Deutsche Loralnachrtchten, Provinz Brandenburg. Der Sprecher der Berliner freireligiösen Geineinde und socialdemokratische Stadt verordnete Kausinann Ewald Vogtherr wurde von der Strafkammer iu PotS dam wegen Beschimpfung der christlichen Kirche, begangen in einem hier gehalte nen Vortragt, zu sechs Wochen Gemng miß verurtheilt. — Zwei Knaben im Alter von 10 bis 12 Jahren haben in Jüterbog! den Versuch gemacht, das Echulgebäude niederzubrennen, weil si« glaubten, dann längere Zeit Ferien zu habe». Die Brandstifter waren durch > eiu Fenster eingestiegen, batten iu! sämmtliche» Klasse» die Schränke und Katheder erbrochen, die darin besiudli chen Bücher, Schreibhefte und sonstigen Gegenstände herausgerissen, in jeder Klasse aus ciiieu Hausen geworseu und dann denselben angezündet. Zum Glück wurde das Feuer bald gelöscht, doch ist durch dasselbe eine werthvolle Natura - liensamnitung zerstört. Der Kreis tag hat beschlossen, zu dem vom Mini ster sür öffentliche Arbeiten in Aussicht genommenen Ban einer Eisenbahn von Meseritz über Schwerin nach Landsberg, einmündend in die Ostbahn, ein Drittel der Kosten zu übernehmen. Rektor Schulz in Nauen ist von dem Magistrat ziN Spandan zum Rector der dortigen höheren Mädchenschule gewählt worden. Es feierten: die diamantene Hochzeit das Ehepaar Rentner Frd. Mögeliu iu Küstriu; die goldene Hochzeit die Ehe leute Reutuer Herz in Potsdam, Steuereinuehluer Petzel in Darrmietzel, Ausgedinger Zilm in Lang Heiners» dorf, Hotelbesitzer Zernt in Liebenau, Zimmermann Hausbalk in Neu-Rup pin, Leineweber Ernst Sperber in Sol din und der Arbeiter loh. Köpke in Sonnenburg. Provinz Ostpreußen. Bei einer Jagd auf dem Gute Sal tvarschinen wurde der Baron von Printz Schwolmen durch einen Schuß in den Kopf getödtet. Vom Schwurgericht in Meinet wurden verurtheilt: Wege» Meineids der Losman» Michel Wallett aus Jailischken zn ein Jahr, der Com mis Daniel Staschull aus Szibben zu vier uud die Dienstmagd Marie Enno kies aus Stanischken zu IH Jahren Zuchthaus; wegen Brandstiftung die Dlenstmagd Maria Storinn aus Uß löckneu zu zwei Jahren Gesängniß und die Lossran Auguste Daugill aus Saus gallcu zu drei Jahren Zuchthaus; we gen Körperverletzung mit tödtlichem Ausgang der Bahnarbeiter David Kai luweit in Szibbeu zu ein Jahr und we gen KindesmordS die Dienstmagd Jlße Matzki.S in Margen zu drei Jahren Gesängniß. Der Prediger Droste in Pillau ist mit 120 seiner Beichtkinder aus der evangelischen Kirche ausgetre ten uud zur Baptistengemeinde überge gangen. Bei dem Gutsbesitzer A. in Kurschen lebt ein ehemaliger polnischer Flüchtling aus dem Jahre 1831, Anton von Wasilowsky. Derselbe ist 105 Jahre alt. In einem Anfalle von GcisteSgestörtheit erhängte sich der Be sitzer R. aus Paberdseu. Durch Sturz ins Wasser sand seinen Tod der Mül lergeselle Hnsenbach in Gumbinnen, von seinem Pserde wurde der Grundbesitzer Unterwieser in Grablischken erschlagen. Provinz West Preußen. Großes Aussehen erregt in Bischoss werder der Selbstmord des Ritterguts besitzers Freiherr» v. Jackowski aus Sendzitz, umsomehr, als Niemandem das Motiv zu der grausigen That be kannt ist. Die Annahme, I. habe we gen eines Verlustes vou 50,000 M. in einem Banibaukerott Hand an sich ge legt, ist jedenfalls eine irrige, da I. zu den bestsituirten Besitzern der Umgegend mitzählte uud ein derartiger Verlust unmöglich eine Erschütterung seiner Ver mögensverhältnisse verursachen konnte. Da« Schwurgericht in Grandenz ver urtheilte: wegen Meineids die Answär terin Johanna Werner aus Marien- Werder zu 2 Jahren Gesängniß und die Arbeiterfrau Henr. Kaminska aus Sackrau zu 2 Jahren wegen Kindesmords die Dienstmagd Catharina Osmancka aus Buschin zu 10 Jahren Zuchthaus und die Schariverkeri» Ca tharina MalinowSka aus Wiersch zu Ä Jahren ü Monaten Gesängniß. Wegen Zolldesraudation, welcher sich die Getreidehändler Simon Sultan und Jakob Cohn in Thon« bei der Einfuhr russischen Weizens schuldig gemacht hat ten, wurden dieselbe» zu 2887 bezw. 5973 M. Geldstrafe ver»rtheilt. Die ledige Auguste Deuter in Sadlinken ver giftete sich mittelst Karbolsäure, und der SchützenhauSwirth R. in Schöneck er schoß sich aus Lebensüberdruß. Provinz Pommern. T ge i lahrnngSsorgen ertränkte sich der > chu uiachermeister Beck in Greiss wald, »us Schwermuth erhängte sich der Häusler Rosenberg in Bierow. Es sanden den Tod: durch Uebersahren der Schuhmacher Schumacher in Col berg; im Getriebe einerMaschine wurde der Lehrling Kuno Blank in Schmolsin getödtet. Provinz Schleswig Holstein. Der Rechtsanwalt Dr. Rathin in Altona wurde in St. Pauli von einem Rowdy überfallen und tödtlich verletzt. Behufs Erstellung billiger Arbeits wohnungen hat sich in Gaarden ein Ar beiter - Bauverein gebildet, welcher 200 Mitglieder zählt. Es feierten: die diamantene Hochzeit die Eheleute Zim mermeister Ewald in Wischskiern und Rentier Rührt in Wilster; die goldene Hochzeit die Eheleute Reimers in Al tona, Breckling in Langenborn, Schuh macher in Neukirchen, Klönhümmer in Rieseby, Nanz in Schleswig und Steen in Zarpen.