»«Atsch« «»ealNachrtcht«». Provinz Westpreußen. Gegen den Rechtsanwalt Peter Radtke vo» Marienwerder und dessen Ehesrau Sophie, geb. Kaulitz, verw. Duwald, »st nunmehr ein Steckbrief wegen betrü gerischen Bankerotts erlassen worden.— In Bahrendorf erschlug der Stiefsohn de» Besitzers D. feinen Stiefvater mit der Axt und verwundete feinen Stief bruder durch Axthiebe ebenfalls aus das Schwerste. Jetzt hat sich herausgestellt, daß er die Tbat im Wahnsinn begangen hat und mußte nunmehr seine Ueber sührung in's Irrenhaus erfolgen. Bei der Prüfung der Confirmaiidcn in der evangelischen Kirche zu Flatow wurde die 15jährige Tochter des Ober «imlinannS Becker-Klukowo vor dem Al tar von einem Lungenschlage betroffen und war bald darauf eine Leiche. Provinz Pommern. In Gködendirf bei Gützkow hat ein Lrbeiterkrawall stattgefunden. Die sämmtlichen Arbeiter erklärten, nicht länger al» von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeiten zu wollen. Der GulSherr richtete nichts aus,ebenso Wenig der von ihm zu Hilfe gerufene GendS'arm, der schließlich von der mit Sensen bewaffneten Menge zurückge trieben wurde und im Herrenhau» Schutz suchen mußte. Da» Herrenhaus wurde belagert; dem Gutsherrn gelang es, zu entwischen und dem AmtSvorstc her Anzeige zu machen, der dann Mili tär von Greisswalde erbat. Die Zahl der kleinen, au» ehemaligen Guts dörsern hervorgegangenen Zwergge meinden ist im CöSltner Regierungsbe zirke sehr groß, z. B. im Kreise Lauen burg, wo neben 23 selbstständigen Ge meinden allein 42 au» adeligen Gütern hervorgegangene bestehen. Im Kreise Stolp sind deren gar 114, in Schlawe 4?, Rummelsburg 56, Neustettin 62, Belgard 51 derartige Gemeinden vor banden. Während der letzten Jahr« sind im Colberg-CöSliner Kreise durch zwei Colberger Kaufleute 14 Rittergü ter angekauft und behus» Kolonisirung parzellenweise wieder verkauft worden. E» sind dabei neu entstandene 5 Be sitzungen von je 200 bi» 300 Morgen, 2 von 100 bis 200, 40 Von 60 bis 100, 400 von 30 bis 60 und 40 Besitzungen von 22 bis 30 Morgen ; endlich eine größere Zahl Handwerkstellen bis zu 15 Morgen. Der Kaufpreis sür den Mor gen Acker betrug durchschnittlich 300 Mark. Im hiesigen Kreise äußert sich die segensreiche Folge dieser Colonisi rung dadurch, daß die Auswanderung fast aujgehört hat, und daß die Einnah men a»s den KreiSsteuern beträchtlich gestiegen sind. Provinz Schleswig-Holstein. Aus Fehmarn fällt die Ernte zur Zufriedenheit aus. DaS Korn hat zwar durch Nässe etwa» gelitten, beson der? der Roggen, doch lohnt er gut und liefert 25 b>S 30 Doppelcentner vom Hectar. Mehr Ertrag noch verspricht man sich vom Weizen und von der Gerste. Daß das Deutschthum im Norde» unserer Provinz Fortschritte macht, gebt u. A. auch daraus hervor, baß die Zahl der eingestellten Rekruten mit Schulbildung in dänischer Sprache von Jahr zu Jahr abnimmt. So wur den im Eriatzjahr 1880 —81 in Schles wig-Holstein Rekruten eingestellt, darunter 67 mit Schulbildung In däni scher Sprache, 1886—87 waren eS da> gegen unter 402 S nur 50, und 188S— l>0 waren von 3966 Rekruten nur 20 in der dänischen Sprache ausgebildet.— Der Kaufmann Lippmann in Altona wurde, nachdem er 200,000 Mark an der Börse verspielt hatte, in seiner Wohnung erhängt ausgefunden, nach dem er drei Tage vermißt war. In Apenrode fand unter großer Theil nahme die EnthüllungSseier deS dem verstorbenen Reichstags - Abgeordneten Junggreen von der dänischen Protest- Denkmals statt. KreisphysikuS Mad vig hielt die Festrede. Provinz Schlesien. Der Bäckermeister Schulz in Sagan nahm Arsenik, um sich zu vergiften. Da das Gift nicht schnell genug wirkte, so schoß er sich eine Kugel in den Kops. Fällige Wechsel, die er nicht einlösen konnte, haben Schulz in den Tod getrieben. DaS in Sprottau zu errichtende Denkmal sür Heinrich Laube komint aus denjenigen Platz zu stehen, wo der große Dramaturg durch eine Kivmödiantenlruppe die ersten Anregun gen zu seiner späteren Thätigkeit em pfing Es ist daher das auf städtischem Terrain stehende .MangelhauS" ange kauft und niedergelegt worden. We gen Uiiteischlaguiig erheblicher Spar kassengelder ist der srühere Spar lassen Controleur Jauer in Freystadt verhaftet worden. Die Steinbruch- Industrie hat sich im Glatzer Weber, bezirk so stark gehoben, daß eine große Anzahl von Webern diese lohnende Be schäftigung mit ihrem ursprünglichen Erwerbszweige vertauscht hab«n. Der Bergwerksbesiyer Se.armond in Kleinburg bei Breslau hat zahlreiche Bohrverwche aus Steinkohle in den umliegende» Ortschaften anstellen lassen und emige sind, wie .Ostergrube" und „Glüctfterngrube" in Trqnek uud an der Sidönwalder Chaussee liegend, mit großem Ersolge gekrönt gelvesen. Provinz Sachsen. Wahre Hnngerlvhne werden aus dem Rittergut Wörmlitz bei Halle a. S ge zahlt. Eine Frau erhält sür 13 Stun den tägl'ch Arbeit 7v Psg., sage siebzig Pfennige. Die Gewerbe- und Industrie - Aus stellung in Zeitz wurde durch den Re gierungspräsidenten v. Dies» feierlich eröffnet. Zeitz kann aus diese Ausstel lung stolz sein. Die Hall^enthält fast ausschließlich Erzeugnisse des hiesigen Gewerbe?. In Delitzsch wurde unter allgemeiner Beiheiligung der Emwoh «erschast, der Vaterstadt des Gefeierten, die Enthüllung des hier dem Gründer und ersten Anwalt der deutschen Ge nossenschaften, Dr. Schulze-Delitzsch, 'nichteten Denkmals vollzogen. Da» bestebt aus einem Meter !o!