6 »er »t«»r«cher. Sie waren ein Jahr lang verheira te! gewesen und kein Wölkchen hatt« ihre glückliche Ehe getrübt, und nun inußle so plötzlich das grausame Ber chängniß über Frau Hedwig hereinbre chen nnd ihr Herz zn einem Tummel platz der verworrensten Gefühle ma cheu.... Ja, sie hätte so glücklich fein können! Ihr Gatte, der Criminal-Assessor Stein lwrdt, war nicht nur ein schöi»er Mann, der so manchem Backfisch den Kopf ver dreht hatte, er war auch klug und be fähigt, und Hedwig hatte aus dem Munde deS Polizeipräsidenten selbs! daS Lob desselben ertönen hören. Das war auf dem Balle des Ober bürgermeisters, und Hedwig war übe! jene Aeußerung des Präsidenten über an? stolz nnd glücklich. Aus eben jenen Balle empfing sie wenige Stunden spä ter den Dolchstoß, der ihr Herz verwuu de» sollte In einer Tanzpause saß ihrem Gat ten zufällig ein reicher Bankier gegen über. Er war ein flüchtiger Bekannte» deo Assessors und hatte keine Ahnunz davon, daß die junge Dame, welche et was abseits aus einer Canseuse saß, di« Gemahlin desselben war und jedes Wort, das er sprach, hörte. „Al>, Herr Assessor Steinhardt, lang« nicht gesehen," begann der Bankier, ~w« trafen wir uns doch das letzte Mal richtig, im Colosseum.... „Ja, ja," erwiderte Steinhardt, de» das Zusammentreffe» mit dem Bankie> offenbar peinlich war, „ich entsiiiw mich wie stehen denn jetzt die Perle berger Bergwerks-Actien?" „Lassen Sic mich mit dem Schund Papier in Ruhe, lieber Assessor, will ga, nichts mehr davon hören, sprechen wi> lieber von angenehmeren Dingen wie weit sind Sie mit der kleinen Bal letteuse, der Seraphine vor acht Ta gen schienen Sie sie ja schon am Kand haken zu haben?" Der Assessor fühlte, wie er dunkelrotl wurde und wagte es nicht, nach Hedwij hittüberzusehen, welcher das Blut in dei Adern zn erstarren schien. Zum Glück ertönte die Ballmusik, de, Bankier erhob sich, um seine Tänzern davonzuführen nnd nickte dem Affefso> zn: „Wir sprechen darüber noch in dei nächsten Pause — hahaha!" Eine Weile saßen Steinhardt uni Hedwig da, ohne auf- oder einander an zusehen. Endlich erhob der Assessor die Augen. Seine Frau saß wachsbleich da, die Au> gen auf eine Stelle des Parquets gehef tet, als wolle sie dort eine Erklärung deS Gehörten herunterlesen. „Hedwig!" kleine Antwort! Keine Bewegung! „Hedwig, ich bin dir eine Erklärung schuldig —" Sie erhob sich langsam und ging in ein Nebenzimmer, welches augenblicklich leer war. Der Assessor folgte ihr. Dann w-iiidte sie sich um, sah ihn mi> einci» schmcrzerfülltcu Blicke an nni sagte, indem sie sich ans ein Sopha nie derließ : „Ich erwarte jetzt deine Erklärung, Erwin." „Und wenn ich dich bitte, vorlänfi« von einer Erklärung abzustehen?" „Du willst Zeit gewinnen....?" „Weshalb?" „Um dir vielleicht eine Erklä rn»g auSzusilinen." „Du weißt, Hedwig, daß ein Crimi nalbeamter bald hier, bald dort sein muß auch an solchen Orten, die an dere Ehemänner vielleicht vermeiden „Darum handelt eS sich gar nicht den Ausentbalt in dem obscuren Ball locale verüble ich Dir nicht, das mag j« Dein Amt mit sich bringen, aber aber —" „Nun ja, und was ist es Schlimmes wen» der Bankier mich in Gesellschaft der Balletteuse gesehen hat?" „Nichts---gar nichts! Und was wenn ich fragen darf, bildete den Gegen stai'.d Eurer Unterhaltung?" „Das - das sollst Du vielleicht uac> acht Tagen erfahren ich verspreche ei Dir ganz sicher. Vorläufig verbietet e« mir mein Diensteid." Die junge Frau sah nachdenklich vo> sich hin. „Hedwig, habe ich das in diesen einen Jahre verdient, daß Dn mir s« wenig Vertrauen schenkst ?" Sie waudte sich zu ihm und reichd ihm die Hand. „Du hast recht. Erwin, eS Ivär, leichtsinnig und thöricht von mir. wenn ich den Worten jenes alten Sünders mehr Gewicht beilegen wollte, als de« deinen. Also bis nach acht Tagen!" Ter Waffenstillstand war geschlossen, aber es war eben noch kein dauernde» Friede. Schwere Wolken hingen am Ehehimmel, und das Herz Hedwigs be fand sich iii jenem Zustande, wie wi, ,hn Eingangs dieser Erzählung kenne lernten, » » „Du hast es mit deinen eigenen Oh re» gehört?" „Mit meinen eigenen Ohren," ver sicherte Dorette. „Wie hörtest Dn es denn?" Die Zofe erröthete ein wenig. „Ich konnte nichts dafür, Frau Asses sor, ich wischte im Eßzimmer Staub, und da hörte ich ganz deutlich die Stim me» des Herrn Assessors nnd seines Freundes, des Herrn Polizeilientenaut Willig. Der Herr Lieutenant beglück loünschte den Herrn Assessor zn seiner Eroberung im Colosseum, worüber der Herr Assessor lachte lind dann verab redeten sie sich, heute Abend auf dem Maskenball mi