T<«tschc Loraluachvichten» Provinz Brandenburg. Vom HandelSministcr ist der Webe schullehrer Th. Weiche ans Forst aus l 4 Wochen nach Berlin berufen worden, um dort die Einrichtungen der Berliner Webeschnle kennen zu lernen nnd even tuell seine dortigen Erfahrungen in der hier neu zn errichtenden Webefchule in die Praxis umzusetzen. Der Plan, betreffend de» Aufbau der Thürme der reformirten Kirche, ehemalige» St. Nik las Kirche, wird im Sommer zur Aus führung gelangen. Nach Vollendung der Thurmbauien dürfte die reformirte Kirche Anspruch erheben können, zu den interessantesten gothischen Backsteinba»- te» der Mark gezäylt zu werde». In dem See bei Fürstenberg a. 0., durch welchen der Oder Spree Kanal führt, soll noch ein fiskalischer Winterhafen an gelegt werden. In der Nähe der Gasanstalt in Peitz hat man nach Kohle gebohrt und solche in einer Mächtigkeit von 15 Metern gesunden.— Durch Vergiftung machte der Gutsbe sitzer Amtsrichter a. D. Esche aus dem- Gute Rheinseld seinem Leben, in Ge genwart zweier benachbarter Gutsbe sitzer, die er zu sich eingeladen hatte, ein Ende.— An Koylendunst sind erstickt: in Berlin das Dienstmädchen Antonie Maschin, in Friedrichsselde die Arbei terfrau Stoldt und deren Schwester Marie Menze, in Nenenkrug bei Erkner der älteste Sohn d-S Gastwirths Heinzc nnd in Potsdam die 36jährige Tochter des Schnhm. F. Eckert. Provinz Ostpreußen. Die PolenauSweisungen aus der Pro vinz sind in Folge des herrschenden Ar beitermaugelS vorläufig eingestellt wor den. Ueber das Vermöge? ves Kauf manns Eugen Freytag in Bartenstein ist der Concurs eröffnet und zum Mas senverwalter der Rechtsanwalt Hennig ernannt. Der Kaufmann Colmarse» in Rastenburg, der schon früher einmal der Heilanstalt sür Epileptische in Carls hof 10,000 M. geschenkt, hat dieselbe jetzt wieder mit 12,000 M. bedacht. Wehlan, welches 1885 5,267 Einwoh ner zählte, hat seit der Zeit gerade um I Köpfe zugenommen. Provinz Westpreußen. Wegen Betrugs wurde der Buchhal ler Bruno Rieck in Danzig, welcher als Verwalter eines Schmalz- und Mar gariue-Lagers seinem Prinzipale all mählich 3000 Mark unterschlagen hatte, zn sechs Monaten Gesängniß und wegen Betrugs der Kaufmann Ernst Regier zu 1000 M. Geldstrafe verurtheilt. Letzterer halte au eine Stcttiuer Firma LOO Centner amerüanischen Kleejamen als dcutjchcn verkauft. — Der 23jährige E. Frühst in Ellerwald erschoß zuerst seine» Stiefvater, weil ihm dieser Vor würfe wegen Trunkenheit machte, so dann seine Schwester, als ihm diese den Revolver entreißen wollte, und end lich sich selbst. —Der frühere Amtsvor steher und Standesbeamte Eck in Ma rienfeld ist wegen betrügerischen Bänke rottS verhaftet worden. In ange trunkenem Zustande prügelte der Päch ter Sawatzki ans Stradem den Sohn seines Nachbar» Willkomm, brachte dem Vater des Knaben, der seinem Sohne zu Hilfe kam, ein« tiefe Wunde an der Stiru bei, schlug den Amtsvor steher uud zwei Amt-Zdiener in die Flucht, wobei seine Frau ihn mit der Heugabel heldenmüthig unterstützte, nnd zerschmetterte dein GenSdarm Bieber mit einem schweren spitzen Steine den Schädel, daß bald darauf der Tod ein trat. Für all' diese Heldenthaten wur nate »nd seiner Fran 7 Monate Ge sängniß zuerkannt.— Der Privatsörster Gniewodda in Roscnberg wurde wegen Wilddieberei mit 1 Jahr 7 Monaten! Gefängnißhaft bestraft. Aus hoff ! uungsloser Liebe erschoß der Kausmann Reuer aus Riesenbnrg zuerst seine Braut, die Tochter des Bankiers I. in Berlin, uud dann sich selbst. Provinz Pommern. Der in Tiflis verhaftete flüchtige Bankier Jnngllans, der wegen s. Zt. verübter großartiger Betrügereien von Stettin aus steckbrieflich verfolgt worden war, wird von einem russischen Ge richtshos abgeurtheilt. Außer ihm sind die in Tiflis wohnenden deutschen Reichsangehörigen Bilgardt, Wein scheuler, Bock »nd Wenz der Theilhaber schast angeklagt, da sie Jungklaus bei der Flucht behilflich waren. Im ab gelaufenen Jahre ist in Stolp über 15 Geschäfte und 7 Privatvermögen in un serer Stadt das Conkursverfahren er beim Aintögericht noch drei Concurfe aus dem Landkreise znr Anmeldung. Provinz Sachse n. ln Tennstedt der Veteran aus de» Befreiungskriegen, Landwirth Christ. Krey, geboren im April 1794. We gen grausamer Behandlung seines drei jährigen Stiefkindes wurde der Berg mann Friedr. Kilian aus Henstedt zu 1 Jahr 6 Mou. Gesängniß verurtheilt. Derselbe hatte das arme Kind, ein Mädchen, fortgesetzt mit einem Leder rienikn geschlagen, fo daß es über und über mit blutrünstigen Schwielen und Hautabschürfungen bedeckt war. Nach der nunmehr erfolgten Zusammen stellung der durch das letzte Hochwasser verursachten Schäden