>cn Standbilde des Verstorbenen, das von dem Bildhauer WeißenfelS in 'München, einem geborenen Delitzscher, gefertigt und auö Bronze hergestellt ist. Die vom Agenten Schmidt in Genthin gemachten Veruntreuungen stellen sich als viel größer heraus, als erst ange nomnnn wurde; man spricht von etwa 100,000 M. Einige der zur Zeit der Schmidt'schen Betrügereien zum Vor stande gehörigen Mitglieder sollen in den Anklagestand versetzt sein. Am LI. Sept. sind !ZOO Jahre verflossen, seitdem im Dom zu Halberstadt der erste evangelüche Gottesdienst abgehal ten wurde. Der Gedenkteg wurde in würdigster Weise von der To »gemeinde begangen. Provinz Hannover, 112 In Güttingen Landschaftsmaler Karl Eckermann. Derselbe war der Sohn des Hosraths Eckermann in Wei mar, der die Gespräche mit Goethe herausgab. Im Dorfe Wahnebergen bat eine große FeuerSbrunst fechs Bauernhöfe mit allen Erntevorräthen in Asche gelegt. Au» drei Dörfern der Geest, Huium, Schessinghausen und Gr. - Varlingen sind letzter Tage 40 Personen ausgewandert, um sich jenseit» des OceanS eine neue Heimath zu grün den. Unter den Auswandernden be findet sich eine große Anzahl von Leu ten, die über ei» ansehnliches Kapital verfügen. Provinz Westfalen. Der Vorsitzende des Vereins „Ver einigte Klempner-Gehilfen," in Dort mui!o, Gustav Neumeyer ist wegen ver schiedener UnreelliläteNj die er gegen den Verein begangen, einstimmig aus dem Verein ausgeschlossen worden. Beim Herabspringen >. der Pferdebahn ge rieth der Geldbriesträger Arnold in Dortmund unter die Räder und wurde tödtlich verletzt. Durch ein Schaden feuer wurden in Dülken fünf Häuser zerstört und zwei weitere erheblich be schävigt.—ln dem holländischen Grenz orte Aalten hat eine FeuerSbrunst in nerhalb zwei Stunden sieben Wohn Häuser in Asche gelegt. In Lüden scheid hat sich der Schneider Meinert im Kirchhose auf dem Grabe seiner kürzlich verstorbenen Frau erschossen. Rheinprovinz. s In Bonn Leopold Arndt, ein Sohn beS Dichters Ernst Moritz Arndt. In Coblenz starben imVerlause einiger Wochen drei Stadtverordnete, nämlich der Gehennrath Adams, sowie die Stadtv. Maner nnd H. Griesar. —ln enchreckend. r Veise wächst die Berdienst losigkeit unter den Haus- und Fabrik strie in Creseld. Alle älteren Fabri kanten versichern, daß sie einen solchen schlechten Geschäftsgang noch nie erlebt hätten, selbst 1848 und 1870 sei niehr Arbeit und Verdienst gewesen. Die Fabrikanten sind genöthigt, die Lohne zu erniedrigen, die Arbeitszeit zu kürzen, die Arbeiter aus lange Wartezeit zu stellen, oder sie zu ent lassen. Hessen-Nassau. Zu dem großen Brandunglück, von dem das an der hannoverschen Grenze süns viertel Stunden vor Münden gelegene Dorf Wilhelmshasen betrossen wurde, werden solgende Einzelheiten bekannt: Die Brandstätte liegt direkt am User der Fulda am Eingang des DorseS, wenn man von Schule her kommt. Am hellen Tage brach Feuer im Schasstall des Anwesens deZ Ackermanns Flöther aus und verbreitete sich sehr schnell bei dem herrschenden Winde Weiler. Trotz der unmittelbaren Nähe des Flusses konnte da» Feuer eine große Ausdeh nung gewinnen, hatte doch die einzige Spritze de i DorseS nicht die Macht ge nügenden Einhalt zu thun, weil sie kei nen Sänger besitzt, sondern jedesmal erst mit Wasser vollgesüllt werden muß. Der nah« Brunnen war aus diese Weise schnell ausgepumpt. Da» ver heerende Element gelangte dazu, nicht nur das Flöthersche Anwesen, Wohn haus, Scheun«, Stallungen u. f. w., völlig einzuäschern, sondern auch noch Anzahl anstoßender Scheunen- und Stallgebäude zu vernichten, ebenso die althistorische Kirche de» Ortes. Bi» aus den Haser war die genannte Ernte schon eingebracht, wodurch da» Feuer natürlich große Nahrung erhielt. Der Gesammtschaden wird sich abgesehen von der Kirche — aus etwa 150,000 bis 200,000 Mark beziffern. Gegen 6 Uhr tra>n die Spritzen vo« deu Nach barstädten ein, welche sich nur daraus beschränken konnten, ein noch weiteres Umsichgieiseii des Feuers zu verhindern, da bei dem herrschenden Winde und der eichten Bauart das ganze Dorf in Ge« sahr war. Die Kirche »st sast gänzlich zerstört. Jetzt ragen von dem LSng»- schiss nur noch die kahlen Umfassungs mauern in die Lüfte. Thüringische Staaten. Der Fabrikant W. Drescher, Inha ber der Wollsirma Spindler >k Dre scher, in Apolda hat sich erschossen. Der in Buttstädt einquartierte Vice- Feldwebel Stein vom Magdeburgischen Pionierbataillon No. 4 stürzte gelegent lich eine» Spaziergange» in den umlie genden Bergen einen peilen Abhang hinab und brach das Genick.