f» Salinen- ni»d Luftbäder. Neuerdings trete» immer mehr Medi ziner für das Sonnen-und Luftbad ein., und immer neue Enranstalten nehineu ' s in ihren Eurplan aus. Gleichwie ?l»ispiilen des Körpers mit Wasser, also das Wasserbad, ein« mächtige Wir kvng ausübt, so vermag auch das Ansetze» des niivei hüllte» Körpers der Ä«s.ne und der Lust Heilwirkungen herooqu'^ringen. Wer zum ersten Male von «,',»m Sou neiibade hört und nicht ««ß, wie die Ausführung desselben erfoiht, n»ird keiue große Neigung verjpkren, »in der Somic zu baden". Mancher ivird komixch, ja sogar thöricht finden, 5aH malt im heilen Sommer nicht nar nicht »lach Kühln«g suchen, soliden, fl>g«r »och sei len Körper der Sonne emssetzeir soll. War«m aber picht z. B.der im Hcchsommer niicht den SchvUen ««f, so«r dern wählt xerade, ein ivnnixes Plätzchen fi'«r sei«»! Mitrags^S-uinni-r? kleidet, »hrie g<>nügurde Addunstüng, oder entladet, vit unbehindr-.ter tl»s dünstuno «so» de'. Sonne beschiene« wer de». Die ph>isiok>zisch« Si,»Mrkui«z der Sonne aus dvi -in dessen oesuiid'n und krairken Tagen ist unbe stritten und «Mekannt. Wir «rissen 8., baß rpidcuiisch austre i«ende jiran«>,«ire,i «m Siand d:r So»:>e sind, di?L Rheumatiker «n sonnigem Tagen von ihrem schmerzli cher Leide», inel wculigsr-^tguä't werden, «vie bei triÄciu Hinunal. Wie frisch und roch sindr-ie Wauze» «BN Pecsonsu, die viel im Kreieu sich bewegen, in, Gegen satz zu beneu, die viel n, seschloflenen Näuiner sich aufhaltee: niü/se»? Ver breche» düsteien Kerkermanein be- ihr fahles Aussäe» weniger durch die Ernähr»,ig alc durch den Manzcl an Licht. 'Das wachsartige Aussäen der Bergarbeiter ist gleichfalls nnr Folge des laiigen'V.iifekthallS in Ziäuü.en, die des Sonnenlichtes entbeh ren. Bekannt ist anch, «lS ein Beweis loer Einwirkung der Sonne ruf das Aug-, die Thanache, daß Pferde, die ständig in einem Bergwerke thstig sind, durch die Entziehung des Sonnenlichtes der Blindheii versaUe». Wer weiß nicht, daß foniiciidurchjchioiierie Räume viel qeiilnder sind, als Räume, die der Sonne eiitbehi'on, und in der letzten Zeit ist von Autoiiläte» soxar auch nachge wiesen worden, daß durch lebhaftere Orydationöproresse in sonnigen lüäiimen das Wachsthmu und die Forlpfla»z»»g der Bacleric» uud Bacillen cine vermin derte und herabgesetzte ist. Aber nicht nur der thierisch.- Organis mus, sondern nuch die LebeiiSprocessc der Pflaine» werde» durch das So»»e»lich! stark beeinflußt. Wir willen, daß Pflam zen, »in Ail»ti-Hme einiger «eiliger, die des Lichtes nicht bedürfe», i» dunkle«! Räume» weit weniger gedeih?», oft uu lergehc». Wir Bilsen, da,ß>daS Ehlorc phull (Blatig'.iitt) üdcrhaiipt mir uiite, dem Einflüsse des Sonnenlichtes ciit ,»>d bestehen kann. Ja, es ist !ogar >ü> ihre feinste Stru-tur uicht gleichgiliig, v.'i, welcher Seite die Sounenstluhlen auftrete», und eö dürste beka»»t fei», daß die Geigenbauer das Holz von dei Südseite der betreffenden Bäniiie vorzie l>c». Wir loiffen ferner, daß sich viel« Pflanze» der Sonne zueigen, daß anderi Ncqe»Sott»e»»»tcrga»g ihre Blüthen unt Atälier schließen uud erst bei Sonnen ausgaug ivieder öffnen. Peroanke» end lich nicht die Früchte Reife und Süßigkeit »ur allein den Strahlen de, Sonne? Zahlreich sind die Einwirkungen de, Sonne auf das Austandekominen chemi scher Processe, und maiinigsallig dieselbe» in Bezug ans ihre Anwendung inder Z » Die Veränderungen, welche di« Sonnenstrahlen auf das Ehlorgas aus ilben, sind dem Chemiker wohl bekannt die Zersetzungen, welche sie bei de» Lod- und Bromserbindungeu bedingen, bilden das Wesen der heuiigen Pboiographie; weder Ehtor »»d Schwefel vermögen der artig zn bleiche», wie die Sonne. Aber, wie diese auf der >cinen Seite, wie wii es bei den Pflanze« gesehen haben, Fär dcrdienst- versieht, so ruft sie den griinin