Scranton Wochenblatt. ?. Jahrgang. Dr. F. Bodeman, zwischen der Penn und Franklin Avenue. Office-Stu.iden, Morgen« von B—9 Nachmittags „ 3—l> Abends „ B—3 In Abwesenheit wird gebeten, Nachricht zu hin lassen. 7mz7 Dr. Camtll Krejci, Arzt, Wundarzt u. GburtShelfer, dinirt von N Uhr Vormittags bis Z Uhr Nach ag, von t 1 Vorm. bis Z Udr Nachm. 28n7 Dr. ?. ?. VII^SI'DN. Dciitsckcr Arzt, Deutsche Apotheke, !>ap3 H. F. Lobeck. N L. Odittkvlien, Deutsche Apotheke. Colvi» K Lehr, Grabsteinen, Monumenten, Tischplatten fertigt. Werkstätte! An der Hpde Park Seite von PH. SHnell's Wirthshaus? ?»ap7l Zahnarzt, verfertigt künstliche ahne, welche die natürlichen in Schönheit und Dauerbaftigkei jedermann ist eingeladen, sich von ! ,>Tütc und Eleganz dieser Zähne zu überzeuge«',. Pr>is- Halbes Gebiß »?«>, Gebiß SM. Auch werden ahne ausgefüllt u-.id schinerzloS ae »gen. bi HM h Dr. S. W. Ruch, hat seine Office verlegt nach oer Lc-Ice von K NN in deutscher und englischer Sprache kon. 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Neunzehnte» Capitel. In Straßburg. Wa« am meisten auffällt, wenn man aus den ruhigen deutschen Städten den Fuß zum ersten Male in Siraßburg seht, ist das geschäftige Treiben, welches in die ser Stadt herrscht. Im Herzender Stadt, besonders am Kleberplatz und in der Nähe der Markt halle. dem allgemeinen Rendezvous der gebildeten und niederen Stände, hört man ein dumpfes Rauschen, wie man es nur von Städten wie Paris und London oder wie vom Meeresufer her gewöhnt ist. Das Leben uud Treiben der mehr als 80.000 zählenden Einwohner dieser sehr industriellen Stadt veriäth sich dadurch. Straßburg ist em ungeheurer Stapel platz für Paris ünd so zu sagen eine Art Borrathskammer der französischen Haupt stadt. Man kann sich kaum «ine Idee davon machen, in welchem ungeheuren Verkehr diese Stadt der äußersten östlichen Grenze mit Pari« steht und was diese nicht Alle« von Paris bezieht. Der halbe Elsaß lagert hier seine Er- Zeugnisse ab, die alle nach Paris gehen, ja, noch aus dem Badischen «erden genug Eomestibles und allerhand Proviant nach Straßburg geschleppt, von wo sie nach Paris gehen. Daher dies geschäftige Treiben. Dazu kommt, daß Straßburg eine sehr alte Stadt ist und daher sehr viele schmale Gassen hat, in denen das rege Treiben um Vieles auffälliger ist, als in unseren mod ernen breitstraßigen Städten a la Berlin. Die« alles ve.'eta, ist denn auch der Grund, weshalb der' Fremde bei seinem Eintritt in die Stadt und bei näherer und ruhiger Erwägung über das lärmend« Wesen und Treiben in Straßburg er staunt. Straßburg Ist. wie allbekannt, «in« dew deutschen Reich« von den Franzosen g«> ! raubt« Stadt. >! Indeß sie ist dtShalb nicht deutsch g«> sinnt, sondern hängt Frankreich und der Franzosen an. Nicht viel besser sieht e« auf dem Lande Im Elsaß aus. Diese einfachen unwissenden und gro ben Bauern wollen gleichfalls vom Deut schen nicht« wissen, der ihnen als „^-5 Wer unter ihnen gelebt hat, weiß das besser als sämmtliche Zellungsschreiber mit ihren spekulirenden und interesstrtcn Artikeln. Man darf dies aber nicht vom ganzeu Elsaß sagen. Zwei Fünftel von den Bewohnern diese« gesegnete» Landstrichs neigen sich zu Deutschland, speziell zu Preußen, was auch leicht erklärlich ist, da diese zwei Fünf tel protestantisch sind. Was die übrig?» drei katholischen Fünf tel aber anlangt, so sind sie französisch ge fanatlschen katholischen Geistlichkeit am So stehen die Dinge im Elsaß, in Lothringen