— Von einem Eisenbahnzuge ließ sich Übersahren und tödten der Ar beiter Heins aus Lasbeck. Ihr Leben verlor durch Sturz aus dem Fenster die Wittwe Dreßler in Altona. Provinz Schlesien. Ter steckbrieflich verfolgte Steuer bcamte Ambrosius Vogel, der s. Zt. in Laubau Steuergcldcr in Höhe vor 22,000 Mark unterschlug und sliich tete, ist iu Wien verhaftet worden. Den Gutsbesitzer Theodor Hentschel in Jerscheudors, der zur Jagd gegange» und nicht nach Hause zurückgekehrt war, sand mau im Walde, durch den Kopj geschossen, todt unter einem Baumc lie geu. Zur Erinnerung an die Pest, welche vor uunmchr ZU» Jahren i« Naumburg a. O. wüthete, und welch« fast die gesammtk Einwohnerschaft zum Opser siel, sauden in den katholische» und evangelischen Kirchen feierliche Ge denkgotteSdicnst« statt. Im Lam persdorfer Revier fand man den Flei schermeister Karl Stiller aus Kunzen dors mit zerschmettertem Schädel todl auf. Provinz Sachsen. In Magdeburg sand die feierlich, Enthüllung des zu Ehren des verftorbe neu Oberbürgermeisters Haßelbach er richtete» Denkmals an der Ecke der Kai. Serstraße und des Breiten Weges statt. Dassell.e besteht aus einem Obelisken aus hellgrauem Granit, umgeben vor vier sitzenden Figuren aus weißem schlesischen Sandstein. Im Beisein des Schulraths Dr. Vorbrodt und. de> Vorstände der beiden Schlosserinuungen wurde in Erfurt die neue Schlossersach schule feierlichst eröffnet. Als Fachleh rer fuugirt der Schlossermeister R. Dietz. Anläßlich des lOOjährigcn Be stehenS der Keserstein'schen Papierhand lung in Halle übermittelten die In haber (K onimcrzicurath Lüdecke in Per lin und Kaufleute Beudix n. Proh! hier) dem Magistrat zur Gründung eines Heims für weibliche Arbeiterinnen 10,000 M. - Kommcrzienrath Dehn« in Halle spendete 14,000 M. zum Besten der Ueberschwemmteu in der Elbe-Nie derung. —Es erschoß sich ans Liebes gram der Zahlmeister-Applikant Kellner in Salzwedel, und erhängte sich in seine« Zelle der Strafgefangene Könuecke in Halle. Ten Tod fanden durch Ueber fahren der Gastwirth Bauer in Eis leben und der Gutsbesitzer Netta in Oberesperstedt: in der Unstrnt ertrank der Fuhrwerksbesitzcr Treßler aus Ne bra. Provinz Hannover. Die projectirte, vom Eisenbahn»»,- sterium genehmigte Eisenbahnlini» Lehrde-Leiter wird folgende Gemarkun gen berühren: Misburg, Döhren, Hannover, Linden, Badenstedt, Velber, Seelja, Gümmer, Wunstorf, Letter. Die Angehörigen des ehemaligen Stadlkäinmerers Hahn in Norden, wel cher s. Zt. 10,000 Mark städtische Gel duftete, haben der Stadt VOOO Marl als Entschädigung angeboten. Die Stadt hat das Angebot angenommen. Infolge der starken Zunahme der Bevölkerung in Peine wird die Ge meindevertretung nenn statt bislaug sechs Bürgervorsteher zählen, während gleichzeitig die Zahl der unbesoldeten Senatoren um einen Senator vermehrt wird. Es feierten die goldene Hoch zeit die Eheleute Vollmer in Linden, Hartman» in Stickhausen und Bierbrock in Seedorf. —Es erhängte» sich: die Wäscherin Elise Koosmann in Geeste münde, aus Furcht vor Strafe wegen Veruntreuung der Eisenbahn Stations assistent St. in Sarstedt und aus Lebensüberdruß der Maurer Pätz in Werxhausen. -Durch unglücklichen Sturz verloren ihr Leben: der Sohn der Körner'schen Eheleute in Bremer vörde med der Arbeiter loh. Jaborg aus Lehe; von einem Eisenbahnzug wnrde der Arbeiter Krubbel in Osna brück todtgefahren; der Hofbesitzer Holter in Holthausen wurde von seinem Pferde erschlagen. Provinz Westfalen. Der Mörder des Wirthes Neuhaus in Dortmund stellte sich in Person des Bergmannes Erhard Aldehoff aus Alperbeckmark freiwillig der Polizei. Er behauptet, er habe einen Hund erschießen wolle», wobei er den Wirth Neuhaus unglücklicher Weise ge troffen habe. Infolge des Hoch wassers ist die große Ruhrbrücke bei Hengstel eingestürzt. Der Verkehr Hagen Schwerteist unterbrochen; die Züge werden über hier geleitet. DaS Leben verloren durch Sturz m die Weser, der Heizer Wilh. Lohrmann in Münden, in einen Schacht der Berg mann Herber von Hordel sowie der Hauer Hartlage in Dorstfeld: durch einen Eisenbahnzug wurde der Zug sührer Hesse in Hagen überfahren nnd getödtet, und durch auf sie fallendes Felsgestein kamen die