6 1 2>t« Bestattn«« »nf Schlacht» feldern. ES erscheint uns als eine Pflicht, au) die Uebelstände des seitherigen Bestat> tungSversahrens auf größeren Schlacht feldern und ein Mittel, ihnen zu begeg nen, eingehend hinzuweifen. Hierbei «vollen wir zugleich prüfen, ob der An gabe Küchenmeisters über unzulänglich« «estattiingcn aus dem Schlachtfeld« von «Cedan begründeter Zweifel entgegen gesetzt werden kann. In seiner Arbeit: „Die verschiedenen Bestattungsarte« «nenschlicher Leichname vom Ansang« der Geschichte bis heute," sagt er in de, Einleitung: „Noch im letzten sranzösi jchen Kriege <1870—71) haben wir ge sehen, daß Hunde (und ihre Ver wandten, dieArdenncnwvlfe und Füchse) s>ie Leichname aus dem Schlachtfelde von Sedan gierig auSfchaarten," Dr. Bernstein schreibt in einer Ar Sieit: „Die Leichenverbrennung vom Standpunkt der Hygiene und Pietäl Mgen Todte": „Die Berichte und Be schreibungen, welche vom Schlachtfeld« svon Sedan vorliegen, müssen jeden Deutschen, nein, jeden Edeldenkcuden, mit Schmerz erfüllen. Ueber 40,000 Menschen- und Thierkadaver sind da selbst beerdigt worden. Die benach barten belgischen Dörfer waren mit Seuche» und ansteckenden Krankheite« »rfüllt und veranlaßten die belgisch, Regierung, den Obersten Creteur zu» Untersuchung und Beseitigung des Noth standes abzusenden. Die er hat mit Haarsträubender Ausführlichkeit übe» den Zustand des Schlachtfeldes be irichtet. Den einzigen Ausweg sand e» !in einer nachträglichen Verbrennung der Leichen, welche denn auch unter er schwerenden Umständen stattfand. Ich will Einiges aus dem Berichte deZ Obersten Creieur mittheilen, „In Laid-Trou sanden sich in einer,sm deutsche Soldaten, einem fließendes Wasser nahe, angelegten Grube, di« Leichen so wenig init Erde bedeckt, daß die sl<-ischsressenden Thiere schon einer Theil der Hänse und Gesichter verzehrt hatten. Bei 30 großen Baierngräber» hatte» die Tagewässer die Gruben ge Lockert und die Leichen bloßgelegt, ode, die Grundbesitzer halten an oer Entblö ßung mitgeholfen, die Grabhügel abge trieben und besäet. Zwischen Bala« und BazailleS war ein tief dnnüer, über das übrige Feld hervortretende» üppigerer Streifen, entsprechend einem vom Besitzer abgetrage ien Grabhügel eines BaierngrabeS. D e ihres Flei sches beraubten, Extremitäten der Lei chen ragten aus dem Boden heraus, das übrige deckte eine leichle Erdschicht und hierin gedieh das Getreide üppiger als anderwärts. Die Wildschweine, Füchse, Hunde, die sich an dem Fleische de» Menschenleichen labten, halsen die Erd schichten wegkratzen, ebenso wie die Ra ben aus den Pserdegruben. Hunde, welche einmal die Kost genossen, wollten gar nichts anderes mehr esse». Und so geht der Schauderbericht wei ter. llnd bei solchen Thatsache», die trotz aller Sorgfalt der Militärbehör den sich wiederholen müssen, wer hätte da noch den traurigen Muth und wiese die Leichenverbrennung, welche die ein zige Möglichkeit bietet, uns vor solcher Schmach zu wahren, von der Hand? Die edelsten des Landes, die freudig iyr Lebe» sür uns geopfert, einer solche» Unbill, einem solchen Elend in Feindesland preiszugeben, während wi» in—Gedanlenlosigkeit die Früchte ihres Siege; einheimsen, ist eine Schande," (Dr, Bernstein gebrancht hier starke Ausdrücke, welche »vir unterdrücken,) Auch später haben sast alle Werke über Feuerbestattung die Mißstände der Grabstätte» ans den Schlachtseldern von Srdan und die hierdurch nöthig gewor dene nachträgliche Verbrennung der Leichen im Frühjahr 1871 hervorgeho ben. Ueber die Unzulänglichkeit der Be stattung aus den Schlachtfeldern des Jahres schreibt ferner Dr. Pini in seilen, Ä!>r (.'rvmation''! „Im EinUang mit einer Depesche des Baron Larrey vom 27. September 1870 nnd Gutachle» des Gejundheitsrathes von Paris und Versailles, ließ die bel gische Regierung durch Creteur ein« große Zahl der Leichen einäschern, welche bei Sedan über den Boden hin zerstreut waren I» sul"). An gleichem Arte wird erwähnt, daß man >n demselven Kriege vor Paris im Umkreise von mehreren Meilen „das traurige und verletzende Schauspiel eine, Masse von überhasteten Beerdigungen »ind Bestattungen an der Oberfläche de, <srde sehen konnte. Dr/ A. Kronseld, Sekundärarzt dei k. k. allgemeinen Krankenhauses in Wien sagt in seinem unlängst erschienenen Werke über Leichenverbrennung: „Für Kriege und Seuchen scheint di« Leichenverbrennung jeden'alls seh» werthvoll zu sein. Nach Siemens kann ein Berbrennnngsosen binnen zwei Ta gen ans Feldsteinen ausgebaut werde» ,ind in Aktion treten. Lose ausgchäust« Feldsteine wären, nach seinem Plane, mittels einer Rostseuerung zu erhitzen; sind die Steine rolhglühend, so ist ein Luststrom durchzuleiten, welcher starl erhitzt die Leiche bestreicht. Die Mrlitärstaaten habe» ziemlich gleichlauteude Vorschriften sür die Ber gnng