Jahrgang tt. vi Peuushldauische etaatSzeitunq, Siönoi lioi IS, rschst! ledia Donnerstag, nd kostet <2.11(1 pn lah, zahlbar tanrrbald br Jahres, und Z.Sd verfluß de Jahrgang. Einzelne Srrmplaren, G Ernt per Stück. tili Sahscrlpitcwn wrrdrn für rnlgrr Ii ftch Monaten angenommen; auch kann Niemand da Blatt abbestellen. di alle Rück- Hände bezahlt find. MM U dt brcsse einer Zeitung zu ver ändern, muß an die alle lowohl als auch dt n ue Adresse mittheilen. te größte verbreit. ßientlailon drr,,P - ns, I vanisch e Otäais-Zeltllnfl" Ni Daiiphln Sonnt, IS großer als die irgend einer anderen in Har rtsturg druckten drntschen oder englischen Zei tung. Sic dielet desbatd die beste Gelegenheit, Unze igen in diesem Theile des Siaatc eine m Verbreitung zu erschaffen. Ikv IniM'nt llliUivii. 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Wenn sich dann legt die Hand anf's Herz, AIS wollt sie heilen dort den Schmerz? Kennst du das Wort „Heimweh' ge nannt ? Es scheint so leicht es auszusprechen, Wcr's wirklich kennt, der hält nicht Stand? Den, will dabei das Herz fast brechen z Der hat das theure Hcimathland Und seinen Werth erst jetzt erkannt. Und wen das Land, das uns gebore, Mit Sorg' und Kummer überhäuft, Wenn wir das Liebste dort verloren. Und Allcb mis zu drohen däncht. So ist doch immer Herz und Sinn Gewandt dem theuren Lande hin. Auch wenn dasLand. in dem wir leben, Reichthum und Schätze uS gewährt, lind Alles giebt, lvonach wir streben Und wir in ihm sind hochgeehrt - Dem Vaterland bleibt Licv' nnd Treu' In linsen Herten ewig neu. Zum Vaterland steht noch ein Geist, Wenn niis schon naht die letzte Etnndc, Durchstreift dann noch vergang ne Zeit, lind flammend klingt's von unsrem Munde: Leb wohl, leb wohl mein Vaterland, Dei war ich ganz mit Herz und Hand. /e u 111 el o 1. Die Haiderosen. Novelle von -HanS Tbaraii. VIII. (Fortschung.) Herr von Brachhoff halte ihn von seiner eisten Unterredung a keines Wortes gcwürdigf, wohl tviißlc Harald aber, daß er in heftigster Weise seiner Stiefschwester opponirt hatte, als diese jhm die Milthciliiiig machte, daß seine Hoffnungen anf Lora vergeblich und diese sich mit Harald verlobe werde. Die ganzeWulH dcsßclcidigtcn wand te sich aber gegen Harald selbst, und er erklärte, wie nnr die Rücksicht für seine Schwester ihn davon zurückhalte, den Kranken sofort vor die Thüre zu setzen. Daß ihm ein solches Verfahren aber nicht möglich sei, so lange seine Besitz nahme von -Hans Haidcrodc noch nicht gesetzlich bestätigt, wußten die in solchen Dingen unerfahrenen Frauen nalürlich nicht. Die Tcslaiiicnlscrösfnnng war wegen -Haralds Erkrankung anfgcschobcn wor den, jetzt wartete er diese mir ab, m zn sehen, wie sich die Verhältnisse der Witt we und ihrer Töchter gestalteten. Lei der fand sich alles so ziemlich, wie Herr von Brachhosf es vorausgesagt. Die in seinen -Händen befindlichen Papiere wiesen genügend ans. daß das Gut ei gentlich lange schon in seinen Besitz übergegangen war. Die sehr bescheidene Rente, welche den .Hinterbliebenen zufiel, konnte nicht im entferntesten ausreiche, ihr Verbleiben anf Haus -Haidcrode, anch unter den günstigsten Verhältnisse, zn ermögli chen, von Tilgung einer so schweren Schuld gar nicht zu rede. Es blieb nichts übrig, als letztere in einen Vcr kanfsakt iiizmvandcln. durch welchen das Gut in den rechtmäßigen Besitz des Herrn von Brachhoffs überging. Noch einmal spielte dieser freilich den Großmüthige und bot seiner Schwester nnd Lisa eine Zufluchtsstätte