-An Ent schädigungen sür die durch di» Ueber, schweinmung im vorigen Jahre Betrof jenen in Camburg gelangten nunmehr 45.000 Mark zur Bertheitung. Der ! durch da» Hochwasser am 24. und 25. November v. I. im Bezirke de» Land ' ralhsamteS Roda angemeldete und > .ax>rte Schaden beläuft sich aus 169, Mark. Hesse n-D armstadt. Oberlehrer Weckmann in Langen, welcher wegen Fälschung eines Wechsel accepts in Darmstadt zu einer füninio > a lichen Freiheitsstrafe verurtheilt Kurde, hat sich kürzlich dem Strajvoll. Zuge durch die Flucht entzogen. Bor 25 Jahren zählte di« Stadt Mainz au ßer den beiden Aktienbrauereien nnch 2K selbstständige Brauereien. Von diesen sind inzwischen IS eingegangen; ver blieben sind die Brauereien „Weißes Bierhau»", .Rother Kops", .Birn baum", .Alte Krone", .Sonne", .Schwarzer Bären" und dieMeyer'sche Brauerei, früher „Stadt Mainz". In der Provinz Starkenburg betrug die Zahl der Fabriken und die sen gleichgestellten gewerblichen Anla gen, Bergwerke, Hütten und Salinen am Ende des JohreS 1890 703. D>e Zahl der beschäftigten Arbeiter war 32,234. Die Brauerschule in Worms 1865 von Dir. P. Lehmann gegründet, war im verflossenen Semester von 47 Schülern au» fast allen bicrerzeugenden Ländern besucht. Königreich Baiern. Die Feier des 700 jährigen Jubi läum» der Heiligsprechung de» Bischofs Otto 1., welche aus kirchliche Feste be schränkt bleibt, fand in Bamberg vom 27. bi» 30. Zeptember statt. Haupt festtag war der 30. September, an welchem eine große Proceffion stattfand, an der sich zahlreiche Bischöfe betheilig ten. Wegen mehrfacher Betrügereien wurde der Bankier Anton Ulrich in Passau zu neun Monaten Gefängniß und 2500 Mark Geldstrafe verurtheilt, fowie zum Verluste der Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahre. In einem Anfall von Geistesstörung suchte und fand die Gattin des Besitzer» Drescher de« Gasthauses .Am See", in Schlier see den Tod in den Wellen de« Schlier see. Der Raubmord an Joses und Maria Birnkammer in Münchsdorf bei Altfraunhofen in der Nacht des 20. August l. I. verübten nicht die in Hast genommenen Strolche Spanner von Gunthöring und Albrecht von Strau bing, sondern der eigne Pslegesohn der Birnkammer'schen Eheleute, welcher bereits in Hast genommen wurde und ein Geständnih abgelegt hat. Zur Strafe sür einen Fehler in einer schrift lichen Schularbeit schlug der in der Münchauracher Schule anwesende geist liche Lokalschulinspektor, Dekan des Münch-Auracher Sprengels, ein 10- jährigeS Mädchen hiesiger Elter» in Anwesenheit der gesammten Schule (Mädchen und Knaben) mit einem Stock auf den entblößten Körper. Das Mädchen, welches aus Scham vergeb lich versucht hatte, den Körper mit den Röcken zu bedecken, erklärte auf dem Heimwege den Mitschülern, welche ob der erlittenen Strafe höhnten, in» Wasser gehen zu wollen. Thatsächlich fand man die Leiche des Mädchens am folgenden Tage im Flusse; der Leich nam wies noch eine Anzahl blutun terlaufener Striemen aus. Der Pre mierlieutenant Gramich des 2' Feld- Artillerie-Regiments in Fürth hat sich erschossen. Welche Anziehungskrast auch heute noch die bayrischen Königs schiosser haben, beweist der massenhafte Besuch derselben. So dürfte sich die Zahl der Besucher des Schlosses Neu-Schwan stein pro 1891 auf 10,000 stellen. Die Noth über die obersränkiichen We bern gestaltet sich Heuer größer als sonst. ES mangelt den Webern die Arbeit, und die Löhne sür Arbeitsleis tung sind sehr niedrig, so daß es kaum sür die dringendsten Bedürfnisse aus reicht. Die armen Leute gehen einen schlimme» Winter entgegen. Bei Besteigung der HösfatSspitze, eineS 2260 Meter hohen, sehr gesährlichen Berge», stürzte der CommiS in der loh. Bichteler'schen Eisenhandlung in Kempten, Karl Albert Müller aus Tuttlingen, der älteste Sohn sehr ver mögender Eisenhändlerseheleute da selbst, ab ui.d blieb sofort todt. Königreich Württemberg. Die LeichedeS vermißten RegierungS eopisten Letsch in Ludwigsburg wurde am Rechen der Großingersheimer Mühl« ausgesunden. Das Schiller hauS in Marbach ersreut sich derzeit eineS starken Besuches. Da» Ein schreibealbum weist in den letzten drei Monaten 1083 Einträge auf. Die Ge sammtzahl der Besucher wird etwa 2500 betragen. Der länger« Zeit verschwundene geisteskranke Prof. Dr. Nördinger von Plattenhardt hat sich bei seinen Angehörigen wieder eingefun den. Er hat sich mehrere Wochen bei einem Bauern zu Bernhausen aus den Feldern versteckt gehalten. Die Stadtverwaltung in Ulm beabsichtigt, die bedeutenden Wasserkräfte der Jller und Donau sür elekrische Kraftübertra gung zu verwerthen. Großherzogthumßaden. -s- In Dettingen Krenzwirlh Lamben Hamm. —s In Emmishosen Statthalter Ignatz Eigenmann.