mancher Hausfrau hervor, wen» der himinetblaue oderPurpurrothe lieber zug ihrer Möbel oder ihre Tapeten er blasse». HiusichtliÄ der Eigen senschufl. daß in ihm zweierlei Arte« von Strahle» enthalten sind, diejenige», welche wir in die Farbe» des Spectrum« zerlege» Iö»»e», die soMiianiiien phyfi talische», »nd dlcj.c»»,er., welche jeiiseitt des SpeciruinS liegen, die chemischen S rahlen. Bei»- Son»<nbade nu» wirk nuch durch die ihr iiineivohn-irdc chemisch, Kraft. » Der.Nl'iim für das Ssniieiibad stell! in den E»ra»slal<e», die es cinführcn. »ine» Pfatilba» aus Brettern vor, de> ungejäi'r j Meter über dem >Erdbodei criiÄtet ist »nd dessen Wände zwei Me ter hoch ausgeführt sind ; um «S bildlick ousjudr»ckc.i, ma» setzt eine große, Nu <i»er Thtir versehe»« jiiste »uf einig, Pfähle auf. D-r B-Lende legt sich, >» sührt Or..'uoil. Böhm in dem oo» ihir herausgegebenen „Hygienischen Äotks kalender" sür aus. enlkieidet au «ine und »ur sei» Gesicht wil l durch einen Schiri» «der durch eim daiikartige Vorrichtung «on der direkte» Eiiiwirkniig d«-r Sonn- geschützt. Da rauf läßt der Badende je s»»f 'Minule« Brust, Fiückm, rechte und linke Seit, direcl von de» Sonnenstrahlen tresje». freie Soimevbad. Erfordert es di< Art des Leidens, stärkere Schweißab sonderungen zu erzielen, so wird d-i Patient noch in eiuc wollene Decke ge hüllt; will man dagegen auch schwäch liehe» Patienten die Wohlthat des Son nenbades zu Theil werden lassen, so wendet man das sogenannte Laken sonneiibad a», wobei der Patient in ein in 22 Grad Wasser eingetauchtes, a»S gernttgiiies Tuch eiuzcschlageii wird, be vor er seine» Körper der Soune aussetzt. Einzelnen Patienten legt ma», um Kopfschmerzen zu vermeiden, kühlende Eoinpresfen »>» die Stirn, lind mittel bar »ach dem Soniieiibade kommt der Patient in ei» 20 Grad aus L 4 Grad linkendes Halbbad, in welchem er zum Schlüsse desselben mit etwas kühleren» Nasser übergösse» wird, »m den Körper zur Norinaltemperatur znrnckzusiihren. Im Anschlüsse an das Sonnenbad wird meist das Luftbad genonunen, wel ches so ausgeführt wird, daß der Pa tient in entkleidetem oder nur wenig be deckten Zustande direet von der Lust an gefächelt »frd ebenfalls in einein er höhten, «ach oben ossenen, breiten Zelt«. Die Dauer des Lnstbades ist abhängig »on der Jndioidnalitöt des Patienten Und vcnr der Außentemperatur. Je krästixer die erstere und je milder die letztere, unr s« länger läßt sich dasselbe ausdchnen. lim den Patienten Zer streuung und Anregung der MuSkelthä «igkit zu verschesfen, verlegt man in da« Luftbcd einige Turn - Apparate Die Temperatur, welche im Hochsommer i« Soimenbade erreicht wild, beträgt oft bis z« wird aber für die Wh- Vlung trotzdem nicht hinderlich, weil,vir ja den weilen Luftraum über uns haben »lud durch ei».ige Lücken an zwei gegen überliegenden Wänden »och überdies für ständig« Ventilation gesorgt ist. Mir Gl-s überdachte Sonnenbäder sind weniger empfehlenswerth, wei-l dlirch das Glasvnch die Sonne zwar durch ihr, wärinenden aber nicht durch ihre chemi schen Strahlen wirken kann. Es ist selbstverständlich, daßiuandai Sonnenbad, wie jedem anderen Factei der Nat.rrheilkunde nicht schablonenmäßit anwenden dars, denn ost schwächt e< schadet also mehr als es nützte ost wirt es von Patienten mit zarter Haut zai nicht' ertragen. Die Anwendung s>er Scnnenbädci Allem in Betracht zu ziehen sein bei Gicht. Rh-um-tismns, Nettral?