«m «tzaltfenhofe »« »ra«a»a. Rovtll- °°i> «. »»!«». " In unvergleichlich herrlicher Lage «illf einer Felsenhöhe über der Stadt Granada, von wo der schönheitstrunkene Blick weithin über ein lachendes Thal und ein schneegekrönteSGebirge schweift, liegt die Alhambra, die Perle mauri jscher Architektur, die Zeugin einer ver gangenen blühenden Kulturperiode. Gage gewordene Geschichte umweht die- He stolze maurische Königsburg, flüstern »n den hohen Kronen des Ulmenwaldes, per da hinausführt, murmelt in den Äjassern, die auf allen Seiten des Ber «eS niederfließen, träumt auf de» halb verfallenen, noch riesig aufragenden Thürmen und Mauern, welche den gro ßen Umfang dieser bezeugen. I» t>lm erhaltenen Prachtgemächern belebt lsie die mächtig angeregte Phantasie mit idealen Gestalten. Man wähnt die jmanriichen Ritter in blitzender Rüstung tuber die hellen Marmorplatten klirren den Schrittes gehen, »in die glänzenden Säulen die siidenen Gewänder der Sul tansfrauen rauschen zu hören. Mitten iu jene Zeit führt uns unsere Geschichte. Die letzten Strahlen der Nachmittagssonne fielen in die blumen «eschmückten wollüstig duftenden Patios, pie Prachthöfe dieses Feenheims, sie ver lschönten die leuchtende Farbenpracht an den Wänden, den durch die maurische Architektur wunderbar belebten Steiv und umspielten geheimnißvoll Des Korans erhab'ne Sprüche, Kluh und blumenhaft verschlungen, Ans den Säulen, auf den Wänden. Eine vornehme Gesellschaft, die Kha< lisinnen, Prinzessinnen sowie einige be vorzugte Hosdamen in Heller Seide uud in golddurchwirkten Mousselingewän dern kauerten auf den schwellende» Di vans unter den Arkaden, welche den Patio umgaben. Die älteren Damen hatten sich ent schleiert, aber das leichte Mouffelinge webe ließ auch die Züge der jüngeren deutlich erkennen. Sie waren sämmt lich edle, vornehme Gestalten »nd die Jüngeren von blendender Schönheit. sagt ina» noch heute in Spanien. Der Khalisenhof war um diese Jah reszeit stets hier. Der mächtige Alman sor zog in den Sommermonate'i den Aufenthalt in Granada dem in der ge räuschvollen MillionenstadtKordoba vor. Dort gehörte er nur dem öffentlichen Leben an. Fast de» ganzen Tag über war er in der von eintausend und vier undnennzig Marmorsäulen getragenen Moschee, jenem Gotteshanse ohne Glei chen sür Jedermann zugänglich, hier in Granada lebte er nur für feine Fami lie Er faß auf einem erhöhten Divansitze hinter den Damen feines Harems. Um ihn her lagen, saßen und standen in un gezwungenem Durcheinander die Prin zen und nächsten Angehörigen des Kha, Ofenhauses. Zur Rechten des Khalisen befand sich, «lachlässig aus eine Ottomane gelehnt, in halb sitzender, halb liegender Stel lung Omar, der zweitälteste Sohn des Herrschers, ein schlanker junger Mann von 25 Jahren. Das edle Gesicht war voii knrzgeschnittenem schwarzen Bart umrahmt, die hohen Muskeln, die unter dem kurzärmeligen Seidengewande her vortraten, zeugten von Kraft und Intel ligenz. Es war vor wenigen Wochen von Bagdad zurückgekehrt, wo er seine Studien vollendet hatte. Almansor hatte es so gewollt, obgleich die maurische Bil dung »n Spanien damals aus einer hö heren Stufe stand als die des Mvrgen landes. Gab eS doch hier nicht weniger als 18 Hochschule» und 7t) große öffent liche Bibliotheken. Die Prinzen Achmed, Abdnrhaman und Abbas lagen auf den Ellenbogen gestützt hinter der Damenreihe und schie ne» diese durch allerlei Witze und Schnurren zu unterhalten. Andere Anverwandte deS Khalifenhanses, sa ßen und standen um Almansor grup jnrt. Zu beide» Seiten des plätschernden Springbrilniiens in der Mitte des Patio knieten Mohren und Eunuchen, deren silberhelle Stimmen die lyri sche» Gesänge Waddahs und sentimen tale», dabei fast frivole» Lieder Abu NowaS, deS maurischen Heine vortru gen. Durch Klatschen und Zurufen bezeug ten Damen uud Herren ihren Beifall. Die Sänger zogen sich zurück. Orangen und Eiswasser wurde» durch Sklaven herumgereicht. Musikaute» mit Lauten, Flöten uiiii Handpauken spielte» nun zur Kurzweil deS Hofes auf. da„n kamen Zigeunerin neu uud Maurinnen aus Afrika und tanzten zu ihren leidenschaftlichen Weisen. „Wie unbesonnen, Gelimer, flüsterte eine der Hosvamen, scheu um sich blik lend, sie halte die Aster, welche ihre Schulter schmückte - »ach Firdusi „die I Krone aller Blumen"—zur Erde fallen lassen und erhielt sie nun von dem hin ' ter ihr sitzenden Angeredeten im Schutze der ihn verdeckenden Säule mit einem lieimlichen Kusse zurück. „Niemand