» v,rh»«a«thv»ller Irrthum»^ Wir glauben kaum, ernsthafte» Widerspruch zu begegnen, wenn wir be> Häupten, daß eS in Chicago sehr viel lhübsche Mädchen gibt. Ernster wird allerdings die Sache, wenn wir die Meinung deS bedeutenden Geschäfts manneS Hvbart Wilson theilten, welche» wit begeisterten Augenausschlag er «klärte,, daß Fräulein Ashcroft dai schönste Mädchen der Stadt sei. Na türlich konnte Herr Wilson nur sür sich selbst sprechen, und correcter gesagt, nu» von denjenigen Mädchen sprechen, die >ihm zu Gesicht gekommen. Nachde» -wir so unsere Leserinueu berichigt, wol llen wir fortfahren. Also eines schönen TageS stand Her, Wilson sehr früh auf. Er war in demAo -rangen» ent feiner Toilette noch viel sorg sältiger, als gewöhnlich, und warf im «wer und immer wieder prüfende Blich !in den Spiegel, der seine stattliche Fi >gur wiederstrahlte. Endlich schien e> Nachdem er den tadellose« aufgesetzt und den goldbeknauf sen Stock ergriffen, eilte er davon. Wohin? Nun, das läßt sich wohl er rathen. Geraden Weges nach Frl, Ashcroft» Wohnung. Er wzr glücklich genug. Frl. Ashcroft zu Hause zu treffen. Wie geblendet von ihrer herrliche» Erscheinung, schien «r erst kaum Worte finden zu können, kald aber saß «r in dem Fauteuil, den He ihm angeboten. Jetzt entspann sich folgende Unterredung, die von ihr mit !den liebenswürdig gestötete» Worte« «öffnet wurde: „Womit kann ich Ihnen dienen, Herr Wilson?" „Ach, mein verehrtes Fräulein, Sie iwissen gar nicht, wie sehr ich Sie schon Ilange bewundert habe! Ihr herrliche» Wuchs, Ihre schönen Auge», Ihr pracht volles Rabenhaar—" ,?lber mein Herr, ich muß bitten— * „Verzeihen Sie, wenn ich von meine» glühenden Bewunderung mich sortrei ßen ließ aber ich spreche nur die Wahrheit. Ich bin entzückt. Verge bens habe ich mich unter den junger Dame» dieser Stadt umgesehen kein« kann Ihnen das Wasser reichen. Ich habe mich deshalb entschlossen, Ihne» einen Antrag zu machen. Nehmen Sil ihn an, so machen Sie mich zum glück lichste» Mann in Chicago—" „Aber erlauben Sie, Herr Wilson, !das ist doch eine merkwürdig plötzliche iManier, mit der Sie da herausplatzen, Ich kenne Sie ja gar zu wenig —" da bei überflog eine plötzliche Nöthe ihr, jeinen Züae. « „O, das wollte ich ja gerade noch sagen. Ich kann Ihnen die besten Re ferenzen bieten bin ein durchaus gut situirter Mann Ihr Glück ist ge macht, wenn Sie das Geschäft anrieh wen —" Jetzt erhob sich Mabel Ashcroft.i« ihrer vollen imponirenden Größe: .DaS geht doch zu weit," sprach sie. mit zornigen Blicken den unglücklicher Wilson musternd „erst Ihre unziein kiche Vertraulichkeit, und jetzt bedienen Sie sich »och dazu der unzartesten Aus drücke, um mir einen Heirathsantraa zu machen —" „Aber, mein geehrte» Fräulein/ stotterte Wilson, .das sällt mir ja ga» «nicht ein; ich wollte Sie als Kassireri, jsür mein großes Geschäft engagiren, weil Sie eine so schöne Figur —" Doch weiter kam er nicht. Mit einen «gebietenden: „Hinaus!" wies Ashcrast nach der Thür, durch welch« Idas traurige Opfer des lächerlichster Iber Mißverständnisse spurlos vcr schwand. Poppeltes Pech. Erste, Gommis: Ich Unglückspilz! So wai kann auch uur mir passire»! Zweite» EommiS: WaS ist denn geschehen? Erster EommiS: Ach! Ich habe mi» Hestern von zwei Aerzten zwei verschie dene Zeugnisse ausstellen lassen, vor meinem HauSarzt ein Krankheitsattest, weil ich einige Tage vom Geschäft weg bleiben wollte und vom SanitätSrati -Grabschausel eine Gesundheitsbescheini gung für die Lebensversicherung. Zweiter CommiS: Nun, da bist Du j« Ichvn heraus! Erster Commis: I, wo denn? Beim Couvertiren hab' ick die beiden Dinger verwechselt! Nun H-»! die Versicherungsgesellschaft mein Krank heitsaltest und mein Prinzipal das Ge sundheitsattest! Ein alter Bekannter. Gerta, habe ich Dir schon den prächti gen Verlobungsring gezeigt, den mii Friedrich Hertel geschenkt hat? —Oh den hab' »ch schon vorher gesehen. Vorher gesehen? Wo denn? Ar «einem Finger, al« ich vergangene« Zahr mit »hm verlobt war. Wie gesagt, meine liebe Helene, zu diesen altmodischen Frauen gehör' ich nun 'mal nicht, und ebensowenig mein Kind. Die Zeiten sind vorbei, in denen ein junges Mädchen aus guter