Zdtutsch« ti»«»l«Mchrtchteu. Provinz Brandenburg. Die königliche Regierung zu Potsdam Lbersandte vor Kurzem der Gemeinde Reinickendorf 2000 M. zur Vertheilung an die Lehrer der dreiGemeindeschule». Durch Beschluß der Gemeindevertreter Wurde festgesetzt, die Hälfte der Summe sogleich, den übrige» Theil am Weih nachtSsest zu vertheilen. So erhielten denn die Elementarschullehrer Reinicken dorfs eine Gratifikation von je 50 M. und haben dazu die Gewißheit, noch einmal über den Empfang von je 50 M. Quittiren zu dür en. —Mit Gefahr sür fein eigenes Leben hat bei dem kürzlich in Bollensdcrs durch Blitzschlag ansge brocbenen Feuer der Zimmermann Voigt drei Kinder vom Erstickungstod gerettet. Voigt drang, ohne an die Rettung sei ner eigenen Sachen zu denken, mit To desverachtung in das brennende Ge bäude der aus dem Felde beschäftigten Kubenz'schen Eheleute, deren drei Kin der sich in verschlossener Stube befanden. Als es ihm nach vieler Mühe gelungen war, die dem Erstickungstode nahen Kinder zu retten, unternahm er, trotz der erlittenen Brandwunden, Wiederbe lebungsversuche. die nach Verlaus einer Stunde von Erfolg gekrönt waren. Voigt ist »i Folge der Strapazen so ernstlich erkrankt, daß an seinem Aus kommen gezweiselt wird. Für sein wü thiges Verhalten ist ihm bereits eine Geldbelohnung ausgesetzt worden. Ost- und Westpreußen. -f Infolge eines Schlagansalls Dekan Meier in Zeinpelburg. Tuchel. In letzter Zeit sand am hiesigen katholischen Scbullehrer - Seminar die diesjährige zweite Lehrerprüfung statt. Von 50 Lehrern bestanden 37 die Prüfung. Bon Behörden und Privaten in Tuchel war schon seit längerer Zeit Klage darüber gesüyrt worden, daß von hier abgejandie srankirte Briese nicht ihren Bestimmungsort erreichten; nun ist es endlich gelungen, die Briesmarder. einen Schüler und einen Schrelbbeflis sencn, zu ermitteln, welche täglich Briefe aus dem Briefkasten des Post amts durch Hineingrelsen mit der Hand entnahmen, die Marken sorg fältig ablösten und zu ihrem Nut zen verwandten, die Briefe aber meist durch Feuer vernichteten Die Gewerbcausstellung sür die Kreise Jnsterburg, Tilsit. Ragml. Pillkallen, Heydekrug uud Memel, welche seit dem vorigen Jahre mit Unterstützung von königlichen und städtischen Behörden und von vielen Gewerbe- und Hand werkervereinen vorbereitet wurde, ist >n Tilsii im Beisein des Herrn Regie rungspräsidenten Steinmann aus Gum biiinen von Vertretern der stadtischen Behörden und auseren hervorragenden Personen feierlich eröffnet worden. Ver treten sind Gartenbau. Blumenzucht und künstliche Blumen durch 10. Nah rungs- und Genußuiittel durch 39, Be kleidungsindustrie durch 51, Bau-, Haus- und Wirlhschastsartikel durch 58. Wagenbau, Sattler- und Riemer-Ar beiieii durch 20, gewerbliche Maschinen, Gerälhe und technische Artikel durch 2K, kunstgewerbliche Arbeiten verschiedener Art durch 35, land- u. bienenwirthschaft licke Erzeugnisse durch 14, wissenschast >che Sainuiluiigen durch 4 Aussteller. Pvm .«er n. Das in Cammin von Rega-Gau ver imstaltele Ganturnfest nahm einen prächtigen Verlaus und sand eine große Belheiiigung. Aus dem Festplatz, wo sich bereiis eine große Menschenmenge eingefunden hatte, begann das Schau turnen unter dem Coinmando des Turn« warts Herrn Selig - Naugard, Frei übungen. ein Reigen und Geräthturnen. Die Turner entledigten sich ihrer Aufg aben mtt großer «rast und Gewandtheit. Den ersten Preis erhielt beim Stab springen Herr Gessrois-Treptow, den zweilcn Herr Mar Beutel Cammin, d e beiden Preise beim Klettern am Seil die Herren Beutel Cammin und Carl Boiines! - Greisenberg, die Preise im Wettspringen die Herren Michaelis- Treplow und Hübner Naugard. Das 23. niitlelponimerische Bundesgesangs sest sand am 12. Juli dieses Jahres in Naugard statt und wurde von auswärti gen Gesangvereinen recht zahlreich be sucht. Es nahmen Theil Gollnow <2 Vereine) mit 54 Mitgliedern, Re genwalde 20, Slargard (4 Vereine). t>s, Treptow 34, Wollin 18, Schwel bel» 2. Freienwald« 17, Greifenberg <2 Vereine >, 73, LabeS 23, Zachau 24, Daber 25, Drainburg 5, Stettin 35. Dicht an der Teschendorf - Klebower Landstraße bei Falkenburg 2 Fuß tief wurven in der Erde zwei Gerippe bloS gelegt und zwar ein sehr starkes großes männliches und ein kleines weibliches Gerippe. Um den Hals des kleineren Gerippes wurde ein kupferner Halsring gefunden. Gestern ist in unmittelbarer Nähe noch das Gerippe eines ca. 10 bis 12 Jahre alten Kindes gesunden wor den: also scheint eme ganze Familie hier verscharrt za sei». Die Unterm «hung wird hoffentlich bald Licht in die Sacke bringen. Di« Feier des 100- jädrizen Bestehens des Schullehrer-Se minars in Franzburz, das