>» Oedeme» (wasser süchtige Anschivellnnge») und bei eine! zurßen Anzahl von constitulionellen Lti d«r., Bleichsncht '.ind Zitckerkrankheitt Scrophnlosis der Kinder, und soll os> überrasäiende Erselge liest««. „BcraymttS TtaatSmusttr". Es ist ein „berühmtes Staatsmuster" nach welchem die Schneider in St. Pe -tersburg ihr- allzu säumigen Kunden zni Bezihlüng ihrer Rechnungen zu zwinge, 'snchen. Das „schwarze Brett", aus de» die Namen der schlechten Zahler urdi orbi initgelheill werdtn, erinnert näniliil sehr an das Versahren einer hohen eidge nössischen Steiierverwaltung. Anchdiesl kennt ähnlich- „schwarze Bretter", au welche die schlechten Steuerzahler oh» Erbarmen angeschrieben werden. Uni wie es in Oesterreich bei gewissen Ver urtheilungcn lautete,- „Verschärft durä zwei Fasttage", so lautet die strenge For mcl des eidgenössischen Stencr-inneh iners: „Verschärft durch Verbot des Wirthsyausbesuches." Und das ist ein> höchst unangenehme Geschichte, wie Jedei zugeben wird, ikcin Wirth darf einen der Lfsenllich „Aufgehängte»" auch nn> einen Tropfen verabreichen! Da cinei solchen trankloscn Znstand aber selbst dei stärkste Schwyzer nicht aushalten kann so süllt sich des Steiieramts Kasse stet znr rechten Zeil. Manchmal sührt diep vortrcsjlichc Maßregel aber auch zu ga> komischen Scenen. Da war vor einigen Jahren eines schönen Tages das „schwarze Brett" i> Bern wieder einmal ganz voll geschrie den mit den Namen der so schwerer Büßt Verfallenen, »nd gar manch' guter Na ine befand sich darunter. Unweit dei vcrhüngnißvollcn Kundgebung dcSSten eraintes trasen sich zwei Freunde, allan qesessene Berner, »on denen der eine, ein in der Schweiz als Artillerist hochge schätzter Oberst, in Deutschlands Schrift stcllerkreisen als Humorist bekannt ist, Nennen wir ihn Frcymont. Herr F kam eben von einer länger.» Neise ir Südenropa zurück. Die Begrüßung der beiden Freunde wer eine selir herzliche, nich Oberst F. that, was Deutsche in ähnlicher Lage zn thun pflegen, er for derte den lieben Bekannten anf, schnell mit ihm -ine» Begrüßnngsschopp-n zu trinken. Gesagt, qetban. „Bringet Sie n yalbe Nothä!" Daranf der Wirth: „S'ischt fch« rächt, Herr Oberscht, aber hänt Si« jcho Stüri zahlet??" Vcrblüssies Schweige» «nd daranf homerisches Gelächter. Die Freund eilten nach dem schwarzen Brette, «nd richtig, da fand sich unter den Säuinigen dcr Name Freymonts, und der Waibel hatte, aus gebührender Achtung vor der d-s hohen Stellung eines eidgenössischen Obersten, denselben an erste Stelle ge letzt mit allen Titeln »nd Würden. Die Erklärung war einfach: In Ab wesenheit des Adressaten hatte der Ein nehmer sich an des Obberste» Gemahll» gewandt. Diese, des Landes fremd, liatte des Mannes Anliegen nicht ver standen nnd de» Betrag nicht ausbezahlt. Zinn wurde die Sache eidlich begliche» und sreudig, mit leichtem Gewissen die Kneipe noch cinma! v>ig-ucht. Dr Verabreichung eines halben Noilien stand nun nichts mehr entgegen, und daß es bei einem nicht blieb, ist auf solche» Schrecke» btgreiflich. Brief eines tootgesagten DtivierS an tiuc TaneSjeitung. Geehrte Nedpetio»! Soeben las ich i» Ihrer geschätzten Zeitnng «leine« Nekrolog, »nd diese Lec iure wärde mir viel Vergnügen gemacht habe», we»n ich nicht hätte annekmen müsse», daß mein hartnäckiges bleibe» Ihne» peinlich sei» würde Ich habe auch schon daran gedacht, um Ihren Nekrolog uicht Lüge» zu strasc», mich selbst in daSJeiiseilS zu befördern, aber, abgesehen »o» den Unannehuilichkeiten eines solche» Selbstmords, wäre es mir doch noch lieb, so lauge leben zubleiben, bis ich einen eben niigesangenc» Roma» leicht auS der Roth eine Tugend Nochen, indem Sie Wiederbelebung zum Gegenstand eines serncre» Feuilleton artikels beilüden. Hierzu würde ich Ihnen gerne einige Notizen geben, aber ich habe keiue Zeit, da mich jetzt viele gen, wann mein Begräbnis; stallsindet. ES grüßt mit vorzüglicher Hochach tung N. N. K a s e r n e n st „ l p e r l e. ! Donnerwetter, steht der Kerl wieder da, als ob er Kiebitzeier lege» wollte! Paul I'.vanowttschS Brautkay/t. „Ich sage Dir. Paul JwanoVltsch, ich li-Uc es nicht länger aus/ wgte euie steinalte Frau zu eiuem Maiine, der, seine Pjeise Kohlbläiier