6 Har und «ultauta. ES asrr zur Zeit des Wiener?«»< Uirffes. Am 25. September hatte bei VrachtuiUiem Wetter der Einzug des Monarchen in Wien stattgefunden, dann Ksst auf Fest. Ganz Europa Hchien iv, t>er Kaiserstadt an der Donau Pch ein Rendezvous gegeben zu haben. TaS -erstemal sanken sich die hohen Herrirh-iften bei der Falkenjagd, welche Hr« sch««e und geistreiche Kaiserin von LZ«ster?e»ch in dem großen herrlichen Wmck des Lustschlosses von Laxenburg MrrcmgüF Halle. Alan sah sich hier in Mittelalter versetzt, in die Zeit Maximilians, beS letzten Ritters, und Hiiaer a»?iazon«nhasten Gattin, als die den Reiher aus dem Schilfe «Hsgts>jx!.icht halten und dann die lustige rtzwen Ädlfang nahm. Ein Feuer- Werk beschloß das prachtvolle Fest. Am KB. Oktober sand öffentlich in He» terühmtcn Praler die Leipziger SisgeSM« statt, nach welchem die ganze W»rnisc«c vom dem Kaiser bewirthet «nrrde. Es folgte ein Ball im kleinen WHdoutnrsaale der Hofburg, eine Auf- Lebender Bilder vor einem Aon Königen, wie sich Talley »«rdausdrückte. Dann ein neuer glän zender K«ll, verbunden mit einer Mas- Lrr«de i« dem großen Redoutensaale H«L kärglichen Schlosses, dazwischen gab der Adel kleine Feten, bei denen Pch die Gesellschaft nach eigener Wahl «ad Neigung trennte und gruppirte. F» de« Pausen wurde nebenher über znLUlstige Schicksal der Länder und BSlker «erhandelt. Der Czar Alexan »er, der Kaiser von Oesterreich und der König von Preußen, Friedrich Wil- Helm 111,, liebten es an Abenden, wo «S keinerlei Einladungen gab, zusammen in den Straßen von Wien einfach ge keidct im Jncognito umher zu gehen sich das Treiben der Bevölkerung in der Art des Kalifen Harun al Ra schid zu ergötzen. Eines Abends, als die drei Monar chen das enge Goldschmiedgäßchen pas ßrten, welches damals den Graben mit dem Stepbansplatze verband, trafen sie hier eine Dame, welche mit einem Offi zier in Wortwechsel gerathen war. Die Aremde, welche vollkommen eingehüllt «ld dicht verschleiert war, wandte sich »n den Kaiser von Rußland und bat ich» »m seinen Schutz. Der Zar flüsterte »em Officier ein paar Worte zu, woraus dieser Stellung nahm, sich verwirrt ent schuldigte und dann rafch den Schau platz der Scene verließ. Die Dame dankte dem ritterlichen 'Kaiser mit warmen innigen Worten. Mr as« lächelte und sprach: „Ihren -Dank darf ich kaum beanspruchen, denn ich habe nur meine Pflicht gethan, wenn ,Vie »ir «der einen lleinen Dienst ver gelten wollen, so gestatten Sie mir Ihr Äiejickt zu sehen, das ein neidischer Hchl«» rmS verbirgt, ich bin gewiß, Äaß i«ng und schön sind, vielleicht zntdttkx! wir sogar ein bekanntes Ant ll'j" sagte die Dame, „S>e kennen «:ch ebensowenig, als ich Sie kenne." schlug sie ihren Schleier zurück, «md d» drei Monarchen sahen beim Übliches Licht der schlechten Straßen ««tern» «in junges, rührend schönes »nd »ildes Mädchenantlitz. „Dar' 4ch fragen," sagte der Zar, wen, wir die Ehre ha.en, denn ich Pveifle «cht, daß Sie der besten Gesell schaft a» gehören, und ich kann es nicht «rst-hen, daß Sie sür uns eine Unbe- Ämme fisd." „Taas bitte ich mir erst Ihren Na «aea t« nennen," gab die Dame zur Mnlwoitt, ich habe vor Allem ein Recht snonen Äeschützer zu kennen." „Ihr Wunsch ist mir Befehl," sagte NlexaiiiÄr. „ich bin der Kaiser von Ruhlas'" Die T«me lächelte, und indem sie sich z» seit»»! Nebenmann wandte, sagte sie: S«, mein Herr?" »Ich bin der König von Preußen," Zagte Friedrich Wilhelm 111. „D«ml sind Sie wohl der Kaiser von ?" sagte die Dame. Aq,, so ist es," erwiderte Kaiser Zr „Qss trifft sich sehr gut," ries die jlmz." Dame immer lustiger, „denn ich Sin, di-e türkische Sultanin." In txor That konnte sie in ihrer ma lerischem sremdartigen Tracht, den Män »erMhciu von weichem gelbem Saffian, Leu, tüKgen Mantel von türkischem mit diiiilelm Pelzwerk ausge- war, und dem dichten Schleier, ihr Haupt umgab, für eine Orien in geLsen,umsomehr, als ihre dunkeln Kazellcn-Augen mehr in einem Harem «ls in e,«e»i Gäschen des gemüthlichen Wien ar» Platze schienen. Die d-r« Monarchen sahen, daß die <u?ute überzeugt war, man habe sich eiiu« Scherz mit ihr erlaubt. Sie zingrir asi ihre Beliauptungei, ein. und amusirui« sich köstlich, während sie das jlll-qs. schöne Mädchen den Graben hin obbezierteten. Aus dem Michaelisplatz «schl« d« Dame Halt und nahm Ab- Hetzed vo« den drei Herrschern, indem sie bat, ihr nicht zu folgen. Machde»? dies der Zar im Namen sei»» fürstlichen Freunde versprochen Hatte, qing sie mit raschen Schritten »><-» Herrengasse zu und vcrjchwand ,» fröhlichen Gewühl dcr Men- nach diesem reizendenAbenteuer, i»«, sich die beiden Kaiser und der » s»:g "»ch wiederholt untcrtnelt.n.fand , »e «l»oße Schlittenfahrt nach dem kai »?rt>che» Lnstichloß Schönbiunn statt. Alts dem