2 «t« tn Zkenschengtft«»»» John Hanson Eraig, der Riese. Das Städtchen Danville, welches IS Meilen westlich von Indianapolis, Jnd, an der „Big Four" - Eisenbahn belege» nndderCountysitz von Hendricks ist, hat unter seinen 2000 Einwohnern «inen Mann, wie ihn wohl die übrig« Welt nicht aufzuweisen hat. Es ist dies der Riese John Hanson Eraig, dessen Körpergewicht die Kleinigkeit von 907 Pfund beträgt. Die Länge dieses lebendigen Fleischklumpens ist nicht un. gewöhnlich, da John nur «! Fnß 5 Zoll vom Scheitel bis zur Sohle miftt. De, Mann, welcher jetzt 35 Jahre zählt uui sich stets der besten Gesundheit erfreut hat, ist in lowa Eounty, lowa, als Sohn von Eltern geboren, deren Kör perdimenfionen nicht einmal das Nor malmaß erreichen. Seines Vater? Körpergewicht betrug kaum 120 Pfund, während seine Mutter um 5 Psund we niger wog. Als John das Licht dei Welt erblickte, wog er nur 11 Pfund. Bald nahm er an Leibesfülle zu und in Alter von 11 Monaten war er bereits 77 Pfund schwer; sür jeden Monat sei nes Lebens hatte er somit 7 Psunt Fleisch auszuweisen. In seiner srühesten Jugend wurde er Tiach der berühmten Blaugras-Gegend von Kentucky gebracht und unter den »Corncrackers" nahm er in phänome naler Weise an Fleisch zu. Als zwei jähriger Knabe wog er bereits 206 Psund und ein Jahr später erhielten feine Eltern auf Barnum's „Baby- Ehow" in New Uork sür ihren Johnnie, als das schwerste Baby, den ersten Preis im Betrage von tIOOO. Im Alter von S Jahren wog der Knabe 302 Psund und in den nächsten 6 Jahren nahm er um weitere 103 Psuud zu. Als l 9 Jahre alter Jüngling hatte er bereits ein Körpergewicht von KOl Psund und als junger Mann vvn 2S Jahren wog er 72S Psund. In den nächsten zwei Jahren nahm er nur um 33 Pfund zu, das Jahr daraus machte ihn wieder um 34 Pfund schwerer, so daß er im Alter von 28 Jahren 792 Pfund wog. In den letzten sieben Jahren ist sein Körpergewicht stetig ge wachsen und beträgt dasselbe jetzt 907 Psund. Aus seiner bisherigen stetigen Zunahme an Fleisch ist zu schließen, daß er sein Maximalgewicht noch nicht er reicht hat. John Hanson Eraig verdankt übri gens seine colossale Beleibtheit nicht seinem übermäßigen Appetit; er ist vielmehr im Essen und Trinken sehr niäßig. Die Fleischmassen seines Kör vers verursachen dem Manne nicht die geringste Last. Welche Dimensionen fein Körper hat, mag daraus entnom men werden, daß er um die Hüften 3 Fnß 4 Zoll mißt. Selbstverständlich gebraucht er sür seine Kleider ganz rie sige Qualitäten Stoff. Für einen vol len Anzug, Rock, Hose und Weste, muß sein Schneider 41 Hards nehmen und drei Psund Garn gehen aus ein Paar seiner Strümpfe. In Eraigs Adern rollt eine Mischung von deutsche«!, irischem, schottischem unk englischem Blut. Sein Großvater müt terlicherseits war ein Schotte und seine Oroßniltiter eine Deutsche aus Frank surt. Sein Urgroßvater mütterlicher seits war der in Irland geborene erst« Gouverneur von Vermont, Ehittenden. Sein GroHvater war in England gebo ren und ftarb nach 35jährigem Dienst -als Assistant Generalarzt der Ver. Staaten zu East Liberty, Pa. Eraig Zyat sich trotz seiner riesigen Beleibtheit «in Weibchci. von zierlicher F!gur ge iwmmen u«d diese Ehe ist vor einigen Tage« durch die Gebert eines MädckenS ge-exnet werden, das sich in Nichts von den BabieS normale Väter unterscheidet. «tag.. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, Und was ich dagegen nur thu? Ich hwbe jetzt factisch hier oben Auch lucht einen Augenblick Ruh'. Fast jeder germanische Jüngling Erpreßt sich aus mich eine» Reün. Es suchen mich, heinebegeistert Die deutschen Backfische heim. Der Maler mit leuchtenden Blicken In himmelhochjauchzender Pein, Er kritzelt mich, sehnsuchtdurchschauerk. Entzückt in sei« Skizzenbuch ein. In jammervcll-ichrecklichen Tönen, In Solo, Duetten, im Chor, Steigt täglich zu m-inen Ohren Ein Heer von Gesängen empor. Es spähet zu meinem Scheitel Der Britte monoclelnd hinan DaS hat mit seinem Singen Im Leichtsinn der Heise gethan. - Mißverstanden. Lehrer <in, Examen) giebt den Satz zum Nie derschreiben auf: „Die Frau, erschreckt, entfloh." Schulratl, prüft das Ge triebene bei einem sckwachen Schüler der letzten Bank und finoet: .Die Frao erschreckt den Floh." Bet Beide«. Schweigend, aber sichtlich doch tief ergriffen, hatten die jungen Ehegatten dir Worte des Predigers angehört, der mit dem geistlichen Sühneversuch in ihrer Ehescheidung? Sache gerichtlich be