Tie SelbstmSrderbörse. Daß es nichts Neues unter der Sonn, zebe, glanbie ich auch bis zum 2». Juni dieses Jahres. An diesem Morgen aber mußte ich solcher Meinung als einem Aberglauben Valet fagen, indem ich im Anzeigenteil des „New Aork Herald" bei schönstem Sonnenschein die besremdendeu Worte laS: II Flotte Selbstmörder : ' finden fortwährend lohnende Be-1 I schäftigung bei ! >' Walnet ü Co., ' : Morris Ave., 152. Street. : Ich griff mir an die Stirn, ob ich eigentlich verrückt geworden fei und »ielleicht Dinge lese, die gar nicht in der sonder» nur in meinem kranken ständen. Aber da ich an der - -Stirn keine außergewöhnliche Protube ranz bemerkt«, ich bin. nebenbei gr lagt, unvcrlicircithet. so nahm ich an, mit mir selbst sei es richtig im Ober stübchen, aiahrscheinlichaber nicht ebenso gut stehe es mit der geistigen Gesundheit dieser Herren Walnet Co., die in der Morris Avenue, 152 Street, wohnen sollte». Daß man znm Beispiel in den Zeiten der alten Bravi vo» Venedig hätte ausschreiben können: „Flolte Mörder finden fortwährend lohnende Beschäftigung," das sah ich sofort ein. Aber flotte Selbstmörder! Das war doch der verdaininteste Unsinn, den ich jemals gelesen, immerhin wenigstens aber wirklich etwas Neues unter de Sonne. Solltest Dir den verrückten Kerl eigentlich aiijeheu sagte ich zuletzt zu »»r selbst, als ich lange Zeit über diese räthjelhaftc Anzeige gegrübelt hatte. Ich ergriff also mein spanisches Rohr, setzte »icinen Panama anf, steckte der Vorsicht wegen, meinen hübschen kleinen Revolver i» die Westentasche uud zwar absichtlich so, daß der Kolben ein bis che» hervorguckte und machte mich dann auf de» langen Weg nach der Morris Avenue. Unterwegs fiel mir ein, daß schon vor zwei Jahren eine amerika nische Firma bequeme Sclbsthiurich tungsstühle ausgeschrieben hatte, mit oder ohne Musik, je nach Belieben des Selbstmordcandidaten. O ja! Wir «Yankees haben ganz feine Einfälle! Aber die diesmalige Anzeige übertraf alle früheren. Mit größter Spannung, die meine Schritte beflügelte, strebte ich bei» öfter genaimten Ziele zu. Endlich hatte ich die Morris Avenue erreicht und stand nach einigem Absuchen der in sie einem Hause, an dessen Front eiu Schild befestigt war mit der Firma! Walnet 6 Eie. Zwei auf blauen Grund neben stark himmelan, was ich zuerst sür eine Anspielung auf das transcendentale Geschäft der Herren Walnet k Eie gicrdc und dazu das Vertrauen auf meinen Revolver—kurz: ich drückte ent schlossen e.us den Elfenbeinknops der elettrischeu Klingel und that einen tiefen Athemzug, an dein ebenso sehr die fünf Treppen wie meine Erregung Schuld waren. Ein anständig gekleideter junge» Mann öffnete mir. Als ich nach Mr. Walnet Eo. fragte, machte er eine Vcriicngung nnd sagte: „Ich selbst bin Mr. Walnet, mein Eompagilon ist öffnete er ein kleines Zimmer und sor dcric mich durch eine bezeichnende Hand 4eweguug aus, einzutreten. Die Be merkung, daß der Eompagnon ausge gangen sei, crmuthigte mich ungemein. Ich hatte es also schlimmsten Falles doch nur mit einem Wahnsinnigen zu -thun. Außerdem sah der juuge Mann nicht nnbedingt gefährlich ans. Unter Umstände», z. B. als Zahnarzt, konnte er junge» Damen mit schadhaften Zäh nen und schlecht behüteten Herze» allen falls gefährlich werden, aber angenehm gefährlich. Denn er hatte recht muutere feurige Auge» in seinem blassen Gesicht; die Haart trug er kurz geschnitten, desto Kart. „Nehmen Sie Platz," sagte er, als Schloß gefallen war. Mit höflichem Lächeln wies er aus ein schwarzes Le dersopha in der Nähe eines altmodischen Schreibtisches. Während ich mich setzte, verschob sich meine Weste und der Kolben des Revolvers ragte besonders deutlich