Joiephplay erwarieten die V<t<itten, reichvergoldet, mit herrücken »v« Tigersellen bede lten Pferden be ßpsnnt. die hvl>en Gäste. Nachdem alles geordnet war, sehte sich der Prachlzug in Bewegung. Voran »je kaiserlichen Vorreiter, die ungarische Nobelgarde, ein großer Schlitten mit der dann der jtaifer Franz, die «izende Czarm Elisabeth an dcr Seite, Welche einen griinseidencn Mantel mit H«rme',,n trug. Der Zar mit der Pria- jessin AuerSperg, der König von Däne mark mit der Großherzoging von Sachsen Weimar in einem rosaseidenen Hermelinpelz, hierauf Pagen zu Pferde, die Arcieren-Leibgarde und in dreißig Schlitten die übrigen Gäste. Man fuhr im Schritt durch die Stadt, um dem Volk das glänzende kchaufpiel nicht vorzuenthalten, und dann ging eS rasch »ach Schönbrunn, wo im Park angelangt die Schlitten sich in einem weiten Kreise um den Teich ausstellten, dessen Spiegel von zahlreichen Schlitt schuhläufern in den prächtigsten Kostü men bedeckt war. Hier sührte vor Allem ein junger Engländer Kunststücke aus, welche das größte Aufsehen erreg ten. Seine gefährlichstenßivalinnen wa ren zwei junge Mädchen aus der Aristo kratie, welche in der malerischen Tracht der Saardamer Bürgermädchen einen Walzer tanzten. Die hohe Gesellschaft war abgestie gen und trieb sich nun mitten in dem fröhlichen Gewühle, das die Schlitt schuhläufer umgab, umher. Plötzlich erschien ein neuer Schlitten, mit zwei türkischen Vorreiter» und türkischen Mamelucken als Begleitern, in welchem in weiche Felle rersunken eine junge, schöne Dame in der Hof tracht einer türkischen Sultanin jener Tage saß. Kaiser Alexander, Kaiser Franz und der König von Preußen, welche eben in der Nähe waren, als der prachtvolle Schlitten Halt machte, erkannten sofort ihre Unbekannte aus dem Goldschmieds gäszchen. Fast zu gleicher Zeit erblickte diese ihre drei Beschützer und als sie einen in der Nähe stehenden, ihr bekannten polnischen Grasen um die Namen derselben defragte, erfuhr sie, daß dieselben sich in der That keinen Scherz mit ihr erlaubt hatten. Der Czar näherte sich dem Schlitten, begrüßte die junge Dame auf das Lie benswürdigste und richtete in französi scher Sprache das Wort an sie. „Vergebung. Majestät," sprach die selbe, „da Sie so liebenswürdig waren, sich von Anfang an zu ertennen zu ge ben, fo muß auch ich jetzt meine Maske fallen lassen. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß ich nicht die Sultanin bin, ich bin die polnische Gräfin Wanda Sborozka aus Volhynien und bin glück lich einen Herrjcher kennen gelernt zu haben, von dem man behauptet, daß er für mein unglückliches Volk einige Sympathien hegt." „Man hat Ihnen zu Wenig gesagt," erwiderte der Zar. „Ich hege sür Ihre Landsleute, denen vieles Unrecht widerfahren ist. die größte Theilnahme, und wenn alle Welt hier aus dem Eon greß so gesinnt wäre, wie ich, würde es zu keiner neuen Theilung Polens kom men." „Ihre Worte machen mich vollends glücklich, Majestät," sagte die Gräfin. „Ich darf alfo hoffen," gab dcr Zar zur Antwort, „nicht ganz unwillkom men zu fein, wenn ich mir die Freiheit nehme. Sie in den nächsten Tagen zu besuchen." „Ich bitte Sie darum, Majestät," sagte die Gräfin Wanda. Der Zar verabschiedete sich hieraus und verließ die Gräfin Sborozka, voll ständig bezaubert von ihrer Jugend und Schönheit, wie von dem Geiste, der au» ihren dunklen Augen sprach und von ihrem wahrhast vornehmen« We sen. Schon am nächsten Vormittag kün dete ein Adjutant des Kaisers Alexan der seinen Besuch bei der Gräfin an und noch denselben Nachmittag erschien der Zar bei ihr, von Niemand begleitet, in dcr Absicht, sich vertraulich mit der ihm so sympathisch gewordenen Polin zu unterhalten. Wanda empfing ihn ebenso liebens würdig als sreudig, und nachdem der Zar sie nach russischer Sitte auf die Stirne geküßt und neben ihr auf dem kleinen Sopha Platz genommen hatte, bat er sie, ihm vor Allem von ihr, von ihrer Familie und ihren Schicksalen zu erzählen. Die Gräfin berichtete nun dem Kaiser in schlichten, anspiuchSlosen Worten, daß ihr Vater ein Osfizier Napoleons gewesen sei un) Alles für sein Vater iand geopfert habe. Er war bei Smo lensk gefallen und ihre Mutter vor Gram darüber gestorben. Ihre Güter waren confiscirt, sie stand jetzt allein in der Welt, ganz auf das kleine Vermö gen angewiesen, das ihr eine Tante hinterlassen hatte. Wanda schloß mit den Worten: „?ch habe nur noch mein Vaterland, Majestät, und das soll jetzt wieder getheilt werden, wieder der Frei heit und der Selbstständigkeit beraubt, zu einer Zeit, wo alle andere» Völker auf's Neue gerecht und friedlich ihre Grenzen abzustecke» suchen." „So weit sind wir noch nicht", sagte der Zar, „ich habe die besten Absichten für Ihre Landsleute, aber wenn ich die selben durchführen