—s In Engen Be »irkSarzt Dr. Karl Hierlinger.—s Aus feinem Gute in Untenbenthal der wirkl. Gehe«mrath Frhr. Adolf von Marschall. In Justetten machte der ««»jährige kath. Psarrer von Lottstetten einen Selbstmordversuch, an dessen Fol gen er inzwischen gestorben ist. —112 Der Hauptlehrer und OrtSschulinspeetor Ludw Wentz in Konstanz. Ferner der Kunsthändler Friedrich schmidt. —-s-Jm Altweiler (Elsaß), wo er sich zur Kur aushielt, der älteste Ches deS weltberühmten Hause» Bassermann und Herschel aus Mannheim. s Houptlehrer Joseph F«tscher von Rast in Nollingen, wo er Heilung von einem schweren Leiden suchte. In Nieder schopfheim fand die EnthüllungSseier de» Gedenksteins sür die Gefallen«« und die Soldaten der Gemeinde Nieder schopfheim au» den Jahre» IS70 —71 statt. 23 Verein» mit Fahnen in der Stärk» von über SOO Mitgliedern waren erschienen. In Linz würd» der Metz ger Schmid, während er aus dem Acker mit Pflügen beschäftigt war, vom Schlage getrosten und war sofort todt. Der Svjährige Landwirth Wendelin Sieber in Groß Schönach fiel beim Obstpflücken vom Baum und erlitt so schwere Verletzungen, daß er nach we nigen Minuten starb. Au« der Rheinpfalz. E» ist festgestellt, daß der wegen Unterschlagung von 10,000 Mark flüch- tig gegangene Briefbote RSller in Blieskastel mit einem Verwandten das Weite gesucht hat. I» Mannheim ha ben sich Beide noch photographiren las. sen. Ackerer Adam Sorg in Dann ftadt wurde erhängt ausgesunden. Er hinterläßt eine Wittwe mit 3 Kindern In Landau wurde eine Frau Dreyer von Etülzheim wegen mehrerer Sitt lichkeitsverbrechen — sie hatte mehrere minderjährige Burschen verführt —zu 3 Jahren Zuchthau« verurtheilt. De, Presbyter und Kirchenrechner der Ge meinde Meckenheim, I. Weruz, wurde mitten in voller Thätigkeit aus freiem Feld» durch einen Herzschlag au» dem Leben abberufen. —Wegen Verbrechen» der Nothzucht wurde der Bäcker Seb, Graf in Osthosen zu 6 Monaten Ge fängniß verurtheilt. Die Landeigen, thümer in Ramftein beanspruchen fü, den durch die Truppenübungen in de, Gemarkung von Ramstein entstandene« Flurschaden eine Gefammtentschädigung im Betrag von 205,000 Mark. De> Stationsverwalter Dahl in Weiden, thal ließ sich vom Nachtschnellzuge über, fahren uud war sofort eine Leiche. E> soll sich eine ihm zu Theil geworden, Rüge zu sehr zu Herzen genommen ha, ben. Die Gattenmörderin Emin« Marz. Kohl geb. Gras aus Weisenhein wurde zu 2 Jahren Gefängniß ver> urtheilt. Mecklenburg. Die Auswanderung aus Mecklenburg, Schwerin stellt sich für die Zeit von An fang des Jahres bis Ende Juli auj 637, für Juli allein aus 73 in Mccklenburg-Strelitz für erstere Pe riode aus 134, für Juli aus 4 Perso nen. Nach fast vollständig beendete. Ernte stellt sich jetzt immer mehr her aus, daß der Schaden, den da» ungün stige Wetter in der ersten Hälfte de» August verursachte, zwar ziemlich be trächtlich, doch lange nicht so groß ist, wie man ansang» befürchtete. Der Er trag an Roggen wird aus Mittelernte, an Weizen, Hafer und Gerste aber auj eine sehr gute Mittelernte abgeschätzt— Ein Feuer, das aus dem Boden des RathhaufeS in Neustrelitz ausbrach, hat daselbst werthvolle Actien vernichtet und das Gebäude derart beschädigt, daß der erste Stock abgetragen werden muß. Braunschweig. Anhalt. Lippe. Der Kaufmann Johannes Brett hauer in Braunschweig unterhielt mit der Tingeltangelsängerin Helene Heim aus Berlin, welche hier im Locale von Elauditz allabendlich austrat, ein inti mes LiebesverhSltniß. Ter Wider stand der Eltern des jungen Mannes gegen eine Verheirathung desselben ha> nun ein tragisches Ende des Liebesver hältnisses herbeigeführt: dieser Tag» fand man in der Wohnung der Sänge schossener Brust als Leichen. Di« elektrische Beleuchtung der Straßen in Blankenburg wird am 1. Ottober be ginnen. In Emtinghausen hat sich der Hofbesitzer I. K. Hoppe in einem Ansall von Schwermuth ertränkt, nach dem er zuvor einen Selbstmordversuch mittels HalsabschneidenS gemacht hatte. Die feierliche Enthüllung des Wil helm Müller Denkmals in Dessau fand am 30. September statt. Schweiz. s In Muri Herr Buchdrucker. I B. Keller. Der Verstorbene, gebürtig von sarmenstors, etablirte sich in Mur> Ansang der 1850 er Jahre und über nahm die Leitung des .Bolen sür Berg und Thal." Ueber den Stand der Kulturen wird aus ZizerS ge schrieben: Die Weinlese wird dieses Jahr eine überaus geringe werden. In Revieren von 1V bis Mann schnitz (1000 bis 1100 Klafter im Maaß hallend) wird man leicht di« Trauben in eine Tause bringen. Die Kartoffelernte wird voraussichtlich auch nicht ergiebig ausfallen. Verschiedenen Blättern zufolge hat sich Geineinderalhsschreibcr W. H. von St. Margarethen aus dem Siaube ge macht. Grund zur Entfernung: Eon trahiru g eines Anlehen» vo» 1600 Fr. bei »er Sparkasse St. Margarethen auf Rechnung der katholischen Schul- Verwaltung und die Unmöglichkeit, den im eigenen Nutzen verwendeten Betrag wieder zu ersetzen. 