sogar noch ärger für uns Deutsche und wer dies bestreitet, spricht gegen die Wahrheit. — In einem der ersten Tage de« Monats August 187» befand sich in einem der nach den Stimmen schließen, die sich ziem lich bunt durch einander hören ließen. In der That saßen hier sechs Herren in Gesellschaft einer Dame vo? großer Echönhett beisammen^ Der Jüngste unter ihnen war vielleicht ach! und zwanzig, der Aelteste ungefähr fünfzig Jahre alt. Die sämmtlichen Anderen befanden sich in den mit leren Jahren. nen zur Elite der städtischen Gesellschaft zu gehören. Alle sprachen französisch. Ihr Gespräch erhob sich bald zur Dis sussion, deun fast Alle sprachen zu gleicher Zeit und mit großem Eifer. „Erlauben Sie, ni-ine Herren, sagie einer von den älteren Männern, Indem er mit seiner Stimme die Anderen zu beherr schen sich bemühte, das, wa> Ihnen der Marchese Contarini sagt, Ist durchaus wahr und begründet und wir dürfen um so weniger die Wahrheit feiner Mit theilung i» Zweifel ziehen, als er von rifer Gesellschaft kennt. Geseht den Fall, die Franzosen unterlägen den Deutschen, lange werden die Hannoü-ransr, Hessen, Nassauer und Schleswig Holsteiner mit ihrer Erhebung nicht auf sich warten lassen. „Um so mehr, als man in Oestreich nur darauf wartet, um gleichfalls mit reden zu können, sagte ein zweiter. Vor Ablauf von vier Wochen sind wir in Berlin. „Ganz bestimmt! bemerkte die Dame, ich bin davon so fest überzeugt, daß ich mir hier nicht eine einzige Robe habe machen lassen, da die straßburger Schnei derinnen nicht gut arbeiten. In Berlin wird man das Alles besser haben. „Aber, Herr Maiquis Contarini, mein bester Graf Charrier, geehrte Frau Mar quise, antwortete der Jüngste in der Ge sellschaft, vergessen Sie doch nicht, daß Deutschland eine Million Truppen auf den Beinen hat. „Gleichviel! sagie der Graf.' „Ihre Landwehr! Schuster, Schnei der, Vetter Handschuhmacher! Alles ver heira'hete Leute! sagte der, welcher bereits gesprochen halte. „Und die mit schwerem Herzen in das Felv ziehen! rief der junge Mann, dessen Augen Blitze von sich warfen. Was sa gen Sie da, Herr von Neudors? Und wer kennt Ihre Generäle? „Hmj Ich kenne Ihre Name« picht und wahrscheinlich Keiner in Straß bürg, antivortete der Baron Bergheim. Also was können sie groß feln? „Etwas doch. „Was? „Ehrenfeste, kluge, muthige Leute, Herr Baron! entgegnete Neudorf. „Das sind Kindereien, lieber Herr von Neudorf, versetzte Graf Charrier. War ten Sie es nur ab und Sie werden bald erleben, wie Mac Mahon die süddeutsche Armee aus Frankreich jagt. Nicht wahr, lieber Contarini? „Unzweifelhaft, lieber Baron, unzwei felhaft! antivortete der Marchese. „Ich denke mir, die Deutschen hinaus zujagen, wird unseren braven französischen Generälen ein wahres Kinderspiel sein! bemerkte der Baron lächelnd. „Ich «eine das noch langt nicht! wa> die Antwort des Herrn von Neudors. „In der That, ist das Ihr Ernst? fragil der Graf. „Mein voller Ernst! >! „Nun, das ist gar nicht zu rechtferti gen! Das ist unverzeilich! warf de Graf hin. Nein, mein lieber Freund, die Comödie wird nicht lange dauern. Lassen Sie unsere Armeen nur erst vor gehen und die Preußen werden wie Spreu weggeblasen sein. In zwei Monaten wird ein Orleans in Paris regieren, ich werde zurückkehren dürfen, man wird mir für meinen Eifer Dank wissen und zum Ii). Oktober d. 1., meine schöne Mar quise, hoffe ich Sie und die ganze geehrte Gesellschaft hier in meinem pariser Holel empfang.