitz in den Siamm ein jeder Andere wäre betäubt gewesen ich dachte n»r daran, daß ich keine Zünt höl ch-n u, der Tasche hatte und zündete rasch meine Cigarre an d-»« Blitzt an! »pf«»Uch«». E» war mir sonst nicht unangenehm, wenn Onkel Fritz seinen Besuch anmel dete, denn e» gab immer ein paar ur fidel« Tag« und beim Abschied blieben auch meist etliche Doppelkronen in mei nen Händen, die sich einer besonders entgegenkommenden Aufnahme meiner seits zu erfreuen hatten und gewöhnlich einem tief gefühlten Bedürfniß abhal fen. Zwei Mal im Jahr Pflegte er einen Abstecher nach Berlin zu machen und hier über die Sträng« zu schlagen. Zu Haus«, auf seinem Gute, lebte er beinahe einsiedlerisch unbeliebte es fast, den Sonderling zu spielen. Natürlich war er unverheirathet und hielt das für ein großes Glück. Siehst Du, Junge, sagte er, wenn wir in Berlin von einer Weinkneipe zur andere» zo gen, das geht Alles, wenn man Jung gesell ist. Da ist mein Nachbar aus Landsdorf, der RobsiuS, der kam früher immer mit hierher und wir amüsirten uns königlich zusammen. Aber seit zwei Jahren ist er im Ehejoch und seit dem hat da» Reisen sür ihn aufgehört und er muß sich im Winter auf den Bällen abstrapaziren. Na, da» könnte mir fehlen I Ich gab ihm selbstverständlich Recht. Wie gesagt, sein Besuch kam mir sonst immer gelegen, aber als mir diesmal eine Depesche meldete: Eintreffeheute Abend L Uhr StMM Bqbghof, er warie mich da ntuß ich gefleheit, daß ich in höchst verwerflicher Gesinnung den Bruder meiner Mutter dabin wünschte, wo der Pfeffer wächst. Und das hatte folgenden Grund: Seit vier Wochen war ich verliebt, bis über die Ohren verliebt. Sie wobnte mir gegenüber, von Fenster zu Fenster hatte sich unsere Bekanntschast anaefponnen. ES gab seitdem für mich kein» Engel, keine Elsen und ähnliche Wesen die von sagenhafter Schön heit fei« sollen. Tonis Augen, Tonis Mund. Toni« blondes Haar hatten nicht ihres Glei chen im Himmel und aus Erden. Wir verstanden uns bald, aber nur durch vorsichtige Zeichen konnten wir die er sten Grüße unserer Herze« vermitteln, denn zur Wächterin ihrer Tugend war eine Tante -bestellt, deren Luchsaugen die ganze Straße beherrschten. Aber alle Tanten dieser Welt hätten uns auf bie Dauer nicht trenne« können. Eines Tages war ihr Toni doch entschlüpft, und in einer lauschig dunklen Nische ei ner vereinsamten Conditorei schwuren wir uns über einem Stück Apfelkuchen ewige Treue. Dan« huschte sie schuell davon. „Bezahlen Sie den Apfelkuchen für das Fräulein mit?" fragte der Eon ditor. „Selbstverständlich," antwortete ich boll Entrüstung. Und nach diesen ersten Präliminarien sollte heute Abend, wo sie wiederum den ArguSaugen der Tante zu entfliehen hoffte, das weitere stipulirt werden. Das war sehr nothwendig, denn dem Sonnenschein unserer jungen Liebe drohte der erste Regenschauer. Ich mußte auf em halbes Jahr, aus ein langes, endloses halbes Jahr fort aus Berlin und schon morgen abreisen! Da galt eS, Abschied zu nehmen und die Wege zu verabreden, auf denen wir während der „Zeit der Prüfung" we nigstens brieflich miteinander verkehren konnten. Und zu alledem mußte nun auch noch Onkel Fritz dazwischen kommen! DaS half nun nichts. Abholen mußle ich ihn von der Bahn und dann hieß es, ihn auf ein paar Stunden irgendwo oersetzen und zum letzten Stelldichein eilen. Und so mache ich'S. Onkel Fritz war lwar etwas unwirsch, aber uols»» rolsiis fügte er sich und nahm mir nur das Versprechen sb, sosort nach Ab wickelung des unaufschiebbaren Ge schäfts, von dem ich ihm vorgeflunkert, zu Dressel zu kommen. Ach, es sollte nur zu bald geschehen. Die Tante, die fürchterliche Tante! Nur einen flüchtigen Händedruck ergat terte ich und ein kleines Kuvert. Aber was für ein Glück barg dieses Kuvert ? Toni's Bild, a»f dessen Rückseite die Worte standen; Auf ewig Dein! 