112 In St. Gallen Psarrer Johanne» Wartenmeiler, ge bürtig von Kenzenau (Neukirch). Der Verstorbene war von 1831 bis 1881, volle 50 Jahre, Pfarrer der Kirchenge meinde Lustdorf und trat Ende des letzteren Jahre» von dem Amte zurück, um den Rest seines Leben» im Ruhe stand in St. Gallen zuzubringen. —f In Walkringen Pfarrer A. Rüti meyer. Der Verstorbene war ein vor züglicher Kanzelredner und gewissen hafter Seelsorger; auch als Ornitholog war er geschätzt. Mit dem Ertrag der Reben im Wallis steht es schlimm. Die diesjährige Weinernte im Kanton wird blos ein Viertel bis ein Drittel des sonstigen DurchjchnittSertrageS lie sern. Es bedeutet dieses einen Ausfall von 4 bis 5 Millionen Franken. Der StaatSralh hat die Errichtung einer theoretischen und practischcn landwirth. gastlichen Schule in Eeone beschlossen; den Beitrag für die Abgebrannten in Saxon hat er aus 500 Fr. erhöht. Letzthin fanden Arbeiter bei den Aus grabungen an der Stelle des ehemali gen Tempels Jupiters aus dem St. Bernhard eine sehr gut erhaltene Bron zestatue vom Gott der Götter. Dies« sein gearbeitete Statue ist 40 Cm. hoch. Gleichzeitig wurden noch einige Medail lons und ein bronzener Löwe ausgegra ben von l 0 Cm. Höhe, ebensallS von bemerkenlwerther Arbeit. Di« Fund stücke gehöre» dem Kloster St. Bern hard. Oesterreich. In Maria-EnzerSdors bei Wien ist Frau Marie Mitterbacher, geb. Wag ner, eine Schwägerin des einstigen Ju m.nifter» Freiherrn von >u» »8. Lebensjahre gestorben. Mit der Verstorbenkn ist eine Reih? in ! teressanter Errinnerungen aus dem gei- tigen und künstlerischen Leben Alt- WienZ zu Grabe getragen worden; die gr.ii, welche einst enie Schülerin der blinden Klavierspielerin Paradis gewe sen und als dreizehnjähriges Mädchen schon mit Schubert aus dessen Manu skripten am Klavier gespielt hatte, zählte zu den Freundinnen von Körners Braut Toni (Adamberger) und halte unter Anderem zu Zacharias Werner, Grillparzer, Lenau, Adalbert Stifter, zu Schwind und Steinlein persönlichen, theilweise sreundschastlichen Beziehur.» gengestanden Zu St. Eloud, in der Villa Zimmermann, hat «in Mitarbei ter de« .Figaro" den greisen, weißbär tigen Gounod interviewt, um dessen Meinung über die Lohengrin-Aufsüh rung zu erfahren. Der Komponist de» .Faust" hat leider durch starke Gehirn- Congestionen so viel von seiner Seh kraft eingebüßt, daß ihm da» Lesen und Schreiben herzlich sauer wird. Er erklärt sich außer Stande, irgend «ine größer« Arb«it vorzun«hmen und ver bringt sein« Tag« im Park der Villa mit Spaziergängen oder Plaudereien im Kreise seiner Familie. Die Ruhe störungen bei Gelegenheit der Lohen grin-Aufführung bezeichnete er al» kin disch und erklärte, er verdamme sie .mit aller Energie seiner Seele." Da» Genie Wagner'S sei zu allgemein aner kannt, als daß Paris sich länger sträu ben dürfe, Wagner'S Werke kennen zu lernen. „Lohengrin", "Tannhäufer", „Die Meisterfinger" hätten schon vor zwanzig Jahren ausgeführt werden müssen. „Ihn fernhalten, weil er ein Deutscher ist?" ruft Gounod. „Spielt man nicht auch meine Opern in Deutsch land, in Oesterreich, Italien und über all? Ist „Robert der Teufel" nicht da» Werk MeyerbeerS, eine» deutschen Musikers? Hat den „Troubadour" nicht ein Italiener componirt, Verdi? Ich mißbillige Wagner» Betragen nach dem Kriege, aber ich kann nicht zugeben, daß das ein Grund sei, feine Werke von unserer Bühne auszuschließen. Ich darf mir schmeicheln, Franzose und Patriot zu sein; ich habe nach dem Kriege Hym nen geschrieben, in die ich mein ganzes Herz legte, am meinen Haß gegen den Feind auszudrücken, und meine ganze Kraft, um in meinen Kompatrioten die Hoffnung aus eine Wiedervergeltung durch niisere Waffen zu beleben da ru n aber spielt man den »Faust" nicht weniger als zuvor in Deutschland." Gounod erklärte zuletzt, daß er am 4. October die Große Oper besuchen werde, um einer „Lohengrin"- Borstel lung beizuwohnen. Die Grube in Belgien, auf welcher jüngst die Explosion schla gender Wetter ersolgte, liegt 13km von Charleroi entfernt, in der Gemeinde Forchies-Lamarche und gehört