2 »t«verm»r» t« Cht««. Wir lesen im „Ostasiat. Lloyd" da» »olgcnde: Die Provinz, in der die Un sitte heute am meisten vorherrscht, Icheint Fuhkicn zn sein; wie glaubwür dige Gewährsmänner konstatiren, soll sich die Zahl der daselbst umgebrachte» Kinder in manchen Distrikten auf elwa 40 pCt. aller Neugeborenen belausen. Die Art der Tödtnug ist verschieden, man bringt die Säuglinge sofort nach dcr Geburt vornehmlich durch Erträn ken und Ersticken, seltener durch Aus lsetzen um; in ganz China findet man die sogenannten „SSuglingthürmc" die teinem Backofen nicht unähnlich find uud die dazu dienen, darin neugeborene Kin der auSzufetzen. Die Provinz Hnpeh bat ebenfalls den Ruf, daß dort der KindeSmor häufig vorkomme. D>« Opser gehöten sast ohne Ausnahme dem weiblichen Geschlechte an; dies hat sei nen Grund darin, daß Familien gewöhn lich »icht mehr als eine Tochter aufzu ziehen wiinfchen; die Erhaltung des FaniilitiinamcnZ bekanntlich ein äußerst wichtiger Gegenstand >» China , läust durch die Ermordiiug von Töchtern keine Gefahr, während ande rerseits die Erhaltung von männlichen Sprößlingen durch den Brauch der Ah nenanbetung bedingt wird. Ost mag tlilch die Besorgniß, daß die Eltern ihren Töchtern, wenn heirathSsähig, nicht eine staiidcSgeinäßc Aussteuer mit gebe» können, dieselben zu dem Schritte bewegen, oder die Furcht, daß sie einst ein unmoralisches Leben führen wer den. Die sogenannten Zauberer veran lassen wohl mituuter Eltern, ihre Kin der auf die Seite zu schaffen, inner dem Voyvailde, daß dieselben, wenn erwach, sc», der Familie Unglück bringen wür> den. Die Sitte, außereheliche Kinder um'i Leben zu bringen, ohne Rücksicht aus das Geschlecht, ist überhaupt sehr ver breitet. Es ist natürlich ganz uumög lich, auch nur annähernd richtige Stati stiken über den Unnang des Verbrechenz einzuholen, doch ist dasselbe in reichen Provinze», wie z. B, Kiangnan und Kuangtung, verhält lißmäßig selten; in armen Provinzen, die eine dichte Bevöl keruiig haben, kommt die Unsitte an, häufigsten vor. Die große Ueberzahl von Männern über Frauen, welche »luv in den Distrikten gewisser Provinzen, wie z. B. Fuhkieu, vorfindet, deutet zweifellos auf das Vorherrschen des BeeblechcnS in den betreffenden Gegen den hin. Mädche», namentlich wen» sie die Natur nicht v?rtheilhast ansge> stattet hat, können später nicht verlaus! werde» und sind eine Quelle der Ans: gäbe, wihr-nd man aus Söhne als aus die Stütze des Alters blickt. Aber auch dcr Aberglaube ist mitunter der Griin! für den KindeSmord: gewisse Theile de 4 Körpers, vornehmlich die Äugen, Nase. Ohren, Zunge und das Gehirn solle» durchaus glaubwürdigen GewährSmän nern zil'vlge nach der Ansichl des Volkes specifische Heilkräfte besitzen; man locki daher Kinder in Hinterhalte und er schlägt sie, um aus ihne» die Medicir »u gewinnen, je jünger das Opfer, desto wirksamer seine Organe. Die väterliche Gewalt, welche r China existirt, legalisirt sozusagen der Kindermord; der Brauch sauktionirl selbst die Hinrichtung von erwachsener Kindern. Stolze und reiche Familie» bringen häufig ihre unverheirathelei Töchter um, die sich vergangen haben. In solchen Füllen wird die Unglücklich, entweder verbrannt oder begraben, häufiger aber wohl aus ein Floß ge bracht und auf einer Stelle im Meer, aus'.c'etzl, daß die Strömung dasselbe in die offene See treibt, wo die Ansge setzte da»» des Hungers stirbt, ertriukl oder, w.e dies vor einigen Jahren in dcr Nähe Shanghais der Fall war, von vorbeipassirenden Schiffen aufgenommen wird. Doch kann man wohl behaupten, daß in der lcsleren Zeit sich die Verhält »iisse in Ehina mit Bezug aus die lln sitle des KindermorveS sehr zum Vor theil geändert haben. , Warum in die Fern. schweiie» In den letzte» Gebens Monaten des vor einigen Zagen vcr> storbenen sranzösischen DramalikcrS »ut Romanschreibers Adolphe Belot, dei zumeist Vorivürfe von mehr als pikuu ter Art in mehr als pikanter Form dar stellte, hat sich, nach einem in der sran zösischen Hauptstadt kreidende» Geschicht che», die vom Verfasser beledigte Mo ral empniidlich gerächt. Am 12. Scp teniber enis rnte «ich Belot aiiS ieiuei Wohnung Seiner Gattin erklärte er „Ich mß einen Romaiistoff auf dei Straße suchen, ich habe eine Bestellung." Spöitisch irugte Madame Belot: „Unt findest T» de» Roma»stoff nicht du tieim?— „Nein," menlte lakonisch il» Gaite. Als Belot um Mitternacht nack Huuse kam, erwartete ihn der »Vt der Meldung, Madame Belot sei mit einem Operetten - Tenoriste» abge reift, habe indeß einen Brie» für ihrer Galten zurückgelassen. In den, Schrei- be» sa!lde» sich blos die Worte: „Dr suchtest einen Romaiisloss. Bitte, laß mich doch dieser Tage auf der letzten j Seite Deines Journals unter dei Chis re „Milvrbeiteriu" wissen, ob Dr den verwenden kannst." —ln der Schule. Lehrer R.'h> Ii» wir an, ein Lroschleulutscher sab a.ei > iloin tcr weit »n der Slu»c>i und gebe einem andern Kutscher, dci uur sech'i zurücklegt, einen !