im Merseburger Regierungsbezirke beziffern sich diesel be« ans rund 1,200,000 M. Ueber die Firme» Oskar v. Hagen und Tuch Kaufes Brennerei in Nordhaufen, ist das Konkursversahren eröffnet. Das Deficit der ersteren Firma soll 600,000 M. betragen nnd das der zweiten noch größer sein. Der Inhaber der ersterm Firma, Oskar v. Hagen, und der Ver treter der zweiten, Selmar Schultze, find plötzlich verreist nnd werden steck brieflich verfolgt. - - Es erhängten sich aus Lebensüberdruß der Landwirth Heinrich Daniel in Mühlhausen und auS Furcht vor Strafe wegen Verspä- ung vom Urlaub der Infanterist Kra- »er in Naumburg. Todtgesahren wurden: der Maschinenführer Köder in Bitterfeld, der Schaffner Ruhl in Er fürt, der Fördermann Meyer in Mans feld nnd der Arbeiter Müller in Echo ningen; au Kohlengas erstickten die Brüder Schützein Schkölen; durch Ver brühung endete das Töchterchen des Tischlers Kaube in Blumberg; »»glück lichem Sturze erlag der Sohn des Land wirths Mönch in Büßleben; durch Ex plosion einer Petroleumlampe saud der Schnittwaarenhändler Gloitz in Genthin seinen Tod. Provinz Hannover. Bei einem Nachts im Hause Vahr walderstr. 97 in Hannover ausgebrsche ncn Feuer verbrannten drei junge Mäd chen, Marie Stahr, Frida Gimpel und Marie Bielipt, in ihren Betten. In Desingerode erstickte die Familie Tischler Becker, bestehend aus Mann, Frau und zwei hindern, Nachts an KohlengaS. Von den 8 zum Wettbewerb eingegan gcnen Plänen für den Rathhausneubau in Geestemünde wnrde dem Plane des Brof. Stier in Hannover der 1. (1000 M.), demjenigen des Architekten Pfann i, Berlin der 2. < 600 M.) und dem Plane des Regiernngsbaumeisters Sü Bengut das. der 3. Preis (400 M.) zu erkannt. Angekauft wurde der Süßen gut'sche Plan. Der bei dem Superin tendenten Schumann in Hedemünden in Arbeit stehende Schreiber Grebe aus Oberode wurde in Hast genommen, do derselbe nach seinem eigenen Zngestäiid »iß seinem Principal nach und nach aus einem verschlossenen Behälter eine groß, Anzahl Coupons entwendet hat. Di« zwei im Alter von 2 —4 Jahren stehen den Kinder der unbemittelten Grimmel scheu Eheleute in Lasfelde erfroren in Abwesenheit der Eltern in ihrer Woh nung. Zu Ehren des in Berlin ver storbenen Opern-Componisten Lortzing wurde an dem Hause Thurmstraße 8 k in Osnabrück, in welchem derselbe im Jahre 1847 gewohnt hat, eine Gedenk tafel ans schwarzem Marmor ange bracht.'—Der Kassirer des Tischlerver eins, Fabriktischler G in Winsen a. L., ist unter Hinterlassung namhafter Schul de», sowie unter Mitnahme der Ver einskasse, welche außer den Mitglieder Beiträgen auch eine für die sinkenden Hamburger Cigarrenarbeiter gcsam nielt, Summe enthielt, verschwunden. Aus Liebesgram erhängten sich die Dienst magd Anna Mecklenburg in Altenwer der »nd der Altentheiler Conrad Wieb« in Leese; der in der Kranseiistraße in Hannover wohnhaste Agent Ahrens er «ränktc sich in der Leine. Provinz Westfalen. Verhaftet wurde der Eisenbahn-Sta> nons Assistent v. Wolfs, in Baron Derselbe halte der Eisenbahn lasst nack und nach 3000 M. veruntreut »nd so dann das Bureau in Brand gesetzt, nm durch etwaige Verbrennung der Kasse bücher den Nachweis sür seine Schult zu vernichten. —Wegen amtlicher Ver ilntreungen ist der Gerichtssekretär B. in Hörde plötzlich verhaftet worden. In Langendreer ist eine „Baugenossen schaft zur Erbauung von Wohnungen sür weniger Bemittelte", eine Genossen schast mit beschränkter Hastpflicht, in's Leben getreten. Frau Kommerzienrath Turck in Lüdenscheid hat für den Bau einer Kleinkinderschule und zum Besten des „evangelischen Vereinshauses" ji 15,000 M. vermacht. —112 In Witten de, Direktor des Realgymnasiums, Dr. Karl Zerlang. Die Feier ihres Ivvjähr. Bestehens beging die Firma Alb »nd Gust. Lonmann in Witten. Rheinpr o v i n z. Zu den 100,000 M, welche di. Firma Feltew ck Guilleaume in Köln schon vor zwei Jahren zum Beste» ihrer Beamten und Arbeiter anSgesetzl hat, gewahrte dieselbe neulich abermals 200,000 M. Die große „Kölner Baumwollspinnerei" ist total nieder gebrannt. 1200 Ballen Baumwolle wurden ein Raub der Flammen. 