zusammen juiressen." Hedwig chloieg «nige Augenblicke dann sagte sie bestimmt : „Dorette, hole meinen Maskenanzug aus der Kammer du weißt, das Rit- terfräulein —für dich hole vom MaS« kenverleiher einen Pagenanzug wir gehen in'S Colosseum zum Masken ball!" Dorette machte allerhand entsetzte Einwendungen, aber die junge Frau blieb sest bei ihrem Entschluß. „Hast du gehört, in welchem Costüm mein Mann gehen wird?" „Im Harlequin-Costüm. Ich weiß auch, daß er einen spitzen weißen Hut tragen wird." „Genug, wir werden ihn finden." « * » Das Verhältniß zwischen den Ehe gatten war seit dem unglücklichen Ball ereigniß ein wenig wärmer geworden. Um so mehr kränkte es den Assessor, »aß Hedwig ihn, als er seine Ab wesenheit für den Abend und die Nacht Amtsgeschäste halber in Aussicht stellte mit sehr kühlen Abschied entließ. Kanin war er gegangen, als Hedwig auch schon in ihr Boudoir schlüpfte, um mit Dorettens Hilfe ihre Maskengarde robe anzulegen. „Wissen die gnädige Frau auch, was heute im Colosseum ist?" „Nun?" „Corps de Ballet-Ball.' Was weiter?" „Da läuft man Gefahr, für eine die ser Damen gehalten zu werden. Di« Herren sind dort sehr dreist —" Daran hatte Hedwig nicht gedacht. Schutzlos rohen Mannesspäßen preis gegeben zu sein aber dann fiel ihr auch gleich ein Trost ein. „Mein Mann ist ja dort, Dorette. Im Nothfalle wird er mich schützen." » Es ging besser, als oas Ritterfrän lein und ihr Page gehofft hatten. Die Pforten des Colostrums öffneten sich ihnen wie jedem anderen gegen das übliche Entre, und in dem Gewirre glänzender Masken verschwanden Beide. Ein spanischer Ritter, der des guten Sekt schon etwas zu viel gethan haben mochte, taumelte auf Hedwig zu. „Ah, eine Rittercollegin! Darf ich Ihnen begleiten, hohe Dame?" Das „Ihnen" erschreckte die jung« Frau mehr, als alles Andere. Bon diesem Menschen hatte sie kein Pardon zu erwarten. „Danke sehr, mein Page begleite! mich." „Ach was, Ritterfräulein und Ritte» gehören zusammen." Und er wollte sich an Hedwig heran drängen. Rasch zog sie Dorettens Ga lanteriedege» ans der Scheide und rief: „Der Ritter wird wohl fechten kön nen." „Haha, sehr gut, ausgezeichnet,' lallte der Spanier und taumelte weiter. Durch diesen Austritt wurde Hedwigs Muth bedeutend gestärkt und ihr Auf treten gewann an Sicherheit. Bald hatte sie auch ihren Gatten im Harle quin-Costüm entdeckt, der mit dem als Mönch gekleideten Polizeilicutenant Wittig den Saal auf und ab wandelte. Im Gedränge gelang es ihr unbemerkt zu folgen. „Was hast Du ausgerichtet?" hört« sie den Lieutenant sagen. „Nichts! Schon seit vierzehn Tagen mache ich mit innerem Widerstreben die ser Seraphine meine Liebeserklärungen, ohne auch nur im Geringsten einen An halt dafür zu haben, daß sie an dem Einbruch betheiligt ist." „Aber es ist doch nicht anders mög lich. Alle unsere Nachforschungen nach anderen Richtungen hin sind bisher ver gebens gewesen. Ter Criminalcommis sär hat den Fall als hoffnungslos auf gegeben." „Eben deshalb",erwiederte der Asses sor, habe ich versucht, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen und all« Indizien scheinen mir aus den gerieben sten Einbrecher unserer Verbrecherwelt en sogenannten „schwarzen Ritter" zu Sellien," „Leider ist die Haussuchung bei ihm erfolglos gewesen, es hat sich nichts von den Goldsachen bei ihm gesunden." „Daher mein Verdacht, er habe st« seiner Braut, dieser Seraphine, in Ver wahrung gegeben. Auch bei ihr ist di« Haussuchung fruchtlos ausgesalleu, trotz dem war ich überzeugt, daß sie irgendwo mit den Sachen vorkommen würde. Si« kennt mich nicht und so konnte ich mich ihr nähern. Bis jetzt war alles um sonst." „Und wird meiner Ueberzeugung nack such umsonst bleiben. Bleibst Du nock länger hier?" „Ja, ich habe so eine Ahnung —" „Nun, dann magst du bleibe», ick habe die Geschichte satt." Damit verabschiedete sich der Lieute aant und ging. Hedwig hätte aufjauchzen mögen vor Lergnügen. So war denn ihr Verdacht gegen den treuen Manu unbegründet gewesen. Nun aber schnell nach Hause. Sie wandte sich um - o weh! Dorette war durch das Gedränge von ihrer Seite gerissen worden. Was thun? Sie ging laugsam weiter, bis sie an eine Portiere kam, in deren Falten sie sich einhüllte, scharf umherlugend, ob Dorette nicht vorbeikomme. Sie kant üicht, statt dessen aber Jemand, der ihr minder angenehm war der spanische Ritter, der sie schon früher einmal be lästigt hatte Er bemerkte kaum das hilflose, vom Pagen, verlassene Ritter fräulein, als er auf sie zukam und ihr mit den lustigsten Grimassen abermals seiue Galanterien aufdrang. Inzwischen war Steinhardt umher zewandelt, eifrig nach Seraphinen spä >end, als er plötzlich eine ihm bekannte Stimme laut ausrufen hörte: „Lassen Sie mich in Ruhe oder ich schreie um Hilfe." Mit einem Griffe hatte er den spani schen Ritter gepackt und in den Saal geschleudert. Dann wandte er sich an hedtvig, welche zitternd vor ihm stand, !