Isabel. (4. Forlsetzung.) Isabel Burlo« drückte rasch auf den Knopf des Telegraphen und befahl dem eintretenden Neger: „Bestellen Sie sofort den Wagen ab, Brown! Ich sahre heute nicht mehr in die Oper. Dagegen bringen Sie mir den Thee hier in mein Zimmer, und wenn Mr. Frank Harveq nochmals nach mir fragen sollte, so weisen Sie ihn ab und sagen, ich sei nicht ganz wohl und zur Ruye gegangen." Der Diener verneigte sich stumm, blieb aber trotzdem on der Schwelle stehen. „Nun, warum warten Sie noch?" herrschle das jung« Mädchen ihn unge duldig an. Bioivn's dunkles Gesicht hatte einen boshaften Ausdruck angenommen, und in einem mehr trotzigen als ehrerbietigen Tone erwiderte er: .Miß Burton weiß, daß ich bald sechs Jahre in diesem Hause bin, und die Herrschaft hat mir auch stets daS allergrößle Vertrauen geschenkt. Nun will aus einmal dieser Mr. William mich konlrolliren. Alle Wirtschafts rechnungen läßt er sich vorlegen, und ich muß ihm den genauen Nachweis liefern, was verbraucht worden ist. Und das Ergebniß davon ist, daß er mir unverfroren ins Gesicht gesagt hat, die Summe, welche seit Jahren für die Haushaltung bestimmt ist, erscheine ihm viel zu hoch. Das lasse ich mir nicht gefallen. Miß Burton! Da will ich doch fragen, ob Sie dem fremden Deut sche» erlaube», seine Nase auch in Dinge zu stecken, die hier im Hause vorgehen? Ich dächte, in der Office " Er stockte; denn seine Herrin war dicht an ihn herangetreten, und ihre flammenden Augen schaulen ihn fragend an: „Was ist's in der Office? Sprechen Sie nur weiter, Brown! Ich möchte wissen, was man sonst noch über den Geschäftsführer sagt? Sie haben doch sicher noch viel auf dem Herzen?" Der Neger bemerkte freilich die Ironie ihrer Worte nicht, sah darin vielmehr eine Aufforderung, fortzufahren, und setzte daher ?nl wichtiger Miene in fast vertraulicher Weise hinzu: „Mr. Frank meint, der Deutsche, der kaum einen ganzen Rock angehabt, als er zu uns kam. spiele jetzt vollständig den Herrn in der Office, nalürlich nur, wenn er allein dort ist. Indeß hätte Mr. William sich sogar schon erdreistet, Miß Burton gute Lehren zu geben, was alle gehört haben. Miß Burton wär« 'aber zu gut und ließe das so hingehen, weil sie einen lüchligen Arbeiler rn ihm ver muthe." Der breite Mund des Schwarzen ver zog sich zu eiuem Grinsen. .Dann soll er in den vier Monaten schon so bedeutende Ersparnisse gemacht haben sagt man—, und wenn das noch eine Weile so fortginge, dann wür den Miß Burton wohl endlich die Augen aufgehen. Goddamm—und uns will dieser Mensch....!" Weiter kam er indeß nicht. Das junge Mädchen hatte seinen Arm gefaßt und ihre volltönende Slimme donnerte dem Erschrockenen in den Ohren: „Noch ein solches Worl über Mr. William, und Du erhallst einen solchen Hieb mit der Reilpeitsche über Deinen lästerhaslen Mund, daß Du acht Tage nichl zu sprechen vermagst. Verstan den ?!" Der schwarze Wpllkops wand und duckt« sich unter dem festen Griffe ihrer „Jesus Christus! Sie befahlen mir ja, zu sprechen, Miß Burton!" rief er wiminevnd. „Ich wiederholte ja auch nur, was ich gehört habe was Mr. Frank gesagt hat —was Alle sagen!" Sic ließ ihn los und tral einige Schritte zurück. Ihr Busen wogte auf geregt und siustcre Falten breiteien sich über ihre Siirn. ~A», Miß Vurton! Das habe ich wirklich nicht verdient. Nachdem ich so lange im Hause bin, wollen Sie mich allen Mann mit der Reitpeitsche trakli ren. Oh, oh!" Er schluchzte laut und schlug die braunen Hände vor das Ge sicht. Bereits regte sich wieder Isabel Bur tons gutes Herz, schon bereute sie die heftige Aufwallung, indeß