bci sich an; allein die Freifrau lehnte das Anerbie ten anf das bcslimnilestc dankend ab. ES gibt Menschen, von denen cincWohl that anzniichmcn diese in die härteste Strafe verwandelt, nnd Frau von Hai dcrodc dankte es dem theuern Entschla fenen, daß er durch eine kleine aber unantastbare Rente sie insofern unab hängig gestellt, daß sie eine eigene, wenn anch bescheidene Häuslichkeit grün den konnten. Lora nahm es als selbstverständlich nn, daß Mutter nnd Schwester ihr i die cncHeimat folgte oder wenigstens dort ganz in ihrer Nähe sich ihr neues kleines Heim gründete, und es kostete sie nianchtThräiiederEnttäiischnng, als dieser Plan bci den Ihrigen nicht durch drang. Ihre Mutter schculc bci ihrer großen Kränklichkeit eine ltcbcrsicdclnng in cm nördlicheres, im Winter jedenfalls rau heres Klima, und Lisa stimmte ihr voll ständig bei. Daß aber Harald es eben falls that, ahm Lora fast als eine per sönliche Kränkung auf, nd er hatte Mühe, siezn überzeuge, ivic es bci ihm nichtMangcl anNücksicht für ihrcWün schc, noch Hintansetzung dessen, was sie beglückte, Ivas ihn den Ansichten der Mutter beipflichten ließ. To schied er von Haut Haiderode in dem b.stimmtest Btkdußksein, nie wieder dessen Schwelle zu überschreiten, denn che er zur Hochzeit zurückkehrte, sollte die Ucbersicdclnng der Freifrau mit ih ren Töchtern in eine nahe Provinzial stadt stattfindsn. Seltsam nnd wehmüthig zugleich mochte cS dem jungen Manne zn Mu the sein, als er, nachdem er sich von sei ner weinenden Braut losgerissen nnd von Lisa einen stillen -Händedruck em pfange, zum lctztcnmalc auf das Haide land zurückschallte, Ivo die Würfel sei nes Schicksals in so iviindcrbarer Weise gefallen. Damals, vor ungefähr an derthalb Jahren, als er in frischem In gcndmiilhc zum ersten Male diese Gc gend betteten, lag sie in purpurner Blü tcnpracht vor ihm ausgebreitet, ein un bekanntes gelobtes Land voll Glanz und Sonnenschein; jetzt zog er im Morgen grauen eines rauhen Märztagcs von daniic, nd grau und lichtlos und todt streckte sich die dürre Haide vor ihm aus; sollte Blüte nd Sonnenschein je seinem Leben zurückkehren? Wie dem anch sei, eins gelobte er sich vor Gottes Angesicht, ihrem Le ben sollte, so weit es in seiner Macht lag, der Sonnenschein nicht fehlen, der holden Mädchenrosc, die ihm ihre Liebe geschenkt, die er in wenig Monaten sein Weib nennen würde, ihr Lcbcnsglück durfte nicht darunter leide, daß sein eigenes Schiffbruch gelitten, er wollte i ihr ein treuer Gatte nnd Hüter sein. Und Harald hielt, was er gelobt. Auch seine Ellcr erfuhren niemals das Geheimnis; seiner ersten Liebe. Sie gaben freudigen Herzens ihre Zustim mung zn seiner Verbindung mit der Tochter des alten Freundes, und als er seine holde junge Frau in ihr Haus führte, da war des alten Paares höch ster und letzter Wunsch erfüllt, nnd Lo ras warmes kindliches Wesen machte sie bald zn ihrem Liebling, ihrer -Herzens freude. Wohl schien es ihnen, als sei von sei ncrVcrhciralhnng an eine Veränderung mit ihrem Sohne vorgegangen, er war so viel stiller und ernster als früher, der Ucbcrgang vom Jüngling zum Manne schien bci ihm ei so plötzlicher zu sein; doch seine Frau ivar so lebhaft und heiter, daß seine Zurückhaltung weniger auffiel. UcbcrdicS ruhten viele cnc Pflichten nnd Verantwortlichkeiten anf ihm. denn seines Valcrs Kränklichkeit hatte diesen gezwungen, sich vollständig vom thäti gen Lebe zurückzuziehen und die Ver waltung sciiierGülcrgänzlich denSoh ne zu überlasse. A den