traut worden Ivar. Nachdem er ihnen eindringlich zugeredet, hatte er sie eine halbe Stunde allein gelassen zn gegen seitiger Aussprache. Als er zurück kehrte, war keine Annäherung erfolgt, der Gatte stand am Fenster und trom melte ans die Scheiben, die jnnge Frau saß in der entserntesten Ecke bleich wie der Tod. Der Ehescheidungsproceß mußte seinen Verlauf nehmen. Sie gingen heim, aber nicht mit ein ander. Martha wählte tief verschleiert den nächsten Weg, um i» ihrem Zimmer den Thränen freien Lauf zu lassen. Heinrich trat in eine Restauration, um zu Mittag zu essen nnd nach den An strengungen des Tages ein gutes Glas Wein zu trinken. Auch schmeckte ihm Beides wider Erwarten gut. Daun eilte er in's Geschäst. Es gab viel zu thun, und die Arbeit zerstreute ihn an genehm. Gegen Abend ging er, um seine Kin der zu sehen. Aber auch jetzt nahm er einen Umweg über die Promenade, nm zu überlegen. Bis zum heutigen, na türlich resultatlos verlansenen Sühne versuch war man in der Entwickelung der schwierigen Angelegenheit glücklich angelangt. Glücklich? Das Wort klang wie Hohn, aber es war doch Galgenhumor, der eS ihn laut aus sprechen ließ. Die jüngstvergangene Zeit war für die Betheiligten so unend lich peinvoll gewesen, daß man gegen wärtig eine unwillkürliche Erleichterung empfinden mußte. Wie die traurige Sache gekommen war? Wer vermöchte es zu sagen! Nicht äußere Rücksichten hatten sie zusammengeführt, sondern di«; leidenschaftliche Liebe. Und diese Liebe war über sie gekommen wie ein Götter strahl — nun waren sie Beide vom Blitz getroffen! Allmälig war ein erstes, Mißverständniß gekommen, welches sie erkennen ließ, daß sich ihre Geister doch nicht so schnell verstanden hatten wie ihre heißliebenden Herzen. Und nach dem das erste Mißverständniß unge schlichtet geblieben, und die Lücke nur mit einem Kuß zugedeckt, war bald ein zweites und drittes daraus emporge wachsen. Das Nachgeben ward nun schwieriger, zumal sie eigentlich früher niemals Gelegenheit gehabt hatten, eS auszuüben er so wenig als sie. Heinrich Wildhagen hatte das Ge schäst des Vaters in jungen Jahren selbstständig übernommen, man hatte ihm, bei der Kränklichkeit des Prinzi pals, eigentlich schon als Knaben wie dem Herrn gehuldigt. Martha war als liebreizendes, einziges Töchterchen mit ein paar Brüdern im Elternhause ausgewachsen und hatte es immer selbst verständlich gefunden, daß man jede Rücksicht auf sie nahm. Der Gatte aber sand das bald unbequem und war auch nicht gewillt, ein Geheimniß daraus zu machen. Schroff trat er ihr entgegen, anfangs mit Thränen, später mit Trotz wehrte er sie ab. DaS gab harte, böse Scene», die ihn aus dem Hause trieben. Einflüsterungen vvn außen kamen nun dazu, es sielen ungezählte, bittere, schreckliche Worte. Endlich, nach einem Lähmungskramps beschloß man, sich zu trennen. Ja, es war besser, tausendmal besser aus diese Weise. Nur die Kinder was sollte mit ihnen werden? DaS Gesetz sprach sie ,-im zurückgelegten vierten Lebens ahre der Mutter zu, dann gingen sie ik, tmmer in die Obhut des Vaters liber. Marthakind war fünf Jahre alt und mußte somit die Heimath beim Later fiiiven, während der dreijährige Felix in der Pflege der Mutter verblieb. Auch die Geschwister würden somit aus tinander gerissen werden. Freilich dürsten sie bald wieder zu sammenkommen, wenn Felix gleichfalls >aS vierte Lebensjahr zurückgelegt ha ben würde. Aber gerade dieser Um stand gab Heinrich, neben dem Triumph über seinen vollständigen Sieg, auch ein unbehagliches Gefühl. Trotz feines leidenschaftlichen Hasses gegen feine Frau konnte er sich von einer angebore nen Großmuth nicht frei machen, die ihn ihre künftige lebeuslange Einsam leit Vellage» ließ. Mochte Martha als Nattin reizbar und eifersüchtig, launen haft und trotzig gewesen sein, als Mut ler war sie tadellos. Er brauchte sie nur nach der heftigsten Secne in sonni ger Dämmerstunde aus der Ofenbank sitzen zu sehen. Marthakinds braunen Hopf an ihre Brust gedrückt, während Felix an den Falten ihres Kleides wie in einer Himmelsleiter emporkletterte, am die Uhr ticken zu hören, so war er wieder versöhnt. Wenn die Leidenschaft verstummt war, mußte sie eine unend liche Leidenschaft erfassen und ihr bei ihrer zarteu Gesundheit ein frühes Grab bereiten. Was thun? Er nahm sich vor, die kleinen schars zu beobachten, um un parteiisch zu ergründen, in ivessen Ob hut sie sich wohl am besten befinden würden. Er sand sie mit der Bonne im Gar len. Da ihn die Kleine« während des ganzen T-geS nicht gesehen, ließ Felix sofort seinen hölzernen Rappen aus der Landstraße stehen, um zu ihm zu eilen, auch Marthakind schmiegte sich mit ihrer Puppe an seine Seite. „Wollen wir zusammen spielen?" 