Familie nichts weiter thun konnte, als ein bis chcn sticken, ihren Teint pflegen und aus einen Freier warten. Heutzutage steh! einer Frau noch dazu einer begabter Frau fast jedes Feld der männliche« Thätigkeit osseu, und auch mein« Kitt» soll sich ein solches wählen." Und mit diesen entschlossenen Worte, wandte meine Cousine Katharina in ihrer Jugend hatte man sie auch Kitty genannt, wie heute ihre Tochter, abe> sie liebte es nicht mehr, sich so nenne» zu hören sich wieder dem Schreib tisch zu und beendete rasch einen Brie! für den Frauenvercin, dessen Vorsteherin sie war. Ich antwortete nichts. Was sollte ich auch sagen ? Sie widerlegen konnte ich entschieden nicht, denn ich selbst hatte ja ein Feld der männlichen Thätigkeit be treten, seitdem ich Mitarbeiterin an eine» Zeitschrift in Berlin geworden. Freilich hatte es in dem kleinen Städtchen L., aus dem auch ich stammte, lauge gedauert, bis man sich an den Gedanke» gewöhnt hatte, daß ich Schriftstellerin war, und ich hatte eine lange Zeit hindurch als die Emanzipir teste unter den Emanzipirten gegolten, a'S ein Mädchen, welches »othwendiger weile kurzgeschorenes Haar tragen, ein« Feder hinlerm Ohr und Tintenklexe an den Fingern haben mußte. Als man sich im Lause der Jahre ich verbrachte ein paar Wochen in jedem Sommer bei Cousine Katharina —davon überzeugt hatte, daß meine Frisnr und meine Toiletten stets hochmodern waren, als man vergeblich hinter meinen Ohren den Federhalter und an meinen Händen die Tintenflecke gesucht hatte, beruhigte man sich allmälig, wenngleich ich auch immer noch sür die Bewohner des LandstädtchenS ein Phänomen blieb. In Cousine Katharina dagegen hatt« meine Carriere einen glühenden Ehrgeiz erweckt, und seittem vor etwa zwei Jahren Kitty in der Schule einen so guten Aussatz abgeliefert hatte, daß die Lehrerin ihn in dem L r Winkel blättchen abdrucken ließ, war es Katha rinas fester Vorsatz, daß ihre Tochter mir gleich wxrden solle. Diesmal war zugleich mit mir auch Tante Emilie zum Besuch gekommen, die den vollständigsten Gegensatz zu Schwester Katharina bildete. Katharina war hager, ätherisch, durchgeistigt. Emilie wog ihre hun dertundachtzig Pfund, die sie mit einer glückselig phlegmatischen Miene durchs Leben trug. Katharina war Spartanerin durch und durch, in Grundsätzen und Neigun gen. Emilie war Sybaritin. Ein weiches Bett, ein warmer Schlafrock, ein gutes Mittagsessen und keine An strengungen, das war ihr Ideal vom Lebe». S'i bewunderte ihre Schwester Katharina sehr nur in einem Punkte fühlte sie sich ihr „über", wie man zu sagen Pflegt: Katharina hatte eine Tochter Emilie hatte drei Söhne und sie blickte mit olympischer Ge ringschätzung auf alle Frauen herab, die keine Söhne besaßen. Dafür erlaubte sie sich aber ein gro ßes Wort mitzureden, wenn von Er ziehung junger Mädchen die Rede war. „Gott, das arme Ding—wozu denn ? Das haben doch nur unbemittelte Mäd chen nöthig. Deine Kitty wird, denke ich, nicht verhungern, wie?" Sie wiegte dabei ihre hundertundackitzig Pfund mit vergnügter Behaglichkeit in einem Schaukelstuhl am offenen Kamin feuer. „Ich begreife überhaupt nicht" fuhr sie fort, als sie keine Antwort er hielt „wie Du das Kind hältst. Wa rum hat das Mädel denn keine Cour macher? Ich sehe doch bei Euch wahr hastig nie etwas, was 'nein jungen Manne nur ähnlich sieht. Warum denn nicht? Hübsch genug istDeine Kitty doch, bei Gott." Ich sah von der Seite, wie Cousine Katharinas Augenbrauen sich ein wenig jedoch »och Alles still, dann sagte sie ein bischen spitz: „Liebe Emilie mein Kind hat keine Zeit für derartige Dinge. Sie hat genug zu thun mit ihrer Ausbildung und ihren Studien. Auch führe ich sie noch nicht in die Gesellschaft. Sie ist noch zu jung dazu." „Hliimmm!!" machte Emilie sehr ge> dehnt. „Du und ich, wir waren meines Wissens auch »och recht jung und auch noch nicht in die Gesellschaft geführt, als doch schon jede von uns ihr halb Dutzend Courmacher auszuweisen hatte." „Ich hoffe, daß mein Kind weit Keffer« Dinge im Leben finden wird Dinge, die lohnender und werthvoller sür einen vernünftigen Menschen sind." .Vernünftiger Mensch! Ein Mädchen Mensch? Wenn Deine Kitty heute schon ein