der 2700 Arbeiter beschäftigenden Gesellschaft von Moncean-Fonlaine, deren Anlage als Musterwerse des Bergbaues gelten. Im vorigen Jahre ist aus der ganzen geche nur ein Mann verunglückt. Die Katastrophe trat mo»genS 3j Uhr ein, wurde aber, da die Explosion über der Erde nicht vernommen wurde, erst gegen S Uhr Vormittag» im Orte bekannt. Diese Ursache deS Unfalls wird in einem außergewöhnlichen atmosphäri schen Lustdruck gesucht. Der Stollen, in welchem die getödteten 27 Bergleute arbeiteten, liegt in einer Tiefe von Zoom. Arbeiter, welche in der Nähe dieses Stollens beschäftigt waren, wur den durch starken Geruch von Koh tenwasserstoffgas aus di» Gefahr auf merksam gemacht und konnten noch den Förderkorb erreichen und zutage fahren. D«e Rettungsarbeiten wurden von dem Betriebsdirektor Riche sofort in's Werk gesetzt. Außer den Getödteten, welche sämmtlich durch größere oder geringere Brandwunden entstellt waren, sanden die Rettungsmannschaften auch eine An zahl von Verletzten. Bis 11 Uhr Vor mittags waren fämmtliche Leichen ge borgen und im LöhnungSfaal auf Stroh gebettet, wo sie gewaschen und mit Todtenheniden versehen wurden. Unter den Verunglückten befinden sich 16 Fa milienväter. DaS jüngst« Opfer der Katastrophe zählt 18 Jahre. Vierzehn der Getödteten wohnten in Forchies, du übrigen in der Umgegend. Drei der Getödteten sind Gebrüder namens Bal lst und zählen 18 bezm. 20 und 23 Jahre. Die Angehörigen der Getödte ten wurden im Laufe des Tage» in Reihen an den nebeneinander uusgebet teten Leichen vorbdigesührt, wobei es zu entsetzlichen Auftritten kam. DaS hie sige Gericht hat sich an Ort und Stelle begeben, um eine Untersuchung über die Ursache der Katastrophe einzuleiten. In der Gegend von Forchies war seit 23 Jahren keine Gruben-Explosion mehr erfolgt. Während Prinz Fried ich August, der künftige Thronerbe von Sachsen, dieser Tage aus Ritter gut Berreuth bei Dippoldiswalde weilte, brachten ihm die Militärvereine aus der Umgegend ihre Huldigung dar. Der Prinz sprach verschiedene Mitglie der an, unter Anderen auch einen seiner Originalität wegen bekannten dicken Schmiedemeister, welcher früher bei der Artillerie gedient halte. Vom Vice- Vorsteher daranf aufmerksam gemacht, daß dieser Kanonier be« deS Prinzen Geburt mitgeschossen habe, sagte der Letzter«: „Ah, da haben Sie also die 101 Kanonenschüsse mit abgegeben?", Woraus unser Ex-Kanonier prompt er widerte: .Jawohl, mir ham damals oun Drei'n bis um Elfe uff Sie warten müssen!" Diese im trockenstui Tone gegebene Antwort amüsirte den Prinzen und seine Umgebung außerordentlich. Da» herrschende poli tisch« Fieber hat auch die Pariser Kin derwelt bis zum SäuglingSalter hüiab ersaßt. Die Zuschauer der HauSwurst bude im Tuileriengarten, von denen die ältesten schwerlich acht Jahre zählten, sorZerten am Zonntaz »in ZwUchenakt mit großem Geschrei die Marseillaise uns die Russenhymne. Der Biiden besitzer ,nutzte dem kleinen Volke w»lt- I laliren. Damen an den Skatti. schen der Berliner Bierwirthschaitei, sind gegenwärtig durchaus keine seltenen Erscheinungen. In den großen Garten lokalen der Hafenhaide konnte man an den schönen Abenden der letzten Wochen diese weiblichen Skatspieler an niedreren Tischen bemerken und dai Abiverse» der Karlen macht sich bei der schnellen Be wegung des rechten Armes und wenn dieser mit einem funkelnden Armband geschmückt ist, garnicht übel. Die be kannten Ausdrücke am Skatttsch, die sür gewisse Fälle und Vorkommnisse beim Spiel gebraucht werden, aber sonst eigentlich nicht für Damenohren be stimmt find, schienen keinen Anstoß zu erregen. Auch als eine solche Mitspie lerin die ihr zufallende Sptelrause einige Male zum Aufstehen benutzte, waren die Mitspieler sofort mit einer anzüglichen echten Skat-Redensart bei der Hand, welche von der Mitspielerin mit der harmlosesten Miene von der Welt angehört wurde und als der Kellner daS bestellte leere WeißbierglaS wirklich brachte, lachte die Spielerin am meisten über diesen Skat-Witz. Manche von diesen Skat Damen wi'sen mit ihren zarten Knöcheln so laut auf den Tisch zu schlagen, daß man ernstliche Ver ätzungen für eine zarte Hand besürch n möchte. Als ein in der Nähe stehen er Verwandter einer solchen Spielerin die ungalante Bemerkung machte, daß e» doch wohl für eine Frau passender wäre, sich mit dem Strickstrumpf als mit Kartenspielen zu unterhalten, ent gegnete die Dame mit größter Seelen ruhe: Beim Kartenspiel verdiene ich mehr al» beim Strumpfstricken l Für die nun einmal in Fluß gerathene Frage der Frauen Emanzipation ist dies neue berliner Kneipen Bild vielleicht nicht ohne kulturgeschichtliche Bedeutung. Man weiß, mit welch siren zen Strafen heutzutage in Rußland all.