Anij dennoch an's MN stürm los, daß der Küustler sich angestrengt: Küche und Keller lieferten ihr Bestes und der Held des Tages zollte den gebotenen ,:»>itcrielleil Genüssen nieder. „Würde es Ihnen Ihnen speziell, antworten, sie nickte blos hastig mit dem Kopfe. Er beugte sich tiefer zu ihr herab. „Dann werde ich nicht säumen, meine Geige aus dem Hotel herbei holen zu lassen und sie soll singen und klingen für Sie für Sie einzig und allein, mein süßes Kind. Sie selbst aber sollen mir sagen, was ich vortragen soll!" flüsterte er. Sie schlug erröthend die Augen zu ihm auf. „Wenn es wirklich für mich sein soll, dann ach. dann das Wiegen lied!" stammelte sie in namenloser Be fangenheit. Er griff leidenschaftlich nach ihren bittend emporgehobenen Händen und be rührte sie mit seinen weichen, vollen Lip pen. Es ging wir eine magnetische Gewalt von ihnen aus. Und dann spielte er das Wiegenlied, nicht« als das Wiegenlied, in mim»« neuen, herrlicheren Variationen. Aber beim letzten Bogenstrich sprang eine Saite und das wundersame Lied erstarb in einem Mißklang. Am nächstfolgenden Zage machte der Künstler einen Frühbesuch im Bürger meisterhause und dabei erklärte er gan, zufällig, daß er den plötzlichen Entschluß gesaßt hätte, sich durch längeres Verwei len in der reizend gelegenen Kleinstadt eine Erholung von den Aufregungen fei ner Künstlerfahrt zu gönnen. Er blieb ach, er blieb in der That. Und dann kam einmal eine Stunde, Moos dahinfchritt. Die Unbesonnene, Bethörte hatte sich ans freien Stücke» zum heimlichen Stelldichein eingefiinden. sehen? Nein, nein, das kann Ihr das kann Dein Wille nicht sein ! Ach, das Schicksal mir mitgespielt hat, wie wahrlich, Du hättest den Muth nicht, mich retten, Kind, Du mußt mich wie der gut machen, gut, Eveline!" Er hatte in hastiger Erregung ge sprochen und sie lauschte seiner Rede wi« sie seiner sinnberückendcii Musik gelauscht hatte. Edelste»?" fragte sie verwundert. Ein schmerzliches Lächeln glitt übe, sein schönes, bleiches Gesicht. „O, Du süßer, unschnldsvollcr Engel Du!" seufzte er. „Du ahnst in Deiner Reinheit nicht, wie schlimm die Welt ist und wie voll Ab gründe das menschliche Herz! ein gcnialcr Man» überhaupt ist ja auch nicht mit gewöhnlicher Wage zu wägen!" Er seufzte abermals tief anf und nahm es kaum wahr daß er sie tiefer und tiefer in den Wald hineinführte. Reutes Wort gebunden sei an ein« Andere, daß er aber die lose Fessel ab streifen würde, sobald er die Gewißheit hatte von Evas Gegenliebe. Gab es auf Erden überhaupt etwas, daß sich dort schreiben und später irgendwo mit ihm zusamincnlrcffen, um, für immer mit ihm verbunden, chn als feine Muse die Welt. Sic lehnte in grenzenlosem Vertrauen ihren Kopf an feine Brust. „Ja, ja, Deine Braut, die Dir niemand und » als versichern, aber wie sie die Kinder augen aufschlug, da schrak sie jäh zusam men. Ein Rabenpaar flog mit lauten, „Die Naben, großer Gott, siehst einer davon wurde ihr zum Verräther. Es war eine schreckliche Stunde. Die Großmutter war starr vor Entsetzen als sein Kind ihm mit ruhiger Bestimmt keit erklärte, daß es sich dem fremden Manne verlobt habe und ihm folge» wolle als sein Weib, wohin immer er »Himmel und Hille aber er iji ja ein Schurke, dieser Teufelsgeiger, ein gemeiner, niedertrikchtiger Schurke!, schrie der schwer gereizte Mann. „Eine Giftschlange, «inen Lügner und Betrüger haben wir an unserem Busen war», gehalten, wir albernen Kleinstädter! O, man hat nachträg lich ein Glöcklein länten hören über die