Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, May 10, 1877, Image 1

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Peuushldauische etaatSzeitunq,
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ne Freunde und Bekannten, daß er da, ~W e st-
Pratt Hans" in Tamaqua, Schuylkill
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II 4 k11771X7l11(1 olnniu!t'ormc
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Vt , prumptlv ttoinlcö to. I>7tili-
V!'I.VI'IGXB 'lis.Vl' 11/VVl'l Ll-'.X
WWMW
WWMWA
LttÄÄ ÜklÄs
18 Beeunco.
in tbo'lliiion. in tlvrnnm vr
Ilnglisll
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NISM.XfI'I'N.V, I>. O.
Xuv. 2(t, 1870.
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Dr. Z. (i. Ayer 5 <sp/. Lowcll. Mass.,
Ptatrlsche und auadkd/chr Ühest-Üs:.
Zg h'/htn'k.i a If I e k er.
. i..'i 7: ?
Harrisburg, Pa., Donnerstag, Mai 10, 1877.
Poesie.
Heimweh?
Mas ist's doch für ein mächtig Band,
Das Geist nnd Herz in stetem Sehnen
Hinzieht nach unsrem Vaterland.
Und nns erpreßt oft heiße Thränen?
WaS ist es' das uns so bewegt.
Und mtser Sein so tief erregt?
Was ist es, wenn in frohem Kreise
Uns plötzlich sticht die Heiterkeit?
Wenn dann ein Senfzer still und leise
Hinflieht zn der vcrflossncn Zeit?
Wenn sich dann legt die Hand anf's Herz,
AIS wollt sie heilen dort den Schmerz?
Kennst du das Wort „Heimweh' ge
nannt ?
Es scheint so leicht es auszusprechen,
Wcr's wirklich kennt, der hält nicht
Stand?
Den, will dabei das Herz fast brechen z
Der hat das theure Hcimathland
Und seinen Werth erst jetzt erkannt.
Und wen das Land, das uns gebore,
Mit Sorg' und Kummer überhäuft,
Wenn wir das Liebste dort verloren.
Und Allcb mis zu drohen däncht.
So ist doch immer Herz und Sinn
Gewandt dem theuren Lande hin.
Auch wenn dasLand. in dem wir leben,
Reichthum und Schätze uS gewährt,
lind Alles giebt, lvonach wir streben
Und wir in ihm sind hochgeehrt -
Dem Vaterland bleibt Licv' nnd Treu'
In linsen Herten ewig neu.
Zum Vaterland steht noch ein Geist,
Wenn niis schon naht die letzte Etnndc,
Durchstreift dann noch vergang ne Zeit,
lind flammend klingt's von unsrem
Munde:
Leb wohl, leb wohl mein Vaterland,
Dei war ich ganz mit Herz und Hand.
/e u 111 el o 1.
Die Haiderosen.
Novelle
von
-HanS Tbaraii.
VIII.
(Fortschung.)
Herr von Brachhoff halte ihn von
seiner eisten Unterredung a keines
Wortes gcwürdigf, wohl tviißlc Harald
aber, daß er in heftigster Weise seiner
Stiefschwester opponirt hatte, als diese
jhm die Milthciliiiig machte, daß seine
Hoffnungen anf Lora vergeblich und
diese sich mit Harald verlobe werde.
Die ganzeWulH dcsßclcidigtcn wand
te sich aber gegen Harald selbst, und er
erklärte, wie nnr die Rücksicht für seine
Schwester ihn davon zurückhalte, den
Kranken sofort vor die Thüre zu setzen.
Daß ihm ein solches Verfahren aber
nicht möglich sei, so lange seine Besitz
nahme von -Hans Haidcrodc noch nicht
gesetzlich bestätigt, wußten die in solchen
Dingen unerfahrenen Frauen nalürlich
nicht.