der Gefallenen. Sind Leichen ii« Drange der Kriegsereignisse an unge eigneten Orten bestattet worden, fo sind die Gräber nachträglich durch Erdhügel zu verbessern, oder die Leiche» sind zu verlegen. Wenn DeSinsectionSmittel nicht in genügender Menge vorhanden sind, oder „erheischen e-Z die Bodenver hältnisse, so können die Leichen aus ge eignete Art (in improvifirtenßostösen' verbrannt werden." (Reglement sür den Sanitäts dienst des k. k. öitr. - ung. Heeres, IV. Th.) In Küchenmeisters bereits erwähnter Arbeit zweiter Abtheilung lesen wi, Blber daS Schlachtfeld von Setzan: „Ehe noch die oben erwähnten Bt)<ylü,ie in Paris gesaßt w»rden, hatte am 8. oder ii. März 1371 an biSHum W. Mai Creteur sich darüber hn'gemacht, aus Befehl der belgischen Regierung nnd unter Zustimmung derGeneralcomman- > dos und Regierungen der kriegführen den Mächte (Deutschland und Frank reich »die außerordentlichen Uebelstände, »urlche die Solditen- Massengräber und die Thierkadaver- Gruben in der Umge gend hervorbrachten, dadurch zu befei- ! tigen, daß er die halbverwesten Leichen- reste in ihre« Gruben noch nachträglich ! vcrbranme. Creteur läßt nun eine eingehende Be- schreibung des Verfahrens folge», aus welcher hervorgeht, daß die Leichengru- ! den mir fehr stach waren und daß viele Tausende von Menschen- und Thierlei- chen anS AÄIZ Massengräbern oer vrannl wurde». Oesters explodirte» i» der Hipe die gefüllten Patronentaschen nnd selbst Granale». welche man in der Eile zugleich mit de« Leichen begraben , hatte Die Brandrcste wurde» nunmehr koch j Mit Kalk nnd Erde üverjchütte.t und die ! Hügel eingesäet, um den frühere« Miß ständen zu begegnen.— Auf einem anderen großen Schlacht felde des deutsch - französischen Krieges im Jahre 1875 stattgehabten Grabes- Eröffnungen wohnte Schreiber diei'ej bei. Man fand hierbei fast auf der Oberfläche der Erde unter kaum Fnj hohem Hügel z. Th. in den Weichtheileu erhaltene Leichen. Manche Leickien blieben in den Schützengräben, wo man sie sand, liegen und wurden einfach mit Erde bedeckt. Auch auf den Schlacht seldern um Metz waren die Uebelständi der Sold ilen Grabstätten derartige, daß oon militärisher Seite 187vj71 um fassende sehr kostspielige Anordnungen »u deren Beseitigung getroffen w irde>i. Die Ausführung stand unter Oberlei tung von Oberstabsarzt Dr. d'Arrest, der uns hierüber berichtete. Die „Assanirungsarbeiten" bestander vorzugsweise im Aufschütten von Che mikalien, Auswerfen von Erdhügeln uns deren Bepflanzung auf den voryer zu flach angelegten Gräbern. Noch gegen 1880 ergaben sich Miß stände an diesen Krieger,zräbenf, so daß Garnisonbauinspector Rettig zu Meg den leider zu kost'pielig befundenen Plan zu einem großartigen Ossuariui» ausarbeitete, wohin man plante, die ge sammelten Gebeine der G-sallenen über zuführen. Auch in anderer Richtung ließen eS, Behörden, Private und Ange hörige nach:räglich an Sorgsamkeil für die Grabstätten nicht fehlen. Daß aber im Augenblicke der Mafseutödtung großer Schlachten, wo der Feind all« Änsmerksamkeit in Anspruch nimint und jede Hand beschäftigt ist, die Bestattun gen nicht stets in vollkommener Weist hergerichtet werden können, wird jede» Kundige von vornherein und ohn« Weiteres begreisen. Anders liegen dil Dinge bezüglich der in kleineren Gesech ten vereinzelt Gefallenen, besonders wenn das GesechtSseld besetzt bleibt und die Zeit nicht drängt. Hier mag Alles befriedigend sich gestalten fassen. Di« in erst erwähnten Fälle» zu Tage tre tenden Mißstände führten schon 1812 in Rußland und 1814 zn Montfancon vor Paris zur Feuerbestattung der Ge alle nen. Nach Dr. Pini wurden an letzte rem Orte mehr als 4000 Gefallene ein geäschert. Im Juni 1855 verbrannt« man zu RivaS in Nicaragua die Leichen von 13 nordamerikllnischen Osficieren und Ivo Soldaten. (Küchenmeister). Die Feuerbestattung schlug Coletti in Italien sür die Schlachtfelder des öster reichisch-italienischen Krieges vor, sowii 1867 Bertani sür alle zukünftigen Schlachtfelder. Der Vorschlag würd« gelegentlich des Pariser internationalen Kongresses sür die Pflege der im Kriege Verwundeten gemacht. Das Ungenü gende der seitherigen Bestattnngsweise der in den großen Schlachten Gefallenen ist somit seit langer Zeit vielsach aner kannt und wird in den Kriegen der Zu kunft noch fühlbarer werden, da die ver vollkommneten Schußwaffen und di« größeren Massen der Kämpfenden dl« Zahl der Kriegsopfer voraussichtlich in's Unabsehbare vermehren werden. Im Hinblick hierau' ist es gewiß nicht angebracht, die beobachteten Mißständ« bei Bestattungen auf den Schlachtfel dern aus übel angebrachtem Zartgefühl zu verschweigen. Es ist vielmehr Pflicht, bei Zeiten aus deren Abstellung bedacht zu sein, und namentlich zu verhindern, daß die ungenügend Begrabenen den Lebenden durch Verderbniß