pic Staats -Keitimg. Zoh. Qeorg Nixper. Herausgeber und Eigenthümer. Harrisbnrq, Pa. Donnerstag, Juni I>, I^o7. ".'lnzciste Astrutcn. Folgende Herren sind unsere anthorisirten Agenten in Anzeigen nd Subseriptioneu für die „Pennsylvanische Staats - Zeitung" in F. T. Vo c S, 2i t Nord Fünfte Straße, Phi ladclphia, Pa. I>o. F. Micrson, „Demokrat" Offire, Philadelphia, Pa. E. Nt eye, No. 87 Park Row, 'New Aork. Für Richter der Suprcinc-Court: (<,eolZ Shavswvod, von Philadelphia. Warnung. Ans Saxonburg, Butler Counlv, Pa. wird uns geschrieben, daß ein ge wisser Ehrl) ar t vor einigen Wochen dort als reisender Agent fuugirtc, und Subscriptio neu auf verschiedene Monatsschriften nahm, wofür er sich auch gleich hübsch bezahlen ließ. Vier Wochen sind nn seitdem vergangen, aber von den versprochenen Monatsschriften hat man bis jetzt noch nichts gesehen. Man glaub, daß dieser Ehrhart nichts als ein gemeiner Schwind ler ist, und möchte wir deßhalb das Publikum vor ihm warnen, da er wahrscheinlich auch an anderen Plätze derartige Schwindeleien trei be wird. Wurde verschoben. Wegen Man gel an Raum sind wir genöthigt, die Fortsetzung unseres Reiseberichts für die nächste Nummer zu verschieben. Nadilaltr Schwindel. Ter Tempcrcuz - Schwindel welcher von der letzten radikalen Gesetzgebung dieses Staates an dem Volte begangen wurde, hat bereits eine bedeutende Auf regung unter denisclbcn hervorgerufen, lim jedoch unsern Lesern zu zeige,wer die sauberen Vögel sind, die diese Schwindel dem Volke aufbürden wollten, geben wir nachstehend die Ja's und Nein's bei der Abstimmung im Senat, Bei einer im letzten Winter stattge habten heimliche n Sitzung in Harrisbnrg, wurde nämlich beschlossen, den von der Cvngreß-Tcmpcrcnz Ge sellschast begonnenen Kreuzzug auch in Pennsylvauien zu eröffnen, und ein ei genes Commitlec zur geheimen Agitir- ung dieser Frage zu ernennen. Hr. Bigbam (Ncp.) von Megheny Eountp brachte die Bill am I. März ei. Sie wurde a das Eommittce für Laster und Unmoralität verwiesen, des sen Vorsitzender Hr. Graham (Ziep.) ist, und dieser berichtete die Bill an den Senat. Am 2. April passirle sie die dritte Lesung und am 4. April wurde sie angenommen. Die Abstimmung war wie folgt - Für die Bill: Gegen die Bill: Big!,am (Rad.! Bnrnett(Dem.) Browne i Rad.) Davis (Dem.) Brown (Rad.) Donovan (Dem.) Coleman (Rad.) Glatz (Den,.) Cvnncll (Rad.) James (Dem.) Eowleö (Rad.) Nandall (Dem.) Fischer (Rad.) Ridgway (Rad.) Graham (Rad.) Schall (Dem.) Haines (Rad.) Searight (Dem.) Laiido (Rad.) Wallace (Dem.) McConangh (Rad.) Noycr(Rad.) Shvcmakcr (Rad). Stntzman (Rad.) Taylor (Rad.) White (Rad.) Worthington (Rad.) Hall (Sprecher) (Rad.) Es stimmten also l 8 dafür, (lauter Radikale,) und li> dagegen (lauter De mokraten, ausgenvmmen Hr. Ridgway). Ei ziemlich klares Partei-Votum. An demselben Tage wurdc die Nein schrist der Bill angefertigt; am nächsten Tage, den sten April, wurde sie in's Repräsentantenhaus geschickt und auf den Tisch gelegt. Von da ab geht jede weitere Spur verloren. Wie wir bereits in unserer letzten Nummer berichteten, so enthält der „Le gislative Nccord", das amtliche Blatt der Legislatur, kein Wort darüber, daß die Bill je aufgerufen