>nd indem er seiue Larve herunternahm, jagte er erregt: „Darf ich bitten, sich gütigst zu d«- naskiren." Hedwig gehorchte ohne Widerstand. Eine Weile standen sich Beide sprachlos gegenüber. Dann sagte Steinhardt mit gepreßter Stimme: „Wie kommst Tu hierher, Hed vig ?" „Ich bin mit Dorette hergekommen. Ich bin eine Thörin, ich war eisersüchtig und wollte schen, was Du hier thust. Ich habe Dein Gespräch mit dem Lieute nant belauscht und eingesehen, daß mein Verdacht grundlos ist. Kannst Du mir oerzeihe», Erwin?" „Gerne, Hedwig, wenn Du nur wie irr die Alte sein willst." Das junge Ehepaar zog sich in ein Tabinet zurück und Hedwig mußte aus führlich ihre Abenteuer berichten. Und denke Dir, schloß sie, „wie mir der abscheuliche spanische Ritter zu setzte: Er bot mir sür den Fall, daß ich nur meine Maske lüftete, eine goldene Damenuhr an, mit Türkisen und Sma ragden besetzt —." „In der Mitte ein Brillant?" fragte »er Assessor aufspringend. „Ja, wie weißt Du—?" „Das ist der gesuchte Einbrecher," jubelte Steinhardt. Mit Hilfe einiger anwesenden Kriminalbeamten gelang es ihm, den spanischen Ritter, der sich als der verrufene „schwarze Ritter" ent puppte, verhafte» zu lassen. Die Uhr, welche aus dem Eiubruchsdiebstahl her rührte, wurde bei ihm gefunden. Wenige Monate später wurde Stein hardt zum Polizeipräsidenten einer grö ßeren Provinzialstadt ernannt. Seiner Gemahlin aber verehrte er eine mit Edelsteinen besetzte Uhr zum Andenken an jenen Carncval. Die Wirkungen des Wassers. Die Wirkungen des Wassers! Der Laie meint: was wäre wohl darüber zu sagen? Wir kennen die Wirkungen deS Wassers, wissen, daß eS Mühlen treibt, Schiffe trägt, die Wäsche reinigt, den Durst löscht, den Wein verschlechtert, nnS vom Himmel fallend erbarmungs los durchnäßt, tropfenweise Steine aus höhlt, gräßliche Ueberschwemmungen an richtet, als Wasserdampf den Hanptfactor unserer modernen Industrie bildet, die Panacee der Naturheilärzte, der Ab scheu der Trinker, das Heil der Land wirthe ist —genug, es ließen sich Bücher schreiben über keine Rolle in Natur und Leben. Aber nicht von diesen sozusagen hand greiflichen Wirkungen wollen wir spre chen, sondern von jenen, welche sich dem Auge des flüchtigen Beobachters entzie hen, von jenen Wirkungen des Wassers in der Natur, welche man nicht ohne weiteres als solche erkennt. Das neueste Ausstattungsstück der naturwissenschaftlichen Anstalt „Urania" in Berlin hat diese Wirkungen übersicht lich zusammengefügt und nebst einem von Dr. W. Meyer verfaßten Vortrage in reizenden LandschastSbildern vorge führt. So schön diese Bilder auch ein zelne Naturvorgänye schildern, wir wol len ihnen doch nicht folgen, sondern unseren eigenen Weg gehen. Ueberall und zu allen Zeiten sind wiv »on Wirkungen des Wassers umgeben, shne davon eine Ahnung zu haben, ohne irgend etwas von diesen« Element zu sehen oder zu fühlen. Es spielt im Haushalt der Natur eine gar nicht ab schätzbare Rolle; selbst da, wo es Mei len oder Jahrhunderte entfernt ist, be steht seine Wirkung noch fort. Eine solche, im Ganzen wenig be kannte Wirkung des Wassers ist das Klima. Hängt dasselbe vom geogra phischen Breitegrad ab? wird man fra gen. Gewiß; aber jenes Klima, wel ches einem Orte vermöge feiner geogra phischen Lage zukommt, ist unendlich modificirt durch die Lage des Ortes zum Wasser, d. h. zum Meer. Berlin hat ungefähr S 3 Grad nörd licher Breite, es hat das Binnenklima der norddeutschen Ebene. London liegt so ziemlich unter derselben Breite, ein großer Theil der britischen Halbinsel »och nördlicher. Dennoch hat England ei» viel milderes Klima, als Nord deutschland- Frost und Schnee, bei uns »ine normqle Erscheinung während der Wintermonate, gehören in England zu »en Seltenheiten. Der Winter ist eucht, aber das Thermometer sinkt sei en unter Null. Der Sommer ist we liger warm als bei uns, ist gemäßigt, ml ausgeglichener Nacht« und Tages emperatur. Dagegen ist die nordamerikanische Halbinsel Labrador, mit Britannien fast zenau unter demselben Breitegrad lie gend, beinahe das ganz« Jahr mit Eis ,nd Schnee bedeckt. DaZ sicilianische ginnenland hat im Sommer eine gerade zu afrikanische Hitze, hingegen Griechen land »nd die Jonischen Inseln einen nigenehmen, mäßig warmen