ine ÄeliiisMMMer. von LZ. Lütetsburg (5. Fortsetzung.) Sechstes Kapitel. Viele Tage waren vergangen, setidem Ja'ob Brenner sich von Kordel getrennt, und es war ihm bis jetzt immer noch im Hause anztttrefse». Auch Frau Greve fand er nirgends. Eine Nach barin hatte ihn, gesagt, daß sie den Tag I Jakob wußte nicht recht, ob er Trauer den sollte. Ter Gedanke, das Kind in Nacht danke schmerzte! Ganz zufällig traf er eines TageS mit Frau Greve zusammen. Sie begeg lag Alles. Die Frau mochte Recht > Der Inspektor Wiedekind hatte sich »ind diese Thatsache war deinselben nicht entgangen. Später sprach der Inspektor noch mit dem Werkmeister Grünwald, zu Deutlich. > Beunruhigt fühlte sich Jakob nicht im Mindesten dadurch, er hatte sogar sehr ><ll' sein Sinnen in Anspruch. Unab- Itssig schwebte ihm jener Augenblick vor tonnte er nicht ausdenken. > Nach Feierabend rief ihn der Werk meister Grüiiewald zu sich. Er forderte ihn auf, «in Stück Wege« mit ihm zu kommen, da er ihn nach etwa« fragen «volle. Er schien ungewöhnlich ernst und tinruhig. „Brenner", sagte er, draußen ange langt, „Sie kannten ein kleines Mäd chen mit Namen Kordel Nachmann?" Während er sprach, hatte er Jakob scharf in das Gesicht geblickt. So be merkte er, daß dessen Miene sich verfin sterte. i »Ja, gewiß, wo« ist mit ihr? Können Sie mir Nachricht von ihr geben?" ' Tie Fragen waren nach einander, sehr basti» beivors-'lrben. Dir Werkm-iste« Bei diesen letzte» Worten blickte der sich keine Miene. „Das ist nicht unmöglich," sagte er und begann dann von jenem Abend zu erzähle», als er, von Grüiiewald kom mend, Kordel Nachmann in halb ver frorenem Zustande unten in der Haus flur gefunden und mit nach der Woh nung seiner Mutter genommen habe. Die ganze Erzählung trng so sehr den Stempel strikter Wahrheit, daß die Miene de» Werkmeister», trotz aller auf seinem Herzen lastenden Besorgnisse, sich schnell zu erhelle» begann, und sogar ein leises Lächeln feinen Mund umspielte. Wie hatte er nur einen Augenblick daran denke» können, daß der junge Mann eine große Unbesonnenheit begangen? „Ich freue mich' die Mittheilungen van Ihnen zu empsaügen, Brenner. Ehrlich gesagt, war ich Ihretwegen in nicht geringer Sorge. Ich dachte, Sie hätten sich in jugendlichem Eifer zu einer Unbesonnenheit hinreißen lassen, die, von Ihren Feinden benutzt, für Sie sehr unangenehinc Folgen hätte nach sich ziehen können. Man hat Sie in Ver dacht, daß Sie Kordel Nachmann irgend eine diesbezügliche Anzeige zugegangen, und, ich kann es Ihnen nicht verheim lichen, man hat sich entschlossen, bezüg liche Nachforschungen anzustellen. Ihre Erzählung wird Ihnen jede weitere Un annehmlichkeit ersparen." Jakob Brenners Gesicht hatte eine holte ties und schwer Athem. Er hatte damals die Möglichkeit, dal Kind vor den Auge» der Frau Greve verborgen ihm lastete. Der Werkmeister ahnte die Gedanken, welche den jungen Mann in diesem Augcublicke beseelten; Jakob that ihm leid, aber es war besser, daß den Umständen sehr wohl zu allerlei Muthmaßungen hätte» Veranlassung geben können. Bei solchen Dingen lasse ner Meinung nach, Jakob aus den richti gen Gedankenivez gebracht, trennle er sich oon