oder in Er wägung gezogen wurdc, und wir glau bcn auch nicht, daß das je geschah. Im Gegentheile glauben wir, in Betracht der Heimlichkeit, in welcher die ganze Maßregel verschleiert wurde, in Betracht der vorgeblichen Unwissenheit der Mit glieder über die Passiruug und in Be tracht der Thatsache, daß der offizielle „Rccord" nicht e'iie Sylbe über diese Bill enthält, daß die Bill durchgc schwindelt wurde, wie schon andere Bills vorher durchgeschwindelt worden sind. Der Clerk gibt an, daß die Bill am !>tcn April passlrte, aber nichts da von ist im „Record" enthalten. Obgleich der Gouverneur die Bill am 17. April unterzeichnete, horte und sprach man nichts von derselben, ja cö wnrdc nicht einmal eine Andeutung da rüber gemacht, als bis wir dieselbe neu lich publizirten. Wem nach obigen unwiderlegbaren Thatsachen immernoch nicht die Augen aufgehen, der ist wirklich mit der Blindheit geschlagen. Demokratische Staats - Convention. Letzten Dienstag versammelte sich die demokratische Staats-Convention hier in Harrisburg. Die Sitzung wurde in einer mcister baftcn Ansprache durch Hrn. Wallace, Vorsitzer der Staats Central-Commit tes, eröffnet, worauf Hr. D. M. Fox von Philadelphia als provisorischer Präsi dent der Convention nominirt wurde. Hr. Boyle von Fayette Cyunty wnr dc bei der Nachmittags - Sitzung als Präsident der Convention erwählt. Hierauf schritt man zur Abstimmung eines Candidaten für Richter der Su prcmc Court. Bei der zweiten Abstim mung wurde der "Achtb. Georg SharSwood von Philadelphia als nominirt erklärt. Die Nominativn wurde mir ungeheu rem Jubel und Beifall begrüßt. Die Verhandlungen der Convention werden in unserer nächsten Nummer er scheinen. Kommen zur Einficht. Die deutschen Republikaner kommen endlich zu der Erkenntniß, daß die sog. Freiheits Partei ein glänzender Hum bug ist, und sie ergehen sich nunmehr in „llnabhängigkcitS-Erklärungen", worin sie ihren Abfall von der radikalen oder anti-republikanischen Partei dokumenti rcn. Ein solches Aktenstück lassen wir nachstehend ausdem„PittSburgcr VolkS blatt" folgen, einem Blatte, dessen Re dakteur wir persönlich sehr gut als ei nen der „Radikalsten unter den Radi kalen" kennen, und der bei jeder Gele gcnl'cit sein Gift gegen die Demokraten auöspic. Jenes Blatt sagt nämlich: „Nickis Seltenes mehr sind Uuabdängig kcitS-Eillärungen deutscher Republikaner ge genüber der Partei, mit welcher dieselben seit zehn Zähren Hand in Hand gingen. Grund zur Enisrrmdiiiig zwischen den deutschen und anglo anieritanischen Republikanern ist die in der republikanischen Partei immer stärker hcr vertretende Muetcrei, welche sich durch tyrannis che Ausiiahmcgcskhc gegen die gesellschaftliche Freiheit, durch brutale Polizeiherrschaft gegen de ordentlichen Betrieb der Wirthschaften und den freien Genuß des Ruhetages kundgiebt. „Zn de Gcnicindtwahlen des Westens sind dir Mmter, wo sie sich zu mausig machten, stark und die Deutsche waren vernünft?g ge ug, ebne Rücksicht auf sonstige Partei-Unter schiede in der Frage der gesellschaftliche Freiheit gemeinsame Sache zu machen. blckanischn? deutschen Central-Eoinite der Stadt New Herl liegen zwei Anträge vor. Der eine davon ist mehr auf Stadt, der