Wra Ving. Penn. Gedruckt und herausgegeben von Ar » ° io P uwcll e, IN der End Kren Straße, Elke der Sherry AUcy, Bch m' s Winhshauö-Hofe grgcmid.r. Jahrg. 7, ganze Rum. 31S. Bed >ngun g e n. Der ZUdernle Molmciuer erscheint jeden Dienstag -Nif einem großen Superial-Bogen Mit schonen Lettern gedruckt. Der Subseriptions-Preis ist si n Tha l e r des ... Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des lahreS nicht bezahlt, werden -KI 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als <i Monat wird kein llnterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann anae! nommen, wen sie einen Monat vor 'Ablauf des geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. 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Wenn Sie, über mein Schicksal entschieden ha ben werden, werde ich mich Ihrem Willen zu fügen wissen, aber bis dahin lassen Sie unser Geheimniß das unftige sein und unS unsere Würde behaupten. „Sie lieben mich noch" fuhr sie mit sanftem Tone fort, indem sie einen wehmüthig süssen Blick auf den Oberst warf, ~und ich war nickt berechtigt neue Bande zu schließen, allein ich will dem Manne, des sen Chalakter ich kenne und auf dessen Hochherzigkeit ich vertraue, wein ganzes Herz eröffnen : ick liebe den Grafen Fer rand; ich will Ihnen nicht sagen, daß er jung, schön und angenehm ist. und daß er mir gefällt; nein auch wenn er häßlich wäre, würde ich ihn lieben, und ich glaub te dieses zu dürfen. Ich erröthe nicht vor diesem Geständniß; es kann Ihnen schmerzlich sein, aber es entehrt Sie nicht. Ich erkenne Sie als ineinen Richter und übergebe mich Ihrer Gnade. Der Zufall wachte mich zurWittwe. aber ich war nicht Mutter, setzt bin ich es geworden." Der Oberst gab seiner Gattin mit der Hand ein Zeichen zu schweigen, und fast eine halbe Meile blieben beide stumm ne ben einander sitzen. Endlich sagte er weh wüthig: „Ach, Rosine! die Todten soll ten im Grabe bleiben, nicht wahr?" „Nein, o nein! Hallen Sie mich nicht für undankbar. Sie finden zwar eine Mutter wieder, wo Sie eine Gattin zu» rückließen; aber wenn es auch nicht mehr in meiner Macht steht, Ihnen meine Liebe zu schenken, so weiß ich doch, was ich Ihnen schuldig bin, und dem Freunde kann und will ich alles bieten, was —" ~Rosine!" erwiederteChabert mit sanf ter Stime, „ich kenne keine Rache! Wenn ich Dir harte Bedingungen auflegen woll te. so geschah es nur, weil ich mein Un glück von Dir verkannt, verspottet wähn te. Wir wollen Alles vergessen," fügte er mit einem Lächeln hinzu, dessen Anmuth der Widerschein einer schönen Seele war. „Gott bewahre mich, von Dir Liebe zu fordern, die Du mir nicht mehr geben kannst. Die Wuth gab mir dieses ein, die Rache. Ich wollte Dir ein lebender Gewissensbiß in Deinem Glücke sein, wel ches ich dadurch vergiften wollte ich schäme mich dessen jetzt." Die Gräfin warf ihm einen so dank baren Blick für diese Aeußerung zu, daß der arme Chabert mit Freuven in seine Grube zu Eilau zurückgekehrt wäre, „Mein Freund, von allen dem wollen wir später sprechen, wenn wir in einer ruhigern Stimmung sind," sprach die Gräsin und das Gespräch nahm eine an der? Wendung. Sie kamen endlich bei einem großen Park an, in einem malerischen Thale, wel ches die Hügel von Margency von dem freundlichen Dörfchen Groelay scheidet. Die Gräfin besaß da ein schönes und an genehmes Landhaus, in welchem für alle Bedürfnisse und Vergnügungen reichlich gesorgt war. Das Uuglück vermehrt das Misstrauen bei den bösen, so wie es das Wohlwollen bei den guten Menschen vergrößert; so hatte es auch unseren Chabert besser ge. Der