Die Tcslaiiicnlscrösfnnng war wegen
-Haralds Erkrankung anfgcschobcn wor
den, jetzt wartete er diese mir ab, m zn
sehen, wie sich die Verhältnisse der Witt
we und ihrer Töchter gestalteten. Lei
der fand sich alles so ziemlich, wie Herr
von Brachhosf es vorausgesagt. Die
in seinen -Händen befindlichen Papiere
wiesen genügend ans. daß das Gut ei
gentlich lange schon in seinen Besitz
übergegangen war.
Die sehr bescheidene Rente, welche den
.Hinterbliebenen zufiel, konnte nicht im
entferntesten ausreiche, ihr Verbleiben
anf Haus -Haidcrode, anch unter den
günstigsten Verhältnisse, zn ermögli
chen, von Tilgung einer so schweren
Schuld gar nicht zu rede. Es blieb
nichts übrig, als letztere in einen Vcr
kanfsakt iiizmvandcln. durch welchen
das Gut in den rechtmäßigen Besitz
des Herrn von Brachhoffs überging.
Noch einmal spielte dieser freilich den
Großmüthige und bot seiner Schwester
nnd Lisa eine Zufluchtsstätte bci sich an;
allein die Freifrau lehnte das Anerbie
ten anf das bcslimnilestc dankend ab.
ES gibt Menschen, von denen cincWohl
that anzniichmcn diese in die härteste
Strafe verwandelt, nnd Frau von Hai
dcrodc dankte es dem theuern Entschla
fenen, daß er durch eine kleine aber
unantastbare Rente sie insofern unab
hängig gestellt, daß sie eine eigene,
wenn anch bescheidene Häuslichkeit grün
den konnten.
Lora nahm es als selbstverständlich
nn, daß Mutter nnd Schwester ihr i
die cncHeimat folgte oder wenigstens
dort ganz in ihrer Nähe sich ihr neues
kleines Heim gründete, und es kostete
sie nianchtThräiiederEnttäiischnng, als
dieser Plan bci den Ihrigen nicht durch
drang.
Ihre Mutter schculc bci ihrer großen
Kränklichkeit eine ltcbcrsicdclnng in cm
nördlicheres, im Winter jedenfalls rau
heres Klima, und Lisa stimmte ihr voll
ständig bei. Daß aber Harald es eben
falls that, ahm Lora fast als eine per
sönliche Kränkung auf, nd er hatte
Mühe, siezn überzeuge, ivic es bci ihm
nichtMangcl anNücksicht für ihrcWün
schc, noch Hintansetzung dessen, was sie
beglückte, Ivas ihn den Ansichten der
Mutter beipflichten ließ.
To schied er von Haut Haiderode in
dem b.stimmtest Btkdußksein, nie wieder
dessen Schwelle zu überschreiten, denn
che er zur Hochzeit zurückkehrte, sollte
die Ucbersicdclnng der Freifrau mit ih
ren Töchtern in eine nahe Provinzial
stadt stattfindsn.
Seltsam nnd wehmüthig zugleich
mochte cS dem jungen Manne zn Mu
the sein, als er, nachdem er sich von sei
ner weinenden Braut losgerissen nnd
von Lisa einen stillen -Händedruck em
pfange, zum lctztcnmalc auf das Haide
land zurückschallte, Ivo die Würfel sei
nes Schicksals in so iviindcrbarer Weise
gefallen. Damals, vor ungefähr an
derthalb Jahren, als er in frischem In
gcndmiilhc zum ersten Male diese Gc
gend betteten, lag sie in purpurner Blü
tcnpracht vor ihm ausgebreitet, ein un
bekanntes gelobtes Land voll Glanz und
Sonnenschein; jetzt zog er im Morgen
grauen eines rauhen Märztagcs von
daniic, nd grau und lichtlos und todt
streckte sich die dürre Haide vor ihm
aus; sollte Blüte nd Sonnenschein
je seinem Leben zurückkehren?
Wie dem anch sei, eins gelobte er
sich vor Gottes Angesicht, ihrem Le
ben sollte, so weit es in seiner Macht
lag, der Sonnenschein nicht fehlen, der
holden Mädchenrosc, die ihm ihre Liebe
geschenkt, die er in wenig Monaten sein
Weib nennen würde, ihr Lcbcnsglück
durfte nicht darunter leide, daß sein
eigenes Schiffbruch gelitten, er wollte
i ihr ein treuer Gatte nnd Hüter sein.