andere auf die SlaatSwahlen gerichtet. Ersterer ent hält die Erklärung an die republikanische Par beide Anträge stattfinden. publikaner von New-Hork sind durchaus nicht gewillt, dem RepublikaniSmuS eines Horace Greclrv zu huldigen, welcher mit einer Hand den Baiiiistrahl schleudert gegen Alle, dieseiner Tem pere;-Marotte nicht beistimmen, und mit der Davis an sein Herz drückt. „Auch in Pennsvlvanien ist bei der nächsten Staatswadl ein starker Abfall von der repnbli- Wci>c wieder zur Vernunft; wenn nicht, dann mag sie—flöten gehen. Die deutschen Repub likaner habe nicht für Aufhebung der Neger- Hieraus demcrkt daS „Indiana VolkS blatt" ! Es ist wirklich ein ungeheurer „Fortschritt", daß solch lederköpfige Ra dikale, wie der in Pittsburg, endlich zu der Einsicht gekommen sind, daß ihre Partei sie zu „Sklaven machen" will. Mit dieser Einsicht tritt dann auch lbic Erkenntniß auf, daß die republikanische Partei ein geistloses Wejen, ein starres Gerippe ist, dem durch Ablösung der Sklaverei der Odem ausgegangen und das mit staatlichem wie individuellem Fortschritt unvereinbar ist. Diese sog. republikanische Partei ist jetzt weiter nichts als das schaale Gerippe der Fö deralpartei, von der ihr fähigster Reprä sentant (Alexander Hamilton) selbst sagt, ihre Zukunft wurzelt in hrittlschen Institutionen, womit er andeuten woll te, daß die Föderalpartei auf die Ein führung der aristokratischen Einrichtun gen Englands hinstreben müsse. ES war ein unglücklicher Irrthum sei tens der Deutschen, die sich nach 1854 der republikanischen Partei anschlössen, zu hoffe, sie würden nach Erledigung der Sklavcrcifrage nd bis zu 1868 ihre Partei rcformiren und aus einen volks thümlichen Standpunkt bringen können. Eine Reformation dieser Partei ist un- mögltch, weil sie, al der Repräsentant des Absolutismus, jeder Reform wider streitet. E gibt für die deutschen Re publikaner keine Führerstelle innerhalb ihrer Partei, da sie jetzt mehr als je das Aschenbrödel sind. Im Staat Indiana hat dle Masse der deutschen Republika ner ihre Unabhängigkeit bereits erklärt und sich zur demokratischen Partei herü bergeneigt in der Hoffnung, Schutz vor den Verfolgungen der radikalen Partei zu finden, die dort, wie in Pennsylva uien und New-Aork ihre alten Doktri nen tn praktische Wirklichkeit übersetzt. Da wir nie einsehen konnten, weshalb ein Deutscher oder Freund der Volks rechte, sich dem Ueberbleibsel der engli schen Aristokratie, der Föderal- oder republikanischen Partei anschließen soll te, so fühlen wir jetzt eine besondere Ge nugthuung in der Thatsache, daß alle einsichtsvollen deutschen Republikaner sich jetzt schon soweit mit uns ausge söhnt haben, daß sie an ein Bündniß mit den Demokraten denken. Das ist sehr schön und ein „Fort schritts" der uns Bewunderung und die Zusage abnöthigt, daß wir den Toma hawk begraben und die Friedenspfeife mit ihnen ranchen wollen, falls sie cS ehr lich meinen und sich mit uns zum Sturze der schwarzrepublikanischcn Tyrannei und Corruption verbinde. (Für die „Pa. TtaatSzeitung".) Ferdinand Freiligrath. (Für alle Zeitungen im Interesse der „Freilig grath-Stiftung" geschrieben.) Der gefeierte Dichter, der Liebling des deutschen