sen saubere» Patron, ps»i, pfui der Schande! Und einem solchen Vagabun den wollte sich mein Kind, die Tochter eines angesehenen HauseS, an den HalS werfen?" „Sie wird sich besinnen!" beschwich tigte die Großmutter den Aufgeregte» mit ihrer kalte», harten Stiiumc. Spät am Abend trat die alte Dame in daS Zimnier ihrer Enkelin. „Mein allzu weiches Herz ist's, das mich zu Dir treibt, Eva!" sagte sie zu dein fas sungslosen Mädchen. „Du sollst uns nicht nachsagen können, daß wir Dir Zeit geben z», Vorbereitung. Vor wenige» Tage» hat Vcttcr Baumbach um Deine Hand angehalten, und soeben hat Dein Vater sie ihm auf mein Anrathen schriftlich zuge sagt. Das wird dem Stadtklatsch mit Deine unwürdige Liebelei mit dem ver wünschten Geiger bereits in schlimmster Weise besprochen wird, ist leider That sache. Baumbach ist der Mann, um sich über dergleichen hinwegzusetzen! Sammle Dich also bis morgen, Eva, und danke den, Himmel für den guten Ausweg, der sich für Dich sind«» ließ!" Sie ging davon. Eveline aber faßte den verzweifelten Entschluß zur Flucht aus dem Vaterhause und in der näm lichen Nacht noch führte die Unselige ihn aus. Als sie vor Thau und Tag, mit ihrem hastig geschnürten Reisebündel der ziem lich antfernten Bahnstation zueilte, flat terte im Morgengrauen ein ganzer Flug Raben über's Feld, und die schwarzen Vögel flogen ihr voraus und kehrten dann wieder init häßlichem Geschrei zu ihr zurück. Das war ein langes und banges Su chen nach ihrem „Stern" in der fremden großen Seinestadt. Aber endlich Iva, er gesunden, endlich stand das zu», Tode erschöpfte Mädchen vor ih>N in fei- Hotel. „Meine Taube mein Engel! und das das hast Du für mich ge than?" rief der gerührte Virtuose aus, indem er die Erglühende an sich zog. Aber dann machte er plötzlich ein ganz verlegenes Gesicht. nen Wink erst abzuwarten, mein Lieb," meinte er. „Es liegt leider zur Stunde sür mich »och so Manches in, Unklare». mein Engel —" Sie legte voll Vertrauen ihre Arme nm seine» Nacken. „Es wird ja nicht Geliebter? Und bis dorthin stellst Du ringeS. „Habe ich Dir wirklich von einer solche» Dame erzählt?" fragte er »iit eigenthümlich zufammengeknifsencn Augen. „Ach ja, richtig, ich erinnere mich! Aber damit ist es nichts, Kind, denn die Bewußte steht in nahem Zu sammenhang mit meiner, nun eben mit jenen, weiblichen Wesen, das mir da mals die lästige Fessel anzulegen ver stand, Du weißt doch, Evi?" „O, und jene Fessel ist noch immer nicht gelöst, Stanislaus? Aber es handelte sich ja doch blos um ein, w«e gewordenes Freundfchaftsverhältniß?" Er zuckte ungeduldig die Achseln. „Offengestanden, es war etwas mehr! Aber beunruhige Dich nicht darüber, Liebchen, ich werde mich mit Leichtig keit frei mache», jetzt, da Du mir sicher und gewiß bist! Was jedoch Dei» Ab steigequartier bis dorthin anbetrifft, so dachte ich —nun, ich sehe keinen Grund, weshalb Du nicht unter meinem Schuhe hier im Hotel wohnen könntest, mein süßes Kind." Sie schüttelte energisch den Kops und entzog sich ihm hastig. Die magneti schen Augen hatten so seltsam geleuchtet. „Nein, nein," sagte sie bestimmt, „aber ich weiß einen andern Ausweg, i Eine entfernte Verwandte meiner Mnttcr hat sich in, Kriegsjahr Schwester vom rothen Kreuz verdient gemacht und sich späterhin mit einen, Franzosen, den sie im Lazareth mit gro ßer Hingebung gepflegt, verheirathet. Seit einer Reihe von Jahren lebt sie als seine glückliche Gattin hier in Paris. Ich werde sie aufsuchen und —" Eine scheltende Stimme, die unange