(gvrts'tzuig von de» nsten Seite.» „Vüie, Sie diese Waffe i» Mei ner Hand," bemerkte Röder. „Sie lönnr» stc hinreißend sehen." Arthur dengle sich eiiras vom über, um ten Dolch genauer zu betrachten. „Ich lenne ihn nicht," enlgtginte er. „Slnill behaupte«, ihn an» Ihrer Hand empfangen zu haben. Er hat mit ihm den Mordversuch aus den Polizelcommissär Wallis gemacht." Arthurs Auge war wieder völlig ruhig. „Sinell kann dies nicht behauptet ha ben, weil es nicht wahr ist. Ich habe ihm nie einen Dolch gegeben." Röder legte den Dolch in die Schublade seines Arbeitstisches. „Sowohl Sie wie Ihr Bruder sind be< reits vor mehreren Jahren tn Frankreich wegen betrügerische» BankerottS bestraft/ fuhr er fort, indem er Arthur scharf im Auge behielt. Er glaubte zu bemerken, daß das Gesicht desselben noch blässer wurde. „Wir sind nie bestraft," entgegueie de. Gefangene. „Sie hatten damals den Namen Lop pin noch nicht angenommen, sondern hie ßen Perret." Arthur holte etwas tiefer Athem. „Wir haben nie einen anderen Namen geführt. Loppin ist der Name unsere« Vater»." „Ihr Vater hieß Perret; den Name» Loppin haben Sie von Ihrem Onkel an genommen, der Ihnen sein Vermöge» hinterließ. Derselbe starb plötzlich auf el> ner Reise." Arthur« Auge glitt durch das gtmmei hin, als suche er nach einem Rettung» mittel. Er zögerte mit der Antwort, leicht! Schweißperlen traten auf seine Stirn Woher wußte Röder dies? Wußte er nock mehr? Diese Fragen mochten sich in ihn aufdrängen. „Sie antworten mir nicht?" bemerkt! Röder. „Was soll ich antworten? Sie haller mir Sachen vor, von denen ich nicht« weiß. Sie könnten ebensogut behaupten ich hätte noch zehn andere Namen geführt Ich kann nur wiederholen, daß ich nie ei nen anderen Namen als den meines Va ters geführt, daß ich nie einen Onkel be erbt habe. Entweder hoffen Sie mich durcl diese Vorhaltungen in Widersprüche z> verwickeln oder Sie sind damit selbst salscl berichtet." „Sie besitzen cine außerordentlich dreist Art und Weife im Leugnen. Sie sehe, doch, daß ich üb.r früheres Leben ge n.ui unterrichtet b ' weiß auch, daj Sie Sinell veraniap. vaben, die Fabri in Brand zu stecken und den Eommissä zu ermorden. Mit Ihrem Brnder un' Ihrer Frau haben Sie die Brandstifiunj sorgfältig berathen und vorbereitet. Wen del w»rde aus der Arbeit entlassen, u» auf ihn den Verdacht werfen zu können Sie haben ausgesagt und beschworen, da Wendel eine Drohung gegen sie auSgesto Ben—auch das ist eine Unwahrheit. Ih Gespräch mit Wendel hatte einen Ohren zeugen, der keine Drohung gehört hat Sie hatten von diesem Zeugen sreiltö keine Ahnung. Sie reisten ins Bad, un jeden Verdacht von sich fern zu halten Sie gaben Ihren Arbeitern in einem ent fernten Lokale einin Ball, damit sie de brennenden Fabrik nicht zu Hülfe eile» könnten, Sie suchten den Polizeicommissä Arthur hatte sich mit der Rechten au den Tisch gestützt, er schien dieser Stütz! zu bedürfen. Er hatte während Röder« Worte indeß auch Zeit gewonnen, sich zr fassen. „Soll ich vielleicht auch hierauf ant> Worten?" fragte er mit fast spöttischen «Ja." „Dann kann ich nur erwidern, daß vor Allem dem nicht ein einziges Wort wah> ist. Es klingt wie ein