Und Harald hielt, was er gelobt.
Auch seine Ellcr erfuhren niemals
das Geheimnis; seiner ersten Liebe. Sie
gaben freudigen Herzens ihre Zustim
mung zn seiner Verbindung mit der
Tochter des alten Freundes, und als er
seine holde junge Frau in ihr Haus
führte, da war des alten Paares höch
ster und letzter Wunsch erfüllt, nnd Lo
ras warmes kindliches Wesen machte sie
bald zn ihrem Liebling, ihrer -Herzens
freude.
Wohl schien es ihnen, als sei von sei
ncrVcrhciralhnng an eine Veränderung
mit ihrem Sohne vorgegangen, er war
so viel stiller und ernster als früher, der
Ucbcrgang vom Jüngling zum Manne
schien bci ihm ei so plötzlicher zu sein;
doch seine Frau ivar so lebhaft und
heiter, daß seine Zurückhaltung weniger
auffiel.
UcbcrdicS ruhten viele cnc Pflichten
nnd Verantwortlichkeiten anf ihm. denn
seines Valcrs Kränklichkeit hatte diesen
gezwungen, sich vollständig vom thäti
gen Lebe zurückzuziehen und die Ver
waltung sciiierGülcrgänzlich denSoh
ne zu überlasse. A den dazu erfor
derlichen Mitteln fehlte es hier freilich
nicht, und anch Loras Dasein Ivar reich
an äußerem Schmuck und Glanz.
Es war. als könne ihr Mann nicht
genug thun, mit ihre leisesten Wünsche
zu erfüllen, als gehe sei ganzes Bestre
ben darauf ans, sie mit allem dem zu
milgcbcii, was ihr -Herz begehrte. Fcr
erstehende ladcttcii bisweilen die, wie
sie es anffasitcn, z große Verwöhnung
der jungen Frau seitens ihres Mannes,
und selbst die Lora wie ihr eigenes Kind
liebenden Schwiegereltern fürchteten zu
weilen im Slillcii, die zn große Nach
giebigkeit möchte auf die Dauer von
schädlicher Wirkung sein. Allein sie
ließe den Sohn gewähren, er miißle
seine Fron am besten kenne und z be
urtheile wissen, inwiefern seine.Hand
lungsweise ihr zuträglich oder nicht.
lind der Erfolg gab ihnen und ihm
Recht.
War Lora in der ersten Zeit ihrer
Ehe noch manchmal cttvaS kindisch, und
geneigt, heftig—und in ihrer Heftigkeit,
wie das nicht anders möglich, selbstsüch
tig zu sein, ihres Mannes Glcichmnlh,
der ernste traurige Ausdruck, mit wel
chem er ihre Unvernunft hiniPhni. straf
te sie weit mehr, als wenn er sie heftig
getadelt hätte, und der jedesmalige
Wunsch, nie wieder jenen wehmüthige
Blick in seine Augen zn sehe, gab ihr
einen Antrieb zur Selbstbeherrschung,
wie es eine harte Rüge nie gethan.
Als sich im Lailfe der Jahre Kinder
einstellte, blieb i de Augen der Welt
dem junge Paare nichts zu wünschen
übrig, und wenn -Harald seine Fra an
blickte. umgeben von der holden blond
köpsigcn Schaar, dann konnic er mit
vollem Herze Gott danken, nicht nur.
daß es ihm gclniigc sei, Lora glücklich
zu machen, sondern selbst Glück nnd
Befriedigung durch sie zn finden.
Und nie ciiips-nid er dies mehr, als
wen er seine Fian. wie das alle zwei
bis drei Jahre vorkam, ans eine Zeit
entbehrte, während welcher sie anf kür
zer oder länger zum VcKich bci ihrer
Mutter nnd Schwester weilte.