nehm schrill vom Vorplatz hereinklang, ließ Eveline jäh verstummen. Plötzlich ward die Thür aufgerisscu und über die Schwelle wirbelte eine mit rafsinirter Eleganz gekleidete, schmächtige Frauen gestalt. WON <Ziou, CS» »rtlstes! oes artisto»!" rief die Eingetretene außer sich, dem bestürzt dastehenden Künstler entgegen. „Da sitze ich Aermste gelangweilt am Meer, lasse mich von dem boshaften kleine» Assen, der Ihren Nomen trägt, zu Tode quälen und ver nehme eines Tages zufällig durch einen guten Freund, daß wousieur, lunn dien »im« mari, von seiner Tournee zurückgekehrt, sich seit Wochen ganz iuovxiilto in Paris befinde, um hier im Hotel sein Junggesellenlebea noch eine Weile recht ungestört weiter zu genießen. Und da ich nun herbeieile, um mir mei nen schwärmenden Schmetterling eigen händig wieder einzusaugen, ist man so freuudlich, mir den Eintritt in diese Ge mächer „auf höheren Befehl" wehren zu wollen! o'vst kort, o'est trox kort!" gerissenen Auge» die fremde Erscheinung anstarrte. „Äh, Sie haben Besuch!" rief die Erregte aus und dabei erhob sie Mit theatralischer Geberde stellte sich „Du Nim!" sagte mit ist eine "meiner Schülerinnen! Ich wünsche, daß sie als solche hier respektirt werde!" Das geschminkte Gesicht der Französin verzog sich zu einer hämischen Grimasse. „Oh, Ihre Schülerin? Das ist ja rei- Mädchen!" Gens nun ja, ich kann Dir's nicht verhehlen, daß Du sehr, sehr naiv gewesen bist, Evi! Du hättest unse, Verhältniß eben vom Anfang an etwas weniger kleinstädtifch auffassen sollen, mein gutes Kind!" nur allzu sehr recht gehabt, als er in sei ner herben Entrüstung von Ihnen sagte, daß Sie" Der Verwöhnte, Gehätschelt« zuckt« nervös zusammen. „Ei, wie mir schei- Aber endlich trieb das Heimweh sie nach dem Vaterhause zurück. Man hatte Hältnisse. Teiches ein einsamer Rabe und flog schwerfällig in's Tann. Und dieSmaljfand der Warner Gehör! Schaudernd wandte sich das unglückliche den Gewässer und kehrte muthig zurück in die Welt, um den Kampf mit dem Leben aufzunehmen." Welt, noch das Recht zustehe, di, Ich bitte Sie, lassen Sie mir Zeit zum Ueberlegen! Ich ich verreise zufäl ligerweise morgen für acht Tage zu mei nem alten Vater. Legen Sie, bis ich wiederkomme, das Schicksal Ihre» Freundin in Gottes Hand, wer weiß, vielleicht giebt diese treue Vaterhand der Unschlüssige» inzwischen selbst den Wink, dessen sie bedarf, um den richtigen Weg zu finden, der zum Heile führt.' Er hatte in augenscheinlicher Befan genheit gesprochen. Jetzt erhob er sich und trat zn ihr an'S Fenster. „Ich sage Ihnen sür einige Tag, Lebewohl, Martina," fuhr er in eigen- Sie hab langsam das gesenkte Haupt. Ihr blasses Antlitz trug den Ausdruck bitterer Enttäuschung, aber es lag ein« stolze, herbe Entschlossenheit in ihrem Blick. „Ja, Herr Pastor, dazu ist es in de. That zu spät!" sagte sie fest und be- Er bot ihr feine Rechte entgegen. „Gute Nacht denn, Martina!" sagte e? leise. „Gute Nacht, Herr Pastor!" durchfrorene Lehrerfamilie dem warmen, heimathlichen Nest entgegenfahrte, in der Ferne hörbar wurde, erhob sich die .am Fenster Sitzende. Ein glänzender Silberfaden glitt von ihrem Schooß auf ES war ein Traum, nichts als ein letzter, thörichter Trau»,!" flüsterte sie vor sich hin, während sie eilenden Fußes über die Diele schritt und in ihr Stübchen' hin aufstieg, dessen Thüre sie hinter sich abschloß. Kurz darauf schallte eine helle Kinder stimme vom Vorflur hinein zu den, Mädchen, das mit verschränkten Armen am Fenster stand u»d unbeweglichen