'l°. X. postlagernd Postamt IL. Nun hatte ich die Treue schriftlich und wußte, wohin ich meine glühenden Lie besbriese zu richte« hatte. „Junge", sagte Onkel Fritz, als wir >eiin Rheinwein saßen, „du machst ja in Gesicht, als wäre Dir Dein ganzes Korn verhagelt. WaS ist denn los?" Weß das Herz voll »st, davon gehl der Mund über. ArgloS erzählte ich mein iüßes Geheimniß und frohlockend zeigt« ich das Bild. „Hm. nicht übel, wirklich nicht übel", sagte Onkel Fritz: „Wie alt ist sie »ean?" Jahr". .Und Du bist neunzehn. Kleiner, ehe Du an'« Heirathen denken kannst, kann sie schon Grobmutter sein. Schlag Dir doch die Dummheiten ans dem Kops!" So konnte nur ein hartgesottener Zunggesell spreche«. „Onkel", sagte »ch: ..Du ahnst nicht, daß die Liebe Alle« überwindet!" „Besonders die von vier Wochen. Wie heißt Sie denn?" „Tom Za»der". „Und sie wohnt Dir gegenüber?" „Ja, und nach einem halben Jahr ziehe ich wieder in meine Wohnung". „Na, wir werden'S ja sehen", sagte Onkel Fritz und betrachtete das Bild nieder. « » » Am anderen Morgen fuhr ich ger. München, wo ich zuerst einen Rahmen är da« Bild der Geliebten tausle unv >änu ein Stück Apselkuchen verzehrte, >er süßen stunde gedenkend, da ich mit ~r zusammensaß. Dann schrieb ich. Jeden Tag >kba». erte ein Brief nach Postamt Ber tin, aber ich harrte vergeblich aus Ant> wort. Endlich, nach i>rei Wochen brachte der Bri«sträger einrn dicke», ein geschriebenen Brief au» Berlin. Ich öffnete ihn glückstrahlend. Aber, o Grau«; wa» fand ich? Eine Verlo bungSanzeige von Toni und Onkel Fritz. Der arglistigste aller Onkel halt« darunter geschrieben: Lieber Junge! Wie Du siehst,habe ich mich mit Toni derlobt. So bleibt sie in der Familie. DaS ist prächtig sür Dich, sür sie und besonder» für mich. Uebrigen» hast Du sür Deine zukünftige Tante einmal ein Stück Apfelkuchen bezahlt. Sie schickt Dir dasür beifolgenden Hundert markschein. Vertrinke ihn auf unser Wohl! Dein Onkel Fritz. l!.—Deine Briefe liegen auch bei. Hebe sie auf. Vielleicht kannst Du sie später verwenden. Essen und Trink«« tn alter Zeit« Vom Essen und Trinken in alter Zeit und von früheren Tischgebräuchen, die uns heute zum größte» Theil seltsam genug anmiithen, wissen die „M. N. N." mancherlei zu erzählen. An der Tafel Ludwig'S deS Vierzehnten wur den alle Speisen in Gegenwart des Kö nigs gekostet, bevor man sie dem Mo narchen reichte. Der Hofinundsche»! mußte die Serviette des Königs, da« Messer, den Löffel und das Glas deS Königs mit einem Stück Brot berühren und dieses Stück Brot vor den Augen des KHnias verzehren, Aber selbst bei de» prächtigste» Festmahlen dieses Kö nigs wurde nicht „serviert", wie heut zutage, jeder Gast schöpfte vielmehr mit seinem Löffel au» der gemeinsamen Schüssel, was er wollte, auf seinen Tel ler; in einfachen Familien Machte man eS wie die Dienstboten auf dem Lande: man aß aus einer Schüssel. Häufig genug kam eS in vornehmen Kreisen vor, daß die Damen ihren Tischnachbarn mit ihrem eigenen Löffel, den sie eben aus dem Munde nahmen, bedienten, ihm beispielsweise damit die Saucen auf den Teller schöpften. Anna von Oesterreich, die Königin „mit den schönen Händen", reichte einmal ihrem Nachbar ein