D«r BerjkngungStran». Dr. Martin Stoll war Arzt. Leider war er so unbeschäftigt, wie «in Schiieeschausler im Hochsommer, und wenn es läutete, war es gewiß Jemand anderes, als ein hilfsbedürf tiger Patient. Der Doctor that übrigens auch nichts, um sich geltend zu machen. Er hatte zu solchen Dingen keine Zeit und auch kein Verlangen, denn er war ein echter Jünger der Wissenschaft, ein höchst gescheidter Mensch, der sich und welcher College konnte dies von sich ohne Phrase behaupten? nie mals langweilte, sondern auch wäh rend der Ordin«tionsstundk tder den Büchern saß oder chemische Mixturen anfertigte. Denn Chemie war d«s Doc torS Lieblingsstudium! ES sah auch in feiner Wohnung darnach aus. Retorten, Gläser und Flaschen, Schalen, Becher, Röhren, GlaS Ballons und Tiegel von verschiedener Größe füllten die Tisch« und Kästen. Die Luft in Dr. Stolls Studir zimmer war durchsetzt von einem Ge misch angenehmer und gräßlicher Düste, daß man vermeinte, ein Apotheker hätte seine Tiegel, Flaschen, Gläser ein paar Tage offen stehen lassen. Am Schreib tisch aber befand sich ein Kistchen und darin in winzigen Fläfchchen werthvolle Erfindungen, Millionen werthe Eompo sitionen des fleißigen Arbeiters, der dieselben nicht ausnützte, weil er zur ei genen Lust und Freude arbeitete. »»Auch als Chef einer Gaunerbande hätte der Doctor althistorisch bekann ten Lumpe weit überflügelt, denn, ein Paar Tropfen einer Ultra Giftkompo fition in einem geschlossenen Saale i» die Lust gespritzt, genügte, eine enorme Anzahl sich darin aufhaltenden Men schen zu todten. Er hätte können auf einen Ball gehen und dort ein Fläfch chen öffnen, so wäre die ganze heitere Gesellschaft in süns Minuten in's bessere Jenseit» hinüber getanzt. Die Luft in des Doctors Wohnung war auch nicht die beste. In kurzen Zwischenräumen vergifteten sich daran zwei Hunde und ein munterer Staar. Seine Wirthschaften» wurde nach acht tägiger Dienstleistung bettlägerig, raffte sich aber auf und verließ ihn so schnell als möglich. Der Boden der Studirstube war auch immer mit todten Fliegen und Ameisen bedeckt, nur dem Doctor selbst passirt« Nichts, er war in Folge des Einath lnenS eines von ihm erfundenen Stoffes gefeit gegen die Giftluft. Aber er wagte nicht mehr einen Ticner zu halten oder lich Thiere anzuschaffen. Seine Wir kungsstudien machte er im Thierspitale, wo man dem hageren Gelehrten mit aller Achtung begegnete, denn er kannte sich in Thierkrankheiten Wohl aus. So lebte er das Leben eines einsamen Spatzen fort. Gerade hatte er ein Mittel erforscht, welches jenem des berühmten Dr. Ro bert Koch weit überlegen war, ein Ar canum gegen alle Krankheiten durch eine Unauffällige Mumificirung des Körpers. Da klingelte es heftig. In der ersten Ueberraschung ließ Dr. Stoll den Gänse kiel, mit welchem er in einem Tiegel hantirte, sollen, so ungewohnt war das schrille Geräusch. Er öffnrte die Thür and eine Frauensperson in dichten Schleier gehüllt trat ein. „Sind Sie der Herr Dr. Stoll?" zirpte eine Altjungfer-Stimme. dienen", erwiderte er höflich über kalt. Er war kein Freund des schönen Geschlechtes und dieses un>chein bare Wesen war bestimmt nicht nach sei len» Geschmacke. .Hören Sie mich an, lieber Doctor", zirpte die Dame weiter. „Es handelt sich um ein Geschäft." Sie schlug den Schleier zurück und der Doctor gewahrte ein runzeliges, matronenhaftes bleiches Besicht mit eingefallenen, jetzt wie eS schien insolge von Fieberhitze glühenden Lugen. „Sehen Sie mich an. Ich bin die garonesse Lydia von Engelsberg!" „Sehr erfreut," log der Gelehrte and that eine Bewegung welche eine Verbeugung hätte sein sollen. „Aber darf ich mir eine Frage erlauben", sagte er. „Sind Sie krank?" „Nein!" rief das Fräulein au», in dem sie die Handschuhe abstreifte und funkelnde Brilliantringe zeigte, „von Kranksein ist keine Idee! Aber trotz dem suche ich Ihre Hilfe. Mein Cou sin, der Primarius am Thierarznei-In stitut, sagte mir, Sie können mir Hel sen. Er erzählte mir die Geschichte ei tle» hinsterbenden Omnibus-Pferdes, »elcheS Sie chemisch behandelten. Di« diähre ist hente eines der bedeutendsten Rennps-rde des Kontinentes." „Sehr schmeichelhaft," erwiderte