Liberale Beobachter Und Berks, Montgomery und Sehuylkill Caumies allgemeiner Anzeiger. macht, als er war; übrigens konnte er un geachtet seines geringen Mißtrauens sich doch nicht enthalten, seine Gattin zu fra gen : „Du hattest Dir also schon vorge nommen, mich hierher zu führen?" ..Ja," antwortete sie. „wenn ich in mei nein Gegner meinen Chabert wieder fin den würde;" und dabei lächelte sie so an muthig daß dieses Lächeln auch noch den letzten Rest von Verdacht aus Chaberts Seele verscheuchte. Drei Tage hindurch benahm sich die Gräsin mit aller möglichen Sorgfalt und Zuvorkommenheit gegen ihren Gast. Sie schien durch Theilnahme, Mitgefühl und Freundlichkeit die Erinnerung feiner Lei den vertilgen zu wollen. Sie bezauberte ihn. Am Abend des dritten Tages aber, als sie in ihr Zimmer trat, legre sie die Maske der Fröhlichkeit ab und warf sich wie eine Schauspielerin, welche nach einer anstrengenden Rolle in die Gardrohe tritt, erschöpft auf das Sopha. Sie nahm ei nen angefangenen Brief hervor, um ihn zu vollenden. Der Graf Ferrand, dem ein bedeuten des Vermögen zu verwalten oblag, hatte sich zu seinem Sekretär einen alten zuGrun de gegangenen Advokaten gewählt, einen durchtriebenen, auf dem Felde der Ehika ne bewanderten Menschen. Der Brief, den sie schrieb, war an ihn gerichtet. Sie ersuchte ihn in ihrem Namen zum Advo katen Derville zu gehen und ihn um Mit theilung der Akten zu bitten, welche den Oberst Chabert betrafen, und wenn er sie gelesen und Abschriften von den wesent lichsten habe nehmen lassen, sogleich zu ihr nach Groslay zu kommen. Kaum hatte sie den Brief vollendet, als sie im Corri dor die Tritte des Obersten vernahm, der, ganz ruhig, sie zu besuchen kam. "Ach," sagte sie, als er eintrat, so wie zu sich selbst, "wäre ich lieber todt! Mei ne Lage ist unerträglich." "Was fehlt Ihnen?" fragte der theil nehmende gute Mann. "Nichts nichts!" antwortete sie; dann stand sie auf, ging aus dem Zimmer, gab ihrem Kammermädchen den Brief und befahl ihr alsogleich nach Paris zu fahren und denselben Herrn Delbecq einzuhändi gen. Das Kammermädchen fuhr sogleich ab und die Gräsin ging in den Garten. Der Oberst suchte sie auf, wie sie es er wartet hatte, und setzte sich neben sie auf die Bank. "Rosine!" sprach er, "Sie haben Kum mer ?" Sie antwortete nicht. "Sie antworten mir nicht?" sagte Chabert. "Wenn nun Ferrand mich fragt," ver setzte sie, "was ich so lange hier zu schaf fen habe? Wenn er erfahrt, daß ich mit einem Unbekannten hier gehaust, waS soll ich ihm sagen ? Darum bitte ich Sie, mein Schicksal zu entscheiden; ich bin auf Al les gefaßt." "Meine Liebe!'' erwiederte Chabert, indem er ihr beide Hände faßte und sie kramfhaft drückte, "ich bin entschlossen, mich deiner Ruhe, deinem Glücke zu op fern"' "Wäre eS möglich!" schrie die Gräsin mit einer konvulsivischen Bewegung. "Bc denke, daß du dann auf alle deine Rechte, auf deinen Namen, auf Dich selbst, und zwar vor Gericht, Verzicht leisten mußt." "Wie." fragte der Oberst, "ist denn mein Wort nicht genug?" Das Wort vor Gericht war wie Blei auf das Herz des Alten gefallen und hatte sein Mißtrauen wieder erweckt, und er warf auf seine Frau einen edlen aber ruhigen Blick, der sie erröthen machte und ihre Augen zu Boden senkte. Da erscholl der Schrei eines Kindes von ferne. „Jules ! lasse deine Schwester in Ruhe!" rief die Comtesse. „Wie? Ihre Kinder sind hier?" frag te der Oberst. „Ja, aber ich habe ihnen verboten Sie zu belästigen." Der Alte fühlte die ganze Delikatesse dieses Verbots; er faßte die Hand seiner "Vvillig ZU loben und ol>ne