Ragout, das sie eben mit den Fingern aus einer Schüssel genom men hatte, und der dankbare Gast durste vou ihren Fingern weglecken, was von der Brühe daran geblieben war. Es war ein Grundsatz der Hygiene früherer Zeiten wie der heutigen daß man sich beim Essen nicht ernsten Gedanken bingeben und wichtige Dinge nicht ausklügeln sollte. Daher ver kürzte man die Zeit mit heiteren Scher zen und Gesängen. Um den Sinn der Gäste auf immer Neue? und Unterhal tendes zu lenken, erfand man, was die Franzosen „slitrsmvts" nannten. Da» waren Schauspiele, lebende Bilder und dergleichen, die zwischen den einzelnen Gerichten vorgeführt wurden und die oft mit versch venderischer Pracht aus gestattet waren. Heitere Gäste, die die Unterhaltung zu beleben verstanden, waren früher wie heute überall gern ge sehen. Interessante Gespräche galten als gesund bei der Tafel, und bei einem solchen heiteren Mahle sprach Frau voit Montespan, die Geliebte Ludwigs de» Vierzehnten, daS hübsche Wort: „Bei Tische wird man nicht alt." Das Trinken brauchte weniger Rüst zeug, als das Essen. Bis in's 16. Jahrhundert befand sich ojt nur ein GlaS für die ganze Gesellschaft auf der Tafel. Da war eS Sitte, daß man sich zuerst den Mund mit der Serviette wischte, bevor man trank, und der gute Ton wollte auch, daß man das GlaS jedesmal leere. Den Damen hielt ein Diener häufig einen Teller unter das Kinn, damit sie ihre Kleider nicht be trapsten. Später wurde dieser Brauch abgeschafft, uno man stellte jedem Gast sein Glas vor. Sehr früh kam das „Gesundheittrin ken" auf. Auf einen zugebrachten Trunk nicht zu anlworten, wäre eine starke Beleidigung gewesen. Aus'S Wohl der Geliebten trank man so oft, als ibr Name Buchstaben zählte, und wer keine Geliebte hatte, brauchte darum nicht in Verlegenheit zu gerathen: er trank dann auf seinen eigenen Namen. In jenen guten Zeiten schlürften die Frauen den Wein fo gern wie die Män ner; die Marquise von Richelieu soll erstaunliche Massen haben vertilgen können. Auch eine Herzogin von Bour bon ging ihren Töchtern hierin mit gu tem Beispiel voran, aber die Töchter konnten nicht so viel vertragen, wie ihre Mutter. Frau von Montespan war eine Freundin von Branntwein; sie trank in diesem edlen Naß öfters Män ner unier den Tisch. Hi«ttrindis«t» «tmüld». Im Urwald wärd Sie'S gemiedlich, Es dämmerd so bäh a bäh, Aen A.fche, gleen und niedlich. Der hängt Sie am großen Zeh. Aen Elefantenweibchen Singt's Gleen- in den Schlaf, Ae Leobard frißd ä Weibchen Von einem indischen Schaf- Ae Babagei uffm Boome, Zankt mit änem Gagadur Aeu Eichhorn, wie im Doomm?, Das guckt den Beeden zu. Die Brille fleeßig butzend Ae Brillenschlange ließd De Awendzeitung; stutzend Das Neieste sie genießd. Ganz Händen ä Golibriche» Ich munter fliegen seh', Ist da« ün nedoeS V'ehche», Ach nee, ach nee, ach nee! Aus Budapest meldet ! man: „In einer demnächst erscheinen den Broschüre zur Eisenbahupolnil wird der NacknveiS geführt, daß d/» finanzielle Ersolg des Millionen Gulden ausmache." «l» soll st« »et»«« 7 Diese Leben»- und NamenSfrage be schäftigt mich und meine Frau seit drei Monaten. So lange ist eS her, daß unser Töchterchen daS Licht der Welt erblickt bat und ebenso lange, daß wir über diese unbedeutendste und bedeu tendste aller Fragen nicht schlüssig wer den können. Daß Name Schall und Rauch ist, daS pfeifen die Gymnasiasten auf dem Dache »nd doch ist nebst der Physiognomie nichts so sehr geeignet, günstiges oder uugünstigeS Vorurtheil zu wecken und sich ein, wenn auch fal