Sommer, ibgleich sie der Tropengegend ebenso »ahe liegen, wie Sicilien. Die kälteste Stadt der Weli ist Jrkutsk in Sibirien iiit einer jährlichen DurchfchnittStempe .atnr von ti Grad unter Null. Jrkutsk iat einen warmen welcher sich ,o» dem unseren wenig unterscheidet, die Kälte des Winters steig» jedoch bis U! Grad unter Null. Dennoch liegt jrkutsk nur l«) Grad nördlicher, als Berlin, weich letztere Stadt eine jähr liche Durchschnittstemperatur von etwa t Grad Wärme besitzt. Man sieht, daß die Schwankungen ind Widersprüche keine geringen sind, sie erklären sich dnrch eine physikalische Eigenschaft des Wassers. Dasselbe jaugt begierig Wärme auf. verbraucht »ieselbe unter Umständen theilweise zur Verdampfung: da letztere jedoch nur an »er Oberfläche stattfindet, so erwärmt eS ich gleichmäßig bis in die Tiefe, kühlt »der unendlich langsamer ab, als Lust »nd Erde. In Folge dessen gibt eS »eim Anbruch der kalten Jahreszeit die msgcsvgene Wärme wieder an die Atmo phäre ab. Auf diese Weise erklären ich alle oben erwähnten Erscheinungen ind viele verwandte dieser Art. Berlin liegt verhältnißinäßig weil don der Küste und außerdem bringt der in der norddeutschen Ebene vorherr schende nordwestliche Wind keine See !ust. Daher das unausgeglichene Kli ma, während England sich des ansge sprochenen Seeklimas ersreut. De« schärfsten Contrast hierzu bietet da sibirische Klima, von dem wir oben ei« Beispiel gaben. Jrkntsk erhält in Folge seines geographischen Breitegrade! reichlich Sonnenwärme im Sommer welche jedoch von dem durch die eisig« Winterkälte abgekühlten Bode» ansge sogen wird. Keine Seeluft aber mil dert die furchtbare Wintertemperatur, Venn weder aus den unendlichen Step pen und Wüsten Jnnenasiens, noch vor dem vereisten Polarmeer gelangt ei, milder Luftstrom nach Sibirien. Ganz ähnlich erklären sich alle oben angv führten Beispiele. UebrigenS mildert nicht nur die im Winter warme, in Sommer kühle Seeluft das Klima welches einem Ort durch seinen Breite grad zukommt, sondern eben so di« Wasserdüilste, welche sich dadurch in dei Atmosphäre bilden. Diese Wasserdünfb werden, wenn sie sich unter sinkende» Temperatur verdichten, als Nebel uni Wolken sichtbar. Die Wolken spielen für unser Klim« eine ähnliche Rolle, wie die Seeluft. Sie mildern die Hitze des Sommers, in dem sie die Sonnenstrahlen von der Erd« abhalten, und sie spielen im Winter ge rade die entgegengesetzte Rolle. De» vom Sommer her erwärmte Bode« strahlt Wärme nach der kalten Atmo sphäre, resp, nach dem Weltraum aus, welche Ausstrahlung von der Wolken decke verhindert wird. Der Wafferae halt der Atmosphäre spielt eine Unde rechenbar große Rolle sür Wetter nnl Temperatur. Jedenfalls wird es de» Laien überraschen, zu höre», daß auck das Blau des Himmels und das rei zende Schauspiel der Abend- und Mor gendämmerung eine Wirkung des Was sers ist, d. h. ein durch die Wasserdünst« verursachtes Phänomen. Die undurch sichtigen, völlig gasförmigen Wasser dünste haben die Eigenschaft, die blaue» Lichtstrahlen zu reflektiern. Die biän liche Färbung entfernter Berge und Wälder hat also dieselbe Ursache, wu das reizende Tiefblau deS Himmels. Im Hochsommer und in heißen Län dern ist das Blau dunkler und reiner, weil die Wasserkünste unter hoher Ten» peratur immer duiAflchtiger werden, Im Winter nnd auch Sommers in nörd lichen Ländern ist das Blau matter weil die Dünste nahe daran sind, sich zi verdichten. Geschieht dies, so werde» sie zu Nebel und reflcetiren dann dn rothen Lichtstrahlen. Daher die merk würdigen Färbungen des Abend- un! Morgenhimmels, wo die Temperatm sinkt. Das Abendrolh gilt als Bob guten Wetters, da die sich verdichtenden für uns röthlich sichtbaren Wasserdünsd dann meist als Thau oder Reif zur Erd sinken. Die Atmosphäre ist dann ver hältnißmäßig trocken und das Wette? bleibt gut. Die Morgennebel steige» dagegen unter dem Einfluß der Sonn, in die Höhe, können sich zwar aussaugen aber auch Wolkenbildungen herbei führen, die beim Eintritt irgend eine> kalten Luftströmung in den höheren Re gionen zu Regen werden. Der sogenannte Mondring, der Re genbogen, die Nebensonnen und ähnlich Phänomene der Atmosphäre sind an» nahmSlos Wirkungen des Wassers, d h. der in der Luft enthaltenen Wasser dünste. Der oben erwähnte Vortrag über di> Werke des Wassers in der„Urania"führ! noch eine ganze Reihe merkwürdige« Wirkungen des Wassers vor, bei welche« wir heute uicht verweilen, weil sie de» Beobachtung unseres Alltagslebens zu fern liegen. Hierher gehören die Tropf steinbildungen, eine wunderbare, an Jahrtausende langer