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Und regelmäßig gab ich ihnen zur Antwort: „Das kann tch Ihnen nicht sagen; fra- gen Sic Clementine, warum sie mich! nicht gchciratbet b tt." Ja—warum habe ich Clement!".! und ! warum bat Clementine mich ncht gehet- ratbct? Scdeu Sie, die Geschichte war so : Ich war ein junger Mann, dem sogar seine Freunde, das will sagen : die arg. sten Kritiker, nachsagten, ich lci ein an ständiger Kerl. Ich trank und spwltt > nicht, was gewiß tugendhaft war, ich hatte nicht mehr Aventuren gehabt als irgend einer meiner Bekannten, nzvr von guter Familie, leidlich wohl Erzogen. Ich verstand ganz erträglich zu reiten, lenkte mit ziemlicher Eleganz einen Wa gen. promcnirte meine Francaise so bta sirt wie ein Tbeatcr-Enzländer, und polkte die Reitschule durch, wenn ich eine gut Tänzerin fand. Dabei bewegte ich mich in guter Gesellschaft, batte keiner lei verdächtige Bekanntschaften und emp sing niemals Mahnbriefe von einem Gläubiger; was ein Prima- oder Sola wechsel sei, kannt? ich nur vom Hörensa gen. Sie werten mtt zugeben, daß ich somit eine ganz acceptadle Partie war und alle Eigenschaften besaß, ein gu:cr, ja vielleicht ein sehr guter Ehemann zu .erden. Hören Sie nur weiter. Ich sah Clementine ruerst auf einem Balle—das versteht sich; wo svnst? Zch vcrlilbte mich denn auch schleunigst in sie. S,e würden das ganz begreiflich finden, wenn Sie mit mir gesehen hatten. Ich will Sic nicht damit martern, Zhnen b:e Erscheinung Clement?,icns zu beschreiben. Es könnte das idrcm Bilde nur Eintrag thun, denn es versteht sich von selbst, daß Clementine nach der damals neuesten Mode gekleidet war. Da aber meine Geschichte noch vor der Zeit spielt, in der die kurzen Taillen und die im Spicke! ge schnitteuen Keilroben auskamen, so wür den Sie das Portrait meiner angebcte tcn Clementine, wenn ich es punktlich und genau beschriebe, sehr altmodisch sin den und ich verschließe es darum lieber in meinem Gedächtnisse. Wenn ?S Sie übrigens intercssirt, so will ich Zhnen verrathen, daß Clementin von großem Wuchs und prononcirt brünett war. Ein alter Glaube hält Damen von sol chcm Exterieur für herrschsüchtig und ei genwillig. ! Nun. Sie werden ja scbcn, ob dieser ! Glaube auch bei Clementine zutraf. Wo blieb ch nur gleich stehen ? Nich tig. beim Verlieben. Ich glaube nicht daß Sie Lust haben, sich von mir alle Stadien der anfänglich schüchternen, all mählich ausgcsprochcnen Courmachern, des folgenden Einverständnisses und der schließlich Einwilligung vercrzählen zu lassen. Wahr und wahrhaftig, es ist kein einziger 'Moment dieser naturgemä sen Eiliwickcluug werth besonders her vorgehodcn zu lverdcn. Aber die Eltern Clcmctttinen's waren abhängig von den Großeltern (zun: Glück waren die Urgroßelte n gestorben, sonst wäre die Avhängigkci.'Sleilc? wob! noch um eine Sprosse vermehrt worden). Und ohne die Zustimmung der Große!- tcrn durste an ein: Verbindung nicht ge dacht werden. Ich hielt dieses Hinder niß für unerheblich; ich wäre einfach zu den Großeltern gereist, hätte diesen mich vorgestellt, mit dem Großpapa hätte ich um die Wett? gkfeufzt: „ach ja. die gute alte Zeit", wohl auch eine Partie Lange puff oder sonst ein langweiliges Spiel, an das kein vernünftiger Mensch mehr de! kt. gemacht, der Großmama hätte tch w, Tage zehnmal die Hand geküßt unv sie ebenso so versichert, daß ibre schöne Enkelin Clementine der Großmutter wie aus dem Gesichte geschnitten äbnsichHehe —es wäre gewiß gegangen. Clementin