soll, bedarf ich auch der Unlerstüyung der Polen. Ich möchte dieselben sür mich und meine Pläne gewinne», doch kann ich unmög lich den ersten Schritt thun, und es ist auch nicht leicht, Vertrauen zu erringen, es muß einem geschenkt werden, ebenso )vie die Liebe. Ein sebständigeS Reich aus den verschiedenen polnischen Lan deStheilen zu bilden, ist heute zur Un möglichkeit geworden, das höchste Iva» wir erreichen können, ist, daß jene Län der, welche eine durchaus polnische Be völkerung haben, als ein selbständiges Königreich in einer Hand vereint wer den. Es ist nicht Ehrgeiz oder Sucht nach Vergrößerung meines ohnehin so ausgedehnten Reiches, wenn ich Ruß land sür die geeignete Macht halte, an welche sich die Polen anschließen kön nen." l «Schon die Stammverwandtschaft würde diese Verbindung zu einer ganz natürlichen, machen. Man könnte den Polen einen Vicekönig geben, und dadurch, so weit es nur möglich ist, eine gewisse Selbständigkeit." „Aber, Majestät, wenn auch die Po len auf dieses Project, das sehr viel für sich hat, eingehen würden, so wäre es doch unmöglich ein Volk, das seit einem Jahrtausend an Freiheit gewöhnt ist, in derselben Weise zu regieren, wie Nußland." „Auch daran habe ich gedacht", ant wortete der Czar, „und wenn die Polen mich unterstützen wollen, so bin ich be reit, ihnen eine Konstitution zu geben, welche jener verwandt sein könnte, die Polen früher besessen hat." Noch manche Chanc- dieser künstigen Gestaltung der polnischen Verhältnisse wurde zwischen dem Kaiser und seiner jungen neugewonnenen Freundin be sprochen- Dann nahm dcr Zar Ab schied und bat die schöne Gräfin, sie möchte es übernehmen, einerseits seine Nachgeben» zu werden, andererseits seine Agentin in dem Kreis des polni schen Adels, dessen vorzüglichste Ver treter sich damals in Wien befanden und alles aufbieten, um in Bezug auf ihr dreifach getheiltes Vaterland eine möglichst günstige Lösung auf dem Ton greß zu erlangen. Di>' Gräfin nahm die ihr angebotene schmeichelhafte Mission freudig an, und der Zar, wie immer ritterlich und galant, ergriff ihre kleine Hand, um ihr zu danken und küßte dieselbe fast zärtlich. Schon am nächsten Tage gab ein kaiserlicher Ukas der Gräfin Wanda Sborozka alle ihre Güter in Volhynien zurück. Der Kaiser kam selbst, um ihren Dank in Empfang zu nehmen. Sie begann sofort ihre Thätigkeit, und es gelang ihren Gründen und ihrer Be redsamkeit, die Polen immer mehr und mehr für die Absichten des Zaren zu gewinnen, der bisher einen schweren Stand sowohl den Herrschern als den Diplomaten gegenüber, gehabt hatte. Diese Unterhandlungen wurden ebenso wie der Eongreß selbst durch die plötzliche Rückkehr Napoleons von Elba und die hundert Tage unterbrochen. Nach den Schlachten bei Ligny und Waterloo, und dem Einzug der Ver bündeten in Paris begannen die diplo matischen Intriguen und Besprechungen von Neuem. Es war unmöglich die Absichten des den Polen wohlwollenden Kaisers Ale xander vollständig durchzusetzen. Ja, es sah mehr als eiumal darnach aus, als ob es zwischen Rußland einerseits, Oesterreich und Preußen andererseits um Polens wegen zu einem blutigen Kampfe kommen sollte. Doch im selben Augenblick gelang eS dem Ezaren doch den größten Theil der polnischen Län der sür sich zu retten und zu behaupten. Als dieses entschieden war, hielt er in der großmütliigsten Weise Wort. Polen wurde als selbständiges Königreich or ganisirt, bekam eine freie Verfassung, eine eigene Armee und einen Vicekönig in dcr Person des Großfürsten Eon stantin. Die Gräfin lebte jetzt auf den Wunsch des Zaren in Petersburg und ver mählte sich hier mit dem Grasen Za moyski. Infolge der Heirath nahm ihr Einfluß auf den Kaiser Alexander durchaus nicht ab, denn dieser war eine ideale Natur und bewies mehr als ein mal, daß er sähig war, eine schöne Frau nur um ihrer schönen Seele wegen zu lieben und zu verehren und derselben in treuer geistiger Freundschaft zur Seite zu stehen. Nach dem Tode des Kaisers Alexan der zog sich die Gräfin Wanda von dem russischen Hofe zurück und bildete in Warschau den Mittelpunkt jener pol nischen Partei, welche treu zu Rußland hielt. Hätte man ihr auch fernerhin jenen Einfluß eingeräumt, den sie aus Alexan der ausgeübt hatte, wäre man den Rathschlägen, die sie ans der Ferne er theilte, gefolgt, und hätte man ihren Warnungen geglaubt, die große pol nische Revolution von IS3I wäre nie mals ausgebrochen, nie wäre es zu jenem gewaltigen Ringen zwischen Po len und Rußland gekommen, welches damals ganz Europa aufregte und Rußland fast den Besitz Polens kostete, Ein ««„pfstaster im Schlafwagen« Folgendes Reisegeschichtchen wird unter dem Siegel der Verschwiegenheit kolportirt und wir wollen dieses Signal auch nicht brechen. Ein kranker Herr