Sarah's Bpsrr. ' WU»«ln» Berger. " <g. Fortsetzung.) „Hassen läßt sich nicht, WaS jenseits der Leiblichkeit liegt," sagte Gosala träu tiesster Selbstversinkung. Ter G.danke unser Woll, n auf und zwingt uns in vor gedacht« Bahnen. Kann ich der Liebe, die in mir erwacht ist, sagen : sei mehr ? Kann ich der Sehnsucht, die mich »rsrillt, gebieten : weiche von mir ? Mich nicht die Blume blühen, und der Schmet terling ihren Kelch umkreisen? Ich seh« «ine Gestalt im Lichte der Schönheit er glänzen Wie keine andere. Wonne ist ausgegossen über sie, von dem Haar, herab, das ihren Scheitel schmückt, b>< zu d«n rosige» Sohlen ihier Füße. Wenn sie sich beweat, hüpft mein Herz zum Takte ihrer Gluder; wenn ich »u» de» Saum ihres Gewandes berühr«, schreit meine Seele vor Entzücken. Stumm habe ich gefleht: Holde, erhör, mich! —Wird die L ebliche endlich Er- Mit Aufmerksamkeit hatte Olympu dem Ansänge dieser bildreichen Liedes- Werbung gelauscht, die Worte gleichsam von Ramschai'S Lippen trinkend. Dann aber geschah etwas Seltsames. Ein Lebendiges regte sich hinter ihm am Bo den, Olympia's Augen auf sich lenkend, Die Treppe hinauf schoß es, vom Gar ten kommend, und wand sich, inattgläw tz-nd. in Ringeln empor. Nu» hatte ei de» giflantischen Leib nach sich gezogen, rollte sich zusammen und reckte den Kop> ,n die Höhe; in alle» Farben schillerten die stechenden Augen. Wir starr verfolgt« Olympia das Tr«i be» des entsetzlichen Tbieres. Der alt« Zauber, der von der Schlange ausgeht, hatte sie ergriffen. Sie hörte nicht was Gosala sprach; nur von dem sanften Murmeln seiner Stimme hatte sie noch eine undeutlich- Empfindung. In einem Zustande der Lähmung befand sie sich, durch den plötzlichen Schreck herbeigeführt. Ohne ein Glied rühren zu könne», saj sie, wie die Schlang«, fortwährend den ! Körper zu neuen Ringen zusammenzie h«nd, Anstalten traf, sich auf Gosala zu stürzen. Da hörte dieser auf zu sprechen. Wi« mil einem Schlage wich Olympia'sßetäu bungim Nu hatte sie die Lampe er griffen und schleuderte sie aus das Unge thüm mit lautem Ausfchrei. Ein Blitz, ein Klirren, dann tiefes Dunkel l Gosala ab«r, dcr erschrocken ausaespun» gen war, fühlte sich von zwei weichen Ar> men leidenschaftlich umfangen. An sei nem Halse, unter Schluchzen, jubelte Olympia: „Du bist gerettet!" Die Diener eilten herbei; der Schrei der Herrin hatt: sie aufgestört. Was wai geschehen? Welche« Unheil hatte ge> trvl't < „Fackeln! Lichter!" gebot Gosala. „Es wird eine Schlange gewesen sein." Roch immer ruhte Olympia an seine» Brust. Er sagte leise: „Fasse Dich. Theure! Wir dürfen nicht so gesehen »verden. Laß Dich nieder, hier in den Sessel —" Olympia schauderte. „Hier? Nie mals mehr. Noch immer seh' ich den wiegenden Kopf, die boshaften, grau samen Augen, wie sie Dich anfunkel ten !" Es blieb Gosala nichts anderes übrig, als die sast Ohnmächtige in das Haus zu führen. Dort sank sie in einen Schau kelstuhl und schloß die Augen. Er küßle sie aus die Lidir, aus die Wangen, auf Schultern und Hände. „Erwache, mein Leben! Komme zu Dir, Licht meiner Seele!" flüsterte er flebend. Sie ließ ihn gewähren, ohne sich zu regen. Endlich sagte sie leiie, wie tief ermüdet: „Laß mich eine kurze W-ile al lein. Ich muß mich besinnen." Di« Diener draußen, sich selbst über lassen, suchten unter großem Lärm die die Spur d«r Schlang«. Ramschai ge sellte sich zu ihnen. Der Vorsicht halber durchsucl'ie man die ganze Umgebung des Hauses, aber ohne Erfolg. Als Gosala wi«der in das Zimmer trat, wo er Olympia verlassen halte sie fand er Frau Warburton bei ihr. Der Schrei Olympia's hatte sie geweckt; aus dem Hin und Heirennen der Leute schloß sie auf einen Unglücksfall. Im Nacht zewande, di- bloßen Füße in Strohpaw toffeln, war si« h«rabgeeilt. Nun ver nahm sie aus dem Munde Olympia's.Zdie bl:ich im S-ssel ruhte, die Kunde von dem Vorgefallenen. Gosala stutzte einen Augenblick vor der »lnvcriiiiltheteii E scheinung; dann wandte er sich niit rascher Fassung an Frau War burton, ihre ungewöhnliche Kleidung ig »orirend: „Beinahe wäre ich vor den Augen Ihrer Freundin von ener Schlange erwürgt worden." Und Olympia's Hand ergreifend und ehrer bietig mit den Lippen berühren, fuhr er fort : „Ihnen, gnädige Frau, verdanke ich mein Leben. Es ist künftig zu Ihrer Verfügung." Und nachdem er sich nochmals vor bei den Frauen verbeugt hatte, v.rließ er oas Gemach und rief nach seinem Wagen. Am nächsten Morgen empfing cr einen Brief von Olympia, welcher lautete „Verrathen habe ich Ihnen, was Sie nie erfahren durften. Noch kann ich mir ver mich Geheimes zu offenbaren zwang. Jetzt aber da Sie Wiste», was ich vor mir selbst verbarg, jetzt