Furcht zu tadeln." Dienstag de» 2. September, ISii». Frau, küßte sie und sprach: „Lassen Sie sie doch kommen." Die Kinder liefen herbei. „Zwei ent ehrte Waisen !" rief die Mutter in Thrä nen ausbrechend und beide in ihre Arme schließend. „Ja," sagte der Oberst endlich, mit fe stein, entschlossenen, aber etwas zitternden Tone, „ich muß wieder unter die Erde hin ab, auf ihr ist meines Bleibens nicht, ich seh' es." „Nein," erwiederte die Gräsin, „solch ein Opfer kann ich nicht annehmen. Nein, das kann, das darf nicht sein. Wenn es sich nur um Ihre Existenz handelte, aber es handelt sich um Ihre Ehre. Bekennen, daß Sie ein Lügner, Betrüger sind be denken Sie daS kann ich nicht fordern, nicht wünschen. Ach, hätte ich meine ar men Kinder nicht, ich wäre schon bis ans Ende der Welt geflohen." „Aber// siel ihr Chabert ein, „kann ich denn nicht hier in Ihrem Landhause leben, als Einer Ihrer Verwandten? Ich brau che ja nichts als ein bischen Brod und Was ser, etwas Rauchtaback und eine Zeitung." Es entspann sich zwischen beiden ein Kampf von Großmuth, woraus der Sol dat als Sieger hervorging. Er faßte den Entschluß todt zu bleiben, und sich vor Al lem, was daraus für ihn entstehen konnte, nun nicht mehr scheuend, fragte er, was er denn thun solle, um das Glück dieser Familie unumstößlich zu begründen. „Machen Sie was Sie wollen," ant wortete die Gräsin, „aber ich meinesTheilS erkläre Ihnen, daß ich mich gar nicht in diese Angelegenheiten mische, ich kann nicht, ich darf nicht." Delbecq war seit einigen Tagen ange kommen und hatte sich, nach den Instruk tionen der Gräsin, das Vertrauen des al ten Soldaten zu gewinnen gesucht. Eines Morgens fuhr der Oberst mit Delbecq nach Saint Leu-Taverney, wo Delbecq bei einem Notar den Obersten zu Protokoll vernehmen ließ. Chabert war entrüstet, als er hörte, was man ihm in den Mund legte. „Tausend Bomben!" schrie er, „da wollen sie mich schön anlehnen, für einen Betrüger soll ich gelten!" „Mein Herr," antwortete der psifsige Delbecq, „ich rathe Ihnen nicht zu unter zeichnen. An Ihrer Stelle würde ich we nigstens einen Vortheil von einer jährli chen Rente von Franken sür mich aus diesem Prozeß ziehen. Die Gräsin müßte sie geben." Der Oberst warf einen verachtenden Blick auf den Spitzbuben und lief, von hundert Ideen aufgereizt, wie ein Jüng ling nach Hause. Er trat in den Park durch eine Hinterthür und setzte sich tief sinnig in einen Kiosk. Der Zufall woll te, daß in der Laube, welche hart an dem KioSk stand, die Gräfin in großer Aengst lichkeit saß und ungeduldig nach der Stra ße von Saint-Leu sah. Sie hatte den Obersten nicht gesehen, weil er durch das Gehölz gekommen war. Endlich hörte er Tritte, Jemand trat zur Gräfin in die Laube, und diese rief ihm entgegen. „Nun, Delbecq, hat er unterzeichnet?" „Nein Grusin, das alte Pferd war stut zig. Es lief davon, daß ich es ganz aus dem Gesichte verlor." Da stieg es dem Obersten siedend heiß in die Wangen; er sprang auf, stürzte in die Laube und gab dem Sprecher ein Paar der tüchtigsten Ohrfeigen, indem er ihm zurief: „Alte Pferde können auch noch ausschlagen." Delbecq entfloh aus der Laube, und der Erzürnte trat nun vor die Gräfin, welche die Augen niederschlug und in Thränen ausbrechen wollte, die aber der innere Grimm nicht recht hervorbrechen ließ. Lange sah er sie mit verschlungenen Ar men an, dann sprach er: „Weib! ich flu che Dir nicht, aber ich verachte Dich. Jetzt dank' ich dem Schicksale, das uns trennte. Ich fühle in diesem Augenblik ke nicht einmal mehr eine Begierde nach Rache; denn ich liebe dich nicht