von Luft, Wasser und Boden gefährlich werden. Erwägungen dieser Art ließen bereits sor zehn Jahren den italienischen Haupt mann Req sein mobiles Cremalorium ronstruirrn, das den Kriegführenden nachfolgen soll. Auch diese Blätter be faßten sich mit derselben Frage und schlugen unter näherer Begründung di« Verwendung des wohlseileren Feist'sche» CrematoriumS im Kriegsfalle, bei Be lagernngen u. f. w. vor. Freilich kann Niemand voraussage», ob die besonde ren Verhältnisse eine derartige Verwen dung sosort nach dem Kampfe gestatten werden. Unbedingt aber wird diefelb« nachträglich zur „Ayanirnng" des Schlachtfeldes und zur Verhütung von Profauirung der Leichen stattfinde? lönnen. Wenden wir uns zum Schlüsse noch kurz den obigen Angaben CreteurS und Küchenmeisters über das Ausscharren oberflächlich angelegter Massengräber ! durch Thiere, insbesondere Wölfe zu. j In Deutschlands Wäldern gehören Zöölse allerdings zu den auSgestorbeuen j Thiergattungen; nur selten vrrirrt sich in strengen Wintern .ein „Ardennen . Wolf" bis an die User des Rheins. In Rußland, Frankreich und den seit 1871 von letzterem abgetrennten Gebiet liegt die Sache anders. Nach öffentlichen , »mtlichenßerichten aus Deutsch Lothrin gen aus den siebziger Jahren wurde» Saselbst,n einzelnen Jahren noch 50 . diS 70 Stück Wölse (auch Wild Sauen) r erlegt. Es wird für jeden erlegten > Wolf eine Prämie vom Staate bezahlt, ! und Schreiber dieses nahm öfters an, i »ach sranzösiichem Gesetz polizeilich an« geordneten Wolfsjagden theil. In Nord Frankreich besteht noch daS Ann deS WolssjägcrS (Chesde la Lonvekr?«, Ein Grand Louvelier 1»n -g:rtz am französischen Hose). Im strengen Winter brechen dort Wöls« »och jetzt nach iiiters wiederholten Zei tungsnachrichten in die Ställe der Dör fer ein, raube» die Hunde von der Seit« bei Herrn, fallen Kmder an und decimi ren den Wildstand. > ES ist dies eine Folge der besondere,. > Art der nord französuchen Forsttullur I mit ihrem NieSerwalde und der eigeu- t minlichen dortigen Jagd Zustände. Wer wird unter diesen Verliältnissen gegenüber Zeugen wie Küchenmeister uiio Creleur u. A, Zweifel hege» iü >- ! nen, daß die überhand nehmenden ! Wölfe und anderes Wild im hinter ! 1670 —71, wo Niemand Polizeijagde» ! anordne» und dieje Thiere vertilgen konnte, Raubzüge auf daS den Arden ! nen benachbarte Schlachtfeld von Seda» ! mir seinen schlecht verwahrten Massen ' gräbern in der That unternommen ha beu ? UebrigenS waren solche bedauer liche Vorkommnisse gewiß nur etwas nebensächliches im Vorgleiche mit den von uns weiter oben nachgewiesenen Zuständen bei Massenbcgräbnissen im llrie.!-. So lange wir nun nicht in das gol dene Zeitalter des ewigen Weltfriedens eingetreten find, so lange uns männer mor?ende Schlachten bevorstehen, kön nen wir uns der Pflicht uicht entziehen, den Folgen des Krieges vor jv beugen, soweit das überhaupt möglich. Zu Kiesen Folgen rechnen wir auch die Miß stände der Massenbegräbnisse auf z Schlachtfeldern. Das Gegenmittel heißt: Feuerbestattung der auf dem Felde der Ehre Gefallenen. Eine Generalin aIS Diebin. Den Geschworenen in Petersbnrg wurde dieser Tage eine Excellenz als Diebin vorgeführt. „Natalie Waffil jcwna Woronow, Frau eines General- Lieutenants, angeklagt des Diebstahls ! von Wertbpai ieien!" erlönte die Stim- nie des Gerichtspräsidenten. Zögern den Schrittes tritt eine ältliche, in i«esc Trauer gelleidete Dame von mittlerem Wüchse vor und nimmt nicht aus der Anklagebank, sondern als wolle sie schon dadurch ans ihre Schuldlosigkeit hinwei sen, vor dem Sünderbänkchen Platz. Ein um 49SU Rubel bestoblener Diacon steht vor Gericht als Civilkläger. Am S. December v. I. machte der Diaeon der Alexander-Schule, Afimow, der Po lizei die Anzeige, daß ihm aus seinem Schreibtische verschiedene Werthpapiere im Nominalwerthe von 495« Rnbel entwendet worden. DaS Schloß des TchubsacheS war dabei vollständig »n bersehrt. Der Dieb halte sich entweder eines Nachschlüssels bedient, oder war dadurch in den Besitz der Papiere ge langt, daß er von der Hinterwand des Schubfaches eine Leiste, die sich als ge waltsam entfernt erwies, losgerissen. Dabei wurde der eigenthümliche Um stand constatirt, daß der Verbrecher aus dem Lederläschchen, in dem sich die Wcrthobjecte besanden, nicht alle dersel ben geraubt, sondern einige, augen scheinlich absichtlich, zurückgelassen hatte. Der Bestohlene halte alle Nummern de» gestohlenen Papiere notirt und übergab eine Copie derselben der Polizei. ! Unter letzleren befand sich ein Billel der l. Prämienanlcilit, Serie 17,1 17, No. 11. Den Tag des Diebstahls an zugeben, war der Geschädigte nicht im Stande. Ebensowenig konnte er e'nen Verdacht äußern. Eine Mittheilung seiner Frau ließ schließlich einen solche», »ie unglaublich er auch anfangs erschien, »ufkommen. Derselbe