dazu erfor derlichen Mitteln fehlte es hier freilich nicht, und anch Loras Dasein Ivar reich an äußerem Schmuck und Glanz. Es war. als könne ihr Mann nicht genug thun, mit ihre leisesten Wünsche zu erfüllen, als gehe sei ganzes Bestre ben darauf ans, sie mit allem dem zu milgcbcii, was ihr -Herz begehrte. Fcr erstehende ladcttcii bisweilen die, wie sie es anffasitcn, z große Verwöhnung der jungen Frau seitens ihres Mannes, und selbst die Lora wie ihr eigenes Kind liebenden Schwiegereltern fürchteten zu weilen im Slillcii, die zn große Nach giebigkeit möchte auf die Dauer von schädlicher Wirkung sein. Allein sie ließe den Sohn gewähren, er miißle seine Fron am besten kenne und z be urtheile wissen, inwiefern seine.Hand lungsweise ihr zuträglich oder nicht. lind der Erfolg gab ihnen und ihm Recht. War Lora in der ersten Zeit ihrer Ehe noch manchmal cttvaS kindisch, und geneigt, heftig—und in ihrer Heftigkeit, wie das nicht anders möglich, selbstsüch tig zu sein, ihres Mannes Glcichmnlh, der ernste traurige Ausdruck, mit wel chem er ihre Unvernunft hiniPhni. straf te sie weit mehr, als wenn er sie heftig getadelt hätte, und der jedesmalige Wunsch, nie wieder jenen wehmüthige Blick in seine Augen zn sehe, gab ihr einen Antrieb zur Selbstbeherrschung, wie es eine harte Rüge nie gethan. Als sich im Lailfe der Jahre Kinder einstellte, blieb i de Augen der Welt dem junge Paare nichts zu wünschen übrig, und wenn -Harald seine Fra an blickte. umgeben von der holden blond köpsigcn Schaar, dann konnic er mit vollem Herze Gott danken, nicht nur. daß es ihm gclniigc sei, Lora glücklich zu machen, sondern selbst Glück nnd Befriedigung durch sie zn finden. Und nie ciiips-nid er dies mehr, als wen er seine Fian. wie das alle zwei bis drei Jahre vorkam, ans eine Zeit entbehrte, während welcher sie anf kür zer oder länger zum VcKich bci ihrer Mutter nnd Schwester weilte. Das lange Krankcnlcbci! der Freifrau dehnte sich bis zni hohe Aller ans, doch es war ein s.hr friedliches nd glücklichis zu licniic. nnd ihre Leiden nahmen im Lanse der Jahre eher ab als zn. wen ihr anch die Bcwegungsfähig keil nach wie vor geraubt blieb. Wenn sie auch den Verlust des Fa milicnbcsitzcs nicht verschmerzte, so war doch für sie, die ja immer a ihr Zim mer gefesselt war, die Entbehrung des Landlebens weniger fühlbar, und der Aufenthalt in einer Stadt, wo sie meh rere alte Jugendfreunde besaß, bot ihr mancherlei Interessen niid Annehmlich keiten Für Lisa loa das Veliassri, der Hai de ungleich schwerer gewesen, ttnsäg- lich schwer wurde ihr, der auf dem Lau de Aufgewachsenen, der erste Anfang in der Stadt: erdrückend schienen ihr die engen Räume, traurig das kleine Stadt gärtchen, das ihr nn Wald nnd -Haide ersetzen sollte. Aber sie rang tapfer gegen dicSchwcr iiinth, die sie bisweilen zn überwältigen und mit der selbstlosen Zufrie denheit ihres Gemüths wußte sie anch den cncn Verhältnisse die beste Seite abzugewinnen. Neben der Pflege ihrer Mutter nnd dcrSorgc für den kleinen -Haushalt fand sie hier, wie früher in der Heimat, immer noch Zeit nd Kräfte, Um Armen nd Kranken Trost nnd Hilfe zu spende! Geliebt und bewundert von allen, die ihr nahe traten, bot sich ihr im Laufe der Jahre mehrmals die Gelegenheit, sich zu vcrhcirathe. allein sie lehnte je. desmal mit großer Entschiedenheit ab, ihrer Mutter immer mir die eine Erklä rung gebend: „Ich bleibe lieber bei Dir!" Und Lisa war glücklich. Niemand, der in ihre leuchtenden Augen sah nd auf ihre klare