Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 11, 1871, Page 4, Image 4

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    (gvrts'tzuig von de» nsten Seite.»
„Vüie, Sie diese Waffe i» Mei
ner Hand," bemerkte Röder. „Sie lönnr»
stc hinreißend sehen."
Arthur dengle sich eiiras vom über, um
ten Dolch genauer zu betrachten.
„Ich lenne ihn nicht," enlgtginte er.
„Slnill behaupte«, ihn an» Ihrer Hand
empfangen zu haben. Er hat mit ihm den
Mordversuch aus den Polizelcommissär
Wallis gemacht."
Arthurs Auge war wieder völlig ruhig.
„Sinell kann dies nicht behauptet ha
ben, weil es nicht wahr ist. Ich habe ihm
nie einen Dolch gegeben."
Röder legte den Dolch in die Schublade
seines Arbeitstisches.
„Sowohl Sie wie Ihr Bruder sind be<
reits vor mehreren Jahren tn Frankreich
wegen betrügerische» BankerottS bestraft/
fuhr er fort, indem er Arthur scharf im
Auge behielt. Er glaubte zu bemerken, daß
das Gesicht desselben noch blässer wurde.
„Wir sind nie bestraft," entgegueie de.
Gefangene.
„Sie hatten damals den Namen Lop
pin noch nicht angenommen, sondern hie
ßen Perret."
Arthur holte etwas tiefer Athem.
„Wir haben nie einen anderen Namen
geführt. Loppin ist der Name unsere«
Vater»."
„Ihr Vater hieß Perret; den Name»
Loppin haben Sie von Ihrem Onkel an
genommen, der Ihnen sein Vermöge»
hinterließ. Derselbe starb plötzlich auf el>
ner Reise."
Arthur« Auge glitt durch das gtmmei
hin, als suche er nach einem Rettung»
mittel. Er zögerte mit der Antwort, leicht!
Schweißperlen traten auf seine Stirn
Woher wußte Röder dies? Wußte er nock
mehr? Diese Fragen mochten sich in ihn
aufdrängen.
„Sie antworten mir nicht?" bemerkt!
Röder.
„Was soll ich antworten? Sie haller
mir Sachen vor, von denen ich nicht«
weiß. Sie könnten ebensogut behaupten
ich hätte noch zehn andere Namen geführt
Ich kann nur wiederholen, daß ich nie ei
nen anderen Namen als den meines Va
ters geführt, daß ich nie einen Onkel be
erbt habe. Entweder hoffen Sie mich durcl
diese Vorhaltungen in Widersprüche z>
verwickeln oder Sie sind damit selbst salscl
berichtet."
„Sie besitzen cine außerordentlich dreist
Art und Weife im Leugnen. Sie sehe,
doch, daß ich üb.r früheres Leben ge
n.ui unterrichtet b ' weiß auch, daj
Sie Sinell veraniap. vaben, die Fabri
in Brand zu stecken und den Eommissä
zu ermorden. Mit Ihrem Brnder un'
Ihrer Frau haben Sie die Brandstifiunj
sorgfältig berathen und vorbereitet. Wen
del w»rde aus der Arbeit entlassen, u»
auf ihn den Verdacht werfen zu können
Sie haben ausgesagt und beschworen, da
Wendel eine Drohung gegen sie auSgesto
Ben—auch das ist eine Unwahrheit. Ih
Gespräch mit Wendel hatte einen Ohren
zeugen, der keine Drohung gehört hat
Sie hatten von diesem Zeugen sreiltö
keine Ahnung. Sie reisten ins Bad, un
jeden Verdacht von sich fern zu halten
Sie gaben Ihren Arbeitern in einem ent
fernten Lokale einin Ball, damit sie de
brennenden Fabrik nicht zu Hülfe eile»
könnten, Sie suchten den Polizeicommissä
Arthur hatte sich mit der Rechten au
den Tisch gestützt, er schien dieser Stütz!
zu bedürfen. Er hatte während Röder«
Worte indeß auch Zeit gewonnen, sich zr
fassen.
„Soll ich vielleicht auch hierauf ant>
Worten?" fragte er mit fast spöttischen
«Ja."