Bergleute Wilh. V. in Witten und Gustav Fron in Wengern nm's Leben. Feuer zer störte in Bünde die dortige Kisten« fabrik. Rheinprovinz. Coblenz kann nunmehr aus der Liste der Festungen gestrichen werden, da die Arbeiten zur Abtragung der Festungs werke begonnen haben. Man hofft, bis nächsten Sommer die sämmtlichen Fluß besestiyungen niedergelegt zu haben. Die Firma Borster und Grüneberg in Deutz hat 50 Morgen Land angekauft, um Häuser für ihre Arbeiter darauf bauen zu lassen. Die Mafchinenbau anstolt, vorm. Bechen, Keetmann in Duisburg, hat ein Capital von 11.000 M. zu wohlthätigen Zwicken vermacht. Die Summe soll den Fond zu einer Witwenkaffe'bilden, ans der Wittwe» und hinterlassenen »indern von Arbei tern des Werks fortlaufende Unter stützungen gezahlt werden.—ln Ehren seld wurde ein Heim für blinde Mäd chen eröffnet, und ist die Anstalt bereits von 9 Mädchen bezogen worden.—Die Strafkammer in Elberfeld vernrtheilte den socialdemokratischen Redakteur Grimpe wegen Beleidigung des Rektors Manner von Oberbilk zu drei Monaten Gesängniß und wegen Beschimpfung von Einrichtungen der katholischen Kirche zu weiteren 14 Tagen in Hast. —Die kürzlich verstorbene unverehelichte Christians in Solingen hat der Stadt 27,000 M. testamentarisch vermacht. 15,000 M. davon sollen zur Errichtung eines evangelischen Waisenhauses ver wandt werden. Es kamen zu Tode: durch Sturz aus einem Fenster der Maler Hoppe in Düsseldorf nnd durch Fall in den Rhein der Sohn des Poli zeijergeanten Kcnkcn in Emmerich. Von der Eisenbahn wurden todtgefahren: der Weichensteller kühn in »arthans und die Ehefran des Monteurs Selzencr Königreich Sachsen. Ende dieses JahreS erfolgt der An schluß des Ortes Connewitz an Leipzig. Mit Rücksicht hieraus habe» Kirchen vorstand und Gemeinderath beschlossen, an den Rath das Ersuchen zu richten, auch fernerhin das Stande?amt hier fortbestehen zn lassen. Der wegen betrügerische» Bankerotts und Wechsel sälschnng steckbrieflich verfolgte und un ter Mitnahme eines Baarbetrages von 100,000 M. flüchtig gegangene Kauf mann Eduard Edwin Ekelmann aus Großbauchlitz ist in München von einem Leipziger Criminalbeamten festgenom men worden. Ekelmann hatte sich nach der Flucht bisher in der Nähe von Wien ausgehalten, von wo er nach München gekommen war, um dort seine Gattin zu empfangen. Die Renovation der Frauenkirche in Grimma ist vollendet. Das altehrwürdige Gotteshaus hat eiu so schmuckes Gewand erhalten und er scheint so verjüngt, als ob seine schlan ken Thürme n'cht schon sechs Jahrhun derte hindurch auf uvsere Stadt herab geschaut hätten. 's Professor Coccius, der Direktor der Augenheilanstalt in Leipzig. Der Tuchmacher Wilhelm Herm. Weber, welcher als Kassirer bei der Kranken und Sterbekasse der Tisch ler in Oschatz?c. etwa 800 M. unter schlug, wurde von der Strafkammer Leipzig zu I Jahren Gefängniß verur theilt. Der Gewinn der sächsischen Landes Lotterie, der in Höhe von 100,- 000 M. nach Seyda gekommen ist, trifft mehrere kleine Leute, die eine außer gewöhnliche Zubuße sehr gebrauchen können. Das Schwurgericht in Zwickau verurtheilte den Bantechniker Anselm Lindner aus Chemnitz wegen versuchten Todtfchlages gegen seine hier wohnhaste Geliebte, die ihn verschmäht hatte, uud dereu Bruder, begangen im Monat Juli d. I. Hierselbst, zu 7 Jah ren Zuchthaus und 10 Jahren Ehren- Verlust. Die Leipziger Firma Dür big ck Co., englische Garnhandlung, be ging die Feier ihres 75jährigen Ge schäftsjubiläums; eS feierten: die gol dene Hochzeit die Eheleute Gutsauszüg ler loh. Stendtner in Bertsdorf, Fa brikant Gabr. PriedS in Eiban, Mau rer Müller - Grimma, Rentier F. Lie bold - Kirchberg. Revierjäger Wenzel- Laneustein und Auszügler Gottlob lrluge-Quersa; das 50jährige Bürger iubiläum Kaufin. G. L. Schmidt und Tischler C. A. Herbst in Dresden, We ber Aug. Bachmann in Glauchau, Fleischer E. G. Heyne iu Mittweida, Privatier C- G. Zierold in Neudörfel and Drechsler Güther in Würzen. Königreich Baiern. Der bisherige städtische Rendant kraust in Schwabach, welcher 0000 M. ins der Schulkasse veruntreut hatte und mtfloheu war, ist in Nürnberg in Haft zenommen worden. Sohn des verstorbenen Universitätsprofessors Geh. Rath v. Rinecker. Ingenieur Frauz liinecker, hat der medicinischen Fakultät n Würzburg ein: Schenkung von 10.000 M. gemacht. Das 1. Jäger- Sataillon in Kempten beging dieser Tage die Feier seines 75jährigen Be stehens nnd verband damit zugleich auch die Erinnerung an seine 25 jährige G»r nisonirnng in hiesiger Stadt. Der Metzger Menger von Landshut wurde wegen Verkauss einiger Fleischtheile von einem perlsüchtigen Ochsen