Auges zum Himmel emporsah, an dem schon die Sterne flimmerten. „Bist Du da, Tante Tina?" rief's in süßen Schmeicheltöncn zu ihr hinein. Martina wandte sich langsam der Thür zu. „Gewiß, kleiner Peter!" gab sie, ihre Stimme zun, gewohnten, freiindliche» Tone zwingend, zurück. „Aber ich bin so müde, daß Du mich „O, wie schade!" bedauerte das Stiminchen, „wie sehr schade! Wenn Du wüstest, was ich Dir alles zu cc. Hein mitgegeben. Soll ich sie Dir her ausbringen, Tante?" „Heute nicht mehr, Peter, heute lie, der nicht mehr! Morgen essen wir dann die guten Sachen zusammen; gelt, klei ner Schatz!" „Aber den Brief, welchen der Vater vorhin im Postkästchen vorfand wo soll ich Dir den hinthun, Tante?" „Ein Brief für mich? Ei, steck' Du mir den nur an'S Thürschloß; ich lange mir ihn nachher herein. So, und nun gute Nacht, klein Männchen, und Vater und Mutter grüßest Du mir schön, wenn Du hinunterkommst, nicht wahr?" „Freilich, freilich! Gute Nach», Tautchcn, und steh nur morgen recht zeitig auf, damit ich Dir alles haarklein erzählen kann, bevor Du auf Deine langweilige Schreibstube mußt." Zwei flinke Kindcrfüße polterten eil fertig treppab, oben aber öffnete sich nach einer Weile geräuschlos die Thür und eine weiße Hand streckte sich „ach dem Briefe aus, der auf die Schwelle gefallen war. Papierviereck, achtlos hingeworfen, aus der bunten Tischdecke lag. Aber als die mit festen Schritten in der kleinen so und so vielten Male daran vorüber schritt, siel ihr Blick wie von ungefähr aus den weißen Umschlag, der mit einer ansländischen Postmarke beklebt war. Mechanisch trat sie zum Tische und griff nach dem Papiermesser, und ebenso me chanisch faltete sie das Blatt auseinan der. in die Hand gegeben. Mama sitzt bei ihm und weint! Sie sagt, ohne den lieben Papa würden wir alle hungern denn ganz heimlich mit einander ausge macht, daß wir Dich bitten wollten, zu uns nach Paris zu kommen, um für uns ctiero tanto. So komm' denn recht bald, damit Mama nicht mehr weint und wir nicht hungern müssen. Lueie." Martina hat längst zu Ende gelesen, aber immer noch hängt ihr Blick an den kindlichen Schriftzügen. Sie sieht im Geiste die energische, kleine Schreiben«, am Tische sitzen, de» blondlockigen Kopf über den schwarzen Briefbogen geneigt, während drüben im kerzencrhellten Sterbezimmer die schmerzgebeugteMutter an den, Sarge des Dielgeliebten Mannes kniet, de», sie einst willig in seine Hei math gefolgt war und der sie nun in sorgenvoller Lage allein ließ in dem fremden Lande. Und über die rathlose Mutter hinweg sieht Martina acht Kin derhände sich ausstrecken nach ihr, als nach der Einen und Einzigen, von der die Verwaisten in rührender Vertrauens seligkeit annehmen, sie würde ihnen Stütze und Stab sein können, jetzt, da ihnen der Vater fehlt. Und aus einmal beginnt eS wundersam aufzuleuchten in dem stillen, blass.n Mädchenantlitz. Da ist eS ja ach, da ist eS, was sie soeben erst vom Him mel erfleht hat in h-eißer Noth und Be drängniß: ein gesegnetes Arbeitsfeld, eine Thätigkeit, die sie befriedige», sie ausfüllen kann, die ihrem aus der rich tigen Bah» getriebenen Leben Zweck und Inhalt giebt. Unwillkürlich breitet sie ihre Arm« aus, weit, weit so, als wollte sie die Heimgesuchten in der Ferne umsassen und an ihr von Mitleid und freudigem Stolze überfließendes Herz ziehen. „Ich komme, Lucie!" ruft sie begei stert aus. „O, ich komme zu Euch, ihr theuren Verwaisten! Euer sei fortan meint Kraft, Euer mein Le ben und Lieben, Ecuer was ich