Das lange Krankcnlcbci! der Freifrau
dehnte sich bis zni hohe Aller ans,
doch es war ein s.hr friedliches nd
glücklichis zu licniic. nnd ihre Leiden
nahmen im Lanse der Jahre eher ab als
zn. wen ihr anch die Bcwegungsfähig
keil nach wie vor geraubt blieb.
Wenn sie auch den Verlust des Fa
milicnbcsitzcs nicht verschmerzte, so war
doch für sie, die ja immer a ihr Zim
mer gefesselt war, die Entbehrung des
Landlebens weniger fühlbar, und der
Aufenthalt in einer Stadt, wo sie meh
rere alte Jugendfreunde besaß, bot ihr
mancherlei Interessen niid Annehmlich
keiten
Für Lisa loa das Veliassri, der Hai
de ungleich schwerer gewesen, ttnsäg-
lich schwer wurde ihr, der auf dem Lau
de Aufgewachsenen, der erste Anfang in
der Stadt: erdrückend schienen ihr die
engen Räume, traurig das kleine Stadt
gärtchen, das ihr nn Wald nnd -Haide
ersetzen sollte.
Aber sie rang tapfer gegen dicSchwcr
iiinth, die sie bisweilen zn überwältigen
und mit der selbstlosen Zufrie
denheit ihres Gemüths wußte sie anch
den cncn Verhältnisse die beste Seite
abzugewinnen.
Neben der Pflege ihrer Mutter nnd
dcrSorgc für den kleinen -Haushalt fand
sie hier, wie früher in der Heimat, immer
noch Zeit nd Kräfte, Um Armen nd
Kranken Trost nnd Hilfe zu spende!
Geliebt und bewundert von allen, die
ihr nahe traten, bot sich ihr im Laufe
der Jahre mehrmals die Gelegenheit,
sich zu vcrhcirathe. allein sie lehnte je.
desmal mit großer Entschiedenheit ab,
ihrer Mutter immer mir die eine Erklä
rung gebend: „Ich bleibe lieber bei
Dir!"
Und Lisa war glücklich. Niemand,
der in ihre leuchtenden Augen sah nd
auf ihre klare Stirne, konnte daran zwei
feln, nnd selbst ihre in ehelichem wie
mütterlichem Glücke strahlende Schwe
ster hielt, ivas den Eindruck vollkomme
ner Befriedigung anbelangte, de Ver
gleich mit ihr nicht aas.
Trotzdem die Schwestern in ihrer äu
ßeren Erscheinung dieselbe seltene Achn
lichkcit zn einander bewahrten, die von
ihrer Jugend an zu so manchen Ver
wechselungen geführt, die Palme der
größere Jugendlichkeit mußte der Un
vcrhcirathctcn zuerkannt werden.
„Ich glaube, selbst miscr alter Vereh
rer, Lieutenant von Trübheit, würde
uns jetzt niiterschcidcn können, wenn er
ns genau durch de Kneifer betrachte
te," bemerkte Lora bci einem solchen
Aufenthalte, sich selbst und das hinter
ihr sichtbare Gesicht ihrer Schwester im
Spiegel beschauend! „ich weiß nicht,
wie Dn's anfängst. Lisa, aber Du siehst
immer ans wie ein klarer See, über de
niemals Stürme ziehe, wogegen ich
schon verschiedene häßliche Krähenfüße
um Augen und Mund aitfznwciscii ha
be. Wie kommt das mir ? Wo ich doch
viel mehr Grund habe glücklich nnd
zufrieden zn sein als Du!"
Sic blickte dabei ans zwei ihrer Kin
der, die in ihrer Nähe spielten. Den
jüngsten Knaben hielt Lisa ans dem
Arm, er hatte beide Acrmchcn um ihren'
Hals gelegt nd drückte sein rosiges
Gesicht an das ihre.
„Jiniiicr bc! Tanlc Lisa bleiben,"
sagte er, „Tante Lisa lieb habe!"