„Dann kann ich nur erwidern, daß vor
Allem dem nicht ein einziges Wort wah>
ist. Es klingt wie ein Märchen, das sicl
Jemand mit Mühe ersonnen."
„Die» Märchen stammt aus dem Mund,
JhreS Mitschuldigen Sinell!" rief Ri
der. „Er hat seine Schuld offen bekannt
hat gestanden, daß er das Feuer in de>
Fabrik angelegt, daß er Wallis zu ermor
den versucht hab», allein er sei zu beider
durch Sie und Ihren Bruder veranlaßt
Er hat ein volles und offenes Geständnis
abgelegt."
Arthur blieb ruhig. Er schien längs
errathen zu haben, daß Sinell Alles ein>
gestanden.
„Sinell hat das nicht gesagt," entgeg>
»et« er.
„Er hat es gestanden," rief Röder un>
willig. „Hier, in diesen Acten ist fein Ge
ständniß zu Protokoll genommen. Jr
Gegenwart mehrerer Zeugen hat er All«
gestanden."
„Dann ist er durch dieselbe Behand>
l»ng, über welche ich bereits geklagt habe
bis zum Wahnsinn getrieben und sein,
Phantasie hat Sachen erfunden, die durch,
„Glauben Sie, daß er sich selbst be
schuldigt haben würde, wenn er sich nichj
schuldig fühlte?"
„Ein Wahnsinniger weiß nick«, was ei
thut."
»Er ist nicht wahnsinnig," fuhr Röder
fort. „Es sind so viele Beweis- gegen Si«
vorhanden, daß dies das letzte Verhör ist,
welches ich mit Ihne» vornehme. Ich
werde die Untersuchung schließen und die
Acten dem Staatsanwalt übergeben. Den
Weg der milderen Beurtheilung haben
Sie sich selbst abgeschnitten. Ich habe nicht
über Sie zu richten, allein wenn je t«
meiner langiährigt» Thätigkeit als Un-
tersuchlingsiichter vie Schuld eine« Ver
brechikS unzweifelhaft erwiesen ist, so ist
es t>e Ihrige!"
Aithur hatte die Lippe» fest aufeinan
der gepreßt. Sein Auge glühte.
„Noch bin ich nicht vtruriheill! Sie ha
ben lein Recht, mich einen Veibrecher zu
nennen! Sie sind so wenig allwissend wie
irgend ein andrer Mensch, Sie können
irren, wie Tausende vor Ihnen geirrt ha
ben. E« ist schon mehr als ein Unschuldi
ger veruriheilt, selbst zum Tode verurthellt
und nach lahren stellte stch seine Unschuld
unzweifelhaft heraus. Haben die Richter
da nicht auch in voller Ueberzeugung, daß
er schuldig sei, geurlheiit? und doch ha
ben sie geirrt. Sie nannien den Verur
theiiien einen Leugner, der
keine Milde verdiene, und doch halte er
nichts weiter gesprochen als die Wahrheit,
denn er war unschuldig! Die Zeit wird
einst auch auskiären, wer all diese Un
wahrheiten gegen mich und meinen Bru
der ersonnen hat."
„Bringen Sie den Gefangenen in seine
Zelle zurück!" befahl Röder dem Gericht«-
diener.
Arthurs Gestalt zitterte leise. Er schien
noch sprechen zu wollen, allein seine Lip
pen blieben fest geschlossen. Einen flüchti
gen, aber drohenden Blick warf er aus
Röder, dann schritt er der Thür zu. Sein
Gang war nichi mehr so fest und sicher
wie früher; all seine Hoffnung schien er
zurückgelassen zu haben. —
Um dieselbe Zeit fuhr ein Wagen vor
dem Hause des Polizeidirektor« vor. Ein
junger, elegant gekleideter Herr sprang
aus demselben und trat in dc« Haus ein.
Er überreichte einem Diener eine Karte
und während dieser dieselbe feinem Herrn
überbrachte, schritt der Fremde in dem
Empfangszimmer, in welches er eingetre
ten war, langsam aus und ab. Es war
eine hübsche, fesselnde Erscheinung. Dunk
les, lockiges Haar bedeckte den Kopf, ein
kleiner zierlicher Schnurbart die Oberlip
pe, durch das goldene Lorgon blickten ein
Paar sehr lebhafte Augen. Die Gestalt
des jungen Mannes war kaum mittelgroß
und fast zierlich gebaut, allein sicher in
jeder ihrer Bewegungen. Ihr Gang hatte
etwas Elastisches.