en's Eltern waren aber anderer Mein ung. sie hielten es durchaus für noth wendig. die Großeltern „vorzubereiten". Die Gelegenheit hierzu fand sich bald und in ganz ungesuch er Weise. Die al tcn Leutchen hatten nach langem Besinn en sich zu dem heroischen Entschlüsse auf gerafft, „die jungen Leute" (vamit war en Clcmcntinel.'S Eltern gemeint!) zu besuchen ; Tag und Route der Net e wa ren schon seit Wochen pünktlich vorge zeichnet. Es war kein Bzöaß, fünfzehn Meilen mit der Eisenvahn zu rei sen! Am Tage vor der Ankunft der Groß eltern verlangte Clementine von mir, daß ich abreisen solle. Ich hielt diese Zumuthung erst für Scherz. Aber Cle mentinen war es völliger Ernst. Sie glaubte, meine Abwesenheit sei nothwen dig um des bewußten „Vorbercitens" der Großeltern willen, die für mich günstig „gestimmt" werden sollten. Gott, was plagen sich doch die Mensch, en so sehr unnöthig! Doch vozu abschweifen? Um mich kurz zu fassen: ich ssab nach. Hat man einmal bki einer Frau— R. A. Vnmilier, Editor. (Nnmmer Z 7. gleichviel ob gegenwärligen oder zukünf tigen—?! gesagt, so muß man auch B sa gen. und so fort das ganze A-B-C durch. bu l stabiren. Mir ging es denn auch diesmal richtig so. Kaun hatte ich zu gesagt, auf vierzehn Tage al'relsen zu wollen, so wurde mir auch nein Aufent baltsort vorgeschrieben. Ich sollte nach Osth.im zu meinem Onkel. Nach Ost- Heim ! Wissen Sie. wo das liegt? Nein —das dachte ich mir. Welcher ehrliche Cbristtnmensch kennt Ostycim? ! Es ist ein kleines M'.ftrah!?s N: st an der böhmi schen Grenze; viel Natur, sehr viel Na tur, aber wenig, sehr wenig Cultur. Comfcrt ist dort ein ungekanntcr Bc gr?ss. Mein O.ckcl freilich ließe sich Ost- Heim nicht um ein Peru abkaufen, weil er in Osthetm König ist uud st h als ge wältigte Nimrod da am besten gefällt. Ich gönne ihm sein Vergnügen; aber ich s 'llte dabin gehen? Auf volle vierzehn Tage ? Entsetzlich! Ich protestirte—um sonst ; ich bat—umsonst; ich (verzeihen Sie, meine Damen) ick' fluchte—da wur de ich noch extra bestraft, denn Clemen tine erklärte mir schmollend, daß Sit mir jetzt zur Strafe für die ron mir an den Tag gelegte EntsttzUchkeit des Fluchen keine Zeile wabreno Mc:>-r vierzehn! g -igen Abwesenheit nach Osthcim schreiben werde. Ich war wüthend-aber inner lich. Weil ich meine Strafe mit so regle mcntmäßlgkm Danke catgezennadm, oh ne zn murren, so gewählte C'ementine n?lr zur Belohnung Erlaubniß, ihr jede Woche zwei Briese schreiben zu dürfen. Zwci Briefe jede Wolle, macht in vier zehn Tagen genau vier Briefe, nicht ein en cinzigcn mehr oder weniger. W,'r ich nicht eine Perle von einem 'a rautigam? Der reifste Candida! für's Ehejoch nnd den Patoff-l, und doch— nicht vcröeiratdel ! Und ich reiste ab. Zn Osthtim war's fürchterlich, noch fürchterlicher, a'.s ich es mir gedacht. Den ersten Tag versüßte mir der Ge tanke, daß Clementine mich ja doch nur darum nach dem entsetzlichen Neste vcr bannt badcn könne, weil sie im Geheim er. eifersüchtig geworden wäre, wenn sie mich auf einer Vergnügungsreise gewußt hätte; am zweiten Tage schrieb ich den ersten meiner vier Briefe an Clementine —lang, sehr l mg, wohl zwei Logen voll. Was nun aber beginnen bis zum fünften Tage, an dem erst ich wieder ihr schrei ben durfte? Ich machte Pläne und cho guirte meinen Onkel, der mich einen Taugenichts nannte, weil ich keinen Ge fallen an seiner HinterwältlerlebenSwtt sc fand. In der zweiten Nacht kam mir in Gedanke. Schon mit dem Morgen grauen stand ich