achtet auf uns, Florida, ich bitte, daß Du mich anhörst." „Warum ist jetzt Prinz Omar fort während im Harem, fortwährend an Deiner Seite, Florida, und wovon sprecht „Es betrifft ", stotterte sie errö thcud. „Nun eS betrifft die Bo „Nimm Dich in Acht, Mädchen," sagt« er mit dumpfer Stimme. „O, t>as ist gar nicht Vonnöthen, Gelin,en Ich bin gejeit! Doch laj uns nun abbrechen, wir werden beob achtet." Die Dm»en «H°»en sich- Florid« hatte den Zweig des RosenbäumchenS zu sich herabgezogen und betrachtete den selben aufmerksam. Als die Damen dicht neben ihr stan- den, ließ der Schalk den von ausgebluh ten Rosen bcladenen Zweig plötzlich emporschnellen, so daß ein Regen von zarten Blättchen auf die Schönen herab fiel. Florida mochte ein allgemeiner Lieb ling sein, denn weder die erste Gattin des Khalisen, noch die übrigen Damen verübelten ihr die kleine Unart. Nur Floridas Mutter, eine ältliche Dame mit traurigem Gesichtsausdruck, wiegte bedenklich das Hanpt, doch sah man ihr an, daß sie ihrem Wildfange noch ganz andere Dinge als die eben begangene Unart nachsehen würde. War doch die ser Wildfang ihr einziger Trost, ihr Le benszweck, seit ihr jugendlicher Gatte in der Schlacht gefallen war. Er war fränkischen Stammes gewesen, Beleidi gungen hatten ihn veranlaßt, bei den Magyaren Dienste zu nehmen. Florida zählte jetzt neunzehn Jahr« und so lange war es, daß Mutter und Kind im Harem Almansors wohnten, das Kind als lebendiges Spielzeug der stets gelangweilten schönen Gefangenen, die Mutter als Oberhofmeisterin des fürstlichen Hauses. Unter ihrer mütterlichen Aufsicht stand außer der Tochter auch noch ein Knabe, der Sohn des verstorbenen Schatzmeisters des Khalisen. Der ernste Sinn des asturischen Gothen hatte Almansor veranlaßt, ihm diesen wich tigen Posten zu übertragen, und er hatte seinem sterbenden Schatzmeister versprochen, der kleinen Waise ein zwei ter Vater zu sein. Der edle Mann war diesem Versprechen nach dem Tode von Gelimers Vater getreulich nachge kommcn. Der Knabe war im Harem inmitten schöner junger Frauen aufgewachsen, gepflegt und verzärtelt von zarten, wohl dustenden, weichen Händchen. Die bildschöne kleine Florida, um einige Jahre jünger als er, war seine Spiel gefährtin gewesen. Gelimer wäre sicherlich ein weiblicher weibischer Knabe geworden, wenn man ihn immer im Harem gelassen hätte. Er wurde aber, als er zu einem statt lichen Jungen herangewachsen war. einem Religionsgebote zufolge, das nur Anverwandten und Sklaven den län geren Aufenthalt im Harem gestattet, aus diesem verbannt, und die Verban nung war dem Knaben heilsam. Dem entnervenden Wohlgeruch, der die Ha rcmsräums erfüllte, den verweichlichen den Liebkosungen so vieler zarter Frauenhände enthoben, wurde Gelimer in Folge der ritterlichen Spiele, in wel che» er sich übte, sowie der ernsten Stu dien, die er mit Fleiß betrieb, ein tüch tiger kenntnißreichzr Jüngling. Sehen, sprechen durfte Gelimer seine kleine Spielgefährtin nur auf höchstens eine halbe Stunde. Wenn Florida mit den Gattinnen und Sklavinnen des halisen im Garten weilte, mußte der Knabe in dem abgelegenen Wirtschafts gebäude bleiben. Kam aber die Zeit des Gebetes und betraten die Damen des Harems den Vorhof der Moschee das Heiligthnm selbst war nur Män nern zugänglich dann traf Gelimer die Geliebte in dein westlichen Theile des ValasteS. wo die wenigen Ehristen am Hofe Almansors versammelt wur den. Dort in jenem hoch über waldigem Abgrund schwebenden Erkerzimmer heute Hlirkkl» clo I» rviaa von wo man alle landwirthschaftliche Herrlich keit mit einem Blicke überschaut, war eS, wo die Kinder einst gespielt hatte», wo sie sich lindlich geküßt, einander ihre kleinen Geheimnisse und Schmerzen an vertraut, sich geneckt, gezankt, versöhnt, wo ihre kindliche Neigung sich in die Liebe der Jungfrau zum Jüngling, in die Leidenschaft des Mannes ver wandelt halte. Wie selig waren diese Augenblicke und wie schön das Leben, daß solche Seligkeiten brachte. Doch diese waren an dem Tage zu Ende, als Almansor Andeutungen da rüber erhalten hatte. Die Verbindung zweier Ungläubigen war dem Khalisen nicht genehm, er fürchtete, daß Gelimer i der manrische» Sache dadurch leichter entfremdet werden möchte. Almansor befahl, daß Gelimer seinen Sohn nach Bagdad begleite uud mit diesem die hohe Schule besuche. Gelimer gehorchte. Er ging »nd kehrte nach drei Jahren nach Spanien zurück. Der Khalis wünschte ihn im Staatsdienst zn verwenden. Er hatte