und dessen Gattin haben zwei Plätze in einem Schlaswagen inne, der ziemlich besetzt ist. Gegen Mitternacht erwachte der Kranke unler heftigen Schmerzen im Rücken und bittet seine Frau, ihm schnell ein Senspslaster aufzulegen. Das gule Weibchen macht dasPflafter zurecht und läuft dann zum anderen Ende des Wa gens, um das Pflaster dort am Lam penlicht zu wärmen, damit es „recht jieht". Auf dein Rückwege zum kranken Natten geräth die kleine Frau jedoch anglücklicher Weise an das unrechte Bett, >n weichem ein dicker Weinreisender den liefen Schlaf des Gerechten schläft, der venig Wasser in den Wein der Anderen zemischt. Schnell den Vorhang zurück, die Bettdecken in die Höhe und klatsch! litzt das Pflaster im breiten Rücken des schlafenden Reisenden. In diesem Mo liient ruft der kranke Ehemann aus sei »er Koje: „Aber Mary, wo bleibst Du denn?" Jetzt erst merkt die Frau Sen von ihr begangenen entsetzlichen Zrrihum. Mit drei Gazellensprüngen ist die Arme bei ihren, Gatten, dem sie das Geschehene im Flüstertone mittheilt. Trotz seiner Schmerzen muß der Kranke lachen und lacht, bis ihm seine Schmer >en vergehen. Dann ist eS ein Wi hen still, bis plötzlich aus dem Bette des Weinreisenden Schmerzensrnfe und Flüche im wiloen Gemisch dringen: »HerrgottSmilllonendonnerwetter! Was sitzt mir da im Kreuz? Himmel bom ben granaten - elements - donner und Hagelwetter I Hu, wie das brennt! Wasser! Feuer! Au, au, oh! O mein Kücken! Das Bett brennt! Doni»er und Doria! Mein Rücken! Wasser! — Wie'S veiter kam, erzählt unser Geschichtchen nicht, otber schon war'S sür den wider Willen Gepflasterten nicht! Rost und Rast geben mancher Sache den R e st. Da» »«o. Die griechische Muthe, einzig durch ihre poetische Naturbeseelung, hat das Echo, eine für die damalige Naturer kenntniß wohl unerklärliche Erschei nung. ganz reizend gedeutet. Echo war der Name einer Nymphe, welche die ga lanten Abenteuer des Olympiers Zens zusällig unterstützte, indem sie die riscr süchtige Frau Hera, die dem leichtserti gen Galten nachspürte, durch ihr Ge schwätz aushielt. Sie wurde für ihre sträfliche Schwatzhaftigkeit dadurch ge straft, daß ihr nur die Fähigkeit blieb, die letzten Silben vernommener Worte zu wiederholen. Noch ein anderes Ge richt erreichte sie: Sie verliebte sich in den schönen Jüngling Narziß. Dieser aber liebte bekanntlich nichts, als sein eigenes Bildniß. Echo wurde ans Schmerz über ihre unerwiderte Liebe zu einem Felsen und wiederholte im tie fen Walde klagend die Worte der Vor übergehenden, das einzige Lebenszei chen, welches ihr noch geblieben war. Wir glauben nicht mehr an beseelte Felsen und an versteinerte Nymphen, am wenigsten bei der Erscheinung des Echos, welches ebenso häufig an Ge bänden gehört wird, wie an Waldrän dern, Felsen und steilen Abhängen. Auch wir wissen heute genau, wie ein Echo entsteht, und wenn wir wollen, so können wir uns ein solches absichtlich construiren. Schall entsteht, wenn die Theilchen eines Körpers in Schwung gerathen, z. B. unsere Stimmbänder, die Saiten einer Geige oder auch nur die Luft, wie z. B. bei den Blasinstrumenten. Der Schall pflanzt sich durch die Lust fort, in Wellen, ganz ähnlich denen des Wassers, den sogenannten Schallwellen. Der luftleere Raum ist stumm und laut los. Ein schwingendes Glöckchen unter einer luftleer gepumpten Glasglocke hören wir nicht. Im Freien vertheilen sich die Schall wellen nach allen Richtungen und zer fließen. Der Schall ist minder »ach haltig, als im geschlossenen Raume, wo jene von den Wänden zurückgeworsen werden. In einem Zimmer gelangen die zurückgeworscnen Schallwellen so rasch in's Ohr zurück, daß sie mit dem ursprünglichen Ton zusammenstoßen; in einem Saale, einer Kirche zc. ver nimmt man sie etwas später als Nachhall. Beim Bau von Concertsä len, Theatern, Parlamentsräumen ?c. muß daraus Bedacht genommen werden, daß dieser Nachhall nicht störe, sondern die Klangwirkung verstärke. In diesem Sinne sind solche Räume akustisch oder nicht. Wird die Schallwelle in einer Entser nung von mindestens 18 Meter senkrecht zurückgeworfen, fo gelangt die Schall welle deutlich und gejondert vernehmbar in das Ohr zurück und es entsteht ein Echo damit das Echo deutlich werde, ist eine Entfernung von AS Metern nöthig; auf diese Weise entsteht ein ein silbiges Echo. Entsprechend größere Distanzen ergeben das mehrfache Echo. Das einfache Echo, besonders das einsilbige, ist eine ziemlich häufige Er scheinung, besonders in bergiger und waldiger Gegend. Zur angenehmen Uederraschuug des Wanderers antwor tet es freundlich und unermüdlich aus seine Stimme. Und wir werden nicht so leicht müde, immer und immer seine Antwort herauSzuforden. ES ist zu reizvoll, wenn der fremde, dunkle Wald, der todte Fels mit unlerer eige