Dr. Stoll. „aber ich bin Menschenarzr, nicht ryierarzt." „Das weiß ich ja! Es handelt sich »uch darum, ein Menschenkind glücklich tu machen! Dieses Menschenkind bin ich. Ich bin reich, unabhängig und jung." Der Doctor mußte, was ihm schon lange nicht passirt war, lächeln. Diese Person nannte sich jung! „Lächeln Sie immerzu," bemerkte Baronesse Lydia. „Es ist doch so! Eine tummervolle Kindheit hat meine physi ch« Constitution untergraben und ich ehe au» wie ein altes Mütterchen, aber etzt bin ich reich geworden. Es kam o plötzlich, so momentan! Alle meine verwandte», die sich nie um die arme Linie derer vo« EngelSberg kümmerten, starben kinderlos. Ich erbte Millio nen! Nun will ich den Traum meiner «rsten Jugend austräumen und das Leben in vollen Zügen genießen!" „Das ist alles sehr schön," warf der Doktor etwas ungeduldig ein. „Nicht wahr!" rief sie enthusiastisch. .Und Sie sollen mein Reiter sein. Machen Sie mich wieder etwas jünger «od eS gebt ja doch in Einem, etwas schöner. Sie rönnen eS!" Doktor Stoll riß die Augen in di« Höhe. Der sonderbar« Wun'ch de« Baronesse interessirte ihn doch mehr, a!» er gedacht hatte. „Sie können eS," flehte da» unglück lich-glückliche Geschöpf. „Sie meinen also so eine Art Ver jüngungstrank," sagte er. „Gut ich will es versuchen." „Herrlich! Herrlich!" schrie Lydia freudestrahlend. „Hier, Doltor, sind einstweilen zehntausend Mark. Wann darf ich kommen?" „Ich sende Ihnen da» Mittel", be merkte er. „Wenn ich hier Hantire, ist die Luft für andere Menschen zu unge sund." „Tausend Dank", scholl eS von den Lippen des Fräuleins. „Ich werd« Ihnen ewig dankbar sein!" Als Fräulein Lydia daS Gemach ver lassen, setzte sich der Doktor sofort an den Schreibtisch und bald war das Pa pier mit chemischen räthselhasten For meln bedeckt. Mit der sicheren Ruhe eines Gelehrten mischte er dann die ver schiedensten Substanzen durcheinander. So vergingen zwei Tage und noch im mer arbeitete Stoll an der Herstellung seines VerjüngungStrankeS, bis er plötz lich ausrief: „Ich habe Hunger!" Ein Doctor Stoll bedurfte keines Gasthauses. Er that einen tüchtigen Schluck aus einer Flasche und hatte für sechs Mahlzeiten genug. Nach ein paar Stunden war der Trank fertig und verkapselt. Er winkte vom Fenster aus einem Dienstmann und beorderte ihn, das Gesäß nach der Parkstraße, so lau tete die Adresse auf der zurückgelassenen Visitenkarte, im Palais Engelberg sür die Baronesse Lydia abzugeben. Der Doctor schloß hieraus das Fenster. „Nützt es nichts, so schadet eS nichts," murmelte er. Weiter aber nichts, denn er setzte sich wieder zum Schreibtisch, etwas Neue» zu entdecken. Er versenkte sich auch in eine neue Idee und hatte auch den Verjüngungs trank einfach, daS kommt ja auch bei Gelehrten vor, vergessen. ES mochte acht Tage später sein. Dokwr Stoll saß bei seinen Studien. Draußen sangen die Vöglein und der Himmel war blau, als wäre «r gemalt. Der Sonnenstrahl fiel in das sonst so düstere Gemach und durchsluthet« es mit Glanz und Schimmer. ES war ei» prächtiges Wetter, daß jedes Menschen kind seine helle Freude daran haben mußte. Der Doktor nicht. DaS fröhliche zitternde Sonnenlicht genirte ihn und schon wollte er die schweren Vorhänge zuziehen als es klingelte. Er schritt zur Thür und öffnete die selbe, prallte aber zurück, denn vor ihm stand ein herrlich schönes Mädchen. Es war sehr vornehm und reich gekleidet und es schien als hätte sie Geschmack mit Schönhtit verbunden. ES stand da wie eine Fee aus dem Märchen, denn die Sonne bestrablte gerade die herrliche majestätische Gestalt. „Mit was kann ich dienen?" stotterte der Gelehrte. „Aber Doktor", flötete das entzük kende Geschöpf mit silberheller Stimme, die den Angeredeten erbeben machte, „kennen Sie mich nicht mehr? Ich bin Lydia von Engelsberg." „Nicht möglich!" rief der Doktor er staunt. „Ja, ja, jetzt erinnere ich mich! Aler saperlot! Sie sind ja wirt lich schön geworden!" „Meinen Sie," sprach die Baronesse Lydia mit einer gewissen Bewegung. „Ich glaube es auch, denn seitdem ich Ihren Aundertrank genippt, liegt mir ja Alles zu Füßen. Sie haben mich gerettet, Doctor, ich bin nichts als Ihr