ihm mehrmals zu verstehen gegeben, daß er seine Verbindung mit einer Be kennerin Allahs erwarte. Florida habe er dem Vezir Hakem von Sevilla bestimmt, erwähnte Almansor bei läufig. Die beiden jungen Leute waren un glücklich. Gelimer plante Flucht vom Khalisen Hofe. Zu Leon meinte er, wo seines Vaters mächtiger Feind in Ungnade ge fallen, würden sie sreudige Aufnahme finden. Florida aber verweigerte die Fluckt, weil sie die empfangenen Gut thaten nicht mit Undank lohnen wollte. Ter junge Mann aber glaubte einen anderen Grund sür diese Weigerung zu sehen. In seiner Seele war ein böser Verdacht, war die Eisersucht einge kehrt. Gelimer glaubte zu bemerken, daß Omar seit seiner Rückkehr von Bagdad nicht mehr wie früher die Tage bei den Fechterspielen und die halben Nächte beim Schach verbringe, sondern jetzt un unterbrochen im Harem weilte, den er als Sohn des Hauses natürlich betreten durste. Auch hatte der Haremswächter Ge limer mit bedeutsam zusammengekniffe nen Augen berichtet, im Parke unter halte sich Omar ausschließlich nur mit Florida. Der Mohr liebte den Gothen nicht, er konnte eS aber nicht länger sehen, daß sein junger Gebieter mit einer un verschleierten Christin tändelte, anstatt eine frommt, verschleierte Tochter Mo hamedS heimzuführen, wie eS sein Va ter, der Kbalif, wünschte. Dem sollte ein Ende gemacht werden, und der schlaue Afrikaner wußte wohl, daß Ge limer hierzu am geeignetsten war. Ja wohl, dem mußte ein Ende ge macht werden, meinte auch Gelimer. Bor allem aber wollte er sich Gewißheit verschaffen. Dies konnte er nur, wenn er die Beiden im Parke belauschte. Hierzu versprach der Haremswächter ihm zu Helsen. Er hoffte, Gelimer werde Florida bei den Haaren fassen nnd davonschleppen, wenn er sie in Ge sellschaft Omar'S treffe. Um dies zu Stande zu bringen, erbot sich der Mohr, dem Eisersüchtigen solange den Schlüs sel zu dem HaremSgarten zu überlassen, bis Gelimer Florida und seinen Gebie ter ertappt habe. Heute sollte Gelimer zum ersten Male den Rosengarten betreten. Es war spät in der Nacht. Leise schlich der junge Mann durch I>ie hohen lanbenartig wachsenden Rosengebüsche; er vnrfte kein Geräusch machen, denn in den an de» Garten stoßende» Zimmern schliefen die HaremSdamen der großen Hitze halber nach Landessitte bei offenen Thüren und Fenstern. Außerdem lag ans dem flachen Dache des Pavillons, aus einer Binsenmatte ausgestreckt, der alte Khalif in Morpheus Armen. Bei dem leisesten Geräusch konnte Almansor, konnten seine Frauen erwachen und Ge limer entdecken. Der Mond stand hoch am tiefblauen klaren Himmel. Dort zeichneten sich die schneebedeckten Höhen der Sierra Nevada deutlich am Horizonte ab. Ge spenstisch übergoß das bleiche Mond licht die Gärten und Zinnen der Al hambra. Unten erglänzten, im Silber licht gebadet, die zahlreichen Minarets und Giebel von Granada, nur das Thal des Darro lag in bläuliche Dunkel ge hüllt. Regungslos stand Gelimer im Schat ten eines RosenlanbgangeS und starrte auf die aus dem Garten zum Harem führende Thür. „Hier also" rief der junge Mann bei sich, krampfhaft die Hände ballend, hier also Er kam nicht weiter, denn er erblickte eine lichte Frauenge stalt, die eben im Rahmen der Harems thür erschienen war. Das Gesicht war ihm abgewendet. Sein Athem stockte, alles Blut stieg in seine Schläfen.—> Hastig, aber geräuschlos schritt die hohe schlanke Gestalt über den Mosaikboden dahin, die leise raschelnde Schleppe ihrer rosafarbenen Robe behutsam emporhal lend. Doch jetzt wandte sie sich—das war ja nicht Florida —sondern kimena, die Groß-Nichte Almansor's, die Toch ter des VezirS von Gibr-al-Tarek. Und dort tauchte eine andere Gestalt hinter Myrthen-Gebüschen aus, in Ivel cher Gelimer auf den ersten Blick Omar erkannte. Omar und die lichte Frauen gestalt begrüßten sich mit langem Kusse und gingen Arm in Arm durch den Garten in den angrenzenden Patio. Hier verlor Gelimer das Paar aus den Äugen. Erleichterten Herzens wandte er sich und ging durch den Laubgaug der Pforte zu. Plötzlich schlich sich etwas durch de» Garten, das vorsichtig austretend, in gebückter Haltung, wie ein Tiger dahin kroch. Deutlich blitzte eine Waffe in seiner Hand. Geräuschlos schickte er sich an, den Pavillon zu erklettern - dort schlief nur der alte Almansor. Ein Augenblick und Gelimer hatte sich ans ihn geworfen, packte ihn niit der einen Hand am Halse, während er ihm mit der anderen die Waffe zu entringen suchte. Der Angegriffene, ein Neger