nen Stimme zu sprechen scheint. Das Echo wird laut, besonders wenn wir in angemessener Entfernung pa ralell mit einer Bergwand oder einem Waldrand wandern. Aber so oft sich zwischen uns und irgend einer Mauer, einem Gebäude, ein freier Raum zwi schen 18 —35 Meter findet, wird unser Rus an unser Ohr zurückkehren. Das Echo ist hier unvermeidlich. Der Laie kann wohl die Frage aus werfen, warum das Echo nur die letzte Silbe wicderholt, sst ein« Täuschung das Echo wiederholt das ganze Wort. Aber die ersten Silben kehren meist an uufer Ohr zurück, bevor die letzten gesprochen sind, vermischen sich mit dieser und werden so undeutlich. Zwar bedürsen wir, um eine Silbe aus zusprechen, nur etwa Ijü bis Ijio einer Sekunde. Der Schall jedoch hat eine ungefähre Geschwindigkeit von etwa 340 Metern in der Sekunde, und um von eiw!r Entfernung, die etwa 34 Meter beträgt, zurückzukehren, braucht er also auch nur ljlv Sekunde. Es erhellt da aus, daß bei geringerer Entfernung das Echo undeutlich sein muß. Der aufmerUame Beobachter kann sich von den Distanzen leicht überzeu gen, wenn er auf 34 Meter Si) Schritte rechnet. Seltener und merkwürdiger ist da? mehrstimmige Echo, welches eine oder mehrere Silben öfter wiederholt. Die Wiederholung wird immer schwächer, bis sie abstirbt, weil der Schall unter wegs an Kraft einbüßt. Die Klanz wirknng entsteht dadurch, daß dcr Schall von mehreren, in verschiedenen Entfer nungen befindlichen Wänden znriickge worjen wird. Natürlich muß die Ent fernung der einzelnen, zurückwerfenden Winde entsprechend, groß sein, daß die zurückgeworfenen Worte oder Silben sich nicht vermischen. Es gibt in der freien Natur, wie in angebauter Gegend viele berühmte Echt's dieser Art. Der verdienstvolle Alustiker Riecher hat viele von ihnen er klärt und den Weg der Schallwellen ge zeichnet, auch Vorschriften gegeben, wie man diese reizvolle Schallwirkung künst lich erzielen kann. Eines dcr berühmtesten Echos, wel ches in allen Geographie- und Reise handbüchern vermerkt ist, bexbachtet man an dcr Villa Simonetia bei Mai land. Die Villa hat einen mächtigen Säulenhof. Schießt man aus einem bestimmten Fenster des linken Flügels eine Pistole ab, so wiederhol sich der Knall etwa fünfzigmal. Ein lavier Ruf ertönt im Echo etwa dreißigmal. Es ist anzunelimen, daß diese akustische Wirkung zufällig entstanden ist Denn wir haben keinerlei Kunde darüber, daß sie irgendwie beabsichtigt wurde. In der Umgegend von Heidelberg gibt eS ein Echo, welche» das Rollen des Donners nachahmt. Man weckt dasselbe durch einen Pistolenschuß am Fuße des Heiligenbergs; eine gegen überliegende Bergschlucht reflektirt den selben in der Art, daß man etwas wei ter aufwärts, zur Seite und hinter der Schallquelle, nicht den Schuß selbst, wohl aber den donnerähnlichen Wieder hall mit öfters wiederkehrenden Ver stärkungen hört. Bei AderSbach in Böhmen bilden ein zelne im Umkreise von 3H Meilen zer streut liegende Felsspitzen eine Art Cirkus; da, wo die Gruppe sich schließt, ist ein Echo, welches sieben Silben drei Mal wiederholt, ohne sie zu verwirren. Man hört dasselbe an einer Stelle nahe bei der höchsten Felsenspitze, und hier wird auch das leiseste Wort vernommen; wenige Schritte davon gibt selbst ein Schuß kein Echo. Bekannt ist dos Echo zwischen Kob lenz und Bingen, da, wo die Nahe sich in den Rhein ergießt. Es repetirt ein Wort siebzehn Mal. Der ursprüng liche Schall wird wenig gehört, das Echo aber sehr deutlich; die Stimme scheint bald näher, bald ferner, abwech selnd sehr leise und dann wieder sehr laut; verschiedene Personen glauben das Echo, die eine links, die andere rechts zu hören. Man pflegt es durch Pistolen schüsse zu wecken, um die Passagiere der vorüberfahreuden Dampsboote zu amüsiren. Anderthalb Meilen von Verdun bil den zwei und sünszig Meter von ein ander abstehende, von dem Hauptge bäude, zu dem sie gehören, getrennte und mit Wölbungen versehene Thürme ein Echo, welches ein in der Mitte der Verbindungslinie gesprochenes Wort zwölf- bis dreizehn Mal immer schwä cher wiederholt. Aus diesem Beispiel wird es auch dem Laien deutlich, daß hier dcr Schall hin- und hcrgeworsen wird. Mehrsache Echos beobachtet man leicht unter den Bogen großer Hänge brücken, deren Pseiler durch hinreichende Zwischenräume getrennt sind. Die wechselseitige Reflexion zwischen den gegenüberstehenden Pfeilern vervielfäl tigt den Schall ins Unbegrenzte, wenn er einigermaßen kräftig ist. In Thal schluchten bilden sich Echos ebensalls sehr leicht. Hohle Flußufer erzeugten oft sehr merkwürdige Effekte dieser Art. Weniger bekannt ist der Umstand, daß auch auf offenem Meere das Ecks hör bar wird. Aufgespannte und geschwellte Segel werfen leicht den Schall z'irück. Der Seemann, der vom hohen Mast durch das Sprachrohr ruft, hört er staunt seine Stimme zurückschallen, als käme sie aus dcr weiten Wasserwüste. Wie man versichert, werfen auch tief schwebende konsistente Wolken ein Echo zurück. In geschlossenen Gewölben verstärkt der Wiederhat! zuweilen jedes Geräusch in sehr auffallender Art. In den Kel lern des Pariser Pantheon braucht dcr Führer, der dieselben den Fr.