Märchen, das sicl Jemand mit Mühe ersonnen." „Die» Märchen stammt aus dem Mund, JhreS Mitschuldigen Sinell!" rief Ri der. „Er hat seine Schuld offen bekannt hat gestanden, daß er das Feuer in de> Fabrik angelegt, daß er Wallis zu ermor den versucht hab», allein er sei zu beider durch Sie und Ihren Bruder veranlaßt Er hat ein volles und offenes Geständnis abgelegt." Arthur blieb ruhig. Er schien längs errathen zu haben, daß Sinell Alles ein> gestanden. „Sinell hat das nicht gesagt," entgeg> »et« er. „Er hat es gestanden," rief Röder un> willig. „Hier, in diesen Acten ist fein Ge ständniß zu Protokoll genommen. Jr Gegenwart mehrerer Zeugen hat er All« gestanden." „Dann ist er durch dieselbe Behand> l»ng, über welche ich bereits geklagt habe bis zum Wahnsinn getrieben und sein, Phantasie hat Sachen erfunden, die durch, „Glauben Sie, daß er sich selbst be schuldigt haben würde, wenn er sich nichj schuldig fühlte?" „Ein Wahnsinniger weiß nick«, was ei thut." »Er ist nicht wahnsinnig," fuhr Röder fort. „Es sind so viele Beweis- gegen Si« vorhanden, daß dies das letzte Verhör ist, welches ich mit Ihne» vornehme. Ich werde die Untersuchung schließen und die Acten dem Staatsanwalt übergeben. Den Weg der milderen Beurtheilung haben Sie sich selbst abgeschnitten. Ich habe nicht über Sie zu richten, allein wenn je t« meiner langiährigt» Thätigkeit als Un- tersuchlingsiichter vie Schuld eine« Ver brechikS unzweifelhaft erwiesen ist, so ist es t>e Ihrige!" Aithur hatte die Lippe» fest aufeinan der gepreßt. Sein Auge glühte. „Noch bin ich nicht vtruriheill! Sie ha ben lein Recht, mich einen Veibrecher zu nennen! Sie sind so wenig allwissend wie irgend ein andrer Mensch, Sie können irren, wie Tausende vor Ihnen geirrt ha ben. E« ist schon mehr als ein Unschuldi ger veruriheilt, selbst zum Tode verurthellt und nach lahren stellte stch seine Unschuld unzweifelhaft heraus. Haben die Richter da nicht auch in voller Ueberzeugung, daß er schuldig sei, geurlheiit? und doch ha ben sie geirrt. Sie nannien den Verur theiiien einen Leugner, der keine Milde verdiene, und doch halte er nichts weiter gesprochen als die Wahrheit, denn er war unschuldig! Die Zeit wird einst auch auskiären, wer all diese Un wahrheiten gegen mich und meinen Bru der ersonnen hat." „Bringen Sie den Gefangenen in seine Zelle zurück!" befahl Röder dem Gericht«- diener. Arthurs Gestalt zitterte leise. Er schien noch sprechen zu wollen, allein seine Lip pen blieben fest geschlossen. Einen flüchti gen, aber drohenden Blick warf er aus Röder, dann schritt er der Thür zu. Sein Gang war nichi mehr so fest und sicher wie früher; all seine Hoffnung schien er zurückgelassen zu haben. — Um dieselbe Zeit fuhr ein Wagen vor dem Hause des Polizeidirektor« vor. Ein junger, elegant gekleideter Herr sprang aus demselben und trat in dc« Haus ein. Er überreichte einem Diener eine Karte und während dieser dieselbe feinem Herrn überbrachte, schritt der Fremde in dem Empfangszimmer, in welches er eingetre ten war, langsam aus und ab. Es war eine hübsche, fesselnde Erscheinung. Dunk les, lockiges Haar bedeckte den Kopf, ein kleiner zierlicher Schnurbart die Oberlip pe, durch das