sches Bild von dem Wesen eines Men schen zu machen, als der Name. Kann ein Husarenlieutenant Nikodemus hei ßen, ist e« denkbar, daß ein Reinhold Bagnosträfling ist, hat man je davon gehört, daß einem Supplikanten, der Edgar gelauft wnrde, die erledigte Oa»«knechtstelle zutheil ward? Der Name ist die Etikette auf der mit dem Lebenselixire gefüllten Flasche, ob man Recht oder llnrecht hat, man kauft oder verschmäht nach ihr. Unter fothanen Erwägungen wird man unsere bangen Namenszweifel be greiflich finden. Es spielen aber noch ganz andere Skrupeln mit. Antlitz und Struktur de« Menschen, Bildungsgrad und Familietradition sollen mit dem Namen in e'.nem gewissen Einklang stehen; man soll bei der Namenswahl nicht alltäglich trivial und nicht exotisch bizarr sei». Seit einigen Jahren gras sirt unter dk>n weiblichen Nachwuchs «ine gewisse Elsa - Epidemie, und e« trifft sich nur zu oft zu, daß die Namen der verschiedenen LiSbeth«, Trudchen und Gretchen. welche gleichzeitig mit dem altdeutschen Meablement in die Mode gekommen sind, gar bedenklich mit den schwarzen Haaren und dunklen Augen ihrer Trägerinnen in Wider spruch stehen. Die pretentiösesten Bankier«, denen jedes Zugeständniß an den nivellirendeu Zug der Zeit ein Gräuel ist, lieben e» iieuestens ihre Erstgeborenen HanS zu nennen, sie erhoffen einen angenehmen Effekt, wenn der auf kostbaren Smyrna tevpichen einherwandelnde Sprößling, mit dem schlichtesten aller Namen para dirt; das Hansthum eines in der Sphäre der Millionen geborene» Na babsprossen ist aber selten waschecht. Wir hätten unsere Kleine höchst wahr scheinlich „Käthi" genannt, aber da wir bener den Sommer in Aussee verlebt haben, hätte die böse Welt in dieser Wahl volksthümlich thuende Affektation erblickt; ganz davon zn schweigen, daß sich unsere Köchin dieses Namens er freut. und unsere im Uebrigen demokra tische Zeitgenossenschaft Dienstmädchen, welche Namen führen, mit denen auch Familienmitglieder geschmückt sind, um zutauschen Pflegt. Trägt die Haustochter den an die Aera Goethe's und Schiller's gemah lende» Namen „Charlotte", so muß die für die Zeit ihres Dienstes minde stens zur „Pepi" degradirt werden, die veil Charlotten erster und zweiter Ord nung in einem standesgemäß geführten Haushalte n'cht gut thun. Verlegenheit bei der Namenwahl hat schon die sonderbarsten Blüthen gezei tigt. Irgendwo in der Provinz lebt :in fanatischer Cigarren-Enthusiast, der aus Sympathie sür das edle Kraut seine drei Töchter mit den nikolinhälti zen Namen Kuba, Virginia, Britan »ika versah. Kuba ist noch im Säug lingSalter verglimmt, Virginia ist eine sehr mollete, für ihren Namen beinahe zu mollete junze Dame geword-m, und Britannika ist von einer Zartheit, welche jeden Käufer vor ihrer Namensschwester m de» Tabaktrafiken abschrecken würde. Beide sind übrigens liebe Mädchen und kS werden sich für sie passionirte Rau cher und Ehemänner schon finden. Meine Passion ist da« Karteuspiel, aber ich kann die Kleine unmöglich „Trull" »der „Piquedame", oder gar „Ultimo" »ennen, gegen welch' letztere Be;eich »ungenHrau obendrein aus gutemGrüu )en protestiren würde. Vergebens habe ich Hei den Namen neiner Ex-Freundinnen aus der Jnng zesellenzeit Umschau gehalten. Nach j der Josephine soll sie nicht heißen, denn der ist mancherlei Malheur widerfah- ken, und noch weniger darf ich an „Rosa" denken, denn diese meine ge liebte Mitschwester von ehedem hat einen eisersüchligen Ehegatten, der mit seiner langen Nase so lange herumwit iern wird, bis er aus