stiller Arbeit dei Wasscrtropfen beruhende Wirkung dei Wassers; dann die merkwürdigen Bil düngen der Kalkselsen, z. B. auf de! Insel Rügen, welche sich dnrch eine eben falls Jahrlausende währendeWirkuug de, Wassers gebildet haben; die Welt dei Gletscher und des ewigen Eises, wo das Wasser unaufhörlich zwischen seinen drei Aggregratznständen wechselt. Aber auch die Wirkungen des Was fers, die wir alltäglich beobachten kön nen, sind nicht minder wunderbar »nd gewähren uns, ganz ebenso wie d» grandioseste Gletscherlandschast de» Nordlandsscenerie, einen Einblick i» das unvergleichliche Walten der Natur. Der englische Marine Pfarrer Blackburne, der später Erz bifchof von Uork wurde, erzürnte sick mit dem ersten Lieutenant, als er aus einer Fregatte als Kaplan angestelli war. Der Lieutenant erklärte ihm „Wenn Ihr nicht das Gewand ein» Pfarrers trüget, würde ich Euch ein« gehörige Lection geben."—„Wartet, bis die Predigt vorbei ist!" erwiderte Black bnrne. Als er den Gottesdienst z» Ende geführt hatte, legte er das Amts kleid ab, ein Ring wurde gebildet, und Pfarrer »nd Lieutenant boxten sich nach allen Regeln der Kunst. Der Lieutenanl lag bald ani Boden und mußte um Ver zeihung bitten. . —Gut empfohlen. Zu einer jüdischen Hochzeit ist ein prächtige, Ausbau von Topfgewächsen errichtet worden. Der Cnltusbcamte, welche» den rituellen Akt vornimmt, richtet eine schöne Ansprache an das Braut paar und bedient sich dabei der Rede wendung: „So habt ihr euch in Lieb« beim fchätt'ge» Myrthenhain zusammen gefunden " Einer der älteren Gäste sagt daraus mit leiser Stimme zu seiner neben ihm stehenden „Beim Schadchen Myrthenhain haben sie sich getroffen, die Adresse wollen wir uns merken." Aus der Prüfung. .Ihr .nüßt also alle Naturproducte eintheilen in eines der drei Reiche. Mathilde, wohin thust Du j. B den Zucker?" — »In den Kaffee.' Russisch« «chatt«nrtss,. Wie die Natur im Kaukasus sick durch ihre Großartigkeit auszeichnet, so nehmen dort auch ganz gewöhnliche irdische Ereignisse leicht eine phan tastische Färbung an. Nachfolgend« Schilderung, so sehr sie auch der Wahr heit entspricht, wird vielleicht den Be wohnern des kühlen Nordens unglaub lich erscheinen. Aber die Thatfachen sind den in Tiflis unter vorgängige« Censur (also mit Genehmigung de, Behörde) erscheinenden kaukasische« Zeitungen entnommen, welche die unge wöhnliche Sache in trockener Geschäfts spräche erzählen. Für die heißblütigen Bewohner dei kaukasischen Gebietes, für die Vertrete, dieser Bergvölker, welche im Laufe von Jahrhunderten sür ihre Unabhängig keit gegen den russischen Koloß ange kämpst, scheint eS ein Bedürfniß zu sein, auch die sriedlichsten prosaischen Ereignisse mit dem Zauber kriege rischer, poetischer Romantik zu um geben. Zu Kutais seiner Gonvernements stadt des Kaukasus) fand dieser Tag« im Theatcrgebäude eine Generaiver sammlung der dortigen Bodencredit bank statt. Der Tisch, an welchem der Aufsichtsrath Platz genommen hatte, war von zahlreichen bewaffneten Gardo wois (Schutzmännern) umringt, an ihrer Spitze der Polizeivorsteher mi! zwei höheren Gendarmerie - Osficieren In der Vorhalle steht eine mit Pike« und Revolvern bewaffnete Solnie Ko saken, den blanken Flamberg kampsbe reit geschwungen. Das Theatcrgebäudi ist von einer zahlreichen Menge Einge borener in ihrer malerischen Tracht um ringt, nnd tveither leuchtet der mii ewigem Schnee bedeckte Gipfel des Kas bek und in nebelhafter Ferne erhebt sich die phantastische Spitze des AraratS, aus welcher die Arche NoahS landete Kann man sich eine großartiger Jusee nirnng für die Generalversammlung der Aktionäre einer Bodencreditban! denken? Dadrinnen in dem taghell erleuchte ten Theatersaale, Ivo die heileren Cas eadeuoperetten mit der ernsten dramati schen Muse abwechselten, wo der hehren Tragödie oft die niedere Posse folgte, fanden Vorgänge statt, die man gesehen haben muß, um an ihre Wirklichkeit zu glauben. Es war eine Reihe von Roh heitcn, Gewaltthätigkeiten, Ausbrüchen wilder Leidenschaften, wie man sie in mitten einer zu so friedlichen Zwecke» einberusenen Versammlung von Actio näre» einer Bank schwerlich hätte er warten können. Die gröbsten Beleidi gungen, die gemeinsten Schimpfwörtei schwirrten hageldicht in der tropische« Atmosphäre des SaaleS, sodaß die aus dem Borhange gemalten neun Muse« und drei Grazien voll Zorn »nd Schair ihr Antlitz in die Toga zu hüllen ver suchten. „Es war keine Schlacht, eS war ein Schlachten." Die russische »nt die grusische Sprache sind sehr reich an Kraftwörtern, deren Ueberfetzung in irgend ein Culturidiom gradezn ein Ding der Unmöglichkeit ist, da selbsi einem Sappenr die Röthe der Scham in die bärtige Wange steigen würde. -1.