hervor. „Aha!" sagte der junge Mann, her hurtigen Blickes meine ganze Per son gestreift und die Waffe bemerkt hatte. „Aha! Sie haben unsere Aus schreibung von heute Morgen gelesen. Ich freue mich. Ihre werthe Bekannt schaft zu machen, mein Herr, und hoffe, Ihnen einen Selbstmord mit außeror dentlich guten Bedingungen ofseriren zu können." Ich war einen Augenblick starr vv. Entsetzen über die bloße Möglichkeit, daß man mich, der sich jetzt schon aus das Mittagessen und anch auf die Abendmahlzeit, ja auch sogar auf das Lrühstück des nächsten Tages freute. mich, einen Menschen, der die schönen Mädchen liebt, und die Rosen und den Burgunder und das Lawn Tennis und Wettrennen und Seebäder und die neuesten Telegramme jedes TageS, kurz, also einen das Leben durchaus reizvoll findende» Mann in den besten lah ren, des Selbstmordgedankens für sähig halten konnte. Ich fürchtete jedoch, mein Gegenüber zu erzürnen, wenn ich allzu lebhaft gegen diesen Verdacht prs testirte. Folglich begnügte ich mich mit der Antwort: „O! von meiner eigenen Angelegenheit später. Jedenfalls möchte ich nicht aus dem Leben gehen, ohne etwas von Ihrer mir außerordentlich interessant vorkommenden Geschäfts Praxis erfahren za haben. Ich bitte Sie, mir zu fageu. in welcher Weise Sie flotte Selbstmörder lohnend zu beschäs-1 tigen wissen und aus welcher Idee soini', Ihr Unternehmen beruht." Mr. Walnet, der in einem kleinen drehbaren Stuhl mit niederer Rücken lehne Platz genommen hatte, rieb sich einen Augenblick die Hände, machte erst ein vsisfiges. dann wieder sehr ernsthaf tes Gesicht und sagte: „Es hat in der That nicht das Geringste aus sich, wenn ich meinen Klienten Ausklärung gebe über das, was man sonst als Geschäfts geheimniß zu behandeln pflegt. Denn meine Klienten sind verschwiegen wie das Grab, in das sie bald kommen." ES überlief mich kalt und ich wollte nun doch mit dem Bekenntnisse heraus rücken, Mr. Walnet dürfe nicht zu fest aus meine selbstmörderische Absicht zäh len. Schon aber schnitt er mir jeden Versuch einer Gegenrede ab. indem er im Ton des akademischen Docenten mit einer gewissen Feierlichkeit also zu spre che» anhob: „Keine Kraft, mein Herr, keine Kraft im weiten Reiche der Natur darf in einer Welt verloren gehen, die nur bei weiser Benützung aller Lebens kräfte die höchsten Ziele menschlicher Eulkir erreichen kann. Ein Jammer war es. daß z. B. Jahrtausende hindurch die schönsten Wassermassen von riesigem Gesäll unbcuüyt in alle» Erdtheile» von der Quelle bis zum Meere strömen muß ten. bis endlich die Neuzeit begriffen hat, wie sich dieses scheinbar zwecklose Wcllcnspiel in elektrische- Licht umsetzen läßt. Gerade so aber verhält es sich auch nit den sogcnanilten moralischen Kräf ten der Menschen, die im Grunde auch nur Naturkräfte auf einem andern Ge biete sind. Und sür eine dieser morali schen Kräfte bin ich der Edison, der die selbe nicht länger ungenützt will verküm mern lassen. Der Affekt, in welchem der Selbstmord begangen wird, ist, vom rein dynamischen Standpunkt aus, eine der prächtigsten Kräfte, die eS gibt. Seine starke muß eine ganz ungeheure fein, da sie den ebenfalls fehr starten Selbsterhaltungstrieb überwindet. Ihre Nutzbarmachung aber beruht auf dem in ihr liegenden Moment entwickeltster „Wurschtigkeit" nm mit dem großen deiitsche» Reichsbegrüuder zu reden kntw'ckeltster Wurschtigkeit gegen das Leben. Sie halten solche Wurschtigkeit Aber Zie werden sogleich sehen, wie dasselbe in positive Leistungen sich um setzen läßt." Hier machte Mr. Walnet eine kleine Pause: dann ergriff er ein auf dem altmodischen Schreibtische lie gendes beschriebenes Blatt, streckte eS mir hin, ohne mich es