vernünftiger Mensch ist dann dann thut sie mir herzlich leid. Warum soll sie denn 'ne alte Jungser werden?" Katharina klebte mit großer Sorg falt ihren beendeten Brief zu und einen Augenblick nach, drückte dann mit einem ganz unnöthigen Aufwand von Ener gie eine Marke aus das Couvert und sagte: .Liebe Schwester, ob Kitty jemals Heirathen wird, weiß ich nicht, das liegt nicht in meiner Hand; jedensalls aber will ich ihr darin Helsen, ein nützliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu werden. „Großer Gott! Soll Deine Tochter Arzt, Apotheker oder Prediger werden? Sag' mir doch, ohne Spaß was be absichtigst Du denn nun zunächst mit dem Kinde?" Hierauf nahm Katharina wieder ihr« entschlossene, würdevolle Miene an und erwiderte, daß Kitty für den Winter mit nach Berlin gehe» solle. .Sie soll sich dort ein bischen umsehen und wird dort leichter einen Bern? oder eine Be schäftigung finden, die ihr zusagt, als hier." .Jetzt habe ick aber wirklich genug/ rief Tante Emilie aus, erhob sich von ihrem geliebten Schaukelstuhl und ging in höchster Erregung im Zimmer aus und ab. .Einen Berus, eine Beschäfti gung, ja, wozu denn ? Sie hat doch Geld genug auch ohne das.- Kopfschüttelnd ließ sie sich wieder in dem Schaukelstuhle nieder, gerade als die Thür sich öffnete und Kitty eintrat. Mit ihren blonden Haaren, ihrem ro sigen Gesichtchen und ihrem weißen Kleide sah sie wirklich aus wie ein Kind, so schlank und hübsch. Katharina warf ihrer Schwester einen warnenden Blick zu. .Se» unbesorgt," antwortete Emilie mit ihrer gewöhnlichen Offenherzigkeit. .Komm' mal her, Kittychen. Na, Dv glaubst doch nicht, daß die alte Tante Emilie Dich beiße» wird, he?" „Nein." Kitty lachte und lieg sich von de» Tante umarmen und auf den Schooß ziehen. „WaS gedenkst Du denn in Berlin zu thun, mein Herz?? fragte Tante Emilie. .Ich weiß noch nicht", antwortete Kitty und sah dabei wirklich aus, als habe sie keine Ahnung davon; .aber Mama ineint, wenn ich erst dort bin, wird'S mir schon klarer werden." „So? N» und Du freust Dich gewiß schrecklich daraus wie?" „Ja", sagte Kitty, aber es klang ei» bischen kleinlaut, und der Schatten, welcher dabei über ihr» kindlichen Züge flog, strafte das Wort fast Lügen. „Ach Kittychen," rief auf einmal Tante Emilie. .Ich habe mein Strick zeug im Garten auf der Bank liegen lassen. Laus und hol mir's, ja?" Kitty nickte und flog davon. .Hmmm!" machte Emilie wieder sehr gedehnt, als sich die Thür hinter dem Kinde geschlossen hatte. „Na, daß etwa weiterer Unfug geschehen wird, glaube ich nicht. Das Kind verliert voraussichtlich ein halbes Jahr der harmlosen Jugend, aber im Uebrigen wird die Sache wohl im Sande verlau sen : Helenens Freunde werden der Klei nen wohl nicht gefährlich werden, denn soviel ich von denen höre, sind sie alle mehr oder weniger nahe den Fünfzigern. Also laß sie in Gottes Namen mitfah ren. Es wird ihr wohl nichts scha den." Das war Tante Emiliens Aus spruch. Zwischen Katharina, und mir war längst alles verabredet und wir waren einig über die Sache. Ich schrieb noch am nämlichen Tage an meine Freundin Lisa, eine junge Malerin, mit der ich zusammen eine kleine Etage bewohnte, bat sie, ein Zim mer Herrichten zu lassen sür unsern Gast, und wenige Tage später reiste ich mit> Kitty nach Berlin ab. In den ersten Wochen ihres Berliner Aufenthaltes hatte Kitty arges Heim weh, und das Einzige, was sie hätte trösten können, die Briefe ihrer Mutter, behandelten ausschliehlich das eine Thema: den Beruf zu finden! Des ar men Kindes Ehrgeiz sollte durch die mütterliche» Briefe unaufhörlich ange feuert werden; wenn ich aber Kitty nach der Lectüre eines solchen Brieses nicht feurig und flammend, sondern im Ge gentheil recht bedrückt und betrübt sah, so wollte eS mir scheinen, als habe sie nicht allein kein Talent, sondern auch gar keinen Ehrgeiz. Troydem nahm sie die Sache sehr ernst und mühte sich redlich ab, einen Beruf zu finden. Mit der Musik sah es traurig aus. Weder Gehör, noch Talent, noch Neigung waren vorhanden. Also auch nichts. Nach Verlauf von zwei Monaten schon begann Cousine Katharina mich mit Briefen zu bom bardiren. .Es dauert doch sehr lange," meinte sie, „konnte