traf die Frau »es General - Lieutenants Woronow, Natalie Wajsiljewna. Sie verkehrte in ser Familie des Diakons und wurde »uch miluuter von der Frau desselben desucht. Bei einem ihrer Besuche er zählte die Angeklagte, sie besänd-- sich in zroßer Geldverlegenheit und bat Frau ülsimow, es zu vermitteln, daß ihr Nonn ihr 3500 Rnl'el leihe. Letztere erklärte ihr, dieses sei durch die, ans den j IL. November festgesetzte Hochzeit ihrer Richte unmöglich. Frau Woronow wechselte darauf dys Thema und bot sich !n sehr freundlicher Weife an, Frau Asi „ow am Hochzeitstage beim Arrange nent behilflich zu sein. Sie erschien »uch am Hochzeitstage und war, da eS viel zu schaffen gab, recht willkommen. Sin Theil der Vorbereitungen bestand j darin, einige überflüssige Möbel in ein »esondereS Zimmer zu schaffen, wozu ! »uch der Schreibtisch gehörte. ! Am Abend begaben sich Alle, außer »er Angeklagten, in die Kirche zur Trauung. Sie blieb allein im Quar tier zum Empsang der Neuvermählten. Line plötzliche Haussuchung beim Gene ral Woronow blieb erfolglos, es wurde nichts gesunden. Fast ein halbes Jahr verging darüber. Der Diebstahl war I ichon fast in Vergessenheit gerathen. I Da, im Mai dieses Jahres nahm diese klngelegenheit eine ganz neue Wendung. In der neunten Abendstunde dieses Ta zeS erschien in der einer Frau Fomin »ehörizen Wechselstube in Petersburg eine seltsame Erscheinung. Dieselbe var tief vermummt. Ein großer Hut nit breit.'m Rande, der fast das ganze Besicht beschattete, gab der Unbekannten ein eigenthümliches Aussehen. Die klugen waren durch eine große, graue grille verdeckt. Um Hals und Kinn hatte sie ein großes schwarzes Tuch ge schlungen, wobei ein dichter Schleier >aS Wenige, was von ihren Gesichts zügen srei geblieben war, undurchdring lich verhüllte. Diese mnsteriöse Erscheinung bot ein tzrämienbillet zum Kause an. Das j villet trug die Serie 17,117, Nummer 11. Frau Fomin überzeugte sich bald »us ihren Vermerken, daß daS Prä »lienbillet gestohlen sei, nnd schickte i ihren Lehrling nach einem Polizeibe ! »mten. Die Fremde zuckte unter sicht ! »cnc.n Schreck zusammen. Sie warf «h Frau Fomm zu bedeckte ihre mit Küssen, brach in jammervol les Weine« aus, erllärte, sie habe eine zahlreiche Familie zu Hause und bat, ne gehen zu lassen. Diese vermummte Fremde entpuppte sich im Polizeiburean iIS die Frau eines General-LieutenanlS, Natalie Wasjiljewna Woronow. Ans »ein Wege zur Polizei bot Frau Woro ,ow den, Oberdwornik, mit der Bitte, iie freizulassen, mehrere Creditscheine. .Weshalb hatten Sie sich so ver mummt?" wandte der Gerichtspräsident sich an die Angeklagte. „Ich gehe stets so gekleidet aus die Straße und trage »uch beständig meiner kranken Augen liegen eine Brille!" lautete die Ant vort. Der geschädigte Priester Asimow »ekundetc dagegen, daß Frau Woronow «ie eine Brille getragen. Charakteri ilifch warin die Auslagen der Hauptzeu zin, der Frau Fomin, Inhaberin der ILechselbnde, in der die Angeklagte ab aßt wurde. „Mir fiel die eigenthümlich be mnmmte Perion sofort auf. Die will nicht erkannt fein-, ging eS mir durch den Sinn. Als ich nach der Polizei schickte, fiel sie mir zu Füßen, janimerie and bat um Gnade und erklärte, ihr Mann sei in Lnga Inhaber einer ob skuren Schankwirthschast, sie besäße eine zroße Familie und daß ich durch meine Partherzigkeil sie und ihre unschuldigen Kinder ins Unglück stürze, Ferner be iheuerte sie, ihr Mann sei durch dieses Lillet, da er dasselbe in Zahlung ge kommen, von einem Spitzbuben belro ;en worden. . Als ich unerbittlich »lieb, sprang sie plötzlich vom Boden empor und rief mir zu: „Ich bin eine ! sornehme Dame, sobald Sie nach der > Polizei schicken, tödte ich mich hier auf diesem Flecke, vor Ihren Augen!" Da bei hielt sie den Lehrling, der den Poli zeibeainten herbeiholen sollte, krainps zast fest, hatte sich mit dem Rücken legen die Thür gestemmt und verwehrt? ,hm den Ausgang. Nur »ach vieler Nühe gelang eS dem Knaben, sich von »er seltsamen Erscheinung freizu nachen", erklärte unter Anderem die Zeugin. ! Die Ange!lärle wurde von den Ge chworenen sür schuldig erklär und dcm >ach zum Verlust der Rechte und zur Lerbann.ing ins Gouvernement TomSk Peking. In der letzten Sitzung der Gesell schaft sür die Erdkunde, zn Äöln sprach Dr. EmänS über Peking. Als Mit glied der deutschen Gesandtschaft bat der Redner Gelegenheit gehabt, die Hauptstadt des himmliscl e > Reiches ge nau kennen zu lernen. Peking (lZoi <ljn») heißt Nordhan.tstadt, im Gegen satz zu Nanking (Ksn-cijaff) der Jüd residenz. Alter, Schicksale und Größe, sowie die heute einem unauslialisamen Versall erliegenden herrlichen Bauten der Vorzeit machen die Stadt zur merk würdigsten des Reiches. Als Haupt stadl und Sitz des l,u»„»-<li oder Kai sers übt sie den bedeutendsten Einfluß