übrigens lesen zu sas schon früher im New Aork Herald gestanden hat. und, wie eS scheint. Ihrer Aufmerksamkeit entgangen ist. Zs lautet: Mr. Walucl E>e. fortwährend tüch- Icrc Firma. Strenge Diskretion Ehrcn iache." „Sic verstehen jetzt?" setzte Herr Valiiet Hinz», nachdem er mir dieses urrcnz machen. Nun anerbietet sich vir. Wallingsord. der den Gasthof zum .Sternenbanner" liält, Sie bis an Ihr Leckerbissen z» verpflcgcn. wen» Sie am !rsten Tag des folgenden Monats zu einem Coucurrcutc» Mr. Marble in ieu Gasthof „Spottdrossel" übersiedeln »id sich dort, am liebsten an der gewöhnlichen Schlafzimmer den Garaus nachcn. Sollten Sie sich dort gar an nuer Schnur der Fenstervorhänge auf knüpfe», so verspricht er, Ihnen wäl, cend des Verpflegungsmonats auch noch :äglich sechs Stück feinste Cubacigarren >n lieferu und jeden Abend eine Flasche Champagner in Eis, aus Ihr Zimmer natürlich; an der «sbl« 6'l,at« würde ich das nicht schicken. Aber ich kann Jh ieii noch ganz andere Anträge machen. Sie verpflichten sich z. B. auf einer ge visien neuen Eisenbahnlinie in Texas Äglich zu fahren, bis Sie bei einer der nit Regelmäßigkeit eintretenden kata ltropben den Hals brechen. Vorher haben Sie sich in die Lebens .lersicheruuzSgcfcllfchast A*- möglichst loch anfnchmen zu lassen. Dafür ver »flichtet sich die LebenSversicherungSge sellschaft S"**, Ihnen, bevor Sie jene zerliängnis,vollen Fahrten antreten, im !rsten Hotel unserer Stadt einen solen len Ball zu gebe», zu dem Sie Ihre )ige» Sie nämlich die LebenSversiche mugsgesellschaft A**, gewinnen über- dies noch sür ollfällige Hinterlassene die Summe, sür die Sie sich haben versichern lassen. Allerdings will die Lebensver sicherungsgesellschaft S*" dieses Ge schäft erst perfeet werden lassen, wenn noch mindestens els Selbstmörder a dieselben Bedingungen eingehen, der Schlag gegen die Concurre»' fchast eiu recht ausgiebiger sei. ferner eine noch bei ihren junge Dame, welche volle Unabhängig keit um jeden Preis fu sjx will sich alfo Wochen ganz frei sein. würden somit den schönsten Homagewinnen, um so dann eine »'.übliche Wittwe zurückzu lassen. Sinn '.oählcn Sie! Wollen Sie den Ball, vi? Naturalvcrvfleguug oder den s)'^iigmond? Jedenfalls sind das alles einen flotten Selbstmörder. Sollte» Ihnen dieselben gleichwohl spärlich vor kommen. so bedenken Sie, daß unsere öluswahl sowohl sür Arbeituehmer eine oiel größere fein wird, wen» unser Ge schäft erst länger wird bestanden haben. Wir arbeiten erst seit vienehn Tagen und hoffen, nach und nach eine cigeat iach Angebot und Nachfrage. Sie treffen es in dieser Beziehung eigent lich sehr gut, da Sie, offen gestanden, ver Erste find, der sich uus zur Verfü gung stellt. Wähle» Sie den Honig mond. wenn ich Ihnen rathen darf. Miß Lizzie Miller ist sehr hübsch, wenn auch etwas ecipriciös und excentrisch. Letzteres braucht Sie aber nicht zu geni ren. da Sie ja nicht lange mit ihr zu lebe» haben." Wir schnappten Beide nach Luft, Mr. auszuruhen, ich vor Gemüthsbewegung. Ei» verwünschter Kerl das, dachte ich im Stillen; wie pomadig ihm das mit ihr zu leben haben?" als ob mir der Tod schon an der Kehle säße! Und dennoch, bei aller Furcht, mir hier gleichsam durch eine Art moralischer Verpflichtung eine Schlinge nm den Hals zu lege», die sich schließlich erwür gend zuzieheu würde, durchzuckte mich eine frevelhafte Neugier »ich dieser caprieiösen Miß Lizzie Miller und ich war auf dem Pnnkte, zu erklären, daß stärken Nieiens und bewies mir, daß ich mit Herrn Walnet keineswegs allein war. Gewiß hatte er mich angelogen, geschieden. Ich hatte indessen ange- Badecabinct des Mr. Walnet. Jetzt, als dieses Niesei: erichallte, das Herrn „Wer ist hier verborgen?" rief ich, indem ich anfsprang. Ehe Mr. Walnet z» aiitwvrle» vermochte, erschien in dei Manu von herkulischem Körperbau; aber seine Erscheinung hatte für mich nichts Schreckhaftes, denn ans den ersten Journale. Sich schüttelnd vor Lachen, trat er völlig in's Zimmer, streckte mir seine Rechte entgegen und rief mit einer mich allerdings ein wenig verletzenden Lustigkeit: „O! Arthur, alter Junge! Das isi der daraus hineingefallen ist. Aber was? Ein kapitaler Spaß, nicht wahr? Na, starre mich nicht so an, sonst muß ich gleich wieder hinein in die Kammer uud mit meinem Apparate fortfahren." „O, ein Freund von Dir, Henry?" sagte jetzt auch Mr. Walnet ganz lustig. „Das wußte ich nicht. Sie müssen ent schuldigen, mein Herr!" Ich sank anf das schwarze Ledersovha nieder uud sali bald de» einen, bald den andern der beiden fröhlichen jungen Männer an. Endlich sagte ich! „Ich werde vielleicht entschuldigen, wenn ich ser Falle, in die ich gerathen bin, für eine Bcwandtniß hat. Denn für ganz zwecklose Schülerstreiche sind doch wohl die beiden Herren zu alt." Henri! setzte sich neben mich. Begü tigenv klopste er mir auf die Schulter. lies ErachteuS selbst Michel Aiigelo, wenn er in unserem Jahrhundert lebte, nicht verschmähen würde, sich eines Ap parates sür photographische Moment aufnahmen zu bedienen, um sich eine Sammluug recht natürlicher menschlicher Gebärden, Mienen und Stellungen an gciiommeu worden. Um Physiognomien in verschiedenen Affccteu zn ftndireil, hatte Henry sich mit Mr. Walnet ver bunden. Dieser selbst, ein seniUetonisti schichte» den ebenfalls dir«! aus de' Wirklichkeit geschöpften Stoff für No Vellen und Romane zu gewinnen. Nu, da» zu k Nies» seine» Compag verhindert, auch an mich <»svchen zu stallen, ich möchte ihm .eime Leidensgeschichte erzählen und die Mo <ve vortragen, die mich zu deinEut schlafse der Verzweiflung drängten. Ms ich einwarf, ob er sich denn keine Gewissensbisse mache, solche an der Schwelle des Todes stehende Leute sür seine Zwecke auszubeuten, erwiderte er mit GemüthSruhe, daß dies keineswegs der Fall sei. Denn erstlich wende sich das Inserat nur an „flotte" Selbstmörder und Jemand, der aus diese Qualifikation hin sich stelle, erhebe schwerlich Anspruch auf Mitleid; so dann aber sei garnicht die Möglichkeit ausgeschlossen, daß er durch seinen Ver kehr mit Selbstmordscandidaten diesel ben auf andere Gedanken bringe; jeden falls würde» sie hingehalten uud der Ausschub einer solche» That sei sehr häufig gleichbedeutend mit der Berhiu derung derselben. Diesen Argumenten konnte ich wirk lich nicht viel entgegensetzen; um so mehr hielt ich mich an die ästhetische Seite der Angelegenheit und machte den Herren kein Hehl daraus, daß ich von Poeten und Malern, die zu 'olcheu Nothbehelfeu griffen, keine große Mei nung hegen und namentlich niemals glauben könne, ein Michel Augelo würde sich aus photographische Momentauf nahmen eingelassen haben. Als aber Henry, der mich eine Weile mit Herrn Walnet allem hatte discutireu lasse» und in das Seitcnkabinet getreten war, von dort jetzt zurückkam nnd mir die zehn Gesichter vorhielt, die ich während der gemüthlichen Selbstmordvorschläge Mr. Walnets geschnitten hatte, da frei lich war ich entwaffnet und so verblüfft, daß ich, ohne ein weiteres Wort zu sa gen, nach Hut nnd Stock griff uud da voil rannte. Noch auf der Straße drunten hatte ich das Gelächter im Ohr, mit dem die beiden Freunde meine Flucht begleitete», und ich würde sicher sofort mit Henry Guin breche», wenn ich nicht noch hcranSzubckomuien hoffte, was es mit der capriciöseu Miß Lizzie Miller sür eine Bcwandtniß hat. Ist sie nur ein Phantom der