Kitty sich denn »och immer zu nichts entschließen?" Nein, Kitty konnte sich noch immer nicht entschließen; sie fing schon an, sich um ilire Ersolglosigkcit zu grämen, und ging .it blassen Wangen einher. - Eines Abends besuchte uns e>n Be kannter Lisas, Otto Hardenberg. Er war Maler, schon sehr bedeutend auf dem Wege, viel Geld und Ruhm zu ernten. Er nährn ein warmes, freund schaftliches Interesse an uns Beiden, nnd es passirte nicht selten, daß er Abends ganz plötzlich zu einem gemüth lichen Plauderstündchen hereingeschneit kam. Er war ein großer hünenhafter Mensch mit lachenden Augen und einem prächtige» harmlosen Kindergemüth. Natürlich war an diesem Abend auch unser kleiner Schützling zugegen und hr-rchte mit angestrengtester Aufmerk samkeit aus die gelehrte Unterhaltung iber Perspective, Hinter- und Unter grund, Motive, moderne und antike Kunst ic., wovon ihr das Meiste wahr- Otto hatte im Lause des Abends Ge legenheit. eine Tasse Thee aus ihren Händen in Empfang zu nehmen, und schüttelte ihr beim Weggehen die Hand; sonst aber, glaube ich, hatte er das stille kleine Mäuschen, das mit ausge rissene» Augen, sestgeschlossencm Munde und gefalteten Hände» de» ganze» Abend daaesessen, gar nicht bemerkt. Um fo erstaunter war ich. als am nächsten Tage mein kleines Consinchen mich sragte, ob Herr Hardenberg wohl Malstiinden gebe! Sie müsse sich doch nun endlich sür einen Beruf entscheiden. Am Ende würde sie Male» noch am besten lernen können. Sie sah dabei so traurig aus, daß ich, um sie zu trösten, versprach, Hardenberg sogleich zu fragen. Am nächste» Vormittag ging ich z» Hardenberg. Kitty nahm ich nicht mit. Drohte ihr eine Enttäuschung von Sei ten OttoS, so brachte ich ihr diese besser »u Hause bei. Ich ging also allein. Hardenberg öffnete auf mein Klin> gel» selber in Hemdsärmeln die Thür. Freundlich wie immer nöthigte er mich in'S Atelier, stellte mir einen Stuhl hin, bat um Entschuldigung we gen seiner mangelhaften Toilette, fuhr fchnell mit beiden Armen zugleich in seinen Rock hinein, nahm einen dreibei nigen Schemel und setzte sich aus diesem mir gegenüber in Positur. Dann kreuzte er die Arme über der Brust und sagte: „Wie geht'S Ihnen, Fräulein Helene, und was macht Fräulein Elisa?" Kein Wort von Kitty. Natürlich hatte er das kleine Ding längst wieder vergessen. .Es wäre mir lieber," begann ich, .wenn Sie sich nach dem Befinden unse rer sämmtlichen Familienmitglieder er kundigten. Dann hätt' ich doch gleich die Gelegenheit, da» zu sagen, was ich gern sagen möchte." Er sah mich mit seinen hellen freund lichen Augen ganz verwundert an. „Ach so," rief er dann plötzlich, „sämmtliche Familienmitglieder! Rich tig, ich habe eins vergessen. Das kleine, ach ja, ja, nun entsinne ich mich ihrer erst wieder." .Das freut mich, nun krieg' ich Muth zu meiner Frage." „Nur zu!" „Würden Sie meiner kleine Verwand tin Stunden geben, Malstunden?" Er sprang von seinem Schemel auf. .Ach nein, »ein, Fräulein Helene, warum thun Sie mir das an? Ach, Si« wissen doch, daß ich, nein ach, das war nicht nett von Ihnen das heißt, wissen Sie was, das ist eigentlich 'ne Idee! Mein Freund, Regierungsrath Schmollen, hat 'ne Tachter, ein hochbe gabtes Mädel, malt schon ganz reizend, die will auch gern bei mir Stunden ha> ben, und ich möcht' sie auch gern unter richten, aber ihre Mutter erlaubt eS nur, wenn ich 'ne Klasse habe. Da komnlt ja Ihre kleine Freundin, wie heißt sie doch?" .Kitty." .Richtig, Kitty, wie gerufen. Zwei machen schon 'ne Klasse, nicht wahr? Dann unterricht' ich die beiden Mädel» zusammen!" „So trifft sich'S ja herrlich," sagte ich, dankte unserm liebenswürdigen Freuud« und ging wieder nach Hause. .Ich glaube, Otto ist in Rosa Schmol len verliebt," sagte ich zu Lisa, als ich ihr das Ergebniß meines Besuches be richtete. „Er war begeistert von der Idee, sie unterrichten zu können. AN Kitty dachte er überhaupt nur als ein Mittel zum Zweck." „So?" sagte Lisa trocken. „Schon möglich." Dank dem großen Interesse Harden bergs für Rosa Schmollen bekam mein kleiner Schützling täglich Gelegenheit, in's Atelier zu gehen und eine Lektion zu bekommen. Diese Lektion dauerte stets drei volle Stunden, und