„Ja. das ist es," setzte Lora hinzu,
„das macht Dich wohl glücklicher als
ich. weil alle Leute Dich lieb haben und
Du weißt, daßD nie jemanden ärgerst,
och nngcdiildig machst, och quälst,
wie ich das oft thue. Aber siehst Du,
eins fehlt Dir, Lisa; eine Menschen,
den Du mehr lieben könntest als alle
aiidcrn. eine Mann, den Dn wie keine
andere glücklich machen würdest, solch
einen Mann hoffe ich immer noch für
Dich, wie lein Harald es ist; o Lisa,
was wäre ich geworden ohne -Harald!
Cr ist es, der mich zn Gott geführt, der
mir geholfen hat, mciii migednldiges
überiiiülhigcs -Herz zn bezähmen und
meinen Willen zn beuge, wenn freilich
initiier noch nicht ohne tauche Schwan
kungen und Rückfälle! Aber mit mei
nem letzten Athemzuge werde ich den
Tag segnen, an dem ich -Haralds Weib
wurde!"
Lisa verbarg ihre feuchten Auge in
den Locke des Kindes, und ein stilles
Dankgebct flieg ans ihrem Herzen auf
zu Dem, der ihr Opfer gnädig angesc
hcn hatte.
Lora war es sehr hart, daß ihr Man
sie bci ihren Besuchen in der Heimat nie
begleitete! allein zuerst waren es die
Rücksichten für seine alternden Eltern
und nach deren Tode vielerlei gcschäft
lichc Hindernisse, die es ihm unmöglich
machten.
Lisa aber erfreute sich an den schrift
lichen wie mündlichen Schilderungen
ihrer Schwester von seinem thätigen,
reich ausgefüllten Lebe, der Liebe und
Verehrung, welche seine Untergebenen
ihm zollte, nd dem Glück, das er in
seinen Kinder nd seiner Hänslichkcit
fand.
lind wieder, >in Laufe der Zeit, wa
ren die Schwestern beisammen, diesmal
aber in Trance nd Thränen.
Lora hatte ihre jetzt erwachsenen Kin
der der Obhut ihres Mannes überlassen
und war allein, Tag und Nacht durch
reisend, an das Sterbebett der Mutier
geeilt.
Noch ward es ihr vergönnt, die letzte
Pflege mit ihrer Schwester zu theilen,
den letzten Segen der Sterbenden zu
empfange! dann drang sie mit Auf
bietung aller ihrer llcbcrrcdiingSkuust
in Lisa, sie in ihre Heimat zu begleite.
Aber Lisa blieb fest bci ihrer Ablehnung.
„Ich bin zu selbstständig.Lora, und zu
alt," sagte sie, „um meine Unabhängig
keit aufzugehen."
„Zu alt, Lisa! Wie kannst Du das
sagen ? Dann müßte ich es ja auch sein,
nd davon will ich och nicht wissen,
trotz meiner erwachsene Söhne !"
„Das ist etwas anderes, eine nhei
rathete Frau ist immer jünger, gilt we
nigstens dafür, als ein altes Mädchen
Aber wir alte Jungfern lieben es da
rum doch anch. unser eigenes, wen auch
noch so kleines und bescheidenes Heini
zn besitzen."
„Ja, wen es mir das alte Heim, das
alte Haidcrodc wäre! Das ließe ich mir
och gefallen!" seufzte Lora.
„Das geliebte alte Haidcrod!" wie
derholte Lisa mit Thränen in den An
gc. „Ich kann Dir nicht sage, Lora,
ivic schwer mir der Gedanke ist, daß mi
scr liebe Baterhaus so ans einer -Hand
in die andere geht!"
„Ja, Onkel Brachhosf ist seines Be
sitzes nicht lange froh geworden, nd ge
wiß mit Recht, denn Harald ist fest
überzeugt, daß er des Vaters Arglosig
keit mißbrauchte und zn seine Zwecken
ausbeutete. Die Folge hat es ja auch
erwiesen! Harald glaubt, es müssen böse
Geschichten über ihn zur Enthüllung gc
kommen sein, sonst hätte er nicht so
schnell das Land verlasse: jetzt ist er
wohl längst todt!"
Die Ankunft eines Brieses unterbrach
die Uitterredullg der Schwester.