den vermeintli chen Zusammenhang zwiichen dem Na men meines Töchterchen und denk seiner Frau stößt und dann spießt er mich ohne Gnade und Barmherzigkit Doch von solchen Sorgen eines geplag ten, solid gewordenen Familienvaters hat meine Frau keine Idee, sonst würde sie nicht mit instinctiver Grausamkeit so lange, gerade auf Rose, bestanden haben. Ich habe ihr weis gemacht, daß Rosa im Sanskrit eine bösartige Nebenbe deutung habe und daß imser also ge nanntes Töchterchen niemals einen Sprachgelehrten werde heiralhen kön u«n. Damit beruhigt» sie sich AIS ihr aber vorschlug, mir zu Ehren» da ich Emil heiße, unseren kleinen Engel Emilie zu ruen, meinte sie spitz und pointirt, wie nur meine Frau spitz und pointirt sein kann, dieser mein Name 'bieie ihr keinerlei Gewähr sür die Her andildung jener weiblichen Tugenden, durch welche sie ihre Tochter anigezeich net zu sehen wünsche. Drüben im sreien, also auch nameuSsreien Amerika bietet die Namcnswahl weder für die männ lichen noch sür die weiblichen Sprossen irgend welche Schwierigkeit. Für die ersteren bildet das Buch der Bücher ein ausreichendes Reservoir. Die EbenezerS, Japeei«, Abel», sind legionweise vertreten, aber auch die mo dernen GeschichtStafelu stellen ein tüch tiges Contingent bei der Wahl der Be nennung. So mancher kleine „Bis marck", mancher schwatzhasie und ge räuschvolle „Moltke" oder schulstürzende „Pestalozzi" reift künftiger Unsterblich te«t enlgege» und den deutschen Siegen von IS7V regnete es auch in der ««»geborenen Mädchenwelt von nien" und „Gravelotten." Wenn e» b«i uns zu Lande jemand einfalle« «lirde, den Stammhalter „Grillparzer" i?d«r die Erstgeborne „Custozza", viel leicht auch „Lissa" zu taufen, ma« sperrte den Unglücklichen ins Narren haus. Aber wie nett würden sich solch« Namen ausnehmen und wie stimmungs voll würde eines Tages die Nachricht anmuthen, daß sich Herr Grillparzer Ob«rm«y«r mit Fräulein Custozza Ni«. derfellner verlobt habe. In Deinem Lager ist Oesterreich! Aber wir Na mensphilister müssen un» hübsch an de» Kalender halten mit seinen Portiunku la», SybillaS, Emerentia», seinen Hie ronymus und Cyprian«. DaS Braut paar Cyprian und Emerentia paßt aber ebensowenig in da» Zeitalter des Tele phons und der „JourS". wie Arthur uud Eugenie in die Atmosphäre de« ZiegelschupsenS. Vielleicht daß ich mich noch für „Franziska" entschließe. Aber nein, so heißt meine Schwiegermutter. Da liegt nun daS kleine, unbenannt« Ding in seiner Wiege. Ein glücklich, bekümmertes Elternpaar blickt mit einer Mischung von freudigem Stolz und kleinwenig Aerger aus deu rosigen, fin gerlutschenden Däumling und weiß sich nicht Raths. Baby ist schon sehr viel, ist die Hauptperson in der Familie und ist noch gar nichts—sogar seine Alter»- genossin, die seidenhaarige und kurz psotige „Lady" hat schon einen Namen. Wir können doch unmöglich unser Töch terchen, wie daS de« ersten besten Zim merwichserS, „Barbara" heißen oder sie gar als „Apollonia" zur ewig«« Altjungferlichkeit verurtheilen. Ten Namen „Hermine" mag meine Frau nicht, weil ihre „Todfeindin" au» Aus see sich also nennt, „Frieda" wäre recht hübsch, aber das gleichnamige Töchter chen unserer Nachbarin hat im Zahne» sein junges Leben ausgehaucht, und Gott behüte un«. Und da legt eben meine Frau ihre Hand auf meine Schul ter und meint: „Warten wir noch mit dem Namen, es eilt ja nicht. Genügt es doch für jetzt, daß wir sie namenlol lieb haben." D«r Mnschtk. Ein zigeunerhaftes Steppenlebe» führt der Muschik, der russische