- die verfolgt und gemaßregelt werden, deiche sich den Anordnungen des ortho- Doxen Glaubensregimentes widersetzen, besonders hart geht man augenblicklich gegen Lutheraner und Protestanten vor. Die religiöse Unduldsamkeit ist jedoch durch die Ueberlieferung bei den russischen Gewalthabern heimisch. Die Kaiserin Anna, so schreibt man, be strafte den Uebertritt deS Fürstenhauses Galitzin zur rvmisch-katholischen Kirche in den Angehörigen diese» Geschlechts aus da» Schimpflichste uud mit erfinderi scher Grausamkeit. Einen Galitzin inachte sie zum Hosnarren und zwang ihn unter empörenden possenhasten HochzeitSseier lichkeiten zur Verheirathung mit einem Mädchen au» der niedrigsten VolkS klasse. E» war im Winter 1740, übcr »essen Strenge man lange Zeit in ganz Europa sprach. Anna ließ sich aus Eis einen Palast erbauen und im In nern mit allen Bequemlichkeiten, aber ebenfalls aus Eis gefertigt, ausstatten. Sogar vier Kanonen und zwei Mörser hatte man auf diese Weise hergestellt und vor dem Palast aufgestellt, starl genug, mehrere Schüsse daraus abzu seuern. AuS den Provinzen mußte» die Gouverneure je einen Mann und eine Frau in der Volkstracht schicke», und mehr als dreihundert solcher Per jonen zogen vor dem Kaiserliche» Palast vorüber und durch die Hauptstraßen der Stadt. DaS Brautpaar schien hierbei zuerst in einem großen Käfig einge jchlossen, welchen ei» Elefant trug. Einige Gäste ritte» auf Kamcele», an dere fuhren zwei und zwei in Schlitten, welche von Rennthieren, Ochsen, Hun den, Böcken, ja selbst von Schweiue» gezogen wurden. In der Reitbahn Biron's, des ersten Günstlings der Kai serin war ein Mahl bereitet, nach dessen Veendigung Natioualiänze ausgeführt wurden. Endlich brachte man die Neu vermählten in den Eispalast, legte sie in ein aus Eis säuberlich hergestelltes Bett und zwang sie durch aufgestellte Machen, es nicht eher als am anderen Morgen zu vcrlassen. Ein Selbstmord unter angewöhiilichen Umständen wird sei, einigen Tagen im Westend zu London viel besprochen. Eine junge Dame Na mens Ethel Bruce hatte mit einem un gefähr 21 Jahre alten Deutschen Na mens Otto oder Otter ein Verhältniß. / s des letzteren Freunde dahinter ka men, bewogen sie den jungen Mann, da» Land zu verlassen. Jüngst fuhr nun Frl. Bruce niit ihrer Freundin Frl. Maq Graham in einem Cab nach Gonnerston Road, und als sie Edith Road, Fulham, erreicht hatten, bat Frl. Bruce ihre Freundin, ein Packet Musi kalien in einem Hause abzugeben. Kaum war Letztere ausgestiegen, so hörte sie einen Pistolenschuß und man entdeckte sosort, daß Frl. Bruce sich durch einen Schuß in den Mund getödtet hatte. Im Wagen lag ein sech»läufiger Re volver, in welchem sich noch fünf Schüsse befanden. Bei der Leiche entdeckt« Briefe ergaben, daß eS sich um eine LiebeSaffaire handelte. In einem der selben drohte Frl. Bruce mit Selbst mord. weil der Mann, mit dem sie ein Verhältniß angeknüpft, dasselbe ab gebrochen hatt«. Die Jury gab ihr Aerdict dahin a!', daß die Dame Selbst mord verübe habe während.zeitweili ger Geistesgestörtheit", empfahl aber gleichzeitig dem Leichenbeschauer, di« Aufmerksamkeit des Ministers deS In nern auf den Fall zu lenken, damit der Verkauf von Revolvern in derselben Weise geregelt werde, wie der Verkauf Von Giften. Ein französischer Mili» lärarzt, Herr Longuet, hat dem Londo ner internationalen hygienischen Kon greß «ine interessante Statistik de» Selbstmorde in den »«rschiedenen Armeen Europas unterbreitet. Herr Longuet hat solgende Durchschnittszahl der Selbstmorde nach je Mann ermittelt: Oesterreich 149, Deutschland 67, Italien 40, Frankreich 29 und Al gier in Zolge klimatischer Einflüsse 63, Belgien 21, England 23 und die Kolo nien in Folge klimatischer Einflüsse 42, Rußland 20. Spanien 14. An der Spitze bieder Liste steht Oesterreich, wenn sich die französische» Berechnun gen als richtig erweisen. 7 »Uropa in der vorg«schichtitcht» Ä«t». Zu den sichersten Ergebnissen der neueren geologische» Forschungen gehört der Nachweis, daß in einer der jüngsten Epochen der Erd-Entwicklung ein gro ßer Theil Europa», besonders auch Deutschland, von Eismassen und Glet schern bedeckt war, ähnlich wie die» heute noch bei dem hoch im Norden lie genden Grönland der Fall ist. Au» Ursachen, die wir gegenwärtig noch kei neswegs genau kennen, wich später da» Ei» zurück und e» stellten sich im Laufe langer Zeitperioden allmählich diejeni gen Verhältnisse ein, mit welchen Mit teleuropa in das Licht der Geschichte tritt. Eine genauere Kenntniß der Zu stände, welche sich nach dem Zurückwei chen des Eises hier zunächst herausbil deten, ist jedoch erst durch die fast 17 Jahre umfassenden, höchst sorgsamen Untersuchungen und Studien von Alfred Nehring angebahnt