Stirne, konnte daran zwei feln, nnd selbst ihre in ehelichem wie mütterlichem Glücke strahlende Schwe ster hielt, ivas den Eindruck vollkomme ner Befriedigung anbelangte, de Ver gleich mit ihr nicht aas. Trotzdem die Schwestern in ihrer äu ßeren Erscheinung dieselbe seltene Achn lichkcit zn einander bewahrten, die von ihrer Jugend an zu so manchen Ver wechselungen geführt, die Palme der größere Jugendlichkeit mußte der Un vcrhcirathctcn zuerkannt werden. „Ich glaube, selbst miscr alter Vereh rer, Lieutenant von Trübheit, würde uns jetzt niiterschcidcn können, wenn er ns genau durch de Kneifer betrachte te," bemerkte Lora bci einem solchen Aufenthalte, sich selbst und das hinter ihr sichtbare Gesicht ihrer Schwester im Spiegel beschauend! „ich weiß nicht, wie Dn's anfängst. Lisa, aber Du siehst immer ans wie ein klarer See, über de niemals Stürme ziehe, wogegen ich schon verschiedene häßliche Krähenfüße um Augen und Mund aitfznwciscii ha be. Wie kommt das mir ? Wo ich doch viel mehr Grund habe glücklich nnd zufrieden zn sein als Du!" Sic blickte dabei ans zwei ihrer Kin der, die in ihrer Nähe spielten. Den jüngsten Knaben hielt Lisa ans dem Arm, er hatte beide Acrmchcn um ihren' Hals gelegt nd drückte sein rosiges Gesicht an das ihre. „Jiniiicr bc! Tanlc Lisa bleiben," sagte er, „Tante Lisa lieb habe!" „Ja. das ist es," setzte Lora hinzu, „das macht Dich wohl glücklicher als ich. weil alle Leute Dich lieb haben und Du weißt, daßD nie jemanden ärgerst, och nngcdiildig machst, och quälst, wie ich das oft thue. Aber siehst Du, eins fehlt Dir, Lisa; eine Menschen, den Du mehr lieben könntest als alle aiidcrn. eine Mann, den Dn wie keine andere glücklich machen würdest, solch einen Mann hoffe ich immer noch für Dich, wie lein Harald es ist; o Lisa, was wäre ich geworden ohne -Harald! Cr ist es, der mich zn Gott geführt, der mir geholfen hat, mciii migednldiges überiiiülhigcs -Herz zn bezähmen und meinen Willen zn beuge, wenn freilich initiier noch nicht ohne tauche Schwan kungen und Rückfälle! Aber mit mei nem letzten Athemzuge werde ich den Tag segnen, an dem ich -Haralds Weib wurde!" Lisa verbarg ihre feuchten Auge in den Locke des Kindes, und ein stilles Dankgebct flieg ans ihrem Herzen auf zu Dem, der ihr Opfer gnädig angesc hcn hatte. Lora war es sehr hart, daß ihr Man sie bci ihren Besuchen in der Heimat nie begleitete! allein zuerst waren es die Rücksichten für seine alternden Eltern und nach deren Tode vielerlei gcschäft lichc Hindernisse, die es ihm unmöglich machten. Lisa aber erfreute sich an den schrift lichen wie mündlichen Schilderungen ihrer Schwester von seinem thätigen, reich ausgefüllten Lebe, der Liebe und Verehrung, welche seine Untergebenen ihm zollte, nd dem Glück, das er in seinen Kinder nd seiner Hänslichkcit fand. lind wieder, >in Laufe der Zeit, wa ren die Schwestern beisammen, diesmal aber in Trance nd Thränen. Lora hatte ihre jetzt erwachsenen Kin der der Obhut ihres Mannes überlassen und war allein, Tag und Nacht durch reisend, an das Sterbebett der Mutier geeilt. Noch ward es ihr vergönnt, die letzte Pflege mit ihrer Schwester zu theilen, den letzten Segen der Sterbenden zu empfange! dann drang sie mit Auf bietung aller ihrer llcbcrrcdiingSkuust in Lisa, sie in ihre Heimat zu begleite. Aber Lisa blieb fest bci ihrer Ablehnung. „Ich bin zu selbstständig.Lora, und zu alt," sagte sie, „um meine Unabhängig keit aufzugehen." „Zu alt, Lisa! Wie kannst Du das sagen ? Dann müßte ich es ja auch