diesem. Zum Abschied halte er der Wohnung seiner Mutter zu, wie ein Träumender. Viele Menschen gingen an ihm vorüber, er sah oder bemerkte e« und erschöpst. Die letzten Worte des Todesstoß versetzt. Er sollte aus die Polizei, zum zweiten Male in sei nem Leben. Kalle Schweißtropfen traten vor feine Stirn, er mußte „Guten Abend, Mutter^"^ Dunkelheit „Jakob, weißt Du? O, Gott, was drücken. Du sollst —Du sollst —" „Auf die Polizei kommen, Mutter, nicht wahr? Rege Dich nicht so nutzlos auf, e« ist wegen Kordel Nachmanns." Nachmann?" „Sie soll ihrer Mutter fortgelaufen sein, und man vermuthet, ich halte sie „Ah! Gott Lob! mir fällt cm Steii. »am Herzen. Also weiter ist es nicht«? Ach, wenn ich daS doch eher gewußt Hille! Ich habe einen schreckliche» Nach« Sie war, wakrend sie so sprach, auf« gestände» und hatte Licht angezündet. Beim Schein der Lampe bemerkte sie sehr wohl, daß Jakob blaß aussah, aber sie hielt es für besser, nichis darüber zv sagen, es würde zu nutzlosen Erörterun gen Veranjassung geben. So brachte sie ihm das Abendessen. Es dünkte ihm u zu essen, aber er legte sich um »-er Mutter willen Zwang auf; seiue Seele war von bangen Vorahnnilgen erfüllt. Wenig wurde gesprochen an diesem Abend, nnd beide Menschen legten sich frühzeitig zum Schlafen nieder, ohne Nuhc zu finden. Frau Brenner schlief spät ein, Jakob fand die Stunde noch wach, welche zum Ausstehen mahnte. worden. Waruni? Oh! Oh! Er Grunde gerichtet werden sollte!? Für jeden andern Menschen nicht. Im Ge gentheil! Jedem anderen Menschen ms." In der Brenner'schen Fabrik war der Verdacht der Thäterschaft sofort auf Jakob gefallen. Ein Polizeibeamter hatte lange Zeit init dem Inspektor Wiedekind' gesprochen. Was hatte er gewollt. Selbstredend sich »ach Jakob Brenner erkundigen. dem, was seine gesaminte Kameradschaft beschäftigte. Er arbeitete fleißig, wie immer, und eine flüchtige Unterredung, polizeiliche» Berichte» in der Zeitung wußte er nichts, er fand erst spät am Abend Zeit, sich mit ZeitungSlescn zu beschäftigen. Für diesen Abend hatte der Werkmeister ihn zu Gast gebeten. Um zehn Uhr stand Jakob Brenner vordem Polizeikommissär, errathend und Kraft, die an ihn gerichteten Fragen zu beantworten, die Welt drehte sich mit ihm im tolle» Wirbel, Sturmgebraus Beamten übertönt. Jakob konnte nichts sagen, er wußte nichts. Seine Mittheilungen trugt» Hut sein. Seinen Aussagen standen diejenigen einer Fra» entgegtn, welcher nicht viel Zutrauen zu schenken war, aber sie konnte Beweise sür dieselben anfüh ren. Brenner hatte Kordel Nach niann sch»n einmal mit »ach der Wohnung seiner Mntter genommen, ja, sogar versucht, sie von der Frau Greve zu entfernen. Erst nachdem diese ih» mit der Polizei bedroht, hatte er das Mädchen doch war es ein warfen und er dann geflüchtet sei. In dieser Flucht sollte ein Beweis seiner Schuld zu sehe» sein, »nd der Polizei- all' die düstern Gedanken, welchenJakod sich seit seiner frühesten Jugend hinge» geben, zn bestätigen. Es war eben nutz> los, wetter darüber nachzusinnen, was er heute in Erfahrung gebracht, wußte er lange: Jeder »»selige Zusall im Leben konnte ihn i» den Auge» der Well zum Verbrecher stempeln. zer