im Jahre 1791 zu Greisswald gegründet und IKSÜ nach Franzburg verlegt wurde,hat in den Tagen vom 1. bis 3. Juli st«tt geiunden. Gegenwärtig zählt daS Se minar »7 Schüler! daS Lehrerkollegium besteht au« 8 Personen. V«n sehr klei nem Ansänge aus hat sich demnach die Anstalt zu einem solchen Umfange ent wickelt, daß sie jetzt den anderen Semi naren ebenbürtig ist. Dem HauSva ter Thürk im Rettungshause zu Plathe ist da? Allgemeine Ehrenzeichen verlie hen worden. Ein betrübender Vor fall wird erzählt. Danach hat ein Leh rer in dem Dorfe Tashagen einen Kna ben, der oft an Krämpfen litt, gezüch tigt. Der Knabe wurde ohnmächtig, 2 Schulkameraden mußten ihn nach Hause führen, aber der arme Junge verstarb bereits aus dem Wege dorthin. Provinz Schlesien. Eine heftige Explosion fand in Gr>- Strr.itz (Oberschlesien) aus einem > Grundstück in der Oppelnerstraße statt, j Die Ursache der Explosion war, daß der cine der Lehrlinge mit Licht den » eller betrat. Entweder haben sich durch Offenlassen des Benzinballons oder, was wahrscheinlicher erscheint, durch lange» Stehen von Grundwasser Gase entwickelt, welche die Explosion herbei führten. Der betreffende Lehrling hat schreckliche Brandwunden an Gesichl und Händen erlitten. Im Augenblick der Explosion hielten sich elf Personen im Geschästsladcn auf, die durch die Gewalt theilweise zum Laden hinausgeworsen wurden, theils besinnungslos zusam menstürzten, glücklicherweise ohne größe ren Schaden zu erleiden. Um H 9 Uhr trat eine zweite Explosion ein, diesmal waren es aber vier Personen, die, wenn auch nicht so schwer, doch immer stark verletzt wurden. Die in Gna densrei in weilen Kreisen bekannte Pen sions-Madchen-Anstalt der Brüderge meinde (Pensionat und höhere Privat- Mädchenschule) seierte das Fest ihres 100 jährigen Bestehens. Eine große Schaar früherer Lehrerinnen und Schü lerinnen des Instituts war herbeigeeilt, um an der Feier theilzunehmen. Im Lause der 100 Jahre sind 2363 Mäd chen der Anstalt zur Erziehung und Ausbildung übergeben worden; unter den Leitern des Instituts aus älterer Zeit verdient besonders namhaft gemacht zu werden der noch heute durch seine Lehrbücher der Geographie bekannte Freiherr Ernst von Seydlitz-Kurzbach.— Der ReichSgräiüch Schaffgotsch'sche Re vierjäger Johann Klamt in Rabishau wurde im Forstort Brand im hohen Holze aus dem Gesichte liegend todt vor gefunden, das Gewehr noch geladen und im Anschlag. Es fand sich, daß er durch einen Schuß durch das Herz, der das in der Brusttasche befindliche Notiz buch und ein Cigarrenetui durchbohrt hatte, gesallen war. Man kann nur annehmen, daß von der Ferne gekom mene Wilddiebe den Mord begangen baben. da Klamt. ein allgemein belieb- Frau und zwei unerzogene Kinder. Die Bewohner der Schlingelbande ver nahmen ein donnerähnliches Getöse am Fuße des großen Teiche». Anfänglich konnte man sich die Ursache nicht erklä ren, bemerkte aber bald, daß eine Schnee lawine. welche sich am oberen Teich rande gelöst, unter Mitnahme großer Steine und Felsmassen das Gedonner verursachte. In den Schluchten des senzebirge einen vollständig alpinen Charakter. Schneelawinen in Mitte Juli und von dieser Stärke dürften doch wohl nur wenige Gebirge auszu weisen haben, in Deutichland wohl nur noch Oberbauern. Das Festcomite in Zobten hat sür die Körnerseier solgen» des Programm festgesetzt. Dienstag, 22. Sevtember, Abends: Zapsenstrelch. Mittwoch. 23, September, srüh: Em pfang der Breslauer nnd anderer Gäste am Balinhose. Marsch nach Rogau zum Fistgottesdienste. Rückmarsch nach Zobten. Ansprache und Gesang an der Körnertasel. 12 Uhr: Festdiner im Blauen Hirsch. 2 Uhr: Festzug zu dem errichtenden Körnerdenkmal, Ge sang und Weihrede. Zug zum Fest- Platz (Schießhaus) und Concert. Abends: Coinmers in der „Sladt Breslau". Provinz Pose». Eine große Feuersbrunst wüthete in dem Dorfe Schönfeld. Als die meisten Leute aus dem Felde waren, schlug eine mächtige Feucrgarbe aus dem Schasstall de» FrcigutSbejitzerS Arndt hervor und setzte in kurzer Zeit sämmtliche Wirth schaft-zebäude des Arndt'schen und des Freiichulzenzutsbesitzers Berendt'schen Gehöftes, sowie den Pserde- und Vieh slall des Besitzers Relow in Flammen. Da nur wenige Leute zur Stelle waren, licheii Vieh nur wenig gerettet werden. —Ter Locomotivsührer Sommerseld in Schönseld, ein nüchterner und pflicht treuer Beamter, fiel während der Fahrt von der Maschine des Schnellzuges und wurde von einem gerade vorbeifahren den Güterzuge Übersahren und getödtel. Der Einwohner Bikol »n Garaczewo bei Slarolenka gerieth mit dem Wirth Sobolewski in Streit. Bilok soll bei dieser Gelegenheit seinem 18 Jahre allen Sohne zugerusen haben, er