Volkes in Armuth! Ein Ruf an alle deutschen Herzen. „Armuth, das Sklavenjoch der Freien." Ik. Die Armuth macht aus Männern Knechte, Die furchtlos mit Despoten rang', Im Kampfe für des Volkes Rechte; Doch Armuth macht sie zag' und und bang'. Ein Schrecken ist sie ja uns Allen, Wo sie in Kampf des Leben tritt; Wen sie ereilet, der mnß fallen, Und ob er noch so standhaft stritt'. ES sucht ein Jeder sie zu fliehen, Mit Angst erfüllt schon ihre Näh'; Da gilt'S ein Sorge, Eit'n und Mühen, Daß man ihr zeitig noch entgeh'. Doch wehe, wer im Kampf ermattet, Sich dabei noch verlassen sieh't, Und dem sein Unglück nicht gestattet. Daß er ihr irgendwie entflieh'! Wie viel könnt' Mancher Gute leisten, Wenn sie ihn nicht gefesselt hielt; Denn ach, den Bess'een trifft'S am meisten, Der ihr Knechtschaft bitter fühlt! Bis matt ihr Opfer sterbend fällt, Läß't ste'S nicht tos mit ihren Arme : Giebt Niemand ihr ei Lösegeld! 111. ES gilt dem ed'len deutsch Sänger, In seinem unverdienten Leid'; Laß' den Gefeierten nickt länger In Sorgen, Noth und Traurigkeit! Es gilt dem muth'ge FrciheitShelde, Dem Dichter Ferdinand Freitigraih ; Laß' auch zu seinem Ruhme gelte. Den Dank ud Preis, in Wort und That! Verbannt'vom theuren Vaterlaudc, Verbann'! mit welchem Schmerz-Gefühl', Vom Volk', das ihn den Liedling nannte, Lebt er erlassen im Exil'! Im Alter noch in Armuthskette, Den schwerste aller Sklaverei z Drum Deutsche, eilet ihn zu reiten, Von jenen Ketten mach ihn frei! Dann singt er wieder uns auf's neue, Mit frischem Muth, sein kräft'geS Lied, Das für die Eintracht deutscher Treue, Für'S ganze deutsche Volk erglüh'. 111. Euch Deutsche hier im freien Lande, Ermahn' sein Lied im ernsten Sinn', Dräng' Herrschsucht je zum Abgrundsrande Die Freiheit meuchelmörd'risch hin. Daß Ihr dem Dichter hoch zu Ehren, Euch zeigt der Freiheit werth und treu; Und ob's Republikaner wären, Die Euch bedroh'n mit Tyrannei. Da deutsche Haupt sollt Ihr nicht beugen Der Willkür und der Despotie, Soll' Euch als freie Männer zeigen, Voll Muth und Kraft und Energie. So handelt Ihr auch nach dru Lehren Der Gründer dieser Republik: Die Constitution zu rhreu. Beding de freien Volkes Glück. IV. Auch Fürsten, noch zu Euren Herzen Vermittelnd spricht das deutsche Lied ; Ehr't jenes Patrioten Schmerzen, Der gut und edel vom Gemüth. Den jener Schmerz nur hingerissen Zum Ausdruck seiner Bitterkeit: Daß Deutschland ewig bleib' zerrissen, Zum Spott' der Fremden weit und breit. Im Zweifel, daß Ihr würdet finden Den Eckstein deutscher Einigkeit, Um liebend treu Euch zu verbinden. Zum Schutz und Trutz, auf alle Zeit. Die FreiheitS-Göttin sollt' vollbringen, Wa hadernd Ihr verscherztet Euch; Den Freiheitskämpfen soll,' gelingen: „Ein ein'geS, mächt'ges deutsches Reich"! Wohlan, Ihr fühlet selbst ei Sehnen, Ein solche Reich jetzt auszubau'n; Da soll jed' deutsches Herz versöhnen, Wir fassen zu Euch neu Vcrtrau'n. Gelingt der Bau Euch Fürsten allen, Führ' selbst die FreiheitS-Göttin ein, In ihre Tempels weiten Hallen Soll Fürst und Volk die Eintracht wcib'n ! Drum Fürsten, höret och die Bitte; Ruft selbst de Dichter Ihr zurück, Gönnt'ihm in seine Volke Stille, Nach ed'lem gürstensinn', sein Glück! An