300 Arbeiter sind augenblicklich brodlos. Der Schaden ist auf 700,000 Mark ge schätzt. Mit 1650 M. ist der Kas sirer der Rauscher'scheu Musik Kapelle in Barmen durchgebrannt. An dem Lustmörder Franz Kohlbacher aus Gohr, der s. Zt. die 12jähc. Katha rina Le.?en von Düsseldorf in so grauenhafter Weise hingeschlachtet halte, ist, durch den Scharfrichter Reindel aus Magdeburg nunmehr das Todesurtheil vollzogen worden. Der in Veviers (Belgien) verstorbene Kausm. Georg Leusch, ein geborener Eupen'er, hat dem „Elisabeth Verein" dahier 10,000 Frs. letztwillig hinterlassen. Die Firma Albert Römer in Opladen setzte ein Ka pital aus, von dessen Zinsen diejenige» Arbeiter, welche 25 Jahre lang bei der Firma in Thätigkeit gestanden haben, bis zn ihrem Tode 5 Mark wöchentlich erhalte». Großes Aussehen erreg« in Saarburg die Verhaftung des Ge richtsvollzieherS Uehr. Derselbe soll sich bedeutender Unterschlagungen schul-- dig gemacht haben. In Wesel Kreisphysikus Sanitätsrath Dr. Tacke. Todtgesahren wurden: in Elberfeld der Reservist Berger, in Styrum der Bremser Vuland und in Urmitz der Schaffner Heinrich; unglücklichem Sturze erlagen: in Borbeck der Berg mann Bürger und in der Markatorstr. in Duisburg der Telegraphenbeaint« Aug. Meyer; von einem stürzenden Felsen wurde der Bergmann M. Becker in Friedrichsthal erschlagen; beim 10 resp. Jahre alten Söhne des Gärtners Müller in Honnef; und in Ueß erfror der Bürgermeisterbote. Provinz Hessen-Nassau. Während der letzten kalten Nächte er sroren in den Straßen Frantsurts und in der nächsten Umgebung der Htadt nicht weniger als 7 Personen. Bei der letzten Volkszählung wurde in Marburg ermittelt, daß die ledige Hen riette Glöckner am 11. Sept. 1792 und Hit verwittwete Elisabeth Gu-imm am 7. März 1793 geboren ist. Wegen 9 mit unglaublicher Frivoli tät geleisteter Meineide ist der Wagner Sllteuhenn aus Leckringhausen zn sieben Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. Langfinger stiegen letzthin Nachts in das AmtSgerichtsgebäude in Ziegen Hain ein, ließen den 7 Centner wiegen den seuerscsten Geldschrank znm Fenster hinaus auf einen Schiebkarren, welcher indeß von der schweren Last zusammen brach. Das dadurch entstandene Ge räusch zog einen in der Nähe befind lichen Polizisten ».i, bei dessen Erschei nen die Diebe mit Hinterlassung von Geldschrank und Schiebkarren schleunigst das Weite suchten. Königreich Sachsen. Das Landgericht Chemnitz vernr theilte den Redacteur der socialdemokra tische» „Presse", Gustav Adols Glade witz, wcgen Beleidigung des Redacteurs des politischen Theiles des „Chemnitzer Tageblattes" zu einer Gesängnißstrase von 1 Monat. In der Amtshaupt mannschaft in Kamen,', ist die älteste Per son die am 7. December 1787 in Conne witz geborene Auszüglerin Magdalena Volk. Ans Reichenbach i. V. wan dern jetzt Arbeiter nach den Ver. Staa len ans, um in einer von einigen sächsi schcn nnd thüringischen Fabrikanten bei New ?)ork gegründeten großen Kamm garn Spinnerei und -Weberei in Arbeit zu treten. Während man von vielen Seiten über einen industriellen Driicl und laue» Geschäftsgang klagt, erfreut sich Zwönitzthcil zur Zeit eines regen Arbeits- und Gefchäftswesens, so daß die gewöhnliche Arbeitszeit nicht hin reicht, um allen Austrägen gerecht zu werden. Aehnlich ist es auch in Burk hardsdorf, Meiersdorf, Chorusdorf, Einsiedel, Erfenschlag etc. In Dres den hat sich der bei dem 2. Grenadier regiment No. 101 stehende Sohn des Zinngießermeisters Friedrich, aus Furcht vor Strafe wegen eigenmächtiger Ent fernung voir seinem Truppentheil, er schossen. Thüringische Staaten. Der Verband „Thüringischer Vor fchußvereine", welcher der weitaus größte derartige in Deutschland ist, »msaßt gegenwärtig 101 Vereine. Direktor ist der Justizrath Schweinitz in Ilmenau. s-In Altenburg der bekannte Zei chenlehrer am Friedrichsgymnasium, Professor Karl Moßdorf. Aus dem Aeraer Konfulatsbezirke wurden, im letzten Qnartale des verflossenen lah res »ach Amerika sür 1,713,002 M. Waaren versandt, gegen 1,370,432 M. im 4. Quartale 1889. —Am 1. Januar 5. <>. begann die „Gothaische Zeitung" ihren 200. Jahrgang.—Aus dem Fried- Hose V. in Gotha wurde kürzlich die Feuerbestattung au der Leiche der Frau Baurath Pleßner vollzogen. Unter dem Verdachte des Meineids ist der Gemeindevorsteher Haueisen in Do bra verhaftet worden.—Es feierten ihr 50jäh. Dienstjubiläuni: in Ballstedt der Bürgermeister Walther, in Coburg der Fiiilinzrath Fuchs, in Neustadt a. O. der Gendarm Hempel uud in Weimar der Kam mersrurier Jordan. Königreich Bayern. Dem Fabrikbesitzer Ed. Kupfer in Hrankenreuth bei Waidhaus, einem der bedeutendsten GlaSindustriellenderOber psalz, ist der Titel eines kgl. Commer zienrathes verliehe» worden. -Die kürz lich in Aschafsenburg verstorbene Priva tere Frl. Gerster hat dem katholischen Gesellenvcrein, sowie den Stadtarmen je .',OOO M. vermacht. Zu ei» Monat Äesüngniß verurtheilte die Strafkammer den Restaurateur Hofman von Aschaffen burg, der sich in seiner Wirthschaft den Kästen gegenüber in den rohesten Aus drucken über Christus und den Marien Cultus ergangen hatte. —Aus dem Con snlar Agenturbezirkc „Augsburg" wur den im 4. Quartal 1890 nach