Sonne, Mond und Sterne erscheinen nicht pünkt licher am Himmel, als Kitty in Hardeir berg'S Atelier sich einstellte. Cousine Katharina war entzückt, daß Kitty sich nun endlich einem Berus zu gewendet hatte; überKittyS Besähiguug stiegen ihr auch keinen Augenblick Zwei fel -auf, ihre Kitty!! Das Kind selbst lebte jetzt förmlich wieder auf. Wenn man sah, mit welch fröhlicher Miene sie jeden Morgen ihre Sachen zusammenpackte, um in Atelier zu wandern, und mit welch glühenden Wangen und strahlenden Augen sie jeden Mittag von dort zurückkehrte, so wußte man, auch ohne es von ihr zu hören, mit welchem Enthusiasmus ihr Berus sie ganz und gar ersüllte. So vergingen zwei fast drei Mo nate. Eines Abends ich saß noch an der Arbeit klopfte e» leise und sehr schüch teru an meiner Thüre. .Herein!" Die Thür öffnete sich ein wenig, nnd Kittys Köpfchen zeigte sich in der Oesf nung. .Komm doch herein, mein Kind!" »Darf ich?" „Aber ja; so komm doch!" Ich wandte mich wieder zu meiner Arbeit; ich hörte, wie die Thüre leise zugeklinkt wurde, dann ein paar zö gernde kleine Schritte, weiter nichts, Alles war still. Ich wandte mich um; da stand Kitty wenige Schritte hint-r mir, nnt glühenden Wangen und ge senkten Augen, die Hände in einander gefaltet, fromm wie ein kleines Heili genbild. .Na, Kittychen, willst mir da- sage» ? So sprich doch, Kind!" Und sie sprach. Ich glaubte vor Ueberraschung umzufallen. Das „Kind" hatte mir nichts mehr »nd nichts weniger mitzutheilen, als daß eS sich an diesem Vormittage mit Otto Hardenberg verlobt habe. Meine Ueberraschung dauerte aber «ur einen Moment. Dann sprang ich iuf sie zu und umarmte und küßte sie. Sin wahrer Mühlstein fiel mir vom Herzen. Als ich Kitty halb todt geküßt hatt« ?or Freude, schickte ich sie zu Bett, dann ging ich zu Lisa und rüttelte sie unbarin Herzig aus ihrem ersten Schlummer impor. Daß sie unter diesen Umstän den zuerst etwas unwirsch war und mei. «er Meldung keinen großen Enthusias mus entgegenbrachte, ist vielleicht be greiflich. „Warum sreust Du Dich denn so schrecklich darüber?" fuhr sie mich an. .Man sollte glauben, Du gehörst noch zu jenen altmodischen Frauen, welche die Ehe als die einzig gute Versorgung sür ein Mädchen ansehen! Und was Du Deiner Cousine schreiben wirst das muß ich sagen, da steht mir der Ver stand still. Um diesen Brief und die Antwort darauf beneide ich Dich wahrlich aicht." Kitty» Mutter antwortete weniger entrüstet, als Lisa geglaubt hatte. Frei lich, all ihre ehrgeizige» Pläne der letz ten Jahre waren nun dahin, aber im Grunde ihres Herzen» zeigte sie sich »UN al» das, was sie wirklich war: eiue ganz altmodische veraltete Frau, die sich über das Glück ihres Kindes herzinnig freute. Doch schrieb sie an Kitty, um doch wenigstens etwas Fortschrittliches ausrecht zu erhalten, es sei ganz gut, daß sie einen Maler Heirathe, da könnte sie doch ihre Studien auch in der Ehe fortsetzen. Kitty aber erklärte mir mit jener frauenhaften Bestimmtheit, die selbst daS jüngste Mädchen anzunehmen weiß, wenn es erst verlobt ist: .Otto sagt, wenn ich nicht will, so brauch' ich nicht mehr zu malen, und ich hab' keine Lust, es fortzusetzen. Ich glaube doch nicht, daß ich viel Talen! habe, und Otto sagt, er will mich lie ber zum Modell nehmen und mich len. Und dann helf ich ihm ja auch denn er sagt, ein sympathische» Modell zu haben ist sür eine» Maler >chon Sie halbe Arbeit." Und da hatten wir behauptet, das Eiud sei nicht begabt! Unverbesserlich. Ein geriebener und gefürchtet?, Schnorrer will eine Geschäftsreise vor Warschau nach Wien unternehmen; sie solk aber nichts kosten. Er versteck sich auf dem Bahnhof in Warschau unter einer Bank im Coupe. Der Schafsne» bemerkt ihn aber, zieht ihn hervor unt weist ihn hinaus. Solomon schleich! sich heimlich in ein anderes Coupe hin ein, wird aber auf der nächsten Statiov wieder erwischt, und nachdem er jetz! eine tüchtige Tracht Prügel bekommen lut, hinausgeworfen. Aus der zweiter, Station wiederholt sich dieselbe Ge schichte, nur daß Solomon »och ein! größere Tracht Prügel aus den Buckel bekommt. Doch das yilst Alles, nichts auf der nächsten Station sitzt Solo mon wieder in einem anderen