von herkulischer Körperkraft, drängte Geli mer gegen die Wand des Pavillons, Waffe, eine» blitzenden Damas cenerdolch, mußte er indessen fallen las sen. Jetzt begann ein furchtbares Ringen. Keuchend wälzten sich die Kämpfer auf den mit Goldsand bestreuten Wegen des Gartens. Schon sühlle Gelimer seine Kräfte ermatten; die Sinne vergingen ihm da ließ plötzlich der Mohr von ihm ab—um sich gegen einen nenen An greifer zn wenden. Omar war eS, der sich jetzt mit Macht auf ihn warf und ihn in verzweifeltem Ringen an den Rand des Felsens drängte, dorthin, wo derselbe steil abfällt in das Flußbett des Darro. In wenigen Minuten waren Beide am Abgrund ein Schrei Gelimer konnte eben noch hinzufpriiige», um sei ne» jungen Gebieter zu halten der Mohr stürzte mit dunipsem Fall in die Diese hinab. Wieder war es tieie Stille rings um her. Beide junge Männer reichten sich die Hand und blickten sich lange stumm m'S Ange. „Was wolltest Du im Harem, Geli mer, weshalb belauschest Du mich?" begann Omar. „Mich auälte grundlose Eifersucht, ich sah, dgß Du mit Florida verkehr test," erwiederte der junge Mann. „Florida ist Ztimena's Freundin," sagte Omar ruhig, „sie kennt alle uusire kleinen Geheimnisse." „Was geht hier vor? Wer stößt den furchtbaren Schrei aus? WaS thust Du in der Nacht im Harem, Omar? Was will der Ungläubige hier?" Mit diese» Worten drang Almansor plötzlich auf seinen Sohn ein. Dieser zeigte aus den am Boden lie genden Dolch. „Er war sür Dich ge schlissen, dort unten liegt der Mörder." Gelimer warf sich jetzt dem Khalisen zu Füßen. Er gestand, daß Eifersucht um Florida ihn zu dem tvdeswürdigen Vergehe», de» Harem zu betreten, ge trieben habe. Omar küßte die Hände des Vaters, anch er hatte zu beichten nnd um Gnade zu bitten. „Ihr habt Beide schwere Strafen verwirkt," sagte Almansor ernst, „ich werde überlegen, ob ich meinen Lebens rettern die Strase mildern kann. Ver lasset sofort den Harem, daß Niemand Euch sehe, und morgen erscheinet zur Stunde des Empfanges." Auf der Schwelle des Saales derGe- rechligkeit stehend, empfing der Khalif die jungen Leute ein Zeichen, daß er Gericht halten wollte. Zu beiden Sei ten der Thür kauerten Krieger, hinter ihre runden Schilde geduckt.' „Ihr Beide," begann Almansor, „babt mich zwar vom Tode errettet, aber Ihr habt Euch schwer wider unsere Ge setze versündigt. Ich verbanne Euch deshalb aus ein Jahr von unserem Hofe. Omar führt die Regierung des Reiches in Afrika und Gelimer geht als Vezier nach Alcala.—Es gehört zur Würde des Beamten, daß er beweibt sei, es ist da her mein Wille, daß Ihr i» die Ehe trelet. Die Euch bestimmten Frauen findet Ihr Im Garten. Soll ich verrathen, wen unsere Freunde dort fanden? Kann ich die Freude und Glückseligkeit der jungen Paare, welche zwischen den Myrthen und Granaten, Alles um sich vergessend, dahiuwandelten, beschreiben? Kongreß der. Dickleibigen. Der „Erste Berliner Congreß der Dickleibigen", welcher im „Passage- Panoptikum" in Berlin tagte, schreibt das „Kleine Journal", hat leider wie der einmal den Beweis erbracht, daß sehr Viele, die gern außerordentlich dick thun, eS in Wahrheit gar nicht find. Ans die Versprechungen hin, welche das Comite allen „gewichtigen" Personen in der Provinz gemacht, hatten sich eine große Anzahl Candidaten gemeldet, aber nur Wenige erreichten das Brutto gewicht von Ivo Kilogramm, welches, als Mindestforderung für jede» ehr lichen Dicken, ausgeschrieben war. Es sah daher im Congreßsaale anfangs wirklich ziemlich mager aus. Ter Eiit fettungsprofefsor Alexander Hömg, der selbst ein so spindeldürrer Herr ist, daß er nach Durchführung der Miqiiel'fchen Steuerreform als Normalmensch wird gelten können, konnte seine» hübsch pointirten Vortrag mit großer Würde vor einem beifallslustigen Publikum halten. Großer Jubel aber erscholl, als der Präsident die Namen der „schweren Jungen" verlas, welche vom Preis gericht zur engeren Wahl gestellt wor den waren. Mit tänzelndem Schritt traten die Dicken vor oie Preisrichter, verbeugten sich zierlich und führten aller hand Marschbewegungen aus. Nun verkündete der Vorsitzende das Ergebniß des WetlkampseS. Es wogen brutto in Kilogramm Wegner, Müller, Weichelt, sämmtlich aus Berlin, je 134, Meyer- Cottbus 135, Hubert-Berlin 182, Cohn Angermünde 181 Kilogramm. Mithin erhielt Hubert Berlin das bekränzte Prämien-Mastschwein, eine Spende des Hof - Schlächtermeisters Großner, und Cohn-Angermünde ein Fäßchen Bier, welches das Münchener