Zeit wieder in der Fabrik an. Seine Kameradcn hatten die Thür seit seinem Fortgänge kaum aus den Augen gelassen, treten sahen, machte sich in den meisten Gesichtern der Arbeiter eine Enttäuschung bemerkbar. Nur die Züge des Werk meisters Grünwald, der Jakobs Rück heit. In seinem Herzen war ein Ge sühl uubeschränkler Dankbarkeit für den Mann, der ihn »uu schon ein« Weil» verschlinge» gedroht, hochgehalten. Ei hatte das Bedürfniß, Trost zu empfan gen, den Sturm seines Innern zu be schwichtige», dei: ih» oft sinnlos voi Schmerz machte. In der Mittagsstunde ging Jakob nicht, wie sonst, zum Esse», sonder» Blut schneller durch seine?ldcrn. EZ um die Traulichkeit des Raumes zu er höhen. Ohne jedwede Geschäftigkeit einer Hausfrau, die nicht selten un blicken ließ. Die Erinnerun/an die Lehren des Werkmeisters übte eine stäh lende Wirkung aus ihn aus. öfter Gast in der Grünwald'fchen Woh nung. An Sonntagen machte er auch mit dem Werkmeister und dessen Tochter Spaziergänge. Es war ein ungewöhnlich kalter Win ter geworden, aber die sonnenhellen Tage machten den Frost weniger empfind lich, »lochte» auch die Eisblumen mor gens »och so dick an de» Fenstern sei», sie glitzerte» im rothgoldenen Sonnen von starrer Winterkälte. Jakob fühlte sich leichter und frohe, «l« feit langer Zeit. Die Gedanke» an die einzige Unterredung, welche er mit seinem Onkel. Karl Brenner, gehabt, drückte ihn nicht mehr zu Boden, denn er halte demselben gegenüber feste Sei lung genommen. Entschlossen, dem Manne nichts zu danken, ehe nicht das Dunkel der Vergangenheit sich erhellt, arbeitete er eifriger nnd angestrengter, als je zuvor, um sich die ihm zugewen dete Theilnahme zu verdienen. Sein Wochenlohn war erhöht worden, er hatte jetzt feine Beschäftigung unter den älte ren Gesellen und litt hier auch weniger unter der offene» und versteckte» Feind schaft jüngerer Kameraden. Mit den Gefühle», die er für de» Fabrikherrn kurze Zeit gehegt, und die weit von den jenigen entfernt waren, Deiche die Pflicht gegen seinen Vater ihm aufer legte, ivar er bald fertig geworden. Er hatte sich durch die glatte Außenseite ei nes Mannes täuschen lassen, der doch kein Herz in der Brust hatte, selbst wenn er nicht ganz so schuldig war, wie die Mutter ihn gehalten. Auch der Gedanke an KordelNachniann betrübte ihn noch, und in schlechte» und häßlichen Träumen sah er das Kind oft vor sich, wie es mit seinen großen Augen ihn hilfeflehend anblickte. Von dem Kinde war keine Spnr mehr aufgefunden worden, trotz aller anaestelllen Nach forschungen. Zum Glück hatte Jakob Brenner keintAhiiung, daß er noch immer der Gegenstand ailsmerksamcr Beob- achtung von Seiten der Polizei war, da Frau E'-r«ve bet Ihrer Behauptung, Jato» Brenner habe das Kind beseitigt, »er harrte. ivandclte sich in eine schwärzlich-grau« Masse, durch welche Mensche», Wagen und Thiere sich nur mit Mühe hindurch- Auch das Eis schmolz, kiachcnd zer, barst die feste Decke des Stromes, unt in tollem Wirbel, sich überstürzend, auf- Und bei dieser Gelegenheit war oberhall der Stadt ein schlimmer Fund gemachi worden. Die Eisschollen halten die Leiche einei Kindes an'S Land gedrückt, in eiiieir Abendstunde