- lists liulli-üno" zeigte sich hier in vol lem Glänze ihrer niederträchtigen Ge meinheit, ihrer Habgier, ihres Schmilz zeS. Die ungezähmte, »ncultivirte, düstere und beutegierige Bestie brüllte wüthete, zertrümmerte die Stühle in Parterre, drohte mit geballten Fäusten, überschüttete ihre Gegner mit einem Ha gel von Schimpsworten, springbereit, dieselben an der Gnrgel zu fassen unt ihnen den GarauS zu machen. Die grusischen, imeretcnischeii, kau kasischen, tscherkessischen u. dgl. Actionäre. unzufrieden mit der Administration de« Bankdirection. hatten beschlossen, einen unerhörten Skandal in's Werk zu setzen um die Verwaltung zum Rücktritt zr bewege». Zu diesem Zweck hatte man die gesammte kriegerische Jugend aus Jmeretien, Grusien, Kachetien, Georgien und anderen nicht minder halbbarbari schen Provinzen des kaukasischen Gebie tes mit Actien versehen, nm dieselben als Actionäre an der Gcneral - Ver sammlnng theilnehme» zu lassen und di« Stimme der Vernunft durch ihr ein müthiges Geschrei im Keime zu er sticken. Der Vertreter der Ortsbehörde, der Vicegouverncur von Kutais, sucht« vergeblich, diesem Treiben Einhalt zr thun. Seine durch die Anstrengung heiser gewordene Stimme verhallte un gehört und uubeachtet in diesem Tu multe thierischer Leidenschaften der ge wordenen Landsknechte. Selbst di« Drohungen mit der bewaffneten Mach! verfehlten ihre Wirkung, und die An deutung des Gouverneurs, daß die Na gaika (Peitsche) der Kosaken ihnen Ver iiunst einbläueu würde, hätte ihm bei nahe das Leben gekostet, so sehr fühlt, sich die goldene Jugend Kaukasiens durck diese zarte Andeulung in ihrer Ehr« verletzt. Man muß bedenken, daß im sus sast alle sich irgend respeetirmder Eingeborenen mit mehr oder wenige? Recht den Fürstentitel tragen. Freilick hat die russische Regierung mit vieler dieser Psendofürsten aufgeräumt, dock ist noch eine unzählige Menge derselben geblieben, die zumeist Proletarier sint nnd für eine geringe Bezahlung sich zr jeder noch so gemeinen und verwerflichen Handlung (vom Meineid bis zun Meuchelmord einschließlich) bereit sin den lassen. Ans diesen modernen Ar gonauten bestand die Mehrbeit dei Äctionäre in der denkwürdigen E« neral versammlung der Bodenkreditbank von Kutais. Endlich gelingt es dem Vorsitzende« der Versammlung Fürsten Tichikwaids« zu Worte kommen „Man sagt," beginnt er, „daß meine Partei aus Räubern und Gaunern bestehe. Ich glaub« jedoch, daß wir dies« Räuber und Gau ner eher im Lager unserer Gegner sucher können." Diese Worte entfesseln die bestialische« Leidenschaften aufs Neue. Die aoldeni Jugend geräth in eine förmliche Tob sucht, so daß der Gouverneur befiehlt, die Kosaken bereit zu halten und der be waffneten Macht Infanterie war in einer benachbarten Caferne consignirl entsprechende Vorschriften zu erthei len. Um diese» Aeußerste zu verhin dern, um einem Blutvergießen vorzu beugen, erklärt der Präsident der Ge neralversammlung, der Gouverneurs marschall, die Versammlung sür aufge lioben. Ein neuer Ausbruch lhierische, Leidenschast ersolgt. Die gedungenen Vertreter der goldenen Jugend springe» mit katzenähnlicher Geschwindigkeit aus die Estrade, umringen den Marschall und versuchen es, durch Faustschläge, Rippenstöße, gewaltsames Zerren an der Nase, den Ohren und dem Barte, und durch andere ähnliche zarte Be weissührungen ihn znr Rücknahme sei ne» Beschlusses zu bewege». Die geg nerische Partei hat indessen gleichfalls die Estrade erklommen, um ihrem Prä sidenten zu Hilfe zu kommen, ihn aus den Klauen der Argonauten zu erretten. Es entsteht eine allgemeine Balgerei, während welcher eS dem ehrwürdigen Präsidenten sehr schlecht ergeht, da e, im Kampfgewühl sowohl von Freund »ls von Feind gründlich zersaust wird. Nachdem ein Theil der goldenen Jugend von Grusien, Kachetien und Jmeretien derartig ihr Müthchen an >em Marschall gekühlt, trat eine andere Partei auf, die sich noch weit kriegeri cher gebürdete. Das war eine Eohorte i jugendlicher Tscherkessen in ihrer maleri- Ichcn Nationaltracht, den goldgestickte» Nürtel von Waffen starrend. Die spitze üammfellmilhe kokett auf's glänzende Haupthaar seitwärts gedrückt, den blin senden, scharfgeschliffenen Mtagan in »er Rechten, erklommen diese bravni Binder der Brrge die Estrade und führ ten eine Art von Waffentanz auf, wobei nn jeder, sobald er dem Marschall nahe kam, ihm seinen spitzen Dolch auf die Brust setzte. Von der Ferne gesehen, mag sich diese Scene, die viel