rnuchend, ans dein gewallten Vackstein osen lag, „Wasser und Holz zu holen, Grütze zu slanipsen und. wenn es Früh ling wird, Deinen gcseignclcn Acker um znyacken. vermag ich nicht mehr. In «Uer Heilige« Äamcn, Du mußt heira ;hen!" , Der Sohn rückte ungeduldig au> den Schassellon umher. wohl," m»rmelte er vor sich hin, „aber weu soll ich heirathen, Ma- Unsere Nachbarn habe» keim Dir Greisin wiegte nachdenkend das wirre Haupt. ,O. wäre ich seit drei Jahren nichl beinahe bliid." sprach sie, „und könnte ich aus meinem lahme» Futze gehen, längst hatte ich sür Dich ein Mädchen gesunde» ! So nun muß ich'S denn wshl »er Mutier Gottes übergebe». Die stistet gerne öche». Gelobe der Gebenedeite» -ine Kerze, so di<!. wie das Handgelenk des Mädchens, das sie Dir z»>ühre» wird, u»d sie sende: Dir ein Mädchen, stark, aibeilgewohnt. Dann nimm zehn Siück von dem Fianzojeugolv, das der Großvater im Walde sand, und bete drei Stunden lang i« dem Blagowetschenski) Labor (Kirch: zur Verkündigung Mariä) >u Moskau, so ui«d uns Beiden gehol- „Ich soll reise» bis Moskau!" rief der Störrig«. «Schon zwei Abcilde liegt eine Kay« auf meinem Bette! Das ist zer Finger des heiligen Apostels, der mich warnt.^ „Ja, es ist die Hand deS gesegneten HeilvcrkünderS, daß Du nicht träge blei ben sollst wie ein sanlender Kloy, son dern spüre« wie ein Biaulwurf, dasj Du >ie findest, die für Dich und mich ar beitet!" An unbedingten Gehorsam gegen El tern, Pope» und Beamte gewöhnt, ge horchte der Bauer. Cr ging in den Stall zu seinen Pscrdeu, denen er plau dernd von txr Äitise und ihrem Zwecke irzählte. „Ach, mein« glatten Schähchen", senszte er, „wir soll«» sort, weit sort, den weiten Schnee! Ich soll eine ,vran die inich nlit^ ihrem Gekeif^ auch zu sütteru vergesse, aber die Ma iusihta besiehlt, unv der Heilige will's haben, also meine Liebchen, morgen stu- Äin ander» Morgen wurden die drei Pserde vor den derben, ganz ans Hoiz gesertigt.n Schlitten gespannt, hell klan gen die Glocken im Büzel über dem Halse deS Mittelpserdes —, und fort ging's über das Schneefeld. Die Mar berkuppe i«S Genick gezogen, die Füße mit wollenen Lappen umwickelt, stand Paul Iwanowiisch in der Troika und freute sich über daS Feuer seiner Lieb linge. Schon längst hatte die Sonne sich ge gen West geneigt, nnd stets noch bransie das unermüdliche Dreigespann mit nn vernlinderter Schnelle dahin. Jehl aber schien es seinem Lenker sür heute genug, uud in der schmutzigen Schänke des näch sten Dorses wurde Halt geniacht. Panl Jivanowitjch handelte mit den Juden nm Schnaps, Haler und Zwiebeln, und legie sich dann im Stelle zwischen den Pferden Gegen Mittag des nächsten Tages tauchten die leuchtende» Kuppel» des Kremls vor dem Reisende» ans, und schon freute er sich am Ziele zu sein, als ihm ein Reiterzug begegnete. „Steh, Bauer, steh/ rief ihm der Führer, der eine Beamtennniform trug und vor sich auf dein Sattel eine Dame hielt, entgegen. „Diese Dame kann das Reiten nicht vertragen: Du sollst die Ehre haben, sie zu fahren." protestiren, aber ein paar Hiebe mit der wuchtigen, bleihaltigen Lederpeilsche en deten seinen Prolest. Erst am Abend des Tages wurde er, nachdem er achtzig Werst zurückgelegt, iu Gnaden entlassen. Sein Fuhrlohn be- Wcigerung. Endlich war das heilige Moskau er reicht, als gerade die Nacht dunkelle. gnügt neigte er sich vor dem Heiligeu bilde in der Ecke der Schankstube, be kreuzte sich sieben Mal und dankte Gott te». sage mir, wie ich des Klosters Freund werde ?' Der Mönch zupfte lang« an, seinem Bart. „Hast Tu zeh'.t Stücke Franzoicngeld „lch habe sie hier, doch ich habe sie ja der Heiligen gelobt." „?n wirst zu Hause mehr haben, und wenn die Frau, die Dir die Heilige zn sühn, nichlS taugt, brauchst Du ihr auch nicht das Gold zu geben. Wenn Du mir aber die zehn