sein, nd davon will ich och nicht wissen, trotz meiner erwachsene Söhne !" „Das ist etwas anderes, eine nhei rathete Frau ist immer jünger, gilt we nigstens dafür, als ein altes Mädchen Aber wir alte Jungfern lieben es da rum doch anch. unser eigenes, wen auch noch so kleines und bescheidenes Heini zn besitzen." „Ja, wen es mir das alte Heim, das alte Haidcrodc wäre! Das ließe ich mir och gefallen!" seufzte Lora. „Das geliebte alte Haidcrod!" wie derholte Lisa mit Thränen in den An gc. „Ich kann Dir nicht sage, Lora, ivic schwer mir der Gedanke ist, daß mi scr liebe Baterhaus so ans einer -Hand in die andere geht!" „Ja, Onkel Brachhosf ist seines Be sitzes nicht lange froh geworden, nd ge wiß mit Recht, denn Harald ist fest überzeugt, daß er des Vaters Arglosig keit mißbrauchte und zn seine Zwecken ausbeutete. Die Folge hat es ja auch erwiesen! Harald glaubt, es müssen böse Geschichten über ihn zur Enthüllung gc kommen sein, sonst hätte er nicht so schnell das Land verlasse: jetzt ist er wohl längst todt!" Die Ankunft eines Brieses unterbrach die Uitterredullg der Schwester. „Von Harald," sagte seine Frau j „ich bin begierig, zu hören, ivaS er auf meine Nachricht antwortet, daß Du Dich im mer noch weigerst, z uns zn ziehen, er wird sich gewiß eben so wenig darein geben wie ich." Sic überflog de Brief, indeß Lisa sich im Nebenzimmer zn thun machte. Plötzlich rief sie: „Lisa, Lisa! komm, o konlm und lies selbst!" nd mit stürzen den Thränen, hinter welchen aber die Freude durchstrahlte, reichte sie ihrer Schwester das Blatt. „Ich begreife wohl Deine Enttäu schung, liebe Lora," hieß es da, „weil unsere Schwester Dir nicht hierher zn uns folgen will j allein ihre Gründe erstehe ich vollkommen, und ihren Wunsch, ihre eigene Unabhängigkeit z bewahren. Doch will mir' scheinen als habe die Zivillingsrosc lange genug hinter städtischen Mauern gelebt, wo sie. ich weiß es. sich niemals heimisch fühle konnte! möchte sie da nicht, wo sie die letzten theuern Kiiidcspflichtcn erfüllt hat, zu ihre Haide zurückkehren, in dort weiter zn schaffen niid wirken unter der cm Generation, wir sie es einst schon als halbes Kind mitcr der alten gethan? Inder bestimmten BoranssctznngDliiier Zustimmung habe ich nämlich in letzter Zeit Schritte gethan, um Hans Haidc rode, dessen letzter Besitzer gestorben, zn erwerben. -Heute früh erfuhr ich endlich positiv, das, mir dieses gelungen, der Kaufvertrag ist abgeschlossen. Haidcrode gehört in s. Da wir aber selbst nicht dort leben können, und miscre Söhne, der eine, indem er hier unser zweites Gut übernimmt, der andere, weil er och zn jung, es nicht, wciiigstcns vor der Hand nicht, übernehmen können, so möchte ich durch Dich unsere liebe Schwe ster bitten, ob sie dies wohl an nnscrer Statt thun will? Land nd Leute sind ihr ja wie keiner anderen bekannt, ihicS Talentes für Geschäftsführung erinnere ich mich noch von früher her, überdies weiß ich schon von einem tüchtigen In spektor, den ich ihr zur Seite stelle kamt, so daß ihr mir die Oberleitung zu fiele, die ihr hoffentlich keine zn große Anstrengung koste wird." Lisas Thränen verhinderten sie, wei ter zn lese! Haidcrode, da geliebte Vaterhaus! Es war ihr wie ei Traum, daß sie dort in der altgewohnten Umge bung schalten und wallen nnd, so es Gott wollte, ihre Tage in Frieden be schließen soll! Und die Hand, ans wel cher sie die schöne Gabe empfing, war ihr ja und blieb bis zum letzten Athem zug die theuerste auf Erde, die. ans wslchcr solch