»««tsch« Loea»«achr»»te«. Provinz Brandenburg. Einen eigenartigen Selbstmord ver übte der Kausmann Wilhelm in Ber lin. Derselbe ließ sich in einer Waffen handlung Dolchwesser zeigen, wählte eines derselben aus und stieß es sich dann in die Brust. Vor 2H Jahren wanderte der Sohn des Kausmanns Traugott Huth in Landsberg nach Amerika aus, wo er sich in Chicago ein bedeutendes Verwögen erwarb. Vor «inigen Tagen erhielten die Eltern die Nachricht, daß ihr Sohn bei einem Eisenbahnunglück in der Nähe von New Wrk seinen Tod gefunden habe. — Das Andenken an den Dichter Ewald v. Kleist, den Sänger des „Frühlings" und Helden Friedrichs des Großen, will Frankfurt a. 0.. in deren Mauern der Sängerheld starb, durch ein weithin sichtbares Zeichen erneuern. Ein Hügel der Umgegend, in dessen Nähe Kleist den Todcsschuß empfing (August 1759), wurde „Kleist-Höhe" gelaust; hier soll «in Gebäude mit einem hohen Aus -fichtsthurin erbaut werden. Ihren 100. Geburtstag feierte die Kossäten- Altsitzerin Marie Elisabeth Mielenz in Wilmersdorf. Die Greisin erfreut sich trotz ihres hoben Alters einer dauern den Gesundheit. Provinz Ostpreußen. Einen schneidigen Ritt vollführten kürzlich drei Osficiere der Garnison in Gumbinnen. Sie ritten aus drei Stu ten im Alter von 5 bis zu 12 Jahren 'in 2 Tagen die 28 Meilen lange Strecke von hier »ach AryS und zurück in 22 Stunde». Ter Magistrat in Jnster bürg beabsichtigt, an den Geburtshäu sern der beiden Jnsterburger Literatur größen, Wilhelm Jordan und Ernst Wichert, Gedenltaseln anzubringen. Eine Feuersbriliist hat fast das ganze Dors PiSkorzewen, nämlich neunzehn Besitzungen mit allen Wirtschaftsge bäuden, in einen Schutthauseu verwan delt. Der letzte Sproß des Königs hauses der das einst in Littauen regierte und an der Belage rung der Marienburg regen Antheil nahm, der Arzt Fürst Ignatz Jagellow, ist lürzlich in Grubnow gestorben. Infolge Genusses giftiger Pilze sind in Ogrodtken zwei Personen, eine Frau und deren vier Jahre alter Sohn, ge storben. Provinz West Preußen Dem Arzte Dr. Michaelis in Berent ist sür eriolgreicbe Wiederbelebung von jwei an Kohlendunst erstickten Personen von der Regierung eine Geldprämie ge währt worden. Eine Familien-Tra gödie ist in Elbing die Sensation des Tages. Der Gärtner Lehmann, gegen den seine Frau aus Scheidung klagte, den Rücken schwer verletzt, und daraus auch sich durch Schußwunden und Oeff nen der Pulsadern lebensgefährlich ver wundet. Ans dem Flatower Kreise sind im abgelausenen Jahre im Ganzen 319 deutscher und 108 polnischer Natio nalität gewesen sind. Kaum sind die erinnerungereichen Tage des 600 jähr igen Jubiläums vorbeigerauscht und schon wieder prangte Gmudenz im Fest gewande. Diesmal galt es dem letzter Tage festlich begangenen 2. westpreußi fchen Provinzial-Schützenfeste. Provinz Pommern. Auf dem Militärfriedhofe in Alt dämm brachte sich der Sergeant Mehls Revolver einen Schuß in die linke Brust bei. Ter neue Oberpräsident der Provinz. Herr v. Puttkamer, hat im Dauermarsch von 12 Meilen in einem Tage haben infolge einer Wette drei Officiere des Infanterie-Regiments in Colberg letzter Tag« von Eolberg nach Cöslin und zurück zu Fuß unternom men. 112 In Greisswald der Gymna sial Oberlehrer Adolf Häckermann. ist. Während nämlich die Herren der Schöpfung sich sür den militärischen Gruß entschieden haben, erklären die Damen de» „militärischen Gruß nicht die ruhmreiche Vertheidigung der Stadt gegen Wallenstein und an den schimpflichen Abzug der Wallenstein schen Truppen am 24. Juli 1628 nach zekn'vöchentlicher vergeblicher Belage rung. SchleSwig-Holstei«. Slcinmaiin, der Spitzen der Behörden und euier zahlreichen Festversammlung fand die Einweihung des Denkmals für Scventlcw und Beseler, 1849—1851 Siatthalter von Schleswig - Holstein, statt. Tie Stadt war festlich geschmückt. Das Denkmal besteht aus einer, weh rere Meter hohen, aus polirtem Granit bestehenden Pyramide mit entsprechen, der Inschrift. —St. Annen feierte dieser , Tage das 400 jährige Jubiläum ihrer Gnistehung. Ursprünglich war St. Annen «u Theil der großen fundener Oemelnde. Einem Lynchgericht wäre beinahe du Fetttvaarenhäudler Singel manii in <"!'»na zum Opfer gefallen. Derie ! e w i>e beschuldigt, seinen ein zigen. Sohn erschlagen zu Halen E> allgemein, der junge Mei ia >i. »Tw Vater nach dem Bahn hof ge n.,.!!. »i "ange ausgeblieben und dann o in tödtlich mißhandelt worden » 'üe s.arke Polizeiinannschift mußt. !