au« dein Hause seine« Mutler abholte, läßt sich schwer l>s schreiben. Halb bewußtlos war er dcu s«i»ei Unschuld gebracht. In dem letzten Augenblick, als Ja kob der Meinung war, daß NN» da! nicht der Anblick des Tuches selbst. " »Ich kenne eS. Ich habe sol che Tül^cr! „Kordel Nachmann," kam es heisei oon seinen Lippen. Sein Gesicht wai jetzt cidfahl, während die Mienen de! zn irgend einer Aeußerung zu bewegen. „Bei welcher Gelegenheit?" fragte ei weiter. „Damals, als ich sie in der Hausflui gesunden. Sie fror, und ich halte »ich« weiter, was ich ihr zum Schutz gebe. Die Worte waren in gleichmäßigen Tone gesprochen, die Stimme des juni gen Mannes hatte einen blecherne! Klang. „Sie sind wahrlich nicht um AuS flüchte verlegen," sagleder Beamte höh nisch. „Das weitere wird sich finde». Einstiveilc» sind Sie in Untersuchungs hast. Ich sage Ihnen nur, daß ei» of, feiies Geständnis Ihre Lage allein ver besseren kann." Jakob Brenner wurde von einem Po> lizeibeainten in eine Zelle für Unter, silchnngSgefangene geführt. Er war jetzl in der That unempfindlich für jede, Schmerz, überhaupt für jedes Gefühl. Er Halle sogar die Fähigkeit des Den kens verloren. Als er zum Bewnßtseii seiner Lage erwachte, dämmerte grauet Morgenlicht durch daS vergitterte Fe» ster seiner Zelle, er wußte aber nicht, ob er geschlafen oder sich wachend in einen bewußtlose» Zustande befunden halte. Der Polizeibeamte zweifelte nicht ai heit in auf Schuld oder Unschutt Brenners vorgelegen, so mußte dies, schwinden bei der Konfrontation deS he llicht hiniveggeleugnet werden, so sei» Aufenthalt „Am Dennhardl" und fer ner als der Umstand dat meinen verdienten, so war doch hier an zunehmen, daß sieauf Wahrheit beruh ten, obgleich der Znstand des todte» ZkSrpers räum eine <Aewayr»eiilung für eine derartige Aussage zu übernehmen gestattete. Verschiedene Umstände ver liehen den Behauptungen der Zeugin einen Schein von Zuverlässigkeit. Ihre Angaben über die Kleidung, welche Kor del am Tage ihrer Entfernung gelragen haben mußte, deuteten daraus hin, daß die gefniidenc Leiche nnr die der Vermiß ten sein könne. Das noch in ziemlich gutem Zustande befindliche Tuch hatte den Hals der Toden umschlossen. Jakob Brenner ließ schweigend NlleZ über sich ergehen, er verharrte beim Lengnen, man konnte ihm nicht einen einzigen Widerspruch in seinen geinachten Aussagen nachweisen. Nachdem der erste jähe Schreck übermuiide» war, sah er mit Ruhe dem Kommende» entgegen. Diese Ruhe war indessen da-Z Ergebniß völliger HossnnngSlosigkcit, jemals den den Fluch, der auf feiner Geburt uuo Jugend ruhte, zu besiegen. ner. Nicniand war zu ihm gekommen als der Untersuchuuq-Zrichter. Ihm war das lieb, wie er sich selbst sagte. Eins Begegnung mit der Mutter fürchtete er, Aufregung für beide Theile geben. Heimlich hatte er wohl auf ein Komme» des Werkmeisters Grünivald gerechnet, a» irgend eine Schnld seinerseits glaube könne. Warum sollte er nicht? Für ilii lagen dieselben Schuldbeweife vor, welch« Vlutwelle in sein Gesicht. Er hatt« ein überzeugendes Bewußtsein, daß sil ihn niemals sür schuldig halten könne. DaS war ihm doch ein Trost, obgleich e> sich sagte, daß ihm