goldene Lorgon blickten ein Paar sehr lebhafte Augen. Die Gestalt des jungen Mannes war kaum mittelgroß und fast zierlich gebaut, allein sicher in jeder ihrer Bewegungen. Ihr Gang hatte etwas Elastisches. Nach wenigen Minuten trat der Poll zeidirekior in das Zimmer ein, der Fremd« eilte ihm entgegen und stellte sich selbst al« „Ich komme mit einer Bitte," fügte ei hinzu. „Das französische Gefängnißwefe» soll resormirt werden und ich bin von de, Regierung beaustragt, das deutsche Ge fängnißwefen zu beachten und darübei Erfahrungen zu sammeln. Wir wissen daß die Deutschen in dieser Beziehung weiier vorgeschritten sind als wir und e< ist gewiß nicht unbillig, wenn wir ihn Erfahrungen uns zu Ruhen zu mache» wünschen. Ich weiche mich deshalb, ohn, daß ich den Weg durch unfern Gesandter wähle, direkt an Sie mit der Bitte, mii die Besichiung der hiesigen Gefängnisse z» gestatten. Erlauben Sie mir zuvor, Ih nen ein Schreiben des Direktor der Pari ser Gefängnisse zu überreichen, welches stch auf meine Mission bezieht." In sicherer, fließender Weife hatte ei diese Bitte ausgesprochen. Der Pollzeidirektor nöthigte ihn zum Niedersipen und ließ sich selbst ihm über auf einem Stuhle nieder, während er das ihm überreichte Schreiben flüchtig durchlas. „Ich werde Ihren Wunsch mit dem größten Vergnügen e/füllen," entgegnete er. „ES kann uns ja nur angenehm sein, wenn Sie von unseren Einrichtungen eine so guie Meinung haben, daß Sie dieselben der Nachahmung werth halten. Der Fremde verbeugte stch artig. „Sind Sie selbst bei einem Gefängnisse angestellt?" fragte der Direktor, um das Gespräch fortzusetzen. „Erst seit kurzer Zeit," gab Laporte lä chelnd zur Antwort. „Ich verdanke die Ehre meiner Misston auch nicht meinem Verdienste, sondern dem Umstände, daß ich der deutschen Spracht ziemlich mächtig bin." „Ist dies kein Verdienst?" warf der Pollzeidirektor ein. „Für mich eigentlich nicht. Ich hatte eine deutsche Mutter und habe aus einer deutschen Universität ein Jahr lang siu dlrt. Ich bin also eigentlich halb ein Deutscher." „JhrerSprache nach sind Sie es ganz," fuhr der Direktor fort. „Ich kenne die Schwierigkeiten, welche eine fremde Spra che bereitet, nur Wenige überwinden sie vollständig. Auch ich wac zwei Jahre lang in Paris als GesandtschaftSfeeretär, es ist freilich schon lange her und das Fran zösisch, welche« ich in der Zeit gelernt, habe ich ziemlich wieder vergessen." „Ah, dann gestatten Sie mir, alte Er innerungen in Ihnen wieder wachzuru fen!" rief der Fremde in leichtem, ge wandten französisch. „Es bedarf für da« Gedächtniß ja oft nur eine« bekannten Lautes und e« erhält sofort seine alte Treue und Frische wieder." Der Direktor ging auf die Unterhalt ung in französischer Sprache ei«. E« war ihm angenehm, zeigen zu können, daß er sich noch immer mit Gewandtheit au«zu drücken verstand. Er war ja im Geheimen stolz auf riefe Kenntniß und ließ nicht leicht ein« passende Gelegenheit vorüber gehen, sie zu zeigen. Länger als sonst sein« Gep>ohnheit war, dehnte er die Unterhaltung «ms. Die Erinnerungen an die französische Hauptstadt stiegen in aller Frische in ihm wieder auf und der junge Fremde war mit den Verhältnissen