Nach wenigen Minuten trat der Poll
zeidirekior in das Zimmer ein, der Fremd«
eilte ihm entgegen und stellte sich selbst al«
„Ich komme mit einer Bitte," fügte ei
hinzu. „Das französische Gefängnißwefe»
soll resormirt werden und ich bin von de,
Regierung beaustragt, das deutsche Ge
fängnißwefen zu beachten und darübei
Erfahrungen zu sammeln. Wir wissen
daß die Deutschen in dieser Beziehung
weiier vorgeschritten sind als wir und e<
ist gewiß nicht unbillig, wenn wir ihn
Erfahrungen uns zu Ruhen zu mache»
wünschen. Ich weiche mich deshalb, ohn,
daß ich den Weg durch unfern Gesandter
wähle, direkt an Sie mit der Bitte, mii
die Besichiung der hiesigen Gefängnisse z»
gestatten. Erlauben Sie mir zuvor, Ih
nen ein Schreiben des Direktor der Pari
ser Gefängnisse zu überreichen, welches
stch auf meine Mission bezieht."
In sicherer, fließender Weife hatte ei
diese Bitte ausgesprochen.
Der Pollzeidirektor nöthigte ihn zum
Niedersipen und ließ sich selbst ihm
über auf einem Stuhle nieder, während
er das ihm überreichte Schreiben flüchtig
durchlas.
„Ich werde Ihren Wunsch mit dem
größten Vergnügen e/füllen," entgegnete
er. „ES kann uns ja nur angenehm sein,
wenn Sie von unseren Einrichtungen
eine so guie Meinung haben, daß Sie
dieselben der Nachahmung werth halten.
Der Fremde verbeugte stch artig.
„Sind Sie selbst bei einem Gefängnisse
angestellt?" fragte der Direktor, um das
Gespräch fortzusetzen.
„Erst seit kurzer Zeit," gab Laporte lä
chelnd zur Antwort. „Ich verdanke die
Ehre meiner Misston auch nicht meinem
Verdienste, sondern dem Umstände, daß
ich der deutschen Spracht ziemlich mächtig
bin."
„Ist dies kein Verdienst?" warf der
Pollzeidirektor ein.
„Für mich eigentlich nicht. Ich hatte
eine deutsche Mutter und habe aus einer
deutschen Universität ein Jahr lang siu
dlrt. Ich bin also eigentlich halb ein
Deutscher."
„JhrerSprache nach sind Sie es ganz,"
fuhr der Direktor fort. „Ich kenne die
Schwierigkeiten, welche eine fremde Spra
che bereitet, nur Wenige überwinden sie
vollständig. Auch ich wac zwei Jahre lang
in Paris als GesandtschaftSfeeretär, es
ist freilich schon lange her und das Fran
zösisch, welche« ich in der Zeit gelernt,
habe ich ziemlich wieder vergessen."
„Ah, dann gestatten Sie mir, alte Er
innerungen in Ihnen wieder wachzuru
fen!" rief der Fremde in leichtem, ge
wandten französisch. „Es bedarf für da«
Gedächtniß ja oft nur eine« bekannten
Lautes und e« erhält sofort seine alte
Treue und Frische wieder."
Der Direktor ging auf die Unterhalt
ung in französischer Sprache ei«. E« war
ihm angenehm, zeigen zu können, daß er
sich noch immer mit Gewandtheit au«zu
drücken verstand. Er war ja im Geheimen
stolz auf riefe Kenntniß und ließ nicht
leicht ein« passende Gelegenheit vorüber
gehen, sie zu zeigen.
Länger als sonst sein« Gep>ohnheit
war, dehnte er die Unterhaltung «ms.
Die Erinnerungen an die französische
Hauptstadt stiegen in aller Frische in ihm
wieder auf und der junge Fremde war
mit den Verhältnissen der Seinestadt sehr
Er plünderte mit jener Leichtigkeit, in
der die Franzose» Meister sind, und ver
stand es in geschickter Weise, Schmeiche
leien sür ei» deutsches Ohr einzuflechten.