Einbildungs kraft Mr. WalnetS oder vielleicht stille Theilhabern» am Geschäft Walnet Co. hm.... ? Ter Musikprosessor und sein Erst geborener. Dcr erste Schritt grcidc eine Octavc> CS ist da? hohe L. Das erste Gebäck Prüg'.l nach Noten. Der Zauber des Ramens. Der kleine Tommy Tuff JÄ kann nicht bereisen, ivarum die Mitglieder des CougrcsscS mit M. (!. bezeichnet werden. Mick McGonigle Siehst Du, M. C. meint Mack. Und da es einem Mack ein Leichtes ist, in den Eongrejz zu kom men, so bat man die Congreßinitglieder schlechtweg mit M. C. bezeichnet. , St«t«rwiffe»s»»ftttche Ptau xr«ie«. Die Photographie Keine andere Schöpfung unseres Jahrhunderts, daß doch wahrlich reich an technifchen Wunder» ist, hat sich so schnell verallgemeinert, so plötzlich ver vollkommnet, sich so unentbehrlich ge macht, so tief in die Sitten der Zeitge nossen eingenistet, wie die Photographie. Es gibt Niemand, der nicht mehr oder weniger mit ihr zu thun gehabt hätte, von den gekrönten Häuptern angesangcn bis zum Hausknecht, ja bis zur Rot haut des Far Wild West und dem Schwarzwildpret Tipps Tipps. Und wir sind noch lange nicht am Ende der Entwickelung. Die Photographie wird sicherlich noch so gemein, wie die Zeit messung. Wie heutzutage die größere Hälfte der civilifirteu Menschheit mit Taschenuhren ausgerüstet ist, so wird in einer naheu Zeil der photographische Apparat unser ständiger Begleiter fein, eingefügt in einem Lvrgiiellenctui, einem Stock, einem Hut, ja vielleicht sogar als Rose in einem Kopfloch. Den heutigen Jüngern von Nioper und Daguerre ist kein Ding mehr unmöglich. Nur noch eine kurze Weile, und aus der ganze» Oberfläche uufeces Sphäroids theilt sich die Mcuschheit iu zwei Klassen, denen beiden jeder Einzelne angehören kann: in Photographirende und Photogra phirte. Da entsteht die Frage, wie konnte,, sich unsere Vorväter ohne diese merk würdige Kunst einrichten ? Genau bese hen, ist die Photogrvphie die wunder barste aller der iDundcrbarcn Erfiudun geu der letzten fünfzig Jahre; sie gehört zweifellos zu de» fruchtbarsten, welche jemals Ideen geschaffen und Thatsachen in Bewegung gesetzt haben, und in der Einwirkung auf daS Leben der Gesell schaft kommen ihr nur wenige gleich. Ich finde es geradezu ergreifend, wenn man bedenkt, daß mau das Licht diScip liuirt, die Sonne gezwungen hat, mit Hilfe der allmächtigen Ehemie, den ge hocsameii Hofmaler Se. Maj. des Meu scheu zu spiele» uud auf eine so einfache, so vollkommene Weise, daß sie sast selbst verständlich erscheint und die Gedanken Sonne, die wir Photographie nciincu besagen! Daß sie uns in einem hübsch präparirteu Atelier ein mehr oder wem ger treues Ebenbild unserer wohlgebore neu Züge aus die kollodiumplatte wirst, ist eine sehr einsache Geschichte im Vcr gleich zu den audereu Leistungen dei Photographic. Seit den Tagen, da iltieper und Daguerre < salls es nicht Bayard und Talbot waren) das Mittel entdeckte», durch die spontane Thätigkeit des Lichts Bilder festzustellen, sind wahrhast magische Verbesserungen.wahr hast phantastische Vervollkommnungen gesuudeu worden. Man denke nur an die Luftphoto gräphie. vermiltelst derer mau aus der Gondel eines Ballons, im Schooße der Wolken. Pläne aufnimmt von einer Schärfe, einer Genauigkeit, einer Fein heit, welche keine Landkarte, keine Auf bedari die Luitphotographie keiner Gon del mehr, selbst keines Ballons, selbst keines Luftschiffers mehr, und nicht ein mal eines Photographe« Ein bc scheidener Papierdrachc, der selbst ope r>rt, genügt. Arthur Batut, ein uuer müdücher Liebhabcrphotograph, hat die sen Papierdracheu in die Lüste geschickt, um von dort oben her ein getreues Bild uilserer Erdoberfläche zu