Bürger Bräu zur Feier des TageS ge stiftet halte. Aus der Milte der Ver sammlung wurde hierauf ei» dreifaches Hoch aus deii Sieger ausgebracht, Hur rahrufen, Tusch, die Kellner schwenkten die Servietten, wildfremde Menschen umarmten einander; es war ein erhe bender Augenblick! Graf «letst at« «»rüsting. Graf Kleist wird, wie das „Deutscye Tagebl." berichtet, in den nächsten Ta gen zur Verbüßung seiner Strase nach Plötzensee überführt werden. Die be deutsame Erleichterung, welche sein Vertheidiger, Rechtsanwalt Wronker, erwirken konnte, besteht in der Vergün stignng, in eigenen Kleidern einhergehen zu dürfen, zu welchem Zwecke »bin eine Einzelzelle in einem der kleinen Jsolir- Gesangenen-Flügel der Anstalt a»ge wiesen werden wird. Ferner ist dem Rechtsanwalt Wronker gestattet wor den, die Arbeitskraft d«s Gefangenen zu pachten. Graf Kleist müßte natürlich, wie jeder andere Gefangene, die im Ge fängiiisfe vorkommenden Arbeiten ver richten. Um dies zu verhindern, hat Rechtsanwalt Wronker die Art der Ar beitsleistungen des Verurtheilteii in ähnlichem Sinne modifizirt, wie dies den ZeitungS-Redactcnren uud Schrift stellern im Gefängniß gestattet ist. Für diese Arbeitsleistung muß der Arbelts pächter für jeden Arbeitstag eine Mark an die Gesüngniß Verwaltung zahlen. Der Graf ist also somit „Selbstbe schästigter", und kann den Tag über in seiner Zelle ganz nach seinem Belieben schreiben oder sonst geistig arbeite«. An jedem Tage ist es ihm gestattet, eine Stunde unter Aussicht in einem der in nerhalb der Austalt belegenen Garten spazieren zu gehen. Was aber die Hauptsache, die Beköstigung anbetrifft, so muß er mit der gewöhnlichen Gefan genenkost fürlieb nehmen. Nur der Gefängnißarzt kann den Gefangenen eine bessere Kost, die sogenannte Mittel kost, verordnen. Diese besteht ans Suppe, Gemüse und Braten des Mit tags und Weißbrod statt Schwarzbro des. Ferner wird ihm noch gestattet, von dem durch Rechtsanwalt Wronker eingezahlten Arbeits - Ertrage eine Summe bis zu U Mark wöchentlich zn verzehren. Von diesem Gelde kann er sich Butter, Brod, Zubrod und anch einige Flaschen Bier kaufen, Spirituosen Und ausgeschlossen. Das Rauchen von Cigarre» muß der Direktor der Anstalt besonders genehmigen. Eine Selbstbe berliner Gesängniß sür Strafgefangene. Sie ist nur den Unlersuchungsgefangc nen gestattet, »nd hört mit dem Augen blick ans, wo der Gefangene die ihm zn diktirte Strafe antritt. Werträgt in den Straßen bahnwagen sein Geld im Munde? Diese Frage beantwortet ein erfahrener Beobachter wie folgt: Hübsche Frauen und schmutzige Straßenaraber. Druckfehlerteufel. „Ge stern traf die letzte Abtheilung der Fe tienkolo»isten wieder hier ein. Mit freudestrahlenden Augen und gesunden, frischen Wanzen kehrten sie zu ihren Eltern zurück." Sin frohe« St»usahr. Weihnachten mit all' seinem geschäfti gen Treiben und Jnbel, mit all' seinen Freuden, Ueberraschmigen und Festen ist vorüber, das alte Jahr mit all' seinen vergeblichen Hoffnungen und Cnttäu schuugeu schleicht sich sort, das ueue tritt die Herrschaft au und erfüllt des Menschen Brust mit nenen schöne» Er Wartungen. Helles Glockenzeläut' um Mitternacht meldet die Aukunst des neuen Jahres, in alle» Häuseru blinken helle Lichler, überall wird der neue Gast froh und freudig begrüßt, uur da, wo Noth, Trübsal und Kummer herrsche», da ist all«? still und dunkel, da sucht jeder beizeiten seiu Lager auf, sroh, vor dem alten Jahr, das nur Trübes und Schwere? br?Hte, bei seinem Scheiden die Augen schließen zu könne,!. Auch iu Dr. Dürbigs Haus wird dei' Schluß de? Jahres in heiterem Froh sinn gefeiert. Volles Leben herrscht in dem bescheidenen, gber behaglichen Heim des jungen Arztes; seine alten Eltern find herbeigekommen, um das Fest mit Kiuderu und Kindeskindern zu feiern; das Häusclicii inmitten eines große» Rasenplatzes, zwischen dessen Gräsern im zweiten Frühjahr Schneeglöckchen und Krokiise hervorlugen, wo jetzt eine dünne Eisdecke liegt gehörte einst ih nen; aber hier erfuhren sie ihr schwer ste! Leid: ihre Tochter, ihre schöne Margarethe, vergaß die Pflicht gegen ihre Eltern und folgte gegen deren Wil len dem Mann ihrer Wahl. Das brach den zärtlichen Eltern fast das Herz, und wehmüthig zogen sie fort, damit sie nicht täglich von Nenem mit eigenen Augen fehen mußten, wie die Tochter ihnen entfremdet war. Zum erstenmale jetzt hatten sie sich von ihrem Sohn und dessen Frau er bitten lassen, das HauS wieder zu betre ten, in dem sie ihr