„Von Harald," sagte seine Frau j „ich
bin begierig, zu hören, ivaS er auf meine
Nachricht antwortet, daß Du Dich im
mer noch weigerst, z uns zn ziehen, er
wird sich gewiß eben so wenig darein
geben wie ich."
Sic überflog de Brief, indeß Lisa
sich im Nebenzimmer zn thun machte.
Plötzlich rief sie: „Lisa, Lisa! komm, o
konlm und lies selbst!" nd mit stürzen
den Thränen, hinter welchen aber die
Freude durchstrahlte, reichte sie ihrer
Schwester das Blatt.
„Ich begreife wohl Deine Enttäu
schung, liebe Lora," hieß es da, „weil
unsere Schwester Dir nicht hierher zn
uns folgen will j allein ihre Gründe
erstehe ich vollkommen, und ihren
Wunsch, ihre eigene Unabhängigkeit z
bewahren. Doch will mir' scheinen
als habe die Zivillingsrosc lange genug
hinter städtischen Mauern gelebt, wo sie.
ich weiß es. sich niemals heimisch fühle
konnte! möchte sie da nicht, wo sie die
letzten theuern Kiiidcspflichtcn erfüllt
hat, zu ihre Haide zurückkehren, in dort
weiter zn schaffen niid wirken unter der
cm Generation, wir sie es einst schon
als halbes Kind mitcr der alten gethan?
Inder bestimmten BoranssctznngDliiier
Zustimmung habe ich nämlich in letzter
Zeit Schritte gethan, um Hans Haidc
rode, dessen letzter Besitzer gestorben, zn
erwerben. -Heute früh erfuhr ich endlich
positiv, das, mir dieses gelungen, der
Kaufvertrag ist abgeschlossen. Haidcrode
gehört in s. Da wir aber selbst nicht
dort leben können, und miscre Söhne,
der eine, indem er hier unser zweites
Gut übernimmt, der andere, weil er och
zn jung, es nicht, wciiigstcns vor der
Hand nicht, übernehmen können, so
möchte ich durch Dich unsere liebe Schwe
ster bitten, ob sie dies wohl an nnscrer
Statt thun will? Land nd Leute sind
ihr ja wie keiner anderen bekannt, ihicS
Talentes für Geschäftsführung erinnere
ich mich noch von früher her, überdies
weiß ich schon von einem tüchtigen In
spektor, den ich ihr zur Seite stelle
kamt, so daß ihr mir die Oberleitung zu
fiele, die ihr hoffentlich keine zn große
Anstrengung koste wird."
Lisas Thränen verhinderten sie, wei
ter zn lese! Haidcrode, da geliebte
Vaterhaus! Es war ihr wie ei Traum,
daß sie dort in der altgewohnten Umge
bung schalten und wallen nnd, so es
Gott wollte, ihre Tage in Frieden be
schließen soll! Und die Hand, ans wel
cher sie die schöne Gabe empfing, war
ihr ja und blieb bis zum letzten Athem
zug die theuerste auf Erde, die. ans
wslchcr solch Geschenk cnlgcgenzniieh
inen es ihr doppelt wcrthvoll machte.
Lora sah ihre Bewegung.
„O Lisa!" rief sie und schloß die
Schwester in die Arme, „wie bin ich
glücklich! Hätte die Mutter das doch
noch erlebt!"
„Sie weiß es gewiß," sprach Lisa.
„Ja, ja. ich glaube es anch," fuhr
Lora fort! „und wie wmidcrschöii von
Harald, nns beide so zu überraschen!
Sieht es ihm nicht ähnlich, dies so in
aller Stille abzumache? Und u. wo
alle in Ordnung, theilt es uns mit,
als verstehe sich von selbst '
„Ich weih kaum, ob es jhm ähnlich
sieht," entgegnete Lisa, als ihre Schwe
ster eine Antwort zn erwarte schienz
„Du vergißt, Lora, Dein Mann ist
schwerlich heute mehr ganz derselbe, wie
er i meiner Erinnerung lebt; für mich
ist er noch immer der Jüngling Harald,
wie er damals zum ersten Male zu uns
kam."