jedes Urtheil gleich giltig sei. Davon, daß "nicht Jeder an sein, Schuld glaubte, man im Gegentheil be müht gewesen war, Dinge aller Art her, vorzusucheu, um durch sie den Beweij seiner Schuldlosigkeit zu führen, wnßli Jakob nichts. Es war so selbstverständ, den" Kopf verlieren ? Dieses Tuch > Dummes Zeug! I» der Z.'scheu Fabul sind Hnnderttailsende von glcichmnslc Frühe abgeliefert DaS war eben em, Nachtarbeit. Wenigstens haben Sie so, viel Zeit zur Anfertigung der Ze-..h::l:,i< Zeugniß?" Jakob Brenner gab keine Antwort, nicht ein Laut kam über seine Lipven. Rothe und Blässe wechielteu ui (Besicht, er fühlte feine Ged>»it«,i si h verwirren. Der Uebergnng vs i dei Absicht, denselben in irgend einer Weis, zu Dank zn verpflichlen. Ans freien Antrieb sollte Jakob eines Tage« zn ihn kommen und bekennen, daß er sich in dem Binder seines Vaters getäuscht, l löial Lunüzli2ovs 3 Zum Thterschuh« Die Gräfin??., Besitzerin eines gr» ße» Rittergutes, fuhr an einem bitte» kalten Wintertage zur Messe. Auf de» Wege zur Stadt sah sie ihren Schkfq aus der Haide inmitten der Heree ste> hen. „Johann," sagte die Dame zum Kutscher, „sobald wir aus der Messt zurückkehren, rufst Du den Hirten voi seinem Posten ab, der arme Mensch »inj sich ja todtsrieren. Mag immerhin sü» die Schafe etwas mehr Stallsülterunz aufgewendet werden." Die Gnädige war eine Stunde dieser hochherzigen Entschließung aus der Messe zurückgekehrt und hatte sich im wohl durchwärmten Salon vor dem Osen niedergelassen, da trat der Kut scher herein mit der Meldung, daß e> nunmehr zur Haide gehen wolle, ui» den frierenden Schäfer mit seiner Herd« auf den Gutshos zurückzurufen. „Ach nein, laß das." entschied di, Gutsherrin. „Der Schäfer mag drau ßen bleiben, denn allem Anscheine nach ist die Temperatur erheblich milder ge worden." Ja, freilich war sie milder, seitdem die Gnädige im wohldurchwärmte» Zimmer saß nnd die Füße zum Ose» hinstreckte, der Schäfer und sein Hund aber mochte» draußen in den Schnee wehen auf offener Haide weiter frieren. Da? Mitgefühl der meisten Mensche» mit den Leidenden macht der Gleich« giltigkeit Platz, sobald sie selber gebor gen sind. Zu den Leidenden gehören in diesen kalten Tagen auch viele Haus thiere, namentlich solche, die den Men schen bei der Arbeit unterstützen. Am Uebelstcn sind die Ziehhunde daran, wenn ihre Herren es aus Fahrlässigkeit oder Unverstand an der nöthigen Sorg falt fehlen lassen. Wie oft sieht man in den vom eisigen Ostwind durchsegle» Straßen die armen Thiere unbedeckt und vor Kälte zitternd vor dem Wagen de« Lumpen und Knochensammler, od« anderer Kleinhändler stehen, während ihr Herr in einer Kneipe den inneren Menschen durch einen Korn, den äuße ren durch die Osenwärme behaglich stimmt. Der treue Mitarbeiter kann unterdes sen mit nackten Füßen auf dem eiskalten Pflaster oder im Schnee stehe» und warten. Und wenn das arme Thier, zitternd vor Kälte und Ungeduld, vom leisen Winseln zum lauten Bellen über geht, dann tritt sein Herr gewöhnlich aiiS Fenster »nd droht dem Thier mit der Faust, aber er thut mchts, um des sen Qualen abzukürzen. Zum Glück sind nicht alle Hundebesitzer unempfind lich sür die