Goldstücke giebst, will ich sage», daß die Heilig« Dich heut« nickt verläßt. Endlich wurde man ans fünf Stück« handelseins, und Paul Jwanowitsch laz f«ine drei Grunde» vor dem edilsteing«- fchmücktem Bilde aus den Knieen. Schließlich wurde ihm das Knieen doch zu schwer, auch körte er ciue Thür sich össnen, und die Neugier trieb ihn, nach dem Eintretenden umzusehen. Es war ein großer alter Mann mit ei-, tt«m St«ru aus der Brust, am Arme «in« schön« Dame, und hinter dieser «in« gau ;e Schaar H«rr«n und lieblichen Frauen. Ein« ser letzteren, eine starkgebaute Dam« schien unserem Paul besonders zu gefalle». „Halt", dachte er. die ist stark und wird gut arbeite». DaS ist si«. di« mir die Gebenedeictc schickt." Und er eilte aus di« Frau zu und woll te sie küssen; die aber wandte sich »»wil lig von ihn« ab, und im Nu fühlte sich Paul Jwanowitsch von de» starke» Ar me» mehrerer Polizisten «rgriffe». Er wurde hinausgeführt, die noch iibrige» Goldstücke, sowie seine drei Pferde be hielt man „für die Kosten des Verfah- Zu Fuße, ohn« Geld und Pferd«, auch ohne Frau mußte der Bauer den Heim weg antreien. Die versprochene Kerze, sowie das Gold hat die Mutter Gottes vom Don natürlich nicht erhalten; sie Hai dieselbe» ja auch nicht verdient. Soctl»« gegen vaS Hutabnehmen. Anläßlich der in einigen Städten im mer mehr platzgrcifciidc» Reform des Grußes ohue Hutabnehmen, erinnert ein Goeiheknildiger an einige weniger be kannte Verse Goethes, welche denselben Gegenstand behandeln. Diese laulen: Ehret die Frauen, begrüßt sie mit Neige», Begrüßt sie mit freudigem, sitligcm Beu gen DeS bedeckten männlichen Haupt's! Glaubt'S dem Erfahrenen: Jede er lanbt's! Wollt ihr trotz h>ipokratischen Schelten, Den» mit Gewalt daS Genie euch er kälten? Lasset die Hüte, die stattliche» Mühen Fest ans den Locke», aus Glatze» fest Grüßet mit Worten, grüßt mit der Haud, Ehret die Sitte, schont den Verstand! Dazu erhält die Wiener „N. F. Pr." folgende Zuschrift: „Die „Reue Freie Presse" hat im Abendblatts unlängst unter dein Schlagwort? „Goeihe gegen das llHulabiichiiieii" Verse desselben ci tirt; im heutige» Abendblatt«! aber wird bestritten, daß dieselbe» vo» Goethe her rühren und der Einsender kernst sich da bei auf Loeper. Mir sind sie seit laugen Jahre» wohlbekannt, nnd zwar aus einer Beilage der Karlsbader Knrliste von 1807. Mein verstorbener Valer besaß sämmtliche gedruckten Karlsbader Kurli sten von IBOZ angefangen. Alter und vielfache Umsiedelung habe» sie stark zer stört und manches Blatt verweht. Auf rineiil Einlagcblalt der Kurliste vo» 1807 fand ich das fragliche Gedicht ohne Uuterschrisl —darnnier mil Bleistift geschrieben: „Dieses Gedicht' machte der Her. v. Goethe, um der Badegesellschafl das Hlitabzichc» beim Arüßeir am Brun ne» abzugewöhnen, weil sein Freund, der Herr Med. Dr. Knapp aus Leipzig und unser Dr. Mitterbacher das Hntab zicheir sür schädlich hielten." Ob dieses Blatt zur Kurliste von 1807 gehörte oder nur von dem ursprünglichen Eigen thümer derselben dort hineingelegt war, konnte ich nicht ersorschen, denn es trägt keine Jahreszahl. Wohl aber war 1807 Knapp gleichzeitig mit Goethe iu Karls bad, nnd Beide waren Leipziger Jugend freunde. Goethe muß jedensallZ als Verfasser gegollen habe», sonst hätte wohl der ursprüngliche Besitzer dieser Listen der Eigenthümer des Easö „Elephant"—nicht des Dichters Namen während seiner zwölsmaligen Anwesenheit in Karlsbad nicht wenige Gelegenheits verse ohne seinen Namen vcrksjcntlicht. Jahre 1841 in diesem sandc» die De batte» über die Begrüßungssorm statt— vielsach als aus Karlsbad stammend Gedanke n s p ä n e. Manche Menschen sind wie Nesseln: Berührt man sie leise, so breiinen sie; doch saßt man sie derb a», so siud sie machtlos. Wer sich ewig vor dir bückt, den be obachte genau; vielleicht