'rüg er. „O ja, Papa!" „Zuvor aber wollen wir die Blumen begießen sie sind durstig. Wo ist die Gießkanne?" Mcr hakind brachte eine kleine Gieß kanne herbei und ging, um Wasser zu schöpfen. Dann überließ sie dieselbe dem Vater und ihrem Brüderchen und begann aus dem maifrischen, reichlich mit Apielblüthenschnee übersäten Rase« Veilchen zu pflücken. .Wer soll denn Deine Blumen haben, Marthakind?" frug Heinrich lauernd. „Wer? Nun Mama!" „Warum bringst Du sie denn nicht Papa?- „Weil, weil Mama nickt mehr wei nen soll." Dann, in einem unbestimm ten Gefühl, setzte sie altklug hinzu: .Männer tragen keine Sträuße!" Martha, die hinter der rothbesranz ten Gardine der Veranda saß, empfand Wonne und Weh zugleich im Herzen und beugte sich tiefer auf ihre Näharbeit nieder. Stich um Stich zog sie den Faden, es war so süß, für da» ihr bald entrissene Marthakind noch schaffen zu können. Inzwischen hatte Heinrich mit Felix die Blumen begossen und späterhin so gar kunstgerecht den Rappen einge spannt. Es war lange her, daß er nicht mehr mit den Kindern gespielt hatte, ihre Fortschritte und Lebhaftig keit verursachte ihm große Freude. Auch die Kleinen schienen hochbeglückt, und beklagten den Abschied, als sie in's Haus gerufen wurden. Seines Sie ges über die kleinen Herzen sicher, konnte Heinrich nicht umhin, sie zu fragen: „Mögt Ihr lieber bei Papa oder bei Mama fein? Bei wem wollt Ihr blei ben? Bei Papa?" „Nein!" »Bei Mama?" „Nein, bei Beiden!" sagte Martha kind sehr bestimmt. „Bei Beiden!" wiederholte Felix chen. Eine Geschäftsreise, die Heinrich zu machen hatte, kam ihm diesmal sehr gelegen, sie konnte eine Woche dauern und mußte von der unangenehmen Zeit des Interimistikums einen Theil hin wegnehmen. Wenn er zurückkam, war der Proceß spruchreif. Es handelte sich überhaupt nur noch darum, ob die Publieirung des Erkenntnisses ein Jahr auszusetzen sei, um den Ehegatten Ge- legenheit zur Versöhnung zu geben. ! Beide Anwälte hatten jedoch um sofor tigen Richterfpruch gebeten. Es waren unsäglich wonnevolle und ebenso schmerzensreiche Tage, die Martha allein mit den Kindern ver lebte. Noch gehörten sie ihr. und sie ihnen! Später würden sie nur zum Besuch bei ihr sein, obgleich das Mut terherz doch ihre eigentliche Heimath war. Marthakinds Geburtstag gab ihr Gelegenheit, die Kleine mit Zärtlichkeit zu überschütten. Jeder Wnnsch war dem Kinde abgelauscht worden, der Geburtstagstisch zeigte eine Ueber schwenglichkeit und Fülle, wie nie vor her. Als aber Nachmittags die Choko lade auf dem Tisch stand, ahm die Kleine plötzlich das beste Stück Kuchen vom Teller, um damit zu verschwinden. „Was willst Du thun? Wem willst Du den Kuchen geben?" frug die Mut ter ahnungsvoll. „Nun, ich will es für den Papa auf heben !" Die Antwort gab Martha einen Stich In's Herz. Sie hätte die Kleine dop pelt lieben mögen und mußte ihr doch gram sein. Um sich und die Kinder zu zerstreuen, setzte sie sich an'S Piano und ! spielte einen Tanz. So kam der Abend heran; müde vom Genuß streckten sich die Kleinen endlich in ihren Bettchen. ! Martha trat heran, um sie das Nacht gebet sprechen zu lassen, wie immer. Nachdem sie noch den Gutenachtkuß em pfangen hatten, frug sie eifrig und schüchtern zugleich: „Wenn nun Mama hinweggehen wird von Papa. Marthakind, bei wem möch test Du sein, bleiben? Bei Papa oder Mama?" „Bei Beiden!" sagte das Kind fast vorwurfsvoll. „Bei Beiden!" wiederholte Felixchen, die Guckäuglein öffnend. Martha biß sich auf die Lippen und schluckte eine Thräne hinab. Dann be zann sie sich auszukleiden,. um gleich islls zur Ruhe zu gehen. Rechts und links von ihrem Lager standen die Kin derbettchen ach, es war so süß, noch .wischen ihnen ruhen zu dürsen. Schluchzend barg sie ihr Haupt in den Kissen. Schon am anderen Tage kehrte Hein rich zurück. Die Begrüßung war kühl and zwangvoll. Aber die Gewißheit »es nahen Endes ihres Zusammen lebens ließ Beide einander mit Rücksicht begegnen. Um eine äußerlich bemerkbare größere Zuneigung der Linder begann jetzt ein eifriges, offenkundiges Werben. Es ivar nicht vollständig bewußt, aber doch sbsichtlich. Heinrich wollte, da der Kamps einmal ausgenommen, nun auch zen Triumph