Werl!" „Mein schönstes," versicherte er. Und hingerissen von der holdseligen Erschei nung sank er auf's Knie. Lydia lächelte glückselig. „So ist es Recht," sagte sie. „Ich bin gekommen, Sie Ihrem einsamen Leben zu entreißen. Dankbarkeit und Sympathie ketten mich an Sie. Ich be darf eines Freundes, eines Getreuen, der mich schützt. Mit eincm Wort, Doctor, wen» ich Ihnen gefalle, fo Hei rathen Sie mich. Sie haben ein Recht auf mich." „Ich bin alt und häßlich," erwiderte Dr. Stoll gerührt. „Nun. brauen Sie sich auch den Trank der Verjüngung." „Ein gescheidler Gedanke," entquoll es seinen Lippen. „Aber nicht gleich. Du willst ja leben und genießen, Lydia. Leben wlr und genießen wir! Diese Freude muß ich D>r lassen!" Und nun begann sür den armen Doc tor ein neues sreudigeS Leben. Täg lich holte er die schöne Lydia aus ihrem Palais ab und begleitete sie in das Theater, oter führte sie auf Bälle und Soireen, oder Lydia öffnete die prunk vollen, von Reichthum stroyenden Säle ihre Palastes und er machte die Hon neurs. Ter Doctor war verliebt. Wenn ihn etwas ärgerte war es, daß er sich mit jedem Tage häßlicher, unmöglicher vor kam. Er tanzte zwar wie ein sechszehn jähriger Bursche und war wie ein von früher her sanft muniificirt. „Ein verrückter Kerl!" hieß es, wenn man ihn so heriiintollen sah. Das war die Kritik der Gesellschaft über Dr. Martin Stoll. Lydia hatte es besser! Man umschwärmte sie, man vergötterte sie. Maler und Bildhauer stritten um die Minuten, wo sie fitzen wollte, ein Poet veröffentlich« eine Hymne auf Lydia und ein begabter K omponist setzte sie in Musik. Doltor Stoll wurde langsam miß muthig. Dieses tolle Leben behagte ihm nicht. !kie einen echten Jünger l.chen Studiersinbe. er Abend», spät Nachts um drei Uhr früh müde.und abgetanzt »och Hause kchrie und die Lampe anzündete, war eS ihm, als gen Gras«» Taubenkl«« b«sond«rS zuge than zu srin. EinrS schönen Morgens erhielt er die Nachricht, Lydia sei abgereist. DaS ist vortrefflich, dachte der Doktor. Sie will die Welt ansehen und dem Grasen entfliehen, weil sie mich liebt. Eine ge lungene Idee! Ich werde wieder arbei ten und wenn sie zurückkehrt, feiern wir Verlobung. Er ahnte nicht, daß auch der junge Gras Taubenklee abgereist war. ES kam nach kurzer Zeit ein Schrei ben von Lydia. Sie sandte dem Dok tor ihr Bild. Er sah eS begeistert an. Dann kamen noch Briefe, die immer kürzer wurden, dann Postkarten, dann nichts als eine ein Florenz aufgegebene Karte mit den Worten: Lydia Gräfin Taubenklee. Robert Gras Taudenklee. (Vermihllt.) Der Doctor stand gerade beim Ofen and braute eine chemische Composition, als er diese erschütternde Nachricht er hielt. Er lächelte herb und strich einige male das borstige Haar. „Falsche, heuchlerische Krokodilen brut!" murmelte er höchst ungalant. Hierauf entnahm er dem Kistchen alle werthvollen Recepte und Fläfchchen und warf sie in's Feuer, welches die uner meßlich kostbaren Erfindungen für im mer der Welt entrückte. „Lebe wohl, Chemie!" klang eS von seinen Lippen, „ich entsage dir! Gott sei Dank! DaS Recept zum Verjün gungstrank ist vernichtet, ich bin gerächt! Ja, ja! mein Herr Gras, Sie werden staunen! Sie und Lydia wissen nicht, daß die Wirkung des Zaubertrankes nur ein Jährchen währt!" ZZcr uugalante Automat. „Ach, Herr Maier, lassen Sie uns doch einmal an den Schokoladenauto maten herantreten, ich möchte gern ein mal ziehen!" „Mit. Vergnügen!" „Ah, Fräulein Arabella, das ist ja der IN neue Automat, der das genaue Alter jeder Person angibt! Wir wollen doch 'mal sehen!" „Ach, wer wird denn sür solchen Schwindel Geld ausgebend Schade um die zehn Psennig!" T«r Bal>tes-Sarri«r. Für Mütter ist eine Erfindung von großem Interesse, welche ihnen oder der Kindermädchen das Herumtragen der Ladies erleichtern soll'. Der hübsche Apparat besteht aus einer Art Hänge matte, welche vermittelst eines starken Hakens um den Hals oder Nacken der das Kind tragenden Person befestigt wird. Das Baby selbst ruht in der Hängematte, kann sich in derselben freier bewegen und strecken, als wenn es auf dem Arme getragen wird, wäh rend die Mntter oder das Mädchen selbst ebenfalls die Hände und