Geschenk cnlgcgenzniieh inen es ihr doppelt wcrthvoll machte. Lora sah ihre Bewegung. „O Lisa!" rief sie und schloß die Schwester in die Arme, „wie bin ich glücklich! Hätte die Mutter das doch noch erlebt!" „Sie weiß es gewiß," sprach Lisa. „Ja, ja. ich glaube es anch," fuhr Lora fort! „und wie wmidcrschöii von Harald, nns beide so zu überraschen! Sieht es ihm nicht ähnlich, dies so in aller Stille abzumache? Und u. wo alle in Ordnung, theilt es uns mit, als verstehe sich von selbst ' „Ich weih kaum, ob es jhm ähnlich sieht," entgegnete Lisa, als ihre Schwe ster eine Antwort zn erwarte schienz „Du vergißt, Lora, Dein Mann ist schwerlich heute mehr ganz derselbe, wie er i meiner Erinnerung lebt; für mich ist er noch immer der Jüngling Harald, wie er damals zum ersten Male zu uns kam." Lora lächelte. „Freilich, ich vergesse immer, daß Ihr Euch in dreißig Jah ren nicht gesehen habt! Da würdest Du allerdings in dem kräftigen, schon etwas ergraute Manne schwer lich den schlanken, gelenkigen Harold von damals wieder erkenne! aber das sage ich Dir. eine Schönheit ist er heute noch, und seine Augen, o, solche blaue Augen gibt es anf der Welt nicht wieder, wie die von Harald! für mich wenigstens," setzte sie mit fast bräntlichcn Erröthcn hinzu. Sie warf dabei einen halb beschäm ten Blick anf Lisa ! doch was hatte sie nur in deren Gesicht gelesen, daß sie so plötzlich stockte und wie gebannt auf sie schanlc? Ja, was man in jahrelangem Rro 40. Verkehr weder sieht noch ahnt, weil mnn die mit bcrdccklen Austen und gchaltc nen Ohren cinhergeht, duzn genügt oft ein einziger blitzartiger Moment! Lora stellte mir eine Frage, an ihre so eben gethane Aeußerung anknüpfend. „O Gott, Lisa, für Dich auch?" nd ohne die Antwort abzuwarten, schloß sie die Schwester in ihre Arme. Und wes halb sollte sie es leugnen, sie. die fast M"fzWhrige? Weshalb nicht der Schwester bekennen, wie auch sie in der N!t, die jetzt so weit hinter beiden lag, de Mann geliebt, de diese so oft als den liebenswerthestc bezeichnet, den edelsten, de besten? Lora mußte die sein, das seltsam oder wunderbar Zu finden! wohl aber staunte sie über sich selbst und aniitc stch ine blinde Egoistin, daß ihr in der Fülle eigenen Glncks nieiiials her Gedanke gekommen, wie ans das geliebte Schwcstcrhcrz der tiefste Schatten gefallen, weil sie selbst im Sonnenscheine stand. (Schluß f01g,.) Gint wichtige Frage hat da Oberacricht in seiner letzten Sitzung ~l Ph ladelphia entschieden. Ei gewisser John Haas hatte sein Le be z Gmte seiner Gatten Christiaiia Haas versichert. Frau Haas starb zu erst snd bald darauf starb auch ihr Gat te. Das Obergcrickit hat nun entschie den, day der Verwalter der Hinterlas cnschast von John Haas zu einem Drit tcl des BetragesderVersicheruiigs-Po ttce, die beiden Kinder des verstorbenen Ehepaares aber zu zwei DritteldeSße ttages berechtigt seien. Auf gleiche Weise hat Richter Hawkins in dein An derson'schenProzcssentschieden. abcrdic unterliegende Partie beabsichtigte den Fall vor das Obergcricht zu bringen. Sie kann sich nun die Mühe und die Ausgaben sparen. Ei armer Schlucker. Dein Inland-Steuer-Comniissioncr Earpentcr von Eharlcston, Süd- Carolina will es jetzt in jenem Staat gar nicht mehr gefalle, indem er sich weigert, unter einer demokratische Vcr waltuiig sein Amt ferner zu begleite! Er hat dorn, sein Abschicds-Gesuch in Waschiiigton eingereicht, da er unter kcincr Bedingung länger dienen will. Der arme Schlucker. Muß ihm doch wehe