Leiden ihrer ArbeitSgeuos sen. Frauen besonders bethätige» ih> Mitgefühl dadurch, daß sie dem Hund» während der Wartezeit Decken aus di» kalte Erde und über den Rücken breiten. Dem Pferd wird seitens seines Herrn schon eine sorgfältigere Behandlung zu Theil als dein Hunde, weil sein Lebe» kostbarer ist. Edlen Pferden besonders wendet de» Mensch init Rücksicht auf den Werth derselben die beste Pflege zu, denn we« das Pserd schützt, schützt sein Kapital. Den ausgemergelten Klepper freilich gibt man schon eher der Rauhheit des Wetters preis, Aus Unverstand werden aber auch besseren Pserden während de, kalten Wintertage Qualen bereitet, di» man bei etwas Sorgsalt leicht vermei den könnte. Das Zaumzeug de-Z Pfer des hängt während der Nacht gewöhn lich in einer ungeheizten Geschirrkamme» oder in der Scheune. Werden di« Pserde nun am Morgen angeschirrt und man legt ihnen die eiserne Zaumslang» in den Mund, ohne dieselbe vorher ein wenig erwärmt zu haben, so ist di« Wirkung aus die zarten Weichtheile und die Zunge des Pserdes fast eine ebenso schmerzhaite, als ob man dem Thier mit einem glühenden Eisen durchs Maul fahre. Wie ost begegnet man dem kläglichen Schauspiele, daß Hirn und herzlose Fuhrleute ihrem heftig wider strebenden Gaul die eiskalte Zaumstang» in den Mund zwängen und dabei heslig fluchen über die unbegreifliche Halsstar rigkeit des Thieres. Wie viele Zähn» sind den Pserden schon von rohen Bur schen eingeschlagen worden, weil dies» nicht begreifen konnten, daß das kalt» Eisen dem Pserde Schmerzen ver ursacht und ihm ost das Maul schive» verletzt! Mit wenig Mühe ließe sich das Eisen erwärmen nnd wer dasselbe mit einem Gummi Ueberzug während de» kalien Wintertage bekleidet, erweist dem treuen HanSthier eine besondere Wohl that. Der Mensch besitzt die Fähigkeit, za lagen, was er leidet, das Thier abei muß schweigend dulden, darum sällt uns die Auigabe zu, ein wenig darüber nach zudenken, was zu seinem Besten dient. Wenn ein italienischer Vetturino sein Pserd oder seinen Maulesel erbarmungs los prügelt und peinigt und man ihm die Grausamkeit vorwirst, so sagt er zu semer Entschuldigung:. „DaS Vieh ist doch kein Christ", bei uns im Norden hört man ost das Wort: „Das Thiei ist doch kein Mensch". In beiden Fäl len wird die Entschuldigung zur eigen?» Verdammling, denn ihr Ehnsteiühum oder Menschenthilin erweisen verminst begabte Wesen am besten durch das Mugesühl, welch.S sie schmücken ode» ihrer Pflege anbesoylenen Geschöpfen erweisen. Nur zn oft vergißt der Mensch, daß Thiere Hunger, Kälte und Mißhand lung verspüren wie wir und das, viel» unter ihnen sür erwiesene Wohlthaten dankbarer sind, als wir. Die Anhäng lichkeit des Huudes an seinen Herrn ist sprichwörtlich geworden und dem guten Character seines Pudels hat wohl kein Mensch ein glänzenderes Zeugniß aus gestellt, als jener alte Junggeselle, wel cher dem abgeschiedenen Vierfüßler ei gnen Grabstein setzen ließ mit der In schrift: „Hier rnhr der einzig.- Freund, welcher mich niemals gebissen hat." R. E. , Das Po st scriptum sagt ge wöhnlich mehr, als der ganze Frauen brief. Alexander Engel.
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