Arme frei bewegen kann und nicht in drücken der Lage stetig festhalten muß. Dieser sogenannte „Baby Carrier" wiegt nur drei Unzen, ist wach bar, kann zusammengerollt und so in der Tasche getragen werden. Der ein fache und doch dabei seinen Zweck so vollkommen ersüllende Apparat wird sicher rasch überall Anerkennung finden; er ist durch ein Patent gegen unbefugt, Nachahmung geschützt. Renommage. Fremder. „Nun, habt Jbr denn auch viel' Reb hühner bei Euch?" Förster: „Bei uns? Bei uu-Z da hocke alle Bcem' voll!" Fremder: „Aber die Rebhü.mer fliegen doch nicht auf die Bäume!" Förster: „Ha ! Wo solle' se denn hin hockt?" Falsche Anschauung. Kassier (eines „Be baure, Tie hab-n nur ein Billet—da kann Ihre Tral.r nicht mit Herrin!" — jsr,m: „Ader i«t> vu> Sie, wegen dem klilnin Kind li.iu.tien Sie doch nicht Nehr Musit z> >,>act>en!" «t« »«s«ch. ... .Sie trug ein Sommercostüm von Belblich-grüner Farbe und einen mir Kornblumen garnirten Hut. Wenn »uch die Wahl der Farben auf einen etwas excentrischen Geschmack deutete, so hatte inan trotzdem den Eindruck, daß Alles zusammenpaßte, wenn eS auch we der neu, noch hochmodern war. Jung war sie auch nicht mehr, ihr Teint hatte schon jenen gelblich-fahlen Schein, wie ihn die Hcrbstsonne über reifende Felder wirft. Ihre Hände hielten ein halb verwelkte» Rosenbouquet, das einen scharfen und betäubende» Duft aus strömte. Ueber dem blassen, eingefallenen Ant litz aber lag ein Schatten von Welt schmerz und Melancholie, um den Mund spielte ein trauriges, resignirteS Lächeln; kurzum, eS war der Ausdruck der Unzu friedenheit und des Mißvergnügens, den das Volk ein „saures Gesicht" nennt. „Ich habe mich von dem Redactions diener gar nicht erst mMen lassen," entschuldigte sich der Besuch, „ich glaubte, Sie erwarteten mich." „Ich hatte von dieser unverhofften Ehre keine Ahnung," gestand ich, „wie sollte ich auch " „O, Sie Heuchler!" erwiederte sie lä chelnd und drohte schelmisch mit dem Finger. „Berstellen Sie sich nur nicht so, ich glaube es Ihnen ja doch nicht. Sie haben mich ganz bestimmt erwartet, denn wenn Sie mich auch fürchten, fo bin ich Ihnen trotzdem willkommen natürlich darf das die große Masse nicht wissen!" „Aber ich verstehe nicht...." „Ja, ja, ich habe diesmal etwas lange auf mich warten lassen!" fuhr die Dame unbeirrt fort. „Wir sind schon im Juli; es war wirklich die höchste Zeit, daß ich Sie aufsuchte. Aber ich muß Ihnen anch den Vorwurf machen, daß Sie mich ungebührlich vernachläs sigt haben; wie kann man nur eine alte Freundin so schnell vergessen!" „Eine alte Freundin? Ich schwöre Ihnen, meine Gnädige, daß ich nie die Ehre hatte...." „Mich zu kennen! Hahaha, daS ist die gewöhnliche Ausrede aller Männer Ihres Faches o, ich bin an daS De mentiren gewöhnt! Man verleugnet mich, wenn man mich nicht mehr braucht; man verhöhnt mich, wenn die Zeit der Noth überstanden ist! O, mein Herr, von Ihnen hätte ich diese Undankbarkeit nicht erwartet! Zehn Jahre kennen wir uns bereits, wie ost habe ich Ihnen nicht aus der Verlegenheit geholfen, und heute verleugnen Sie mich!" „Ich bin ganz untröstlich, aber mein schlechtes Personengedächtniß,..." „Jedes Jahr besuchte ich Sie, wenn ich in den Sommermonaten meine Rundreise machte. Erinnern Sie sich nicht mehr unserer ersten Begegnung in Hirschberg? Ich erzählte Ihnen da mals von einein Manne in Canada, der nur bei Nacht sehen kann, weil er Eulenaugen hat!" „Ich entsinne mich, obgleich eS schon zehn Jahre her ist. Später hat sich herausgestellt, daß der Mann nicht in Canada, sondern in Treptow lebt, nicht nur bei Nacht, sondern auch am Tage sieht, und keine Eulenaugen hat, son dern Hühneraugen!" Mein Besuch verzog den Mund zu einem noch sauereren, höhnischen Lä cheln. „Erkennen Sie mich nun wieder? Auch den ältesten Mann der Welt haben wir jedes Jahr ,m Sommer zusammen b-graben, und wie ost haben Sie nicht mit mir den „Selbstmord eines Kana rienvogels" beweint!" Ich ioar entsetzt. Jetzt erst dämmerte die surchlbare Gewißheit in mir aus: Die Besucherin war geistig gestört! „Ist Ihnen nicht wohl, meine Gnä dige?" fragte ich besorgt. »Wir haben eine so furchtbare Hitze!" „Gerade bei dieser