Lora lächelte. „Freilich, ich vergesse
immer, daß Ihr Euch in dreißig Jah
ren nicht gesehen habt! Da würdest
Du allerdings in dem kräftigen,
schon etwas ergraute Manne schwer
lich den schlanken, gelenkigen Harold
von damals wieder erkenne! aber
das sage ich Dir. eine Schönheit ist er
heute noch, und seine Augen, o, solche
blaue Augen gibt es anf der Welt nicht
wieder, wie die von Harald! für mich
wenigstens," setzte sie mit fast bräntlichcn
Erröthcn hinzu.
Sie warf dabei einen halb beschäm
ten Blick anf Lisa ! doch was hatte sie
nur in deren Gesicht gelesen, daß sie so
plötzlich stockte und wie gebannt auf sie
schanlc? Ja, was man in jahrelangem
Rro 40.
Verkehr weder sieht noch ahnt, weil mnn
die mit bcrdccklen Austen und gchaltc
nen Ohren cinhergeht, duzn genügt oft
ein einziger blitzartiger Moment!
Lora stellte mir eine Frage, an ihre
so eben gethane Aeußerung anknüpfend.
„O Gott, Lisa, für Dich auch?" nd
ohne die Antwort abzuwarten, schloß sie
die Schwester in ihre Arme. Und wes
halb sollte sie es leugnen, sie. die fast
M"fzWhrige? Weshalb nicht der
Schwester bekennen, wie auch sie in der
N!t, die jetzt so weit hinter beiden lag,
de Mann geliebt, de diese so oft als
den liebenswerthestc bezeichnet, den
edelsten, de besten? Lora mußte die
sein, das seltsam oder wunderbar
Zu finden! wohl aber staunte sie über
sich selbst und aniitc stch ine blinde
Egoistin, daß ihr in der Fülle eigenen
Glncks nieiiials her Gedanke gekommen,
wie ans das geliebte Schwcstcrhcrz der
tiefste Schatten gefallen, weil sie selbst
im Sonnenscheine stand.
(Schluß f01g,.)
Gint wichtige Frage
hat da Oberacricht in seiner letzten
Sitzung ~l Ph ladelphia entschieden.
Ei gewisser John Haas hatte sein Le
be z Gmte seiner Gatten Christiaiia
Haas versichert. Frau Haas starb zu
erst snd bald darauf starb auch ihr Gat
te. Das Obergcrickit hat nun entschie
den, day der Verwalter der Hinterlas
cnschast von John Haas zu einem Drit
tcl des BetragesderVersicheruiigs-Po
ttce, die beiden Kinder des verstorbenen
Ehepaares aber zu zwei DritteldeSße
ttages berechtigt seien. Auf gleiche
Weise hat Richter Hawkins in dein An
derson'schenProzcssentschieden. abcrdic
unterliegende Partie beabsichtigte den
Fall vor das Obergcricht zu bringen.
Sie kann sich nun die Mühe und die
Ausgaben sparen.
Ei armer Schlucker.
Dein Inland-Steuer-Comniissioncr
Earpentcr von Eharlcston, Süd-
Carolina will es jetzt in jenem Staat
gar nicht mehr gefalle, indem er sich
weigert, unter einer demokratische Vcr
waltuiig sein Amt ferner zu begleite!
Er hat dorn, sein Abschicds-Gesuch in
Waschiiigton eingereicht, da er unter
kcincr Bedingung länger dienen will.
Der arme Schlucker. Muß ihm doch
wehe thun. Jahrelang ein fettes Acml
chcn gehabt zu haben, nnd jeht auf ein
mal durch die vcrplitzte Dcmokralcn
ans demselben scheiden zu müssen. Da
möchte man drum doch Thränen vergic
be. Und was das Schlimmste ist.
seine Abdankung ist auch angenommen
worden! Weil, wem soll das nicht die
Nieren erweichen?