des Sieges genießen, vann vielleicht würde er sich auf irgend eine Weise großmüthig zeigen. Martha aber gedachte in erster Linie das Glück des Augenblicks noch ordent lich auszukosten, auch hoffte sie, den lkinderherzen durch vermehrte Güte das Mutterbild unauslöschlich einzuprägen. Da sie aber Marthakinds Herzchen als ganz besonders seinsühlend kennen ge lernt hatte, galt es, immer und jederzeit Selbstbeherrschung zu üben. Auch ge lang es der Mutterliebe, Laune und Trotz zu überwinden. Dennoch blieb Marthakind der erhöhten Zärtlichkeit gegenüber unbestechlich, und ihr- Ant wort auf die von den Eltern heimlich oft wiederholte Frage: „Bei wem willst Du bleiben, Marthakind?" blieb jeder zeit dieselbe und lautete stehend: .Bei Beiden!" Die Koffer der jungen Frau standen gepackt, morgen schon wollte sie still und abschiedslos das Gattenhaus verlassen, auf immer. Da erkrankte Felix leicht, die Abreise nach Marthas Elternhaus mußte einige Tage aufgeschoben werde». Da Marthas Kräfte gänzlich erschöpft waren, besorgte die Wärterin die Pflege eigentlich allein, die Eltern ka men nur in regelmäßigen Pausen, um sich nach dem Befinden des kleinen Pa lienten zu erkundigen. So vergingen «inige Tage. Besserung trat ein. »nd der Tag der Abreise konnte von Neuem festgestellt werden. Da eines Morgens traf Heinrich Marthakind weinend aus der Treppe. „Warum weinst Du?" fragte er. „Ich weine, weil Mama um Brüder chen weint!" Heinrich war sofort im Krankenzim mer und traf Martha am Bettchen sitzend und Felix im stärksten Fieber. Am Abend vorher war ans unbegreif lichen Ursachen ein Rückfall eingetreten. Die Wärterin hatte Martha geweckt, nnd halte »ach dem Arzt gesandt, der den Zustand bedenklich sand. „O, der nasse Hut!" wehrte Felix hastig ab, als Marth» die verordnete kalte, nasse Kompresse aus das brennend heiße Köpschm lege» wollte, und schlug i» steigender Fieberhitze nach der Pfle gerin. Heinrich leistete sofort Hilfe, und da Martha die Krankenpflege keiner be zahlten Wärterin mehr anvertrauen wollte, konnte er nicht umhin, sie in der Pflege ihres gemeinschaftlichen Lieb lings zu unterstützen. So verbrachten sie die letzte Zeit vor ihrer ewigen Trennung mit ein»nder und waren ge zwungen, sich wieder in's Auge zu se hen, wie sie ehedem gethan hatten. Ja, eS gab förmlich wieder ein Ausweichen Ver Blicke und ein Angenniederschla gen. Gesprochen wurde wenig und nur über das Nächstliegende. Aber der Klang ihrer Stimme, wenn sie leise und liebevoll mit dem Knaben sprach, griff Heinrich an's Herz, er hörte plötzlich den Klang der Liebe heraus, nur rei ner, heiliger! Am Abend zwang ihn ihre Kraftlosigkeit, zu sagen: „Ich werde die Wärterin herbeordern, lege Dich schlafen!" „O nein, nicht wieder die unzuver lässige Wärterin!" „So werde ich selbst bei Felix blei ben! Ich stehe Dir dafür, daß ich die Krankenwache halten werde!" „Ich glaube Dir! Aber Du mußt schlafen! Ist jetzt nicht die Zeit, wo Du besonoers stark im Geschäst in An spruch genommen bist? Ja, Du mußt schlafen!" Ihre Fürsorge überraschte ihn, er hatte sie lange nicht empfunden und glaubte sie überhaupt erloschen. Darum konnte er nicht umhin, sie angenehm zu empfinden, und es lag etwas wie Rüh rung und Dankbatkeit in dem Blicke, mit dem er zu ihr hinübersah. „Wir Frauen vertragen die Nacht wachen überhaupt besser", fuhr sie ein gehend fort. „Auch kann ich morgen doch noch nicht abreisen." „Bleibe so lange eS Dir behagt," er widerte Heinrich in einem Tone, der gleichgiltig klingen sollte, dem man aber doch die innere Bewegung anmerkte. „Schmerzt das Köpschen so stark?" wandte sich die Mutter an den Knaben, mehr zu tragcn im Stande war. „Ich werde ihn stützen während der Nacht, lege ihn hier auf meinen Arm!" „Du hältst es nicht aus, Martha!" „Ich glaube doch!" Ihrem Zureden nachgebend, verließ er sie endlich, um sich einige Stunden niederzulegen. Aber ihr Bild, so wie sie an Felix' Bettchen saß, begleitete ihn in den Schlaf und war plötzlich wieder der Gegenstand seiner Träumt, wie et was, mit dem die Seele noch nicht abge schlossen hat. Sie erschien ihm im. Traum madonnenhaft, aber auch beim Erwachen empfand er mit einer gewissen Bewunderung, wie die Mutterliebe sie über die Oberflächlichkeit und Leiden jchaftlichkeit ihres sonstigen Wesens herausgehoben hatte. Laune, Trotz und Eifersucht erschienen ihm plötzlich nur als die Fehler eines leidenschaft lichen Naturells, ihr eigentliches Wesen war