sagte sie streng: d ' d s träglichen Charakter, der Sie bisweilen die Schranken Ihrer Stellung übersehen läßt. Verschiedentlich siud mir schon Klage» zugegangen, doch habe ich noch geschwiegen. Was indeß Mr. Änvid >iung en^l>?l ri sft, so Sie^sich ob Nlles gen. der sie zu versolg-n schien und eine Macht auf sie ausüble, als st« sich eingestehen wollte. Fünftes Capital. Am anderen Tage zu früher Stunde hielt Miß Burions Cab vor der Office. Sonne schien heute so glänzend und varm vom Himmel herab, daß eS sogar die engen düsteren Straßen der unteren Stadt von New Dort gleich FrühlingS luft durchwehte. Fast die meisten Fen ster des fünf Slockwerke hohen Gebäudes, in dem die Gefchäfrsräume der Firma Thomas A. Burtou zu ebener Erde sich befanden, standen offen, und so konnte die dumpfe Luft des langen strengen Winters, die darin geherrscht, bequem ihren Auszug halten. Die junge Dame durchschritt, nach allen Seiten hin freundlich grüßend, die vorderen Zimmer und begab sich alsbald in das dahinter liegende Privatkontor, wo 5Nr. William seit seinem Eintritt Schreck, aus seinem Antlitze sich mallen. Er hatte sie nicht anfahren sehen und heute auch gar nicht erwartet. Die ge stern Abend gepflogene Unterredung mit dem sür ihn so schmerzlichen Abschluss« stand noch lebhaft vor seiner Seele, und er hatte sich aus noch weitere unfreund liche Worte, vielleicht schon gar aus seine Entlassung gefaßt gemacht. Die ganze Nacht waren ihm beunruhi gende, quälende Gedanken durch den Kopf gegangen, ja er warf sich vor, daß «r Miß Burlo» doch am End« zu schross und ungebührlich entgegengetreten wäre. Mochte er im Interesse der Firma im merhin in seinen. Rechte gewistn seur, t^ie Geschäftsführer des Hauses Burton durste er nicht dulden, daß inan ziemlich bedeutende Summen so mir nichts dir nichts zum Fenster hinauswarf. Auch war ja alles, was er gesagt, nur dein „Guten Morgen, Mr. William! „Lassen Sie sich nicht stören! Ich sehe, Sie schreiben Briefe. Wenn Si« in «in«r Viertelstunde Zeit für mich ha ben" sie setzte sich ein wenig abseits auf einen Stuhl und langte nach der auj dem Tisch liegenden Zeiung „so möchte ich einige Worte mit Ihnen sprechen." Der Deutsche hatte wieder Platz ge aus der Hand gelegt, höflich: „Diese Briefe habe» gar keine Eile. Ich kaun sie ebenso gut erst morgen er ledigen." „So, also recht! Dann können wir bald beginnen." Sie saß ihm gegenüber, und obgleich er sie nicht anschaute, fühlte er gleich wohl ihre großen klugen Auge» auf sich ! Ich komnre heute so ist dieselbe schon tausendfach gesühnt durch Ihre soeben gesprochenen Worte, Miß Burton!" lichkeit auch nicht nachtragen mir nicht mehr zürnen. Mr. William?" fragte sie eindringlich. klang wunderbar bewegt, als er das sagle. „Fühle ich mich doch selbst nicht ganz frei von Schuld. Allein ich denke, es ist das Beste, wenn wir gar nicht mehr darüber reden, indem die gestern durchlebte halbe Stunde z» denjenigen aung und das beste Einvernehmen wie der hergestellt. Aber .. .! sie zögerte ennge William! Sie sind von Ihrem Stand punkte aus in Ihrem Rechte. Allein trotzdem will ich mir das Kapital für Bei diesen stockend gesprochenen Wor ten hatte Williams Gesicht einen an fänglich erschreckten, dann tief schmerz sehlen, so wird es auch jederzeit bereit sein. Ich erlaubte mir gestern nur einen Rath zu ertheilen, war also gezwun gen, j«ne... ahnen", fiel sie ihm in die Rede, indem sie sich ebensalls erhob. In Miß Bur lon's Augen schimmerte eS mit einem menpreßte. H Z i „Die Summe ist groß, Mr. William! Das weiß ich am ; edler« Ihnen hole. Darf ich?" gewiß unangenehm