>iiloincici Loriprui'.g Ivo treffen sich die Bei de,,?" —Fritze Lehmann: „In der De stille." Wirth (a u s de m La n des „Ali, auäo'ge Fra», die Zcnzi tan» ick II,».!, als l'este Nöchi i mit giitci» " e wissen empfehlen. Fleißig ist die ?ei Morgens, wen» sie sich anzieht, kuminl sie sich »ilt einer Hand die Haare, mit der ander» knetet sie'S Brod. ES ist ge scheid ter, in du Augen einer schönen Schriftstellerin zu iebcu. als in ihre Bückcr. Ei» Hochstapler. Erinnerung eineSßerliner P o l iz ei Li e u ten an t s. Ich habe meine Frau und Schwäge rin an einem der Tische des Kroll'schcn Etablissements untergebracht und die Dame» verlassen, um den bei der Som merhitze ungeheuren Durst durch ein Endel zu stillen. Bei meiner Rückkehr bemerkle ich, daß die Gesellschaft dort sich vermehrt hatte; ein Herr und eine Dame hatten in vornehmer Nachläffig ke t die.freieu Platze eingenommen und ich war einigermaßen verwundert, als der Herr, während ich artig meinen Hut lüstete, mit einer fast brüsken Bewe gung auisprang, seiner Dame den Arm reichte und mit ihr, fast ohne mei ne» Gruß zu erwidern, in dem Gewühle der promenirenden Menfcbe» sich ver lor. Sie war eine jugendliche elegante Erscheinung und er machte, trotz seiuer etwas stutzerhaften Kleidung, den Ein druck eines durchaus vornehme» Man nes. Sein Gesicht, obgleich ich es nur einen Augenblick gesehen, war mir auf gesallen; die Bewegung, mit der er der Dame den Arm reichte, kam mir merk- ! würdig bekannt vor, gleichwie sein! Gang und die eigenthümliche Neigung des wohlsrisirleu Kopses zur linken Seite, und die Augen ? mein Gott, wo hatte ich doch die großen, prächtigen, rehbraunen Augen schon gesehen? ! Die Augen verfolgten mich, während ich mit mir halber Aufmerksamkeit den glockenreinen köstlichen Tönen Etelka j Gersters lauschte, deren Stern damals im Aufgehen begriffen war, sie verfolg ten mich aus dem Heimwege, so daß ich nur einen kläglichen Gesellschafter ab ! gab, bis ich dicht vor meiner Hausthür wie angewurzelt stehen blieb. Wie ein Blitz war eS mir durch den Kopf ge- gangen, ich irrte mich nicht, es war D., ein früherer Schulfreund von mir, dann ein flotter Student, darauf Bürger meister einer kleinen Stadt und schließ lich Wein- und Cognac-Reiscndcr, den ich vor wenig Jahren erst aus der An klagebank hatte sitzen sehen wegen groß artiger Betrügereien und Unterschlagun gen, deren er sich schuldig gemacht. Aber D. war blond und jener Herr „sagt einmal, Kinder", so wandle ich mich au meine Damen, „was für Haar ! hatte denn jener Herr, der in, Garten so plötzlich vom Tisch ausfpraug, als ich zu Euch kam?" „Schwarzes", tönte es mir zweistimmig entgegen, und meine Ile ue Schwägerin bemerkte ausdrück lich, daß ihr das schöne glänzend schwarze Haar ganz besonders gefallen habe. ! Mir gab die Sache zu denken; ich verständigte meinen Eriminalschutz maun, einen sehr zuverlässigen, gewieg ten Beamlen und gal» ihm ein genaues Signalement des mir Verdächtige» den» umsonst hatte jener nicht plötzlich schwarzes Haar bekommen und machte mich am folgenden Morgen selbst auf, i» einzelne» der voriiehmerc» Horels Nachfrage zu halten; natürlich Chatte ich bei dieser Gelegenheit aber mals bürgerliche Kleidung angezogen. Gegen Abend erst kam mein Kriuiinal sänitzmann zurück nud machte mir die Meldung, daß der ihm Beschriebene, ein Gras S-, mit Gattin und Kanimer diener im N.'Hotel logire. Wie das Schick al spielt! Der Portier jenes HolelS, damals das größte und wohl auch vornehmste Berlins, war mir ge nau bekannt. Er hatte eine ziemlich stürmische Vergangenheit hinter sich, cS aber verstanden, diese Vergangenheit sich nutzbringend zu machen. Durch sc ue vielsach 'u Abenteuer in aller Her ! reu Länder sprach er sast sämmtliche lebende Sprachen und fast ohne Accent, > so daß er, mit diesem Hauptersorderuiß ' ausgestaltet, seinen reiche» Gewinn bringende» Poste» als Portier erhalte» ! hatte. Die e» Porucr, der sclbstver- stündlich, weil» er seine goldbetreßte !Mtze abgelegt hatte, einen höchst ele- ganten Eindruck machte, lud ich schrift lich ein, mir nach Schluß seiner osficiel len Thätigicit um 1 Uhr Nachts eine Ziiiammeiikuilst bei Habel Uuler sen > Linde» .zu schenke». Da ich den Herrn, wie scho» bemerkt, sehr genau kannte, ' ging ich geraden Weges auf mein Ziel S! bei den ersten Worten, die ich' ! fall, il ließ, erbleichte jc»er bis in di< Lippe». Der Gras S. logirte schon vier Wo> che» in dem lheure» Hotel und durch de» ge>c!