aus die 2 t Piovinzialregiernngen. Die ser Einfluß bernhi hauptsächlich in den lediglich in Peking zn bestehenden höhe reu literarischen Pnn»ngen und in der Belohnung der erfolgreichen Can)i daten mit den höchsten Civil und Mili lärstcllen im ganzen Reiche. Peking zersällt in zwei Theile, die innere und wiederum zwei ummauerte Städte, de ren innerste die „rothe,verbotene Stadt" heißt uns die den Kaiserlichen i alast enthält. Die zweite heißt kurzweg die Kaiserliche Stadt und ist überaus reich an Parks, Tempeln und Palästen. Die äußere Stadt ist Sitz eines bienenhist emsigen Verkehrs, aber überaus arm an ölsenllichcn Banlen. Eine ungeheure Mauer umschließt ganz Peking und trennt auch die innere von der äußere» Stadt. Diese M aner ist mit zahlreichen, hohen und prächtigen Thürmen geschmückt und besitzt l 0 Thore, sie ist unbedingt eine der größ ten Sehenswürdigkeilen des chinesischen Reiches. Die Anlage der Hauptstraßen, die sich sämmtlich unier rechtem Winkel schneiden, zeigt die größte Regelmähig ke.t. Den Kern bildet der Kaiserliche Palast, um welchen herum sich ine Stadt gruppirt, nebst den vier wichtigsten Altären: im Süden (der chinesischen Hauplwellgegend > der Altar des Hin, Niels, im Norden derjenige der Erde, im Osten und Westen die Altäre der Sonne und des Mondes. Die Hauptstraßen gehen von Thor zn Thor, die wichtigste führt vom Palaste zun, Temvel des Himmels. In ihrer Vertheilnng spricht sich die gleiche Regelmäßigkeit aus. Zwischen den breiten und schnur geraden Hauptstraßen aber liegt ein unentwirrbares Labyrinth von Gäß che», die zu betreten sür den Europäer stet« mit Unannehmlichkeiten verbunden, häufig sogar le enSge ährlich ist. Denn den Chinesen ist der europäische „rothe Tensel" aus'S Bitterste verhaßt, selbst die Hunde belle» ihn an. Peking mag heute etwa eine Million Einwohner zählen, vor zwei Jahrh»» derteii dagegen belies sich seine Bevölke rung aus das Dreisache, In den dicht bewohnte» Quartieren ist das Treiben und Drängen überaus lebkast, beson ders in de» Thoren, dnrch welche aller Verkehr der Außenwelt mit der Hanpt stadt vor sich geht. Dort herrscht ein unbeschreibliches Gewühl von Menschen nnd Thieren, und immer wieder tönt dort der chinesische Ausruf: „Borge mir Deinen Glanz", eine liebliche An rede, die aber in Wirklichkeit nichts An dereS sagen will und anch sür nichts An deres genommen wird, als unser deut fches: „Hol' Dich der Henker und mach' mir Platz!" Gedankensplitter. Wer wagt, gewinnt wenigstens an übien Ersahrungen. —'Eier sind am schmack hafteste», wenn man sie einundzwanzig Tage brüten und dann sieben mal siede» Woche» gut sütiern läßt. «ar»e Rn»»»»t»»«n« T»«q»er. Noch heute verfolgt mm, mit unge- Iheiltem Interesse die Schicksale des Sohnes der Marie Antoinette, jenes unglücklichen KindeS, das in, Temple unter der grausamen Behandlung seiner Wächter ein wahrhast elendes Dasein beendete. Dagegen hat die Sck'wester desselben, die spätere Herzogin von Angonlcme, niemals gleiche Änsmerk samkeit wie ihre Brüder erregt, und blieb sür die Nachwelt eine fast unbe kannte Persönlichkeit. Und doch ist ihr Leben voll wirksamer Momente. War sie doch vernrtheilt, im Kerker, Ivo sie mit ihrer Familie schlimme Zeiten ver brachte, ihre Eltern, ihre Brüder und ihre Tante Elisabeth zu überlebe». Auch durch ihre» weitere» Antheil an wichtigen Ereignissen während des Em pire und der Restauration ist sie aller Beachtung würdig. Trotzdem harrt sie »och des Biographen, der ihre Geschichte schreiben soll. Neues Material sür die selbe bietet die eben erschienene Publi kation von Professor Zeißberg, dem äußerst verdienstvollen Forscher, der in seinem grundlegenden Werke zur Dar stellung der deutschen Kaiserpvlitik Oesterreichs während der französischen Reoolutionskriege. inleressanie Aus schlüsse über die Auslieferung der fran zösifchcn Prinzessin an den Wiener Hof mittheilt. Mit Hilse dieser Publikation nnd anderweitiger in Memoiren und Briefen zerstreuter Angaben »vollen wir im Nachfolgenden veriuchen, ein kurzes Lebensbild der Tochter Marie Autoi nettens und Ludwigs XVI. zu zeichne». Im Alter von vierzehn Jahren ge langte Marie Therese-so benannt nach ihrer Großmutter, der Kaiserin Viaria Theresia —in die Gefangen schast des Temple, wo an die Stelle des Glanzes und aller Herrlichkeit, welche sie im Schlosse von Versailles nmgeben hatte», die bitterste» Entbehrungen traten. Nicht ohne die tiesste Rührung liest man noch heute, was sie in ihrem ergreifend geschriebene» „liseit clgg die Leide» nnd Bedrängnisse berichtet, denen sie und ihre Angehörige» im Ker ker ausgesetzt waren. „Die Strenge unicrer Wächter erzählt die Prin zessin wuchs mit jedem Tage. Gab meine Müller mir Unterricht oder hals sie mir, Auszüge aus Büchern zn machen, so stand iinmcr ein Munici palbcamter