mehr. Ich j verlange nichts mehr von Dir. Deine Kinder, welche dort im Grase spielen, sol len nicht entehrt werden. Lebe ruhig; ich werde Dich nicht mehr belästigen, dar auf geb' ich Dir mein Ehrenwort, und dieß ist mehr werth, als alle Schnurrpfeiferei en der Advokaten. Ich werde nie den Na men mehr reclamiren, den ich, das darf ich sagen, in der Welt geltend gemacht habe, ich will künftig nur der arme Teufel Hy acinth sein, der nichts mehr von der Welt fordert. Ich will von der Erinnerung leben. Lebe wohl!" Die Gräsin warf sich zu seinen Füßen und wollte ihn zurückhalten, indem sie sei ne beiden Hände faßte, allein er stieß sie mit Abscheu zurück und entfloh. Lange Zeit wußten weder Derville noch die Gräfin, was aus dem Obersten Cha bert geworden sei. Der Milchmann, bei dem gewohnt hatte, war zu Grunde ge gangen und Lohnkutscher geworden. Der ville, der weder mehr von ihm noch von der Gräfin sprechen hörte, dachte, sie hätten vielleicht unter sich selbst einen Vergleich geschlossen. Endlich nach sechs Monaten rechnete er die Summe, welche er Chabert vorgestreckt hatte, zusammen, legte dessen Empfangsbestätigung und die Akten, wel che er aus Deutschland erhalten hatte, bei und sandte dies an die Gräfin Ferrand, mit der Bitte um Vergütung der darge liehenen Summe. Schon am nächsten Morgen erhielt er folgende Antwort: Mein Herr! „Die Gräfin Ferrand hat mich beauf tragt, Ihnen zu melden, daß Ihr Cli „ent Ihr Vertrauen und Ihre Güte „gemißbraucht hat. Das Individuum „nämlich, welches sich für den Obersten „Chabert ausgab, hat einbekannt, daß „es sich fälschlicher Weise den Namen „und die Eigenschaften dieses würdigen „Mannes zugeeignet habe, womit ich „die Ehre habe zu sein Ihr ergebenster „Diener Delbecq." „Es gibt wahrhaftig Menschen, welche schlechter sind, als man sich träumen las sen kann," rief Derville, den Brief in der Hand zerknitternd. „Seid menschlich, großmüthig, ihr Advokaten, wenn ihr zu Grunde gehen wollt. Meine leichtgläu bige Gutmüthigkeit kostet mich da eine Summe, die ich durch zehn Prozesse kaum gewinne." Ein Jahr nach Empfang dieses Brie fes hatte Derville im Palais des Polizei gerichts zu thun, wo er eintraf, als eben der President einen Mann, Namens Hy acinth, als Vagabund auf 2 Monate Gc fängnißstrafe und sodann zur Verwah rung in dem Bettlerhospitale zu St.-De nis verurtheilte. Als Derville den Na men Hyacinth vernahm, blickte er den Deliquenten an, der zwischen zwei Gensd 'armen auf der Bank der Angeklagten saß, und erkannte in ihm seinen falschen Oberst Chabert. Der alte Soldat saß ruhig, unbeweg lich, fast zerstreut, allein ungeachtet der Lumpen, mit denen er bedeckt war, und des Elends, welches aus seinen Zügen sprach, drückten diese doch einen edlen Stolz aus, und sein Blick hatte einen Ausdruck von Stoicismus. Als er fortgeführt wurde, trat Derville zu ihm und fragte: „Ken nen Sie mich? „Ja, mein Herr," versetzte Chabert. „Wenn Sie ein ehrlicher Mann sind," fuhr Derville mit leiserer Stimme fort, „wie konnten Sie mein Schuldner bleiben ? „Der alte Mann erröthete so sehr, wie ein junges Mädchen, welches von seiner Mutter einer heimlichen Liebschaft beschul digt wird, dann aber schrie er mit lauter Stimme: „Wie? Hat Sie die Gräsin Ferrand nicht bezahlt?" „Nein," antwortete Derville, „statt des sen hat sie mir gemeldet, daß Sie ein Be trüger seien." Der Alte hob die Augen gegen Himmel, gleichsam als wollte er ihn um sein Zeug niß anflehen; dann versetzte er: „Mein Herr, wenn Sie mir von den GenSd'armS die Erlaubniß dazu erwirken wollen, so will .ich Ihnen den Schuldschein