Heiligkeit, von allen Freuden, Kommt der Versöhnung keine gleich; l Laß' Fürst und Volk von ihr sich leiten, Begründ' auf sie da deutsche Reich ! Denkspruch: „Wir Deutsche, müssen den Vorwurf der Fremden hören: „Wir wüßten uns're großen Männer nur im Todte zu ehren, „Mit dem Märtyrerkranz und dem Lei chenstein', „Anstatt ihnen im Leben dankbar zu sein." Wtlm ington,Dl., 28. Mai' 67. Geehrter Herr Redakteur! Zur vorstehenden Appellation an alle deutschen Herzen, „zu zeigen, daß wir Deutschen unseren großen Männer auch bei deren Lebzeiten dank, bar zu sein wissen und sie nicht dem Märtyrer- Tode mit allen seinen Leiden anheim fallen lassen", diene folgende Erläuterung: I. Unsere Kenntnisse und bürgerlichen Ar beitskräfte gehöre ebenfalls zu den Eapitalien, wie alle anderen von Geld und Geldeswerthe, die konsumirt und erschöpft werden, wenn wir keine lohnende Anwendung für dieselben finden; dann verfallen wir der Armuth, von welchcr Maugel, Noth, Jammer und Elend nur die Folgen sind; als Marler - Werkzeuge der Ar muth, wirken jene Leiden zerknirschend auf un ein, so, daß wir dem bittersten Tode erliegen müsse, wenn uns nicht ein Lösegeld von Freun deShänden der Armuth entreißt! Wir Deut sche sind es aus Dankbarkeit unseren große Männern, zu deren Ruhme, ja zu unserer Ehre schuldig, keinen derselben einem solchen Märty rertodc anheim stellen zu lassen, wozu uuter 11. ermahnet wird, die Pflicht zu erfüllen. Wir sind ferner es ihnen auch zum Ruhme schuldig, treu und würdig nach ihren Lehren zu handeln, wie unter 111. im Betreff der Deutschen hier bezeichnet ist. Und unter IV. können wir den deutschen Patrioten keinen besseren Rath geben zur Begründung eines einige und mächtigen deutschen Reiches, als Versöhnung aller Par teien und zwischen den Fürsten und dem Volke. Im gegenseitigen Vertrauen kann auch die Frei heit gedeihe, ein solcher Triumph der Freiheit würde die Zurückberufung des Dichters von Seile der Fürsten sein. F. H. Agitation für die Einführung eines Prohibitiv-GesctzeS. Der Philadelphia „Freien Presse" eninehmeu wir folgendes Bekenntniß der Thatsache, daß sich die radikale Partei ganz nd gar unter der Lei tung der Mucker befindet. Hoffentlich werde bald alle deutscheu Radikalen zu der Einsicht ge langen, daß nur die demokratische Partei eine Garantie für den Schutz persönlicher Freiheit bietet. „Wie wir aus der Mittheilung des „Harris burg Telegraph" ersehen, hat die Temperenz- Convention, welche vor Kurzem in der Haupt stadt des Staates Versammlung dielt, Vorkeh rungen getroffen, um bei der nächsten Legisla tur die Frage eines vollständigen Verbots des Verkaufs aller berauschenden Getränke lebhaft zu agitiren. Eine Comite ist ernannt worden, um bis dahin einen Gesetzentwurf auszuar beiten, der diesen Zweck im Auge hat und der Vorsitzende dieser Comite John Ceßna ist, ist wie berichtet wird, bereit ernstlich mit der Abfas sung der Bill beschäftigt. AS diesen Mittheilungen geht hervor, daß die Kaltwasserleute in Absicht haben, darauf hin zuwirken, daß Niemand die Nominativn als der nicht mit ihren Ansichten über die Nützlich keit und Nothwendigkeit eines gesetzlichen Ver bote spirituöser Getränke einverstanden ist. Wir