>>d Nacht aufgeboten Wersen ! Fettwaarenhändler vor der durch den Pöbel zu schützen. Obduction der Leiche des i.ruv. »> n jungen S. wurde jch iej, . tl iinalirt, daß derselbe dem Sonncnsiich erlegen sei. s Theodor Herzbruch, Mitkämpfer der schleswig holsteinischen Kriege von 1848 —51, später Buchhändler in Flensburg und Begründer der ieit 1864 daselbst erschei nenden „Flensburger Nordd. Zeitung", in Glücksburg. Provinz Schlesien. Der Schlosser Klein in Hoyerswerda hat nunmehr cingestanden, den Raub mord an der Wittwe Topolinska in Beughammer verübt zu haben. Insolge seiner Angaben wurde das gauze ge raubte Geld wiedererlangt. Vor längerer Zeit hatte sich der Wagenbauer Sachs vo» Jauer mit Hinterlassung stickten die Maschinenwärter Janotta, Schürer und Klinsa durch schlechte Wet ter. Auch der Obersteiger Henschel schwebt« in Lebensgefahr. Wegen Preßvergehens wurde der Redakteur des PeterSwaldaucr und Weizeldorfer „Wochenblatt" der frühere Schuhmacher tet und iu das AiiitSgerichtSgesängniß Reichenbach eingeliefert. Mit Rück sicht ans den Nothstand infolge der ho hen Lebeiismiitelprelse und des Rück gangs der Geschäfte hat die Stadtbe hörde in PranSnitz den Bürgern vom 1. August ab auf vier Monaie die Ge meindeabgaben erlassen. Die Regie rung beabsichtigt in Reichenbach eine besonders zur Förderung der mechani schen Weberei geeignete Webschule zu errichten. Bis jetzt besitzt unsere 44 Millionen Einwohner zählende yinz noch nicht eine einzige Webschule- Provinz Sachsen. An der Universität in Halle studiren im lausenden Sommerhalbjahr ein schließlich der Hospitanten 219 Landwirthe von Beruf. Davon sind 94 aus Preußen, 50 aus den übrigen deutschen Staaten, 75 sind Ausländer. Lieutenant v, Blume, bekannt durch seine Attaque gegen Naumburger Bür ger, wird nach verbüßter Festunzsyast in den Dienst der deutschen Schutztruppe in Ostafrika treten. Großes Aufse hen erregt in Nordhausen die Verhaf tung des bisher hochangesehenen Kreis steuereinnehmers und Premierlieute nants a. D. Nüsken wegen Unterschla gung von amtlichen Geldern inHöh?lvon 8,600 M. In der Fischer'schcn Me nagerie in Quedlinburg näherte sich der neunjährige Sohn eines Einwohners in unvorsichtiger Weise dem Käfig des Tigers, so daß es letzterem gelang, den Arm des armen Jungen mit sc nen Krallen zu packen und.bevor Hilse nahte, zu zerfleischen. Provinz Hannover. 1° In Celle der Landschastsdirector Freiherr von Grote-Schnega. Derfelbe war einer der Führer der Welsenpartei, aber wegen seiner Abneigung gegen nutzlose Herausforderungen des preußi schen Regiments und seiner Bemühun- Nach der diesjährigen Jmpmng stellten sich bei den zwölfjährigen Kindern in Clausthal vielfach bösartige Anschwel lungen der Arm- und Brustmuskeln Der Particulin G. Kettler der den Gendarmen Remus erschoß, ist in die Irrenanstalt zu Hildesheim über führt worden. Ertrunken sind: in Emden der Sohn des Bäckermeisters Meyer, in Leer der Schiffer Habbe Reuter und in Norden der Schmied Früchtenich. In Fahlenbruch hat sich der Haussohn Schone aus Fahrlässigkeit erschossen. In Güttingen stürzte das siebenjährige Töchterchen des Thurm wächters Grimme vom Johannis Kirch thurme herab und wurde zerschmettert unten ausgesunden. Provinz Westfalen. Beim Schützenfest in Herford ha» Echlossermstr. Bornemann den Adler heruntergeschossen und damit die Kö nigswürde erlangt. Frau von Nord heim nahm die Wahl als Königin an. Das Fest hatte einen prächtigen Ver lauf. Am 24. August 1591 wurde durch Herin. Giese aus dem sogen. „Kal ter Bruch" die erste Muthung auf Gal mei gemacht. In diesem Monat kann also der Iserlohner Bergbau sein 300- jähriges Jubiläum feiern. 112 In Ottmarsbocholt der älteste Priester des Bisthums Münster, Pfarrer Wilhelm Lohaus. Rheinprovinz. Im Kalkumer Wald erschoß sich ein Ulanen-Gefreiter, dessen Eltern ihre Einwilligung zu seiner ehelichen Ver» bindung mit seiner Geliebten, einem bei einem Wirth an der Kasernenstraße dienenden Mädchen, verweigert hatten. Als letztere die Nachricht von dem frei willigen Tode ihres Geliebten erhielt, sprang sie am Hasenkopf in den Rhein und erlrank. Da sich ihrer ehelichen Verbindung Hindernisse in den Weg stellten, hat in Elberfeld der Bäckerge seile Wilh. Oberstraß, seine Geliebte, die in dem Hause des Baudirektors Louis Schilling wohnende Dienstmagd Henriette Becker, aus Kaiserswerth ge burtig, «schössen und darauf sich aus gleiche Weise das Leben zu nehmen versucht. Oberstraß wurde in ein Krankenhaus geschafft, wo er hoffnungs los darniederliegt. In einer, das Gesuch der.Lehrer in Kreuznach nm Gehaltserhöhung