Aehnlich keit mit einem phantastischen Ballett hatte, sehr hübsch und effektvoll gemacht haben. Für den Betreffenden war sie jedoch nicht sehr angenehm. Wenigstens schien der Marschall-Präsident von den ihm dargebrachten Huldigungen durch aus nicht erbaut zu sein, besonders da die tanzenden Krieger ihre Evolutionen mit herausfordernden Gesängen beglei leten, die grade nicht sehr viel Schmei chelhaftes sür de» ehrwürdigen AdelS narschall enthielten. Dieser Waffentanz, der einige Aehn lichkeit mit den Geistertänzen der jüngst im Aufstände gewesenen Sionx - Roth- Häute Nord-AmerikaS hat, wie sie in der „Köln. Ztg." so anschaulich geschil dert worden, diente als Epilog zu der Neneralversammlung der Actionäre der Bodencreditbank von Kutais. Schwer lich kann der „faule Westen" es sei denn der amerikanische solch ein er habenes Schauspiel bieten. Die Gene calversammlungcii daselbst zeichnen sich durch nüchterne Prosa aus, während sie hier die berauschendste Poesie enlhal en. Aus den Berichten der kaukasischem Zeitungen ist zu ersehen, daß die Oppo sition nicht so sehr im Unrecht war, als sie gegen die Handlungen der Bankver waltung dcmvnstrirte und sie zum Rück tritt zwingen wollte. Der Vorsitzende »er Bankdirection, Fürst Tschikwaidse, 'rfreut sich keines guten RnfeS. Dieser zrusische Bankherr war srüher ein ob scnrer Rechtsanwalt, dem es durch Fäl schungen ii»d verschiedene andere ebenso unsaubere als gcheimnißvolle Operativ nen gelungen war, sich zum Haupte ei ner bedeutenden Creditanstalt aufzu schwingen. Der Revisionsansschuß hatte die Wahl des Fürsten für fatzungs widrig und ungültig erklärt und sein« Entfernung vom Amte beschlossen. Dieser Beschloß sollte durch die Ge ncralveriammlung bestätigt werdey, und da der schlaue Tschikwaidse entsprechende Maßregeln getroffen hatte, um das ihn betroffene Berdict ungiltig zu machen, so fand sich die Opposition veranlaßt, auch ihrerseits alles zu thun, um die Sauk von einem so gefährlichen Vorste her zu befreien. Die Mittel, durch welche sie das Ziel zu erreichen bestrebt war, beweisen, wie schwach dort das NechtSbewußtsein entwickelt ist, wie we nig Vertraue» man zn den Behörden hat, wenn man gleich zum Lynchgericht seine Zuflucht nimmt. Die grusische Zeitung „Jweria" wendet sich an den Fürsten Tschikwaidse mit folgenden pa lhetischen Worten: „Fort mit dir! Du schändest unsere Nationalität! Du bist nicht Fleisch von unserm Fleisch, nicht Bein von unserm Bein! Dn bist ein Lerräther am allgemeinen Wohl. Du schleifst in den Koth unsere Würde, un sere Ehre, schändest uns wie Fremde, untergräbst die Grundlage der Gesell schaft, vernichtest die Moral nnd dnrch Betrug uud Schändlichkeit willst dn nns in die Arme des Selbstmordes treiben! Fort mir dir!" Diese pathetischen Worte hindern je »och den Fürsten Tschikwaidse durchaus nicht, seine Obliegenheiten als Vorsteher »er Bodencreditbank fortzusetzen und eS kann lange dauern, bis die durch die Presse aufmerksam gemachte Regierung sich einfallen lassen wird, dem Gauner das Handwerk zu legen, seinem Raub system in der Bank ein Ende zu machen und eine Untersuchung anzuordnen. Wer aber bürgt dafür, daß eS dem Äauner nicht gelingt, sich zu rechtferti gen, dem Untersuchnngsrichter Sand in die Augen zu streuen? Es dauert dort oft sehr lange, bi» die Justiz ihr Machtwort spricht: Frau Themis hinkt vort ganz bedeutend und in der Menge mangelt es größtentheilS an Pflichtbe wußtsein und Rechtsgefühl. - Aus der Instruktion»- stunde. Sergeant: Womit müssen Sie, Bagulke. das Messingzeug putzen. Lagulke: Mit Lust und Liebe! "Variirte Phrase. Gatte: .Sag' mir, liebe Julie, Du siehst seit -inigen Tagen so traurig, so angegriffen pH- wir vir! Zehlt Tic s?nn?" Zur Ehrtarett«»« Fahr rad«». „Nun ja! da hast Dn Dir jetzt auch ein solch' merkwürdiges Fuhrwerk ange lchiifft. Bin jetzt schon begierig, Dich daraus zappeln zn sehen, »nd fürchte nur, daß Du dos Vergnügen bald satt haben wirst, wie es auch mir erging." „Wir wollen die Sache wenigsten» versuchen," war die Entgegnung de» Geneckten. „Als ich mir dieses Fahr rad kaufte, dachte ich an so manche Vor theile, die es mir verschaffen, an so man ches Vergnügen, das eS mir machen soll. Den Nutze» und die richtig« Verwen dung eines solchen Fuhrwerkes lernt« ich erst vergangenen Sommer kennen, »lS ich einige Wochen in einer Stadt verlebte, wo ich sast eben so viele wenn nicht mehr Fahrräder auf den Straßen sah, als andere Fuhrwerke." „Uud welche Vortheile wären das?