photographi reu. Der Apparat functionlrt uatür daS Aufsteige» des Drachen. Sobalt der Drache „steht", erreich: das Feuei den Zwirnsfaden, brennt denselben durch und der Momentvcrschlnß tritt in Thä tigkeit. Einfacher uud geistvoller kam kciu Apparat construlrl sei«. Man denke ferner an die Moment Photographie, welche nur eiueu Bruch Augenblick bedarf, um die kaleidosko pische Ansicht eines springenden Men scheu, eines galvppircndcn^serdeS, eines seit. Einer unserer geschätztesten Ma ler machte neulich dieses Geständniß vor einem Momcnlbilde, das ein Pferd dar iliiwahrfchelnlichcu und doch absolut treuen Gliederstelllingen, baß man auj den ersten Blick etwas durchaus unna türliches zu sehen glaubte. In Wahrheit liegt die Sache so. daß kein einziger der unzähligen Maler und Bildhauer, die seit der Griechen Zeiten mit Pinsel, Meißel oder Stichel galop pirende Pferde darzustellen versucht ha ben, so richtig zn sehen verstanden hat. daß er mit der Natur in Uebereinstim mung blieb, ausgenommen die anony men Schöpfer einiger etruSkifchen Fres ken und einiger griechischen Vasen. Ganz das Gleiche gilt sür den Vogel in, Fluge. Alle europäischen Künstler machen cinen Vogel, der mit ausgebrei teteu Flügeln, die Spitzen nach oben ge richtet, fliegt. Die Japaner und Chi nefen dagegen stellen ihn mit gehobenen oder gesenkten Flügeln dar, die Spitzen nach oben oder nach mite». Beide sind in, Unrecht; weder die Einen noch die Anderen haben richtig und vollständig gesehen; weder die Einen noch die Anderen haben die complicirte Flugbewegung als Ganzes ergriffen, deren abgebildete Stellungen nur vor übergehende, im Moment vollzogene Phasen sind. Erst die Momentphoto graphie konnte die Kunst in den Stand fetzen, den Vogelflug vollständig reali stisch zu ersassen. Neulich hat man sogar in Wien vor geschlagen, auf dem Turf bei den Wett rennen, den Ankuuftsrichter durch einen automatischen Apparat zu ersetze», da die photographischc Platte eine iudisku table Grundlage sür das Urtheil und eine unverwischbare Spur von dem be wahrt, was sich während der letzten Me ter des Lauses in der Nachbarschaft des unverhoffte Anwendung finden konnten. Das weiße Licht ist nicht einfach; geht es durch ein Prisma, fo löst es sich in ein breites Farbenband auf, das Spek trum, das sämmtliche Farbe» desßegen bogens in unendlich mannigfachen Ab stufungen enthält. Diese verschieden farbigen Strahlen wirken nicht alle gleichmäßig aus die abscheulichen Pocke» narbcn. > e Retouche klne unerläßlichcßcdingung, die ebenfalls galant wie genan sein muß. Aber in anderen Fällen werden dies« Unzuträglichkeiten geradezu Vorzüge. So find z. B. gelbe Spuren, die fül unser Auge noch unsichtbar sind, für du empfindliche Platte sehr deutlich erkenn bar. Dieser Umstand ermöglicht es den Paläogravhen, ohne die manchmal sebr gefährliche» chemifchen Waschungen vor zunehmen. Palimpfesle zu entziffern und aus vergilbten Scharteken alte Urkun de» zu gewinnen, die Geschichte ent schwundener Zeitalter. Dieser Umstand ermöglicht es ferner, aus Metall oder Papier die allerseinsten und geschicktesten Radirnngcn, die subtilsten Fälschungen zu erkennen und so Glauben, Ehre und Vermögen der ehrliche» Leute vor dem erfinderischen Geist der Spitzbuben zu sichern. Am wunderbarsten aber erscheint fol gender Fall, der sich neulich iu Berlin ereignet hat. Eine Dame geht zum Photographen, um sich „abnehmen" zu lassen. Aus der ersten Platte erscheint ihr Gesicht mit Flecken bedeckt. Der Photograph kanu an seiner Kundin keine Spur solcher Flcckeu erkenne», er macht eine zweite Platte, und wieder er scheint sie .nit Flecken förmlich übersäet. Acht Tage später erkrankte die