den Ver. Staaten Nord Amerika's Waaren im Vesammtwcrthe von 127.080 M. expor lirt. Dr. Hiigel in Kronach und stucl. jur. Böhm in Seibelsdorf, die in einem Steinbruch eine Schlägermensur ansgc fochten hatten, wurden vom Landgerichte zu je 3 Monate» Festung verurtheilt. — y Joh. Pirchmoser, in der Schützenwelt als Zieler unter dem Namen „Grafen hansl", besonders in den 60er Jahren eine im Hochlande weitbekannte und we gen seiner Originalität, seiner Lebhaf tigkeit und Fertigkeit sehr beliebte Per jönlichkeit. Der Export von Fürth nach den Ver. Staate» Nord Amerika's betrug im abgelaufenen Jahre 13,9 Millionen Mark. (I. Quartal 2,9 Mill., 2. Quartal 3.» Mill., 3. Quar tal 4, 1 Mill, und 4. Quartal 2,9 Mil lionen Mark). —Dem Gütler Schwank! in Lichteneck schenkte seine Frau drei inuntere Kinder, zwei Mädchen und einen Knaben. Kinder und Mutter sind gesund. Die Bevölkerung im Bezirks amt Hersbruck hat um 2000 Personen abgenommen, die meistens in Städte verzogen sind. Seit einigen Tagen wird der städtische Förster Pfauntsch in Lad Kissingen vermißt. Man nimmt an, er habe, »m nach seiner Wohnung zu gelangen, das Eis der Saale betre !e», sei cingebrocheii und ertrunken. Lei der Stiftungsfeier der Univer sität in Würzburg wurde der Preis der liinecker-Stiftung, bestehend in 1000 Mark und einer goldenen Medaille, dem Geh. Rath Professor Dr. Robert Koch in Berlin zuerkannt. In alt herkömmlicher Weise hat Würzburg dem Prinz Regenten auch Heuer wieder ein aus einer Summe von 50 Goldgul den bestehendes Neujahrsgejchenk über reichen lassen. -f- Domkapitular Busch and der sreiresignirle Notar Hofrath Zofef Oppmann. Erschossen haben sich: in Augsburg, verschmähter Liebe wegen, der Schneider Keller und in Lindau, aus Furcht vor Strafe, ver schiedener Unregelmäßigkeiten wegen, der Unteroffieier Nieder voni drillen Znf.-Regiment; Selbstmord durch Er hängen begingen: die geistesgestörte Krau des Bauern Panzer von Grum bach bei Wetterseld und in Rosenau der Kahnarbeiter Lor. Fuchs; die an Schwermuth leidende 26jährige Frau deS Bahnadjunkten K. in Jmmenstadt ließ sich von einem Bahnzng todtfahren. Königreich Württemberg, -j- In Morgentheim Kaufmann I. Dreher fcn.- Bei dem siebenten Sohne des Fuhrmanns Hipp in Tübin gen hat der König Pathenstelle über nommen. Der Haushälterin Marie Ä'uonz in Obermarchthal, welche 51 Jahre im Dienste ihres verstorbenen Bruders, des PsarrerS Kuonz und langjährigen SuperiorS des Klosters Süssen stand, wurde von der Königin Olga das goldene Kreuz sür langjäh rige treue Dienste verliehen. Steck brieflich verfolgt wegen Unterschlagung wird der Verwaltnngscandidat Gott- Keb Haag von Winnenden. In Blanselden hat sich der Schuhmacher H. und in Eisenfurth der Tagelöhner Frick erhängt. Todtgefahren wurden: der Hilfsherzer Jak. Pfeifer von Neckarhau seil und der Sohn Friedrich des Oeko nomicpflcgcrs Maier in Plochingen; der 18jährige Casper Schenrer in Rotenbach, O. A. Ellwangen, wurde vo« einer stürzenden Tanne erschlagen; un glücklichem Sturze erlag der Handels mann Dav. Liebmann in Tübingen! tödtliche Brandwunden erlitt in seinem in Brand gerathenen Bette der Bräu meister Groß i» Wolthausen. —ln Nottenburg hat in der NenjahrSnachl eine Feuersbrunst die Anwesen von Seisens. Const. Adis, Easp. Vollmer, Metzger Diebold, Panl Neu, A. Mau rer, Metzger Joh. Ruckgaber und B, Waller in Asche gelegt, wodurch 15 Familien obdachlos wurden; der Scha den beträgt ca. 100,000 M. Das Ehepaar Adis, in dessen Scheune der Brand ausbrach, wurde un ter dem Verdachte der Brandstiftuno verhastet. Grohhcrzogthunr Baden. 112 In Meersburg der Hauptlehre, Math. Schashaeutele. Hinter den, Döbele aus Schweizergebiet wurde di« Wittwe Schlotterbeck vou Konstanz durck drei Stiche in die Herzgegend ermorde! aufgefunden. 1° In Lahr der auch als Dichter bekannte Landtagsabg., Bankiei Frd. Geßler. 112 In Mannheim der Bildhauer I. Kraut. Der verstor bene Fabrikant C. W. Grether hat ir seinem Testament das Krankenhaus ir, Schopsheim mit 20,000 M., sowie das Lörracher Spital mit 8000 M. bedachte dem Frauenvercin Schopsheim wurde, 1000 M. überwiesen. Di? golden, Hochzeit stierten die Eheleute: Schmiet Jgn. Konrad-Achern, Georg Ada» Seitz-Breitenbronii, Oberlehrer Rhein bvld-Frcibnrg nnd Anton Maier-Mun dclsingen. Aus der Rh ein psalz. Der Ackerer Peter Rapp von Berg ist einer Verletzung, die ihm unlängst seft Pferd durch einen Biß in die Wang« beigebracht hatte, erlegen. Die Be srirchtungen, daß die Weinberge durck den starten Frost Schaden genommei haben möchten, sind allgemein. Große» Aussehen erregt in Frankenthal die Ver Haftung des Vorstandes der Taubstum mcn