fürchte ich mich vor Ihnen. Ich rei>e in die Berg«; ver suchen Sie nicht, mich vorder wieder- Leben schulden Sie mir. In Ueber schwange t». Dankbarkeit haben Si« «» mir d»r«k»l«n. Vi«l wcni»el i»rder, ich als Belohnung : löschen Sie in sich die Erinnerung an jene Minuten aus, d ren ich nur mit tiefer Scham geden ken kann. Entwöhnen Sie sich davon an mich zu denken, verbannen Sie mein Bild aus Ihrem Geiste. Die Schlange lebens." IS. - banke. ~Jch kann hier nicht blnben, es ist unmöglich," sagte si; zu Alice War burton. „So erschüttert sind meine Ner ven. daß ch am hellen Tage aus allen Winkeln Schlangenköpfe sich hervor« strecken sehe. Mir graut vor der Nacht ' ehe sie nochmals niedersinkt, muß ich diesen Ort verlassen haben." Frau Warburton fragte betreten: „WaS beabsichtigen Sie zu thun? Wol len Sie in das Haus Ihrer Eltern über siedeln „Es würde nicht« nütz?». Ruhe sind« ich nur dort, wo die Erde jene greulichen Amphibien nicht beherbergt. Ich ge denke in die Berg« zu reisen nach Dardschipani." „Jetzt, in der Regenzeit?" wandt, Frau Wirburton ein. „Die Reise ist de schwerlich und nicht ohne Gefahr." „Ich hoffe auf Ihre Begleitung." der That? Aber, meine beste Frar Wiedener, so gern« ich Ihnen gefällig bin und so außerordentlich angenehm mi, Ihre Gesellschaft ist der Aufenthalt in dem einsame» Dardschipani hat nichts Verführerisches für mich. Ich habe mich hier in Kalkutta so eingewöhnt Sie nehmen eS mir nicht nicht übel, wenn ich vorziehe, zu bleiben." „Sehr wohleS würde mir peinlich sein, wenn Sie Ihrer Neigung Zivanz anthäten. Erweisen Sie mir nur den einen Liebeidienst noch, daß Sie mir zwei Diener mit meiner Garderobe s» bald ali möglich nachsenden. Mein Kammermäd chen nehme ich mit mir." Frau Warburton schüttelte den Kopf, „Und allein wollen Sie reisen? Thun Sie es nicht, wenn ich Ihnen rathen darf. Erstlich ist e§ ungebräuchlich. Doch darüber werden Sie sich hinwegfe tzen. Zweitens aber steht der Distrikt von Dschetlapur, den Sie kreuzen müssen, in dieser Jahreszeit fast immer größten theils unter Wasser. Ohne den Schutz eines intelligenten, energischen Lands mannes würde ich mich dort den Palki trägern nicht anvertrauen, zumal in de« Nacht nicht." So fest indessen war Olympia'S Sinn auf den ihr bekannten Ort gerichtet, den sie gerade wegen seiner abgeschiedenen Lage gewählt hatte, daß die Bedenken der erfahrenen Freundin keinen Eindruck auf sie machten. „Der Palkidienst ist wohlgeordnet und die Behörden über wachen ihn," sagte sie unerschüttert. „In meinem Bette bin ich nicht sicherer als auf den Schultern der KoharS." Es war etwas in der Entschlossenheit Olympia'S, daö Alic« imponirt« und sie von weiteren Einwendungen abhielt, Sie wußte, gegen solchen Eigensinn war doch nichts auszurichten. Olympia gab auch Befehl, daß kein Besuch zugelassen werden sollte. Augenscheinlich wollte sie sich davonstehlen. Und daS Alles um eine Schlange, die amEnde gar nicht ein mal die Absicht gehabt hatte. Jemandem etwas zu Leide zu thun. In den Mittagsstunden fuhren nach einander einige Wagen vor. Die Kar ten der abgewiesenen Besucher wurden hereingebracht; mit Spannung nahm Olympia sie entgegen, um eine nach der andern enttäuscht in die Schale zu wer- sen. Der Name, den sie zu lesen er war-tete. trotz ihr«s Briefes zu lesen er wartete, befand sich nicht darunter. Er kalte sich wirklich einschüchtern lassen, der Kleinmüthige! Sie zürnte ihm, daß er ihren Befehl befolgte. Hätt« er nicht noch ein letztes und dann ein allerletztes Mal einen Ansturm auf ihre Festigkeit »ersuchen müssen ? Sie wußte nicht, was sie wollte. Als schon der Wagen vor der Tlüire hielt» der sie zum Bahnhof führen sollte, schwebt« es ihr auf den Lippen : „Ich bleibe !" Doch besann sie sich ; ihm hatte sie ihr Wort gegeben; sie mußte. LZie würde er es wohl deuten, wenn sie blieb, nachdem sie ihm ihre Liebe gestan den hatte ? Hieß das nicht ich habe mich Inders besonnen; ich erwarte dich; wenn alle Schleusen des Himmels sich bffneten sie hatte keine Wahl mehr. Auf dem Weg- zum Bahnhofe kam eine neue Furcht über sie. Wenn Ramd lchai ihr dort auflauerte, wenn er sich in dem Zuge versteckte, sie verfolgte, um kurz nach ihr in ihrem Asyl zu erscheinen, tolle Idee! Als ob er die» nöthig hätte, um zu erfahren, wohin sie reist«! Mol zen, wenn er sich di« Müb« gab, konnt« !r ihren Zufluchtsort von Frau Warbur wn erfragen. Und doch durch den dichten Schleier, »er ihr Gesicht verhüllte, spähte sie ängst lich umber. Kein Europäer befand sich anter den Wartenden. Eilig bestieg sie !