höchstes Glück nnd ihr tiefstes Leid kenncn gelernt hatten. Doch alle trübe Erinnerungen zurück drängend, saßen sie heute froh und hei ter iin Kreise ihrer Lieben und schauten dem iniintere» Treiben der glücklichen Jugend zu; hier tanzten mehrere Paare Nichten und Enkel des alreu Paares zur Begleitung eines Klaviers, dort an dem kleinen runden Tische saß Dr. DürbigS Aeltester, ein Knabe von zwölf Jahren, und zeigte einem kleinen blond haarigen Mädchen all die Schätze, wo mit Weihnachten ihn überrascht hatte; dort in der stillen Ecke, wohin das helle Gaslicht kaum drang, saß ein jun ges Paar, zu glücklich, um mit den an deren tanzen und lachen zu können. „Heute über's Jahr werden wir auch einen lieben Schwiegersohn haben," flüsterte der alte Herr seiner Frau zu, während sein Ange mit frohem Lächeln auf dem halv hinter der Gardine ver borgenen Brautpaar richte. Die alte Dame nickte stnmm, neigte den Kopf tiefer herab und wischte sich die Brillengläser ab war eS eine Thräne des Kummers über die verlorene Tochter oder der Freude über den ge wonnenen Sohn, was die Gläser blind gemacht hatte? Da hörte der alte Herr plötzlich in seiner Nähe eins der jungen Mädchen zu ihrem Vetter sagen: „Weißt Dn, Karl, daß heute drüben im Schloß ein großartiges Fest stattfindet ?" „Ob Tante Stolzenau dabei aber auch nur halb ko vergnügt ist wie wir hier, bezweifle ich", gab der andere zurück. „Wer spricht hier von Frau von Stolzenau?" fragte der alte Herr in strengem Tone; „o, wäre sie doch nie meine Tochter gewesen!" setzte er. halb zu sich selbst redend, mit einem schweren Seufzer hinzu. „Nicht doch, mein Alter!" flüsterte die Iran ihm zu nnd legte wie beschwich tigend ihre welke Hand ans seinen Arm. „Ja. ja, Du hast recht," erwiderte er, während eS schmerzlich um seineLip peu zuckte; „lassen wir sie gehen mit all' ihrem Stolz und ihrer Pracht. ES ruht kein Segen auf einen» undankbaren Kin de. In der Freude unseres Herzens nannten wir sie Lätitia, aber sie hat un-S i»;r Kummer und keine' Freude be reitet." Da hörte der alte Herr plötzlich in seiner Nähe eins der jungen Mädchen zu ihrem Vetter sagen: „Weißt Du, Karl, daß heute drüben im Schloß ein großartiges Fest stattfindet?" „Ob Tante Stolzenau dabei aber anch mir halb so vergnügt ist, wie hier, bezweifle ich," gab der andere zurück. „Wer spricht hier von Frau von Stolzenau?" fragte der alte Herr in strengem Tone; „o, wäre sie doch nie meine T«hter gewesen!" setzte er halb zu sich selbst redend, mit einem schweren Seufzer hinzu. „Nicht doch, mein Alter!" flüsterte die Frau ihm zn und legte wie beschwichti gend ihre welke Hand auf feinen Arm. „Ja, ja, Du hast recht," erwiderteer, während es schmerzlich um seine Lippen zuckte; lassen wir sie gehen mit all ih rem «stolz und ihrer Pracht. Es ruht kein Segen ans einem undankbaren Kinde. In der Freude .iusereS Herzeus nannte» mir sie Lätitia, aber sie hat! uns nur Kummer und keine Freude be reitet." Bald hatte man den leichten vorüber gehenden Schatten vergessen, eS schlug zwölf Uhr. alle Glocken fingen an zn läuten, in Dr. DürbigS Hause klänge» sroh die Gläser a»einander, alles Wünschte sich von Herzen Glück sum und schaute der nächsten Zukunft mit voller Zuversicht ins Auge, als plötzlich heftig au der HauSklingcl gezogen wur de. Der Herr Dr. Dürbig wurde ge wünscht, er sollte eilends auf das schloß aus? Was war geschehen? Wer war da so plötzlich erkrankt? Tiefe Stille bemächtigte sich des klei nen Kreises. Aller Blicke waren auf den alten Herrn gerichtet, der bleichen Antlitzes in regungslosem Schweigen verharrte. „Du wirst doch nicht gehen zu ihr, die all' unsere Liebe und Güte nur mit Undank lohnte?" drang es endlich von seinen Lippen, als sein Sohn sich zum Gehen wandte. „Es wäre eine Belei digung gegen Deine Eltern, wenn Du die Schwelle ihrer herzlosen Festlichkei ten übertreten wolltest." „Vater, jetzt herrscht nicht Heiterkeit, sondern Angst und Sorge im Schloß, sonst würde man meiner nicht bedürfen; wie der Bote mir sagte, ist MargarethS einziger Sohn von einem schweren Un fall heimgesucht worden." „So mag sie einen anderen Arzt ru sen lassen, Du wirst nicht gehen; keinS meiner Kinder soll das HauS dieser Un dankbaren betreten." „Vater," entgegnete der Arzt in mil dem, aber festem Tone, „bedenkst Du auch die Folge», wenn Du mir verbie test, hinzugehen? Wenn nicht schnelle Hil'e zur Hand ist, kann der Knabe ster- und bau».. Die Gesichtszüge des alten Herrn wurden milder, aber