« und bewirthen zu können. „Angeliommen! riefen sämmtliche' An- Ihre Meinung: Wie denken Sie über die Kriegsgeschichten? „Meine Herren, erwiederte Contarini, ich denke, in acht Tagen befindet sich kein deutscher Soldat mehr auf elsässischem Boden. „Und in sechs Wochen sehen wir uns in Berlin wieder. „Ganz recht. „Und rechnen Sie denn die beiden an deren Armeen nicht? fragte Neudorf, der kaum seine Ungeduld zurückhalten konnte. „Die beiden anderen Armeen? fragte der Baron und fetze gleich darauf hinzu, die haden eben so wenig zu bedeuten, wie die Südarmee. Sind wir erst in Berlin, so werden die depvssedirten Fürsten wieder eingesetzt, Greußen beschnitten und der Mrgnk t!e l!>nn(!e!>0lir? wird eine Wahrheit oder man müßte sich denn mit Gewalt verblenden wollen, um zu glau ben, daß diese Choucroutlfresser, diese Biersäufer unsrre an Wein gewöhnte Truppen schlagen werdf«, „Die« annehmen, wäre reine Thorheit! sagte der Marquis. „Aber glauben Sie wirklich, meine Herren, fragte die Marquise, daß wi? Ende September i» Berlin sein können? „Ganz gewiß, rief der Baryn, „Die Wintersaiso» werden wir in Ber lin verleben! setzte der Graf in sehr siche rem Tone hinzu. Und an Festlichkeiten wird es der Kaiser da nicht fehlen lassen! Der Herr von Neudorf machte eine so bestige Bewegung der Ungeduld, daß sie dies Mal bemerkt wurde. „Wie Herr von Neudorf, Sie zweifeln noch daran? fragte ker Baron von Berg heim. „Wie sollte ich nicht daran zweifeln, Herr Baron? antwortete der junge Mann. Haben Sie vergessen, daß der Kronprinz von Preußen bei Weißenburg und Wörth Mac Mahon mit feiner ganzen Armee vernichtet hat? Was sprechen Sie da- MaeMahon würde die Deutschen hinaus fegen? Mac Mahon's Armee suchen Sie vergeblich. Man wtlß weder wo er, noch wo seine Armee geblieben ist. Wie können Sie wohl glauben und an nehmen, Ihre Landsleute würden ln vier Wochen stegreich bis Berlin marschiren, während Sie doch sehen, daß sie von den „Bis jetzt, behaupte ich, hat man noch keine so wesentlichen Fehler gemacht, setzte der Marqnil! hinzu; sehen Sie nur die Dinge etwas genauer an. Ihre deutsche Armeen sind bunt zusammengewürfelte zwuugen marschiren und lieber heut wie morgen »ach Hause gingen. Dazu ihre anderthalb und zweijährige Dienstzeit — sind? Der Baron biß sich in die Lippe. „Ich bin derselben Ansicht! versetzte Herr von Neudorf. „Bester Neudorf, Sie schwärmen, be merkte der Graf in versöhnlichem, freund schaftlichen Ton. Weshalb zum Teufel widersprechen Sie uns denn in allen un seren Hoffnungen? fast mögte is, sagen in unseren Ueberzeugungen Sind Sie »er preußischen Regierung mehr? „Ich bin ein mein Herr, antwortete Neudors. Ich wünsche gewiß sehr, in wein Vaterland zurückkehren zu können, aber nimmermehr um den Preis, es durch die Franzosen gedemülhigt zu sehen. Alle machten eine Bewegung dtS Er ! staunens. Nummer 33. „O, mißverstehen Sie mich nicht! sulir der deutsche Edelmann sehr heftig fort. Ich habe, wie so mancher Helo der Frei heit, von Willkühr und Despotie gelit ten; mein Vater und mein Bruder fielen bei Langensalza als brave Hannoveran.