Bauer, sich im Frühjahr mit Weib und Kind, Pserd und Wagen auf ein benach bartes Gut verdungen hat. Unter freiem Himmel, oder im Wagen gebor gen bei schlechtem Wetter, verdringt er die Nächte bis in den Spätherbst hin bin. Je größer seine Kinderschaar—s» entwickelt eiue Studie der Wiener „Presse"—desto reicher sein Lohn. Der kleine Knabe kann mindestens die Ochse» vor dein Pfluge oder auch vor dem Wa gen lenken, das kleine Mädchen di« Flugmaschine zur Reinigung der Korn srucht drehen oder die zurückgebliebenen Aehren mit dem Rechen auf dem Feld» sammeln, während die größeren Kinder sich an der Aussaat betheilizen, den Schnittern gesellen, die Garben bin den, die Dreschmaschine bedienen uub die gefüllten Säcke der Reihe »ach lagern. Die jüngeren Weiber sind um die großen eingemauerlen Kochkessel be schäftigt mit der Zubereitung der natio nalen Suppe, des Borschlsch, einer Mischung von Fleisch, Kraut und Kar toffeln, welche in einem mit Weizenkleie gesäuerten Waffe? aufgekocht wird, so wie des nährenden Maisbreies de» Mamalika; denn eS arbeiten oft aus einem größeren Gute über KOO Bauer», deren Hunger zweimal des TageS aus giebig gestillt sein will. Die kleinsten, noch nicht zue Arbeit verwendbaren Kinder laufen, einem groben Hemdchen bekleidet, um ihre Mütter herum und suchen sich nütz lich zu machen durch Zutragen der Speisen, oder sie schälen mit ihren ktei-. n«nyändchen die Kartoffeln und schieben ' da» Stroh das einzige FeueruugS-. Mittel der waldlosen Steppe »»teil den Kessel. Taufe», Hochzeiten un>> Leichenbegängnisse zählen irr diesen som merlichen Steppenlaqern nicht zu den Seltcnbeiien. Tis beiden ersteren seit lichen Handlungen werden stets de> Sonntags abgebalten, wo die A?bvW> ruht und das lustige Gelage vo« Schenke von früh bis Abends ivähreiWl kaun. Der Taufakt nimmt in der Re gel folgenden Verlaus: Man bringt da» neugeborene Kind in den Hof und bittet ganz einfach die GulSherriu oder deren Söbue und Töchter zu Tauf patheu, wa« in der Regel niemal» ab geschlagen wird. Sogleich wird dann der Pope geru fen und die Ceremonie in d»n Garde robezil»m«rn vollzogen; de« Täufling wird dreimal in ein mit geweihtem Wasser gefülltes Becken getaucht und darauf in ein großes Stück Leinen ge hüllt. welches cüs Taufgeschenk den El ter» verbleibt. Außerdem noch meist mit Kinderwäsche beschenkt, kehien dies« nach dem Taufmahl in der Schenke aus die weite Steppe zurück, um am näch sten Morgen die unterbrochene Beschäf tigung wieder aufzunehmen. Am wohlste» fühlt sich der Muschib mit den Seinen de» Sonntags beim. Tanz auf dem lurzgeschmttenen Rase». I vor der Schenke und bei der Musik eint» ger Zigeuner, die niemal» sehlen, den» »eben dem Schnaps sind Musik und Gesang das LebenSelement des Russen. WaS er durch eine ganze Woche in sau, rer. schwerer Arbeit verdient, jagt er am Sonntag Nachmittag sast regelmäßig durch die Kehle; Trinken ist ihm nur dann ein Genuß, wenn es mit Bewußt losigkeit endet. Ich srsgte einmal eine» Gutsherrn, warum man die Schenke immer bei dem Eingang zum Edelhof errichte und so den Leute« wie absicht lich die Gelegenheit zu dem sinnlose» Trink.» biete, woraus mir Jener mit vielsagendem Lächeln zur Antwort gab, daß dies wirklich mit Absicht geschehe. Würde der Muschik seinen Lohn nicht vertrinken, müßte er bei dem billig« Lebensuiilerhalt und seinen sonstige» geringen Bedürsniffen rasch wohlhabend »nd unabhängig sein und dann gäbe xtz bald keine Arbeitn mehr!
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