würden sehr bedauern, wenn diese un glückliche Idee zur Ausführung käme weil wir voraussehen, daßi'n diesem Falle da Resultat der nächste Wahl zu Gunsten der CopperheadS ausfalle würde. Wir, unsererseits erklären Namens der deutfchen Bürger, deren Organ wir sind, im Voraus, daß wir in keinem Falle die Candidaten unterstützen werden, die dem Lande ein so tyrannisches und schädliches Gesetz aufzwingt wollen. Wir wissen, daß uns der Vorwurf cntgegcn geschleudert werden wird, daß wir de Vieres oder des Weines halber bereit seien unsere Grundsätze zu opfern. Dies wäre ei höchst ngcrechterVorwurf. Nicht um Bier und Wein handelt eS sich, sonder um die persönli che Freiheit, die uns eben so theu er ist, als die politische Freiheit. Wir betrachten die Agitation für ein Prohi bitivgesetz.nur als den ersten verderblichenSchrit in einer falschen Richtung. Gelingt es den thörichten Eiferern und Zeloten ein Eltsetz durchzuführe, das uns vorschreibt, uns des Genusses syiriuoser Getränke gänzlich zu ent halten, so werden wir bald eine ganze Reihe ähnlicher Gesetze folgen sehen, die uns auch de Rest unserer persönlichen Freiheit rauben. Mit demselben Rechte mit dem darüber verfügt wird wa wir trinken sollen, könnten die Herrn Gesetzgeber verfügen, wa wir essen, wie wir uns kleiden, ob wir Conzerte und Bälle besu chen, daß wir uns des Tabacks enthalten sollen, daß wir Sonntags die Kirche besuchen müssen. Mit einem Worte, die dem Bürger zustehende Freiheit, zu thun und zu lassen was ihm beliebt so lange er nicht die Rechte anderer verletzt, wä re dadurch vernichtet und weitere legislative Eingriffe und Beschränkungen würden folgen, die zuletzt gar nicht mehr von Freiheit der Person übrig ließen." Gehen der „Freien Presse" bald die Augen auf? Ein republikanischer Würdenträ ger beim Versuch einer Wahl fälschung ertappt. DaS in Indianapolis, Indiana, erscheinende „Volksblatt" berichtet, daß bei der neulich dort abgehaltenen Stadtwahl der Ergouverneur und jetzige Ver. St. Senator Oliver Perry Morton erwischt wurde, als er unbefugter Weise seine Stimme in einem Wahldistrikte von Jndiana herangefahrcn, wurde au demselben herausge hoben nd wollte gerade seinen Stimmzettel abgeben, als in Herr, John Dorbecker, ein deutscher Demokrat, seine Berrechtigung zur Ausübung des Wahlrechtes in diesem Distrikte in Frage stellte. Morton konnte die ihm vor gelegte Frage nicht bejahend beantworten, da er kein Bewohner her Stadt ist und sich stets als ein Bürger von Eentreville.Wayne Eounty ausgegeben hat. Mehrere politische Freunde Herrn Dorbecker zu bewegen, seine Opposition gegen die Abgabe der Stimme Mortons zu rückzuziehen. Dieser aber bestane auf seinem Verlangen und Ergouverneur und jetziger Ver. Sennior Morton mußte sich endlich be schämt, ohne seinen Plan der falschen Stimm abgäbe anSgefiihrt zu haben, entfernen, indem r sich in seinen Wagen bringen ließ und so schnell alsmöglich davonfuhr. Wenn man sieht, wie der höchste Würden träger der radikale Partei von Indiana sich selbst nicht schämt, den Versuch der falschen Stimmabgabe zu machen, dann wird man es erklärlich finden, wie es kam, daß dieser Gou verneur Morton bei einer der letzten StaatS- wählen in Indianapolis mehr Stimmen erhielt als zuverlässigen Berichten ach berechtigte Stimmgeber injener Stadt leben. Ein Reg!