- Mein Fahrrad soll mich also in den Stand setzen, rasch, leichter und di« Hauptsache kostenlos einen längeren W-g zurückzulegen. ES gibt bis jetzt loch viel zu lvenig Leute, die das Rad fahren verstehen und ausüben. Wenn sich diese Fertigkeit einmal allgemeiner nngebürgert hat, so ist damit ein über iuS treffliches Mittel gewonnen, um das Vereinsleben zu heben. Die Weite »es Weges wird dann nur noch Wenig« in ihre Behausung festbannen. Die Vereine können dann auch ihre Gebiete »eiter abstecken, mehr Kräfte vereinigen ind der Zersplitterung in so viele -jweigvereine oder Clubs vorbeugen, denen an Mangel an geistvollen, beleben den Elementen nur zu oft ein kümmer liches Dasein beschieden ist. Aber aucy der 'Aenuv ver Nainr, vaZ Wandern in einer weiteren Umgebung, das Einsammeln befruchtender Ein drücke aus der Außenwelt, ans dem Natur- und Menschenleben, das Alles wird mir nnd Andern in erhöhtem Maße möglich werden, wenn wir zn Rade steigen und die Schranken, die jetzt noch Raum und Zeit unserer Bewegun? setzen, überwinden. Zn vc»> Azanvern i'.egr em großer Segen für jeden Menschen, den die> Itatur mit Einsicht und einem empfäng lichen Gemüthe begnadet hat. Ganz besonders aber für einen Mann, wie ich !s bin, den die Pflichten feines Berufe» Dag für Tag in die drückende Luft sei» aer Werkstatt bannen. Leute wie ich habe» Anlaß genug, sich in den freien Stunden der Natur an die Brust zn werfen und in vollen Athemzügen de» freien Hauch die Lunge durchströmen zu lassen. Nur so werden wir die Spann kraft erneuern, deren wir bedürfen, un» immer wieder mit Lust und Frische an unser schweres Tagewerk zu gehen. Aber zu Fuße wandern? Zwar, es ist darum eine schöne Sache, und wer greift gern zum Wanderstabe? Allein der freien Tage und Wochen sind eS zu we nige. und die paar freien Stunden las sen sich wandernd kaum verwerthen, da muß der kurze Spaziergang auf dem lausendmal durchmessenen »nd schon langweilig gewordenen Wege genügen. Anders wird die Sache, wenn mir da» Stahlrad zur Versügung steht. Dann läßt sich schon an einem einzigen freien Nachmittage oder am Sonntage singen: Fahr au-Z, du Staub, der in mich kam, Schulweisheit und du Bücherkram, in alle Winde fliehe, daß die Natur ein jiehe!" „Alles schön und gut!" bemerkte hier der Skeptiker. „Dies beweist aber doch nur, daß beim Stahlradsahreu die ideale Feite die praktische weit überwiegt. Denn einen praktischen Zweck haben die Dinger nun einmal nicht!" „Und warum denn nicht?" warf der eifrige Vertheidiger des Fahrrades ein. „Ich muthe meinem Rade auch einen Hoheit Werth und eine große Bedeutung für praktische Zwecke zu. Das Rad macht mir das Centrum der Stadt leicht erreichbar, es versetzt mich also ins meiner Abgeschiedenheit in der Borstadt in die eigentliche Stadt. Ich fahre zur Post und spare den Bo tenlohn; ich fliege in Krankheitsfällen zum Arzte, zur Apotheke, und sichere dem Leidenden in kürzester Frist Trost, Hilfe, Rettung. Die kleinen Erspar nisse, die ich mir als mein eigener Fuhr mann »nd Passagier verschaffe, setzen sich nach und nach zu einer Summe zn sammen, welche für mich, dem Fortuna bis jetzt nicht sehr gewogen war, schwer in'S Gewicht sällt. Dank meinem Stahlrosse entringe ich mich einem Heer« »agender Sorgen und verschaffe mir Vortheile, an die ich sonst nimmer hätt« »enken dürsen. Laß uns zum Schlüsse kommen, mein lieber Frennd. Daß Du Dein Rad »ald satt bekämest, war nur Deine eigene Schuld. Denn erstens sahst Du »ei Deinem Kaufe mehr aus Billigkeit, «ls auf die Qualität, nnd zweitens fehlte Dir die nothwendige Geduld zur Er lernung des FahrenS. Wer seine Be mühungen deshalb wieder ausgibt, weil er ein paar Mal unsanft auf die Nase fiel, der gleicht dem Knaben, welcher nicht schwimmen lernte, weil er bei den ersten Versuchen ein Bischen Wasser schlucken mußte. Ich möchte Dir daher Fahrräder zu versuche». Bei diesen sind die Füße dem Erdboden nahe, so daß die Gesahr des Stürzens serner liegt. Die Handhabung dieser Röder erlernt sich auch viel leichter als die der hohen, und doch ist die Schnelligkeit der Bewegung, welche sie ermöglichen, jene« aus hohen Rädern ziemlich gleich. Diese Schnelligkeit beträgt im Durchschnitt bis zu L 5 englischen Meilen per Stunde, und ist also das Fünffache des sen, was ein rasch ausschreitender Mann in derselben Zeit zurücklegt. Also: Zu Rosse, mein Freund! Wie sagt doch Dein Lieblingsschriftsteller Senme? „Vieles würde besser gehen, wenn man mehr ginge." Paradiren wir den deutschesten Manu unter den »eutschen Dichtern, indem wir sagen: .In vielen Dingen würden wir viel besser faHren, wenn wir mehr führen."
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