«n Wagen; von dort aus suchte sie wei ter. Nein er wagt« eS nicht. Doch halt: der vornehme Hindu in der Lan destracht, der im letzten Augenblicke den kahnstcig kreuzte, das Antlitz unter ei ,e»i Zipfel des weißen Gewandes bald scrsteckt, konnte es nicht Mmdschai lein? Ihr Herz klopfte. Da setzte sich der gug in Bewegung. Zu spät war's, ihr beschick zu ändern. Sie preßte die Lip pen aufeinander: „WaS kommen soll, »eschehe!" »nd schwingend auf dem schwammigen koden des durchtränkten Delta's. In tiner Slunde war die Station erreicht, wo Olympia's Weg nach Dardschipani »bzweigte. Außer ihr stieg Niemand aus »lö ein alter Pars«, ein- ehrfurchtgel»«- «nde hohe Gestalt mit langem Barte. Sie fühlte sich sicher. Ihre Zofe, ein .artes Hindumädchen von vierzehn lah en. gesellte sich zu ihr. Das Palkiamt var im Bahnhofsgebäude; Olympia lorderte von dem Vorsteher fofonige Be »itstellung vo r zweiSänften mit den dazu gehörigen L«uten. „Wohin, o Herrin ?" fragte der Be» «nte. ,Nach Dardschipani." .Muß-s sein, »Herrin?" Wesha?l> -ragst Du?" fuhr Olympia „Die Wege sind schlimm «nd die Flüff» treit; ich warne Dich." l Willst Du die KoharS scho ben ? Ich bedarf ibrer; ruf- si« her bei! Nimm die doppelt« A»;ahl, w«no Du dies sür hältst." „Es soll geschech'n, Herrin." Die Palki, gewöhnlich in verdor. b-iier Aussprache „Palankin" genannt, ist ein leichter Kasten aus Holz, etwa sie ben lang und je drei Fuß hoch und breit. Die beiden langen Seiten baben verschiebbare Jalousien, und an den Wän den Raum sür klein« R«isebedürsnisse. Den Boden dedeckt eine Matratze mit Kissen. Zwei Fuß über dem Boden ge ben an den Seiten der Länge nach Bam bussta igen hindurch, deren Enden aus den Schulter» der Träger ruhen. Letz tere bilden in Bengale» ein« besonder« Kaste, die KoharS der Sudras, undgelten den als unrein. Siegehe» vollständig nackend, init Ausnahme ei nes um die Hüften geschlungenen Stückes Zeug; als Schutz gegen den Druck de» Palki dient ihnen ein dünne«, auf die Schulter gelegtes Tuch. Zu jeder Palki gehören zwei Gruppen von je vier Trä ger», die sich gewöhnlich alle drei Stun den ablösen. Da Reisen in der Palki fast nur Nachts unternommen werden bei Tage mache» die Sonnenstrahlen den Aufenthalt in dem engen Kasten zu eine» entsetzlichen Pein so muß außerdem noch ein Fackelträger beigegeben »verde». Diese Art der Beförderung von Perso nen ist in Indien seit undenklichen Zeiten in Gebrauch und entspricht durchaus den Eigenthümlichkeiten des Landes. Dem Eingeborenen, der sich ja durch geduldige Ergebung auch in leicht abwendbare Uebel auszeichnet, mag eine solche Trans portweg wenig beschwerlich erscheinen; der Europäer dagegen findet sie abscheu lich und setzt sich den damit verbundenen Unannehmlichkeiten nur im äußersten Nothsalle aus. Als Olympia, in d«r Palki ausgestreckt Fackel einathmend, durch die rauhen, un» melodischen, nach regelmäßigen kurzen Pausen wiederkehrende» Ermunterungs laute der KoharS im Schlafe gehindert, da erschien ihre Flucht als vollständig sinnlos, al» ein Unt.raehmen, in einem Zustande von Geistesverwirrung geplant und ausgeführt. Jezt traute sie sich di« die Stärke zu, Ramdschai zu widerstehen; jetzt sai.d sie den Brief, de» sie ihm ge schrieben, albern und abgeschmackt. Nu» niß, daß sie ihn liebte. Welch» üb.rflüssige Thorheit! Wenn sie sich von ihm losreißen wollte ein Blrck, ein Wort hätte genügt; mit jener Eijes kälte, die sie durch Haltung und Mienen so gut um sich zu verbreiten verstand, hätte sie vermocht, ihn in denjenigen Schranken zu halten, die sie ihm anzu weisen gedachte. Ja, wenn sie sich von ihm losreißen wollte! Dieser Wille war doch wohl nur ei»e Aufwallung ihres Gefühl für Ehre u»o Pflicht, nicht jenes an der Wurzel des Daseins empfundene Müssen, dem alle LebenSkrSst« sich unterwerf-n. Nein: sie konnte ihn nicht lassendi« Entsagung, die sie sich und ihm auferlegt hatte, sie bedeutete unerträgliches Elend. Immer weiter ging eS in die dunkle, sternlose Nacht hinem. Ein Kluß lag un Wege, weit über sein Bett getreten. Olympia fühlte, daß die Palki aus den Loden eines Fährschiffes niedergesetzt wurde; der Ruf der Träger verstummt« - sie hört« das Plätschern des Wassers un ter sich, um sich. Äengstlich werdend, lchob sie eine der Jalousien bei Seit, schwärzliche Fluth, leicht gekräuselt, s» weit die Fackel ihren rechlichen Schein ivarf. Darüber hinaus nichts, nur ein «»bestimmtes Grauen. Leise unterhielten sich die KoharS mit bem KaknmermSdch«n. „Ist etwas zu 'ürchten?" fragt« sie argwöhnisch nach dem Mädchen hinüber. „Nichts, Herrin. Nur klagen die Leute, der Weg sei weich und schlüpfrig. TS wird ein« lange Reise werden." Der »Uuß war Passirt; Olympia wurde emporgehoben; wicd.r ertönten die Ruf« d«r unregelmäßig marschiren- )en Kohar?, Ein Geräusch erhob sich, ein fernes Sausen und Brausen; jt.