kann und bin. Arbeit im Dienst« der Liebe— ist es nicht das Beste, Befriedigendste, was das Leben zu bieten hat? O, mein Herr Pastor, Sie haben gut prophezeit, dem Schäflein, das dereinst in der Irre ging vor der Welt, ihm ist ein göttlicher Fingerzeig geworden. Eveline hat in der That ohne Sie den Weg gefunden zu Heil und Frieden!" Ein eisiger Nordost fegte über die winterliche Landschaft, als acht Tage später, der reiche Hüttenbesitzer den jun gen Geistlichen einholte, da der Letztere, eben von der Bahnstation kommend, sei nem Pfarrhause zuschritt. „Ich habe während Ihrer Abwesen heit eine» empfindliche» Verlust erlitten, lieber Pastor," erzählte im Vorwärts schreiten der Fabrikherr seinen« Weg gefährten. „Fräulein Martina, mein erster Buchhalter, hat, einem dringenden Rufe folgend, Ollshainmer veilassen. Eine jüugsthin verwittwete Verwandte von ihr bedarf einer kundigen Hand zur Weiterführung eines Geschäftes, das den Brodkorb der Familie bildet. All meine» Einwendungen zum Trotz haf sich da? Fräulein entschlossen, die schwierige Ausgabe auf sich zu neh me» und ihre hiesigen guten Chancen im Stich zu lassen. Schade, daß sie sich nicht halten ließ! Sie «ar eine so tüch tige Kraft, daß ich ihren Gehalt gern km ein Beträchtliches erhöht haben würde!" Der junge Pfarrherr, dessen Gesicht um einen Schein bleicher geworden war, bohrte mit seinem Stock Löcher in den „Ja, schade!" sagte er, „Aber Fräu lein Martina wird das Rechte ergriffen habe», und bei diesem Bewußtsein läßt sich am Ende noch mehr verschmerzen, als blos ein erhöhter Gehalt!" Und er mit einen, seltsam knt> Ende. epitzdub««geschicht«n. Daß die Spitzbuben sich ebenso wohl «uf bestimmte Specialitäten werfen, wie die Aerzte und andere Berufsarten, ist: eine Thatsache, mit der jeder Besitzende rechnen muß. Wehe dem Manne, in dessen Wohnung ein Specialist sür Sil berdiebstähle eingebrochen ist und bei der Musterung des Raubes gesunden hat, daß der Silberschrank außer einem Dutzend echter Theelöffel nur Alfenide sachen enthielt. Am folgenden Tage erhält der unechte Silberbesitzer unfehl bar seine ganze AlfenidegarnUur zurück gesandt mit einem Begleitschreiben, da» folgende, von schnödem Undank eingege bene Worte enthält: „Na, ein Mann wie Sie und nur Alfenide; Sie sollten sich was schä men!" Dergleichen bitteren Enttäuschungen ist die neueste Spitzbuben-Specialität in Mailand weniger ausgesetzt; diese Gruppe von Berufsgenossen hat sich auf den Matratzendiebstahl verlegt, und e» ist bis jetzt nicht bekannt geworden, daß sie einen Unterschied zwischen Roßhaar- und Seegras-Polstern mache». Nach Berichten Mailänder Blätter nehmen sie einstweilen in Ermangelung eines guten Gewissens alles, was sie sonst von sausten Ruhekissen finden können, und zwar mit solchem Erfolgs, daß mancher biederer Mailänder schon nicht mehr weiß, wohin er sein Hauvt legen soll. Ein solcher Matratzendieb stahl, der in den letzten Tagen in einem Hause an der Piazza San Stefano ver übt wurde, ist wegen seiner naiven Keckheit bemerkenswerth. Ter Thäte» befolgte das Recept der Capucinerpre digt, so da lautet: „Ein anderes Gebot heißt: Tu sollst nicht stehlen; ja, da» befolgt ihr nach dem Wort, denn ihr tragt alles offen fort!" Sitzt da der Pförtner eines HauseS beschaulich auf dem Hose und dreht den Kaffeeröster. Inzwischen packt ein Dieb, am hellen Vormittag, sämmtliches Bettwerk au» der Wohnung des Pförtners iu ein gro ßes Tuch, tritt damit auf den Hof und fragt den Wächter, indem er ihm ein Blatt