sucht er uur Saiid sür deine Auzeu. ES gibt nichts ungewisseres, als ein gewisses Al>er bei de» Franc». Wer de» Argwohn liebt, haßt die Ueberzeugung. Mancher Man» wird durch seine Feittde berühmt. Das Alter treibt mit de» Haare» sein Spiel, wieder Herbst mit den Blättern. Es gibt Leute, die man bei der ersten näherer Bekanniichasl uiizweiselhast —Die Oekonomische. Kla vierlehrer : Ich kann gar nicht begreifen, warum Sie alle Piecen in so rasend schnellcni Tempo spiele»? Schülerin: Damit bei dem theuern Stundengeld recht viele Stücke aus die Stunde kommen. Noch nicht soweit. Nun, Fritzchen, habt ihr denn schon Nechen stunde in der Schule? Ja, Tante. Nun, dann sag' mir mal, wieviel istdenn eins und ein» ? In, Tante, so schwere Geschichten rechnen wir noch nicht. Kritische Reisrbrieft. «B-rl. T.igvl > Wen» Leipzig von einem berühmte» Manne einst „ein Nein Paris" genannt ivnrde, so darf ein unberuhmter heule die Stadt Hannover gut und gern Kleiu- Berlin nennen. Nicht etwa deshalb, weil in Hannover Eivil- und Militär- Größen desselben Namens an der Spike stehen wie in Berlin —.Regie- rungspräsident ist Gras Wilhelm Bis marck, der Sohn seines Vaters, und Stadteoinmandant Gras Waldersce, der Bruder seines Bruders sonder» weil Hannover im Kleinen ebenso angensällig und machtvoll hochstrebt, wie die deutsche Zieichshauptstadt. Den Ankömmling umsängt das Bild einer Großstadt mit all' ihren Requisi ten: zunächst eine iinponirende Bahn hofsanlage mit eine», klassischen Em psangsgebäude, eine Verbindung des Formschönen mit den» Praktischen. Und tritt man in s Freie und übersieht den Ernst August-Plah und die angrenzende» Straße»; Alles groß «»gelegt und ein heitlich durchgesührt, echt großstädtisch. Prächtige Monumente, kuppelgekrönte Paläste, ein Rondel von großen Hotels und Vergnügungs - Etablissements, Schmuckanlagen, Pserdebahne», Ottini busse, Asphalt, elektrisches Licht, Boule vards, Wieiier Easüs, Bazar an Bazar und Schauladeu an Schauladen nnd als Stassage voll fluchendes Lebe», em sige Geschäftsleute und pslastertretende Ftancurs, Lastwagen und Equipagen, Handfnhriverke nnd Droschke». Ein jiommen uud Gehen, ein Halte» und Schaffen, ein Leben und Streben. Das ist die werdende Großstadt. Hannover, schon als Residenz der Kö nige eine hübsche und strebsame Stadl, hal seit der Nenordnnng der Dinge im Jahre I8U» einen unleugbaren, auch von den unversöhnliche» Elementen zugegcche es heule nach Berlin wohl die schönste preußische Siadi ist und selbst mit dein altbernhmlen Franlsurt am Main zu conkiirrire» vermag. Die Hauptstadt der preußischen Provinz Hannover zählt jetzt und mit der Fabriks Vorstadl binden, deren Jncorporalion nur noch eine Frage von Monaten sein kann, über 18V,WO Einwohner. Die Hannove raner brennen nun sreilich nicht sehr ans die Einverleibung der annoch selbststän digen, nur von Fabrikbevölkernng be wohnten Stadt Linden; aber sie werden in den sauren Apfel beißen müssen. Schon reiir räumlich betrachtet, i>l be reits ein völliges Verwachsen beider Siädte eingetreten; kein unlerschcidendeS Merkmal markirl die Grenze, und der Verkehr greist derart in einander, daß zwei VerbinvungSivcge, zwei Brücken über das breite Klußbett der Ihme be reits im Van sind. Nach deren Fertig stellung wird es wohl mit der Einver leibung LindenS Ernst werden. Maq dann Hannover immerhin den Character der Industrie- und Großhan delsstadt noch schärfer zum Ausdruck bringen, als es hente schon der Fall ist, nach den Erfahrungen des letzte» Jahrzehnts wird diese voraussichtlich sich verschärseude indnstrielle Prägung dem ganzen Gemeinwesen doch noch von Nntzcn sein. Die Maschinenfabriken, die inechanischen Weberei?», die großen Gießereieil von Linden ich nenne mir die Namen Egestorfs, Körting, Garoens und das allbekannte Prodnel „Lindener Sammel" haben Wellrus, und die geistige Regsamkeit Hannovers auf allen Gebieten, sowie eine gewisse Vornehmheil der Lebenshaltung werden zu verhindern wissen, daß die Siadt je zu einer Fabrik stadl im nnangenchmc» Sinne degradirl iverde. Das neue Hannover, Nach einem kühn entworjene» und geschickt durchgesühneu Plane dem Hannover aus der KöiiigSzeit angefügt, giebt sich reich und vornehin. Es hat nitch baulichen Eharaeter, archi tektonische Eigenart. Man spürt die technische Hochschule «»d ihre» Einfluß. I» den Kreisen der Kunstbislisseireu und Kunstkenner ist ja die Hannover'sche. Archilektenjchule >ehr wohl bekannt. Seit lahren schon hat sie den Kamps mit der Renaissance ausgenommen und mit wechselndem Glück dnrchgesührl. Hier natürlich, i» Hannover blieb sie Siegerin. Ebenso schwierig wic den in Rede stehenden Baustil mit einem Schlag wort z» characierisire», cbeiiso schwierig ist ei» Urtheil über seinen ästhetischen Werth. Schließlich bleibt uns Laien doch nur übrig, zu jagen, das gesälll mir und jenes gesälll mir »icht. Es handelt sich um den sogenannten „Rohbau", d. h. eine ungejchminkle Vorsührung und roiistrnklive Durchbildung des Bauma terials (Rohziegel) »eben bevorzugter Verwendung mittelalterlicher, bejonders goihijcher Archiictlursorme» ganz ossen, mir gefällt diese Ar chitektur nnr dann, wenn dnrch hellere Gesteinarien »»d bunte Glasiruugen Lebe» und Farbe ins Ganze gebracht wird; sonst isi sie mir zu dülter und zu monoton, und von diesem Eindruck kan» ich mich i» gewijje» neue» Straßen Han novers, trotz des stilvollen und wohlha bende» Gesammtbildes, nicht besreicn. Wo aber das Bunte oder Helle vor herrscht oder andere Forme» wohlthätig abwechselnd dazwischentreten, was ja vielsach der Fall, kann man sich der architektonische» Slraßenbilder lebhast ersrenen. Die charakteristischen Baute» Hanno vers sind aber nicht etwa blos »euere» Ursprungs; auch die Allstadl mit ihre» alten Haiiocls- und Palrizierhäuseru weist Bauten von hohem archiicklonische» Werthe ans. All- und Nerihannoocr sind baulich und stilistiich glücklich ver ßendurchbruch in der Verlängerung der Bahnhosstraße ganz durchgesührl i,t. wird ein Gesamintbild von hohem Reiz und Werth sich darbieten. Hannover marschirt vorwärts, rasch und doch zielbewußt vorwärlS. Der verflossene königliche Hof mit all seinem Prunk hat in langen Jahren nicht halb so viel strebsames Leben und rasche Auswärtsbeivegung zu erzeugen vermocht, wie die jüngsten zwei Jahrzehnte uuter preußischem Regime. Da sind wir ja glücklich beim politi- gottlob, die Sache ist heute nicht mehr gar so schlimm; die Unversöhnliche» ster ben allnialigaus, welsische Nach iit der die ja'eigentlich mit der Politik nichts zu thun haben wollte. Sladt Hannover wundert und ic! machie e'.nein in die Verhältnisse (Zinge veihten gegenüber aus meiner Lerivuu lUerhand Eremplarc von Welsen zu» Zorschein. Da ist der Welse ans Ueberzeugung ind altangcstaininicr Anhänglichkeit ai ein depossedirtes Herrscherhaus; da ij er Welse aus Troy ; der Welse aus Un usriedenheit; da ist endlich der Wels lUs Eigeninitz, oder, wenn man liebe vill, aus Dankbarkeit. Hannovers ley er König w-ck sicher nicht volksthümlich »id sein autokratischeS gtegiment halt ahllose Gegner. Aber wer es verstand >en blinden Monarchen zu süssen, de rhielt nicht selten Gelegenheit, ihn edel nülhig und freigebig zn nennen. Di Äroßeu, die im Krouralhc saßen, warci licht immer die Einflußreichsten, uu ine Menge kleiner Leute, die durch de Königs bekannten Intimus, seinen Bar >ier, sich Geschenke, Aemtchen und Titel hen zn verschassen verstanden, sind heut loch »litsomml ihren Kindern und Enkeli Vtockwelsen. lind dann all Diejenigen, die von sose mittelbar oder unmitlelbar lebten Sin euragirier Welse, einer der Unver