hmter mir, der mir über die Schultern schaute, weil man stets Ver schwörungen befürchtete. Die Zeitun gen wurden uns weggenommen aus Angst, wir könnten 'Nachrichten vom Auslande bekommen. Indessen, e neS Tages brachte man doch meinem Vater eine Zeitung mit der Bemerkung, es stehe etwas besonders Wichtiges darin. Aver es sand sich nur der abscheuliche Satz, man werde den Kopf des Königs in eine Kanone laden. Ei» andermal brachen Mnnicipalbeamte in taufend Beschimpfungen und Drohungen aus, während sie wiederholten, womit uns schon o?t gedroht worden, daß wir alle sterbe-! m -üten, sobald nur die Feinde Marie Therese, oder Madame Royal, wie sie im Gesängniß hieß, wurde von ihren Angehörigen getrennt, die nach einander in den Tod gingen, ohne daß dir juuge Prinzessin eine Ahnnng davon gehabt hätte. Fünfzehn Monate blieb sie abgeschlossen von aller Welt. Diese Einsamkeit erfüllte sie schließlich mit solcher Verzweiflung, daß sie den Tod als Erlösung herbeisehnte. Der Sturz RobeSpierre's und der Tod ihres Bruders bewirkte» endlich eine Aenderung in der Lage der Prin zessin. Nun suchte Madame Tourzel, die ehemalige Gouvernante der „Kinder Frankreich", zu ihrer früheren königli chen Schülerin zugelassen zk» werden. Mit ihr die Gc>angenschast im Temple theilen zu dürfen, wurde der Tourzel verweigert. Aber sie durfte Marie Therese besuchen, die jetzt auch in der Person einer Madame der Chantcreine eine Gesellschafterin erha ten hatte. ES war eine schmerzliche Begrüßung, als die Prinzessin und ihre Erzieherin nach dreijähriger Trennung zum ersten Male wieder in denArnien lagen. Nicht wenig aber war Madame de Tourzel, wie sie selbst in ihren Memoiren er zählt, erstaunt, ihre ehemalige Schüle rin, die beim Eintritt ins Gesängniß schwächlich nnd von zarter Kanslitutiou gewesen, jetzt trotz der erduldeten Leiden als kräftige und vollkommen ausgebil dete Jungsrau wiederzusehen. Inzwischen war jedoch eine Bewe gung in Fluß gerathen, welche die voll ständige Freilassung der Prinzessin aus dem Temple zum Zwecke hatte. Einige Einwohner von Orleans hatten bald nach dem Tode des Dauphins dem Na tional Convent eine Adresse um Befrei ung der Prinzessin und deren Ueberlas siing an ihre Verwandten überreicht. In der That beschloß aus Antrag Treil hard's am 30. Juni 1795 der Convent, Marie Therese dem Wiener Hose gegen Austausch der in kaiserlicher Gesangen schast sich befindlichen Franzosen zu übergebe». Der Convent sendete das betreffende Decret an General Pichegru, damit es dieser dem österreichischen Feld Herrn Clairsait zur Weiterbeförderung naäi Wien mittheile. Bei dem ti.'fen Hasse, den » aifer Franz gegen die fran zöjifch.'n Revolutionäre empfand, liätle er am liebsten den Antrag, eine Prin zessin von königlichem Geblüte gegen Sansculoites auszuwechseln, zurückge wiesen. Aber er fühlte, wie er selbst in seinem Schreiben an Clairsait be merkt, daß er jetzt mir die Liebe fü, feine unglückliche Cousine in Betracht ziehen und taber nicht zaudern dürfe, in den Austausch einzustimmen. Trotz dieser Bereitwilligkeit nahmen die Verhandlungen über die Ausliefe rung doch geraume Zeit in Anspruch; es erhoben sich Schwierigkeiten, und ,n die ser Hinsicht sind die bei Zeißberg mitge theilten Berichte Degelmanns, der mit dem Austauschgeschäfte betraut war, von großem Interesse. Endlich gelangte die Angelegenheit doch zum Abschlüsse, Am IS. December 1755 konnte Mar« Therese, begle.let von einigen Personen, um Mitternacht den Temple verlassen. Während Tegelmann in Basel »nit dem französischen Agenten Bachen über die Freilassung der Prinzessin langwierige Besprechungen gepflogen hatte, war in zwischen in Wien eine andere, das Schicksal der Tochter Marie Antoinet tenS betreffende Frage erledigt worden. Wo sollte sie nach dem Verlassen des Temple ihre» künstigen Ausenthalt aufschlagen? Die energische Königin Karoline von Neapel hätte am lieb sten ihre Nichte unter ihre eigene Obhut genommen. Den gleichen Anspruch erhob aus die Tochter seines Bruders der Gras von Provence oder, wie er sich schon jetzt nannte, Ludwig XVII. Sein bei Zeißberg veröffent lichter Bries an Kaiser Franz zeigt es am deutlichsten, daß ihn hiebei nicht nur verwandtschaftliche Gesühle, sondern in ebenso hohem Maße politische Beweg gründe leiteten. Der Kaiser bestimmte jedoch, daß die Prinzessin direkt den Weg nach Wien zu nehmen habe. Unter dem anonymen Namen Sofie reiste Marie Therese nach der österreichischen Residenz, wo sie am 9. Jänner 1796 eintraf. Hier erst legte sie Tr»ner für ihre dahingeschiedenen nächsten Ange hörigen an. Auf die Wielier mc.chte ihre Erscheinung tiesen Eindruck. Jede Gelegenheit, sie zu sehe», wurde benützt, und Alles eilte, ihr mit Zeiche» des MitleidenS zu begegnen. In Wien lebte sie von dem Reste des Vermögens ihrer Eltern