der Seinestadt sehr Er plünderte mit jener Leichtigkeit, in der die Franzose» Meister sind, und ver stand es in geschickter Weise, Schmeiche leien sür ei» deutsches Ohr einzuflechten. „Wir leben mehr als die Deutschen," sprach er, „allein die Deutschen denken über das Leben mehr nach und sammeln Erfahrungen, wo wir in lustigem Taumel uns mit hinreißen lassen. Wollen wir deshalb unsere Kenntnisse bereichern, so bleibt Deutschland stets die Quelle, aus der wir schöpfen und es wird uns dies Schöpfen durch die Liebenswürdigkeit der Deutschen so leicht gemacht, daß wir Tho ren wären, wenn wir versuchen wollten, dasselbe Resultat durch eigenes Forschen zu erreichen. Wir würden viel Zeit da durch verlieren und dennoch stets zurück bleiben, denn es fehlt uns die zähe Gründ lichkeit, die der Deutsche besitzt." Der Direktor suchte dies Com'pliment er ziemlich dieselbe Ansicht hatte. „Ich glaube, Sie ihun sich selbst Un- Blut in Ihren Adern fließt, werden Sie die Borzüge beider Nationen in sich ver einen." s „Oder ihre Fehler!" fiel Laporte la > chend ein. „Man trifft dies Letztere we ! nigstens häufiger an.—Doch ich habe Ihre ! Zeit und Liebenswürdigkeit schon zu lange in Anspruch genommen," fuhr er stch er ! hebend fort. „Ich bin Ihnen sür die Ge > Währung meiner Bitte zu größtem Danke > verpflichtet. Wenn ich doch überall ein . solches bereitwilliges Entgegenkommen k fände!" > „Ich erfülle damit nur eine angenehme > Pflicht," entgegnete der Direktor. „Ich > wurde Sie mit Vergnügen selbst durch c das Gefängniß führen, es ist mir indeß > unmöglich, heule oder morgen so viel Zeit i zu erübrigen." „Ich könnte dies Opfer auch nicht an > nehmen," bemerkte Laporte. „Sehr lieb t würde es mir fein, wenn ich heute noch j das Gefängniß durchwandern könnte, da i ich nur ganz kurze Zeit hier bleibe." e „Verfügen Sie über die Stunde, die Ihnen am Besten paßt. Ich werde Ihnen - einige Zeilen an den Gefängnißinfpektor e mitgeben. Derselbe wird jedem Ihrer i Wünsche nachkommt» und Sie mit der größten Bereitwilligkeit umhersühren." r Der Polizeidirektor kehrte sür wenige > Minuten in sein Zimmer zurück und r brachte dem jungen Fremden dann das - versprochene Schreiben. r Mit bestem Danke empfing dieser das , selbe. z „Ich würde glücklich sein, wenn ich Ihre S Freundlichkeit einst erwiedern könnte," e fügte er hinzu. i „Wer weiß, wer weiß!" rief der Direk e tor heiter. „Ich habe die Hoffnung »och , nicht aufgegeben, Paris einmal wiederzu r sehen und wäre es nur, um mich In der i sranzöstschen Sprache wieder etwas aufzu - frischen. Laporte sagte ihm über seine Gewandt i heit in der französischen Sprache noch eine Schmeichelei und entfernte sich dann, r Ohne Säumen fuhr er zu dem Gefäng nisse. Der Inspektor empfing ihn weniger i freundlich als der Polizeidirektor. Es - schien ihm namentlich nicht sehr angenehm > zu sein, daß der Direktor ihm empfohlen I hatte, den jungen Mann selbst umherzu führen, nur dle Bemerkung, daß der i selbe von der französischen Regierung ! geschickt sei, um die deutschen Gefäng. , nisse kennen zu lernen, flößte ihm einige» > Respekt ein. t Er war eine mehr düstere und schroffe Naiur, welche eine