Anstalt, Hauptlehrer ErnstKadner, wegen Verbrechen gegen dte Sittlichkeit 112 in Grülistadt die älteste Bewoh nerin Charlotte Hirschbrand im Altei von über 100 Jahren. Ueber dai Vermögen des s. Zt. flüchtig gegangener Stuhlfabrikanten W. Schulz in Pirma fens wurde der Konkurs eröffnet. Elsaß-Lothringen. -s In Straßbnrg der Oberstlieutenan Wehineyer, Commandeur des 132. Ins Regts. Der in Mannheim verstor bene Kausmann Georg Velten, ein ge borener Haltcn'er, vermachte zum Be sten bedürftiger Einwohner letzterer Ortes 50,000 Mark. Der Mördei des Metzgers Heinr. Meyer, der Meyei aus dem Wege vou Reichenweier nacl Colmar erschoß, ist durch Papierstück chen, welche auf der Mordstelle lager und aus einem Hebslkalcnder gerissen waren, entdeckt worden. Die Theile, welche zu den betr. Papierstückchen paß ten, fand man im Hose des Rebmannes August Ebele in Mittelweier und der Kalender, in den die Stückchen gehörten, in dessen Hause. Diese Umstände führ ten zu Ebeles Verhaftung. Dei Gastwirth M. Reichlin in Wittersdor! ist der Anklage verhaftet worden, sich Weinsälschungen in großartige»! Maßstabe schuldig geinacht zu haben. Braunschweig. Anhalt. Lippe. W a l d eck. Große Sensation erregt in Braun schweig der Selbstmord des Finanzraths Küster: er hat sich erschossen. s Da selbst der bekannte Major a. D. Hol land. - Ueber die Firma Acarn, Be sitzer Kausm. Eduard Goldschad, in Bernburg, ist das Concursversahren er öffnet. TaS Deficit soll beträchtlich sein. iln Zerbst der pensionirtc Lehrer Stall bäum. Nach einer vom Landtage nunmehr angenommenen Re gieruugs - Vorlage haben diejenigen Steuerpflichtigen in Detmold, die bis zu l5OOMk. jährlichem Einkommen ab geschätzt sind, seruerhin kein Schulgeld mehr zu bezahlen. 112 In Heidenol deirdorf Leibzüchter Tappe. Mecklenburg. Staatsrath Dr. Buchka in Schwer!,, ist anläßlich seines 25jährigen Minister jubiläums vom Großherzog in den erb lichen Adelsstand erhoben worden Zur großen Freude der Ortseinwohner hat die Landesregierung in Ueberein stimmung mit dem preußischen Eisen bahnininisterium den Eisenbahnban Hagenow Olensloe endlich genehmigt. - Mit einem großen Aufzuge und einem Festessen feierte die Schnciderinnung in Neustrelitz ihr 150 jäh, Stiftungsfest. fln Rostock der RatliS und Univerfi täts Buchdruckereibesitzer G. Költzow. Kürzlich hatte er erst sein SOjähr. Buch druckerjubiläum gefeiert.—Jubiläen. Es feierten: die diamantene Hochzeit die Eheleute Arb. Peters in Poel, die gol dene die Eheleute Arb. Pierstorf das. und Schmalfeldt in Bitegest. Ol d eub u r g. s In Oldenburg Oberstlieutenant a. D. Strackerjahn.—Direktor Emil Not ton in Mainz hat die Conzefsion zum Bergbau auf Silber-, Blei- und Kupfer erze auf einem auf den Bänneu der Ge meindeil Walhausen, Steinberg Deck«, Hardt, Wolfersweiler und Mosberg Richweiler belegenen Grubeufeld erhal ten, welches einen Flächenraum von 3,- 307,966 Hektaren enthält. Freie Städte. Gesunken ist der am Steinhöft liegend, Dampfer „Blücher I." Die Ursacher sind unbekannt.—ln welchem Maß stabe sich unsere Schissfahrt seit den Jahre 1875 gehoben hat, erhellt ans nachstehender Angabe: Während i,r Jahre 1875 die Zahl der angekomme ncn Schiffe in Hamburg 5260 mit 2,- 118,000 Reg. Tons, die der abgegange nen Schiffe 5209 mit 2,085,000 Toni betragen hatte, zählte man 1890: 817 k angekommene Schisse mit 5,203,00 V Tons und 8185 abgegangene mit 5,- 215,000 TonS. —Durch eine Explosion in der Krümmel'schen Dynamitsabrik ir> Geesthacht wurden die nachstehenden Ar beiter getödtet: Haberlaudt, Bohlst», Eliassohn und Marteussohn von hier Koch aus Hamwarde, Stanko aus Wiershop, sowie Syngbi und Koch an» Tesperhude. Schweiz, s In Bern Eduard Langhaus, Pro fessor der Theologie an der dortiger Hochschule, Präsident der Synode. Die Eheleute Chapalay in RemanffenS fanden ihre vier Kinder, drei Mädcher und einen Knahen, im Alter von 2—l Jahren, in der in Brand gerathener Wohnung als Leichen auf. Für di, Braudbeschädigteu In Rülhi-Moos sint beim Departement des Innern 148,07 c Fr. an baar eingegangen. Durch eiw niederstürzende Felsniasse wurde ei, Wag>:u eines Bahnzuges der Laudquart Davoserbahn zertrümmert. Der einzig' Passagier des Wagens, Seisensabrilan Haas von Zizers, erhielt schwere Ver letznngeu. In Lugnez hat in dei Neujahrsuacht der Spengler Waser i» Schnapsrausch seine Frau mit einei Kaffeemühle erschlagen. In Zürick hat sich kürzlich eine Gesellschaft „Eigen Heim" konstitnirt, welche sich die Er stellung billiger Wohnhäuser zum Zwei setzt. Der Verein hat nun den Vor stand ermächtigt, einen größeren Land komplex in Riesbach anzukaufen. Finauzirung soll gesichert sein. Vo> Zürich ist der Comniis Franz Boge aus ZigerS, Kanton Graubünden, nacl Unterschlagung von 10,000 FrcS. flüch tig gegangen. 