berührt Habens „Was Sie in dieser Welt Mögliches, ja Un mögliches von mir verlangen", ri«s er zeigen." Isabel Burton lächelte über die Leb haftigkeit des sonst ernsten Mannes Hei lasse Sechstes Kapitel. Und geduldig wartete er. Indeß schien Miß Burton sich jetzt ausfallend von dem geselligen Leben zu Sluiidenlang. oft bis in die späte Nach! hinein, hörte Mr. Williams, des sen Räume über den ihrigen lagen, sie gungen und den ganzen Jammer de« letzlen Jahre dankle er jenen falschen Sirenenaugen Nun aber, wo ein zwei tes Mal die Liebe mit all' ihrer Gewalt und süßen Qual in sein Herz einbezogen Welch' lächerliches Wort! Die hätte er Glück Wahnsinn war! Er, ein bezahl ter Diener ihres Hauses, stets demülhig und aus jedes h^lvvolle^ Begeisterung grenzenden Verehrung schreibst Du von Miß Burton und stellst sie höher als irgendein anderes weib mag. Flauen mit solch' außergewöhn lichen GeisteSgaben, wie Isabel sie zu besitzen schein!, üben einen großen Miß Burton ist Braut, Wilhelm! Darum flehe ich Dich an, stähle Dein Herz, meide sie, soviel Du vermagst, sei fest und standhaft! Denn ich möchte nicht, daß die neuen Blüthen Deiner Staub gelrelen werden! i .Allein, n«ch etwas in Deinem Briese ist es, was mich besorgt macht. Du darfst niemals vergessen, daß Du ein Deutscher bist, daß Dein Raine hier einen hochangeschenen einen reine» Klang hat. Lasse die neuen reizvollen Eindrück« nicht die Gefühle sür die alte Heimaih in Deinem Busen ertödten, mögen auch die Erinnerungen an sie für Dich nui schmerzliche sein! Denke slels an di< Zukunft, welche für Dich nicht „Amerika" heißen darf! Gottes Wege sind iiner forschlich, und wir sollen über ungelöst« Räthsel im Menschenleben uns auch nicht den Kopf zerbrechen. Dennoch liege ich in stiller Nach! oft stundenlang wach im Bett und grübele. Was wenn Felir kein Sohn geboren wird?! Nichl hossen, nichl wünschen will ich denn das wäre ja Sünde —, obgleich eine innere Stimme mir stets bedeute!, daß eS schon aus Erden eine Vergelluno gibt. Und so wirbeln denn Sorge, Glück und Dankbarkeit wie ein Chaos in meinem armen Hirn durch- „Dein Bruder wird feit den letzten Wochen zusehends schlechter. Der Hof ralh, welcher vor einige» Tagen imcdei gewesen wäre, wenn nicht eine peinigend« innere Unruhe den Kianken aufriebe. Felir spricht darüber nicht zu mir. allein ich kenne seine Gedanken und sehe dii „Zwar glaubte ich" das auch, da di« Etablissements Deines Bruders und das Ansehen der Firma sich womöglich noch vergrößert haben. Doch ich selbst hasse jede Verschwendung. einziger Deine alle Tante Rest." einen hochangeseyenen, reinen Klang hat!" schrieb Tante Res». Niemals möge er vergessen, daß er das sei! Mein werden. Isabel, der glänzende Stern, welche» aus einem dunklen jammervollen Da sein ihm hieraus zu neuem Wirken ge leuchtet, sollte er sür ihn wieder orrirrr. er den berauschenden Wohllaut ihrer Stimme. Und mehr als ein Blick hatte ihm ja bereits verrathen, daß sie selbst niedergedrückt würde durch ein unab wendbares Verhängniß, daß sie keines wegs glücklich sei! Von nun an gehört« sein Leben ihr! Wachen wollteer we nigstens über ihr und dem jungen Mäd chen zu Zeiten der Noth lhatkräslig bei stehen; inochle kommen, was da wolle! Einige Tage, nachdem Mr. William jenen inhaltsschweren Brief feiner Tante erhalten, saß er wie gewöhnlich die Berusspflichlen waren abgethan vor seinem Schreibtisch, Allein di« Ftder ruhte heute, und gedankenvoll starrl« er auf das weiße Blatt Papier. Seit sast einer Woche war ihm Miß Burlo», außer einmal flüchtig auf der Treppe, wo sie seinen Gruß freundlich