Zeit nöthig, halte, ehe sie einem Fremden gegenüber austhaute, i Er ging von dem Grundsatze aus, sind > die Franzosen in dem Gefängnißwesen zurück, so mögen sie durch eigene Versuche . sich fortzuhelfen suchen, Anderen dle > Weisheit an den Fingern abzusehen ist > keine Kunst, allein dieser junge Mann j war ihm durch den Polizeidirektor so warm empfohlen, daß er diesen Grundsatz nicht durchführen konnte. Laporte bot Alles auf, um ihn für stch zu gewinnen. Er plauderte so unbefangen ! und heiter, bewunderte die einfachsten Einrichtungen, pries die Ordnung und Sauberkeit, welche in dem Gefängnisse > herrschte und schwor, daß er eine gleiche Sauberkeit noch in keinem Gefängnisse > gefunden habe. Die Gesichtszüge des Inspektors wur den freundlicher. Die Schmeichelei war > zu geschickt angebracht, als daß er sie nicht sür Wahrheit hätte halten sollen. l „ES ist mein Beruf, hier auf Ordnung zu sehen," entgegnete, „und wer e» ehrlich meint, hat sein Beruf lleb. Ich versehe diesen Posten bereits seit einer Reihe von lahren und hoffe, auf ihm zu sterben, denn ich wünsch« mir keinen andern." Der junge Franzose wußte ihn immer l gesprächiger zu stimmen, der Inspektor i gab sogar einige alle Anekdoten zum Be sten, was er sonst nnr Freunden gegen über that. Bis in das Einzelnste erkundigte sich Laporte nach den Einrichtungen, nach den Pflicht«» der Wärter, nach der Controle und nach dem Nachtdienste. Er fragte, »ie oft die Gefangen,» bx«,chtej würden, und über Alle» gab ihm der Inspektor bereitwillig Auskunft. Sie besuchten di, ArbeitSsäle und die einzelnen Zellen. „Haben Sie auch solche Gefangene hier, yselche in Untersuchungshaft fitzen?" fragte Laporte. „Gewiß. Eine zieuxiche Huxahl." „Sind denn Zellen ebenso eingerichtet?" forschte der junge Franzose weiter. Der Inspektor gab ihm die gewünschte Aufklärung. „Ich werde Ihnen auch die Räume zeigen, in welchen die Untelsuchungsge fangenen sitzen," fügte er Hinz». „Es be finden sich sogar zwei Ihrer Landsleute „Zwei Franzosen?" fragte Laporte überrascht. „Zwei Brüder, Namens Loppin," gab der Inspektor zur Antwort und erzählte mit kurzen Worte», welches Vergehens sich dieselben schuldig gemacht hatten. „Loppin Loppin?" wiederholte der Fremde halb für sich, als wolle er seinem Gedächtnisse zu Hülfe kommen. „Der Name ist mir nicht unbekannt. Es ist mir, als ob ich mit einem Manne dieses Na mens bereits zusammengetroffen wäre und doch kann ich mich nicht entsinnen wo und wann. Sind es zwei ältere Männer?" „Nein," erwiederte der Inspektor und gab das ungefähre Alter der beiden Brü der an. „Es sind ein paar gefährliche Menschen, welche dem Wächter besonders viel zu schaffen machen, weil ihnen alles zuzutrauen ist," fügte er hinzu. „Nun, au« diesen Mauern kann so leicht Niemand entkommen," bemerkte La- Porte. „Die Mauern sind auffallend dick, jede« Fenster ist stark verzittert, selbst in den Essen befinden sich eiserne Gitter, wie Sie mir gezeigt haben." „Haha! für einen schlauen Verbrecher ist nichts unmöglich!" warf der Inspektor ein. „Die Gitter in den Essen sind metne Erfindung. Es war mir ein Gefangener durch die Esse entschlüpft, da habe ich auch auf diesem Wege ein