uud dem noch nicht bezahl ten Theile der Mitgift ihrer Mutter. Erst einige Jahre später übersiedelte sie nach dem exil,rten Hos Ludwig XVIII. in Milan. Hier sand denn am 10. Juni 1799 die Vermäh lung der Prinzessin mit dem Herzoge von Angoulome statt, dem Sohne des nachmaligen Königs Karl X. Von diesem Momente an war Marie The rese für immer, mit der Sache des französischen Königthums verbunden. D,es war aber auch ein persönlicher Wunsch der Herzogin von Angouleme, die sich durch u»d durch Französin fühlte und keine größere Sehnsucht kannte, als wieder im Schlöffe ihrer Ahnen refidi ren zu können. So lange jedoch Napo leon I. die Welt mit dem Schrecken fei nes Namens erfüllte, war daran nicht zu denken. So mußte denn die königliche Familie fort ihr Heil im Exil suchen. Von Milan übersiedelte der Hof Lud wigs XVI 11. nach Hartwell in Eng land. Ter König führte vier das Da sein eines Grandseigneurs auf seinen Gütern, ganz ergeben den Genüssen, welche Literatur und Kunst seinem ge bildeten Geschmacke boten. Nicht in solchen Vergnügungen fand der mehr männliche Geist der Herzogin seuie Be friedigung. Ihr erschien das Leben in Hartwell traurig und öde, denn sie sehnle sich ununterbrochen nach größerer Thätigkeit, wie dies mir in Frankreich möglich war. Endlich kam der Tag der Erlösung. Napoleon fiel und über den ge stürzten Thron des Korsen hielt die Dynastie der Bourbonen ihren Einzug in Paris. Doch nicht lange währie dasGlück DaS Wiederauftreten des sür besiegt gehaltenen Imperators brachte d» Herrschaft der Bourbonen ins Schwan ken. Da, in diesem Momente, wo Lud wig XVIII. und sein ganzer Hof den Kopf verloren, zeigte allein die Herzo gin von Angouleme Muth und Ent schlossenheit. Sie übernahm die Ver theidigung von Bordeaux und erwieS sich bei diesen« Unternehmen so beherzt, daß selbst 'Napoleon ihr daS Zeugniß ausstellen mußte: „Sie sei der- einzige Mann in der ganzen Familie." All ihr Ringe» war vergeblich. Noch zu frisch lebte in der Armee die Erinnerung an den sieggelrönlen Heerführer, als daß fein Erscheinen nicht die schwan kenden Gemüther zum Abfalle von der königlichen Fahne hätte verleiten sollen. So mußte nun die Herzogin wieder in'S Exil wandern. Diese neue Ent täuschung bewirkte eine tiefe Verände rung in ihr und brachte vollends die Herbheit ihres Charakters zur Re se, zu der schon die Gefangenschaft im Temple d:n Grnnd gelegt hatte. Voll Schmerz im Herzen nnd empört über de» Abfall der Truppen hatte sie Bordeaux verlaf fen, Ihr heldenmütyiger Widerstand aber ließ sie in den Augen der Royall sten wie eine Märtyrerin erscheinen, und in Anbetracht der Leiden, welche sie srüher und Zetzt erduldete, »annte sie Ludwig XVIII. eine „moderne Anti gone". Sie widmete sich nun ganz der »irche, von deren Tröstungen alles Heil erwartend. Noch einmal aber winkt das Glück. Nach der kurzen Herrlich keit einer hunderttägigen Herrschaft wird Napoleon sür immer nach der Einöde von St. Helena verbannt und die Bourbonen halten zum zweiten Mal ihren Einzug in Paris. Jetzt klammert sich die Herzogin von Augouleme noch inniger an das Ideal ihres Lebens, an die Aufrichtung der Fabne des reinsten nnd nngerrübtesten Noyalisnius. Bon nun gehört sie mehr als je zum Kreise ihres Schwieger vaters, des Grasen Artois, der im Exil nicht« gelernt nnd vergessen. Ein sehr gewichtiger Zeuge, Odilon Barrot, behauptet, daß sie auf jenen, der nach Ludwig den Achtzehnten, als Karl der Zehnte den Thron von Frankreich be stieg, häufig Einfluß übte. Und in der That hören wir, daß, als er den ultra royalistüchen Minister Villele entließ, sie ihm fagte: „Mit diesem Entschlüsse sind Sie die erste Stufe von Ihrem Thron herabgestiegen. ES ivar das Verhängniß der Herzogin, daß sie sich nicht in die seit der Revolution geschas senen Verhältnisse sügen konnte. Sie war zu geneigt, die neue Generation sür alle Verwüstungen der Revolution und sür den Mord an ihren Eltern verant wortlich zu machen, während sür dies« Generation die „Weise des Temple" sast schon zur historischen Persönlichkeit geworden war. Abgekehrt den Tenden zen der neueren Zeit, erblickte sie in der Männern des Fortschrittes nur Feind« des Königthums und der Religion.' Auch sonst seylte eS ihr an den Eigen schaften, welche die Gunst des Volke» schnell enverben Helsen. Hören wir, wie eine Dame, die Her zogin von Broglie, sie schildert: „Die Herzogin von Angouleme hat Adel, aber leine Grazie; ihr Auftreten ist linkisch, der Ton ihrer Stimme rauh; sie ist schlecht gekleidet; aber trovdem ist s!