Hitze ist mir am ivohlsten! Ohne sie könnte ich gar nicht existiren. ich kenne keine schönere Zeit, als die Hundstage! Allerdings habe ich mich in diesem Jahre etwas zeitiger auf die Reise gemacht, wir sind uns schon im Mai begegnet." ,Daß ich nichl wüßte!" „Ich halte einen kleinen FrühjahrS- Probe-Ausflug nach Algier geinacht und war zufällig Auzenzeugin, wie der Professor Kunkel d'HerkulaiS von Heu schrecken aufgefressen wurde! Nun, er kennen Sie mich noch immer nicht?" Mir noch unheimlicher, die schöne Unbekannte lackte immer höhni scher und saurer. Und ihr Gesicht wurde bald gelb, bald grün, und der Körper schien stets mehr und mehr zu sammenzuschrumpfen es war entsetz lich! Und dazu noch die plötzliche Schläfrigkeit, die auf allen meinen Glie dern wie Blei lastete und mich schier er drückte. Jetzt sah ich die grüne Gestalt durch das Redaklionszimmer huschen, sie sing eine Mücke und warf sie auf mein Pult. In demselben Moment verwandelte sich das Thierchen in einen riesigen Ele phanten, der sich in das Tintenfaß Hürzte. Ein gräuliches Schnaufen und Brummen ließ sich vernehmen, ein fürchterlicher Drachenkops schob sich durch die Thür, ein langer Rumpf solgte ihm. Und weich ein Rumps! So lang, so riesig lang, so unendlich lang und immer länger, länger, län ger. „Die große Seeschlange!" schrie ich entsetzt. „Äch, ne, ich bin'» ja!" sagte der alte Redaklionsdiener, der mich wachgerüt telt hat. „Entschuldigen Sie, aber Sie waren ein biijel eingenickt, das lomml von die große Hitze!" „Wo wo ist die Dame?" sragti „Weiche Dame?" „Na, die grüne, da» heißt die gelbe Sie müssen sie doch gesehen haben!" Der alte Mann sah mich verwundert an. .Ja. ja, die große Hitze!" sagte er kopfschüttelnd. .Kann ich da» Mannskript hier in bie Druckerei mitnehmen?" .WaS für ein Manuskript. Es ist doch schon alles erledigt!" „Na, das hier!" meinte der Alte iro nisch. „Wenn eS nicht von Ihnen ist, hat eS vielleicht die Dame vergessen". Ich las den sauber heliographirten Zettel, der von einer mir völlig unbe kannten Hand geschrieben war. Sensationelle-Erfindung. Das Prob lem des lenkbaren Luftschiffs ist gelöst. Ein Amerikaner hat einen leicht lenk baren Ballon konstruirt, indem er an denselben statt der Gondel ein Dreirad hing un Nun war eS mir endlich klar, wer das räthselhaste Wesen im grünen Ge wände gewesen war: die saure Gurke hatte mir ihren Antrittsbesuch gemacht, Maximilian Kraemer. DaS Wörtche« "per." Wohl von keinem Fremdworte wird, wie wir bereits neulich aufmerksam ge macht haben, in der deutschen Handels sprache so vielseitiger Gebrauch gemacht, wie von dem Wörtchen "vvr". Bestellt man durch X A Waare, so spricht man von einer Bestellung "por" XU; hat man durch Postanweisung Geld geschickt oder erhalten, so spricht man von einer Geldsendung psr Postanweisung; schickt man durch (mittels, mit) Bahn oder Schiff Waare, so spricht man von einer Sendung psr Bahn oder xor Schiff; stellt man einen Wechsel aus aus sound soviel zum soundsovielten, so spricht man von einem Wechsel "r,sr soundsoviel psi soundsovielten"; schließt man endlich einen Kauf gegen Kasse (bar) oder ge gen Wechsel ab, so spricht man von einem Kauf psr Kasse oder i>sr Wech sel, kurz, das Wörtchen "psr" wird so vielseitig und sonderbar überall dort angewendet, wo ein ganz gutes, schönes deutsches Wort den Platz viel besser und naturgemäßer ausfüllen könnte. Man findet in der Kaufmannssprache fast durchwegs statt der schönen, reinen, leicht verständlichen Wörter: durch, mit, mittels, an, auf, gegen, über, für, zu, zum u. f. w. das Fremdwort "psr". Dieses Wörtchen "por" wird nicht nur in den kaufmännischen Bliesen und an deren Ausfertigungen, wo es mehr oder weniger Sinn hat, angewendet, sondern auch in der Buchhaltung zur Bezeich nung des Schuldners (llsbitors), wo es seinen Platz ganz unberechtigt ein nimmt. Es wird gelehrt, das Wört chen „an" bezeichnet den Gläubiger (Osclitor), das Wörtchen "psr" den Schuldner. Es klingt wie beschämend sür die deutsche Sprache, wenn man zur Bezeichnung des Gläubigers dagegen ein Fremdwort gebraucht und dazu noch ein solches, welches rein gar nichts be sagt. Das Wörtchen "psr" gerade sm dieser Stelle steht in gar keinem Ein klänge mit dem Schuldner. Also wozu ein Wort, welches erstens ein Fremdwort ist und zweitens, welches weder beson deres, noch allgemeines besagt. Das Wörtchen „von" dagegen an die ser Stelle scheint ganz angebracht z« sein, denn steht auf der „Sollseite" vor dem Gläubiger daS Wort „an", so heißt eS doch so viel wie „X. U. schuldet "an" an Waaren z. B.; steht dagegen auf der „Habenseite" vor dem Schuld ner das Wörtchen „von" von Waaren z. B. so heißt es „X. A. fordert von Waaren". Da die eine Seite der Ge schästsbücher gerade das Gegentheil der anderen in sich birgt, da also die Person oder das Object aus der einen Seite schuldet, auf der anderen dagegen for dert, so müssen natur- und sachgemäß alle Bestimmungswörter der einen Seite das Gegentheil der anderen ent halten und ich glaube kaum, ob es ein anderes Wort gibt, welches dem Wört chen „an" besser als das Wörtches .von" als Gegensatz gegenübersteht. Unangenehme «SeschiHt«. „Schreiben Sie," sagte die berühmte Sängerin Frankoni zu ihrem Privat secretär und diktirte: „Mein einzig Geliebter! Du wirst gehört haben, daß ich mich mit dem Banquier M. verlobt habe. Schwer ist es mir geworden daS kannst du mir glauben —warst du doch meine erstS und einzige Liebe. Aber nun ist alle» aus wir müssen uns fortan meiden dies ist mein thräneu reiches Abschiedswort. Elfriede." Der Secretär hatte geschrieben und couvertirt. „Und die Adresse?" „Schreiben Sie das zwanzigmal ab and schicken Sie es an den Grafen X., den Rittmeister U., den Rath N. kurz, hier ist die Liste." Der Secretär verbeugte sich und ging. Nach einer Stunde rief ihli die Sän gerin. „Es ist alles besorgt schon auf der Post." „Wie ist daS möglich haben Sie zwanzig Abschristen gemacht?"" „Ich habe die Briefe einsach bel. tographirt." Die Sängerin fiel in Ohnmacht. Fürst Jgnaz Jagello, der letzte Sprosse des Königshauses der Jagellonen, vas einst in Litthauen re gierte, und dessen Begründer durch sei nen blutigen Sieg bei Tannenbcrg (1410) über die deutschen Ordensritter den Grund zum Niedergange des schen Ordenswcsen» im Osten Preußens legte, ist am I». Juli in dem ruisisch lithauischen Städtchen Grodno gestor ben. Der letzte Abkömmling ver Ja gellonen übte daselbst den ehrenden bürgerlichen Berus eines Arztes au» und hat sich insbesondere auch durch mehrere Arbeite» über die Cholera in Egypten, das er während der letzten dort herrschenden Epidemie besucht hatte, in weiten Kreisen bekannt ge mocht. Au» dem Examen. Pro fessor: „Welche Bestandtheile enthält das Ei?" Student: „Weiß der Tcusel. Herr Professor, was da Alles i drin ist!" Moder«« W«tt«»macher. Bekanntlich haben die beiden letzten Kongresse auf vielfaches Drängen der Abgeordneten Nelson Morris und Far well eine Summe vou HSOOO ausgewor fen und solche dem Ackerbauminister zur Verfügung gestellt, um damit wissen schaftliche Versuche über die Frage anzu stellen, ob sich durch plötzliche, sehr hef tige und starke Explosionen in freier Luft künstlich Regen erzeugen läßt. Dies ist das erste Mal, daß ein Staat sich officiell mit der Untersuchung dieser vielbestrittenen und immer wieder von Neuem auftauchenden Behauptung in praktischer Weise befaßt, und deshalb ist wohl die Art, wie man der Lösung dieser Aufgabe näher treten will, der näheren Beachtung werth. Zunächst ist das Experiment durchaus nicht etwa lächerlich oder kindisch, wie man es vielfach hat hinstellen wollen. „Probiren geht über Studiren", und so lange nicht unwiderlegliche Thatsachen die Unmöglichkeit des beabsichtigten Er folges beweisen, läßt sich mit bloßen Lehrsätzen und hochmüthigem Dociren vom Katheder herab die Sache nicht aus der Welt schassen. Häufig genug schon ist die Wissenschaft, oder sagen wir lieber die vorgefaßten Vorurtheile der Stuben gelehrten, durch die Gewalt der That sachen gedemüthigt worden. Haben doch beispielsweise selbst vornrtheilslose und weitblickende Gelehrte, wie z. B. Lichtenberg in Göttingen, die Franklin 'sche Erfindung des Blitzadleiters als thörichte Illusion verspottet, ja, die Idee, dem Blitz durch einen dünnen Kupferdraht feinen Weg vorzuzeichnen, als