- ment Massachusetts-Soldaten, da damals in Indianapolis fiationirt war, soll von einem ! Stimmplatze zum andern geführt worden seln nud in jeder Ward seine Stimmen abgegeben haben. Nach der oben erwähnten Thatsache ist diese Behauptung, so beschämend sie auch für die radikale Parteiwirthschaft ist, doch nicht Telegraphisches. Nachrichten ans Washington. Washingtons. Juni. Das Justiz-Comite hat sich beute bis zum 26. d. MtS. ver tagt. Es will am 26. d. Mts. blos deßhalb zusammenkommen, um dem Congreß, falls derselbe eine Julisitzung halten sollte, was übrigens nicht wahrscheinlich ist seinen Bericht über reichen zu können. Die endliche Abstimmung über da Jmpeachmcnt de Präsidenten ergab vier dafür und fünf dagegen. Die Herren Bautwcll, Williams, Thomas und Lawrence stimmten dafür, und Wilson, Wood bridge, Eldridgc, Marshall und Chur chill dagegen. Eine TadclSresvlution ging durch, die den Präsidenten solcher Handlungen für schuldig erklärt, die das „Verdam mungöurtheil" des Volkes verdienen. Es stimmten 7 dafür und 2 dagegen. Die Herren Eldridge und Marshall ha ben dagegen gestimmt. In der DiScussion behauptete Herr Eldridge, daß das Comite seine Be fugnisse überschreite. Der Wortlaut der Resolution ist noch nicht veröffent worden. Die Charterwahl in Washington. Washin g to n, 3. Jnni. Die gestrige „Chqrterwahl" hat mit einem vollständigen Siege des republikanischen „Tickets" geendet. Dte Neger ström ten schon in aller Frühe nach den Wahl urnen ; die Weißen hatten nicht gcrin ge Mühe, ihre Stimmen acceptirt zu sehen, da man ihnen soviel Schwierig keiten als möglich mächte, und die Sttixmahgabc durch die große Ignoranz der Neger, die nicht wußten, wie sie sich verhalten sollten, mehr Zeit in Anspruch nahm, als gewöhnlich. In mehreren Wahldistrikten wurden fast gar keine Stimmen von Meißen abgegeben. Ruhestörungen kamen nicht vor, wahr scheinlich Vbshalb, weil die Neger freies Spiel hatten und die Weißen denselben das Feld räumlen. Die Militärherrschaft in Ncw- OrleanS. Die Absetzung von Governor Wells, tc. ic. New- O rl eanS, 7. Juni. Herr Bens. F. Flanders, der eucrnannte Gouverneur, stattete heute Vormittag dem Gouverneur Wells in dessen Amts zimmer einen Besuch ab. und kündigte ihm an, daß er, dem Befehl de Gene ralsShcridan gehorchend, bereit sei, die ihm übertragenen Dienste Obliege heile zu übernehmen. Gouverneur Wells lehnte es ab, freiwillig sein Amt niederzulegen, und protestirte schriftlich gegen die Verfügung de Generals Sheridan. Um I Uhr traf im GouverneurSzim mer eine Ordre a Herrn Flandes ein ; er war jedoch abwesend, und man erfuhr nichl, welche Mittheilung darin enthal war. N c w-O rleanS, 8. Juni. Heute früh um halb zehn Uhr kam Brevet- Brigade General Forsylh vom Stabe des Gen. Sheridan in's RegierungS- Bureau im Mechanics Institut und überbrachte dem Gouverneur Wells fol gende schriftliche Mittheilung vom com mandirenden General : Hauptquartier de fünften) Militärbezirks, N e w-O rleanS, 7. Juni 1867 ) Mr. I. Madison Wells Ergouvernenr von Louisiana, in New Orleans. Sir: Gouverneur Flanders