ßweise fuhr der Wind über di« Fläche und rüttelte ari den Jalousien der Palki. Die Träger wechselien rasch- Bemerlun ien. die Olympia nicht verstand. Sie lüftete den Lorhang und fragte, was es zebe. „Der Wind hemmt uns," war die ilntwort. „Und ein Unwetter zieht heran." Das war schlimme Kunde. Gegen die iöafs.rmafsen. welche bei einer Entlerr inz der Wolken während der Regenzeit -eiche Dach der Palki keinen Schutz zu bieten. Schon begannen schwere Tropfen drdh iend auf das Holz zu schlagen. Der Wind heulte in den Lüsten ein gelblicher Schein zuckt- auf und verschwand Wied«. Um Bode» rollte grollender Donner hin; !s war. als ob die Erde ihn erzeugte und nieder verschlänge. Di« Träger standen still und berath schlagte» lebhaft, aber mit gedämpften Stimmen. Der Regen nahm zu ; schon sick rten kleine Bächlein an den Innen wänden d-r Sänfte herab. Da erlosch plötzlich zischend die Fackel. Olympia vurdz niedergelassen > dann horte sie »nheimlich zu Muth ; sie hob die Jalou sie und spähte hinaus, dem Gusse trotzend, »er sofort sich in ihr Haar stürzte. Das llimmernde buchte» der Atmosphäre g«- jtattete ihr einen Blick in die nächste Um- trägtr aber waren verschwunden. Kein Zweifel! die elenden Feiglinge hatten die Flucht ergriffen, um sich ir »endwozu bergen. Olympia zog den Kops wieder zurück in die Palki, ibr« fragwürdige Zufluchts stätte. Sic überlegte. Konnte sie et wa» thun, sich gegen di« Näss« zu schützen, dl« jetzt von allen Seiten auf sie ein drang < Nein. nicht da» Mindeste. Bin- nen kurzer Zeit würde ihr« Kl«id«ng bi« auf di« letzte Faser vom Wasser durch tränkt sein i sie mußte e» leiden. Nun, daS war zwar una igenehm, aber doch bei der hereschenden Schwüle ,u ertrage». WaS aber weiter? Nach ihrer Schätzung mochte es zehn Uhr sein ; es war immer hin möglich, daß sie bis Sonnenausgang i» ihrem nassen, engen Gesangnisse aus harren mußte, ohne sich rühren zu kon nen also noch acht Stunde». Und an Schlaf war natürlich nicht zu renken. Wahrlich, die Aussicht, die sich ihr dar bst, war schrecklich genug. Doch stieg kein Gefühl von Furcht in ihr aus; sie war ein« jener N'tareu, die den Kampf mit Widerwärtigkeiten elementarer Art gelassen aufnehmen. Noch einmal beugte sie sich hinaus und rief : „Radha, wi« ist Dir?" Klagend kam es zurück: „O, Herrin, ich fürchte mich so sehr !" „Ich kann Dir nicht helfen, Kind; harre aus in Geduld!" antwortet« Olympia. Stärker wurde da» Gewitter. DaS Leuchten der Lust steigerte sich zu einem lebhaften Flamme»; mit betäubendem Knattern folgte ein Blitz dem anderen. Schwer athmend lag Olympia in dem engen Behältniß, nichts denkend al»: wann wird dies endlich vorüber fein ? Nach einer Stunde ließ das Unwetter nach. Seltener wurde das Leuchten, leiser rauschte der R gen. Olympia, un fähig, lär«".r in ihrem Kerker zu ver harren, kroch daraus hervor. Bis an die Knöchel reichte ihr das Wasser; st achtete nicht darauf. „Radha !" rief sie. Sie sehnte sich darnach, de§ Mädchen« Stimme zu hören. Ab.r keine Antwort kam. Vergeblich wiederholte sie den Ruf. Da watete sie hin zu der Palki der Die nerii, bei dem Scheine der sernen Blitz«. Radha lag in Ohnmacht. Olympia'S tastende .Hand fühlte den schwachen Schlag ihres Herzens. O, wie kopflos hatte sie diese Reise unternommen! Nichts zu Stärkung, zur Erquickunz führte sie bei sich. Dies arme, , kraft lose Wesen vor Schrecken, vor Er« fchöpfung würde es umkommen ! „Wach' auf, Sladha!" rief sie angstvoll und nahm den Kopf des Mädchens in di, Arme. Ein leises Stöhnen antwortete ihr. „Ich bin bei Dir ; fasse Muth !" re dete sie auf die Regungslos« ein. „Wir kebren zurück nach Kalkutta, sobald e« hell wird. Das Gewitter ist ja vorüber; nichts haben wir mehr zu fürchten. Noch einige Stunden halte aus!" „Ich kann nicht, Herrin. Kali hat mich berührt; ich muß ihr folgen. Radha sagte es sanft und ohne den Ton der Klage. Es war die finster« Göttin des TodcS, deren Hauch sie v«r spürt hatte. Bei dem nächsten aufzuckenden Wctter 'cheine blickte Olympia in ein Paar b.echende Augen. Sie hatte di-S Kind unter den Leuten ihres Vaters aufwachsen sehen. Zart war es gew.sen in früher Jugend nnd bäusig von Krankhit heimgesucht! Olympia's Mitleid hatt« sich dem schwäch lichen Pflänzlein zugewandt', in ihie» Pfleg: erholte es sich und nahm lang sam zu von Jahr zu Jahr. Aber zur Vogen Kraft des Lebens rang sich der schmächtige Körper nicht durch ; Nadha blieb ein Dämmerunzsg«wächs, das zu» Blüthe nicht gedeihen wollte. Doch rübrend anhänglich war sie an Olympia; in deinüthiger Liede umschmeichelte sie