-mdem zeigt, nur einen kurzen Schlag aus den Rockschoß zu thun, so klingi das wie Kanonendonner. Auch im Ohr des Dionys und in der berühmten Mam muthsgrottc in Kentucky (südlich von Louisville) beobachtet man eine ähnliche Erscheinung. Olaus Magnus erzählt von eine» wunderbaren Höhle bei Viborg in Finnland, in welche man nur ein leben> des Thier zu wenen braucht, um ein furchtbares Heulen und Brausen darin zu wecken. Sie heißt die Smellenhöhle. Aehnliches berichtet auch Plinius von einer Höhle im Lande Dalmatien, in welcher ein Hineingeworfener Stein eine Wuldsbraut erzeugt. Gewissermaßen entgegengesetzt ist die Schallwirkung in den bekannten Flüster gallerien, wo ein an einer bestimmten Stelle ganz leise geflüstertes Wort von verWkdMk Exilen laut wiederhallt. Hier wird die schwache Lchallwelle von den Wänden mehrfach zurückgewor fen und zwar so, daß sich die reflektirten Wellen zugleich und an einer Stelle wie dertr-'ffen, ivsdurch der Schall natürlich verstärkt wird. Dagegen erinnern die oben erwähn ten Erscheinungen in unterirdischen Höhlen und Gewölben mehr an die rin sache Schallverstärkung des Hörrohres. So existirt in der Pariser Stern warte ein sechseckiges Zimmer, dessen gegenübcrstchcnde Winkel durch an der Decke hinlaufende Rinnen verbunden sind; wenn sich ztpei Personen in zwei entgegengesetzte Ecken stellen, so können sie sich flüsternd und den Umstehenden unhörbar verständigen. DaS merkwürdigste Beispiel dieser Art ist das Ohr des Dionys in den Steinbrüchen zu Syrakus. Man hal diesen Rainen einer Grotte gegeben, in welche der Tlirann von Syrakus seine Gefangenen sperrte. Der Schall wird darin so stark fortgepflanzt, daß man das geringste Geräusch, das leiseste Wort deutlich am Eingänge der Grotte hört, wo der Ausseher wohnte. Der schwächste Ton schwillt hier auf wunderbare Weise an; ein leises Wort wird ein Geschrei, und schlägt man mit der Hand aus ein Kleid, so klingt das wie cm Kanonenschuß. Ein zweistim miger Gesang wird so repetirt.daß man vier Stimmen zu hören glaubt. Die Länge der Höhle beträgt, 15 Meter. Es wäre übrigens voreilig, zu be haupten, daß die Gesetze der Schallwir kung vollständig bekannt sind. Manche Erscheinungen dieser Art sind schwer erklärlich, oder ganz räthselhaft. Für uns bildet das Echo eine Art Freundschaslsbiind zwischen uns und der Statur. Der Wald scheint theilzuneh mcn an unserer Lust; er wiederholt Jagdrus, Hörnerschall und Gesang,aber er wiederholt auch den Ruf der Klage und Sehnsucht. Und das ist unser al tes Vorrecht, daß wir draußen in der Natur unsere Stimmungen wiederzu finden glauben. Aus dieser unserer Neigung ist ein gutes Stück der deut- i schen Poesie hervorgegangen. Allerlei IndiSkr-t»« »der »te Ra> poleone. Vom General Ricard sind kürzlich Memoiren erschienen, die allerlei in teressante Mittheilungen über verschie dene Mitglieder des Hauses Bonaparte bringen. General Ricard war Soldat unter dem ersten Kaiserreich, er war Flügeladjntant des Exkönigs Jeron»? und dann dessen SohneS. Er war ein überzeugter Bonapartist und der Na poleoniSmuS war sozusagen seine Reli gion, aber das hinderte ihn nicht, in manchen Stücken die Wahrheit zu sehen und auch zu sagen. Und er hat so viele Fehler und Gebrechen gesehen, daß er a» einer Stelle traurig ausruft: „Man sollte fast meinen, daß die Napoleone ein Vergnügen daran hätten, den Bo napartismuS umzubringen!" Die Er innerungen des Generals zerfallen in zwei Theile; der erste bezieht sich auf die Jahre 17?3 bis 1806. Die Eltern des Generals waren 1798 in Marseille, und hier schon kam der junge Ricard mit der Familie Bonaparte in Berüh rung. Die Familie bestand damals aus Frau Lätitia, den drei Söhnen Louis, Josef und Jerome, und den Töchtern Elisa, Pauline und Caroline. Ricard war namentlich mit Jerome be freundet und kam häufig in die Familie. Die Töchter genossen nicht gerade des besten Ruses, Ricard war aber noch zu jung, um über diesen Punkt authenti schen Aufschluß zu geben. Immerhin ist, was er erzählt, pikant genug. Die Fräulein Bonaparte spielten gernThea ter, und Ricard wurde nebst seinem Vetter Eläry als Page verwendet. „Wir machten unsre kleine Theater- Toilette", erzählt er, „zusammen mit den Fräulein Bonaparte, die es sich ganz besonders angelegen sein ließe», uns nach ihrem Geschmack herauszu putzen. Sie kleideten uns in jeder Be ziehung an, und wir ließen sie machen; sie