>wätzigeil Kammerdiener hatie d r Pvrner e ne» ziemlich genaue» Ein blick in seine Verhältnisse thun könne». Er hatte vor Jahresfrist eine junge Aus U! geheiralhet und war auS diesem (>ir»!'dr mit sedier ganzen Familie, die der höchsten polnische» Äristokratie an eehvrie, zerfallen; doch dies machte iichlS aus, da er von seiner verstorbe ne» Mnt:er eui sast fürstliches Vermö ge» crivorben hatte. Er liebte seine junge Gemahlin leidenschaftlich und loniite ii,r keinen Wunsch versagen. So war der Portier in der Lage gewe'en, durch die gefällige Indiskretion des »aniuicrdu'nerS von den vielen glänzen de» Geschenlen Kei ntniß zu nehinen, mit denen der Gras feine Gattin über schüttete. Er hatte das kostbare Ge schmeide bennindern dürfen, das nach genancster Angabe de-S Grasen von dein bedeutendsten Juwelier Berlins ange fertigt war, »nd er hatte das vergnügte Schmunzeln sebr wohl bemerkt, mit wel chem der Geschäftsinhaber nach Abliefe rung des Schmuckes und erhaltener ! Zahlung das Hotel wieder verlassen i hatte. Aber noch mehr, er kannte auch genau die große Summe, die der Gras tasür ausgelegt und da dieser mit ! vollem Verständniß des „»»blssss ol,li>?v" die in regelmäßigen Zwischen räumen vorgelegte» hohen Hotelrech nliiigen durt> den Uammcrd'cucr bezah len ließ, so wurden die Verbeugungen in',nicr ticser, luit denen der Portier und der Leiter des Hotels den reichen Mann l begrüßte». i Seit drei Tagen hatte man zum cr ! llen Male eine Wolke ans der sonst so freien Stirn des gräflichen Gastes be merkt und der Kammerdiener hatte wie derholt in auffallender Eile, sodaß er kaum einen Gruß nach der befreundeten Portierloge zu richten vermochte, das Hotel verlassen. Sogar der Graf hatte, was er noch nie gethan, in nervöjer Hast bei dem Portier nach eingegangenen Briefen bei seiner Rückkehr aus dcr Stadt Nachfrage gehalten. Am folgen den Tage löste sich sür den Portier das Räihscl theilweise, denn der Kammer diener schrieb in seiner Loge ein Tele gramm an den im Gouvernement Lublin domicilirendcn Güterdirector seines Herrn, die kategorische Aufforderung enthaltend, sofort zu feiner Rechlferti gung nach Berlin zu kommen. Ein zweites Telegramm ging nach Warschau an den Bankier des Grafen ab mit der Forderung, umgehend eine Summe Gel des nach hier anzuweisen; beide Tele gramme wurden durch den Portier per sönlich nach dem im Hotel befindlichen Telegraphenamte befördert daher also die Wolke auf dcr weißen Stirn! Am folgenden Morgen lief ei» Telegramm tin' —eS war dies am letzten Morgen vor meiner Unterredung mit dem Por tier geschehen und zehn Minuten spä ter war dcr Kammerdiener mit hoch rothem Gesicht, das angekommene Tele gramm geöffnet in dcr Hand haltend, »ach der Portierloge gestürzt mit der Aufforderung, fofort die Rechnung aus zuziehen, da sein Herr und er um 3 Uhr Nachmittags abreisen müßten; die Gräfin bliebe zurück, das War chauer Bankhaus habe d« verlangte Summe bereits dem Güterdirector persönlich ausgehändigt und dieier sei schon vor drei Tagen nach Berlin abgereist, aber Nicht eingetroffen. Bei dieser Erzählung entfiel der vor Erregung kraftlosen Hand des Kammerdieners die ominöse Depesche, und dem sich bückenden Por tier ficicn sofort die Worte in die Au gen „40,000 Rubel ausgezahlt", sodaß er die furchtbare Erschütterung scincS Gegenübers wohl zu begreifen ver ! mochte. , Plötzlich ertönte auZ dem Salon de! Gras»» die pneumatische Klingel und der Kammerdiener enteilte, um nach wenigen Minuten den Portier zu seinem Herr» zu entbieten. Der Graf stand hochaufgerichtet, aber leichenblaß in seinem Zimmer, während aus dem halb geöffneten Salon unterdrücktes Schluch zen herüverdräng. „Ich bin bestohlen worden und ein großer Theil meines Vermögens steht ans dem Spiel," rlwa sprudelte der Graf mit fonorer Stimme hervor; „ich muß sofort nach dem Polizei-Präsidium und der russi schen Botichast; vermögen Si- mir auf d.escn Schmuck" —dabei lächelte er bit ter „den ich vor wenigen Wochen erst gelaust und nach dieier quittirten Rech nung bezahlt habe, binnen zwei Stun den ÄO.OOO Mark, sei eS von dem Ju welier, wo er gekaust ist—Sie sehen, er hat mehr als das Doppelte gekostet oder von einem Bankier, oder sonst wo her zu besorgen? Ich gebe 10,000 M. Zinsen bei meiner Ehre, aber ich muß den Schuft haben und sollte es mein halbes Vermögen kosten!" Der Portier überlegte nur einen Au genblick, dann versprach er, das in ihn gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen, das Geld würde m einer Stunde bereit sein. Er ging sofort zu seinem Bankier »nd erhob dort die Ersparnisse seines Le bens. das kostbare, in der Sonne fun kelnde Pfand in der diebessicher» Kas sette, die ui seiner Loge sich besand, ver bergend. Der Gras reiste, nachdem er das Geld oberflächlich gezählt »nd nach lässig in seine Brusttasche gesteckt, nur Mit 'einem kleinen Koffer versehen, von seinem Kammerdiener begleitet, ab, nachdem er