auf und s brieb—schrieb den ganzen Morgen, schrieb den .ganzen Mittag, bis gegen Ab-nd des dr'tten Ta ges, daß mir die Hand web that uns der Kopf schwindrlte. Am vierten Zage sagte ich dem Onkel Lebewedl. Er hatte es nicht anders erwartet. „M'.t dem Zungen ist nichts anzufan gcn, die Stadt verdirbt dir ganze Brut." truiun'.l? er. Aber ich hatte noch eine Bitte. „Brauchst Du etwa Geld?" fragte er barsch, obwohl es nicht so gemeint war, denn er war ron jeder sehr splendid ge wes.n. „Nttn, aber wenn Tie mir einen recht großen Gefallen thun wollen, so besor grn Sie mir diese drei Brüse hier. Sehen Sic, sie sind r.uannerirt: eins, zwci, drei. Heule haben wir den achten Nummer eins kommt am zehnten. Num mer zwei am vierzehnten und Nummer drei am fikbcnz.bnren zur Post." „Das mußt Du mir aufsch.elden." „Hier ist s schon, sehen Sie? Aber nicht wahr, bester Onkel, keine Verwech selung! ..Sckon gut, schon gut. verlaß Dich auf mich." Und mit derber Herzlichkeit ließ er den „nichtsnutzigen Zungen" ziehen. Wie Sie enatven, batte ich am drit tcn Tage i Ostbeim auch die noch übri gen drei Briese aus der Verbannung an Liementine geschrieben ; der Onkel beför dert? sie an den bestimmten Tagen zur Post. —Clementine gab ja keine Antwort, folglich war an ein Aufkommen nicht zu denken und ich war aus Ostheim er löst. Schriebe ich nun eine Novelle oder dergleichen, so müßte mir der Onkel eine Confusion machen oder Clementine mir am fünften T rge schreiben, die Großcl tcrn seien genügend „vorbereitet" und ich dürfe zurückkehren, oder irgend sonst ein unvorhergesehener Zwischenfall pas siren. Aber ich crzäble ja die Wahrheit und diese gebietet mir zu bekennen, daß der Onkel ganz pünktlich und obn? Vex wcchselnng meine Briefe ervechlrte und Alles ganz programmmäßig ab lief. Am vierzehnten Tage Abends traf ich wieder zn Haufe ein. Am selben Tage Morgens erhielt Clementine den Besuch einer Penstonsfreundin; die jungen Da men plauderten von Diesem und Jenem —vor Allem natürlich von ihren Herz ensangelegenheiten. Clementine prahl te mit der Zu cht, die sie jetzt schon bei ih rem Zukünftigen ausübe, und erzählte ibrer Freundin Friederike die beschicht? Vediu^uufteu. s s ? " -- 2 K ißicrcck, i.vv 2,0" '4.VO Ton I Z.OO 8.00 4.00 .00 8,000 Z.i'o I Tllumx.c4.oo 8,00 tt',oo 12,00 I,025,0" „ s.OO 12.00 15,00Z5,00 .a..,1>45,00 i IV.Va 15,00 25,00 Zs.'U4,co 5.50 ?lönkintstratoxs und Erecutore RaSrick . ren 52.50, GejchäsjS.AnjeiLttn von s Zeilen,! lah. Alle Anzeigen koste. 0 Cent,pe Linie für die erste luttg und 6 eine Linie kür die so! zenden Znscrtioip.e!. meiner Verbannung nach I sthelm. Die tleinen Teufelchen nachten r.'.h Höchtich über u:s Männer im Allgcm.iurn, über mich .och ganz im Besonderen In ftig. Endlich zeigte Clcmcntinc dcr Freund in auch mein Bilb-o unglückselige Da gucrrc'sche Erfindung, wärest du doch n:e gemacht worden, oder doch wen'g stcns erst nach meiner Verheircoh uns,! „Der hier," tief Friederike, „das ist Dein Bräutigam? Der in Osthetm? Kein wahres Wort! Der war wahrend der letzten zebn Tage in Teplitz (die klei ne Kö:e übertrieb, ich war bloß sieben Tage dort) und bat all: Tage in unserer Gesellschaft Partien gemacht." Clementine widersprach und zeigte meine Briese aus Ostbcim mit den deut lichen Postmartcn 10.. I t.. 17. E half nichts, Friedrikc wußte so gründlich und mit Details belegt zu widerlegen u. nachzuweisen, ich sei in Teplitz gewesen, ja. ließ zu allem Ueberffuß noev errathen, ch hatte ibr sogar den Hof gemacht (was, ich schwöre es bei allen Heiligen des Kalenders, Verleumdung war), daß Clementine—schwlez. Das war ein Beweis, daß sie über zeugt war. Des andern Tags, so früh als nur ir gend passend war. sprach ich bei Tlemen tine vor; ich wurde nicht angenom MkN. Eine Stunde später batte ich mecn-n Korb und—meine vier Briefe aus Oft heim. Das ist die Geschichte, warum ich Cle mentine nicht gedeirathet bave. Sie hat später einen Oisteier genommen; ich weiß nicht, eb sie mit ihm glücklich Zebr, aber Friederike wurde eine alte Jungfer —und das hat mich gefreut. Ein Wunder. Eines schönen Sonntags spielten Kin der auf dem Platze vor der Kirche des Dorfes. Sie machten einen Lärm als wollten sie, wenn auch nicht den Staat, doch die Dorfschule umstürzen; allein der Schein trügt oft, und so auch hier. Lärm, der in der Welt gemacht wird, oft schwer zu deuten. Sie welkt-n sonst nichts, als einen papierenen Drachen (Xite) steigen lassen. Das ist aber auch nicht leicht. Bald war der Ballast zu leich. bald zu schwer, bald verstanden sie es nicht, ihn an den Drachen zn befcsi:- gen. Mützen. Spielzeug, nichts genügte. Endlich bringt einer ei Buch herbe!. Das ging. Sie banden das Buch fest und der Drache hob sich unter dem Freu tengrschrci der lieben Zugend. Es war auch ganz anmutüig zu sehen, wie der groß- Drache mit dem Schnaböl die Luft durchschiffte und seinen langen Schweis binttn nachzog. Er schwebte eine Weiie übcr den Kopsen der Kinder, dann ver schwand er in den Wolken, denn der Bindfaden der ihn gchalt-n. war zerris sen. Als nichts mehr vvn ihm zu sehen war. verlief sich der tobende Hausen nach hier und dort. Vier Stunden später u. etwa sieben Meilen von jenem Dorfe ge wahrten plötzlich die erschrockenen Ein wrbncr eines anderen Dorfes einen schwarzen Punkt in den Wolken. Tie guten Leute standen da unter tcn alten Bäumen und schwatzten miteinander, als der Punkt sie mit nnem Male aus dem Gleichgewicht brachte. Allein ihr an fängliches Erstaunen steigerte sich bedenr end, als sich von dem schwarzen Punkt über ihren Köpfen ein anderer kleiner Punkt löste, welcher mit BlitzeSschz cllig kut durch die Lüfte fuhr und vor ihren Füßen niederste!. Das ist >!n Wunder! rief der Schulze. Das ist ein Wunder! riefen Alle nach. Man Holle den Pfarrer, der eilt auf den Platz und fand ein Buch da liegen, welches 'Niemand st h aufzubeben getraut halte. Es war das Evangelium! Zawvbl, das ist ein Wunder! sprach mit Würde der Geistliche. Ihr habt üb her welCtchcn Dingen das vergessen, was Euch Notb thut. Darum gehl in Euch und lasset Euch dies zu Warnung und Besserung gereichen! As Buch selbst wurde im Triumphe nach der Kirche getragen. Man bestellte einen Schrein von Glas und bewahrte es in demselben gleich -ine Reliquie. Eines Tages, er waren seitdem fünf zebn Zabre Hergängen, siel es dem neuen Pfarrer ein—der alte war bereits heim gegangen—das wunderbare, vom Him mel gefallene Eoang-kium niher in Augenschein zu nehmen. Er öffnete den Schrein, und nachdem er das Buch aufgeschlagen hatte, erblickte er auf dem erst n Blatte: 1) ein Pferd mit Bleistift gar rege.recht gezeichnet; 2) die verzerrte Gestalt eines Schulmeisters; 3) einen Galgen mit folgendem Reimen: „Dieses Buch ist mir lieb. Wer es stiehlt, ist ein Dieb. Er mag fein Herr oder Knecht, Wenn er geh inzt wird so ist's mir recht." lind das Buch hatte ihm einst selbst gehört. Er errincrte sich alsbald des Dorfalls mit dem Drachen.
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