„Wir leben mehr als die Deutschen,"
sprach er, „allein die Deutschen denken
über das Leben mehr nach und sammeln
Erfahrungen, wo wir in lustigem Taumel
uns mit hinreißen lassen. Wollen wir
deshalb unsere Kenntnisse bereichern, so
bleibt Deutschland stets die Quelle, aus
der wir schöpfen und es wird uns dies
Schöpfen durch die Liebenswürdigkeit der
Deutschen so leicht gemacht, daß wir Tho
ren wären, wenn wir versuchen wollten,
dasselbe Resultat durch eigenes Forschen
zu erreichen. Wir würden viel Zeit da
durch verlieren und dennoch stets zurück
bleiben, denn es fehlt uns die zähe Gründ
lichkeit, die der Deutsche besitzt."
Der Direktor suchte dies Com'pliment
er ziemlich dieselbe Ansicht hatte.
„Ich glaube, Sie ihun sich selbst Un-
Blut in Ihren Adern fließt, werden Sie
die Borzüge beider Nationen in sich ver
einen."
s „Oder ihre Fehler!" fiel Laporte la
> chend ein. „Man trifft dies Letztere we
! nigstens häufiger an.—Doch ich habe Ihre
! Zeit und Liebenswürdigkeit schon zu lange
in Anspruch genommen," fuhr er stch er
! hebend fort. „Ich bin Ihnen sür die Ge
> Währung meiner Bitte zu größtem Danke
> verpflichtet. Wenn ich doch überall ein
. solches bereitwilliges Entgegenkommen
k fände!"
> „Ich erfülle damit nur eine angenehme
> Pflicht," entgegnete der Direktor. „Ich
> wurde Sie mit Vergnügen selbst durch
c das Gefängniß führen, es ist mir indeß
> unmöglich, heule oder morgen so viel Zeit
i zu erübrigen."
„Ich könnte dies Opfer auch nicht an
> nehmen," bemerkte Laporte. „Sehr lieb
t würde es mir fein, wenn ich heute noch
j das Gefängniß durchwandern könnte, da
i ich nur ganz kurze Zeit hier bleibe."
e „Verfügen Sie über die Stunde, die
Ihnen am Besten paßt. Ich werde Ihnen
- einige Zeilen an den Gefängnißinfpektor
e mitgeben. Derselbe wird jedem Ihrer
i Wünsche nachkommt» und Sie mit der
größten Bereitwilligkeit umhersühren."
r Der Polizeidirektor kehrte sür wenige
> Minuten in sein Zimmer zurück und
r brachte dem jungen Fremden dann das
- versprochene Schreiben.
r Mit bestem Danke empfing dieser das
, selbe.
z „Ich würde glücklich sein, wenn ich Ihre
S Freundlichkeit einst erwiedern könnte,"
e fügte er hinzu.
i „Wer weiß, wer weiß!" rief der Direk
e tor heiter. „Ich habe die Hoffnung »och
, nicht aufgegeben, Paris einmal wiederzu
r sehen und wäre es nur, um mich In der
i sranzöstschen Sprache wieder etwas aufzu
- frischen.
Laporte sagte ihm über seine Gewandt
i heit in der französischen Sprache noch eine
Schmeichelei und entfernte sich dann,
r Ohne Säumen fuhr er zu dem Gefäng
nisse. Der Inspektor empfing ihn weniger
i freundlich als der Polizeidirektor. Es
- schien ihm namentlich nicht sehr angenehm
> zu sein, daß der Direktor ihm empfohlen
I hatte, den jungen Mann selbst umherzu
führen, nur dle Bemerkung, daß der
i selbe von der französischen Regierung
! geschickt sei, um die deutschen Gefäng.
, nisse kennen zu lernen, flößte ihm einige»
> Respekt ein.
t Er war eine mehr düstere und schroffe
Naiur, welche eine Zeit nöthig, halte, ehe
sie einem Fremden gegenüber austhaute,
i Er ging von dem Grundsatze aus, sind
> die Franzosen in dem Gefängnißwesen
zurück, so mögen sie durch eigene Versuche
. sich fortzuhelfen suchen, Anderen dle
> Weisheit an den Fingern abzusehen ist
> keine Kunst, allein dieser junge Mann
j war ihm durch den Polizeidirektor so warm
empfohlen, daß er diesen Grundsatz nicht
durchführen konnte.