Coupe! Da wird es dem C?uducteur :?.dlich zu viel ; er schnauzt ihn an und sagt: .Ja, wo wollen Sie denn eigentlich hin?" woraus Salomou erwidert: „Nu, wen», e» mein Buckel aushält, bis Wien!" Dreimal selig bist Tu d»ch: Dreimal selig bist Du doch, Seist Du noch so arm an Segen, Darfst daS müde Haupt Du noch Still au'S Herz der Mutter legen! Wie von Gottes Hauch wird Deine Starre Brust dort mild und weich; Jener Friedensstatt ist keine, Kerne sonst aus Erden gleich. Auch im Tempelraum umfließt Dich des Trostes lindes Wehen, Und des Friedens Quell erschließt Ueberall sich frommem Flehen. Aber ob gebengt von Schmerzen Ob gewiegt vom Meer der Lust Stets am nächsten Gottes Herzen Bist Du an der Mutter Brust! Göttliche» Geheimniß ruht Ueber dieser Segensquelle, Die so sanft den schweren Muth Spült hinweg wie Lethes Welle. Selig fühlst Du'S im Gemüthe: Was im Multerhcrzen schlägt, Ist ein Pulsschlag jener Güte, Die daS Weltall liebend trägt. Ob die Liebe Dich verließ, O i> die Freundschaft Dich vergesse», ».b Dich alle Welt verstieß: Eines bleibt, was Du besessen! Die das Dasein Dir gegeben. Liebt Dich, bis ihr Auge bricht; Vor der Mutter theurem Leben Endet ihre Liebe nicht. Darum selig bist Du doch, Seist Du uoch so arm an Segen, Darfst das müde Haupt Du noch Still an'S Herz der Mutter legen! Wie von Gottes Hauch wird Deine Starre Brust dort mild und weich; Jener FriedenSstctt »st keine, Keine joust auf Erden gleich! Albert Kleinschmidt. Auch eiae Beziehung. Richter (zum Zeuge»): Stehe» Sie m irgend welcher Beziehung zum Ange Nagte»? Zeuge: Nein, das nicht, aber er zu mir er hat mich nämlich 'mal vor drei Jahre» u» fünf Mark angepumpt. Met» t „Na warte, Emmy! Warte, Schwie gersohn'/' rief die kleine Frau lachend und warf aus ihren blitzenden, schwar zen Augen schalkhaste Blicke über die blumengeschmückte HochzeitStasel aus das jugendliche Paar. „Wartet nur! Beide sollt Ihr mir dafür büße», daß Ihr eine so geringe Meinung von meinem Muthe hattet!" —„Du wagst es ja doch nicht!" Hinselte der Neuvermählte. „Das sollst Du sogleich sehen!" antwor tete die Schwiegermama in festem Tone. Und mit einem nervös hastige» Griff ihrer kleinen Hand faßte sie das bis an den Rand gefüllte Champagnerglas, trank es in einem Zuge aus, setzte es krästig wieder auf den Tisch, klopfte daran mit eiwcm Messer und schnellte im selben Augenblick von ihrem Stuhle empor— Alles das in einer raschen Folgt und mit einer fieberhaften Heftigkeit, die zu der angenommenen Miene unsäglicher Gleichgilir.zkeit und Ruhe in schroffstem Widerspruch stand. Geschwirr und Geschnatter der Hoch zeitsgäste verstummte» im Nu. Sämmt liche Köpfe drehten sich nach der kleinen Frau hin, die mit einem Blick wie in s Leere den Mund öffnete, noch nicht, »m zu reden, sondern um vorher noch es schien, als wenn eS nur mit einiger Anstrengung geschähe ties Athem zu schöpfen. Die überraschten HochzeitSgäste, die den Abend hindurch schon eine schwere Menge von Trinksprüchen aller Art aufiuerksam anhören und als weihevoll, geistreich oder köstlich hatten bezeichnen müssen, erholten sich inzwischen genü gend von ihrer Verblüffung, um Freude und erwartungsvolle Neugier heucheln zu können. Ein paar besonders Be herzte klatschten Bravo rufend, in die Hände, die Uebrigen folgten sofort, wie elektrisirt; bald rauschte ein stürmischer Applaus durch den' Saal. Die so auf munternd begrüßte Redneri» dankte mit einer ein wenig linkischen Vernei guug und begann mit umflorter Stimme, die aber allmälig an Klarheit und Sicherheit gewann, wie folgt: Meine verehrten Herren und Damen! So viele Herren der Schöpfung und zwar ausschließlich nur solche - haben diesen Abend schon das Wort ergriffen. Und da behaupten die Männer immer, daß das schwache Geschlecht redselig sei! Nun denn.. . so darf denn auch einmal eine Vertreter!» dieses angeblich ge schwätzigen Geschlechts ich bin hier über anderer Ansicht hier zu Worte kommen. Vielleicht hätten übrigens gerade an einer Hochzeitstafel die Frauen sogar mehr Berechtigung zu reden, als die Männer. Beruhigen Sie sich aber, meine verehrten Herren! Fürchten Sie nicht, daß dieser bedrohlich, scheinende!! Einleitung ein Angriff ans