kleines Hinderniß anbringen lassen." Sie traten auf den Gang, aus welchen „Hier sitzt der eine Ihrer Landsleuie," bemerkte der Inspektor, auf eine Thür zeigend. „Er hat eine der festesten Zellen. Hier Ist er gut aufgehoben." Der Fremde schob die in der Thür be findliche und zur Beobachtung dienende Klappe zurück und blickte in die Zelle. „Ich kenne ihn nicht," sprach er, „ich kann ihn freilich nicht deutlich sehen. In die Zelle selbst könne» wir wohl nicht tre ten?" „Weshalb nicht?" entgegnete der In spektor. „Ich bin ja selbst dabei, ich muß Sie nur bitten, kein Wort mit dem Ge fangenen zu sprechen. Bei denen, welche in Unlersuchungshast sich befinden, ist dies nicht gestattet." „Ich weiß," entgegnete der Fremde. „Bei uns herrscht de,selbe Befehl. Aan muß mit den Unlersuchungsgefangene» doppelt vorsichtig sein." Der Inspektor rief den Wärter herbei und ließ die Thür ausschließen. „In Frankreich sißen die Untersuch- Raume," sprach der junge Mann laut, Indem er mtt dem Inspektor in die Zelle trat. Es war die Zelle Arthurs. Der Gefangene hatte in sich versunken auf dem hölzernen Schemel dagesessen bei dem Laute dieser Stimme zuckte er zu sammen und seine dunkeln Augen blickten rasch auf, sie begegneten denen des Frem den. Nur eine halbe Secunde lang ruh ten beider Augen ineinander, dann schritt gitterte Fenster" „Die Einrichtung ist hier ebenso wie In den übrigen Zellen," sprach er. „Genau dieselbe," entgegnete der In spektor. Der Fremde zog ein Schnupftuch aus der Tasche und ließ es fallen wie aus Versehen. Leicht und rasch bückte er sich und hob es wieder empor. Diese Beweg niederlegte. Der junge Mann pochte noch mtt der Hand an die Mauer, um sich von der Dicke und Festigkeit derselben zu überzeu gen und verließ dann, ohne einen weite ren Blick auf de» Gefangenen zu werfen, die Zelle. „Kennen Sie ihn?" fragte der Infpek tor, als die Thür «teder verschlossen war. „Nein, es Ist mir ein durchaus fremdes Gesicht, übrigens ist dasselbe nicht uninte ressant. Werden die UnterfuchungSgesan genen nicht beschäftigt?" „Netn, sie brauchen nicht zu arbeiten, das haben sie vor den übrigen Gefangenen voraus." „Ein trauriges Vorrecht," warf Laporte ein. „Ich halte es für eine noch härtere Strafe, gänzlich ohne Arbeit zu fetn, oder wird ihnen solche gewährt, wenn sie es wünschen?" „Wenn sie es verlangen, ja. Es kommt tudeß selten vor. Die Meisten haben hin länglich mit ihren Gedanken zu thun, um zu überlegen, wie sie die Verurthetlung von sich abwenden und der verdienten Strafe entschlüpfen können." Auf den Gängen waren schon einige ! Lichter angezündet. Der junge Fremde reichte dem Inspek tor die Hand zum Abschiede und zum Danke. „Erlauben Sie mir," sprach er, „daß ich in meinem Berichte über das Gefängniß wefen Ihre Anstalt und Ihren Namen ganz besonder« hervorhebe, ich habe nir- Ueber das Gesicht des Inspektors glitt ein genugthuendkS Lächeln. „Ich thue nur meine Pflicht, mehr nicht," entgegnete er. „Habe ich ein Ver dienst, so ist e« da«, daß ich gewissenhaft bin." „Sie sind zu bescheiden," warf der Fremde ein, „doch das wahre Verdienst ist stet« bescheiden. Würden Sie unter sehr günstigen Bedingungen in den Dienst