112 In Küsnacht Pfr Paul Heinrich Burkhard, Kirchenrath O e st e r r e i ch. Wien: Der in der Altenstraße ü( wohnhafte Buchhalter Julius Mra gab vier Schüsse auf feine Frau Amali Mraz, verwittwete Krügel, eine gesucht uud belieblc Hebamme, ab. Die Ver letzuugcn sind leichte. Mraz wurde ver hastet. Der Komiker Kornau vo» Josesstädter Theater wurde wegen eine- Extempores: „Wir Journalisten ver stehen uns aus Diners, obwohl wir zi de» Hringercandidaten gehören," zu 1t Gulden Geldstrafe verurtheilt. —Der ersten Selbstmord im neuen Jahre be ging hier ein Mediciuer, der 27jährig I. H. Kiesler, welcher sich in eine Badeanstalt erschoß. KieSler war nah> daran, seine Studien zu beendige». In Bisagno (Bez. Roveredo) erschoj am Nenjahrstage der 4jährige Knat» Alexander Bona mit einem in eine Küchenecke stehenden Gewehre, daß er ii einem unbewachten Augenblicke erwischte seine Großmutter. Die Spinnsabri Ed. Walatsch in Brünn ist insolvent Passiva: 100,000 Gulden. Nota? Karl Langer in Gewitsch entleibte sick in einem Anfalle von Trübsinn durcl ein«» Revolverschuß. Die neuest Grubenkatastrophe zählt zn den surcht barsten, die seit fünf Jahren im Ostraue! Kohlenrevier sich ereigneten. Bon dei 400 Mann der Belegschaft waren 15( gefährdet; von diesen sind Vi) todt; I', Betäubte wurden gerettet; die übrige« retteten sich nach den anstoßende, Schächten. Etwa dreißig hätten sick retten können, aber sie verfehlten dei richtigen Weg, liefen in den Wetterzuj hinein und erstickten. Die Verunglück ten sind meist verheirathele Polen mi Familien. Böhmens Export nach dei Ver. Staaten von Amerika ist im letztei Quartal 1890 trotz der McKinley-Bil um 1,637,054 Dollars gestiegen; a> Rohzucker allein wurde sür 1,751,42 i Dollars gegen vorjährige 305,843 Dol lars ausgeführt. Ein Rückgang weiser Handschulie, Perlen und GlaSwaarer auf. Die Stadt erhält als Staats subvention sür den Wiederaufbau dei Karlsbrücke einen Betrag von 100, 000 sl. Im 'letzten Jahre Habel in Prag 60 Personen, und zwar 4'. Männer, I'. Weiber und ein Kind voi 12 Jahre», durch Selbstmord geendet Selbstmordversuche sind im verflossener Jahre.'»o zu verzeichnen. Frau Pauline Tarnowsky eine Russin, die de» Grad eines Doc tors der Medicin erlangt hat, hat ein, bejondere Gruppe von Verbrcchcrinnen zum Gegenstand anthropologischer lln tersuchungen gemacht, die sie nach dei Methode Brocas ausgeführt hat. Si« hat sich dabei nur auf Frauen des groß russischen Stammes beschränkt und all. Fremden ausgeschlossen. Vierhunderl Frauen sind untersucht und an diesen j« dreißig Messungen vorgenommen wor den. Frau Tarnowsky ist dabei zu den Schlüsse geklin ncn, daß die Verbreche rinnen zu einer Klasse von abnorme, Frauen gehöre», die degenerirt oder i, der Entartung begriffe» sind. Sie sol len nach Frau Tarnowsky unvollständig, Wesen sein, die in ihrer Entwickelung eine Hemmung erlitten haben. Sie sint behaftet mit einer krankhaften Erblich keit und zeigen Spuren von geistige, und körperlicher Entartung im Zusam menhange mit einer unvollkommen» Entwickelung. Die geheimnisvoll« Pupp«. Ein nettes Weihnachtshistörchen wird > nachträglich aus Berliu berichtet. Zu den Hausarmen eines bekannten Ban kiers gehört die Familie eines Schrei bers, dessen Gattin früher einen klei nen Dienstposten versah. Wiederholt im Jalire kommen der Familie srennd lich klingende Erinnerungen von ihrem früheren Dicnstgeber zu und selbstver ständlich auch zur Weihnachtszeit und zu auderen festlichen Gelegenheiten. Das S Hreiberpaar besitzt auch ein Kind, das nun zum neunten Mal mit Unge-> duld das übliche reiche „Christkind" erwartete, indeß die Eltern ruhiger dem Kommenden entgegensahen; sie wußten, daß zu Weihnachten ein blauer Hunder ter ans dem „Vorderhaus" des Ban lierS in die kleine Schreiberstube geflo gen kommt. Am Mittwoch Nachmittag kam denn auch der Diener des reichen Gönners. Aber während er sonst mil Packet?,, von Spielwaaren, Näschereien und Kleidungsstücken beladen erschien, kam er diesnlal sast mit leeren Händem Nichts als eine Pnppe hatte er abzu geben, und die forschenden Blicke nach dem Couvert konnte er nur mit einem Lächeln beantworten; er hatte keinen Brief zur Bestellung erhalten. Die Ehegatten w.,ren nicht wenig be stürzt. Waren sie in Ungnade gefal len? Warum hatte der sonst so theil nehmende Herr ihrer diesmal ver gessen? Auch die kleine Marie war höchlich unzusrieden. Ihr altkluger Sinn stand nach Höherem, als einer Puppe, obgleich das hübsche Ding gar nicht zu verachten war. Die