ablehnenden Zuschrift der Koblenzer Regierung heißt eS U.A.: .Ungerechtfertigt erscheint eS, wenn die Lehrer ihre Gehaltsansprüche denjeni gen der Polizeidiener gleichstellen, welche einen angestrengteren und ausreibende . Ren Dienst jahraus jahrein zu verrichten haben als die Lehrer." In Büde rich ist die dort im Jahre 1838 erbaute Kirche bis auf die Umfassungsmauern vollständig abgebrannt. Der Gru benfteiger Helbrück aus Bildstock, der sich durch sortdauernde Betrügereien große Vermögensvortheile auf Kosten de? Bergfiskus sowohl, wie der ihm untergebenen Bergleute verschafft hatte, wurde zu einer Gesängnißstcase von 9 Monaten, 300 M. Geldstrafe und zweijährigem Ehrverlust verurtheilt. > Provinz Hessen-Nassau. Der erste ReblauSheerd am Rhein ist in diesem Jahre von der Untersuchungs komniission in dem Weinberge des Schreinermeifters Schultheiß in Caub entdeckt worden. Eine Niederlassung von barmherzigen Schwestern aus dem Mutterhause in Fulda ist in Eckenheim in's Leben getreten, welche auch aus wärts, sowohl in Stadt wie Land, Aus hilft sür Krankenpflege übernimmt. Der Gesamintbejuch der elektrotechni schen Ausstellung in Frankfurt a. M. stellte sich bisher auf ca. 400,000 Per sonen. Einen imposanten Anblick ge währt es stets, wenn der große elektri sche Scheinwerfer, den die Firma Schückert ck Co. auf dem Thurm in der Main-Ausstellung angebracht hat, seine Strahlen Main auf- und abwärts, hin über aus das andere Ufer und herüber zur Ausstellung sendet. Die Lichtkrast beträgt über 200,000 Kerzen. Aus dem Main verkehrt jetzt ein „elektrisches Boot", das in der Schweiz hergestellt worden ist. —Bei dem 19. mittelrheini schen Turnfest, das letzter Tage in Hanau abgehalten wurde, erhielte» von 68 turnenden Musterriegen 61 Ehren diplome. Im Einzelwettturneu errang Karl Burger von der dortigen Turn gemeinde mit 63j Punkten den ersten Preis. Aus Freude, daß ein Hanauer denselben davongetragen, hat der Mit bürger Scarrisbreak dem Preisträger 1000 M. als Geschenk überwiesen» Königreich Sachsen. Das 2. königl. sächs. Husaren Regi ment No. 19 in Grimma, das in diesen Tagen sein IVVjähriges Jubiläum fest lich begeht, hat während der 100 Jahre seines Bestehens in 11 Feldzügen an 17 Schlachten, 59 Gefechten und Bela gerungen theilgenommen.—Von den ca. 150,000 Steuerpflichtigen in Leipzig haben nicht weniger als 71,000 am 1. Zahlungstermine die fällige Steuer nicht entrichtet, sondern mußten erst amtlich gemahnt werden.—Auf Ritler- Eythra waren 15 Diakonissinnen zum Besuch anwesend, welche gegen Abend wieder nach dem Bahnhofe in Zwenkau gebracht werden sollten. Bei der Ab fahrt schwenkten die Damen zum Ab schied ihre Taschentücher; dadurch wur den die Pferde des mit Sitzen versehenen Leiterwagens scheu und gingen durch. Der Wagen stürzte um und sämmtliche Damen wurden mehr oder weniger schwer verletzt. Thüringische Staaten. Wegen fahrlässiger Tödtung einer Wöchnerin wurde der „Naturheilkun dige" Köhler aus Chemnitz vom Land gericht in Altenburg zu sechs Monaten Gefängniß verurtheilt. Der Raub mörder Herm. Hüther aus Barchfeld a. d. W., der den Handelsmann Maran Klaar aus Ettenhausen ermordet hat. wurde im Landgerichtshose mittels Fallbeil durch den Scharfrichter Hirsch «uS Erfurt hingerichtet. Die letzte Hin richtung dahier fand im Jahre 1860 statt. Senator Hugo Lotze in Gotha ist infolge einer unvorsichtigen Hühner augen - Operation gestorben. Die Ernteaussichten im Fürstenthum Greiz sind, wie man überall wahr nehmen kann, gute. Das Getreide, namentlich der Roggen, verspricht viel Körner und schönes Stroh. Hessen- Darm st ad t. -f Der Nestor der hessischen Lehrer schaft, der 91 Jahre alte Bayer, früher Lehrer in Biebesheim, in Darmstadt.—. In Büdesheim wurden der Schmied Tupont und der Metzger Jhlein beim Schlachten einer an Milzbrand erkrank ten Kuh von dem Milzbrand angesteckt und ist an dessen Folgen der Schmied B. hatte auf der Jagd das Uuglück, suchte, durch einen Schuß schwer zu ver letzen. Der unglückliche Schütze stellte sich selbst dem Gerichte. 