solle da» Gewehr holen und den S- über den Hausen schießen. Der Sohn war auch sofort mit dem Gewehr zur Stelle, ein Schuß krachie und S. brach tödtlich ver wundet zusammen. Der Schütze ergriff die Flucht und entkam. SobolewSki starb nach wenigen Stunden. Die Slraskammer zu Wollstein verurtheilte den katholischen Vicar Oleinil wegen MajestätSbeleidigung zu vier Monaten Festung. Derselbe hatte seinen Un willen darüber geäußert, daß in der Wohnung einer Katholikin zwei Kaiser bilder zwischen Heiligenbildern an der Wand hingen. Provinz Sachsen. Auf den Harbkeschen Kohlenwerken bei Halle kam es in einer Briquetsabril zu einer Kohlenstaub Explosion, bei der elwa acht Arbeiter mehr oder weniger Verletzungen erhielten. An den Ge bäulichkeiten, die äußerst solid ausge sührt worden sind, ist wenig Schaden zu bemerken. Die Verletzten find zum Theil schwer, indeß nicht lebenSgesähr lich verbrannt. In Lohenrade bei Seehausen l Altmark), erschoß der Schneidermeister Eggert seinen Freund, den Schuhmacherineisier Joseph, beim Scheibenschießen gerade in dem Augen blick, als dieser noch einmal vortrat und fich an der Scheibe zu thun machte. Die Kugel drang dem BedauernSwerthe» den Kopf. Rheinprovinz. Bei den Schwimmübungen der Husa ren in Bonn mit ihren Pferden in der Sieg ereignete ein beklagenSwerther Unfall. Die Husaren hatten bereits mit ihren Pferden das andere User erreicht'«!» ein- zrlne von ihnen ohne entsprechenden Befehl ohne Pferd wieder in das Was ser sprangen. Einer von diesen wurde alsbald stromabwärts getrieben, und obwohl sofort von allen Seiten Hilfe herbeieilte, gelang es nicht, ihn vor dem Untersinken und dem Tode des Ertrin kens zu retten. Da der Verunglückte, wie die übrigen zu den Schwimmübun gen commandirten Husaren, des Schwim mens durchaus kundig war, nimmt man an. daß ein plötzlicher KrankheitSansall das Unglück herbeigeführt hat. In wahrhaft gräßlicher Weise kam in Trier der Rottenarbeiter Mathias Lütz aus Wasserliesch ums Leben. Er wurde zwischen der hiesigen Station und Kart hauS von dem um 11 Uhr hier eintref fenden Metzer Personenzug ersaßt und buchstäblich zermalmt. Ein gleiches Unglück ereignete sich bei der Stalion Schleismühle, wo ebenfalls ein Rotten arbeiter von dem Saarbrücker Perso nenzug überfahren und sofort getödtet wurde. Tie Wege, die das Unwetter am 1. Juli genommen hat, lassen sich, im Kreise Kempen in zwei Parallelen verfolgen, die ü —7l<m. voneinander entfernt bleiben. Hier haben Wirbel wind, dort Hagelschlag Verwüstungen angerichtet, wie man sie hier bisher nie erlebt hat. Der Wirbelwind nahm seinen Ausgang in Nordfrankreich, zog über Lültich, Mastricht und Roermonde in den Kreis Kempen hinein, um nord östlich von Anrath und weiterhin bei Essen noch einmal mit ähnlicher Gemalt furchtbare Verheerungen anzurichten. Aus des Unwetters anderer Spur ha ben ei- und faustdicke Hagelschlossen die Ernte gänzlich vernichtet, Dächer und Fenster zertrümmert. Inmitten dieser Verwüstungszebiete liegen die geschlos senen Orte Breyell, Boisheim, Lobbe rich, Süchteln, welche selbst vom Orkan und Hagel verschont blieben, wo nur zur selbigen Stunde ungeheure Waffer mengen niedergingen. Namenloses Elend ist über den Kreis hereingebro chen. der durch den Niedergang der Hausindustrie schon so schweren Scha den erlitt und jetzt auch von dem Un wetter am schlimmsten heimgesucht wor den ist. Der Gesamtschaden im Kreise Kempen und den Gemeinden Anrath, Neersen und Hmsbeck- Leuth wird auf drei Millionen Mark angegeben. Königreich Sachsen. Unter der Anklage der Beleidigung hatte sich in Leipzig der Kausinann Ju lius Gauel zu verantworten. Wegen Gefährdung der Sittlichkeit wurde die Oeffentlichkeit für die Dauer der Ver handlung ausgeschloffen. Aus Grund der Beweisausnahme wnrde Gattel der Beleidigung in zwei Fällen sür schuldig befunden und zu sieben Monaten Ge fängniß verurtheilt. In den Gründen heißt es unter anderem: Bei der Straf ausmessung ist strasschärsend berücksich tigt worden, die Gemeinheit der Gesin nung. die sich durch seine (Gottels) That zum Ausdruck bringt. Menschen, die gezwungen sind, sich bei anderen Leuten Geld zu verdienen, sind noch lange keine Sklaven. Das Verlangen, das Gattel an die zu engagirenden Ver käuferinnen gestellt hat, ist eine boden lose Herabwürdigung der Mädchen, gleichviel, ob die Mädchen sich unter dem Drucke, eine Stellung zu erlangen, zur Ersüllung derselben haben verleiten lassen oder nicht. Der Gerichtshos hat unter diesen Umständen für die erste der M. zugesügten Beleidigung eine Strafe von 5 Monaten, sür die zweite eine solche von 4 Monaten ausgeworfen und insgesammt aus 7 Monate Gesängniß erkannt. Der „Leipziger Tages Anzei ger" bemerkt dazu: Soviel wir in Er sahrung bringen konnten, handelt es sich in diesem Falle darum, daß Gattel. ein vorbestrafter Bankerotteur. Inhaber zweier glänzender Geschäfte, in denen die Leipziger Damenwelt vielfach Ein käufe macht, an die bei ihm eintretenden Verkäuserinnen die insame Forderung stellte und zu stellen gewohnt war. daß sie sich vor ihm gänzlich entblößten wie er behauptet, um zu sehen, ob sie ,reinlich" seien. Thüringische Staaten. Aus dem Friedhofe zu Gotha hat sich »er Landgerichtsrath Hanschteck vom Landgericht 1 Berlin erschossen. Hansch leck war am Tage vorher mit'seiner Gattin in Gotha angekommen, besuchte am darauffolgenden Vormittag den Friedhos V, wo die Feuerbestattungen stattfinden, und erkundigte sich nach allen Einzelheiten der Leichenverbrennung. In einem Augenblick, wo er sich allein wußte, gab er aus einem Revolver einen Schuß aus sich ab. Die tödtliche Kugel durchbohrte ihm die Stirn. Der aus den knall berbeigeeilte Friedhofs Ver walte r ard d. »Selbstmörder bereits im Sterben. Es wurden bei ihm mehrere Schriftstücke vorgefunden, ein Brief an seine Familie, je ein Schreibe» an die Staatsanwaltschaft und Polizei von Gotha, sowie sein Ernennungsdekret zum Landgerichtsrath. Seinem Wunsche zemäß wurde seine Leiche durch Feuer bestattet. Herr Hanschteck, der hier mit seiner Familie eine Wohnung in der iglumenthalstraße No. IS innehatte, ivar ein Mann in der Mitte der sünf >,ger Jahre. Er hinterläßt außer sei ner Frau einen etwa 16jährigen Sohn, der hier ein Gymnasium besucht, und eine 18jährige Tochter. Hessen-Darm st ad t. 's In Wald-Michelbach Gastwirth >dam Heid, der die Feldzüge von 1860 and 1870 und 71 mitgemacht. Der Lehrer in Wenings hat sich in einem Unfälle von Geistesstörung in dem Ealde bei Gedern erhängt. Der Liühlenbesitzer Georg Bayer in West- Hosen machte den Versuch, seine Mühle in Brand zu setzen. Als er dabei überrascht wurde, eilte er in den Keller und erhängte sich. Lehrer Hahn be ding in feierlicher Weise sein fünfzig jähriges Dienstjubiläum. Ueber un jeren Ort ging ein fchweres Gewitter mit Wolkenbruch nieder. In das Haus des Bürgermeisters lief das Wasser zu den Fenstern hinein und es dauerte »icht lange, so waren die Grundmauern unterwaschen und da» Hau» stürzte zu sammen; glücklicher Weise sind Menschen dabei nicht verunglückt. Lehrer I. Heberer in Wolfskehlen feierte unter herzlicher Theilnahme der ganzen Ge meinde sein 50jähriges Dienstjubiläum. Dem Jubilar wurden »ach dem Got tesdienste zahlreiche und wcrthvolle Ehrengeschenke überreicht. Der in Philadelphia lebende Herr Friedrich Braun, ein geborener Michelstädter, hat zu Gunsten der Armen, Kranken und Genesenden unserer Stadt einen Fonds von 50,000 Mark gestiftet. s In Bad Nauheim der als Rentner lebende frühere Pächter de? Schleiselder Hofes, Oekonom Konrad Wilhelm Koch. Königreich Bayer» Der erste Tag der 25jährigen Ge denkseier der Gesechte bei Laufach, Frohnhofen und Aschaffenburg nahm einen glänzenden Verlauf. Schon die Frühzüge der Hess. Ludwigsbohn brach ten zahlreiche Festtheilnebmer, dai Hauptkontingent kam jedoch mit den kurz nach 8 Uhr eintreffenden Extra zügen. In 59 vollbesetzten Wagen ka men 3000 Festgäste an. I» Aschaffen burg stiegen noch einige 100 hinzu und fort gings, dem Ziel der Fahrt Laufach entgegen. Dortselbst erfolgte die An kunft um S Uhr. der Festzug ordnete sich, und unter klingendem Spiele der Kapelle des Hess. Artillerie-Regiments und der Offenbacher Stadlkapelle zogen die Theilnehmer ans den Friedhos von Lausach. Die Fahnen, deren wir 25 zählten, bildeten einen Kreis um de» Ortspsarrer Herrn Haas, welcher die Weiherede hielt. Die Musik spielte einen Choral, woraus Herr Engel, Namens des Kriegervereins Haisia und Herr Giegerich Namens der Kriegervereine Aichassenburg den dahingeschiedenen Kameraden Kränze spendete». Auch bekränzten viele erschienenen Frauen die Gräber ihrer Gatten. Nach Hstündiger Rast in den Gastwirthschasren von Lau sach setzte sich der Zug nach Frohnhofen zum Hesjendenkmal in Bewegung. Nach dem die Artilleriekapelle einen Choral gespielt, bestieg Herr Rechtsanwalt Dr. Neuling die Rednerbühne und hielt die Gedächinißrede. in der er betonte, daß das deutsche Volk über die großen Er rungenschaften der 70er Jahre auch Derer nicht vergißt, die in früheren Jahren ihr Leben in die Schanze geschla gen haben. Auch die kommenden Ge schlechter werden gewiß von derselben treuen Pflichterfüllung bewegt, wenn das Vaterland sie ruft. Nach einem Choral der Musik legten Kränze am Denkmal nieder: Herr G, Engel sür den Verband der hessischen Kriegerver eine, Herr Beigeordneter Lautenschläger