Arme an ven Pocken. Die Photographie also hatte die Krankheit vorausgesehen zu einer Zeit, als der scharfsichtigste Arzt noch keinen Schimmer davon entdeckt hätte. sind dann die Photographie des un endlich Kleinen! Durch die Photo Mikrographie können wir die unfaß baren Staubmassen, die infinitesimalen Kryptogamen, die Sporen, die Vibrio nen, die Bakterien und Mikroben er kennen, das Gewimmel unsichtbarer Lebewesen, das die Luft und das Wasser bevölkert, und sich über uns, nm uns und in uns wie ein mörderischer Nebel ausbreitet, wie eine vergiftete Alino sphäre ohne Gnade und ohne Grenzen. Niemals hätten wir ohne Hilfe der Photographie von Grund aus die Natur und die Lebensbedingungen dieser Mil liarden atomistischer Feinde studiren können, das Geheimniß ihrer Wirkung durchdringe» und gegen ihre Verwüstun organisiren, das zu so großen Erfolge» gesührt hat und zu noch größeren führen wird. Die Photographie des unendlich Gro Ben bietet kein geringes Interesse dar, keinen geringen Reiz, keine gering! Ueberrafchung. Um von der kleinsten Region des Himmels eine Karle zu zeichnen, be durfte ehemals der genialste und erfah renste Astronom die Arbeit von mehre ren Jahren. Heute wird die Operation. Tank der Photographie, in einer Stund« gemacht, und das mit einer Genauigkeit, einer Reinheit, einer Schärfe, die man früher nieinals zu erhoffen gewagt hatte. Die Führer dcrHimmclsphotographi, sind die Gebrüder Henry in Paris Teleskope nicht verriethen, Gestirne Größe. Eine wahrhafte astronomische Rcvvliitiou ist im Werke, hervorgerufen Photographie des Unfaßbaren. Vielleicht hat die Himmelsphotogra phie noch einen anderen Erfolg von außerordentlicher Bedeutnng, nämlick die endliche und definitive Lösung des und den Mond so oft umgeben sehen, zuverlässige Anhaltspunkte sür ein, sichere Wetterprognose gewinnen könn ten. Unglücklicher Weise aber setzen die Mondphasen der Beobachtung mei stens nnüberwindliche Hindernisse in den Weg, nud die Sonne verhinder! durch ihre» Glanz ein genaueres Stu dium der „Höfe". Die Photograph» dagegen läßt sich nicht blenden; in eine» hunderstel Secunde erhascht sie ein Ge heinmiß, das unseren Augen auf ewig verborgen bleibt. Sie wird uns di« Geheimnisse des inneren Baues de, Sonne enthüllen, sie wird uns die selt samen Erscheinungen verstehen lehren, deren Schauplatz das TageS und Nachtgestirn sind, und die Folgen erken nen, die daraus zu unserem Vortheil, zu besseren, wohnlicheren Einrichtung unseres Planeten zu ziehen sind. Die Photographie ist eines der mäch tigsten Werkzeuge der Cultur, die uns die Naturwissenschaften ausgeliefert ha den. Der' Ehrgeiz kann aus dem Menschen Alles »lachen, sogar einen Khrlojen. N' .Herr Dokta hclsts's! Mi' druckt'S, m? stichts. Und macht mir große Schmerzen; Es hämmert, poltert, klopft und thuat Wie narrifch oft im Herzen." So jammert's Teandl in da Stadt, Wia's is zu», Dokta kimma: Der horcht's ganz Herz vom Deandl ab Und sind't, eS thuat All's stimma. „„Dir sehlt ja nix, Du hast ja nix Im Herz,n da kannst fchwöra; Wenn da 'was Unrecht's drinna waar', No müßt i' decS doch höra!"" .Ees Dokta müaßt's ja taub sei', denn Da ist mei' Tambour drinua, Uud wenn Ihr de» uit trommeln hört, Seid's do' nur halb bei Siuua!" Die ersten Kartoffeln in der Mark. „Seit etlichen nnd zwanzig Jahren", so schreibt nach dem märki sche» Kalender „Der Bär" im Jahre 1751 der Professor Bernhard Ludwig Bekmaun vom Joachimsthal'schen Gymnasium zu Bcrliu, „werden auch die „Tartüsseln" in der Mark gezogen, und ist damit der A»sa»g iu der Mark gemacht worden, vo» wannen sie ser ner in die Prignitz, Mittclmark und Neumark gekommen und cbcu so gut fortgehe», als iu