« nicht ganz ohne Wurde. Ihre Augen sind roth, wahrscheinlich in Folge vielen Weinens,'was den ernsten Eindruck er' höht, den ihr Gesicht hervorrnst." Die Waffen, mit denen nun sie und Karl X,, für Erhaltung deS Königthums kämpf ten, waren keine glücklich gewählten. Die Dynastie der Bourbonen mußte im Juli 1830 in der Flucht ihr Heil suchen und die Herzogin lernte von Neuem alle Trübsale des Exils kennen. Nur mit schwerem Herzen trennte sie sich von Frankreichs Boden. Ihr Abschied von der Garde war ungemein pathetisch und mit Thränen in den Augen rief sie ih» Lebewohl zu. Odilo» Barrot geleitete als RcgicruiigScommissär t ie vertriebene lönigliche Familie über die Grenze. Wie er selbst erzählt, hielt er sich aus Ehrfurcht ferne von der Herzogin und richtete während der ganzen traurigen Fahrt nicht ein einziges Mal das Wort an dieselbe. Seinen dauernden Aufenthalt schlug Karl X. mit der königlichen Famili« auf dem alten Hradschiuer Schlosse in Prag ans. In diesem Schlosse ihrer mütterlichen Ahnen sührte die Herzogin eine ganz eigene Lebensweise. Genau um die neunte Abendstunde begab sie sich zu Bette, um schon um vier Uhr Morgens wieder aus den Füßen zu sein. Obwohl sie den Hosstaat ihres Schwie gervaters leitete, widmete sie doch den größten Theil des TageS kirchliche» Uebungen. Oester reiste sie auch nach Wien, wo sie Gast des kaiserlichen Hofe» war. Auf oie Fürstin Melanie Met ternich, die sie da im Jahre 1332 sah, machte sie den Eindruck, daß sie „das i>erbe verloren habe, das man srüher an ihr kannte." Als Karl X. vom Hradschin nach Görz übersiedelte, folgte ihm auch dahin Marie Therese mit ihrem Gemahl, der seit seiner erzwungenen Abdankung von der Welt nichts mehr'wissen wollte. '.'lber auch in Görz sollte die Herzogin nicht die ersehnte Ruhe finden. Ihren bleibenden Aufenthalt nahm sie endlich in Frohsdors bei Wiener-Neustadt. Hier in der Abgeschiedenheit beschloß die „Heroine ohne Furcht und Tadel ' am 15. Oktober 1851 ihr vielbewegtes Dasein, noch am Ende ihrer Tage den Letzten der Bourbonen, den Grafen Chambord, in den Lehren nnterweifend, die für sie da; Ideal ihres Lebens bil deten, aber ganz und gar nicht geeignet waren, der Dynastie der Bourbonen den Weg zur Herrschast in Frankreich zn bahnen. Prof. Ed. Wertheimer. Erinnerung an Vionville. Wie die NegimentS-Geschichte des 3. brandenburgischen Infanterie - Regi ments Nr. 2(1 beweist, rettete der.ehe» malige Füsilier Gutschmidt der 11. Compagnie des 3. brandenburgischei» Infanterie Regiments No. 20, jetzt Büdner in Rädel bei Lehnin, dem da maligen General Major v. Bredow bei Vionville daS Leben. Als Anerkennung für die Heldenthat bekam Gutschmidt das Eiserne Kreuz, und General v. Bredow ließ ihm seinen persönlichen Dank aussprechen. Der Thatbestand ist nach der in den „Heldenthaten deut scher Osficiere und Mannschaften" mit getheilten Aussage des Gutschmidt fol gender: Die Cavallerie - Brigade v. Bredow hatte eine französische Batterie nördlich der Chaussee Vionoille-Rezon ville attackirt, wurde aber durch feindliche Infanterie zur Umkehr gezwungen und darauf von feindlichen Kürassieren in der Flanke gesaßt. Die ganze Reitermafse wälzte sich der Ausstellung des Füsilier-Bataillons des Z. Infanterie.Regiments No. 20 zu; einer der letzten war der General v. Bredow, hinter ihm im vollsten Lause ein französischer Kürassicrosfizier, ein Hühne von Gestalt. Bon den Füsilie ren, worunter »uch Gutfchmiot, waren einige abgetreten, um Wasser zu holen. Diesen kämen beide Osficiere ganz nahe, Hauptmann Freiherr v. Hadeln rief den Füsilieren deshalb zu, sie möchten ans den französischen Osficier schießen. Da die Füsiliere nicht darauf vorbereitet waren, ein Fehlschuß auch leicht das Batawon hätte erreichen können, so stellte sich Füsilier Gutschmidt dem Feinde, der ihm ganz nahe war, mit gesälltem Ba joiiett gegenüber. Aber eine geschickte Seitenwendung des französischen Ossi cierS vereitelte diesen Angriff, und der selbe erreichte den General v. Bredow. Die Klingen beider Osficiere raffelten nun an einander. Da aber der Gene ral v. Bredow den französischen Officiei zur rechten Hand hatte, so war der Ge neral im Vortheil. Durch verzweifelt, Anstrengung und eine geschickte Wen dung gelangte der französische Officio auf die andere Seite des Generals, mn mächtigem Schwünge holte er zum tödt lichen Streiche gegen den Reitergenera! aus, der keine Zeit mehr hatte, sei» Pserd zu wenden. Aber der Füfiliei Gutschmidt, die Gefahr des Generals er fassend, legte schnell an, und ein wohl gezielter Schuß streckte den feindliche» Osficier todt zu Boden. Professor «o« an sein« Verehrer. Gar manche Ehre besonderer Art Ist mir zu Theil geworden, Adressen erhalte ich jeglichen Tag, Bekam auch ich die höchsten Orden, Zum Ehrenbürger ward ich gemacht Nach meinen erfolgreichen Mühen, Mir wird eine Dotation gebracht, Wohl gar der Adel verliehen; Zuviel fast der Ehren stürmten auf mich Aus allen Landesbezirken, Drum bitt' ich Euch Alle: verleiht mir die Zeit Ku weiterem Forschen und Wirken!
Significant historical Pennsylvania newspapers