sür die Stadt Darmstadt, sür die Oester reicher Herr Karl aus Wien einen riesi gen Lorbeerkranz mit schwarzgelber Schleise, Herr Giegerich sür die drei Kriegervereine Aschaffenburg. Der bayerische Oberlieutnant Anton Mayr von der MappirungS-Abtheilung ließ sich bei der Station Peterskirchen in Niederbayern vom Personenzuge Über sahren und wurde vollständig zermalmt. Ter Selbstmord geschah aus Furcht vor dem Nichtbestehen der Kriegsschul prüfung. Aus der Rheinpsalz, Der Selbstmord eines neunjähriger. Knaben erregt in Glan-Münchweiler großes Aussehen. Tort wurde unter halb der Weber'schen Mühle der neun jährige Sohn des Tagners Ludwig Lang als Leiche aus dem Glan gezogen. Der Kleine wurde schon seit 6 Tagen vermißt und die ganze Umgegend nach ihm abgesucht. Die Annahme, daß em Selbstmord vorliegt, wird dadurch be gründet, daß dem unglücklichen Kind seine Mutter wegen Ungehorsams nnl einer Strafe gedroht nnd der Knabe hieraus zu einem gleichalterigen Kame raden gesagt hatte, er wolle in'S Wasser svringen, was er denn auch leider zur Ausführung gebracht hat. Es muß übrigens bemerkt werden, daß die Mut ter des Verstorbenen keineswegs hart oder streng gegen ihre Kinder ist, son dern denselben eine äußerst liebevolle Erziehung angedeihe» läßt. Braunschweig. Die Enthüllungsfeier des Franz Abt- Denkmals in Brannschwcig nahm einen glänzenden und würdevollen Verlaus. den Kreisen der Verehrer des weitbe kannten Componisten rekrutirten. um standen das schöne Monument, dessen Hülle linier den Klängen des ..Sckiwal benliedes" siel, das von 500 Knaben gemngen wurde. Festrede hielt Denkmal nieder. Der Feier wohnten mehrere Verwandte Franz Abts bei: nach der Enthüllung begab sich der Fest zug nach dem „Wilhelmsgarten", wo eine fröhliche Nachfeier stattfand. Schweiz. Die Kriminalkammer des Bundesge eichls in Zürich ha! Tostioni wegen Todtling des Staatsratbs Rossi in contumaciam zu acht lahren Zucht bürgerlichen Ehrenrechte sowie zur Tra gung der 3653 Frcs. betragenden Kosten des Verfahrens vernrtheilt. Die Strafe ist deshalb nicht höher bemessen, weil dern ein politisches Verbrechen als vor liegend erachtete. —Aus Bern wird ge meldet: Bon dem Nachtzug, welcher Abends ? Uhr 10 Minuten von Zürich er ließ dabei, wie er im amtlichen Ver hör zugab, ein noch etwas glimmendes Zündhölzchen fallen. Vom Bureau raum begab er sich in den übrigen größeren Raum, wo die Postsachen wa ren. Das Papier, welches aus dem vielleicht ölgetränkten Boden lag, sing Feuer, welches durch den Luftzug ge schürt wurde. Der Kondukteur ver suchte vergebens, dasselbe zu löschen, derselbe mußte aber zuletzt an seine Ret tung denken: er kletterte in den an grenzenden Personenwagen und machte dem Zugführer Mittheilung von dem ent standenen Brand. Endlich war der Zug zum Halten gebracht. Der ver brannte Wagen wurde aus der Station Rothrist zurückgelassen. Da die übri gen Wagen unbeschädigt waren, setzte der Nachtzug seine Fahrt fort. Der Postkutscher kam mit leichten Brand wunden davon. Die Postladung be stehend aus Sendungen von der Ost schweiz und weiterher nach Bern, Lau sanne, Wallis. Gens u. s. W.ist vollstän dig vernichtet Zwischen den verkohlten Trümmern des Wagens sand man viele fast gänzlich bezw. nur theilweise ver brannte Banknoten, erhaltenes Gold- und Silbergeld und schon geschmolzenes Edelmetall.—Endlich ist die Nothbrücke bei Mönchenstein soweit hergestellt, daß sie vorläufig von Güterzügen befahren werden kann; die Probebelastung in Gegenwart von Fachmännern ergab eine minimale Senkung, fodaß man hofft, in wenigen Tagen auch Personenzüge passiren lassen zu können. ,^Der drohliche Wasserstand des Rheines und der Zuflüsse — die Unglücksstelle ist nur 4 Stunden von der Einmündung der Birs in den Rhein hat die Arbeiten fortwährend gehindert. Einen anderen Uebelstand hat das Anschwellen des Rheines im ältesten Theile der Stadt selbst zu Tag- gesördert. Die Univer sität nämlich und ein anstoßendes Haus, direkt an den Rhein ge baut, zeigen Risse, sodaß an eine schleunige Räumung gedacht werden muß. Tausenden von Studirenden aller Fakultäten, jetzt über ganz Deutschland zerstreut, werden die etwas dürftigen Hörsäle erinnerlich sein, wo W. Wacker mazel, K. R. Hagenbach. Dorvelte und Stephansen docirten. Diese Räume werden in nicht gar langer Zeit einem zeitgemäßeren Gebäude Platz machen müssen. In Bern werden sür die Feier des fiebenhundertjährigen Be stehens der Stadt, die am 14. August und den solgenden Tagen stallfinden soll, große Borbereitungen getroffen- Es soll ein historischer Festzug veran staltet werden. Aus dem langen Wege, den der Zug nehmen soll, ist beinahe kein Fenster mehr zu vermiethen, obwohl be sonders von Engländern jabelhafte Preise geboten werden. In einem Am phitheaisr, das noch im Bau befindlich ist. und das sür 10,000 sitzende und ebenso viel stehende Zuschauer Raum gewähren soll, wird eine große Fest vorstellung stattfinden. Es gelangt ein Volksdrama von dem schweizerischen Prediger Weber, mit Musik von Mun ziliger, zur Aufführung. Das Slück hal süns Abtheilungen: 1. Die Grün dung der Stadt durch den Herzog von Zühringen(ll9l). 