öhnlichsle», hat früher die vom Könn ahlreich verliehenen Orden geliefert in Anderer war der Schließer der kö liglichen Loge und als solcher osl reiä icdacht worden; eil» Dritter hatte di lnisornistickercic» sür daS diplomatisch lorps als eine Art von Monopol: >a ist es doch menschlich wohl erklärlich >aß all diese Herrschasten niitsaniint ih cul Nachwuchs der alten Königszeil gai nanche Welsenthräne nachiseiiien. Pom welsischen Adel ist in der Haupt tadt nicht viel mehr zn spüren ; die gelb veißen Grasen und Barone sitzen grol end nnd brütend aus ihren werlhei Stammschlössern und koinmen nui »anchmal inkognito und vergnügungS halber »ach der preußischen Provinzial: Hauptstadt. Hin >l»d wieder sieht man ine Hünengestalt aus der verflossenen s>arde du Corps des letzten Königs auf anchen an der Table des ehe naligeii Fnlstenhotcls, Hotel lioyal, »eilte noch das erste Hotel der Stadt und liit der Neuzeit wohl zufrieden, oder in incr alten Weinstube. Em ehemaliger Heneraladjntant deS Kölligs Georg, ein !>stsriese von unmenschlichtr Höhe, hat ich sogar so weit niodernisir?, daß er im Münchener des Ho el Continental kneipt. Im Allgemeinen ber meidet der vornehme Welse aus der iönigszeit das sündhast preußische Han- Einer nur, der alte, berühmte Parla menlwelse Windthorst, hat die Stadt zu seinem Wohnsitz erköre». Ich ließ mir de» Straßenzilg beschreiben, in dem Windthorst wohnt, nnd da»» pilgerte ich hinaus nach dem Schäferdamm. Ich wußte die Nummcr nicht. «Ar ich fand das Haus alsbald heraus. Da mußte Windlhorst wohnen, in diesem kleinen, alterthümlichen, parkumschlossenen HanS. Alles alt, aber Alles sei» säuberlich. Ich ging den Kiesweg des Vorgarlens entlang bis zur HauSlhür, bis zur Klin gel ; keine nenniodische elcklrische, sondern ei» Drilhjng, und als Griss ein Por zcllankrenz, auf dem des Inwohners Name steht. Die Parterrefenster hübsch bauchiz vergittert; der Balkon oben von Schmiedeeisen; die Fensterläden gelb mit weißer Füllung. O du allhannö versches Herz! Und dann ging ich ums Herrenhaus herum, links am Verwalters- und Die ncrschasshänschcn vorüber; dort huite» steht ei» Brunnen; kein neumodischer natürlich, sonder» ei» alter mit schweren Puinpschwengel; und der Holzmantel des Brunnens ist ganz frisch gestrichen, natürlich gelb mit weiße» Striche». U»d hinterm HanS an einem nralle» Bairm lehnt ein Kehrbesen, mit dem die Garten wege gesäubert werden, und der gclbweiße Stiel dieses Besens rüst mir das Heine sche Wort zu: „Sein Herz, sein Herz blieb wölfisch!" Der gelbiveißc Besenstiel hat mir viel Freude gemacht ; wen» König Georg den Weil ich gerade im Welsenlhum drin nen war, machte ich auch gleich die kleine Spazierfahrt nach Herreiihausen, dem bekannten Landsitz der verflossenen Herr schersamilie. soleum und den vielgcrühmtc» „weißge borenen Pferden" ist hier nicht viel zu sehen. Tie königlichen Gemächer, die bekanntlich die Hcrrjchersainilie bis un mittelbar vor ihrer Flucht bewohnte, sind ten;^die Fensterläden sind geschlossen. Todlenstille ringsum. Ob Schloß und Gärten immer «och aus Wiedererweckung sandle gab es und Hof inarschälle und vergoldete Lakaien und >eute? Heute gibts liur noch fünf wcist zeboreue Schimmel und vier Jsiibellcn, Ni» Duell» Ueber das Duell, welches au der bel gischen Grenze zwischen dein antisemiti schen Agitator Marquis de Mores und dein Abgeordneten Caniill- Dreyfus stattfand, liegen ans Paris folgende Details vor; Die Ursache deS Duells war ein Artikel Dreyfus gegen de» Mar- Schlusse blieb er Herr des Platzes und schuf ein großes Aleisch - Transvortge schäst, welches nach New ?>ork liefene. ihre althergebrachten Sitten säst uugc- Heit, das S.-Bl.", besinnen, „frage das nichts so viele Schafe hat Keiner auf der ganzen Welt!"
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