di« stolze Herrin, sich ihr darbi-tend mit Al lern, was sie konnte. Nun hatte sie in ihrem Dienste das Leben pelassen; das kleine, treue Her, schlug nicht mehr. Eine Weile vergaß Olympia die Lage, worin sie sich besand, von dem beklagens werthen Geschick d,r Dienerin tiefer er schüttert als vorhin von dem Nasen deS Gewitters. Jetzt, in der düsteren Stim mung, deren sie sich nicht erwehren konnt, empsand sie. daß auch ihre Kraft nach' zulassen b gann. Ui'.d fern war noch der Morgei'. Wäh rend sie so stand, über die Palki det Todten gelehnt, drängte sich ihr ein« Wahrnehmung auf. die ikr das Blut zun, Herzen trieb. Das Wasser, worin ihre Fiiß- standen, wuchs. Eine Fluß arm mußte ganz in der Nahe sein, eine jener «»zäbllgen Rinnen, von welchen da-Z Gebiet de s Ganges in der Nähe sein eine jener unzähligen Rinnen, von wel chen das Gebiet des Ganges in der Näh« seiner Mündungen durchzogen ist. Di« ungeheure Regenmenge. di- niedergestürzt war, schaffte sich AbflußdaS Land ver schwand, von d«n schw.llenden Strömen erebert und ibren Grenzen einverleibt. Wol'in? Wo lag ein emporragender Hleck Erde, der Zuflucht gewähren konnte? Vielle>cht nur fünfzig, vielleicht nur zwanzig Schritte entfernt. Doch tieft« Dunkel herrschte jetzt; der letzte Schim mcr des vorübergezogenen Witters wa, verglommen. Olympia durste sich nicht rühren; jeder Schritt in falscher Rich tung konnt« sie an eine Stelle bringen, wo der Boden unter ihren Füßen ver schwand. Bleiben mußte sie. wo sie sich befand; die Bahre Radha'S war für sie der feste Punkt, von dem au« sie einzig und allein vielleicht noch den Rückweg ge winnen tonnte >n jene schöne W.lt, di« ihr schon in nebelhafter Ferne zu liegen schien. Und so wartete mit gesenktem Haupte, die Hände schlaff in den Schoß gelegt. Lautlose Stille rings umher ; nur das Zeigende Wasser fing an leise zu gurgeln, -l-z ob bereits an der Bewegung des Seltsam fremd war ibr damals dieser leitende Gedanke in der Lehre des großen Ateligii>!Sstift«rs vorgekommen. Ander» jetzt. Ihre Stimmung leikte sie zum Verständniß ; sie entdeckte den Trug in den Bildern der Btaja. Von Allein ab getrennt, waS di« Sinne bethört, und dem lauernden Begehren Beute darbiete», :in verlassenes, von schrecklichem Tod« be drobt«i Menschenkind in ung«hcur«r Ein« iamieit, soeben n?ch an die rasche Per» »Snglichkeit alle» Ta»stand«n«n eindring lich gemahnt, versank si« in sich selbst imd suchte di« Wahrheit. Und die Z«it flog über si« hin, und fi» veird ihrer nicht gewahr. Zu Bericht laß sie über ihr bisherige» Dichten und brachten, au« d»r Erleuchtung urtheilend, die irder sie gekommen war. Alle» «itel, iilles nichtig > Von dem Erstrebten, von »em Gewonnenen verflatterte, zerstäubt» eines nach dem andern wi« schillernde Seifenblasen, denen nur da« Auge d>« Farben l«iht. Zuletzt di« Li«b« zu Ramd jchai j auch di«fe emwich vor der sorfchen- Dann, nachdem Olympia die Welt de» Sinne und des Scheins in sich zerstört hatte, wandte sie sich zu dem Ewigen un» fand, daß ihre Seele in sich selbst zu ru hen vermochte. Und ein Frieden erfüllte fie, wi« sie ihn noch nie gekannt hatte. Es dämmerte; rafch verbreitete sich die Helligkeit von Osten über Wasser und Land. Müd« schaute Olympia um sich. Der Weg, den sie gekommen war stieg ganz in ihrer Näh« aus der Fluth em pr>r. Sie folgte ihm, bis an die Knie« im Wasser watend, und gewann den sicheren Boden. Welche Überschwem mung rings umher l Nur Reihen von Tamarinde» und Mangobäumen ließen die ehemaligen Flußläuf« erkennen. Hier und da ein Gehölz, worin sich eine An siedlung vermuthen ließ. Doch nirgend wo em untrügliches Zeichen von L«b«n, nirgendwo ein menschliche« Wesen. Gelassen vollend-te Olympia ihre Um schau ; sie hatte sich in ihr Schicksal er> geben. Nun blitzte der erste Strahl der Sonne über dem Horizont empor. DaS grausame, erbarmungslsse Gestirn schickt« sich an, die Wanderung am Himmel zu beginnen. Glut und Vernichtung ging von ihm au« i tSdtlich« Miasmen sog «» aus dem feuchten Erdreich, auS d«n ver wesenen Organismen der stagnirenden Sümpfe. W»hl»n, auch dies muht« ge tragen werden. Glückliche Radha! Wie sie so still dort ruhte, allen, Leiden «ntboben! Da, als Olympia nochmals ihr Auge bob, fiel ihr Blick auf einen Kahn, de» aus der Ferne herbeizufchwimmen schien. Sie unterschied das hell« Kopstuch d«S Ruderers, si« sah da« Blinkn der Ruder wie sie au» dem Wasser tauchten. Theil nabmlo» verfolgt- sie die Bewegung deS FabrzeugeS. War sie daS Ziel desselben, war sie es nicht? So tics war ihr« Er schöpfung. daß nicht einmal die Hoffnung mebr Eingang bei ihr fand. Mit keinem Ruf« müht« sie sich um die Erhaltung ihres