worden. Dieser ausgezeichnete Paläontologe hat au» seinen Arbeiten den Schluß gezogen, daß nach der Eiszeit Mitteleuropa zu nächst eine tundra-ähnliche Vegetation und Fauna trug, die später allmählich nach Norden, Nordosten und auf die Hochflälien der Gebirge zurückwich, während sich in der Ebene auf geeigne tem Boden eine Steppenvegetation von dem Charakter der in den heutigen srenburgfchen und westfibirifchen Step pen heimischen Flora entwickelte. Hochstämmiger, geschlossener Wald war damal» in Deutschland auf lang« Zeit hinaus gar nicht vorhanden oder spielte nur eine völlig untergeordnete Rolle. Die Steppe ist nach Nehring auch zweifelsohne der damalige Haupt aufenthalt deS Menschen gewesen und nicht etwa der (gar nicht vorhandene) Urwald. Die urwüchsige Cultur der Jäger- und Hirtenvölker hat sich in Steppengegenden, nicht in den Wäldern entwickelt, und die Meinung, nach der Eiszeit sei die Menschheit aus den Wäl dern in die Steppengebiete gedrungen, ist bestimmt irrig, ebenso wie ein angeb liches Verjagen der Thier« d«S Walde» durch di« Menschen in die Steppe nicht ingenommen werden darf. Der Lem ming, jene kleine Wühlmaus, welche heute ihr Hauptverbreitungsgebiet in den arktischen Steppen hat und al» Characterthier der Tundren mit Recht bezetchnet wird, war, wie die fossilen Reste beweisen, unmittelbar nach der KiSzeit in ganz Mittel- und Westeuropa zu Hause. Schon vor Jahren hat Nehring nachgewiesen, daß zwischen dem Nordsuße de» Harzes und der heutigen Stadt Braunschweig in einer gewissen Zeit der Diluvialperiode tundra-ähn liche Gebiete vorhanden waren, in wel chen die Lemminge hausten. An andern arktischen Säugethieren fehlt e» in den diluvialen Ablagerun gen Mitteleuropas auch nicht, denn zahlreich finden sich Reste des Eisfuch ses, de» Rennthiere», de» MoschuSoch sen, deS Hermelin u. s. w. Nur all mählich wichen diese Thiere in dem Maße, als daS Klima wärmer wurde, gegen Norden und Nordosten zurück, am längsten scheint noch das Rennthier ausgehalten zu haben, doch war eS zur Zeit CäsarS gewiß nicht mehr in Deutschland vorhanden. Ja der Steppe schwärmten auch wilde Pferde umher, deren Reste in den Ablagerungen der Nacheiszeit Mitteleuropas zahlreich vor kommen. Die Steppen boten diesen Thieren reichlich Nahrung und Raum für ihre Wanderungen; die tundra ähnlichen Gebiete der Eisperiode schei nen diese Pferde aber nur selten betre ten zu haben, denn ihre Reste finden sich nur selten zusammen mit denjeni gen der arktischen Thierwelt. Schon Middendorfs hat das wilde Pferd für ein entschiedenes Steppenthier erklärt, und Nehring behauptet, daß der eigen thümliche Fußbau der Einhufer sich nur i» steppenartigen Gegenden entwickelt haben könne. ' Noch vor 100 Jahren gab eS wirk liche wilde Pferde in den uralifchen Steppen, aber seitdem find sie dort au«, gerottet worden und kommen heute nur noch im Innern Eentralasien» vor, wo PrzewalZki kleine Trupp» angetroffen hat. Nach Nehring reicht in Mittel europa die Zähmung de» HauSpfcrde» bi« in die jüngere Diluvialzeit zurück. Da» Pferd hat ganz entschieden sein, HeimalhSberechtigung in Europa, und die srühere Meinung, daß eS au» Asien stamme, ist ganz unhaltbar. Unter den Bewohnern der ehemaligen Steppen Mitteleuropas ist vorzugsweise auch di« Gaiga Antilope zu erwähnen, die einst bis nach Weftirankreich hin zahlreich vorkam und mit den übrigen Steppen thieren wahrscheinlich von Osten her einwanderte. DaS Klima jener Zeit war im Vergleich zu heute noch immer »in rauhe«, auf den offenen Flächen trieb der Wind ungehindert sein Spiel, t« Sommer mit Sand und Staub, im Winter mit Schneeflocken und Ei« »adeln. Massenhafte Knochen der Wild» vferde, deren Wirbelreihen sich oft noch ,n natürlicher Reihenfolge faiiden, welche Nehring in den Ablagerungen bei Westerezeln auSzrub, ließen es ihm schon 1875 wahrscheinlich werden, daß diese Thiere durch Schneestürme ihren Tod gefunden haben und nachträglich pon Sand und Staub überschüttet wo» de« sind. Wie viel» Jahrhunderte mö aen seitdem vergangen seinl Damal» standen weder Babylon noch Niniveh und die Gründung der Siebenhügelstadt am Tiber ruhte noch im Dunkel ferner Zukunft. Wa« sich im Einzelnen wäh rend der folgenden Jahrhunderte und Jahrtausende in Mitteleuropa ereig nete, wissen wir nicht; wir wissen nicht, wa» au» den thierisch wilden Jäger, stämmen geworden, die in der Steppe gehaust haben. Wie wir zuerst Mittel europa wiederfinden, ist eS mit undurch dringlichem Urwalde bedeckt, d>e Hei math freiheitliebender Germanen, derni Körperkraft und Kampfesmuth das weltbeherrfchcnde Rom erzittern macht. Auchim Ehehafen sollte der Quarantainezwang eingeführt werden.
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