der französischen Regierung treten, um Frankreichs Gefängnisse nach deutschem Mujier einzurichten?" Das Gesicht de» Inspektor« erröthete. An eine solche Möglichkeit hattl fr nie gedacht, die Ehre verwirrte ihn fast „Ich bin schon zu alt, um noch tn einen fremden Boden verpflanzt werden zu kön- > „Sie sind noch außerordentlich rüstig. Ueberlegen Sie sich mein Anerbieten. Die näheren Bedingungen und den Gehalt bestimmen Sie, ich übernehme die Ver pflichtung, daß Ihre Wünsche erfüllt wer den sollen. Tüchtige Leute werden bei uns auch tüchtig bezahlt. Darf tch Ihnen t» dieser Angelegenheit schreibe» oder Sie selbst wieder besuchen, wen» meine Zelt es gestattet?" „Bitte bitte," erwiederte der Inspek tor, in dessen Kopse schon stolze Pläne auftauchten. „Es wird mich aufrichtig freuen, wenn Sie mir die Ehre Ihre« Besuches erweisen." Der Fremde drückte ihm zum Zeichen de« Einverständnisses die Hand. Sie schie den, wie zwei Freund« scheiden. (Fortsetzung folgt.) Kriegslist. Müller: Sag mal, wat macht denn Deine Olle, die sieht man jar nicht mehr, sonst fuhr sie ja immer wie der Deibel in der janzen Stadt hernm? Schultz»! Die habe tck mir jetzt »ach eene janz neue Manier häuslich jemacht. Müller: Wie hast de denn da« ange fangen? Schultze: Sie hat een falsche« Jebisse, und da trage ick nun schon lange heimlich ihr Jebisse in die Tasche herum ohne Zähne jinge se vor ihr Leben nich au«, erjo, bleibt sie zu Hanse. Einer der gelungensten Coups der Pa riser Commune war ohne Zweifel derje nige, der den Weibern und Kindern der gefallenen Patrioten, gleichviel, ob legitim oder nich», ein lahrgeld ausgesetzt. Die Weiber erhalten, wie schon erwähnt, 60V Fr., dteKinder perKopf bis zum 13.Jahr 3Lü Fr. Eine Wittwe mit K Kindern wird auf diese Weife eine recht nette Ren tiere; bekommt sie wirklich, was ihr die Commune zuerkennt, so hat sie 280 V Fr. jährlich zu verz.'hren. Seitdem soll die schönere Hälfte namentlich der Vorstadt bevölkerung einen wahrhaft glühenden KriegSeifer entwickelt haben. Die Weiber führen ihre tapferen Gefponfe selbst bis an die Thore und sorgen, daß sie nicht unterwegs einkehren, sondern löwenmu thig ins Feld rücken. Wer da zögert, wird von hundert kräftigen Frauenkehle» denn ste secundiren sich gegenseitig als Memme gebrandmarkt. Nenes Möbel - Geschäft Peter^Zsa»st, Union Restauration, 3IS Latkawanna Avenue. Seranton, 24. No». !87tt. Hauer Lt Wanke, Grocericc» und Proviiwuen, Mainstraße, Hhde Park, neben dem Hotel des Herrn George Gräber. lassen. 3»ap3 Jakob Hauer. I Friedrich Wanke. Fühler S 5 Locher, Weinen nnd Liqnören, sche Lokal in lunmore übernommen und halten, nebst vorzüglichem Bier, stets eine reiche Auswahl der besten Weine und Liquöre vorräthig, zu deren Inspektion sie ein verehrtes Publikum freundlichst einladen. Alle Aufträge werden pünkt lich ausgeführt. liimz7l Peter Fühler. > Wm. Locher. Gregor» A Snover. Lcke lAckinvaiina u. I>enn Seranton. Pa., haben das großartigste Lager von Schnnpf-, Kan- Rauch Taback, Cigarre», Pfeife», und Alles in dieses Fach einschlagende, was in einem Geschäfte erster Klasse gefunden werden > fä»u. ! 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