Laporte bot Alles auf, um ihn für stch
zu gewinnen. Er plauderte so unbefangen
! und heiter, bewunderte die einfachsten
Einrichtungen, pries die Ordnung und
Sauberkeit, welche in dem Gefängnisse
> herrschte und schwor, daß er eine gleiche
Sauberkeit noch in keinem Gefängnisse
> gefunden habe.
Die Gesichtszüge des Inspektors wur
den freundlicher. Die Schmeichelei war
> zu geschickt angebracht, als daß er sie nicht
sür Wahrheit hätte halten sollen.
l „ES ist mein Beruf, hier auf Ordnung
zu sehen," entgegnete, „und wer e» ehrlich
meint, hat sein Beruf lleb. Ich versehe
diesen Posten bereits seit einer Reihe von
lahren und hoffe, auf ihm zu sterben,
denn ich wünsch« mir keinen andern."
Der junge Franzose wußte ihn immer
l gesprächiger zu stimmen, der Inspektor
i gab sogar einige alle Anekdoten zum Be
sten, was er sonst nnr Freunden gegen
über that.
Bis in das Einzelnste erkundigte sich
Laporte nach den Einrichtungen, nach den
Pflicht«» der Wärter, nach der Controle
und nach dem Nachtdienste. Er fragte,
»ie oft die Gefangen,» bx«,chtej würden,
und über Alle» gab ihm der Inspektor
bereitwillig Auskunft. Sie besuchten di,
ArbeitSsäle und die einzelnen Zellen.
„Haben Sie auch solche Gefangene hier,
yselche in Untersuchungshaft fitzen?" fragte
Laporte.
„Gewiß. Eine zieuxiche Huxahl."
„Sind denn Zellen ebenso eingerichtet?"
forschte der junge Franzose weiter.
Der Inspektor gab ihm die gewünschte
Aufklärung.
„Ich werde Ihnen auch die Räume
zeigen, in welchen die Untelsuchungsge
fangenen sitzen," fügte er Hinz». „Es be
finden sich sogar zwei Ihrer Landsleute
„Zwei Franzosen?" fragte Laporte
überrascht.
„Zwei Brüder, Namens Loppin," gab
der Inspektor zur Antwort und erzählte
mit kurzen Worte», welches Vergehens
sich dieselben schuldig gemacht hatten.
„Loppin Loppin?" wiederholte der
Fremde halb für sich, als wolle er seinem
Gedächtnisse zu Hülfe kommen. „Der
Name ist mir nicht unbekannt. Es ist mir,
als ob ich mit einem Manne dieses Na
mens bereits zusammengetroffen wäre und
doch kann ich mich nicht entsinnen wo und
wann. Sind es zwei ältere Männer?"
„Nein," erwiederte der Inspektor und
gab das ungefähre Alter der beiden Brü
der an. „Es sind ein paar gefährliche
Menschen, welche dem Wächter besonders
viel zu schaffen machen, weil ihnen alles
zuzutrauen ist," fügte er hinzu.
„Nun, au« diesen Mauern kann so
leicht Niemand entkommen," bemerkte La-
Porte. „Die Mauern sind auffallend dick,
jede« Fenster ist stark verzittert, selbst in
den Essen befinden sich eiserne Gitter, wie
Sie mir gezeigt haben."
„Haha! für einen schlauen Verbrecher
ist nichts unmöglich!" warf der Inspektor
ein. „Die Gitter in den Essen sind metne
Erfindung. Es war mir ein Gefangener
durch die Esse entschlüpft, da habe ich auch
auf diesem Wege ein kleines Hinderniß
anbringen lassen."
Sie traten auf den Gang, aus welchen
„Hier sitzt der eine Ihrer Landsleuie,"
bemerkte der Inspektor, auf eine Thür
zeigend. „Er hat eine der festesten Zellen.
Hier Ist er gut aufgehoben."