zu drei Monaten Gesängniß verurtheilt. Dem Verein zur Erbauung einer pro testantischen Kirche in der Vorstadt Fteinbühl wurde vom Fabrikbesizer Schmelzer in Nürnberg ein Betrag von 10.000 M. gespendet. Das Haus kommt in Nürnberg gegenwärtig zum Abbruch, in welchem vor VO Jahren Kaspar Hanicr, der „Findling von Dürnberg", zur Erziehung beim Dr Taumer untergebracht war. Königreich Württemberg. Der wegen Gattenmords verhaftete Armenhäusler Jae. Pflüger in Blau beuren will seiner Frau nur einen „Backenstreich" gegeben haben, au wel chem aber letztere alsbal> starb. Der ivegen Verdachts eines Verbrechens ge gen das keiniende Leben verhaftete Arzt ist Dr. Sössler in Cannstatt. Aus dem Schloßgute in Ellwangen, wo be kanntlich die Ackerbanschnle nnterge sracht ist, soll nun auch eine Molkerei irrichtet werden, welche den Ackerbau schülern als weiteres Lehrmittel dient. Dagegen wird die früher dort betriebene 'jruiierei eingehen. Der frühere TommissionSr Sigmund Held in Gris lingeu, der in Gemeinschaft mit einem seiner Verwandten sich von dem Baron Leitner und dem Fabrikanten Straub mehrere Hunderttausend Mark zu er schwindeln wußte, befindet sich zur Zeit in Pforzheim in Haft. Wie man sagt, haben Baron Lettner und Straub an Held und seinen Helfer mehrere Millio nen verloren und soll die Verhaftung les Held mit dieser Affaire in Verbin dung stehen. In den Schlußstein des ikiliansthnrmes in Heilbronn wurden mehrere Urkunden eingesügt. Die ganze Herstellung der Kirche kommt auf 355,- ZOO Mark zu stehen; leider fehlen zum Ausbau noch über 170,000 Mark. Zn herkömmlicher Weise sei«rte die Akademie in Hohenheim Heuer ihr 72. Stiftungsfest. Steuerwächter Gott hilf Clauß in NereSheim reist in den nächsten Tagen nach Kamerun, um dort »lS Zollbeamter im Reichsdienst ver wendet zu werden. In Bodnegg schoß »ich der dortige Lehrgehilfe I. Schnitzer aus Unvorsichtigkeit eine Revolverkugel in die linke Brustseite. An seinein Auf kommen wird gezweifelt. Zur För deruug des Gewerbes im Bezirke Ried lingen hat sich in Riedlingen e!n Be zirkSgewerbevereiu gebildet, dem bereits 42 Gewerbetreibende beigetreten sind. — DaS Remsthal ist z. Zt. ganz über schwemmt. In mehreren Thalorten wurden Nachts die Sturmglocken geläu tet. DaS Wasser ist im Steigen be griffen. Gr oßh erz og th nm Baden. 112 In Freibnrg i. B. der Lehrervete ran Joses Söhner. Derselbe war wäh rend 53 Jahren als erster Hauptlehrer iu Unterbühlerthal thätig. Wegen Meineides ist der in Mühlhosen wohl bekannte A. Brngger verhaltet uud «ach Coustauz abgeliefert worden.— Die Er richtung eines „VolksbadeS" wird in Psorjcheim angestrebt. In dein der Stadt gehörigen alten Theater ist be reits ein entsprechendes Gebäude gesun den, daß sich gemäß seiner Lage ganz vorzüglich zn einer solchen Anstalt eig nen dürste, nnd sich auch mit nicht sehr erheblichen Kosten zn einem solche» Um baueil ließe. Der in Rastatt kürzlich verstorbene Major v. Roou, eiu Sohn des verstorbenen preußischem Kriegs ministers, soll sich vergiftet haben. Der selbe war wegen einer f. Zt. viel Staub aiiswirbelnden Angelegenheit seines Dienstes enthoben und zu einer größe reu Freiheitsstrafe verurtheilt wordeu. < — Der Fabrikant Ed. I. Faller in Todtnau läßt für seine hiesigen Fabrik arbeiter wie auch sür seine Fabrik in Utzenfeld Badeeinrichtnngen durch den Installateur Koch herstellen. Ter Privatier Keller in Unterschüpf uud seit viel?» Jahren in London weilend, hat an das hiesige Bürgermeisteramt 24,000 Mark in Werthpapieren gesendet zur Verwendung sür gemeinnützige Zwecke. Die Gemeinde will den Geber zum Eh renbürger ernennen. Rheinp 112 a l z. In Kamerun ist der Pfälzer G. Schmitt aus Speyer, der dorr in Dien stcn der Basler Missionsgesclljchast stand, an de» Folgen des KlimaS ge storben. Schmitt ist der siebente Mis sionär, den die genannte Gesellschaft in Deutsch-Afrika infolge des mörderifchen Klimas verliert. Ein Konkurs, wie er in unserer Gegend selten vorkommt, wnrde aus Antrag der Gläubiger über das Vermögen der Gebr. Braun, Ger bereibesitzer und Roßledersabrikant in S. Ingbert, ausgesprochen. Die Pas siva betragen vielleicht auch über eine Million Mark. Der Ge meinderath in Meckenheim hat sich ein stimmig bereit erklärt, unentgeltlich das nöthige Gelände sür den Bahnhok der geplante» Linie Darmstadt-Neustadt a. d. H. abzutreten. Schnhsabrikant G. Schuberth in Pirmasens wurde in Kon kurs erklärt. In Rodalben wird in kurzer Zeit eine neue Schuhfabrik errich tet werden. Elsaß-Lothringen. Freiherr v. Trenberg aus München, ein ehemaliger Ossicier, wurde unter dem Verdachte dei. Spionage in Altkirch