armselige Christbcscheerung war vorüber. Die unzufriedene kleine Marie war frühzei tig zu Bett gegangen, die Puppe hatte sie aber doch in ihr Bettchen mitgenom men. Die Eltern besprachen abermals die satale Weihnachtsbcschecrung. Was halte das zu bedeuten? Nichts als eine Pnppe und dazu ein Zettel von des Gebers eigener Hand: „Achtung beim Zerreißen der Puppe!" Das war ja förmlich Hohn. Nein, da mußte Etwas dahinter stecken. Am nächsten Morgen schon wollte der Schreiber unter dem Vorwandt, seinen Dank abzustat ten, bei dem Bankier vorzukommen und Aufklärung zu erhalten suchen. Damit war die Besprechung des unangenehmen Erlebnisses vorläufig zu Ende. DaS bekümmerte Paar war eben da ran, zur Ruhe zu gehen, als der Frau noch Etwas einfiel, was sie dem Manne fast zaghast mittheilt». Die sürchtete, sich zu blamiren, aber es mnßte doch heraus: vielleicht hat der Zettel Etwas zu bedeuten: „Achtung beim Zerreißen der Puppe!" Zuerst lachte der Mann, dann wurde er nachdenklich und endlich begab sich etwas Außerordentliches: Ein Erwachsener war neugierig das Eingeweide einer Puppe zu seyen. Sachte wurde die „Grete" den Armen der kleinen Marie entwunden, die sie trotz alledem fest umschlungen hielten. Dann wurde die Puppe in den Händen abgewogen; wahrhaftig—sie war schwe rer, als sonst Puppen zu sein pflegen. Und nun. »ahm die Mutter rasch ent schlossen mit einer Scheere die Opera tion vor. Man schlitzte der Puppe den Bauch aus. Und richtig—ei« Säckchen, das beim Nachzählen zwanzig blanke Doppelkronen enthielt, das war die Seele der Puppe. Die „Grete" wurde säuberlich geflickt und dem schlafenden Kinde wieder in den Arm gelegt. Am nächsten Tage kaufte der Schreiber der unzufriedenen Tochter noch aus Eigenem eine nette Befchecrung und kalligra phirte einen Dänkesbrief an de» Gönner. Ein Sohn Irlands, der smaragdenen Insel, der im englischen Heere gegen Napoleon den Ersten ge »ient hatte, pflegte in seinen späteren lagen, wo er Abend für Abend eine Schenke besuchte, um sich gütlich zu thun, seinen phantasiereichen Landsleu !en häufig zu erzählen, wie er Bona parle's Bekanntschaft gemacht habe. „Wo ich ihn gefehn habe? fraget Ihr. Wo anders als in Aegypten. Da nah men sie mich gefangen; aber kaun« war ich fünf Minuten in der Gefangenschaft, oa wußt' er's auch schon und sandte aus der Stelle einen Adjutanten zu mir. Was half's? Ich mußte kommen, da war weiter kein Federlesen. Da stand er denn vor mir, und mit einem Blitz- Malefiz-Aesichle hat er mich angeguckt. .Korporal Mulrooney", hat er zu mir gesagt; wie er aber meinen Namen erfahren hat. das, Freunde, ist mir alle weile noch ein Räthsel; —Mulrooney", hat er gesagt, „einmal in Eurem Leben könnt Ihr die Wahrheit sagen. Ich rathe Euch, lügt jetzt nicht; Ihr werdet mich verstehen. Wie stark seid ihr eigentlich? Verderben über die Lüg ner", sagte er. „Amen!" sagte ich, »Verderben über die Lügner!" er.— „Sagt mir die Wahrheit, Mulrooney, und Ihr sollt sehen, ich will einen Mann aus Euch machen", sagte er; „aber wenn Ihr sie nicht sagt, so will ich" — dabei l>at er geflucht: aber was er ge flucht hat, das weiß ich nicht mehr, denn er fluchte ans französisch; gesagt hat er aber: „ich will Euch durch den Schädel jagen, was in diesem Pistol steckt, so Ihr mich anlügt." Gebt Feuer! comman dirte ich ihm in'S Gesicht, und er schoß doch nicht. Gebt Feuer! rief ich aber noch ein Mal. Bonaparte guckte mich ganz bestürzt an; „Bei m Teufel, Herr Adjutant", sagte er, „der Mulrooney ist ein Hauptkerl, ein Staatskorporal, wie mir noch keiner vorgekommen ist. Den laßt mir wieder frei, und wenn lisch ein Tropfen Branntwein in der Flasche ist, so gebt ihm den, denn bei Ktott, es ist höllisch heiß heute." Verblümt. , Für wie ilt halten Sie mich wohl, lieber Gras?" „Welche Frage! Gnädige Frau sind t«wiß so jung, als Ich alt!" Sonntagsjägers Trost. .Gott sei Dank, lauter spindeldürre Treiber, die nicht so leicht zu treffe» »»dl" 7 HVrtl-Snetdot««. Hyrtl, der große Wiener Anatom, »essen 80. Geburtstag vor Kurzem sest iich begangen wurde, war in der wissen ichastlichen Welt, wie im Leben eine' zleich ausfallende und eigenartige Er ichcinilng. Gern erinnern sich Bernss- Genossen, frühere Schüler und Freunde der vielen fesselnden Züge des beden -enden Mannes und zahlreicher Ge schichten, die sein harmloser Humor durchleuchtet. Er war die denkbar chlichteste und anspruchsloseste Persön üchkeit; anS Prunk und Schmuck machte er sich gar nichts, an sich selbst so we llig wie bei Anderen. Einmal —so er ;ählt man der „Köln. Volksztg." »emerkte er bei einem seiner Schüler eine verthvolle Busennadel; indem er mit zem Finger auf