Ihre Rechte folgen werde. Nichts liegt mir ferner. Ich liloc> die men schensreundliche Absicht, eine Indiskre tion zu begehen. Ich will Ihne» eine kleine Gesch'chte erzählen, die ein schar fes Licht aus den Charakter der darin vorkommenden, Ihnen wohlbekannten Personen werfen dürfte. Möglicher weise wird diese Erzählung daher auf klärend und warnend wirke», und sonach sogar einigen Nutzen stiften. Vor vielen Jahre» stand ich in sehr regem Verkehr mit einer jungen D»me, die sich durch eine ganz außerordentliche Beharrlichkeit und Stärke des Willens auszeichnete. ES war merkwürdig, wie rasch sie ihre Entschlüsse saßte: noch merkwürdiger aber, mit welcher Ent schiedenheit sie stets darin ging, diesel ben zur Ausführung zu bringen. Zu mal aber, wenn etwas ihr Wohlgefal len erregte. ES sehen und besitzen wollen war gewöhnlich EinS. Ver nnnstgründe ließ sie nur in den selten sten Fällen gelten. Besonders ungern dann, wen» sie von weiblicher Seite kamen. Denu —es sei nicht rerhohlen die junge Dame hatte eine stark aus gesprochene Vorliebe sür das männlich« Geschlecht. Gegen Frauen und Mäd che,, jederzeit kühl und zurückhaltend, schien sie förmlich auizuthauen, wen» Herren sich ihr näherten. Dann kam eS ihr auch gar nicht darauf an, bereit willig zu gewähren, woz» sie sich sonst nur mit Widerwillen zu verstehen pflegte, nämlich Küsse zu empfange», oder zu geben. Aber da fällt mir ein, daß eS nicht unangemessen wäre, Ihnen das Alter der luugeii Dame mitzutheilen. Sie hatte zu jener Zeit eben ihre» dritten Geburtstag gefeiert. Bald nach diefem rückte die Weih nachtszeit heran. ES läßt sich begrei fen, was für schwere Sorgen dies dem armen Elternpaar brachte. Daß das Töchterchen sich vom Christkind eine große, sehr große Puppe wünschte, war ihnen allerdings bekannt. Aber eS galt, um die Zufriedenheit der kleinen Gebieterin zu erlangen, auch genau fest zustellen, was sür eine! „Nein!" unterbrach sie den Papa, der ihr geduldig allerlei Puppen beschrieb, die er gesehen haben wollte. „Nein! Eine andere Puppe will ich haben! U»d groß, so groß wie Du, Papa!"— .Aber was sür eine soll eS denn sein, mein Goldchen?" —„Ein Soldat!" Der Herr Papa war starr. Einen Soldaten! Unglaublich! ES geschah zum erste» Mal, daß er über einen Ausspruch seines Lieblings nicht entzückt war. Ja, ein wenig ärgerte er sich sogar darüber. Was war das aber auch sür ein Einfall! Ein Mädchen und zum Spielzeug einen Soldaten! Unglaublich! Nach einer kurzen, leise geführten Unterredung mit seiner Frau gelangte der junge Vater zu einem Entschluß, den damals Niemand sür möglich ge halten hätte: zu dem festen Entschluß, den Wunsch des Töchterchens auf keinen Fall zu erfüllen. Nein, und wenn sie sich aus de» Kops stellen sollte! Hätte man das Mädchen damit nicht geradezu systematisch an das gefährliche „zweier lei Tuch" gewöhnt, es förmlich ange leitet, Gefallen daran zu finden? Schauderhaft! Rasch wurde der Kleinen alles möz- Nche Interessante erzählt und in die Hände gegeben, um ihr de» fatalen Ein fall aus dem Kopfe zu bringen. Der gewissenhafte Vater verwendete schließ lich zur wirksamerer: Förderung diese» pädagogischen Zweckes sogar seiner» neue» Cnlinder, den das erfindungs reiche Mädchen überraschend schnell in eine Art von Reisesack verwandelte.. WaS lag aber auch an dem Hute, wenn damit der Friede des Weihnachtsseste» gerettet würde. Leider erfüllte diese Hoffnung sich nicht. Nur wenige An« genhlicke sesselte der schöne, hellstrah lende Baum die Aufmerksamkeit der inspruchsvollen jungen Dame. Mit zleichgiltiger Miene musterte sie die zahlreichen prächtigen Geschenke, dann sah sie sich mit wachsendem Grimm »ach allen Seiten um und schrie endlich s» laut, als sie konnte: .Mein Soldat? Wo.ist mein Soldat?" Das bestürzte Ehepaar bot Alles auf. um die immer mehr in Wuth gerathende Kleine zu besänftigen. Vergebens! Sie weinte, sie schluchzte, sie strampelte mit Händen und Füßen und wie» schließlich jede» Annäherungsversuch mit solcher wilden Hartnäckigkeit zurück, daß nichts übrig blieb, als sie ungestört ihrem finsteren Hiubrüten zu überlassen. Schon war man mit schwerem Herzen im Begriffe, ohne den Lieb ling zu Tisch zu