er sagte nichts. Da ergriff seine Frau seine Hand und sprach mit thräneuseuchten Augen: „Mein lieber Mann, erinnere Dich, wie unser Fritz starb, wie, wenn da ihm je mand seine Hilfe versagt hätte? und er war Margarethes LieblingSbruder, sie nannte ihren Sohn nach ihm, Komm, lieber Mann, sei nicht hart, laß Richard gehen." „Mag er thun, was er will, doch laßt mich ihren Namen nicht mehr hören," lautete die Antwort des alten Herrn. Nun war es mit allen Frohnsinn vor bei, die Musik war verstummt, das eben erst noch so heitere junge Völkchen un terhielt sich nur noch scheu und ängst lich im Flüstertöne, bald zogen die Großeltern sich zurück, nach kaum einer Stunde herrschte tiefe Stille im Hause, kein Licht leuchtete dem und jenem draußen Vorübergehenden daraus her vor. Ueber alle hatte sich der Schlaf herab gefeukt ob das alte Großelterupaar auch Ruhe fand? * Am Neujahrsmorgen fand die ganze Familie Jung uiid Alt sich am Frühstückstische ein, aber die frohe Stimmung wollte nicht wiederkehren; die Unterhaltung stockte, die allen Groß eltern sahen blaß und sorgenvoll aus, ihr Sohn erwähnte init keinem Worte seines nächtlichen Besuches, und Nie mand wagte darauf anzuspielen. Endlich ging ein jedes seinen Pflichten und seinem Vergnügen nach, nnd die alten Dürbigs blieben allein mit ihrem Sohn nnd dessen Frau. Es herrschte ein unbehagliches Schwei gen, das nur durch das monotone Klap pern des Strickzeugs unterbrochen wurde, welches die alte Dame rührig in Be wegung setzte, obwohl ihre Finger zit terten nnd hin und wieder eine dicke Thräne auf ihre Arbeit fiel. Nach einer kleinen Weile stand der Doktor auf, griff nach Hut und Stock und schickte sich langsam zum Gehen an. „Bevor Du gehst," bemerkte da seine Frau in etwas ängstlichem Tone, „wird Mama gewiß wissen wollen, wie es dein armen Fritz drüben im Schlosse geht." Die alte Dame warf ihrer Schwie gertochter für diese Worte einen Blick innigen Dankes zn. „Es geht ihm besser," lautete des Doktors Antwort, „ich denke, er wird bald wieder gesund werden." „Gott sei Dank dafür," murmelte seine Mutter inbrünstig. „Sahst Du Frau von Stolzenau?" fragte der Vater nach einer kleinen Weile. Der Doktor bejahte. „O, Richard," bat die Mutter, „er zähle uns alles, was drüben vorgefal len ist!" Der alte Herr blätterte stumm in einem Buche, während Dr. Dürbig sich zu seiner Mutter fetzte. „Als ich in das Hans kam," hub er an, „ward ich in das Zimmer gesührt, in dem der Knabe noch bewußtlos lag. Sobald ich eintrat, wandte der Vater den Kopf nach mir, kam mir hastig ent gegen und drückte inir mit stummem, thränenvollem Blick die Hand. „O, retten Sie msir. Kind, mein armes Kind," stieß er in Verzweiflung hervor. Nie hätte ich gedacht, daß das Un glück diesen stolzen Geist so beugen könnte. Er, der gestern noch wie ein Fremder an mir vorüberging, er hätte mich am liebsten auf den Knieen ange fleht, die Vergangenheit zu vergessen und seinen.Knaben zn retten. Nach eimr Weile gelaug eS mir, das Kind wieder zum Bewußtsein zu bringen^— und da hättet Ihr sehen sollen, ni't welch' überwältigender Dankbarkeit sein Vater mir die Hand drückte." „Und meine arme Margarethe ?" wars die Mutter ein. „Als ihr Knabe nun die Augen wie der ausschlug, schlang sie ihre Arme um mich und überschüttete mich mit Dank sagungen und Selbstvorwürfen, daß ich selbst fast zum Kinde wurde.—Die arme Schwester, sie ist sehr verändert," setzte er niit einem Seitenblick nach dem Vater mit gedämpfter Stimme hinzu. „Hat sie nach uns gefragt?" fragte die Mutter mit" Thränen in den Augen. „Gewiß; sie erkundigte sich gelegent lich nach ench Beiden und war so glück lich. wieder einmal von euch zn hören." Da hob der alte Herr den Kopf und meinte: „Wie wenig kann man den vor kaum einer ÄLocbe auf der Straße begegneten, die stolz iu eleganter Equi page an uns vorüberfuhr, während ihre alte Mutter nur langsam zu Fuß vorwärts kam sie sah gar nicht zu uns hin, im Gegentheil, sie wandte den Kopf nach der anderen Seite. Glaubt ihr, daß ich ihr das je ver zeihen könnte?" „Ich habe eS ihr verziehen." sprach seine Frau, „sie ist unser Kind nnd in Sorgen. Warum sollte sie Vergange nes nicht bereuen?" „Ich weiß, daß sie eS bereut," be- merkte ihr Sohn ernst, .ich weiß auch, wie sehr sie sich darnach sehnt, euch wie derzusehen." „Natürlich erwartet sie. daß Deine Mutter und ich in ihr vornehmes Hau» kommen und sie demüthig um Verzeihung bitten, daß wir gewagt haben, uns ihrer Heirath mit