seine Gemahlin unter Be nutzung dcr Hotelequipage vorher unter den Schutz des russischen Botschafters gestellt hatte. Ich habe vorhin bemerkt, daß mein Gast sofort tief erblaßt war, als ich angefangen, ihm den Grund meiner Einladung mitzutheilen. „Bei Ihnen tvohnt ein Graf S, lieber 8.," so be gann ich. „ich werde Sie morgen besu chen, in Civil natürlich, und Sie müssen mir Gelegenheit geben, -den Herrn zu sehen, ohne daß ich bemerkt werde." „Der Gras ist heute abgereist!" rief der leichenblasse Mann. „Den Teusel auch!" schrie ich, indem Ich ailssprang. so daß die auder» Gäste bon ihren Rheinweingläsern erstaunt emporsahen, „Sie sind leichenblaß, ist'L schon zu spät ?" U»d so erfuhr ich denn, was ich vor hin erzählt. Eine halbe Stunde später ich theilte dem gebrochenen Manne meinen Verdacht währeud der Fahrt mit —standen wir Beide mitten in der Stacht vor der geömieten Kassette, den blinkenden Scknnuck zweifelnd betrach tend und immer wieder einen Blick auf die Rechnung wertend, aus welcher ganz klar uud deutlich über die Zahlikng für den Schmuck, 42.000 Mark, quittirt War. „Die Quittung scheint in Ordnung zu sein, ob aber auch der Schmuck?" mur melte ich. „ES q't derselbe, den der Juwelier gebracht, ich kann mich nicht Irren," ent grgnete Jener. „Na, morgen früh 9 Uhr sollen Sie Bescheid haben, mein Wort darauf, ver> tweifeln Sie nicht," so redete ick, wieder schwankend geworden, dem alten Herrn zu und empfahl mich, da in dcr Nacht »bjolut Nichts anzulangen war, abge sehen davon, daß ich sofort bei der Rück kehr nach meinem Bureau, um Z Uhr srilh, an die Polizeiwachen sämmtlicher Balmhöfe telegraphiren ließ mit der Anfrage, ob und wohin zwei Herren, deren Signalement ich angab, Nachmit tags abgereist feien. Auf der Ostbahn hatte eine Periou, welche der Kammer diener, der doch die Billets gelöst haben wußte, sein konnte, sich am Schalter nicht lingesunden, dagegen war ein Herr, dessen Beschreibung aus den Grasen I a zte, am Abend mit dem Curierzuge »ach Köln gereist; so lauteten die er sten um Uhr anlangenden Antworten die mich für den arme» Portier zittern ließen. Um H 7 Uhr war ich bei dem Juwelier H., nachdem ich einen kurzen Bericht nach dem Molkenmarkt hatte ge langen lassen. Als ich Herrn H., der gerade beim Kaffee saß, nach dem Grasen uud dem Schmuck fragte, meinte er lächelnd: „Ja, mit dem ist es mir komisch gegan gen; dcr Gras hat nach eige»er Zeich nung (ich erkannte hierin die mir von früher her bekannte kunstfertige Hand des D.) einen Schmuck sür seine Ge mahlin bestellt und denselben, nachdem ich ihn übergeben, ohne ein Wort zu sa gen, bezahlt; obgleich ich das j?unstwcrk ohne Bezahlung nicht würde verabfolgt haben, denn man mnß mit Fremden sehr vorsichtig sein, so imponirte mir doch d e Art, mit welcher er, ohne eine Miene zu »erziehen, die immerhin ziem lich hohe Summe sofort erlegte. Drei Tage daraus kam er wieder und erklärte, daß der Schmuck seiner »'jatun plötzlich nicht gefiele, ich müsse ihn wie der zurücknehmen; er übergab aber eine andere Zeichnung, nach der ein neuer Schmuck jetzt in Arbeit ist. Die S'eine sollten noch größer, mithin das Diadem noch werthvoller sein, und da der Gras ohne Weiteres auf mein An erbieten, ihm die gezahlte Summe nach Abzug von fünf Procent zurückzahlen zu wollen, einging, so nahm ich. schon im Hinblick ans das neue schöne Ge schäft, keinen Anstand, das Geld zu zah len, um so weniger, als ich Vorausbe zahlung für die neue Bestellung nicht verlangen und ja mühelos mehr als ! 2000 M. einnehme» konnte!" In die j sei» Augenblick trat keuchend, und dem anmeldenden Diener aus dem Fuße sol ' gend, mein armrir Portier herein, das Etui mit dem Schmuck iu der zitternden Hand. „Die Fassung ist echt, aber die Steine sind falsch, sehen Sie hier...." Dabei mlnahm Herr Z. seinem Trefor das treue Ebenbild des falschen Schmuk keS. dcssen Glanz nun allerdings vor dem Funkeln der echten Edelsteine ver blich. Vernichtet sank B. iu einen Sessel! Als ich mich dann nach der russische» Botschaft begab, um mich der Form Wegen nur, denn mir war Alles klar nach der angeblichen Gräfin zn erkundi ye», erfuhr ich natürlich, daß ein Gras und eine Gräfin S. dort nicht bekannt seien, daß aber am vergangenen Tage rin junges Mädchen, aus weiches die Beschreibung der Pieudogräsi» paßte, dagewesen sei und sich nach einem dort nicht bekannten russischen Sprachlehrer erkundigt habe. Sie sei übrigens des klassischen völlig mächtig gewesen das einzig Wahre an der ganzen bolnisch russische» Gra>'e»geschichte. de»» selbst der schwatzhafte Kammerdiener tvar selbstverständlich ein in das Ganze eingeweihter Betrüger gewesen, der die Ausgabe gehabt, den armen Portier, von dessen Ersparnissen das saubere Kleeblatt Kenntniß erhalten haben mußte, sicher zu