noch im Werden und der Besserung nicht allein sähig, sondern auch sicher. Mit solche» Gedanken trat er ins Kran kenzimmer zurück. „O Heinrich, er wird leben!" trat sie ihm entgegen, bleich wie der Tod, aber mit strahlenden Augen. Das Fieber hatte wirklich nachgelas sen, einzelne leichte Schweißperlen lagen als zarte Genesungströpfchen auf der Stirn des kleinen Kranken. Hocherfreut setzte sich Heinrich Martha gegenüber. Als er sie aber schwanken sah in begreif licher Mattigkeit und Schwäche, nahm er den zarten Körper auf beide Arme und trug sie aufs Sopha hinüber in sein Zimmer. Sie aber ließ es geschehen, still und sanft, wie ein unerwartetes Glück. „Ruhe Dich!" sagte er samt und sest zugleich, indem er sie in seine eigene Schlafdecke hüllte. „In zwei Stunden werde ich Dich wecken, ehe ich ins Ge schäft muß!" Martha fand plötzlich wunderbar süß, sich zu fügen, nnd schloß sofort die Augem wie ein müdes Kind. Dann, als fein Schritt verhallt war, öffnete sie dieselben wieder, um sich neugierig in seinem Zimmer umzusehen, das sie lange lange nicht betreten hatte. Und doch stand ihr Sessel noch an derselben Stelle wie früher ja, dort pflegte sie zu sitzen, wenn sie ihn besuchte, um mit ihm zu plaudern. Auch ihr Bild hing noch über seinem Schreibtisch, ebenso lag die Schreibmappe mit den Heckenrosen und dem Namenszug. die sie ihm eiuft zum Geburtstag gearbeitet hatte,aus dem alten Platz. Es war doch hübsch von ihm, das er sie nicht entfernt hatte, trotz der nahen ewigen Trennung. Nun aber würden die Erinnerungen an sie sicher lich entfernt werden. O, es war ent setzlich ! Warum war sie nicht lieber ge storben bei Felixchens Geburt, wo sie so krank war? Dünn, ja dann hätte Hein rich ihr Bild sicher theuerstes Andenken ay seiner Seite gelassen, Selbst wenn eine Andere hier eingezogen wäre, hätte er dennoch zu ihm ausgeschaut, wie ein Bräutigam, nur noch liebender und dabei andächtig, wie man zu den Engeln ausblickt! Ja, der Trauerflor hätte ihrem Andenken eine ewige Weihe ge geben. Wieder schloß sie die Augen, aber die Aufregung ließ sie nicht schlafen, schon nach einer Viertelstunde stand sie Wiedel drüben im Krankenzimmer diesmal aber weniger, um bei Felix zu wachen, als um die wenigen Stunden des Zu sammenseins mit den« Gatten, den sie doch aus freiem Entschluß verlassen wollte, noch auszukosten. Sie schienen ihr plötzlich köstliche Tropfen im Mee> der Zeit! Heinrich schien auch fast er freut über ihr Wiederkommen, es war, als ob er eine Lücke empfände am Kran kenbette des gemeinsamen Lieblings, di« eben nur Martha allein ausfüllen könne, darum schob er den weichsten Sessel sin sie ans Bettchen und zugleich in die rich tige Plauderdistance, und bat sie, sich zr setzen. In diesem Augenblick trat Martha kind ins Zimmer, leise, als trüge si, eine Tarnkappe anstatt des dunkel« Lockengeriesels ans dem zierlichen Köpf, che». Da sie während Brüderchens Krankheit Mainas specielle Zürforg« schmerzlich entbehrt hatte, sagte sie, sich zärtlich anschmiegend: „Ich will mit Dir gehen, Mama, wenn Du verreisen wirst." Und das Wort des Kindes schien plötzlich auch das richtige Wort auf die Lippen des Vaters zu legen, nach wel chem er vielleicht längst vergebens ge sucht hatte. De» Kopf des Töchter chens liebevoll in di« Höhe richtend, frug er scherzend und tiefernst zugleich: „So wolltest Du Papa doch verlassen, Du kleiner Bußprediger? Ich denke aber, Du bleibst bei Beiden! Nichl wahr, theure Martha?" Aus dem Munde der jungen Fra» klang ein Freudenschrei, so laut unt durchdringend, daß Felixchen erwachte Und während sie gebrochen und stolz, jauchzend und weinend zugleich a» seiner stürmisch klopsenden Brust lag, wiederholte Felixchen in seinem Bett, chen: „Zu Beiden!" DaS Tampsklavier. „Ich verdanke dem ehemaligen Direo tor des Hippodroms Arnault", s« schreibt Aurelien Scholl in seiner neue sten Sonntagsplauderei im „Matin", wie die „Fr. Z." schreibt, „Stunden dn Heiterkeit, wie sie mir Zidler oder Loin tia nie verschaffen könnten. Daj Dampsklavier wiegt alle Werke Paul d« Kocks auf. Es erlebte nur eine Vor stellung, hätte aber beinahe SOS Men> schen das Leben gekostet. Donnerstag, denll. Jnli 1863. 