112 In Mainz der Küfer Adam Reuter, einer aus der kleinen Schaar hessischer Soldaten, die unter Hauptmann Kattrein im Kriege 1870j71 durch einen kühnen Handstreich Schloß Ehambord überrumpelt und eingenommen haben. Der letzte Sonntag in Worms war ein Unglücks tag. Von füns jungen Leuten ertran ken bei einer Rheinfahrt zwei insolge KenternS des Kahnes. Ferner ertrank ein junger Mann aus BenSheim beim Baden. Königreich Bayern. Ein Nürnberger Architekt ist von einem türkischen Unternehmer mit der Errichtung einer Bierbrauerei in Kon itantinopel beauftragt worden, welche die erste in der Türkei sein soll. Ein Liebesverhältniß mit seiner Schwie germutter unterhielt ein Eisengießer in Nürnberg. Tie betrogene Gattin machte Anzeige, und Er und die Schwie germutter wurden zu je 3 Monaten Ge fängniß verurtheilt. Ein Soldaten schiuder, der Feldwebel Scharfner in Regensburg, der durch seine rohe Be handlung den Metzgersohn Niederme'er von Greving in den Tod trieb, ist aus Furcht vor Strafe flüchtig gegangen. In Ebenhansen hat der 12jährige Sohn des Oekonomen Strigl beim Taubenschießen seinen «jährigen Bruder erschossen- Ein bisher geachteter Bürger ili Augsburg ist unter der Be schuldigung verhaftet worden, Mädchen im Alter von 12 —14 Jahren an sich gelockt, narkotisirt und in diesem Zu stande mißbraucht zu haben. Tnrch eines der Opfer ist die Sache an» Tages licht und dann zur Anzeige gekommen. Das 7. mitteldeutsche Bundesschießen wurde während der letzten Tage in Er langen festlich begangen. Zum Pro rektor der Universität in Erlangen für das Studienjahr 1891j92 wurde Prof. Dr. Ed. Hölder erwählt. Königreich Württemberg. Ueber die württembergischen Obst auSsichten für dieses Jahr theilt ein de ichst anbetrifft, die Ernte im Weinsber ger Thal und in der Neckarsulmer Ge nend eine ausgezeichnete wird, dagegen ist sie im oberen Neckarthal, sowie in de»- See- und Hohenlohe? Gegend eine mittlere, im mittleren Neckarthal aber eine geringe. An Steinobst und Nüs sen gibt es im ganzen Lande eine volle Ernte. Auch im Beerenobst ist die Ernte eine überreiche und wird das Beerenobst in ausgiebigster Weise zu Beerenwein verwendet. Das land wirthschastliche Hauptfest in Cannstatt ist diesmal für den 26. September fest gesetzt. Der Schultheiß Max Wein mann von Jnstingen, O. A. Münsin gen, stand seit Langem in den mißlich sten Vermögensverhältnissen; er führte außer seinem Schulzenamt auch einen Kramladen und zu dessen Betrieb ver wendete er jahrelang die ihm von Ge meindeangehörigen zur Ablieferung an die landwirthfchaftliche Creditkasse über gebenen Beiträge. Der Musterschult heiß wurde wegen Veruntreuung zu 14 Tagen Gesäugniß verurtheilt. Der zum Tode verurlheilte Raubmörder Straßer in Rottweil ist zu lebensläng licher Zuchthausstrrse begnadigt wor den. Seit Anfang Juli wird Dr. Theodor Nördlinger von Tübingen, früher Professor der Forstwissenschaft, zuletzt beim K. Reoieramt Plattenhardt, vermißt und man glaubt, er fei verun glückt. Vom schönsten Wetter begün stigt, wurde am Jakobiseiertag in Urach der alle zwei Jahre stattfindende Schä serwettlauf, Hahnentanz uud Wettlauf der Wasserträgerinnen in herkömmli cher Weise abgehalten. Beim Wettlaus ver Schäferburschen und Schäfermäd chen trugen derselbe Bursche und das selbe Mädchen den ersten Preis davon, welche ihn auch vor zwei Jahren er hielten. Groß Herzogthum Baden. Der in Karlsruhe kürzlich gestorbene Amtsrichter a. D. Baumgartner hat 90,000 M. hies. Wohlthätigkeitsanstal ten vermacht. So erhalten der Frauen verein 50,000 M. und das Waisen und PsriindnerhauS je 10,000 M. —An Blutvergiftung, infolge Insektenstiches, starb der Grenadier Gustav Sütterlin aus Säckingen. Zum ehrenden Ge dächtniß an ihre i. I. 1884 verstorbene Schwester, Frau Zimmermeister Ferdi nand Koch, hat die Rentiere Frl. Marie Nößler der Stadt Baden zu Armen zwecken eine Schenkung von 30,000 M. gemacht. Im Mooswald fand ein Duell zwischen dem in Freiburg in Garnison stehenden Lieutenant Ratzel und dem prakt. Arzt Dr. Studer statt. Letzterer liegt schwer verwundet dar nieder. Wie verlautet, soll eine Be leidigung, aus der Dienstzeit Dr. Stu ders herrührend, die Ursache des Zwei kampsS gewesen sein. Der Sohn Carl des Gütlers Joh, Bolanz in Hügel- Heim, welch' letzterer sich kürzlich das Leben nahm, wurde wegen Mißhand lung seines Vaters zu 4 Jahren Ge fängniß verurtheilt. Die Lutherfest spiele in Mannheim haben einen Ueber schuß von 3000 M. ergeben. —ln Durmersheim wettete ein Bürger, er werde 34 Viertel Wein trinken und gewann die Wette, die er jedoch nach Verlauf einiger Stunden mit seinem Leben bezahlen mußte. Unter de« Namen „Hesselzeche" ist jetzt ein auf den Gemarkungen Wiesloch und Nußloch befindliches Grubenseld zur Gewinnung von Blei, Silber- und Eisenerzen einer Lütticher Bergwerks-Actiengcsellschaft Verliehen worden. Aus der Rheinpfalz Unter den im Jahre 1890 in der Pfalz im Lesen undlchreiben geprüften 2772 Rekruten sanden sich nur 3 Analphabeten vor. Noch günstiger war das Resultat in einzelnen Kreisen des jenseitigen Bayerns. In Oberbayern, Oberpfalz, Mittelsranken, Unterfranken und Schwaben waren überhaupt keine Analphabeten vorhanden. Um dem Obstfrevel entgegenzuwirken, hat der Gemeinderath in Hagenbuch beschlossen, daß jede Person, welche einen Frevel zur Anzeige bringt, der die rechtSkrästige Verurtheilung des Frevlers zur Folge hat, aus der Ge.neindekasfe eine Beloh nung von einer Mark erhalten soll. Die Lehrbildungsanstalt in Kaiserslau tern war im Schuljahre 1890j91 von 172 Schülern besucht. An Stipendien wurde eine Summe von 8905 Mk un ter die bedürftigen Schüler vertheilt. 