eine neue vermessene Auflehnung Wider die Vorsehung gebrandmarkt. Mit welchen unsäglichen Schwierigkei ten hatte Stephens»» beim Bau seiner ersten Locomotive zu kämpfen, da die gelehrten Ingenieure Englands ihm an fünf Fingern aus dem ABC der Me chanik bewiefen, daß Räder und Schie nen keine zur Bewegung genügende Reibung erzeugen könnten, die Räder sich also wohl drehen, aber keine Loco niotion bewirken, sich nicht vom Flecke rühren würden! Als nun trotz alledem „tl>s Rockst", der erste Tampswagen, sich mit einem langen Güterzuge mit einer für damalige Zeit unbegreiflichen Geschwindigkeit fortbewegte, da nannte George Stephenson zur ewigen Lehre für jene superklugen Theoretiker seine Ma schine „Locomotive". Also erst versuchen und dann kritist ren! So dachte auch der Cougreß, als er die beantragten Mittel bewilligte. Die Vertheidiger des Experiments führten manche Gründe für ihren An trag in's Feld. Sie wiesen aus der Geschichte nach, dasz, soweit überhaupt Nachrichten darüber auf uns gekommen sind, aus große Feldschlachten, sollten diese selbst während sonnigen und regen losen Wetters geschlagen worden sein, sich stets Regen und anhaltende Nässe einstellte. Die durch die anhaltende Kanonade herbeigeführte Lusterschütte rung wird als die Ursache dieser Ver änderung bezeichnet. Auch berust man sich auf die Gewitter und deren elektrische Entladungen, welche stets Ziegen im Gesolge haben. Doch scheint es. als ob hier Ursache mit Wirkung verwechselt wird. Denn die landläufige Idee, daß ein Gewitter Re gen bringt, ist nur theilweise richtig. Ein Gewitter entsteht durch die Rei bung zweier auf einander stoßender Lustströme verschiedener Temperatur, welche Regen bringen, weil der kühle Luststrom, wenn er die Oberhand be hält, die gassörmigen Wasserdänipse de» warmen Stroms condensiren und als Regen nieder schlagen muß, und unter gewissen Umständen, namentlich bei großem Temperaturunterschied, entsteht dann auch ein Gewitter. Wie man sieht, ist dies dann mit dem Regen nur znsäilig gleichzeitig, aber keineswegs dessen Ursache. Unser Bild zeigt nun die Art, wi« Cclonel Robert T. G. Dhrensurth, dem Herr RuSk die nöthigen Experimente bertragen hat, bereits vorgegangen ist. Er süllte Ballons mit einem Gemisch «iiS Wasserstoff und Sauerstoff, dem leicht entzündlichen KnaUgafe, und brachte dieselben bei Washington in einer HiHe von 2000 Fuß durch den elektrischen Funken zum Explodiren. Zu diesem Zwecke waren die Ballon» iiiittels eines dünnen KupserdrahtS mit einer Batterie verbunden. In der That stellte sich trotz deslherrschenden schönen W«tt«rS baid nach der Explosion Regen ein. Doch sollen jetzt ausgedehntere Versuche solgon. Bereits hat sich unter DyrensurthS Leitung eine mit 50 Bal lons, Mvr>ern u. s. w, ausgerüstete Ge sellschaft, w«lche bedeutende Quautitüten »on Explosivstoffen, mit sich fühlt, nach dem regenlosen Wesen ausgemacht, um hier den verzweifelt blauen Himmel mit Segen spendende» Regenwolken zu über ziehen. tnksnt tsrib o. Herr A.: Wis sen Sie, was ich am meisten an Ihnen bewundere, grau N.? Ihr wunderbar schönes braunes Haar! Die kleine Elsa- Gelt, Mama, jetzt bist Du doch sroh, daß Du mir gehorcht und nicht Dein i üaar anaeleat bast> NuS dem n«apollta«tfchen Stra ße» lev«,». Im „Piccolo" liest man eine leben oige Schilderung eines Vorganges au» dem neapolitanischen Straßenleben: Gegen 11 Uhr Vormittags drängte sich eine dichte Menschenmenge in der engen Gasse Sergente Maggiore, alle Weib leiu waren ans den «cllern und Thor wegen hervorgclommen mit dem Aus druck und Geberden der -ornigsten Ver achtung. Auch aus den Nackbarstraßen lief viel Volk herzu; das ganze Stadt viertel von St. Anna di Palazzo war durch die erregte Stimmung wie aus den Kopf gestellt und fand sich in dem bekannten Gäßchen zusammen. Da» Geschrei drang bis hinüber in die Via Roma. Was ist los? Eine Mutter will ihr Kind verkaufen. Habt ihr sehen, was für ein süßer Junge es ist? Wie ein Engelchen siebt er aus. Es ist eine.Schande. Aufhängen sollte man die Frau! So eine Hundeherz! So schrie alles durcheinander, und eine buckelige und verschrumvfte Alte that sich besonders mit Drohungen