4 Uhr Nachmittags, nachdem die Wagenrenncn beendet wa ren, der Mann mit der Kugel die Rund, um die Rennbahn gemacht und der fal sche Blondin den Eierkuchen hinausge tragen hatte, den er auf dem Seil SV Meter über dem Meeresspiegel gebacken hatte, rief Arnault: „Das Dampftla vier!" Man sah nun einen Dampfkessel au vier Räder» hereinrollen. Derfelbi wnrde durch ein Pferd gezogen, waj anfangs komisch wirkte. Ueber den Kessel erhob sich eine Reihe Pfeifen, ähnlich wie die Skala bei der Panflöte Der Erfinder schürte das Feuer uni drehte dann den Hahn. Sofort ergoß sich der Dampf in sämmtliche Orgelpsei sen aus einmal. Nein! Solch' ein Lärm hat noch niemals die Ohren eines Men schen getroffen. Kein Sturm, kein Erd ! beben, kein Vulkanausbruch haben ji auch nur die Hälfte dieses Getöses her vorgebracht! Stellen Sie sich die Trompeten vor Jericho vor und lassen Sie dieselbe» vom Mistral anblasen; fügen Sie dann noch das Brillen von Stil) Löwen hinzu, die lebendig verbrannt werden, und das Geschrei von 1200 betrunkenen Eseln, dann können Sie sich einen schwachen Begriff von den ersten Aktorden des Dampsklaviers machen. Alle Leut« stopften sich die Ohren zzi. Die Kinde» schrieen. Den Frauen wurde übel. Ei nige erschreckte Zuhörer retteten sich durch eilige Flucht. „Was ist denn los?" srng Arnault den Erfinder und dreht« den Hahn. Man hat zu stark geheizt", antwortete er. Der Lärm schwoll imme, mehr an. „Geniig!" „Genug!" ries man von allen Seiten, nur der Börsen matler Emil Cremieux, der so taub war, daß er, wenn man die Kanone im Jn validenhotel abschoß, fragte: „Wie, schon halb?"— Emil Eremieux ging ans den Impresario zu und, fragte, auf eine riesige Orgelpseife deutend: „Po saune oder Piston?" Der Erfinder antwortete verwirrt: „Hinten im Hofe In diesem Augenblicke ertönt« ein furchtbarer Knall, das Piano flog in die Lust. Alle Leute suchten sich zu retten. Als sich die Dampswolken ver zogen hatten, sah man den Erfinder be sinnungslos daliegen. Er hatte einen dreisachen Armbruch erlitten. Die Or gelpfeifen lagen verbogen auf dem Bo deu umher, der Kessel war in der Mitte geplatzt und die Kohlengluth flammte ruhig weiter. Baron Bausin. General- Secretär der Paris-Lyon - Mittelmeer bahn, auf der sich damals zahlreiche Un fälle ereigneten, sagte zu seinen Nach barn: „DaS kann man wenigstens nicht us Rechnung unserer Gesellschaft setzen." Fragen und Antworten. Wenn Sie Gold machen könnten, was würden Sie daraus machen? Ein Geheimniß. Welche Beschäftigung näbrt mehr, Sticken oder Malen? --Jenach der Zeit: früh stücken, Welches Pferd srißt Obst? Der Schimmel. Welcher Unterschied ist zwischen einem Fisch und einer Thür? Der Fisch hängt an einer Angel, die Thür an zweien. Wann werden die Reichen von den Armen unterstützt? Wenn sie ans Krücken gehen. «enie nnd Wahnsinn. Cesarc Lambroso, Professor der Psychiatrie in Tnrin, welcher bereits ein interessantes Buch über den Verbrecher geschrieben, hat jetzt das Genie einer gründlichen psychologischen Untersuchung unterworfen und das Resultat in einem Werke niedergelegt, welches in deutscher ! Ucbersetzung in Hamburg bei der „Ver- lagSaiistalt nnd Druckerei, Aktiengesell schaft" erschienen ist. Was die großen Männer kennzeichnet, sagt EharleS Richet, ist, daß sie von Dem, was sie umgibt, sich unterscheiden. Sie fördern Gedanken zn Tage, welche die mit ihnen Lebenden nicht hatten und nicht haben konnten. Sie sind grund legend, originell. Sie sehen N'ehr, besser und vor allen Dingen andcr-Z, als der gewöhnliche Atenschenschlag. Diese Eigenschaft der Originalität ist unerläßlich sür das Genie, eS ist anders als die übrigen Menschen, eS ist ab norm. Laplace sagt: „Die Entdeckun gen bestehen in der Bcrknüpsung derje nigen Ideen, welche zu einander passen und bis dahin vereinzelt standen." Der geniale Mensch weiß die Fäden zu dieser Verknüpsung hcraiiszusinden, die dem gewöhnlichen Sterblichen entgehen norme. Dasselbe ist nnn aber anch bei den Irren der Fall. Sie haben origi nelle Gedankenverbindungen in Ueber sluß, die plötzlich hervorschießen nnd bisweilen in lächerlichen Sprüngen sich scheue und öfters ingeniöse Gedanken reihen sich entsalten. WaS folgt da raus? bemerkt Richet. ES solgt, daß diese geistreichen Mensche», die sich über die sie umgebende Mittelmasse erheben, nicht die gewöhnliche Gesundheit be sitzen. An ihnen haste» zugleich leib liche wie geistige Flecken. Sie haben Versolgungs- oder Größen- oder reli giöse Wahnvorstellungen, was in zahl reichen Beispielen durch Lambroso dar gethan wird. Sie gehören Familien an, in denen Degenerirte und Irre zahlreich sind, die meisten unter ihnen sterben kinderlos, oder die hinterlassenen Kinder Ebenmaß. So gibt