112 In Kirchheimbolanden Oberamts richter Lombardino.— Ein herzloses Elternpaar hat in Ludwigshafen unter Zurücklassung eines 8 Monate alten Säuglings das Weite gesucht. In Windsberg hat ein Liebesverhältniß, daß von Seiten des Mädchens gelöst worden war, einen blutige» Abschluß gefunden. Der Verschmähte, der 23- zährige Bader Anderje, feuerte bei einer Begegnung drei Schüsse aus einem Re ter Louise Haag, ab und verwundete sie lebensgefährlich. Er selbst entwich in den Wald und machte seinem Leben durch Erhängen ein Ende. —Dem Bahn hofverwalter Bindewald und dem Gü terexpeditor Schild in Zweibrüben sind für 25jährige treue Dienstzeit Ehren diplome verliehen worden. Elsaß Lothringen. Der Zeichner Stöckel, welcher im Au gust in Metz wegen LandeSverrathS zu einer Gefängnißstrase von N Monaten verurtheilt wurde, hat seine Strafzeit beendet und wurde unter polizeilicher Aufsicht an die österreichische Grenze gebracht. In Oesterreich wartet seiner eine neue Untersuchung wegen Urkun denfälschung. Ueber eine angebliche „Gespenstererscheinung" in einem Hause der Dornacherstraße in Mühlhausen theilt die „N. M. Z." mit, daß die be treffende Familie, welche nach ihrer Aussage während der letzten Tage alla bendlich von einem „unsichtbaren Wesen im Bette gewürgt und geschlagen wor den ist. es vorgezogen hat, die Stadt zu verlassen. — Der Rentner Joseph Behra zu Rimbach ist zum Bürgermeister, und der AckerSmcinn Franz Anton Ehret Mecklenbur g. Eine angebliche Millionenerbschas» verursacht in der Plauer Gegend und in weitercu Kreisen große Aufregung. Einem in der Londoner „Times" erlas senen Aufruf zufolge ist in der Kap colonie in Afrika ein gewisser Voigt, Besitzer einer Kaffee-Plantage, mit Hin terlassung eines bedeutenden Vermögens und ohne Erben verstorben. Der Erb lasser soll der Sohn der Anfangs dieses Jahrhunderts in Gnevsdors verstorbe nen Lehrer und KüsterS-Ehelcute Voigt sein. Zahlreiche Erblustige haben sich bereits gemeldet. Der Grvßherz, Eisenbahnbetriebs - Ingenieur Mittel städt »st von Rostock nach Deutsch-Ost asrika abgereist, um im Auftrag der deutjch-ostasrikanischen Gesellschaft von Tanga in der Richtung nach dem Kili mandscharo ein Bahnproject aufzustel len.—Die Ernte hat in unserem Groß herzogthum fast überall schon begonnen und liegen aus einzelnen Gegenden be reits recht günstige Nachrichten vor. Der berühmte Ringkämpfer Carl Abs ist nicht, wie er stets bezeichnet wurde, ein Hamburger, sondern ein Mecklen burger, und zwar der Sohn eines Büd ners in Klein-GodsmS bei Neustadt i. M. Schweiz. Die Uhrmacherschule in Solothurn wurde vom 1. Mai 1890 bis 30. April 1891 von 11 Schülern besucht. —s In Altdorf Fürsprecher Walker, bis vor Kurzem Redacteur des gemäßigt libera len „Urner Volksblattes".—f In Zer matt der Hotelbesitzer Seiler; seine Leiche wurde als die erste auf der matrbahn nach Brieg geführt. Seiler ist der Schöpfer des heutigen Zermatt, wo sechs Hotels von ihm geleitet wur den. In dem zwischen Rothrist und Aarburg verbrannten eidgenössischen Postwagen befanden sich sür 100,000 Frcs. Banknoten. Dieselben waren von der Schweiz. Creditanstalt an die Neu enburger Kantonalbank adressirt. Die nur mit 5000 Fr. declarirte Sendung war versichert. Der von Rüti ver schwundene Zimmermeister Maurer ist nicht verunglückt, wie man ansänglich angenommen hat, sondern mit Hin terlassung bedeutender Schulden und unter Mitnahme einer ziemlich be trächtlichen Summe durchgebrannt. Die Stadtschützengesellschaft Luzern hat mit Rücksicht aus die nahe bevorstehen den Festlichkeiten und im Hinblick auf die stattgehabten großen Unglücksfälle verschiedener Art, beschlossen, das pro jectirte große Freischießen aus nächstes Jahr zu verschieben. -f In Sächseln der Bauherr und Regierungsrath Franz Britschgi. In Biel wurden die Lei chen eines Liebespaares, des 19 Jahre alten Kellerburschcn und der 22jährigen