2. Die Schlacht bei Lausen (1330). 3. Die Niederlage der Burgunder bei Murlen (1476), 4. DaS Zeitalter der Resormation (Zwingli) und 5. Die Stadt Bern huldigt der Mutter Helvetia. 500 Sänger, 200 Sängerinnen und das Militär-Musik corps von Constanz wirke» mit. Wie der Berner „Bund" mittheilt, stie ßen die italienischen Erdarbeiter der Thunerseebahn am Südrande des Erd einschnitts, mit welchem die Linie etwa 25 Meter über dem Wasserspiegel des Sees und gerade unterhalb dem Strätt ligthurme die Thun Simmenthalstraße kreuzt, 1,20 Meter unter der Erdober fläche aus ein männliches Skelett von mehr als mittlerer Größe, dessen Schä del-, Becken- und Extremitätenknochen noch ziemlich Wohl erhalten waren und dessen annähernd vollzählige und ge > sunde Zähne eine starke Abnutzung er kennen ließen. Dieses und andere Zei chen lassen aus ein Aller des Mannes von 60 bis 70 Jahren schließen. Ge sicht und Stirn waren schmal, die letz tere mäßig hoch, der Schädel auffallend lang. Maßgebend für die Epoche, aus welcher dieses Grab stammt, sind so > wohl die Beigaben, die darin milgesun > den wurden, als die Bestattungsweise. > Der Boden und die vier Seitenwände des Grabes bestanden aus kleinen, trot ten gemauerten Brachsteinen, der Teckel aus einer unpolirten Steinplatte. DaS ' Fußende stand seewärts gegen Osten. " das Kopfende bergwärtS, sodaß das Antlitz des Todten der hinter dem ' Gemmenalparate aufsteigenden Sonne ' zugewendet war. E>n eisernes, zwei bis drei Finger breites. 50 Ctm. lan " geS, einschneidiges Dolchmesser lag an ° der Seite des Kriegers und in der ' Bauchgegend fehlte nicht die eiserne Gürtelschnalle sammt Dorn und Pla ° que, womit die Schwertkoppel um den ' Leib befestigt war. Dieser Fund ist, ' wie das genannte Blalt bemerkt, so ' charakteristisch sür die Bestattungsge ' bräuche der Burgundionen und Franken ' des 6. und 7. Jahrhunderts nach Christ'. Geburt, daß über die burgund,on,sche Herkunft des Todten kein Zweifel sein , kann. Der Fund geht »n das hlstori , sche Museum in Bern. Eine Anzahl von Bauern im thüringischen Kreise F stand unter der Anklage der Wilddieberei zu: Ab urtheilung vorder Straskammer, wobei die Jagdgewehre, welche sie im Walde angesichts der sie verfolgenden Forst' beamten fortgeworfen hatten, als stumme und dennoch beredte Belastungszeugen auf den-. Präsidententiiche lagen. Die pfiffigen Bauern leugneten, gestützt da raus, daß sie nicht gerade bei der That ertappt worden waren, ;ede Schuld und bestritten insbesondere auch mir der unschuldigsten Miene ihr EigenthumS recht an den vorliegenden Gewehren, so daß schließlich Freisprechung erfolgen mußte. Der Präsident verkündigte ihnen letztere uiiter kurzer Begründung, die er in gleichgiltigem Tone mit den Worten schloß: „So, jetzt kann jeder sein Gewehr nehinen und wieder heim gehen." Flugs hatte jeder der Bauern sein Gewehr ergriffen, um sich damit zu entfernen. Nicht minder schnell war aber der Staatsanwalt bei der Hand, der denn auch besseren Erfolg mit sei nem erneuten Sirafantrag halte. Ueber ein schreckliches Brandunglück im Cirkus erliält das .Jllustr. Wiener Ertrablall" salzenden Bericht. Am 27. v. M. (15. Juni neuen Dalums) gab der CirluS lura in BerdianSk am Asow'schen 'Meere eine Borstellung, welcher in einer Loge die Familie des österreichischen Hono> rar-Konsulats-Agenten Natale Lupi. nämlich dessen junge schöne Frau und kleine Kinder, sowie in einer Loge nebenan der Großvater der Kinder mütterlicherseits, ein gewesener deut scher Konsul, anwohnten. Bei der sechsten Prograinlnnummer explodirte eine der Petroleumlampe», mit welchen der Cirkus beleuchtet war, und die brennend? Flüssigkeit ergoß sich aui die in der Loge befindliche Familie Luvi drei Perionen in Flammen. Eine unbeschreibliche Panik brach unter der etwa 1800 Köpse zählenden Zu schauermenge aus. Unter schauerlichem Geschrei flüchtete Alles zu den Ausgan ge». und wäre» nicht einige beherzte Artisten gewesen, so wäre der Vorfall noch schrecklicher verlausen. Einige Künstler, ihnen voran die Athleten Rippel und Bader, rissen die brennende Familie Lnpi mit eigener Lebensge fahr ans der Loge und erstickten die Flammen im Manegesande. Während dieser