Savohcn, woselbst sie, nächst Amerika, am besicu sollen gedei he». Es ist aber fast keine Frucht, welche fo vielerlei Beucnmingcu hat wie diese. Denn bald heißen sie „Tar tüffeil" oder „Tartüsseln", bald „Ar tosseln" oder „Erdlrfscln", bald „Kar tofseltt" oder „Potaten", wie bei Mül rose, bald „Nudeln", wie zu Markgraf- Pieske, bald gar „Pantoffeln" oder „Pantufseln", wie zu Böniezien, und wird ein Kritikus genug zu thun krie ge», wenn er den Grund und Ursprung solcher Benennungen iu ein klares Licht wird setzen wollen, sintemalen es ein amerikanisch Gewächs ist und vo» dort nach Europa gebracht worden. Es ist aber eine von den nutzbaicu Früchten, lich, bald zum Brci gekocht, auch ge dörrt, unters Mehl gemahlen und gebacken, anch zu Stärke uud „Buder* gebraucht wird." Um die Mitte der sechs» ziger Jahre —so erzählt ein ungarisches Blatt —lernte »in Oberlicutcuaut eines Dame nahezu Jahre alt war. Um so größer war seine Ueberraschung, als ihn eines Tages Frau G. zu sich bitten ließ. Er erschien bei ihr und sand sie schwerkrank! die Mienen der ihr Bett umstehendcuAcr.ztc ließen das Schlimmste befürchten. Die Kranke sagte dem Osficier mit schwacher Stimme, daß sie ihn liebgewonnen habe, und da er ver mögenslos sei, wolle sie ihm ihren aus terlafscu; damit aber ihre entfernten Verwandten keine EinwendAng erheben können, wäre es gut, wenn er sie zur Frau uchmcu würde, da sie ja ohnehin nicht mehr zwei Tage lebe. Der Ossicier erbat sich einen Tag Bedenkzeit und sragte seinen Obersten, ob es seiner licirathe. Die Antwort war, dies w>rde nicht der Fall fei«, da diese Earriere in dem Augenblicke schon zu Ende sei, in welchem er eine solche Gesinnung ver rathen. Er guittirte sofort, und, 27 Jahre alt, wurde er mit der 58jährigen Friu getraut. Uud das Wunderbare geschah: die Alte ward gesund und lebte noch 2IZ Jahre, das Leben ihres Gatten durch Eisersucht verbitternd; vor einigen Tagen ist sie im Alter von 81 Jahren gestorben. » Ein äußerst seltenesVor 'ommen ist das von Silber in vnlcani scher Asche. Man kennt bis jetzt nur zwei Beispiele silberhaltiger Asche; das erste lieferte eiu Ausbruch des Eotopaxi im Juli 1885, in dessen Asche I. W. Malet cinen Gehalt von etwa 1 Theil Silber auf BA,tiv» Theile Asche »ach wies. Im folgenden Jahre konnte der selbe Forscher einen zweiten Fall hinzu füge». Im Januar 1886 erfolgte näm lich ein fehr heftiger Ausbruch des Tunguragua in den Anden von Ecuador, 80 bis !)v Kilometer vom Eotopaxi ent fernt, ein Ausbruch, der mehr oder weniger bis in den November anhielt. Auch die durch diesen Vulcan, der über ein Jahrhundert lang unthätig gewesen war, emporgeschleuderte Asche enthielt Silber, und zwar 1 Theil Silber auf lll?,'.>>««> Theile Asche. Anscheinend ist das nur ein höchst spärliches Vorkom men von Silber. Bedenkt man aber, welch? ungeheure Massen von Asche herausgeschleudert werden, wie sie nach der Eruption ein Gebiet von gewaltiger Ausdehnung bedecken, so muß die Menge des ausgeschleuderten Silbers schon recht beträchtlich sein. Zur Rechtfertigung. Ein Zahnarzt gibt einer jungen Dame, der er einen Zahn gezogen hat, einen herz haften Nuß. „Aber mein Herr, was fällt Ihnen denn ein wie kommen nur Schmerz, sondern auch Freude be rnteil kann!" Erste Bedingung. Prin tipal (zum Reifenden den er eugagiren da Sie um Bestellungen zu erhalten, die ledigen Töchter meiner «nudeu poussiren müßten, Sie dies aber als Ehemann aicht thun dürfen! Die Erfrischung. Wurden Euch gestern Abend aus dem Familien ball bei Schulze auch nach dem vielen Tanzen Erfrischunge» angeboten? O gewiß, wir dursten uns m Nebe» jimnier alle Fenster öffnen!
Significant historical Pennsylvania newspapers