Lebens; zufammengekauert aus dem Boden beobachtete fie, wie eine un betheiligte Zuschauerin, das Heranglei. tcnde Boot, Die Sonne stieg. Und wonnig« Wärm« sandte fie zuerst auf da« fröstelnde Weib. Olympia's Kleider trockneten; sie erhob sich und es war ihr, als ob sie aus einem bangen, fürcht«rlrch«n Traum erwach«. „Hierher Fährmann, hierher >" Sie hatte die Sprache wiedergefunden ; die Lust am Dasein regt« sich doch noch leise in ihr. Das Boot konnte nicht ganz zu il,r ge langen : eine kleine Strecke mußte si« durch das Wasser waten. Dann klettert« si« üb«r d«n Bord deS Fahrzeuge« und sank aus dem Boden desselben nieder. Der Hindu berichtete, die KoharS hät sich in seine Hütte geflüchtet. Zu ihrem Unheil: denn der Blitz sei hineingesahren und habe zwei von ihnen getödtet. Di« Uebrigen warteten auf feme Zurück kunft. Olvmpia hörte ihn apathisch an. „Es ist gut. Fabre zu und reg« Dich l" war AlleS. was sie sagte. „Gleich, Herrin," erwiederte der Fähr mann und stieg ins Wasser, um di« Palki Radha'S zu bergen ; die andere war von dem Strome hinweggesübr« worden. Er fand die Leiche darin. Be dächtig bückt« «r sich, holte eine Handvoll Schlamm vom Grunde heraus und malte damit das heilige Zeichen Wischnu's aus das Gesicht der Todten, «ine Gebetssor mel vor sich bin murmelnd. Dann nahm er den leichten Körper auf'die Arm« trug ihn zu einer tiefere» Stelle und ver senkte ihn dort in daS Wasser. Stumm sah Olympia seinem Treiben »u. Sie wußte, daß ein Versuch, dies« Art der Bestattung zu verhindern, ver geblich sein würde. Der Hindu sicherte ber Glaubeitsgenossin das G ab im Gan ges und damit den obersten und schönsten der Himmel dies war seine Pflicht. Nach einer balben Stunde erreicht, Olvmpia die Hütt« de« Fährmanns. Die Träger, am Ufer zusammengedrängt, flehten un» Verzeihung sür ihre Untreue. Olympia achtete kaum der Wort« d«» braunen Gesellen. „Ich werde schweigen." sagte sie. „Tragt mich zurück zur Station." Ihr geringe« Gepäck befand sich in de» Hütte , der Träger desselben hatte e« aus der Flucht mitgeschleppt. Die Kleidung«, stücke, deren Olvmpia benöth gte, waren I.ldUch trocken geblieben , sie war im Stande, ihren gänzlich verdorbenen An ,ug mit einem anderen zu vertauschen. Gegen Mittag langt« sie wieder in Kalkutta an. Ene Lohnkutsche brachts sie nach Hause. Kaum war sie entgegen treten, als sie zusammenbrach. D,e er schrockene Frau Warburton leß die Be wußtlose in de?» Bvtt schaffen und sandt, eiligst zum Arzt. IZ. Als Arno Wiedener, in Wien ange kommen. die im Gasthose sür iyn einge lausenen Depeschen und Briefschaften ösfneie, starrte ihm gleich auS einem der eisten Telegramme di« Nachricht entge gen: ..Olvmpia schwer krank, sofortige Heinikebr rothsam." Di« Unterschrift lautete: Brook«. Ausgegeben in Kal kutta war die Depesche vor süns Tagen. DaS Ivar ei» Schlag aus heiterem Himmel. Bestürzt suchte Arno nach eine, späteren Mittheilung. Er sand si« am Schluss« ein«S geschäftlichen Telegramm« von Gosala vom gestrigen Tage. Go sala war ausführlicher al« Aräiibald Brook«, und Arno war ihm herzlich dank bar dafür. „Frau Wiedener liegt an ei nen, schleichend«» Fieber," t«l«araph>rti Gosala. „A«rz»e unsicher, Genesung nicht ausgeschlossen. Vesser, Ei» tom, Arno dachte nach. D«r nächst: Dam pfer v«rli«ß Brindisi in f«ch» Tag«n. Er konnte daS Rolhwendisüe nrch rrk- vigen und dennoch zur rechten Zeit an Bord sein. Die« tel?graphirt« «r sofort an Gosala und bat um Nachricht an sämmtlichen Landungsplätzen. An sein» Mutter schrieb er ein- kurze Benachrichti gung. Tann ging c» fort — nach Sü» ten. Es war «in tiefernster Mann,, der das Mittclmeer kreuzte, ein Mann, der we nig sprach und keinen Anschluß an di» Mitreisenden sucht«. Erst als er in die Nachricht empfangen hatte: „Blinden etwa« b.sser," wurde er gesel liger. In Aden sand er kein Telegramm vor : in Bombay lautet« Gofala'S M>t> mußle sich zufrieden geben; blieb doch der Hoffnung Raum, und waS konnte e» mehr erwarten ? Aus den kargen Nach« richten, die ihm der Draht übermittell hatte, war ihm die Vorstellung einer je> tückischen Kränkle ten der Tropen erwacht, die mit einem langen räthselhaften S ech thum verbunden sind, bei kräftigen Na turen aber schließlich zu weichen pflegen. Doch war, wie er Wohl wußte, be, diesen Uebeln ein geringer Zwischenfall, ein« kaum beachtete Unvcrsichtigleit genügend, um rasch einen schlimme» Ausgang her beizuführen. In Madras endlich, dem letzten Hafen den der Dampfer anlief, erhielt Arno ei nen Brief von Frau Warburton, au« welchem er Genaueres erfuhr. Frau Warburton erzählte daS Abenteuer mi! der Schlange und berichtete von der fast krankhaften