verhaftet. Derselbe hat in hiesiger Ge gend allerlei Auszeichnungen vorgenom men. Zwei grauenhafte Mordthaten setzen die Bewohner Gebweilers i» große Aufregung. Der 20jährige Reb arbeiter Krafft wurde von dem Schrei nergehilfen Marbach aus Dornbach aus Eifersucht erstochen. Im Hause des Kaufmanns Jandas brach der Postge Hilfe Meck cm, ermordete dessen Toch ter, feine bisherige Geliebte, und raubte die Ladeilkasse. Beide Mörder harren in, Bezirksgesängniß in Colmar ihrer Strafe. Ter Postfecretär Heyer aus Metz ist nach Kainerun gereift, Um die Verwaltung der deutschen Pastagcntur und Secretariatsgeschäste des Gouver nements dort zn übernehmen. Es verlor ihr Leben durch Sturz von dem Heuboden aus die Tenne die 12jährig« Tochter der Maria Bour aus Saar bürg. Braunschweig. Anhalt. Lippe. W a l d eck. Durch anhaltende Regenstürme schwoll bei Detmold die Werra zu einem rei ßenden Strome an, der mit Ungestüm in die Friedrichstraße eindrang, die Brücke fortriß, Balken, Kisten u. s. w. sortschwemmte. Beim Gastwirth Kanne stürzten der Saal, aus dem Wehren hagen der Neubau der Wittwe Kamp meier und am Hornoldendorfer Wege der Neubau des Dachdeckers August Heine ein. Mit ziemlicher Heftigkeit tritt in Kohlstädt der Typhus ans. Man nimmt a», daß die nenangelegte Wasserleitung der Heerd der Krankheit sei. Die Gegend vom Langenbrücker Thor bis nach Brake steht vollständig unter Wasser. Hier mußten wegen des in die Geschäftsräume eindringenden Wassers die Kaacht'fche Weberei sowie die Mühlen die Arbeit einstellen. Die unverehelichte Anna Ohm aus Lüters heim wurde wegen KindesmordeS zu 1H Jahr Zuchthaus verurtheilt. Es be gingen das Fest der goldenen Hochzeit die Eheleute Fäsebeck in Braunschweig. Oldenburg. Die Auflösung der durch die bekann ten Wechselfälschungen des Agenten Klein verkrachten „Oldenburger Ge werbebank" ist nunmehr beendigt. Die vor Kurzem verstorbene Ehefrau Klein hat als Entschädigung sür die von ihrem Ehemann der Bank zugefügten Verluste die Summe von 6000 M. überwiesen. Das Bankgebäude ist verkauft und der Kaufpreis zur Tilgung der Schulden verwendet worden. Die seit längerer Zeit verstorbenen Geschwister Grosse in Barel hinterließen der Stadt 100,000 M. mit der Bestimmung, ein auf den Kamen der Erblasser lautendes Stift für unverschuldet in Armuth gerathene Personen zu gründen. Zwecks Aus führung dieser Bestimmung hat die Stadt nunmehr drei Häuser erworben und der Bestimmung entsprechend ein richten lassen. Freie Städte. Infolge eines Beschlusses des Ver> eins der Tabak- und Cigarrenfabrikan ten in Hamburg schlössen 2V Tabak fabriken in Haniburg, Altona, Ottensen nnd Wandsbeck. 3000 Arbeiter sini ohne Beschäftigung. AIS Ursache wiri angenommen, di! Cigarrensortirer dei Fabrik Langhaus hätten die Entlassung der nicht dem Freundschastsklub äuge hörenden Sortirer nnd eine Lohner höhung von 20 pCt. gefordert. Mit einen« Aktienkapital von 2,000,000 M wurde die „Waaren KommifsiouSbank'' gegründet. Dem AuffichtSrath gehören Baukdirektor Müller, Baukdirektor Wel lege uud C. F. Tipek an, während du Herren Helbing und Jocsting den Vor stand bilde». Der dritte Reichspost dampfer für die Ostasrikalinie lief vom Stapel. Fran v. d. Heydt-Elberfclt taufte das Schiff auf de» Namen „Kanzler". („Reichstag" uud „Bun desrath" fahren schon). Vom An fang nächste» Jahres ab la»sen regel mäßig Dampfer der Afrikanifchei Woermann'schen Linie zwischen Hanl bürg und den Häfen Marokko's, und zwar verlassen dieselben an jedem 15. des Monats den hiesigen Hasen. Die Ausfuhr Hzmburg's nach der asri konischen Westküste betrug im vorigen Jahre rund 14 Mill. Mark. Die größten Summen kommen auf Spiri tuosen, Schießpulver, Baumwolle»- und Eisenwaaren. Die Einfuhr betrug faß 20 Millionen Mark, gegen nur IS Millionen im Vorjahr. Mittelst ge fälschter Wechsel beschwindelte der Com ptoirrist Karl Eichler die Anglo-Deut sche Bank »in 120,000 M. Es gelang dem Schwindler, sich seiner Verhaftung durch die Flucht zu entziehen. Man vermuthet ihn in Amerika. Der Vieh sutterhäudlcr Schack wurde wegen drin genden Verdachts vorsätzlicher Brand stiftnug verhaftet. Seitens der Stadl ist eine allgemeine Aufbesserung der Ge hälter der städtischen Beamte» beschlos sen worden. Nach einem Bericht dei in Bremen domizllirten Gesellschaft fü> äußere Mission sind durch die Bcmü- Hungen derselben im Eyhelande (Afrika) während der letzten 10 Jahre 15 evan gelische Schulen mit insgesammt 30<i Schülern entstanden. Von 124 Mis sionären, die seit 1847 nach Afrika ent fandt worden sind, mußten 43 die Ar beit wegen der ungünstigen klimatischer. Verhältnisse anfgeben, 57 sanden ei« frühes Grab. Das Bischoff'sch? Ehe paar in der Plünkenstraße in Breme» feierte feine goldene Hochzeit. De» 'Kaufmann A. Möller ans Hamburg hat sich erschossen. Schweiz. 