mit einer WohnungSadresse hin reicht, ob das hier richtig sei. Der ihnungSlose Biedermann lacht den Ma tratzendieb aus und fragt ihn, ob er denn nicht lesen könne, die Adresse weise aus ein anderes HauS an der Piazza San Stefano. Mit freundlichem Dank für die Auskunft und der höflichen Bitte, die Störung zu entschuldigen» entfernt sich der schwerbeladene Gauner. Der Mann im Hose röstet feinen Kaffee fertig und steht einige Minuten später mit offenem Mund und sich hinter den Ohren kratzend vor seiner ausgeräum ten Bettlade. Oester wird der witzigt« Bursche den Scherz aber wohl nicht wiederholen können, denn auch da» Publikum wird durch Schaden klug werden. Heilung »er Schwindsucht. Eines merkwürdigen Mittels zu« Heilung der Schwindsucht bedient man sich in Ecuador. TaS Land hat be kanntlich eine Hochebene zwischen den beiden Kordilleren. Wer immer in diese Hochebene gelangt, ist, so heißt e» im Volk, thatsächlich v»n der Schwind sucht befreit und geheilt; sollte dieselbe auch sehr vorgeschritten sein und theil tveise Zerstörung oder Verletzung der Lrgane stattgefunden haben, so kann der Kranke noch Jahre lang leben. Man wendet im Innern nun folgendes seltsame Mittel gegen Lungenkrankhei ten an: Auf den Bergen und Wiesen haust ein Stinkthier, die Indianer nen nen es AnnaS; wird dasselbe ange griffen, so giebt das Thier eine entsetz lich riechende Flüssigkeit von sich. Je nach dem Winde riecht man es eine Stunde weit. Man nimmt nun Nieren und Leber dieses Thieres, welches da» Aussehen eines kleinen Hundes hat, trocknet selbe an der Sonne, zerreibt sie dann zu Staub und nimmt davon einen kleinen Theelöffel voll in Thee. Da» Mittel soll sehr erfolgreich sein. Ich befand mich, so erzählt ein Reisender in der „Köln. Volkszrg.", eines Abend» spät in meinem Zimmer auf einsamer Hacienda, und da ich bemerkt hatte, daß eines dieser Thiere nächtlich in der Nähe einer Baumpslanzung die Erde umwühlte, um Würmer zu suchen, so hatte ich einem jungen Indianer aufge trage», es zu erschießen. Plötzlich ertönte ein Schuß, und wie der Blitz erfüllte der Geruch das Zim mer und die ganze Wohnung. Ich eilte in die Mondnacht hinaus und er fuhr, daß der Indianer das Thier ge troffen habe: aber der Junge selbst war von der F'.üssigkeit des Thieres getrof fen worden, was ihn sehr beschämte. Ein zweiter Schuß tödtete das Thier. Ich ließ die bezeichnete» Theile ausneh men und trocknete sie. Der Geruch blieb noch lange in der Luft; der In dianer aber mußte seine Leinenhosen vergraben. Einmal habe ich hier,n der Tropengegend für einen jungen Mann, der sich in Paris die Schwindsucht ge holt hatte, auf dessen Wunsch einige jener Theile kommen lassen; allein auf der Post halte man das Säckchen geöff net und seines Inhalts beraubt, sei es, um ihn sich anzueignen, oder um den Geruch los zu werden. Also mag'» 'mal Jemand versuchen, mit dem Stink thier den Bacillus zu vertreiben. Zahl reich sind noch andere Heilmittel, welche der Indianer kennt, und mit denen er unzweifelhafte Erfolge erzielt, wenn man auch in Europa darüber lachen würde. Nettes Vergnügen. „Schön war's gestern auf dem Heim weg von der K irchweih! Unser Peperl hat sich wieder heijer g'schrie'n, ich hab' mich krank g'lacht und mei' Frau hat sich Theures Andenken. A: „Was haben S' denn da in dem Ka sterl, Herr Müller?" B: „Eine Hand voll Haare ein Andenken an meine geschiedene Frau!" A: „Die hatte doch leine blonden Haare?- B: „Aber Ich!"
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