aber stumm erwidert hatt«, nicht begeg net. An jedem Tage, an dem ihre schö nen Auge» ihm nicht zugelächelt, zählteer bereits zu den Verlorenen. Jede Fiber des Herzens sehnte sich nach ihr«m An blick, um so mehr noch, als er sie jetzt in Sorge wußte um den kranken Vater. Und doch konnte er nichts, gar nichts sür sie thun. Ein leises Jammern vor seiner Thür machte ihn plötzlich erschreckt stutzen. Was war das? Rasch entschlossen lrat er auf den Vorsual hinaus und gewählte dort Jim, welcher, an die.Wand gclehnt, bitterlich weinte. „Nun, was ist Dir, mein Junge?" fragte er herantretend freundlich, wäh rend er des junge» Negers Schulter leicht berührte. „Hast Du Schelle be kommen? Ist Dir irgend ein Unglück zugestoßen? So rede doch! In Dei nem Aller schluchzt man nicht mehr wie ein Knabe. Jim! Ich bin überzeugt, man hat irgend einen dummen Slreich entdeckt, den Du begangen hast. Wie?" „O nein, o nein, Mr. William!" stöhnte der junge Diener, sein braunes Gesichl mit den dick verschwollenenAugen und Lippen dein Deutschen zuwendend, indem ein ehrlicher, aber ties schmerzli cherZug sich darauf ausprägte. „Brown Speichellecker, der vor einem Fremden katzenbuckcle. Ach, und ich hatte doch weiler nichlS gelhan, als Sie—Sie, Mr. William, verlheidigt und in Schutz ge- s » >ch ch ,WaS? Mich vertheidigt?" fragte Augen des jungen Dieners setzte der Deutsche sich. „Es kam so, Mr. William, Sie fpra- „Pst, kein weiter, Jim! DaZ angehört. Schließlich aber wäre Miß Bell doch von Mr. Franks Unschuld überzeugt worden, daß nicht er, sondern (Fortsetzung folgt.) Werth sch ätzung. Ein G«- Jhren Diensten. Der Beamte findet diesen Empsang so wenig seinem Rang und seiner Stellung entsprechend, daß er es sür nöthig hält, dieselben stark zu be tonen. .Ich bin dir Geheime Regi«- rungsrath von X.-, sagt der Herr mit Würde, und der Zeitungsmann anw»or i«t«: .Bitte, nehmen Sie »»«> Stühle.» z Nervenschwäche det Schulkinder». schmerz. Da fand man z. B. in Darmstad» unter 3504 Schülern duv-h schnittlich 27,3 ». H. an Kopfschmerz luvende, von Klasse zu Klasse steigend, bei den Pri manern 80,» v, H.! Jn Neuchatel litten daran von 731 Schulknabcn, 28 v. H., arnmlh. In Halle sand man unter 3IV l - bis I3jährigen Mädchen der Volks jchul« 3» Proc. blutarm. Wie mag es Euienburg dasMuster einer Schule, wie sie nicht sein soll. Auch die Selbstmorde von Kindern, ja die Verbrechen im Kin „VorwärtSkommn in der Schule". Mahnt ein Lehrer Eltern, ihre Kinde« nicht durch Ueberschätzung zu verderben. Flüsse des die Gestat- Das Komöviespielen „färdt menwurd« in der Garderobe ganz un heimlich zu Muthe, als ihm der drohende Wachtposten vom Fenster aus sichtbar wurde. Er beschloß, dem Gläubiger werden könnle. Während uuler den Schauspielern Kriegsrath gehalten » wurde, ein Garderobe- Jetzt hat mich der Herr herbestellt, zum Theater komme und dabei dem Hun gertode sast nahe sei. Ms d-r reiche Schneidermeister dies hört«, erweichte sich sein Herz und er lud den armen ..Colle ge»" zum Abendessen ein und schenkte ihm als Trost d«n Gulden, welchen derselbe von dem Schauspieler angeblich zu be kommen hatte. Wählend die Beinen im Gasthaus munter zechten, halte derßüh nenkünstl«r sreien Abzug, und am näch sten Tage bericht«« der Garderobe- Schneidergehilse von seinem ingeniösen Einfall und von dem gulen „warmen Abendbrot", das er „mit einem Gulde» eingenoarmeu hatte. Guter Rath. Herr Doctor. mein Onktl hat mich enterbt. Kann ich das Testament nicht anfechten i" .Wissen Sie was. fechten Sit lieber seine Erben an!"
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