machen. Der Schmuck mit den falsche» Steine» war naturlich schon vorher, und zwar in Paris, eigens Wildem Zweck des »un ausgeführten Be truges angefertigt worden. Der Telegraph blitzte überall hin, Nach den Seestädten, obwohl ich mir sagte, daß dies vergeblich sei, an die Behörden aller großen Städte des Ko» tinentS und nach England, aber umsoust. Eine Spur wurde in Breslau gefunden, aber auch sie verschwand wieder und so schien es, als ob der Coup vollständig gelungen sei und straflos bleiben sollte. Erst ein halbes Jahr später wurde in Monte Carlo D., alias Gras S., denn er war eS wirklich, am dortigen Spiel tische in dem Augenblick vechastet, als er mit ungeübten uud desl>alb zittern den Fingern einen Engländer um sc ue» in der Bvusttasche des UeberzieherS ge borgenen Spielgewinn erleich c ii wollte. Die Behörde» gingen dort und, nach seiner Auslieferung an Preußen, hier, streng mit ihm in'S Gericht er sitzt heute noch im Zuchthause. Das einzige Wesen, welches ihn beklagte, war jene „Gräfin", die damals gleichfalls mit ihm aus Berlin verschwunden, aber von ihm verlassen worden war. Sie liebt ihn trotz seiner Verbrechen und trotzdem er sie, die gut erzogene Toch ter aus einfachem, aber anständigen Haiese, in'S Unglück gestürzt! Ich kenne ihren Aufenthalt, sie ver dient durch Schneidern ehrlich ihr Brod, und sie wird, wie sie mir kürzlich er zählte, dasselbe mtt ihm theilen und ihm die Thür ihres Zimmerchens nicht ver schließen, sobald die Pforten des Zucht Hauses fich wieder vor ihn, geöffnet haben werden. T h. Gändert. U n freiwillige Komik. AnS einim Eine besondere Weihe erhielt das Fest durch die Ab singung ses herrlichen LiedeS: „Hoch, Deutschland, hoch, mein Vater land, Dir weih' ich Herz und Leber!" Ebbe und F l u t«h. Ein jungn Mann wird von seiner zärtliche» Maina zur Kräftigung seiner durch die Win tervergnügnngen stark initgenom-nrn.'n Gesundbeit »ach Italien geschickt. In Monaco verspielt er all sein Geld u»» telegraphirt an seine Mutter: „Schicks Geld. Portefeuille verloren." Aui dem Rückwege vom TelegraphenanN trifft er einen Landsmann, der ihm Iol> Francs leiht, mit welchen der Th» »ichlgut an'S Roulette eilt und 500(1 Francs gewinnt. Nun sendet er die zweite Depesche: „Schicke kein Geld, Portefeuille wieder gefunden." Am Abend spiest er wieder und ist »ach einer Stunde so blank wie ein, Hering. Er telegraphirt zdm dritten Male: Gels. Portefeuille zwar, gesunden aber nichts darin." A»S dem Briefkasten einer mit der Zusendung von Natur fpielen arg gequälten Redaction. Herrn X: „Wir danken für die freundliche Zu sendnnq des lebenden MaikäsvS, der gegenwirtig, December, allerdings ein« Seltenheit ist; aber ehrlich gestanden, ein todt:r Haie wäre uuS lieber gewe sen." ?tatur»iff««schaftlicht Plau derei««. Spinnen. Alle Spinnen sind grimmige und gif tige Räuber. Am giftigsten sind im ganzen diejenigen, welche als sogenannte Jagdspinnen ihre Beute laufend und springend erhaschen. Zu diesen gehört die Tarantel, deren Gefährlichkeit indes sen, wie bekannt, von der Volkssage er heblich überschätzt wird, die amerikani sche Faustspinne, deren Biß zwar nicht tödtlich, aber doch sehr schmerzhast ist, und eine größere Anzaht von südlichen Arten, die in ihrer Heimath nicht blos von Menschen, sondern auch von Thie ren entsprechend gesurchtet werden. Wir haben auch an den Grenzen des europäi schen Gebiets eine Art, deren Biß einen Menschen in etwa einer halben Stunde unter furchtbaren Schmerzen tödten kann; im füdfpaniich - afrikanischen Be reich wird sie mit dem ronianischen Na men Malmignaite, im kaukasischen Ruß land mit dem türkischen Wort Karakurt bezeichnet. Im südöstlichen Rußland sind dies« Thiere so häufig, daß die Leute aus Furcht vor ihnen oft nicht auf dem Felve arbeiten wollen. Die nähere Unier sttchnng hat die merkwürdige Thatsache ergebe», daß ihr ganzer Körper a»S giftiger E»veißmasse besteht; jeder Theil ihres LeibeS in eine frifche Wunde gebracht, erregt heftigen Schmerz, und, ,e nach der Menge, mehr oder weniger gefahrtiche Begleiterscheinungen. Unsere Kreuzspinnen haben, so lange sie jung sind, dieselbe Eigenschaft. Glücklicher weise sind ihre Fänge nicht stark genug, ! um die Haut eines Menschen zu durch bohren, sonst würden auch sie sehr unan genehme Nachbirn sein; im Alter ver liert sich ihre Giftigkeit. Ein großer Theil der Spinnen fängt feine Benle bekanntlich nicht, indem er ihr nachspringt, sondern mit Hilfe ielbst gesponnener Gewebe. Den Stoff zu ihren Fäden liefern Spinndrüsen am Hinteren Körperende; bei allen Exem plaren verdorren dieselben niehr oder weniger, so daß alte Kreuzspinnen z. B. kein ganzes Netz mehr verierngen kön nen; sie besetzen sremdc Netze, und ihre Mittel reichen nur noch dazu aus, die selben zu repariren, Vielleicht hängt