Rettungsactio» verließen die ent setzten Zuschauer in wilder Flucht, aber wohlbehalten den Cncus. Die beiden kleinen Kinder Lupis aber erwiesen sich, als man die Flammen gelöscht hatte, als todt. Ihre kle.nen Leiber waren surchtbar zerstört. Frau Lupi selbst liegt an lebensgefährlichen Brandwun den darnieder, und der Großvater der Kinder, der von den Flammen unver sehrt blieb, bat den Verstand eingebüßt. Tie entsetzliche Katastrophe hat in Ber diansk allgemein tiefe Trauer hervorge rufen. Der Kampf eines Tau-' ckers mit einem Haifisch aus dem Mee resgrund wurde, wie ein Berichterstatter erzälili, mitten aus einem Bauvlap euier Vorstadtstraße in Berlin in solgendcr anschaulicher Weise vorgeführt. DaS Zelt eines Tauchers erhob sich inmitten zahlreicher Sandhaufen, welche ja bei einigermaßen kühner Phantasie die Meeresdünen ersetzen konnten, unerfind lich aber blieb es, in welcher Weise das Meer geschaffen werden sollte. Tie Ausklärung ließ nicht lange auf sich warten Als die Zuschauer den „Ar beitsplatz" des Tauchers betraten, sahen sie ein leeres Weinsaß in den Erdboden eingegraben. Man besand sich am Strande des MeereS. Es war aber .Ebbe", so hieß es. bei Eintritt der .Fluth" werde auch der Taucher erschei nen. Die letztere wurde alsbald durch einen Schlauch aus der Wasserleitung herbeigeführt: der Taucher kam mit feinen „Sicherheitsapparaten," sprach ein stilles Gebet, kletterte dann aus einer Leiter in das Faß, und die „MeereS wogen reichtet bis an seine Brust, als er sich auf dem Grund besand. Wenn fchon dies „gewagte Unternehmen" all seitige „Bewunderung" hervorrief, fo follte diese noch gesteigert werden, als der Kamps mit den» Hai begann. DaS Wasser rauschte, der Taucher ver schwand, indem er sich auf die Knie niederließ, ein mit einem Messer be waffneter Arm hob sich empor, fuhr blitzschnell hernieder und das Ungeheuer war überwunden. Die zweite gleiche V» stellung rief einen derartigen Enthu siasmus bei den Zuschauern hervor, daß die Polizei sich in'S Mittel legen mußte, und den .kühnen" Mann an der Wie derholung des furchtbaren Kampfes hinderte. Die .Wiener Montag S- Revue" schreibt: Zwei junge Wiener Studenden, Doctoranden der Medicin, gerielhen au» geringfügiger Ursache in einen heftigen Meinungsstreit, welcher zum Zweikampf sührte. Ein Säbel duell wurde vereinbart und genau nach den Bestimmungen des Duell-Kodex ausgefochten. Der Schauplatz war die Josesstädter-Reiterkaserne. Daran wäre nun nichts Ungewöhnliches. Was uns veranlaßt, von dem Vorfall Notiz zu nehmen, ist der interessante Umstand, daß die Duellanten nebenbei bemerkl brave Studenten und in jedem Sinne tüchtige junge Leute unmittelbar nach der Paukerei sich darauf besannen, daß sie Beide dem SanitätScorpS der Wiener freiwilligen RettungSgesellschasl angehören und in dieser Eigenschaft zur Leistung der „ersten Hilfe", wo immer und wann immer verpflichtet sind. In der That hat der Sieger in dem Zwei kampfe den durch mehrere kräftige Hiebe Verletzten völlig kunstgerecht verbunden. Nur in einem Punkte wurden diesmal die Baron Mundi'schen Instructionen nicht besolgt. daß nämlich dieser Lei stung von „Sänitätsmännern" im Pro tokolle der Rettung»gesellschast keine Erwähnung geschah. Während de» zu Ehren Kaiser Wilhelm» veranstalteten Kmld- Hall-Festes ereignete sich, wie au« Lon> don berichtet wird, nn peinlicher Zwi schenfall. Baron Susfield, der eines der böchsten Hosämter bekleidet, wollte der deutschen Kaiserin und dem Prinzen von Wales Platz schaffen, al» sie den großen Saal betraten, und breitete, in dem er sich rückwärt» bewegte, i» ziem lich ungeschickter Weise die Arme weit aus. um die Menge der Eingeladenen zurückzudrängen. Bei dieser Gelegen heir versetzte er der Gräfin Tornielli, der Gemahlin de» italienische» Gesand ten. einen Stoß in die Brust. Die Gräfin stieß einen Schrei au» und sank in Ohnmacht. Der Lord sprach kein Wort der Entschuldigung und ging ru hig weiter. Graf Tornielli, der italie nische Gesandte, rief ihm laut em sehr heftiges Wort nach. Nach seiner Rück kehr in das Gesandtschaftsgebäude rich tete Gras Tornielli em Schreiben an SaliSbury, in welchem er ihm mit theilte, daß er dem Hofballe nicht bei wohnen werde, wenn Lord Susfield sich nicht vorher bei ihm entschuldigen würde. Eine Stunde später fuhr auch schon Lord Susfield vor der italienischen Gesandtschaft vor, die peinliche Scene endete mit Handschlag und Versöhnung. 