112 In Steffisburg Fürsprecher Begert, Verwalter der Spar- und Leihkasse, eir Veteran aus dem Souderbundsfeldzuge Die berühmten Bäder von Weißen bnrg sind an eine Aktiengesellschaft über gegangen.—Herr Geißmann-Ackermann in Wohle» schenkte seiner Hennathge meinde Hägglingen 50,000 Fr. für den Ban eines Armenhauses. —Eine Bronze büste CarteretS soll im Universitätshosi zu Genf aufgestellt werden.—ln Davos und St. Moritz werden großbritan nische Consularageuturen errichtet. -- Der Jesnitengeiieral Pater Amstad, Bruder des Ständerathes, hat seiner Heiinathgemeinde Beggenried 10,00(1 Fr. geschenkt. Und solche Männer, jammert die „Liberte", verbannt man aus der Schweiz. —Das Obergericht in Schwyz verwandelte die lebenslänglich! Zuchthausstrafe, zu der das Criminal gericht den der Vergiftung seiner Gat verurtheilt hatte, in 30 Jahre Zucht- Hans, die er in einer anßercantonalen Anstalt, wahrscheinlich Zürich, abzusitzen hat.r- 1' In Feldbrnimen der berühmt« Maler Frank Buchser. Vassalli, de« Präsident der liberalen Union in Tessin, ist in einem Gehölz bei Riva San Vitale durch einen Schuß schwer ver wundet uusgesnndkn worden; man weiß noch nicht, ob infolge eines Unfalles oder eines Verbrechens. —Die P n bl iea tio n, welch« Professor Koch über sein neues Heil mittel der „Deutschen Medicinischen Wochenschrift" übergeben hat, dürst« noch zu einem Preßproceß führen. Die „Deutsche Mediciuische Wochen schrist" hatte, wie berichtet wird, mit Genehmigung Prozessor Kochs mit de, Redaction der „Wiener Medicinischen Wochenschrift" ein Abkommen getroffen, nach welchem der Artikel Kochs in beiden Blättern gleichzeitig am 14. Novembei Mittags erscheinen sollte. Der Aussatz wnrde am 13. November Abends, nach dem er in Berlin bereits gesetzt war, in einem 4000 Worte zählenden Tele gramme nach Wien abgegeben und in der Druckerei der „Wiener Medicinischen Wochenschrist" sofort in Satz genommen. Durch irgend einen Zufall foll nun die Redaction der „Neuen Freien Presse" er sahren haben, daß die genannte Wiener Wochenschrift bereits im Besitze des Aufsatzes fei und den Redakteur dersel ben, Dr. Adler, noch um zehn Uhr Abends bestürmt haben, ihr denselben gegen einen bedeutenden Betrag z» überlassen. Dr. Adler wies hieß es weiter die Herren an seinen Ver leger, nnd dieser ließ sich bereit finden, den Artikel Kochs noch um elf Uhr Nachts an die Redaction der „Neuen Freien Presse" auszuliefern, obgleich noch kurz vorher ein Telegramm aus Berlin eingetroffen war mit der stricte» Weisung, die Mittheilungen Koch« un ter keinen Umständen vor dem 14. No vember Mittags auszugeben. Außer dem sei die Publikation in beiden Blät tern ohne die Angabe, daß sie ans der „Deutschen Medicinischen Wochen schrift" stamme, ersolgt. Die Redak tion der „Deutschen Medicinischen Wo chenschrist" soll deshalb, wie ein schlesi scheS Blatt mittheilt, beabsichtigen, eine Klage wegen Verletzung des literari schen Eigenthumsrechts gegen den Buchhändler Perles anhängig zu ma chen. Schwarz auf Weih. Frau Director Clotilde K. in Berlin war bciicidenswcrih. Ihr hatten die Götter jene drei Besitztümer geschenkt, welche sie vereint nur den Bevorzugten des Glücks gewähren:—Relchthünier, Schönheit und einen liebenswürdigen Ehemann. Der Direktor Ernst K. re präscntirte bei seinen sünszig Jahrcu ! uach jeder Richtung hin den seinen und maßvollen Cavalier, seine Beamten im Comptoir wußten das, eS wußten seine zahlreichen Freunde, eS wußte seine Gattin. Und bei der richtigen Werth schätzuug dieser sür vaS häusliche Zu sammenleben so wichtigen Eigenschaften nahm Frau Clotilde die Huldigungen der Männerwelt unbefangener entgegen, l als sie es sonst vielleicht gethan hätte. Man konnte sich darüber keinem Zweifel hingeben sie wurde iu der That stark umschwärmt. Ihre prachtvolle Gestalt uud ihr interessanter Kopf bildeten in jeder Gesellschaft das Ziel für das heim liche Geschützfeuer, das die braven mo noeletragenden K erntruppen des Salons abzubrennen lieben. Das schöne Weib trank die Schmeicheleien, die ihr alla bendlich servirt wurden, init vollen Zü gen nnd besaß leider nicht die Vorsicht, die bei solchen Gelegenheiten wünschens werth erscheint. Man fing an über die „Lannen" der Frau Direktor spöttische Bemerkungen zu machen und zurückgesetzte Anbeter er sanden bei dem letzte» Glase kleine me disante Anekdoten über sie. So ereig ncle es sich ans die natürlichste Weise der Welt, daß dem Gemahl eines