es im Denken des genialen Menschen etwas Maßloses, Außeror dentliches, folglich Fremdartiges. Der selbe Charakter der Fremdartigen wohnt aber auch im Denken des Irren. Di« bizarren Gedankenverwirrungen sind es, ebenso wie die Träume des Haschischrau chers und die Gedankensprünge ves Me< niakalischen, die uns außer Fassung brin gen. Wenn nnn aber auch das Genie hiei und da etwas dem Irren Aehuliches zeigt, so unterscheidet es sich doch von letzterem durch eine wesentliche Eigen schaft. Die schnelle nnd bizarre Aus sassung hat es allerdings gleich dem Irren, aber es hat noch etwas mehr, etwas, das seine Ausfassung fruchtbar macht und nicht zu fruchtloser Abge schmacktheit verkommen läßt, das ist die Klarheit und Weite der Anschannng. Bei Irren giebt es keine Zügel gegen das Durchgehen, kein Machtgebot, die Wahrheit der Dinge hat keinen Einfluß für sie. Die geistvollen Menschen haben dagegen neben ihrer feurigen Einbil dungskraft große kritische Einsicht,welch« bei ihnen irnmittelbar und fast gleichzei tig mit der schöpferische» Jdeenbildnng thätig ist. Diese Mischung von kriti schem und Ersindniigsgeist macht seine Stärke ans. Der Gedanke nun, daß das Geni« auf einer Psychose beruhen könne, be merkt Lambroso, hatte mir zwar öfters vorgeschwebt, ich hatte ihn aber immer von mir abgewehrt. Bloße Ideen, ohne sichere experimentelle Grundlage, gelten ja übrigens heutzutage nicht mehr»; sie sind wie todtgeborene Kinder, die sich zeigen, um gleich darauf wieder zu ver schwinden. ES war Lambroso früher vergönnt gewesen, mehrere DegenerationSmerk male beim Genie zu entdecke», die als Basis und Kennzeichnung sür fast alle erblichen Geistesstörungen dienen—aber die übertriebene Ausdehnung, die man damals der DegencrationsHcoric gab, »nd noch mehr der zu nnbestimmtc Cha rakter, den die ganze Auffassung erhielt, ließen Lambroso davon abstehen, so daß er sich wohl die Thatsachen merkte, aber die Folgerungen zu ziehen unterließ. Wie soll man auch nicht vordem Gedan ken schaudern, meint er, die erhabensten Aeußerungen des menschlichen Geistes auf eine Linie mit dem Wesen von Idioten und Verbrechern gestellt zu sehen! Wie grausam und schmerzlich auch di« Auffassung ist, wonach Genie und Neu rose krankhafte Störungen in den Funktionell des Nervensystems sür gleiche» Wesens erachtet werden, so fehlt anch die Begründung dafür nicht. Lam broso sührt in seinem Buche zahlreiche Beispiele dafür an, auf Grund deren man unbedingt folgern muß, daß der Genius für den Ausfall gewisser phy sischer Funktionen zu dulden hat. im Bau des jungen Organes, das seinen Ruhm begründet, auch ungesunden Ver hältnissen unterworscli ist. Man kann annehmen, daß jede Zeil und jedes Land seine Genies haben kann, aber wie eS im Kampfe um'S Da sein geschieht, wo der größte Theil der Wesen nur entsteht, um einem Anderen zur Beute zu fallen, so ergeht es auch vielen Genies, daß.sie unbekannt bleiben oder verkannt werden, wenn sie nicht den günstigen Angenblick ersassen. Gibt es nun auch civilisirte Länder nnd Zeiten, die der Entwickelung des Genies günstig sind, so gibt es auch In deu Gegenden von Italien, wo die Bildung von altersher besteht, wo sie sich verschiedene Male gehoben und jedesmal stärker befestigt hat nnd daher den Volkscharakter durchdringt, ist das Entstehen eines Genies seltener, also, allgemein ausgedrückt, wo die Volksbil dung älteren Ursprungs ist. da verhält man sich gegen Neues abstoßender. In den Ländern dagegen, wo d!e Cidilisa tion jüngeren Datums und die Barba rei länger herrschend gewesen ift, wie in Rußland, da werden neue Ideen mit der größten Bereitwilligkeit ausgenom men. Lambroso zeigt nun ferner, wo das Genie bei den Irren zu Tage tritt und die Entartungs - Psychose» des Geines. So komnit er zu der Schlußsolg-rung, daß Zwischen der Physiologie des Man nes von Geist und der Pathologie hes Irren es sehr zahlreiche Berührungs punkte gibt, die sogar eine gewisse Eon tinuität zwischen beiden herstellen. Man kann sich daraus das häufige Vor kommen von geistreichen Irren und von geisteskranken Genies erklären, diezwar ihre eigenthümlichen Eigenschaften be sitzen, die ans der Uebertreibung der jenigen beruhen, welche das Genie verleiht. <si» Aiasko A»elina Patti». Es war zu Ende der siebziger Jahre in Paris. Die unvergleichliche Diva hatte sich noch nicht in die romantische Ein samkeit des Feenschlosses Craig-h noS zurückgezogen, sondern war noch eifrig