hervor, indem ihre Augen funkelten und die dürren Hände sich ballten. Mitten in diesen Höllenlärm einge keilt. erfuhren wir nach und nach, daß in der Thrt eine Frau mit einem rosi gen Vlondköpfchen au? dem Arme seit einer Stunde durch die Kramläden und Werkstätten der Gasse wanderte, das Kindchen bewundern liebkosen ließ und es zum Verkauf ausbot. Da brach unter den gutherzigen Neapolitan-rn eine wabre Empörung aus, Rührung und Theilnahme sür das Schicksal des dicken, fünf Monate alten Bübchens mischten sich mit dem Zorn über die schamlose Menichenverkäuferin, und die Menge war gerade im Begriff, von den heftigsten Worten zu Thaten überzu gehen, als es dem fremden Weibe ge lang. eiligst aus der Gasse zu ent wischen, gefolgt von einem Manne, der sie auch zuvor bei ilirer Wanderung be das Paar nabe bei der evangelischen Kirche zu verhaften, und nun hatten die Wächter des «Heieyes alle Mühe, daS Volk von fofortiger Strafvollstreckung ib,»halten. Bei dem Verhör der Bei den stellte sich heraus, daß das Kind Bäuerin aus Saviano war: weitere Nach'orschungcn luben ergeben, daß das Kind der verbasteten Frau nur zur vertraueussclige Mutter vor dem Ver» '»st ihres Kindes bewahrt worden. Basuvarische «robftelt. Eine herrliche Probe basuvarischer Grobheit liefert das „N. Münch. Tag blatt" vom 20. Juli. Wir lesen da anläßlich der scharfen Kritiken über daS baierische Eisenbahnwesen: „Jeder In Haber eitler kolterigen preußischen Schnauze glaubt wegen eines Unglücks, i>aS auf der Eisenbahn vorkam, Gift und Galle gegen uns Baiern speien zu dürfen, und die frechen Fritzchen machen sich jetzt derartig mausig, daß wir leb< hast bedauern, daß das Jahr IKLL schon so weit hinter uns liegt. Schade nur, ewig schade für uns, daß wir jetzt an diese großmäuligen Bursche gekettet und dadurch verurthcilt sind, die Prügel, die ihnen im nächsten Kriege bevorstehen, ebenfalls mitzutragen! Uebrigens, mögen doch die srecken Fritzchen daheim bleiben oder an Baiern vorbeifahren, wenn sie ihre zahnlückige Mördergrube, auch kotterige Schnauze genannt, in die Welt hinaustragen; wir sind sroh, wenn wir diese schnapSseligen Kartof selgesichtcr nicht zu sehe» brauchen, und wir brauchen dann auch nicht mehr zu wenn wir die langweiligen Pumpernickel-Kürassiere nicht an allen Ecken und Enden bei uns herumlungern und an» Hunger süddeutsch« Luft schnap oen sehen. Sobald so ein preußischer Herings bändiger bei uns erscheint, merkt man fttsort am schlechten Wetter, daß nicht einmal die Sonne, die doch sonst über Gerechte und Ungerechte ausgeht, di« großrachigen Möpse der brandenbur zischen Streusandbüchse anschauen mag. Selbst der Vesuv beginnt zu speien, so bald sick die Ferien-Sonderzüge der Kartosselfchalenvergolder nach Bayern in Bewegung setzen Die Lodderig keit ans preußischen Bahnen ist viel größer als man glaubt, abgesehen von der großen Aehnlichkeit, welche die preußischen Waggons mit Schweine ställen besitzen Wer im Lande des Schnapse« und der Knollengewächs« herumreisen muß, wird die düsteren, braunen preußisch«» Karren mit de« engen KupeeS und den kleinen Fenster löchern eher sür ambulante Gefängniß zellen, als sür Eis«nbah»-Passagi«r» lvagrn halten. Also, Brudcr Kreutz hat in Sachen Eisenbahnen wie ge wöhnlich —wieder arg geschwefelt. Des halb muß man ihm heimleuchten, ldamit er nicht gar so. sehr frech wird der tiebe, gute, Pumpernickelvertilger!" Das Blatt bittet zum Schluß um Nach druck in preußischen Zeitungen. AuSdem „Arn städtischen Nachrichte» und Jntelligcnzbtatt" wird folgende Stilprobe eingesandt: „Zur Warnung! Jede» verlustige Vieh- Eigenthümer im Weichbild Arnstadt, welcher in Besitz von Kadavern kommt, der die Anmeldu»g, sowie die Beseiti gung meinerseits, unterschlägt, hat sich .in llkinsten wie im größten Maßstab bei Gericht zu veranworten. Wilhelm Röder, Cavilln, Arnstadt." Und von demselben tapseren „Caviller": „Zur Nachricht! Alle außer Weichbild Arn stadt vorkommenden Kadaversälle von Pserden, Kühen, Schweinen u. s. w., jowie halbe N adaver wie oben genannt, laust sür annehmbar und beseitigend »us, Wilhelm Röder. Arnstadt."
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