schönen TageS ein unbestimmtes Gerücht zu ' Ohren kam, daß sei» gemächlich fließen ! des Blut in Wallung brachte. Es war nichts Bestimmtes, was er da von un gefähr über „die schöne Fran K." gehört halte, aber gerade deshalb wuchs sein Argwohn ins Riesenhafte. Der Direk tor wurde seit dieser Stunde nervös. Und wenn der SanitaiSrath auch zehn mal der besorgten gnädigen Fran ver sicherte, daß der Gatte an den Folgen der glücklich überstandenen Influenza leide, ein Eingeweihter hätte eine bessere Diagnose gestellt. Herr K. stand nämlich, so oft er allein in MadaineS Zimmer weilte, offenbar unter dem Ein sluß einer fixen Idee. Er konnte es nicht über sich gewinnen, den Schreib tisch mit gleichgiltigen Blicken zu be trachten, er durchblätterte niit zitternder Hand die Schreibmappe, er faßte die Bronzegriffe der Schubsächer, um sie aus ihren Verschluß hin zu prüfen. So trieb er es manche Woche. Seine Gesichtsfarbe wurde gelblich und sein Appetit schwand. Da an einem trüben Nachmittage, drei Wochen vor Weihnachten die Dame des Hauses war gerade zu Gerson gefahren betrat der Direktor wieder einmal das Allerheiligste seiner Frau. Wie gewöhnlich strebte er hastig zum Schreibtisch nnd wollte soeben die Un tersuchungen beginnen, als sein argwöh nisch umherfliegender Blick an dem Pa pierkorb hasten blieb, der in der Nähe stand. Er schlug sich vor die Stirn. Hier hatte er noch niemals nachgeforscht, und doch, wie leicht war eS möglich, daß gerade an dieser Stelle —. Kurz ent schlossen stülpte Herr K. den Korb um, so daß das Juuere bunt durcheinander fiel. Dann wühlte er mit nervöser Eile, jedes Blättchen drehte er vor- und rück wärts, jede Zeile verschlang er. Ah, was ist das? Der Direktor hat den Torso eines zusammengeballten Briefbogens ersaßt. Er glättet den selben und liest, von der Hand seiner Frau geschrieben, Folgendes: „Gelieb ter! Mit tausend Grüßen nnd Küssen sende ich Dir die Nachricht " Hier hatte die Schreiber!» abgebrochen, jeden falls war ihr der Anfang nicht zärtlich genug, sie hatte einen zweiten Bogen ge üoiniue» und den ersten in den Papier korb geworfen. Als Herr 5?. die yanze Tragweite dieses Indizienbeweises be griffen hatte, bemächtigte sich seiner eine schreckliche Wuth. Und als Madame eine Stunde später nach Hans kam, war el noch keineswegs ruhiger geworden. Er stürzte aus sie zu, hielt ihr das cor pus clslioti vor die Augen und schrie: „Dars ich um eine Erklärung bitten, meine Gnädige? Um eine Erklärung sür diese geheimnißoollen Zeilen?" Madame warf nur einen flüchtigen Blick auf das Blatt, dann wnrde sie dunkclroth. Gleich daraus aber hatte sie ihre natürliche Farbe zurückgewon nen. Stolz und kalt richtete sie sich in die Höhe. „Ich bin es nicht gewohnt", sagte sie mit klassischer Ruhe, „mich in dieser Weise ingniriren zu lassen. Hät ten Sie höflich gesragt, mein Herr, so hätte ich geantwortet, jetzt ziehe ich es vor, überhaupt keine Erklärung zu geben!" Madame sprach's, wendete 'ich um und rauschte aus dem Zimmer. Der Direktor war nach dieser Scene bedeutend abgekühlt. Seine Frau machte durchaus den Eindruck der be leidigten Unschuld und doch war das nicht ihre Handschrist? Hatte sie nicht selbst den klarsten Beweis ihrer Schuld geliefert? Stumm und mißtrauisch begegnete ihr Herr K. seit diesen« Tage. Die Beiden tauschten tagsüber kaum ein Wort. Madame sah in ihrer gekränk ten Würde entzückend auS und der Ge bieter zerbrach sich den Kops, um diesen Widerspruch aufzuklären. Inzwischen hatte sich kurz»nach dem Tage, wo der Gatte den unglücklichen Versuch machte, de» Richter zu spielen, etwas Merkwür diges ereignet. Frau K. war im Sa lon. Dort machte gerade der junge Dr. Willibald Z. seine Answartuug und da der Hausherr beim Frühschoppen weilte, fielen der Gnädigen die HonneurS zu Soeben war eine Pause in der Unter haltung eingetreten. Dr. X., seines ZeichlNS Schriftsteller, hielt den aus drucksvollen Kops gesenkt und dachte uach. Plötzlich erhob er die klugen Augen zu seinem anmuthigen Gegen über. „Theure Klotilde," sprach der geniale Jüngling. „Beunruhige Dich nicht, ich weiß einen Ausweg. Kennst Du genau den Wortlaut seiner Zeilen?" Madame 7 lächelte zärtlich. „Geliebter, mit !n> send Grüßen »ud Küssen sende ich ?