einem reichen, vornehmen Mann zu widersetzen, dessen Eitern sie niemals als seine Frau anerkennen, sie niemals in ihre Familie ausnehmen werden," sagte der alte Herr in bitterem Ton. „Nicht doch, Vater," entgegnete sein Sohn, „sie bat mich im Gegentheil, ihr Fürsprecher zu sein und euch zu bitten, ihr möchtet Vergangenes vergessen und ihr erlauben, dag sie herkommen, sich eure Verzeihung erbitten und wieder eure Tochter sein dürse." Ein Ausdruck der Freude glitt über des Sprechenden Züge, als er sah, wie sein Vater mit den Thräne» kämpfte. Ter alte Herr kam herbei, setzte sich neben seine Frau, ergriff deren Hand und sagte dann mit bebender Stimme: „Sage Margarethe, sie möge kom men." „Sie wird kommen sie ist schon ge kommen!" rief der Doktor, indem er die Thüre öffnete. Margarethe vonStolzenan stürzte her ein und wars sich ihren Eltern zu Füßen und beide schlössen sie innig, ihr au» vollem, frohem Herzen verzeihend, in die Arme. . Große Freude herrschte an diesem Abend in Dr. Dürings Hause. Die Taselrnnde hatte sich um zwei vermehrt; da neben dem Vater saß Margarethe, die so lang Betrauerte und Wiedergefundene, ihr gegenüber neben der Mutter saß ihr Gatte, der stolze, aber edle Mann, für den mit der heutige» Aussöhnung der dunkle Schat ten geschwunden war, der immer schwer aus seinem ehelichen Leben gelastet hatte. Der kleine Fritz ward unter seines Onkels Pflege bald gefnnd. Er war ein braver Knabe, äußerlich wie inner lich seinem verstorbenen Onkel Fritz so ähnlich, daß er bald der besondere Lieb ling seiner Großeltern wurde. " . ' Als in der nächsten Silvesternacht wieder die Glocken ertönten, da gab es nichts mehr in der Dürbig'schen Fami lie, das die Festfreude hätte trüben können. Wieder waren sie alle in des Doktor? Hause versammelt, doch sah man dies mal nur frohe, glückliche Gesichter. Mit ganz besonderem Stolz und Freude aber ruhten die Angen des alten Paares auf ihren Magarethe. „Gott sei innig Dank dafür, daß er alles zu so gutem Ende geführt hat!" sprach der alte Herr, indem er zärtlich der Tochter Hand erfaßte; „bitten wir ihn, daß er uns das neue Jahr noch oft, recht oft in so ungetrübter Freude und so vollem Glück begrüßen lasse, wie heute!" So rufe anch ich Dir, lieber Leser, ein frohes „Prosit Neujahr!" zu mit den» Wunsche, daß Du es vergnügt verleben mögest und das kommende Jahr uns auch wieder zusammenführe, wie heute. Der NeujahrS-Gratulant. „Komm', mein Kind, nimm hin da» Sträußchen, Meld' mich Deiner Herrin an: Weißt doch längst: in solchen Dingen Bin ich ein sreigeb'ger Mann. Deiner Herrin Feueraugen Stecken schier mein Herz in Brand, D'rum will ich ihr heut mich nahen. Liebenswürdig und galant. „Zwar bin ich kein junger Stutzer. Zähl' schon füuszig still davon! Twch am ersten Neujahrstage Wagt auch unsereins das schon Lange hab' ich heiß getrachtet. Deiner schönen Herrin Herz Zu erringen hab' geschmachtet Und geschwelgt im Liebesschmerz! „Noch wollt' eS mir nicht recht glücken. Doch, sieht heut sie dies Bonqnet, Wird sie'S an die Lippen drücken. Und wird lesen mein Sonett! Ich steh' hinter der Gardine, Seh, den Eindruck, den es macht, O. sie ist entzückt, auf Ehre! Dann schleich' hin zu ihr ich facht." So geschieht'S. ES nimmt die Schöne Das Bouquet, liest sein Gedicht, Bricht dann aus in lautes Lachen, Und ihr Rosenmündchen spricht: .Solch' ein Narr! Sag' ihm. An nette, Käm' er ja noch einmal her. Daß ich Zeit sür ihn nicht hätte. Uud bedauerte gar sehr!" Und eS hört's der schlaue Lauscher. Duckt Mammen sich und stöhnt. Ach, so wird sein LiebeSwerben Und sein schön Sonett verhöhnt! Und ein Louisd'or Annetten, Das raubt schier ihm den Verstand, Das am ersten Tag des Jahres. Weh Dir, alter Gratulant! Untrügliches Zeichen. Kaufmann (zu seinem Eampagnon). „Nun, mein Bester! Sehen ja so ver stimmt aus," „Ja, ja! Mit den Er sparnissen sür dieses Jahr ist es wieder Essig!" „Was will Ihre Uewe über müthige Frau schon wieder?" „Hat sie mir noch mcht gesagt. Aber billig ist die Sache nicht!" „Na, aber woher wis sen Sie den» das überhaupt?" „Als ich gestern Abend »ach Hause kam, stopfte sie meine Strümpfe." Zueine m Landgeistlichen sagt die Löchin: „Herr Pfarrer, es fehlen schon wieder zwei Knöpfe an Ihren Hofen, soll ich im Laden ein Dutzend davon einkausen?" —Pfarrer. .I, Gott bewahre, Mali. Warten Sie doch, bis der Sonntag vorüber ist. dann finde ich Knöpfe genug in der Sammelbüchi:!"
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