legten uns Roth aus, die eine ord nete uns das Haar, die andere die kra vatte. Man nahm uns zuweilen bei den Obren und gab uns hie und da eine kleine Ohrfeige; dafür küßte man uns, und erlaubte uns, wieder zu küssen." Der General schildert auSsührlich den alten Jerome, von dem er sagt, er sei kein böser Mensch gewesen; nur undank bar sei er im höchsten Grade gewesen, und später habe sein Sohn einen schlim men Einfluß auf ihn geübt. Von die ser Undankbarkeit bringt Ricard meh rere Beweise, sowie auch vou Mangel an Edelmn.h und Takt. Von 1852 bis 1856 war General Ricard erster Flügeladjutant des alten Jerome, und als solcher verkehrte er ganz intim mit der kaiserlichen Familie. Er tadelt scharf die Opposition, die der junge Jerome dem Kaiser machte, und er ver hehlt nicht, daß diese Opposition dem Bewußtsein Jerome's entsprang, er selber solle und müsse eigentlich Kaiser sein. Einmal kam der Prinz in eine große Gesellschaft; er stellte sich vor den Spiegel, betrachtete sich und sagte dann so laut, daß alle Anwesenden es hören tonnten: „Das ist doch wenigstens ein Napoleonskopf! Nicht ivahr, General?" General Ricard, an den die Worte gerichtet waren, erzählt weiter: „Ich verneigte mich stumm. Wir verstanden -»lle die Anspielung aus eine andere Persönlichkeit der Familie, deren Pro fil allerdings cäsarisch ist. Der Prinz ging gleich wieder fort; wahrscheinlich war er nur gekommen, um diese kleine Scene aufzuführen. Es war indeß nicht da? erste Mal, daß ich ihn so reden zörte i zuweilen hat er sich bezüglich sei ,es Vetlers noch viel deutlicher ausge jprochen. Er machte durchaus kein Hehl daraus, daß er ihn gar nicht als zur napolconischen Familie gehörig Oer höchstens als eÄlen surH den Zufall persinAclvorfenen betrachte. Ohne Zwei icl weiß dies Jedermann, und die Un zewißheit begttlilt erst dann, wenn es sich darum handelt, den Vater zu suchen, den man unserem Souverain zuschreibt; Hortense selbst hätte vielleicht darüber sich nicht bestimmt äußern können." Weitläufig verbreitet sich der General über die französische Hecressührung im Krimkrieg. Daß der Prinz über die französischen Generäle sagte: Sie hät ten den Krieg nur in Afrika gelernt, aber die europäischen Heere seien keine Beduinen. Den; sranzösischcn Solda ten dagegen spendeten lvas höchste Lob. „Unsere Soldaten," sagte der Prinz, „sind Löwen, die von Ejeln ge führt werden." Wiederholt kommt der General auf die zunehmende Disziplin losigkeit und Korruption des Kaiser reichs zu sprechen. „Der Kaiser," schreibt er 1856 in sein Tagebuch, „wird von allen Seiten bestohle» als Souverain und als Mann. Er bezahlt ein neues Gewehrsystem mit 1dl),OVO Francs, der Erfinder bekommt aber nur Iv.livt). Er kaust ein Pferd, das man ihm mit 90,000 Francs in Rechnung stellt, während der Verkäufer 8000 Francs erhält und auch nicht mehr verlangt hat. Welche Gesellschaft!" Von Fräulein Montijo erwartet der General nichts Gutes und er verfolgt ihren wachsenden Einfluß mit Sorge und Angst. Er schildert die tollen Feste und Intriguen von Compiegne und Fontainebleau und die dort verkehren den zweideutigen Elemente, und schreibt dann: „Wahrhaftig, die Würde ver flüchtigt sich immer mehr bei unseren Prinzen und deren Umgebung. Man sollte meinen, daß diese ganze Well sich nicht ernst nimmt und an die Dauer des gegenwärtigen Regimes nicht glaubt. ES ist ein Durcheinander von Leuten, die nur genießen wollen, und in diesem Hausen muß man Höflichkeit und guten Ton nicht suchen. Die Kaiserin ist, wie man sagt, eine große Verehrerin der Königin Marie Antoinette, die für eine Zeit wie die unserige kein nachah menSwerthes Beispiel ist, denn was man dieser Königin, die eine Tochter von! Königin war, nicht verziehen hat, das wird man Frl. Montijo noch weniger verzeihe». Aber die Lehren der Ver gangcnheit sind sür den Hos todte Buch staben. Wie kann nur der Kaiser, der wenigstens sür einen bedächtigen Mann gilt, alle diese Thorheiten er tragen, für die er vor der öffentlichen Meinung die Verantwortung trägt? Unser Hos muß ein Gegenstand de» Gelächters dcr fremden Höfe sein. Da wir Prinzen fein wollen, müssen wir e» wenigstens in der Haltung und in dem seinen Tone fein. Aber nichts beweist besser, wie sehr die monarchische Tradi tion in Frankreich sich verliert, als da» Gebühren dieser großthuenden Persön lichkeiten, die unter dem Anclen Regime kaum in den Vorzimmern geduldet wor den wären." Der General schildert dann, wie der Einfluß der Kaiserin noch größer wurde, als sie dem Kaiser einen Erben gab, und am 12. August 1856 schreibt er in sein Tagebuch: „Ich habe das dunkle Vorgefühl, daß diese dumme, leichtfer tige, eitle, phantvstische und jähzornige Person einmal das Unglück meines Va terlandes sein wird!" Wie Recht hat der