dabei, das Metall ihrer Kehle in jenes andere, zwar weniger klangreiche, aber vafür desto solidere umzusetzen, das es ihr später ermöglichen sollte, Schloßher rin im stolzen England zu spielen. Einer der glänzendsten Salons in jenen Tagen war der des Baron Hirsch, des bekannten Erbauers der türkischen Bahnen, der sich aus diesem Geschäst bekanntlich mit der Kleinigkeit von 150 Millionen Francs zurückgezogen hat. Er hatte der Kaiserin Eugenie die klei nen Paläste in der Rue de t'Elysee abgekauft und war in feinem glänzen den Hoiel somit der unmittelbar» Nach bar des Herrn Grevy— mit dem er sich jetzt über die Wandelbarkeit alles Jrdi schien trösten kann. Damals waren seine Salons die besuchtesten, seine Fest lichkeiten die luxuriöseste». Die ganze höh: Gesellschaft von Paris drängte sich zu seinen Soireen, selbst die Königin Jsabella nahm seine Einladungen mit Vorliebe an; kein Fiwst, Herzog, oder Marquis, kein Staatsmann, Ge lehrter oder Künstler sträubte sich je, einem jener feenhaften Feste aus Tau send und einer Nacht beizuwohnen kein einziger, selbst die nicht, die den besten Theil ihres Vermögens in türki schen Papieren liegen hatten und keine Zinsen bekamen. Nur eine Banquiersfamilie ver schmähte es hartnäckig, trotz aller Auf forderungen, Bemühungen, Bitten »nd Schmeicheleien, einen wenn auch nur oberflächlichen Umgang mit dem Baron Hirfch und feiner Familie zu Pflegen, geschweige denn einem seiner Feste bei zuwohneil. Es war die Familie Roth schild. Man kann sich vorstellen, wie Baron Hirsch und die Seinen auf den Millio nenkönig zu sprechen waren, und da das Ganze ein öffentliches Geheimniß, ward der Name Rothschild im Hause Hirsch nie genannt. Nun gab der Baron wieder eines jener fabelhaften Feste, dem noch dadurch ein ganz besonderer Reiz verliehen wurde, daß Adelina Patti das einzige Mal in einem Privathaufe dabei sang. Die Zeitungen hatten schon acht Tage vorher berichtet, daß der Baron sür zwei Arien der Diva 22.00 V Francs zahle, und die Einladungen waren die gesuchtesten der ganzen Sai son, die Räume des Palais Hirsch an je»em Abend übersüllt. Adelina Patti singt ihre Arie ans dem Barbier. Selbstverständlicher, stürmischer Applaus. Im Laufe des Konzerts singt sie ihre zweite Arie aus derTraviata.und derßeifall ist dermaßen einstimmig und andauernd, daß sie sich endlich nach vielen Bitten bereit erklärt, ein drittes Lied zu singen. Sie hebt an Todtenstille herrscht im Saale ihre Stimme ist unvergleichlich schön und frisch nie war der Ausdruck ihres Gesichts lieblicher die Beto nung der Worte eine ichelmifchere, ver führerischere. Mit einem Wort nie hatte die Patti besser gesungen und als sie geendet, herrscht die Stille sorl verblüffte Gesichter, verlegene Mie nen, niedergeschlagene Augen keine Hand erhebt sich zum Applaus. Ein« Zeit lang steht sie vor Erstaunen in ein« Statue verwandelt da dann süllen sich ihre Augen mit ZorneSthräne» und in nervöser Aufregung ihr Taschen tuch zerreißend, stürzt sie hinaus I Die Aermste, die von den Zwistig leiten der beiden Millionenhäuser nichts wußte, hatte als Zugabe das reizende gesungen, dessen Komponistm wie allbe kannt, die Baronesse Rothschild ist! Eine so wichtige und ge heimnißvolle Rolle auch der Pantoffel bei uns im Westen spielt, im Osten ist ihm eine noch größere Bedeutung be schieden. Ist eine muselmännische Frau bon ihrem Manne beleidigt worden- - denn auch dort sind die Männer wankel müthig und ungetreu—, so geht sie ganz einfach zu dem Kadi nnd legt einen Pantoffel verkehrt aus den Boden, fo daß die Sohle nach oben steht. Dies reicht hin, ohne daß sie ein Wort weiter zu sprechen braucht, ohne eine weitere Erklärung versteht der Kadi den Sinn dieser Handlung, und die so von der Klägerin verlangte Scheidung wird be willigt. Will dagegen die Türkin mit ihrem Manne beisammen sein, so zieht sie ihren Pantoffel aus und sendet ihm denselben durcheine Sklavin. Das heißt: „Nomm schnell, mein Herr. Deine Gr liebte hofft voll Sehnsucht aus Dich!" Hat sie Besuch von einer Freundin er hallen, so stellt sie deren Pantoffel vor ihr Zimmer, um so ihrem Manne anzu zeigen, es sei eine fremde Frau im Harem nnd er dürfe deshalb nicht her einkommen. Dieses Pantoffelzeichen, gegen das kein Muselmann zu handeln wagt, wird freilich nicht selten auch de nützt, wenn die Frau aus irgend einem anderen Grund den Besuch ihres Man nes verhindern will.
Significant historical Pennsylvania newspapers