mit dem vcrhällnißmäßig bedeutenden Sästeverbrauch, d-n das Spinnen er fordert, ihre Durstigkeit zusammen: alle Spinne» trinken gern Wasser, eine alte Kr,»,spinne nimmt einen zwei Zoll lan gen Strohhalm, an dem sich ei» Wasser tropse» befindet, wie eine» Zahnstocher zwischen die Fänger, um ihn abzu saugen. Die SpinnenkSden sind sehr elastisch, und die Netze besitzen, obgleich dcr ein zelne Faden schwach ist, eine recht be deutende Tragkraft. DaS Netz der ge wöhnlichen Hausspinne, der Feindin aller Frauen, lrägt ganz wohl einen ruhenden oder todten Maikäfer; ja, vor einiier Zeit lief durch die natur wisfenschasilichen Zeitschriften die Ab bildung eine; HausjpinnennctzeS kmeri kaniichec Herkunft, in dem sich eine junge Maus gefangen hatte. Das Netz war sast bis aus deu Erdboden h> rab gezogen harte aber gehalten, das Mans chen war zu Grunde gegange». Di« größten Baukünstler bei uns sind die sogenannten geometrischen Spinnen, d.ren Netz» in senkrechter Ebene stehen, und zu denen die Kreuzspinne gehört. Solch ein Kreuzspinngewebe ist eine verhältnißmäßig recht bedeutende, aus sehr gesunden Baugrundsatzeu beru hende' Leistung. Zwei lange Fäden lansen schräg von einem Baumstamm zu einem aiidern, der ost vier bis sechs Meter vom ersten entfernt ist. Der eine Faden ist links oben und rechts »nie», der andere links »»teil und recht» oben besestigt, sodaß sie zusammen ein schiefes Kreuz bilden; sie find die Strebepfeiler, welche den ganzen Bau Halle». I» der Mitte ist der eine um de» andern geschlungen, und von der Mitte aus legt das Thier sein Netz an, indem es eine» Faden spiralförmig immer weiter herumzteht, bis er in vielen Windungen eine Fluche von 20 bis ÄScin Durchmesser deckt. Es ist nicht uninteressant, einer der Tragsiden zu zerreißen und dann zuzuschauen, wie die kleine Arbeiterin deu Schaden aus bessert. Augenblicklich, so wie der Riß ange bracht'ist. merkt sie. da« ihr HauZ »icht mehr fest hängt, und kommt aus der Mitte, wo sie ihren Sitz hat e, hervor, um zu untersuchen. Zn wenigen Se cunden hat sie geiunde», welcher Faden beschidigt ist, und sie läßt sich zunächst an diesem Haden herab, bis sie sein Ende erreicht hat. Dann klettert sie an ihm in die Hü he, wickelt aber dabei den Faden zwiichen ihren Borderiüßen zu sammen und t»ägt ihn in Gestalt eines kleinen, lockern KnäuelcheuS init sich empor. Oben m,gelang«, geht sie auf de» Fad»», der aus der beschädigten Seite noch gesund ist. und läust an die sem entlang zu dem betresieud-u Bauin. Dabei haspelt sie ihr Knäiielche» ab, so weit es reicht, und wenn es zu Ense geht. stickt sie einen srischen Faden aus ihren SpinndiM'en an, den sie nun, wciteikriechend. anSipuint. Mit dem geht sie an den Baum, läust am Baun entlang zu der Stelle, wo der zerrissene Faden gesessen bat. klebt dort ihren fri schen Fade» wieder an, t»r»t an ihm nestwärtS und sitzt nun wieder in der Milte ihrer ausgebesserten Wohnung. Die ganze Operalion dauert kaum Vre» I Minuteu. Die Spinnen sind, was ihr geistiges Leben angebt, merkwürdig wegen der engen Specialifiruiig ihrer Fähiglciteiu Ihre Sinne sind init Ausnahme de» Gefühl» ziemlich schlecht, und ihr Her mögen sich in eine vom gewöhnlichen abweichende Lage zu finden, scheint sehr gering z» sein. Sie sehen schlecht, trotz ihrer acht (im Dunkeln leuchtenden) Äuge». Di- Jagdspinnen sehen wenigstes so viel, daß sie ihre Beule au» einige Cenumeler Entfernung wahrnehmen können, scheiß neu sich aber dabei mehr «n die gung zn halten, als daß sie die Form der vorbcilauseudc» Thiere erkannten. Eine derselben, die Sackspinne, bei uns im Sommer nicht selten, trägt ihre Eier in einem erbsen großen Säckchen mit sich herum, welches sie cigcnS zu diesem Zweck spinnt. Nimmt man ihr den Sack ab, so wird sie sehr unruhig und sucht ihn mit augen scheinlicher Sorge. Sie sieht ihn aber nicht, wenn man ihn ihr auf einen Cen timentcr Entfernung vor die Nase legt, und findet ihn erst, wenn sie ihn fast be rührt; dann ergreift sie ihn mit großer Hast. Die Hausspinne findet einen todten Käser nicht eher, als bis sie über ihn stolpert. Ihr Geschmack ist stumpf; sie fressen in Petroleum ertrunkene Fliegen. Doch zeigen sie wenigstens gegen Alkohol, j selbst wenn er stark verdünnt ist, eine i ausgesprochene Abneigung. Der Geruch hält sie nicht ab, ihn zu versuchen, aber nachher reiben sie ihre Munvwerkzeuge, wie um eine widrige Empfindung los zu werden; vielleicht brennt er sie. In Telegraphenbatterieen undAccumulato ren findet man auffallend viel erlruu cn: Spinnen; die Vermuthung mag nicht I uilberechiigt sein, daß die Thiere ihren Durst an den sauren Flüssigkeiten ge löscht und sich damit vergiftet haben. WaS Ucberlegiinz und Fähigkeit et was zu lernen angeht, so kann man ei- ! »er Spinne ein und dasselbe