geben, da knarrt die Thür. Die schmollende Kleine hebt den Kopf und stößt im selben Augenblicke einen Freudenschrei a»s. Ein baum langer, junger Mensch in Kadetten uniform tritt, roth bis über die Ohren, herein, oder besser gesagt, bleibt be klommen, den Czako unbeholsen, als wäre eS etwas ungemein Gebrechliches, in den auffallend großen Häuden, an der Schwelle stehen. .Mein Soldat! Mein Soldat!" ju> belt die Kleine, stürzt aus den verblüfft die Augen aufreißenden Ankömmling los und zerrt ihn in'S Zimmer. Der Zufall, oder richtiger, ein in der letzten Stunde bewilligter Urlaub hatte den junge» Mann, einen entfernten Ver wandten deS Hausherrn, hergeführt. Die Tochter des HaufeS war natürlich anderer Ansicht. Sie ließ eS sich nicht nehmen, daß der große, schöne Soldat eine Ueberraschung für sie, das verspätet eingetroffene Geschenk des Christkindes sei und danach handelte sie auch. Nur mit Murren duldete sie, daß die Anwesende» dem jungen Manne zum Willkommen die Hand reichten. Sie führte ihn persönlich zu Tisch und de stand hartnäckig daraus, daß er aus ihrem Schoße Platz nehme. Die an wesenden Mädchen kicherten, der junge Krieger blickte, verlegen ungesähr wie ein aufgeschreckter Feldhase drein. Erst als man die energische junge Dame aus das stattliche Gewicht deS jungen Man nes aufmerksam gemacht, und als si« sich selbst davon überzeugt hatte, be gnügte sie sich damit, daß er neben ihr sitze. War daS ein Jauchzen, als die Kleine entdeckte, daß der schöne Soldat mit Leichtigkeit Augen und Mund aufmachen und schließen konnte! Und die prächti gen glänzenden Knöpfe. Sogar Zähne hatte er! Am Ende war er gar im Stande, etwas zu essen! Rasch wnrde ihm ein Bonbon in den Mund gescho ben. Sieh da, er verschluckte es -ine That, welche die Kleine in hellen Jubel versetzte. Sofort folgte ein zweitis, ein drittes mit demselben Ersolge, der die Freude der kleinen Dame zum höchsten Entzük ken steigerte. Nun ging es so fort, ein Bonbon nach dem andern, in immer schnellerem Temvo, so daß der geduldige junge Mensch mit dem Verschlucken kaum mehr nachkommen konnte. War nungen und Weisungen der Eltern lehnte sie auf's schroffste ab. „Das ist mein Soldai!" antwortete sie jedesmal zor nig, mit funkelnden Auge» und zog, aus den Stuhl steigend, den jungen Mann am Ohr näher zu sich heran. „Er muß thun, was ich will. ES ist mein Sol dat!" ES war ein komisches Bild. DaS winzig kleine Mädchen und der große breitschulterige jung« Mann da neben. Man mußte bei dem Anblick seiner treuen, gutmüthigen Augen und der stummen Ergebenheit, womit er all' die Tyranneien der energischen Kleine» hinnahm, unwillkürlich an einen Neu fundländer denken, mit dem ein Kind spielt. Endlich schlug die BefreiungSstund» für den armen Dulder. Die Kleine verspürte mit einemmal eine große Mü digkeit; die Augen fiele» ihr fast zu. sie verlangte selber, zu Bette gebracht zu werden. Schon an der Thür er munterte sie sich plötzlich wieder und schrie aus Leibeskräften: „Mein Soldat 5 Mein Soldat!" Viele Jahre sind seit jenem Weih nachtsabend verflossen. Aus der winzi gen Kleinen ist inzwischen eine recht große Dame geworden. Ihre Willens kraft und Beharrlichkeit find aber bi» heute aus derselben Höhe geblieben. So viele Hindernisse eS auch zu überwinden gab sie hat ihren Wille» durchgesetzt. Was sie damals als Kind lallte, sie sagt es beute als Neuvermählte —Sie haben ja laugst errathen, meine Herren und Damen, daß ich von meiner Tochter Emmy spreche sie sagt eS heute mit umso größerem Recht: .Mein Soldat!" Und auch jene anderen Worte dürften zur Wahrheit werden. Wie lauteten sie doch? „Er muß thun, was ich will! Es ''st mein Soldat!" F r'i e d. G u st. Triefch. Der Verhängnis; volle Titel. Junger Dichter (zu feinem Hauswirth) : Gestatten Sie giltigst, verehrter Herr Meyer, daß ich Ihnen mein neuestes Werk überreiche : „Die MnthevomDrachenstein." —Hauswirth: Was geht mich der Drachenstein ui.d seine Miethe an? Zahlen Sie mir lie ber die Ihre! Seelenverwandtschaft. Fräulein: Ich habe die drei letzten Nächte durchtanzt. Student: Ah. drum sind Sie mir so sympathisch! Ich habe sie durchkneipt!
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