sie zeigte, fragte er den Besitzer: „Welche anatomischen Partien befinden sich unter dieser Nadel?" Der Student sah ihn verblüfft an und blieb zie Antwort schuldig. „Ich habe ge glaubt," scherzte Hyrtl, „Sie hätten das bunte Ding aufgesteckt, um uns ausJhre Kenntniß der betreffenden Partien auf merksam zu machen." Er nahm dann die Nadel, steckte sie in den entsprechen oen Theil des aus dem Steiutisch lie genden Leichnams nnd nannte und er klärte niiii die sämmtlichen durchstoche nen Theile. Ans dem Alsergrnnd in der Nähe des anatomischen Instituts, der alte» Gewehrsabrik, war die Gestalt Hyrtl'S viele» Leute» bekannt, aber die Wenigsten wußten, wer der auffallende Mann war. Er fiel namentlich in der kälteren Jahreszeit auf, wenn er feine» alten Regenmantel trug. Dieser mag ein Familienstück gewesen sein; er hatt! eine Anzahl kleiner Kragen, wie da 4 oor etwa hundert Jahren Mode war. Der graue alte Mantel, die etwas ge bückte Gestalt mit dem bleichen hohle» Nesicht erweckten hier und da das Mit gesühl eines Begegnenden, nnd da soll eS vorgekommen sein, daß ein Herr ihm einmal eine kleine Münze in die Hand drückte. Hyrtl snhr aus seinen Ge danken empor, betrachtete die Münze nachdenklich und überreichte sie dann gelassen einer alten Fran am Schotten ihor, die er oft mit Almosen bedachte. Seinen Prüflingen gab er sich mit jovialer Liebenswürdigkeit, die öfters mit Sarkasmus gesalzen war. Die neue „Rigorosen Ordnung" schrieb vor, daß der Student die einzelnen Knochen ihre, Loge im Körper nach genan bestimme« sollte, ob sie der rechte» oder linke» Seite angehörten. Hyrtl legte einem Candidaten einen Oberschenkelknochen vor mit der Frage nach der betr. Seit« des Körpers. Der Candidat erklärt« sich sür die rechte, und Hyrtl stimmte ihm bei. Hieraus reichte er dem Ca»> vidate» ein Schienbein, welches dieser als der linken Seite angehörig bezeich nete. Daraus Hyrtl: „Merken Si« sich EinS: ich pflege einen Studenten niemals zu täuschen. Wenn er von mir den rechte» Oberschenkel erhält, be kommt er auch de» dayi gehörige» rech ten Unterschenkeln—Ein anderer Ca», didat konnte ihm keine einzige Frag, beantworten. Hyrtl sragte ihn endlich: „Wo wohne» Sie?" Der Gefragt« nannte eine Gasse, die Hyrtl unbekannt war, und dieser meinte: „Sehen Sie, so ist die Wissenschast getheilt. Si> wissen keine Anatomie, uud ich weitz aicht, wo Sie wohnen." Eine lnstige Geschichte erzählte man ans dem Alsergrnnd über den Zwist zwischen Hyrtl und Brücke, die sich i» manchen anatomischen Fragen nicht ei nigen konnten. Hyrtl hatte eine Zeit lang allerhand Grünzeug mit in den Saal gebracht: er trug es in den Ta scheu nnd verlor auch Hastrköriier, wenn er sein Schnupftuch hervorzog. Eines TageS wurde die Sache aufgeklärt. Professor Brücke machte beständig Ver suche über die Gewichtsabnahme des Körpers in Folge des Hnngerns. Er vcrwciidclc zn diesen Versuchen Kanin chen. Die Thiere wurde» jeden Tag gewogen und zeigten mit hartnäckiger Bosheit von Tag zu Tag eine größere Gewichtszunahme. Kein Wunder! Denn Hyrtl fütterte die Thiere jeden Tag fürsorglich von einem Gangfenster aus. Lachsen in Afrika. Eine Anzahl von Herren und Da' mm saßen in einem Eisenbahncoupe und stritten sich lebhast über die von einem Herrn aufgestellte das Volkslied verschwinde immer mehr, um dem Gassenhauer Platz zu machen. „Eiherrjemersch, nu sehnst mal", platzte mit einem Male ein gemüthlich liusseheildcr Herr los, der bislang ge schwiegen hatte, „und was Wirde» Si« nu dazu sagen, wenn ich Ihnen beweisen dhäte, daß nnser Volkslied sogar in Afrika DeilschAsrika nadierlich bobulär is? Da is mer selbst ene Ge schichte bassird " .Erzählen!- hieß es ringsumher. „Mer war'n nämlich mehrere Freinde j'samme» in Gamerun, wo mcr bei anem Geschäftshause angestellt waren, ns äner Ferienreise begriffen uud dra-! fen blötzlich nff äne Negerkarawane, die um än großes Feier lagerde. An die > fem Feier brieden se sich ä gleencS! Lämmchen. Mit ä'm Male, wie se im; besten Braden sind, springd Sie äj Löwe vor, reißd Sie das fort und will damit entfliehen. Ich nich saul, nehme meine Flinte, lege an biff! baff! liegd der Löwe da undj giebd Sie keen Lebenszeichen mehr von sich Wie die Schwarzen das seh'n,, erheben sie än gewaldiges Freidenge« jchrei. Aber der Häupdling .Stille, Kinder, singen mer zu Ehre» dieser kihnen Dhat das alte Lied: „Freit eich des Löwens, .Weil noch das Lümmchen glüht!" Was sagen Sic dazu, meine Herr-, jchasteu?" Gedankensplitter. Wem licht zu rathen ist, dem ist auch nicht zui bellen, »nd doch kann ma» rothen, ohne ihm Helsen ju können.
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