Kork- oder Gummislückchen zehn Mal nacheinander ins Netz Wersen, sie nimml cs immer wieder an und versucht vergeblich, ihm eine schmackhafte Seite abzugewinue». die Sacklpiiinen kennen ihren persönli chen Sack nicht, sondern nehmen den einer anderen Arlgenossi» ebenso gcrn an wie de» eigenen. Ja, wenn man ihnen den Sack abnimmt, ihn entleert und mit Schrot süllt, so acceptiren sie ihn dankbar und schleppen ihn mühsam mit sich herum, ohne die bedeutende Ge wichtSvcrmehrung zu beachten. Im Gegensatz zu dcr sonstigen > Stumpfheit ihrcr Erkennungsmittel steht nun aber die feine Ausbildung d»S Gefühlssinnes, der namentlich bei de» webenden Spinnen in innige Berührung zu der Benutzung des Fangapparats gesetzt ist. Die Spinne emp ndet sofort die leiieste Berührung eines NetzfadenS und wendet sich nach der Richtung, von wo das Erzittern des Fadens kam. Hat sich ein summendes Jnsect gesangen, so erkennt sie, welche Fäden am stärksten schwingen: diesen geht sie nach, findet die Beute, lähmt sie durch eine» giftigen Biß und spinnt sie e.n, um sie dann in Ruhe auszusaugen. Einzelne Fliegen und Käser stellen sich todt, wenn sie gefangen sind; man kann das leicht künstlich nachahmen, in dem man einen srisch gelödteie» Käfer in das Netz wirft. Die Spinne fühlt dann einen Stoß und nichls weiter. Aber manche, z. B. die Kreuzspinnen, wissen sich auch in diesem Falle sehr ge schickt zu hclicu. Sie klimvern mtt den Vorderbeinen an allen Fäden ihres Netzes und ftihien an der Schwingung, ob der Fadcn srei oder durch einen schweren Gegenstand belastet ist. Wo sie das letztere wahrnehmen, dahin ge hen sie und finde» das Gesuchte. Durch ihre seine Empfindlichkeit für snnimendc Schwingungen sind die Spin nen in den Rus gekommen, musikalisch zu sein. Man hat ost bemerkt, daß sie durch Töne augezogeu werden. ES handelt sich aber daiiei, wie neuere Be obachtungen gelehrt habe», »icht um ästhetisches Vergnügen, und in den mei sten Fälle» nicht einmal um das Hören der Schwingungen, sondern um das Fühlen und um Verwechslung künst licher Töne mit natürlichem Summen. Auf eine Stimmgabel (eine gewöhn liche Gabel mit etwas lang>n Zinke» ge»ügt übrigens vollkom men iür den Versuch) regieren sie in zweierlei Weiie: l. Hill »an die a zcschlagene Gabel mit dem Fuß an eine i stelle des Netzes oder auch nur an den Ast, an we chem das Ney beseitigt ist, summendes Jniect da; sie eilt herzu und versucht in die Gäbet zn beißen. Zuweilen setzt sie diese Versuche einige Zeil sort, in anderen Fällen jürchtet sie sich und zieht sich zurück. 2. Rückt man ihr aber mit einer stark angeschlagenen Gabel dicht aus >en Leib, sodaß die i Luilschwingungen, welche vo» der Gabel ausgehe», ihr direct sühlbar werden, so re.usire» n>n»e»llich die geometrische» Spinnen ans eine ganz eiqenlh.imliche Art. Die kleinen lass?» sich, wie sie da fiye», senkrecht herabfillen und verZ schwinden am Boden, die großen Kreuz spinnen aber schlagen die vier Vorder beine über dein Nacken in die Höhe und schlagen mit ihnen nach der Gäbet, »nd duS so kräftig, .daß der Mensch das Aufprallen ihrer Beine aus den Stahl hören kann.. Diese beiden Manöver beziehen sich wahrjcheintich darauf, daß die Spinne die ganz nahe gebrachte Stimmgabel für eine ÄeSpe nimmt. Die kleinen lasse» sich fallen, um dem vermeintlichen Räu ber zu enigehen, die große» schlagen die Vorderbeine in die Höhe, u n sich zur ! Wehr zu setze». Maiiche WeSve» kenne» das Verfahren übrigen»; einige fliege,,, wenn sie eine Sp nne >»>t emem plötzlichen Stoß an sie heran, fo daß sie nicht Zeit hat, sich fallen zu ! lasse», andere senken »ch auf den Boden, folgen der Spur der Spinne wie ein Jagdhund uud erwische» sie, wenn sie Nicht rechizeitig ein Versteck gefunden Hill. Boys, der diese Beobachuugk» kürz lich beschrieb, konnte eine Anzahl von ! Spinne» auch durch eine» hohen Schrei in Schrecke» setzen: wenn derselbe er tönle, ließen die kleine» sich salle», uns die großen schingen die Beine in die , Höhe. Einige po» den kleinen gewöhn ! ten sich inSe,se» a» den Schrei und ga ben es aui, sich sa.lcn zu lassen, lieferten also damit den BciveiS, daß auch eine ! SplUlie zuweilen etwas lernen kann. Einzelne Spinne» schwingen sich, wenn j man sie plötzlich andläst, lilitzschnell im tkreise herum, so daß man »statt der Spinne einen größeren verwaschene» Fleck sieht; auch dies Manöver ist augenscheinlich daraus berechnet, einem vermutheten Feinde zu imponiren. Es ist wohl denkbar, daß die scharfe Ausbildung dcr Instinkte bei geringer Allgemein - Intelligenz mit dem hohen Alter dcr Familie zusammenhängt; ge hören doch die Spinnen und die nahe verwandte» Scorpione zu den älteste» Versteinerungen, die man kennt. Ein Theaterdirettar alter Sckmle. Der neue Oberregisseur des Berliner HostheaterS Max Grube