Der Fremde schob die in der Thür be
findliche und zur Beobachtung dienende
Klappe zurück und blickte in die Zelle.
„Ich kenne ihn nicht," sprach er, „ich
kann ihn freilich nicht deutlich sehen. In
die Zelle selbst könne» wir wohl nicht tre
ten?"
„Weshalb nicht?" entgegnete der In
spektor. „Ich bin ja selbst dabei, ich muß
Sie nur bitten, kein Wort mit dem Ge
fangenen zu sprechen. Bei denen, welche
in Unlersuchungshast sich befinden, ist dies
nicht gestattet."
„Ich weiß," entgegnete der Fremde.
„Bei uns herrscht de,selbe Befehl. Aan
muß mit den Unlersuchungsgefangene»
doppelt vorsichtig sein."
Der Inspektor rief den Wärter herbei
und ließ die Thür ausschließen.
„In Frankreich sißen die Untersuch-
Raume," sprach der junge Mann laut,
Indem er mtt dem Inspektor in die Zelle
trat. Es war die Zelle Arthurs.
Der Gefangene hatte in sich versunken
auf dem hölzernen Schemel dagesessen
bei dem Laute dieser Stimme zuckte er zu
sammen und seine dunkeln Augen blickten
rasch auf, sie begegneten denen des Frem
den. Nur eine halbe Secunde lang ruh
ten beider Augen ineinander, dann schritt
gitterte Fenster"
„Die Einrichtung ist hier ebenso wie In
den übrigen Zellen," sprach er.
„Genau dieselbe," entgegnete der In
spektor.
Der Fremde zog ein Schnupftuch aus
der Tasche und ließ es fallen wie aus
Versehen. Leicht und rasch bückte er sich
und hob es wieder empor. Diese Beweg
niederlegte.
Der junge Mann pochte noch mtt der
Hand an die Mauer, um sich von der
Dicke und Festigkeit derselben zu überzeu
gen und verließ dann, ohne einen weite
ren Blick auf de» Gefangenen zu werfen,
die Zelle.
„Kennen Sie ihn?" fragte der Infpek
tor, als die Thür «teder verschlossen war.
„Nein, es Ist mir ein durchaus fremdes
Gesicht, übrigens ist dasselbe nicht uninte
ressant. Werden die UnterfuchungSgesan
genen nicht beschäftigt?"
„Netn, sie brauchen nicht zu arbeiten,
das haben sie vor den übrigen Gefangenen
voraus."
„Ein trauriges Vorrecht," warf Laporte
ein. „Ich halte es für eine noch härtere
Strafe, gänzlich ohne Arbeit zu fetn, oder
wird ihnen solche gewährt, wenn sie es
wünschen?"
„Wenn sie es verlangen, ja. Es kommt
tudeß selten vor. Die Meisten haben hin
länglich mit ihren Gedanken zu thun, um
zu überlegen, wie sie die Verurthetlung
von sich abwenden und der verdienten
Strafe entschlüpfen können."
Auf den Gängen waren schon einige
! Lichter angezündet.
Der junge Fremde reichte dem Inspek
tor die Hand zum Abschiede und zum
Danke.
„Erlauben Sie mir," sprach er, „daß ich
in meinem Berichte über das Gefängniß
wefen Ihre Anstalt und Ihren Namen
ganz besonder« hervorhebe, ich habe nir-
Ueber das Gesicht des Inspektors glitt
ein genugthuendkS Lächeln.
„Ich thue nur meine Pflicht, mehr
nicht," entgegnete er. „Habe ich ein Ver
dienst, so ist e« da«, daß ich gewissenhaft
bin."
„Sie sind zu bescheiden," warf der
Fremde ein, „doch das wahre Verdienst
ist stet« bescheiden. Würden Sie unter
sehr günstigen Bedingungen in den Dienst
der französischen Regierung treten, um
Frankreichs Gefängnisse nach deutschem
Mujier einzurichten?"
Das Gesicht de» Inspektor« erröthete.
An eine solche Möglichkeit hattl fr nie
gedacht, die Ehre verwirrte ihn fast
„Ich bin schon zu alt, um noch tn einen
fremden Boden verpflanzt werden zu kön- >
„Sie sind noch außerordentlich rüstig.