-r; ich hielt es für meine Pflicht, den meinem König Georg geschworenen Eid zu hal ten. In Contumaciam verurtheilt kann ich heut nicht gut in mein V Uerlaiid zu rückkehren, weil ich trotz der von König Wilhelm erlassenen Amnestie doch immer ein Gegenstand der Ucberwachung seitens der preußischen Regierung bleiben würde. Mit einem Worli'lch bin heut ruinirt. Mich hat die preußische R»gierung oder ein mit derselben verbundenes Gouverne ment also wahrlich nicht bezahlt, noch be stochen. „Und dennoch, bemerkte der Baron etwas höhnisch, wünschen Sie deren Triumph. „Herr Baron, fuhr der deutsche Edek mann fort, Ich wünsche, daß die deutschen Armeen siegen. Ja, Ich gestehe es! Wenn meine Interessen mich auch auf die Seite der Feinde meines Vaterlandes stellen, so ist mein Herz doch mit den braven unver gleichttchen Söhnen meines großen Vol kes, die in anmaßender Weise angegriffen, mit Energie und Muth jede Schmach von ihrem Vaterlande abhalten. Das werden Sie doch zugeben müssen, daß uiiser» teutschen Armeen den Krieg in unsterb,- licher Weist begonnen haben „Ab, Herr von Ntudvrs? rief die Marquise. „Verzeihen Sie «ir, Frau Marquift; aber wenn m«in Wunsch, mein Vaterland wiederzusehen, auch sehr groß ist.'so müßte die« doch auf einem anderen Wege ge schehen als aus dem, der von deutschem Blut, durch Franzosenhand vergossen, b«. schmutzt wär». „So also, fiel ihm der Baron in'S Wort, daß, wenn Sie sich zufällig aus einem Schlachtfelde befänden, wo sich Deutscht und Franzosen gegenüberstän den „Wenn ich mich in diese«, Augenblick zwischen Mar Mahon und dem Kron prinzen von Preußen befände und ich sollte für eintn von beiden Partei ergrei fen, antwortete der Hannoveraner, so würde ich bestimmt nicht lang« ln Zweifel sein. Nein, bestimmt nicht langes Ich würde auf Stile» meiner Landsleute kämpfen! Ein titftS Schweigen, welches davon ein Zeugniß war, daß sich All« sehr genirt fühlten, empfing dieft in so »ntrgischcrn Tone abgrgtbent unerwartett Antwort dtS flüchtigen dtutschen Edelmanns. Der Letztere halte sich erHobe«, grüßte nach tinandtr die Marquist unv die Herren und sagt« dann, indem er nach seiner Uhr sah „Entschuldigt,, Sit mich gütigst, Mtiri» Herlschaften, daß ich Sie so plötzlich ver lasse, aber ich erwarte in dieftr Stundt Jemand in meiner Bthaufung; habt auch tine Menge Britft zu fchrtibt» und er warte mit Sehnsucht «inen Brief aus Wien. "Wir sehen uns also morgen Nachmit tag, Herr von Neudors? fragt« dtr Mar chese Contarini schnell. „Zuverlässig, Herr Marquis, antwor tete der junge Mann und grüßte zum letz ten Male. Danach sich nochmals verbeugend, ver ließ er das Zimmer, stieg die Treppe hin unter und verschwand bald im Schattin tinrr je«er tngtn Straßen, an dtntn Straßburg so reich ist. Seit dtr schnellen Verabschiedung de» HannoverantrS haltt kein»r mehr ein Wort gesprochen. „Meine Herren, sagte plötzlich der Baron Bergheim, ich glaubt für die Zu kunft wkd tS gut ftin, uns in Gegen ! wart des HannoverantrS vorstchtigtr zu äußern. „Es ist die« auch meint Ansicht! setzt» Gras Charrier hinzu. „Das geuügt nicht! bemerkte dtr Mar chtst Contarini mit halbltistr Stimmt. „Was? sragtt tiritr dtr anderen Herren, die bisher an der Conversation nicht Thtil genommtn. „Neudorf verräth uns! „Wir? ritftn sämmtliche Anwesende. „Ich sage Ihne«! Neudorf verräth uns! wiederholte Contarini mit fester Stimme. Ich kann darüber keine mater iellen Beweist btibringen, aber an mor alijchrn Beweisen stintS Vtrrath» fehlt t« wahrlich nicht. Er hält zu dtn DtutfchtN. Ich will Ihnen in dlestr Be;iehung etwa« mitthtiltn. was ich bishtr zögertt, Ihn«» zu sagen. Ich weiß aus bester Ouelle, daß Herr von Neudorf schon zwtl Mal im Be griff stand, nach Drutschland zurückzukth rtn und in dit dtutscht Armt« rlnzutre t«n. „Ihr Wort daraus! sagt« dtr Baron. (Aiehe vierte Gelte.)
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