Kellnerin Wittwe Anna Rickenbach geb. Wcgman, von Salenstein, an den Hän den zusammengebunden im See aufge funden. Der Afrikareisende Henry Stanley hatte in Murren bei Jnterla ken das Unglück, bei einem Spaziergange zu fallen und den linken Unterschenkel zu brechen. —Beim Alpenrvsen-Pflücken stürzte ein 18jähriger Jüngling, Na mens Signer, gebürtig von Herisau, aus der Ebenalp eine 80 Meter tiefe Felswand hinab. Mit gebrochenen Bei nen und gespaltenem Schädel wurde der Unglückliche aufgehoben. Die vom ridg. Feste in Genf heimkehrenden Tur ner von Baselstadt wurden von einer gewaltigen Volksmenge aus dem Cen tralbahnhos mit Jubel empfangen. Die Banner sämmtlicher fünf Sectionen. die zum Weltkampf ausgezogen waren, kehr ten mit dem Lorbeer geschmückt zurück. 112 In Basel der berühmte Bildhauer Ferd. Schlöth, Der Schaden an Rohmaterial und am Bauwerk selbst beim Mönchensteiner Unglück beträgt rund 1,100,000 Franken. Die Räu mungsarbeiten kosten ungefähr 30,000 Franken. — Dem Mönchensteiner Hilfs comite sind bisher 28,600 Franken an freiwilligen Gaben zugegangen, worun ter je 10,000 von der Bura-Simplou Sahn und der französischen Ostbabn.— Im Verlause eines Streites hat der Hufschmied Heinr. Jaunin in VillarS polard seinen Bruder, den Zimmerer Carl Jannin erstochen. Das St. Gallische Cantonal Sängerfest hat ein zanz erhebliches Deficit man spricht »on 12,000 Fr. hinterlassen. EinStreit „um des Kai serS Bart beschäftigt augenblicklich Pa ris und zwar ist es der Bart des römi schen Imperators Nero, der die sranz»- sischen Republikaner in Aufregung ge bracht hat. Der Schauspieler Marais hatte die Kühnheit besessen, in einer Vorstellung des .Britanniens" als Nero mit einem Barte zu erscheinen. Und das geschah in der altehrwürdigen Comedie Franeaise, dem Slaatsinstitut mit den heiligen Traditionen. Ein Rö iinfach eine Geschmacksverirrung. Bei dieser Gelegenheit wurde auch der selige Aristoteles mit seinen drei Einheiten, obwohl dieselben mit den Bärten der Römer uud mit Herrn Marais gar nichts zu thun haben, erbarmungslos zu Grunde eitirt. Wer weiß, ob Herr Marais nicht um Amt und Brot gekom men wäre, wenn ihm nicht in der Per son des Herrn von Lapommeraye, des Herausgebers der „Oritiyus ciramati ijus", ein Helfer in der Noth erstanden wäre. Herr von Lapommeraye stellte folgende feine Tdese auf: Nero war nach der Raeine'schen Dichtung zwanzig Jahre, als er den Britanniens sterben ließ; in diesem Alter hatten die jungen Römer zwar ihren Bart bereits abgeschnitten und ihn den Göttern ge opfert, dem Schauspieler steht eS jedoch frei, in dem 365 Tagen währende» zwanzigsten Lebensjahre Nero's denje nigen Tag zu wählen, der ihm am besten zusagt, also den Tag vor oder nach der Bartscheererei. Mithin dars Herr ZNarais seinen Bart tragen und die Eunst ist wieder einmal vor dem Unter fange bewahrt geblieben. Hoch dramatisch läßt sich eine Mittheilung an, die von einer Berliner Lckalkorrespondenz an die Zeitungen verschickt wird. In jener Mittheilung wird der folgende roman tische Vorgang erzählt: Zwciundzwan zig Jahre sind es her, als vor dem Keller des Meisters N. eine elegante Equipage hielt, aus welcher eine Dame stieg, welche rasch in dem unansehnli chen Geschäftslokale verschwand. Die dort gepflogenen Verhandlungen betra fen ein wenige Monate altes Kind, welches N. als eigenes annehmen sollte. Das Abkommen wurde zur beider seitigen Befriedigung geschlossen und ein kleines Mädchen spielte darauf zur Freude der N'schen Eheleute in dem Keller umher. Jahr auf Jahr verging, die Kleine entwickelte sich zur blühen den Jungfrau und war der Stolz der biederen Handwerksleute, deren Ver hältniß zu dem' Kinde diesem ein Ge heimniß blieb. Vor wenigen Tagen nun erkrankte Frau N. plötzlich; die jetzt zweiundzwanzigjährigeEmma hielt getreulich Wache am Krankenlager ihrer vermeintlichen Mutter, und als diese durch den Tod abberufen wurde, da war eS wiederum das junge Mädchen, wel ches nicht von der Leiche wich. Der Tag der Beerdigung war gekommen. Emma stand schmerzbewegt mit ihrem Pflegevater an der Gruft, aufmerksam den Trostesworten des Geistlichen lau schend, welcher besonders hervorhob, daß die Verstorbene mit größter Auf opferung und Entsagung an der ange nommenen Tochter Mutterstelle vertre ten habe. Diese sicherlich gut gemeinte Rede enthüllte dem trauernden Mädchen das Geheimniß und mit dem lauten Rufe: „Vater, Vater, ist es deitn wahr, das ich nicht Dein Kind bin?" fiel sie dem zustimmend nickenden N. in die Arme. Seit dieser Zeit