Ueberlegen Sie sich mein Anerbieten. Die
näheren Bedingungen und den Gehalt
bestimmen Sie, ich übernehme die Ver
pflichtung, daß Ihre Wünsche erfüllt wer
den sollen. Tüchtige Leute werden bei
uns auch tüchtig bezahlt. Darf tch Ihnen
t» dieser Angelegenheit schreibe» oder Sie
selbst wieder besuchen, wen» meine Zelt es
gestattet?"
„Bitte bitte," erwiederte der Inspek
tor, in dessen Kopse schon stolze Pläne
auftauchten. „Es wird mich aufrichtig
freuen, wenn Sie mir die Ehre Ihre«
Besuches erweisen."
Der Fremde drückte ihm zum Zeichen
de« Einverständnisses die Hand. Sie schie
den, wie zwei Freund« scheiden.
(Fortsetzung folgt.)
Kriegslist.
Müller: Sag mal, wat macht denn
Deine Olle, die sieht man jar nicht mehr,
sonst fuhr sie ja immer wie der Deibel in
der janzen Stadt hernm?
Schultz»! Die habe tck mir jetzt »ach
eene janz neue Manier häuslich jemacht.
Müller: Wie hast de denn da« ange
fangen?
Schultze: Sie hat een falsche« Jebisse,
und da trage ick nun schon lange heimlich
ihr Jebisse in die Tasche herum ohne
Zähne jinge se vor ihr Leben nich au«,
erjo, bleibt sie zu Hanse.
Einer der gelungensten Coups der Pa
riser Commune war ohne Zweifel derje
nige, der den Weibern und Kindern der
gefallenen Patrioten, gleichviel, ob legitim
oder nich», ein lahrgeld ausgesetzt. Die
Weiber erhalten, wie schon erwähnt, 60V
Fr., dteKinder perKopf bis zum 13.Jahr
3Lü Fr. Eine Wittwe mit K Kindern
wird auf diese Weife eine recht nette Ren
tiere; bekommt sie wirklich, was ihr die
Commune zuerkennt, so hat sie 280 V Fr.
jährlich zu verz.'hren. Seitdem soll die
schönere Hälfte namentlich der Vorstadt
bevölkerung einen wahrhaft glühenden
KriegSeifer entwickelt haben. Die Weiber
führen ihre tapferen Gefponfe selbst bis
an die Thore und sorgen, daß sie nicht
unterwegs einkehren, sondern löwenmu
thig ins Feld rücken. Wer da zögert, wird
von hundert kräftigen Frauenkehle»
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Zu recht zahlreichem Besuch ladet! seine ind
WilheSutTellL ans
2»7 Pcnn Avenue, Seranton Pa.
Wilhelm Hensel, Eigen.hi-mer.
Hndem Nnterzeichnkter die Uebernabme obigen
Hotels sowodl dem liieliaen wie auswärtigen Pu
hlikum hiermir anzeigt, giebt er dir Versicherung
daß er sich bestreben wird, seine Gäste stets ree
und pünktlich zu bedienen.
(lspö) Svm. Henlel.
M. Noll,
Prnn Avciliic, Srranto», P».,
Weine, Liquöre, Nittels.
Tr n e
9f71 Mathias Noll.
Minnich s Salon,
An'unich.
ootts
Wcttt- uud Bier-Wtrtbscl>a t.
Münster bewohnten Vokale, eine Wirthschaft eröff
net hat und ladet Alle freundlichst zum Be>u >
ein. Getränke frisch nnd Speisen schmailhast.
(UsS) ilharleS Ochs.
ChaS. H. Schadi,
Restanration,
Elke Wyoming Ave. und Eommereial Allev,
hält stets die besten Weine, Bier, Ale > >id ander
Getränke, sowie Zigarren.
Auf seine Nestauration erlaubt er sich beson
ders aufmerksam zu machen, »lustern auf jede
Art iiibereitct! Gesellschaften uud gamilien ner
den in Privatzimmern ZtdB
uud
das einschlagenden Arbeiten angefer
tigt oder reparirt. 25nö
Andreas Schön.
Lackawanna Haus
Ehas. Tropp, Prop'r.
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