ausstellen, der Laufende Rummer I. gewiß honorirt und bezahlt werden soll." Auf ein Wort des Advokaten zu dem Brigadier gestattete eS diefer. Hyacinth schrieb wenige Zeilen, siegelte sie, addres sirte den Brief an die Gräsin Ferrand und übergab ihn Derville. „Mein Herr, sagte er, glauben Sie mir, wenn ich Ih nen auch jene Dankbarkeit nicht bezeigen konnte, welche ich Ihnen schuldig bin, ich fühle sie nichts weniger hier hier in meinem Herzen. Ein armer Bettler kann leider nichts anderes thun." „Wie?" fragte Derville, „haben Sie denn keine Jahresrente bedungen ?" „Sprechen wir nicht davon," erwieder te der Alte; „wenn Sie wüßten, wie mir dieses Leben zum Ekel ist, Sie würden mir dazu Glück wünschen, daß Sie mich hier trafen. Ich will nichts, ich fordere nichts mehr als den Tod." Mit diesen Worten wendete er sich von Derville, wel cher nach Hause ging und seinen Schrei ber mit dem Brirfe zur Gräfin Ferrand sandte, welche ihm auch augenblicklich die Summe Übermächte, die ihm C h a b e r t schuldete. Im Jahre 1830, in der Mitte deS Mo nats Juli, ging ich in Begleitung eines Advokaten nach Ris. Als wir auf die Straße von Bicetre kamen, sahen wir un ter einer Linde am Wege einen jener alten/ ganz grauen und entkräfteten Armen, wet-- che den Marschallftab der Bettler erhalten haben, indem sie in Bicetre leben, wie die armen Weiber in Salpetriere. „Sehen Sie doch diesen Alten, Dervil» le!" sagte ich zu meinem Begleiter; gleicht er nicht jenen Männchen von Chokolade, welche unsere Zuckerbäcker verkaufen ? Und das lebt, und ist vielleicht sogar glücklich." Derville nahm seine Lorgnette, sah den Alten an, und nachdem er eine Bewegung des Staunens gemacht hatte, sprach er "der Alte ist ein lebendiges Gedicht. Kennen Sie die Gräsin Ferrand?" "Ja, sie ist eine geistreiche, angenehme Frau." "Dieser alte Mann aus Bicetre ist ihr Gemahl." Als Derville meine Verwun derung darüber bemerkte, erzälte er mir die vorhergehende Geschichte. Am andern Morgen schlug ich Derville vor, den Oberst Chabert in Bicetre zu be« suchen. Wir begaben uns also dahin und fanden den Alten auf einem Baumstam me sitzend; er hielt einen Stock in der Hand, und unterhielt sich damit, Linien in den Sand zu ziehen. "Guten Morgen, Oberst Chabert!'" redete ihn Derville an. "Ich heiße Hyacinth," antwortete er, "und habe Nr. 164 im 7ten Saale und dabei blickte er Derville ängstlich, mit der Furcht eines Greises und der eines Kindes an. "Sie kommen vermuthlich, um den zum Tode Verurtheilten zu sehen ? fuhr er nach einer Weile fort; er ist nicht verheirat het." "Armer Mann! sagte Derville, darf ich Ihnen Geld zu Taback anbieten?" Der Oberst hielt gierig sein Hand hin. Wir gaben ihm jeder ein Silberstück, und er dankte uns, indem er die linke Hand an seine weißen Haare legte. Dann stellte er sich an, als ob er ein Gewehr prä'fen tirte, lud dasselbe, legte es an die Backe und schrie "Feuer !" und gleich darauf schrieb er wieder Figuren mit seinem Sta-» be im Sande. "Seine Wunden und sein Alter habett ihn zum Kinde gemacht," sagte Derville. "Er ein Kind? rief uns ein anderer Bewohner von Bicetre zu, der nicht weit von uns stand, ach, das ist ein alter bos hafter Kerl, ein Philosoph." "Welch ein Geschick ! rief ich aus. Dieser Greis stirbt im HoSpitale der Al ten, nachdem er Napoleon geholfen Euro pa zu bezwingeu." In London ist ein Falschmünzer zum Galgen verurtheilt. In seinem Gesuche um Gnade schreibt er: Er sei im Leben kein Kopfhänger gewesen, er möchte eS auch nach dem Tode nicht werden.
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