thun. Jahrelang ein fettes Acml chcn gehabt zu haben, nnd jeht auf ein mal durch die vcrplitzte Dcmokralcn ans demselben scheiden zu müssen. Da möchte man drum doch Thränen vergic be. Und was das Schlimmste ist. seine Abdankung ist auch angenommen worden! Weil, wem soll das nicht die Nieren erweichen? Aristokratische Hochzeiten. Wie „bei Hos" in Europa, so fängt man auch in Amerika an. recht großartige aristo kratische Hochzeiten zu feiern. Laiikaslcr Eity Halle schon mehrere solcher inner halb weniger Wochen. Nalürlich sind es blos wohlhabende junge Leute, die, wie jener reiche Mann von dem uns das gnic Buch erzählt, in Purpur und Seide daherkommen, aber wohinaus wird dieser „Hofstaat" nnscr Land brin ge? Hinweg mit all diesem Tand nnd Hochmuth, denn diese sind es, die die Menschheit an den Rande des Ruins und Bcrdcrbcns bringen. Tausendmal mehr ist der schlichte Bräutigam und die schüchterne, liebende Braut in ihren ein fache Kleidern werth, als aller anfgc blascner Hochmuth und Stolz der Ari stokratie. WaS helfe uns alle mitPcr len und Diamanten iimhaiigcncn Klei der, wen die Herzen nicht in innigster Liebe miteinander verbunden sind, nnd Untreue nnd hoffärtjgcs Leben das ein stciiS so glückliche Ehepaar stört? Nützliche Bücher.—lm Berlage von Schäfer n. K vradi in Philadelphia erschien soeben und sind solche von ihnen zu haben: „Des Mönches Acgydins Lcbrccht verbessertes großes Egyptischcs Traumbuch." nach alten cayplischc. schwedische nnd arabischen Handschris teil bearbeitet nnd zusammengestellt. Nebst den beigefügten Lotto-Nnmmcrn. sowie dem Verzeichnisse der Glücks- nnd Uiiglückstage des Jahres, dem Lotto- Tarif nnd einer Anweisung, wie man sie spielen muß. um zu gewinne. Mit 90 Bildern. Preis 25 Cents. „Vereinigte Staaten Briefsteller" (deutsch und ciialisch). oder Anleitung zur richtigen Absassnng aller in den all gemeine Lebensverhältnissen, sowie im Gcschäftsleben der Bereinigte Staaten vorkommende Briefe, Aufsätze, Urkun de .'c.. nebst ciiicrEiiilcitniig iibcrßccht schrcibniig nd Interpunktion und einem Aiihaiigc von Gelegenheit-Gedichten, deutsch und englisch, llle Anst. 52 Seite. Gut gebunden. Picis K 1.50. Wenige Werke haben nnsercu deut sche Landslcntcn so viel Nutzen erwie sen. als dieser dcntsch-cnglische Briefstel ler i anf der eine Seite deutsch, auf der andere englisch, ist es selbst dem Ein wanderer gleich möglich, englisch zu cor rcspondire. Elf schnell hintereinander folgende Auflage habe die Zwcckmä ßigteit mehr als hinlänglich bewiesen. „Herrmaiiiis, K., Haiibfibel," oder der Schreib- und Lese-Unterricht als er stes Lese-, Sprach- . Lehrbuch. IBtc Allstage. Preis 25 Eenls. Schreiben- nnd Leseiilcrncn sollen in diesem Büchlein Hand in Hand gehe. Die Kinder sollen aber nicht nur nicchn isäi ablesen lerne, sondern von Ansang an dazu angehalten werden, sich bei dem. was sie lesen, etwas zu denken. Darum sind alle sinnlosen Lantvcrbiiiduiigcn weggelassen, nnd darum ist Alles mir aus dem Bereiche der Erfahrung und Anschauung des Kindes genommen. Wird diese Anforderungen entspro chen. so werde die Kinder Bietes ane den Büchlein lerne, nnd das Gelernte wird bci manchem Kinde den Grund le gen zu einem geraden, moralische, ed len, gesund religiöse, guten Menschen. InParagiia y, Süd-Amerika, ist <>e Empörung aiisgcbrocheii. bci wel cher der Präsident Don Joao Vatisla Gill und sei Bender mechlings ermord! wurden. Die Verschwörer wurden zcr sprengt.
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