ü die Nachricht ", wiederhol:« sie, „weiter stand nichts ans dem Blatt'" „I!c»i", rief der bci'.cidcuSwcr!h« Schriftsteller, „es genügt. Ich hab« eine Idee, die Dich glänzend rk.'l'! fertige» i:ud Deinen Gatte» von seiner Eisersttckit kurire.i ioll," Di.» zwei Verbündeten besprachen eingehend den Kriegsplan, dann schieden sie. -- Am Silvesterabend. In dein Direktor K.'schen Hause war es gar uilgemüth lich. ES lag etwas Unheilschwangeres in der Lust. Madame hatte sich nach wie vor mit eisiger Ruhe gewappnet und der Direktor schien noch nervöser ge worden. Da, ani Abend klingelt es. Der Postbote gab eine Bestellung sü, Frau K. ab. Es war eine Druchache. Klotilde löste den Umschlag, blättert, und las mit einer von Zeit zu Zeit stei genden Aufmerksamkeit. Als sie di« Lektüre beendet hatte, erhob sie sich uni ging in das Zimmer ihres Mannes. Verwundert über den Besuch, kam ih> dieser einige Schritte entgegen. Ma dame, vom Scheitel bis znr Sohle in eine unnahbare Hoheit gehüllt, sah ihrem Gatten sest in die Augen und sprach: „Mein Herr, heut' werde ich Ihnen aus Ihre damalige Frage ant worten, obwohl Ihr unwürdiger Ver dacht überhaupt keine Antwort verdient. Aber ich will Gnade vor Recht ergehen lasten. Sie dauern mich, mein Herr, denn Ihre Gesundheit leidet. Bitte, sehen Sie her. Was habe ich hier in der Hand?" Verblüfft betrachtete dei Direktor ein bekanntes illustrirteS Jour nal. „So, jetzt, was steht hier?" Herr K. folgte mit Spannung dein Zeigefinger der Gnädigen. Da stand mit großen Leitern: „Der Weih nachtsbrief, Novellette von Clotilde K." „Wie denn," rief der Gemahl in höch stem Erstaunen, „diese Novellette ist von Dir?" „Ja, sie ist von mir. Ich wollte Dir eine Ueberraschnng bereiten. Jener Briesansang gehörte zu meinem Koncepl, D» wirst ihn hier im Text wiederfinden!" Und der glückliche Direetor, der kein Wort hatte, folgte zum zweiten Mal der schmalen Hand. Und er las den Satz: „Geliebter! Mit tausend Grüßen und Küssen sende ich Dir die Nachricht, daß die Schwierig keiten, welche unserer Vereinigung von Seiten Papas im Wege standen, nun mehr alle beseitigt sind!" Weiter las er nicht. „Clotilde, kannst Tu ver zeihen?" Und Clotilde hatte ein Ein sehen. Sie »ahm die dargebotene Hand und verzieh. Bei dem Direk tor K. aber ist in Zukunft kein Rückfall zn befürchten. Von der Unschuld seiner Frau ist er überzeugt. Er hat's ja Schwarz aus Weiß. Fröhliches Neu hr! Vi« gnteö Geschäft. I. Im Interesse nnd zur Beförderung der Laudwirlhschaft fetzen wir für die größte Kartoffel, die nnfere verehrten Abonnenten uns einsenden, einen Preis von 10 Dollars aus. Die Redaction des „Moppletown Herold". !I. Die Kartoffel Preis-Concnrrenz ist beendet. Die Prämie für die größte Kartoffel erhielt Farmer John Smart in Moppletown. Die Reoaction. 111. Vier Wagenladungen ausgesucht schö» »er Riesen-Kartoffeln (größte Sorte) sind sofort billig zu verkaufe» in der Redaction des „Moppletown Herold" (Abtheilung für Preisausschreiben.) Durch göttliche Unver frorenheit erreichte es Arnold Rüge, damals Student in Jena, Goethe von Angesicht zu Angesicht zu sehen, als die ser durch allerlei Widerwärtigkeiten ver stimmt, in der größten Abgeschlossenheit lebte. Der Einsender erinnert sich, die Geschichte vor langer Zeit aus Ruges eigenem Munde gehör» zu haben. Es war zu Ansang der zwanziger Jahre. Außer Eckermann, Riemer, Kräuter, die dem Altmeister bei der Redaction seiner Werke behilflich waren, empfing dieser Niemanden, und zahlreiche Fremde, weß Standes sie auch sein mochten, mußten unverrichtcter Sache wieder ab ziehen. „Das sollte mir nicht passiren!" erklärte Rnge seinen lustigen Kumpanen, die bis in die Nacht in der „Rose" zu Jena tagten. Man wettete mit dem Vermessenen, und am andern Mor gen suhren die Betheiligten in einem verdeckten Wagen nach Weimar und dort unter die Fenster von Goethes Woh nung. Bor ihr stellte sich Rüge auf das Verdeck des Wagens und rief ein sach, fo laut er konnte wiederholt: „Goethe Goethe!" Alsbald erschien der alte Kammerdiener am Fenster, winkte ängstlich ab, erklärte dann: sei» Herr wäre keinesfalls zu sprechen, aber Rüge ließ sich nicht abschrecken. Er rief laut und munter sein „Goethe —- Goethe!", bis der Olympier am offenen Fenster erschien. Nun jubelte Rnge dem großen Manne zu und bat ihn dann um Verzeihung, worauf der alte Herr den jungen Stürmer und Dränger mit freundlichen Worten eut ließ. Heiteres vom Tage. Au» dem Pariser „Figaro": Madame B. liegt im Sterben. Ihr Gatte tritt an das Schmerzenslager nnd sagt: „Deine Freundin Helene war soeben da und läßt Dir von Herzen gute Besserung wünschen." „Was sür einen Hut hatte sie auf?" flüsterte die Kranke mit ver löschender Stimme. Zwei Freunde be gegnen einander. „Du, Dein Spazier stock gefällt mir; den m»bt Du mir schenken!" „Unmöglich, mein Freund, eS ist ein theures Familien Andenken. Dies ist der Stock, mit dem mein armer Großpapa meine gnte Großmutter ge hauen hat.
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