war Emma wie umge wandelt, verließ das Elternhaus und suchte als Dienstmagd ihr Fortkommen. Unlängst hielt wiederum eine elegante Equipage vor dem N.'schen Keller, welche bald darauf mit einer vorneh men Dame und dem schlichten Meister dem Aufenthaltsorte des Mädchens zu fuhr. N. hatte nach dem Vorgange auf dem Gottesacker nicht geruht, bis «r die wirkliche Mutter seines Lieblings zu bewegen gewußt hatte, diese» wieder bei sich auszunehmen. Das Wieder sehen zwischen Mutter und Tochter hatte sich N. freilich anders ausgemalt, als eS thatsächlich wurde. Emma mu sterte die reiche Dame, um ihr alsdann kurzweg zu erklären: „Sie haben kein Recht mehr auf mich; denn wer sich um sein Kind 22 Jahre nicht kümmerte, kann unmöglich mehr Ansprüche aus dasselbe haben." Die Mutter mußte uuverrichteter Sache von bannen gehen, und ihr Kind bleibt in dienender Stel lung. Die Findigkeit der schwei zerischen Zollbehörden, die Maikäfer für Delicatesse erklärten, hat ein köstli ches Seitenstück durch die österreichischen Zollwächter erdalten, welche die höchst wichtige Entscheidung getroffen haben, daß Lorbeerkränze als frisches Gemüse zu verzollen sind. Zwischen den Sän ger» und den Sangesbrüdern Konstanz und Bregenz besteht eine kameradschaft liche Freundschaft. Der Gesangverein „Bodau" in Konstanz stattete den Bre genzer Sangesbrüdern einen Besuch ab, nung einen sichtbaren Ausdruck zu ver leihen, wurde ein Lorbeerkranz von dem Umfange eines Wagenrades mit breiten Bändern und Schleifen mitgenommen und an der Spitze der Schaar ostentativ zur Schau getragen. Bregenz ist er reicht, die Zollschranken müssen painrt werden und die Visitation beginnt, denn selbst auf Sängerfahrten zum Besuche der austrischen Bundesbrüder bleibt an den Gestaden des Fünfländersees Nie mand damit verschont. Die Visitation ergibt nichts, was zu verzollen wäre, da richten sich die Augen der Zollhüter auf den bebänderten Lorbeerkranz, ein ret ter Dichter, Componisten, Sänger ete. verzollen? Im Tarif steht nichts da von. Allgemeines Kopfzerbrechen, da, ein Ausweg ist gesunden srischeS Gemüse! Und 10 KreuZer Zoll müs sen für den Kranz bezahlt werden, ehe die badische Sängersckiaar ihren Einzug in Bregenz halten kann. Welch' ein Dichter mag wohl nach dieser Entschei dung noch nach einem Lorbeerkranz trachten, nach der Krönung göttlicher Poesie durch frisches Gemüse! O, diese Zollbeamten! Die Insel Milo, der Fundort der nach ihr benannten mar mornen Venus, ist die Stätte eines große Marmorstalue eines Fanstkäm piers entdeckt, so gut erhalten, wie bis her nur ganz wenige Bildwerke der letz ten Epoche des griechischen Alterthums, welcher das Kunstwerk angehören dürste, aufgedeckt worden. Seit dem Tage, an welchem die Venus von Milo aus Jahr hunderte altem Staube dem Lichte zu rückgegeben wurde, hat man auf Milo weder ein und bedeutendes, noch ein so gut erhaltenes Denkmal alt hellenischer Plastik gefunden. Daher gestaltete sich die Entdeckung und die bald daraus ersolgte Uebersührung nach Athen zu einem förmlichen Volksfeste. Tie Behörden und die gefammte Be völkerung der Insel begleiteten das von einer Militärescorte bewachte Kunst werk unter Jubelrufeu nach dem Hasen, wo es an Bord eines eigens aus Athen abgesandten Transportschiffes gebracht wurde, das unverzüglich die Anker nach dem Piräus lichtete. In Athen werde» nun die Archäologen demnächst zusam mentreten, um in einergeheimen Sitzung, zu welcher auch die Mitglieder des dor iizcn deutschen archäologischen Instituts hinzugezogen werden sollen, die genaue Zeit und den Schöpfer festzustelleil, auf welche das !°?erk zurückzuführen ist. «tne gemüthlich« »«rgnügungss rets«. Eine gemüthliche Vergnügungsreise muß. nach einer Zuschrift eines Passa giers. die Extrasahrt des Dampfer» .Swinemünde" in der Nacht zum Sonn tag von Swinemünde nach Bornholm gewesen sein! „Nach zweistündiger Fahrt schlingerte"—so schreibt der Mit leidende „der Dampser bereits der artig und nahm so vie! Wasser über, daß der Aufenthalt auf Deck unmöglich wurde. Es war nun vielleicht schon an der Zeit, daß der Capitän seinen ConrS aus Saßnitz genom-nen hätte, umsomehr als ein Fallen des Barometers beob achtet wurde. Der Capitän berück sichtigte aber nicht, daß wir lediglich Vergnügungsreisende waren, denen es um eine so gefahrdrohende Reife kei neswegs zu thun war, er schien viel mehr der Ansicht, daß wir Geschäfts reisende seien und unter allen Umstän den nach Bornholm müßten: eS wurden daher die wiederholten Bitten, unter Rügen Schutz zu