veröffentlicht imWeihnachtSheit von Velhagen ». Kla» singS Neuen Monatsheften „Erinnerun gen eines alten Meiningers", die mit den charakteristischen Meiningerbildeni von C. W. Allers versehen sind, und aus denen sich neben einer ausgiebige» Würdigung der Kunstbestrebungcn des meiniilgcr Herzogs mancher interessante Charakterkopf abhebt. Als der Typus eines Theaterdirektors alter Schule er scheint dcr Vorgänger des Geheimen Hofrathes Chronegg, Direktor Gra bowski. Bon ihm erzählt Max Grub« u. A.: „Direltor G. stürzte einmal, als ich ihm die zwei kleinen Sätze des Po pilins Laena im Cäsar nicht zu Danke sprechen konnte, empört aus mich zu mit den Worten: „Aber, ich bitte Sie, das ist ja die Blüthe des Stückes!" Einen Anderen, der im iünften Akt des Essex nur hiuter der Scene: „Wer da?" z» rufen hatte, ließ er dies „Wer da?" Wohl zehnmal wiederholen, um endlich verzweifelt zu erklären: „Ja, wenn Sie rS nicht stimmungsvoller rufen können, dann bin ich genöthigt, Ihnen die „Rolle" abzunehmen!" G. sorgte öfter sür unfreiwillige Ko mik. Hätte ihn C. W. Allers noch ge kannt, seine Meininger - Galleric wäre ' um einen Charakterlops allerersten Ran ges reicher. G war ein alter Routinier und hatte iIS solcher unleugbares Geschick, „Leben in die Bude" zu bringen, Mnial er selbst . viel Temperament besaß. „Ihr jnngen Leute habt alle kein Feuer, ich bin tau send Jahre alt," pflegte er zu sagen, „aber so ruf' ich: „Heil Cäsar!" und dann stieß er ein Gebrüll aus, das zwar höchst merkwürdig klang, aber doch sehr klar ausdrückte, welche Begeisterung in ' dem Jubelruse des römische» Volkes »achhallen muffe. Sd diente er bei den Jnscenirungen etwa wie ein Feldwebel dem Eoinma»- dtur, leider ragle der Stand feiner all gemeinen Bildung nicht allzuweit über jene Stufe empor. Weltbekannt ist di« Geschichte von der Diagonale, die nur der Vollständigkeit wegen hier stehen mag. Der Herzog wünschte, die Front eines VolkshausenS möge diagonal nach dem Hintergrund zu verlaufen, während G. sie immer wieder parallel den Ram pen ordnete, was em ungünstiges Büh nenbild gibt. Die häufigen Zurufe: „Diagonal! Diagonal!" veranlaßten ihn endlich, auf einen einzelnen loszu stürzen mit dem schwer erfüllbaren Be fehl: „Aber so stehen Sie doch diago nal!" Wurden die Irrthümer des allen Veleranen in möglichst schonender Form richtig gestellt, so blieb er vötlig unbe fangen. Er war auf den Gedanken gerathen, zwei Bilder, die im Hamlet benöthigt wurden, nicht in Kobnrg bei dem treff lichen Brückner, sondern bei dem nur zir Reparaturen angestellte» Hausmaler anfertigen zu lassen und war nicht we nig stolz auf seinen Einfall, da die Ge mälde seiner Anficht nach ebenso schön, jedenfalls aber viel billiger als sonst ausgefallen waren. Mit gewohnter Würde ließ er die beiden Meisterwerk, l», die Rampen stellen und begann sie gesbewußt: „Hoheit, da habe ich dies mal die Bilder nicht in Koburg malen lassen, sondern hier. Nicht wahr, di« Bilder sind doch ganz...." „Scheuß lich!" klang es aus dem Parkett.... „Nicht wahr, Hoheit? Das wollte ich eben sagen, man kaun hier doch nichts Geicheidtes kriegen. Nehmt die Dinger wvg!" beendete er seine Rede, ohne auch > mir eine Miene zu verziehen." — —Modern. Dame: Wokltn Sie mehrere Tage zu mir nälien kommen?, Welche Ansprüche machen Sie denn H Schneiderin: Vor zehn Uhr stehe ich wicht aus. Um 12 Uhr bin ich also hier, um zu srühstücken. Etwas katten Bra ten. «ine halbe Flasch.' Wem genügt. Von I—4 Uhr nähe ich! dann bitte ich um Mittag. Von 5—K Uht arbeit« ich wieder, dann gehe ich in'S Theater. Wenn Sie mir das Billet dazu kausen. bin ich mit zehn Mark Gage per TaA zufrieden. Belgrad, Donnerstag 12. , Derember. Die Kölner Firma Klcefisch > ck Scheuß wird heute in Palanka ein« ! Schlächterei für den Export von Rind fleisch eröffnen. Vertreter der serbischen Regierung und der deutschen Gesandt schaft habe» sich aus diesem Anlaß nach Palanka begeben. Wolfs's T«legraphischeS Bureau. DerßrauerGründl v»k Thalheim hieb im Zorn den Bauer» Linner von Wendenheim mit einem neu. gelausten Dreschflegel über den Sckmdel. ! Resultat: rin Stück vom Dreschflegel abgesplittert; Linner mit heilem Kop> schadenfroh heimgegangen. Aus einem Concertbe richt: In dem Quartette für Piano forte, Bioline und Vwlincello haben wie namentlich die zarte» Slavierläus« qauz besonders gefallen. Fränkischer Kurier, 10. Dec. Väterliche Behandlung. „Nicht wahr, Meister, Sie werden mei nen Felix wie Ihren Sohn behandeln ?- , „Freilich, auf ein paar Hiebe täglich mehr soll'S mir nicht ankommen!" Genaue Auskun st. Herr: .„Können Sie mir keine Notiz geben, wie es mit der Firma Schwindelmacher lsttht?« Kaufmann: „Die Finna fleht gar nicht mehr die sitzt bereits!"
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