General gehabt! Köstlich ist folgende Stelle des Tagebuches: „IL. März 1856. Die Kaiserin ist heute von einem Knaben entbunden worden. Prinz Na poleon (dem dieser Knabe die Hoffnung abschnitt, selbst Kaiser zu werden) hat sich bei dieser Gelegenheit sehr unge schickt und unhöflich benommen. Da er sich bei der Präsentation des Neugebo renen von allen Höflingen, die ihn nicht liebten, beobachtet fühlte und es in der That auch war, so hätte er wenigsten» so viel Selbstbeherrschung haben müssen, um seinen Aerger nicht merken zu lassen. Aber diesen Aerger tonnte Jedermann sozusagen mit Händen greifen: Se. Kaiserliche Hoheit machte ein höchst düsteres und mürrisches Gesicht. Man erzählt sich das Bonmot, da» ein Minister über diese Scene machte: „Seht da Nero, der die Ermordung de» Britannicus erwägt!" Man kennt die Witze, die in der Umgebung des Prin zen über die Kaiserin gemacht wurden, vor wie nach ihrer Entbindung. Da» erinnert in Allem an den Hos Ludwig'» XVI., selbstverständlich ohne den da maligen guten Ton und Anstand. Ma rie Antoinette war ja selbst von Seiten ihrer nächsten Verwandten die Ziel scheibe ähnlicher Bosheiten und Ver leumdungen. Wohin hat dies beide ge führt, die Verleumder und Witzreißer wie ihr Opfer? Wie haben doch nur die Lehren einer Geschichte, deren Zeu gen noch unter uns leben, so bald ver gessen werden können!" Man sühlt, welche Seelenqual dieser ausrichtige Bonapartist erduldete, wenn er ein« solche Wirthschaft und diese Persönlich keiten ansah. Es gilt auch sür ihn, was er von einem anderen ergebenen Diener des Kaiserreichs berichtet, der eines Tages zu ihm sagte: „O, wa» sind das sür Leute, denen wir dienen, mein armer Generali Aber was wol len Sie—eS sind eben Napoleone!" Türkische Stüuberjagd. Die Verfolgung der Räuber von Tscherkeßkiöi ist, wie aus Konstantino pel berichtet wird, von den türkischen Behörden sofort eingeleitet worden, nachdem die befreiten Gefangenen i» Kirkilisse angelangt und damit jede Ge fahr sür diese entschwunden war. Au» allen Theilen des Reiches waren, so weit dies im Lause einer Woche möglich war, die besten Räuberjäger unter den Gendarmen und es gibt viele solche h,er zusammengetrommelt worden, i>ie dann an» 9. Juni mit dem Eon oentionszuge nach Adrianopel abgingen. Jagdlust leuchtete aus den Augen dieser meist hübschen, wenn auch für den Euro- päer unheimlich aussehenden Burschen, ! die ihre Uniformen den Umständen an . zemessen modifieirt hatten, j Alle glänzenden Knöpfe waren ent iern! und die Osficiere svaren nur iii den goldenen Uchselstückhaltern erkennt lich. Anstatt hoher Stiesel sah man kundschuhe und Opanken, darüber Ga maschen aus braunem Kameelhaarstosf, die bis weit über Schenkelmitte herauf gingen, den Gürtel mit den Patronen am den Leib geschnallt und daran nicht :in Uatagan, sondern das kurze Tscher ' iessenmesscr baumeln, endlich Martini zewehre. Die Officiere waren genau i wie ihre Leute bewaffnet. Als „Spür ! Hunde" hatten sie unter Bedeckung eini , ger Polizisten gewesene Räuber mitge j nominell. Da auch die Küsten bewacht werden, so ist sür die Räuber die Wahr scheinlichkeit de» ElltwischenS sehr ge i ring. k ! Es interessirt vielleicht, ein Bild von einer sslchen Räuberjagd zu bekommen. ! Durch die regulären Truppen wird ein ! größerer Bezirk vollständig umstellt, ' wo man vermuthet, daß die Räuber sich aufhalten werden. In unserem Falle etwa die Linie Baba-Eski-Kirkilisse- Samako-vo-Midia am Schwarzen Meere, dann von Dahos nach Tscha taldscha und Silivra, und 'von Rodosta uach Baba Eski. In diesen abgegrenz ten Be'.irk, der sehr ausgedehnt ist, durch stetiges Vorrücken der Truppen verengert wird, werden dann die eigent lichen Jäger eingelassen, die durch ihre mitgebrachten Spitzel nun vor ollem die Spur der Räuber aussuchen und diese dann von Schlupfwinkel zu Schlupf > Winkel verfolgen, bis sie entweder über rascht werden können, oder es vorziehen, sich zum ehrlichen Kampfe zu stellen. Sehr oft weichen die Räuber ihreu hart näckigen und grausamen Verfolgern au» und beginnen sich gegen die regulären Truppen hinzuziehen, in der Hoffnung, sich dort durchzuschlagen, oder wenig stens von diesen gesangen zu werden, tveil sie von ihnen menschlicher behan delt werden, als von den Gendarmen, die selbst schwer verwundete Räuber nicht schonen. Es ist dies den Leuten schließlich nicht zu verargen, denn ihnen ergeht es von Seiten der Räuber auch nicht besser, wenn sie da» Unglück haben, in deren Hände zu fallen. Glückliche Diurnistenl Bureauches: Als AnsangSgehalt bekom men Sie 80 Mark monatlich. Diur nist: Damit kann ich aber keine großen Sprünge machen.... Bureauchef: Als Ballettänzer habe ich Sie ja auch gar nicht engagirt!
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