suchen, nicht weiter be achtet. Als Schreiber dieses sich nach der zweite» Cajüte begab, mochten daselbst wohl 8 bis 10 Herren anwesend sein, die es sich aus den Bänken bequem ge macht hatten. Da die elektrische Lei tung nicht functionirte, brannten die Petroleumlampen, ein mattes Licht ver breitend. Wir mochten jetzt wohl drei Stunden unterwegs sein, als der Dam pfer schon so weit überholte, daß die auf den vier Tischen der zweiten Cajüte sich befindlichen Gegenstände, als Bierseidel untersätze, Senstöpse, Messer und Ga beln herunterfielen. Bald darauf stürzt« der eine Tisch mit einem sich daraus stützenden Herrn um; kurze Zeit darauf der zweite Tisch, den dritten mit sort reißend. Hierbei haben wohl verschie dene Herren Hautabschürsungen davon getragen, dem einen Herrn einem Berliner aber brach der eine um fallende Tisch das rechte Wadenbein. Da die drei losgegangenen Tische bei dem fortwährenden Schwanken von der einen Ecke in die andere flogen, so lösch ten wir, um einer Explosion der Petro leumlampen bei etwaigen Beschädigun gen vorzubeugen, diejenigen an der Lee seite aus und legten die Tische mit den Platten auf den Fußboden. Wir hatten nun wenigstens vor dem Mobiliar Ruhe, aber die Fahrt war in jeder an deren Hinsicht noch ebenso miserabel; die Fenster an der Leeseite waren fort gesetzt unter Wasser und an ein Erhe ben von den Bänken war bei dem Man gel an Laufleisten überhaupt nicht zu denken. Als ich am Morgen nach dem Salon kam. fand ich, daß eS hier in der Nacht Wohl ebenso traurig zugegangen sei» mußte, wie in der vorderen Cajüte. An der Erde lag ein Menschenknäuel, da zwischen Schirme, Kleidungsstücke, los gegangene Polsterstücke, Tische u. s. w., auch erfuhr ich, daß eine außerordent lich starke See eine aus dem Promena dendeck stehende Bank zerschlagen, die daraus sitzenden Personen herunter geschleudert hätte, und daß diese von der Schiffsmannschaft alsdann festge bunden seien. Unter diesen Umständen zog ich eS vor, anstatt mit dem „Swine münde" lieber von Rönne aus über Kopenhagen nach Stettin zurückzukeh ren, und dieser Weg ist noch von einer ganzen Anzahl Passagieren benutzt wor den." Die Ausklärung Sachsens ist fast svrichwörtlich geworden in deutschen Landen; insbesondere flößt das freund liche Weimar Achtung ein; das Leben und Wirken vieler bedeutender Männer ist eben mit ihm auf das Engste ver bunden. Herder. Schiller, Goethe, Wieland u. s. w. haben ja dort gelebt und gewirkt. Um so auffallender muß eS daher erscheinen, daß nur wenig über ein Bierteljahrhundert früher die fol gende schnurrige Verordnung des Her zogs Ernst August von Sachsen-Weimar vom Jahre 1747 (vgl. K. Gautsch. Dai chemische Feuerlöschwesen) entstehen konnte: „Wir n. s. w. fügen hiermit allen Unseren nachgesetzten sürstl. Be amten u. s. w. zu wissen, und ist den selben schon vorher bekannt, was Massen Wir aus tragender, Väterlicher Vor sorge alle? was nur zur Cvnservation Unserer Lande und getreuer Untertha nen gereichen kann, sorgfältig vorkehren und verordnen Wir nun: Durch Brandschaden viele in große Armuth gerathen können, dahero der gleichen Unglück zeitig zn steuern, Wir In Gnaden befehlen, daß in einer jeden Stadt und Dorf verschiedene hölzerne Teller, worauf schon gegessen gewesen und mit der Figur und Buchstaben, wie der beigefügte Abriß besagt, des Feier tags bei abnehmendem Monde, Mit tags zwischen 11 und 12 Uhr, mit fri scher Tinte und neuen Federn beschrie ben, vorräthig sein, sodann aber wenn eine Feuersbrunst, wovor der große Gott hiesige Lande in Gnaden bewah- Teller mit den Worten „Im Namen Gottes" in s Feuer geworfen, und wo fern das Feuer dennoch weiter um sich greisen wollte, dreimal solches wieder holt werden soll, dadurch denn die Gluth unfehlbar getilgt wird. Dergleichen Teller nun haben die regierenden Bür germeister in denen Städten, aus dem Lande aber die Schultheissen und Ge richtsschöppen in Verwahrung aufzube- Gott für sei, beschriebener maaßen zu gebrauchen. Hiernächst aber, weilen iieseS jeden Bürger und Bauer zu wis sen nicht nöthig ist, solches bei sich zu behalten. Hieran vollbringen dieselben Unsern resp, gnädigsten Willen. Gege ben in Unserer Residenz, Weimar den 24. Dezember 1742." Im Auslande, wo mit solchen Dia zen meistens seit einem Jahrhundert ausgeräumt war, machte diese Verord nung einen sehr ungünstigen Eindruck, befreundete Fürstenhöfe fühlten sich peinlich berührt, und daher wurde der Erlaß wieder zurückgenommen. 7
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