Angst, von welcher Olympia infolge desselben befallen worden sei un» die sie zum plötzlichen Ausbruch nach Dardschipani bewogen habe. Am Mit tage des nächsten Tages schon sei sie zu rückg.kommen, beim Eintritt« in da« Haus zusammengebrochen und in das Bett geschast worden. Als si« di» Augen wieder aufgeschlagen, habe si« irre geredet und sei dann in ein heftiges Fieber verfallen. Nach den ab> gerissenen Aeußerungen, die sie in ihren Phantasien gethan, sei anzunehmen daß si« während des nächtlichen Palkitransportei in Leb« iSgesahr gerathen, Radha dage gen vor ihren Augen umgek-mimen sei, Nach Verlauf von acht schreckliche» Ta> gen s«i dann allerdings der Kranken di« Besinn» ig wiedergekehrt, doch befind« sie sich seitdem in einem seltsamen Zu stande, der noch immer, wie nicht zu ver> hehlen sei, lebhafte Besorgnisse einflöke. „Als ich begann, sie nach den Ereig, nissen in jener verhängnißvollen Nach! zu befragen." hieß es weiter in Frau Warburton'S Brief, „gerieth sie in «in, ängstliche Aufregung und beschwor mich, jede Anspielung darauf zu unterlassen und auch Anderen zu fagen, daß sie nie. mal« damit behelligt zu werde» wünsche, Wir haben ihr, so viel wie möglich, de« Willen gethan ; hin und wieder ist in> dessen doch einmal eine unvorsichtige Be> merkung gefallen ; auch waren die Am gehörigen Radha'S nicht gänzlich zurück, zuweise». Jedesmal verschlimmerte siH Frau Wiedener'S Befinden : auf die ein, fache Auskunft, zu welcher sie sich zwang, Radha habe ihr Grab in einem Fluß, gefunden, dessen Namen si« nicht wisse, folgt« «in« Nacht mit neue» Ficberphan, tasten. Sonst ist Frau Wiedener still und geduldig, Ihre Schwäche ist noH immer groß! doch besteht si« darauf, morgens nach unten gebracht zu werden Dort verbringt sie, bequem in den Schau kelstuhl g bettet, d«n Tag, Si« lieSt, so viel sie vermag, und zwar fast aus schließlich buddhistische Schriften. Daj Sie unterwegs sind, weiß sie ; zuweile« nennt sie aus eigenem Antrieb die Zah! der Tage bis zu Ihrer Rückkunft, doH ohne Unruhe und Verlangen. Di, Aerzte erwarten von der kühleren Jahre» zeit einen günstigen Einfluß und tappe« rm Ueb»i,zen nach wie vor im Dunkeln/ Traurig genug lautete dies« sehnlichs erwartet« Auskunft; im Ganzen jedoch legte Arno sie nicht ungünstig aus. .Ein heftige Ncrvenerschüttrrung infolge aus gestandener Angst e« war anzu nebmcn, daß Olympia bei ihrer kräfti gen Konstitution darüber hinwegkomme» werde. Und getrosteren Muthe» legt, Arno den Nest der Reis« zurück. Als aus dem angekommenen Dampfei die Landungsbrücke festgelegt war, be sand Gosala sich unter den Ersten, d« an Bord eilten. „Auch in Frau Wiedener'» Name, soll ich Sie willkommen heißen,' saate er nach kurzer Begrüßung. „Sei! gestern Ihrer baldigen Ankunft gewär tig, zeigt sie wachsende« Interesse süi die Außenwelt." „Sie haben sie gesehe« ! Si« nimm Besuch an? ' „Besuch nicht eigentlich, Ihr« Ver> wa,dt.n empfängt si« und mich. Für di, Ausnahm«, du si« zu m«in«n Gunst«, macht, bin ich sehr dankbar." Befremdet blickte ihn Arno an. Der Jndier senkte die Augen. „Ei, vergessen, Herr Wiedener, oder wisse» vielleicht noch nicht, daß ich di« Leran, lassung gewesen din —" (Fortsetzung folgt.) Au 112 de in Krieg S 112 u ß mit Frcmdwört>.r». De» General von Pe eine AN Vorläufer von Papa Wränge!, Wesens halber bei »oirig Friedrich Wil helm 111. sehr beliebt. Mit der deut schen Sprache und noch mehr mit Fremd wörtern stand der General. a»s gespann tem Fuße. Eines AbendS besand er sich auf einen, Hofball in Unterhaltung mit dein Könige, als er eine Dame von prachtvollem Wuchs bemcrkle, deren Er scheinung den alten Herrn entzückte. „Majestät", rief er begeistert ans, „se hen Sie nnr Donncr — Gerechte Entrüstung. Banlirr (zu seinem Sohne): „Weißt Dn, aber das iniiß oiift>ören. Allesl"' Bei der Durchreise der Loiidesmutter läßt der Bürgermeister sämmtliche Weg weiser in seinem Bezirke mit Glace handschuhen vergehen. s Trink«? i« Ans den abenteuerliche» Reisen dr« Portugiesen im 17. Jal?rhundert ersieht man. welches Ansehen ein ausgezeichne ter Trinker in Indien am Flusse Minan sich z» erwerben vermag. Unter ver schiedenen Stämmen, die die damalige portugiesische Gesandtschaft in der Stadt Pavel vorfand, gab es auch Leute, wel che Tuparoer hießen, und die ihren edle» Leib viel zu sehr liebten, um ihm mit Fasten und Kasteien des Fleisches wehe zu thun. Diese Leute stellten zu Ehre» der Gesandtschast hänsig glänzende Fest» an. Bei einem Gastmahle, wo der köstliche Wein so wenig wie Alles, wa» zum Glänze» sonst beitragen konnte, ge spart war, fiel es einem Portugiese» ein, die Indianer zum Wetttrunke