7 Ei«e verfehlt« List. Ein ganz gewöhnliches Ereigniß konnte es nicht sein, das die Fensterla den des Studenten Borger schon 112» früh an» Morgen geöffnet hatte. Drü ben vom Kirchthurm schlug es just sie ben, und gewiß war's auch schon eine halbe Stunde, daß Borger, den Kops im Morgennebel, die Straße aus und abstierte. Eben wollte er jetzt mit einem plötzlichen Anflug von Unmuth den Fensterflügel zuschlagen, als ihn ein eiliger Schritt auf dem Straßen- Pflaster innehalten ließ. Im nächsten Augenblick wurde unten auch schon die Hausthür geöffnet und wieder zuge schlagen und ann steckte sich ein über nächtiges Gesicht durch Borgers Thür, dem gleich darauf die vierschrötige Ge stalt eines jugendlichen Studenten folgte. „Teufel, Borger, was gibt'S; ich glaubte mindestens an dein Sterbe lager eilen zu müssen, als ich bei« Nachhausekommen eben Deinen Zettel vorfand!" Borger, der sichtlich erleich lert das Fenster geschloffen hatte, bot dem Ankömmling die Hand. „Die Sache ist vielleicht noch dringen der: mit einem Worte, ich erhielt gestern Abend einen Brief, worin mir mein Onkel seinen Besuch sür diesen Tag anzeigt." .Der Goldonkel?" .Derselbe, den ich vor einigen Mo> naten so riefig anzapfte!" .Ich weiß, ich weiß; unter dem Vor wande, Deine Bibliothek ergänzen und erneuern zu müssen, aber was soll ich " Der Student unterbrach sich hier, in dem er laut auflachend dem Blick de» Andern, der sich verzweifelt auf ein vollständig leeres Bücherregal richtete, folgte. „Ich verstehe, ich verstehe; der Onkel wird ein verteufelt dummes Gesicht auffetzen, wenn er in die Leere dort hineinstiert!" „Das nicht allein, aber ich sürchte, er wird sich auch verteuselt dumm halten, wenn ich ihm mit einem eventuellen neuen Pump, den ich schon die ganze Nacht projectire, zu Leibe gehe." Der Neuangekommene wiegte bedenk lich das Haupt, indem er sich ritlling» auf einen Stuhl fetzte. .Da möchtest Du recht haben; umso mehr, als Dein Rennomee hier in der Stadt nicht gerade ein besonders gutes zu nennen ist; aber trotzdem verstehe ich noch immer nicht, was ich " „Mit einem Worr, Du sollst mir bis Mittag Deine Bibliothek zur Ver fügung stellen!" Borgers Gesicht hatte, indem er da mit herausplatzte, einen solch' mitleid erweckenden Ausdruck angenommen, daß der Andere in ein laute» Lachen »usbrach. „Meinetwegen, wenn Dir damit ge dient ist, stehen Dir bis Mittag hun dertundzwanzig Volumen zur Ver. sügung!" .Und ich kann sie holen lassen?" .Sosort, und mögen sie Dir zum Heile gereichen!" Die beiden Freunde reichten sich die Hand und dann schwankte der eine schlaftrunken wieder die enge Stiege hinab, während sich Borger, um fünfzig Procent erleichtert, in die Sophaecke warf. Es war fünf Stunden später. Aus dem „grünen Hirsch", der Schenke drit ten Ranges, Borgers Wohnung gegen über, wurde dieser von seinem Früh schoppen gerufen: „Ein Herr, der mich zu sprechen wünscht, mit weißem Haar and 8art....?" .Jawohl, und goldener Brille," sagte der Hauswirth. Der StudiowS stieß einen höchst un christlichen Wunsch aus, indem er die Uhr aus der Tasche riß. „Wahrhastig schon zwölf; daß mich auch der Teufel plagte, nochmal her überzugehen!" „Wo wartet der Herr?" fragte er dann. „Ich habe ihn auf Ihr Zimmer ge führt !" „Und fragte er nicht, wohin ich sei?" Der Hauswirth grinste. .Allerdings, aber ich glaubte ihm sagen zu müssen, daß gar nicht weit von hier ab die Universität...." Ueber des Studenten Gesicht flog ein befriedigter Ausdruck. .Gut, und vergessen Sie »icht, heute noch meine Rechnung heraufzuschicken!" Damit war er auch schon an dem Manne vorbei und die Stiege hin aus. Der alte, weißbärtige Herr oben, der eS sich in Borger'S Zimmer vor dem Bücherschrank m einem weichen Lehnstuhl bequem gemacht, blickte kaum auf, als dieser in'S Zimmer stürmte. „ES freut mich, daß Dein HauSwirth, der übrigeus ein kreuzbraver Mann zu sei» scheint, manches üble Gerücht de mentircn konnte, daS im vorigen Jahr über Dich zu mir gedrungen war," sagte er nach einer Pause, während dessen der Student noch immer an der Thür stand; .Du studierst wenig sten» .Tag und Nacht, seitdem mich Deine Güte mit diesem Bücherschatze ausstat tete." Der alte Herr lächelte. „Daß e« also vor der Zeit mit dem Studium so weit nilht her gewesen ist, gibst Du doch zu?" Jetzt war » an der Zeit für Borger, eine höchst zerknirschte Miene auszu setzen. .Ich muß gestehen, etwas leicht lebig war ich ja immer, aber Gottseidank, ich habe mich in Vielem geändert seit dem letzten halben Jahr!" Der alte Herr hatte während dieses Bekennt nisse» einige Bücher aus dem Regal ge nommen, die er nach der Reihe aus dem Tische aufschlug, auf die Titelblätter deutend, sagte er endlich: „Allerdings; Du hast Dich in Vielem, sa sogar in Deinem Nameu geändert!!" Tableau II Wenn «ine Firma Schiff bruch erleidet, üben die Advocaten daS Strandrecht.
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