Aristokratische Hochzeiten. Wie
„bei Hos" in Europa, so fängt man auch
in Amerika an. recht großartige aristo
kratische Hochzeiten zu feiern. Laiikaslcr
Eity Halle schon mehrere solcher inner
halb weniger Wochen. Nalürlich sind
es blos wohlhabende junge Leute, die,
wie jener reiche Mann von dem uns
das gnic Buch erzählt, in Purpur und
Seide daherkommen, aber wohinaus
wird dieser „Hofstaat" nnscr Land brin
ge? Hinweg mit all diesem Tand nnd
Hochmuth, denn diese sind es, die die
Menschheit an den Rande des Ruins
und Bcrdcrbcns bringen. Tausendmal
mehr ist der schlichte Bräutigam und die
schüchterne, liebende Braut in ihren ein
fache Kleidern werth, als aller anfgc
blascner Hochmuth und Stolz der Ari
stokratie. WaS helfe uns alle mitPcr
len und Diamanten iimhaiigcncn Klei
der, wen die Herzen nicht in innigster
Liebe miteinander verbunden sind, nnd
Untreue nnd hoffärtjgcs Leben das ein
stciiS so glückliche Ehepaar stört?
Nützliche Bücher.—lm Berlage von
Schäfer n. K vradi in Philadelphia
erschien soeben und sind solche von ihnen
zu haben: „Des Mönches Acgydins
Lcbrccht verbessertes großes Egyptischcs
Traumbuch." nach alten cayplischc.
schwedische nnd arabischen Handschris
teil bearbeitet nnd zusammengestellt.
Nebst den beigefügten Lotto-Nnmmcrn.
sowie dem Verzeichnisse der Glücks- nnd
Uiiglückstage des Jahres, dem Lotto-
Tarif nnd einer Anweisung, wie man
sie spielen muß. um zu gewinne. Mit
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„Vereinigte Staaten Briefsteller"
(deutsch und ciialisch). oder Anleitung
zur richtigen Absassnng aller in den all
gemeine Lebensverhältnissen, sowie im
Gcschäftsleben der Bereinigte Staaten
vorkommende Briefe, Aufsätze, Urkun
de .'c.. nebst ciiicrEiiilcitniig iibcrßccht
schrcibniig nd Interpunktion und einem
Aiihaiigc von Gelegenheit-Gedichten,
deutsch und englisch, llle Anst. 52
Seite. Gut gebunden. Picis K 1.50.
Wenige Werke haben nnsercu deut
sche Landslcntcn so viel Nutzen erwie
sen. als dieser dcntsch-cnglische Briefstel
ler i anf der eine Seite deutsch, auf der
andere englisch, ist es selbst dem Ein
wanderer gleich möglich, englisch zu cor
rcspondire. Elf schnell hintereinander
folgende Auflage habe die Zwcckmä
ßigteit mehr als hinlänglich bewiesen.
„Herrmaiiiis, K., Haiibfibel," oder
der Schreib- und Lese-Unterricht als er
stes Lese-, Sprach- . Lehrbuch. IBtc
Allstage. Preis 25 Eenls.
Schreiben- nnd Leseiilcrncn sollen in
diesem Büchlein Hand in Hand gehe.
Die Kinder sollen aber nicht nur nicchn
isäi ablesen lerne, sondern von Ansang
an dazu angehalten werden, sich bei dem.
was sie lesen, etwas zu denken. Darum
sind alle sinnlosen Lantvcrbiiiduiigcn
weggelassen, nnd darum ist Alles mir
aus dem Bereiche der Erfahrung und
Anschauung des Kindes genommen.
Wird diese Anforderungen entspro
chen. so werde die Kinder Bietes ane
den Büchlein lerne, nnd das Gelernte
wird bci manchem Kinde den Grund le
gen zu einem geraden, moralische, ed
len, gesund religiöse, guten Menschen.
InParagiia y, Süd-Amerika, ist
<>e Empörung aiisgcbrocheii. bci wel
cher der Präsident Don Joao Vatisla Gill
und sei Bender mechlings ermord!
wurden. Die Verschwörer wurden zcr
sprengt.