herauszusordern. Diese hielten das für eine Schmach und verlängerten das Fest, um nur dem Herausforderer seine Vermessenheit voll kommen darzuthun. Allein der Portu giese setzte itinen dermaßen zu, daß all» zwanzig Indianer zu Bode» getrunken wurden und er allein srisch und munter blieb. Als sie wieder zu Verstände ge kommen waren, da ließ ihr Aeltester, ii» dessen HauS daS Gastmahl stattgesun den hatte, alle die Seinigen, mehr al» dreihuudert Mann, zusammenkommen. Der portugiesische Sieger wurde auf einen Elephanten gesetzt und so durch die ganze Stadt geführt, Pauken und ähnliche,. Instrumente vor aus, nnd ein zahlloser Volksschwarnr hintcmiach. Selbst der Aelteste, der Gesandte und die anderen Portugiese» gingen zu Fuß hinterher mit grüne» Zweigen in der Hand. Nur zwei Män ner dursten den Zug zu Pserde mitma chtn, und auch dies, nur, damit das Volk desto leichter in Stand gesetzt wurde, die ganze Vortrcsslick>kcit des trinmphiren den Portugiesen kennen zu lernen. „Völker von Indien!" riefen die Reiter, „rühmet und preiset die Strah len der goldenen Sonne, deS Gottes, der unseren Reis ans der Erde hervor lockt. Preiset sie, daß sie Euch gewür digt hat, in Eurem Lande einen so hei ligen Mann zu sehe», eine» Mann, der zwanzig unserer Vornehmste» zu Boden getrunken hat. Preiset ihn, aus daß sein Ruhm allen Völkern kund werden möge." Das Volk erschöpfte sich in Freuden- und Vivatrufen, bis der Zug vor der Wohnung des Gesandten anlangte. Hier stieg der Geseierte vom Elephanten herab, um von de» Glückwünschen »nd der Hochachtung der Jndier sast er stickt zu werden. Man warf sich vor ihm auf die Knie und empfahl ihn dem Gesandten wie einen Heiligen. „Denn," sagten sie, „wem Gott die große Gabe verliehen bat, wie Der zu trinken, den« kann der Mensch durchaus nicht Liebe und Ehre genug erweisen." Zschokke »«nd Pestalozzi. Heinrich Zschokke hatte, so erinnert die Preuß. Lehrerzeitung den großen Pädagogen Pestalozzi ersucht, er möge doch serncrhi» nnr dann jüdische Kinder in seine Anstalt ausnehmen, wenn sie sich vorher zum Christenthum bekehrt hätte». Ja. Zschokke drohte sogar, Pestalozzis Unternehmungen die Unter« stützung zn entziehen, ivenn er nicht fernerhin nur christliche Kinder untere richte und verpflege. Man hat keine Ursache, Zschokke wegen seines AnfallsS von Engherzigkeit zu grollen, denn er hat Anlaß zu einem herrlichen Briese Pestalozzis an Zschokke gegeben, der seinen Eindruck aus den letzteren so wenig versehlte, daß er noch im selben Jahre das Schreiben in seiner „Selbst schau" veröffentlichte. Der Brief Pestalozzis lautet: „Mein edler Heinrich! Mit allen Kräften mei nes Geistes nnd meines Herzens arbeite ich seit drei Jahren dahin, in allen elternlosen Kindern eine rechtliche und sittliche Gemüthsstimmung zu erwecke» und zu beleben. Ich suche die Kinder bei der ersten Entwicklung ihrer Kräfte zu Geschwistern zu machen und mein Haus in den einfachsten Geist einer gro ße» Haushaltung zusammenzuschmelzen! hierbei bringe ich es fertig, über Ber fchiedenheit der Religion still zu fein. Ich will den wenigen jüdischen Knaben, den herzlichen armen Waisen, für de» Glauben ihrer Eltern Liebe einflößen nnd durch Befriedigung ihrer tägliche» Bedürfnisse, durch Angewöhnung wohl thuender Fertigkeiten ihre Herzen ge neigt und empfänglich für die That der Liebe und die Kraft der Sittlichkeit machen. Das ist ja doch zunächst di« Hauptreligion! Ach, neulich, theurer Heinrich, fiel mir ein kleiner Judenknabe, der in Kraka» geboren uiid die Elten, verloren um den Hals nnd rief: Lieber Bater! Nein, mein Heinrich, wenn Du so un edel 'ein kannst und das Verlangen stellst, ich sollte die armen Waisen zum Christenthume zwingen, dann fehlt Dir die nöthige Einsicht! In Glaubens sachen muß weder Zwang, noch Gewalt herrschen! Seit Jahrhunderten lehrt man das Christenthum. Welche Gegen sätze bringt es. sobald es sich um Juden handelt, zur Geltung! Es sinkt herab zur Niedrigkeit, zur Schmach, verliert die Hoheit, die Reinheit, die Stärke der Nächstenliebe, wenn.es sich nicht von de» Jndenseindschaft abwenden kann. Glau» benZfeindschaft entsittlicht und verwil dert. Mein einziges Ziel ist: die wahre, volle Menschenliebe bethätigen. Willst Dn mir hierbei helfen, so stelle keine Bedingungen und beseitige das schlechteste der Gefühle die Juden seindschaft. Heinrich, fanfter, edle« Freund, gehorche! Ich bin Dein treuer und ergebener . Pestalozzi.- j Stanz, am 7. April 17!19. Zweierlei Pulver. Der Eine studirt ans ein neues PiUver, wel ches die Menschen rettet, der Ander« auf »in neues Pulver, welches die Mensche» tSdtet.
Significant historical Pennsylvania newspapers