hat mich soeben benachrichtigt, daß er die Akten de Bureaus, die Sie bisher als Gou verneur von Lauisiana in Verwahr hatten, offiziell von Ihnen verlangt ha be, und daß Sie geweigert, ihm diesel ben zu überantworten, indem Sie mir das Recht bestreiten, Sie vom Amt zu entfernen, —ein Recht, das Sie bis zur Zrit Ihrer Enthebung anerkannten und befürworteten. Ich schicke deshalb Brevet Brig. Gen. I. W. Forsyth von meinem Stabe, um Sie in Kenntniß zu setzen, daß er von mir beauftragt ist, Sie mit Gewalt aus dem RegierungS- Burean zu vertreiben, wenn Sie diese Mittheilung nicht einer gewaltsamen Vertrcibnng aus dem Am te gleich erachten. P. H. Sherid a n, Gen. Maj. Nachdem Gen. Wells diese Mitthei lung gelesen, antwortete er Folgendes: „Gen. Forsyth, ich übergebe das Amt das ich bekleide, nur dann einem Andern, wenn ichmitdem Schwert dazu genöthigt werde." Der Governör rief dann den Nichter Ryan aus der Parish Rapides herbei, um Zeuge dessen zu sein, was er sagte. Gen. Fo'syth entfernte sich dann, ohne zu antworten. Der neu ernannte Governör Flan ders wird nun sogleich Besitz vom Re gierungS Bureau nehmen. Er-Governor Wells will die Sache vor die Gerichte bringen, und hat des halb hervorragende Anwälte darüber zu Rathe gezogen. General Cple des Mordes ange klagt. Albany, 8. Juni. Nur ein wich tiger Zeuge ward heute noch über die Cole-Hiscock-Tragödle verhört, worauf der Anwalt des Angeklagten bemerkte, daß er seinen Clienten angewiesen, für's Erste kein weiteres Zeugniß vorzubrin gen. E. M. Cole, Ver. Staaten Consulzu Acapulco, kam gestern hier an und hat te eine längere Unterredung mit seinem Bruder im Gefängniß. Diebstahl im Schahamt. Vor einigen Wochen fand es sich, daß ein Packet, welche eine Million der neuen consolidlrten öIWV-Bonds ent halten sollte, blos 961 Bonds enthielt; trotz den sorgfältigsten Nachforschungen, welche von Clerks angestellt wurden, die im Vertrauen des Schatzamts-Sekretärs hoch stehen, wie Moore, Wyman, Pratt und Gourlay, war es nicht möglich, zu constatiren, wohin die fehlenden 99 Bonds gekommen sind. Doch glaubt man, daß der Schatzamtssckretär selbst dem Diebe auf der Spur ist. Die Ent deckung wnrde noch recht zeitig gemacht, um einem noch größeren Diebstahl, der projcktirt gewesen zu sein scheint, vorzu beugen. Man machte dem SchatzamtS- Setretär erst dann Mittheilung von der Sache, als dieselbe sich nicht länger ver bergen ließ. Von der Indianergrrnze. St. Louis, 4. Juni. Depeschen aus dem Westen besagen, daß auf die Postkutsche, welche auf der Schmvky Hill Route geht, vor einigen Tagen un weit „Big Timber", sowie auch bald darauf unweit Rüssel Station Feuer gegeben worden ist. Auf die erstge nannte Station wurden während drei aufeinanderfolgender Nächte von den Indianern Angriffe gemacht. Die Generäle Smith und Custer ste hen mit 13,000 Mann Eavallerie bei Fort Hayeö; im Verlaufe der letzten drei Wochen sollen nicht weniger als 300 Mann von dem CavaUericcorpS mit Sack und Pack dcscrtirt sein. Ei Infanterieregiment (Neger) befand sich auf dem Wege nach Fort Hayes. Eine Depesche aus Omaha besagt, daß 206 PawneeS (Kundschafter der Weißen) mit einer gleichen Anzahl Siour unweit der Stelle, wo die Pacific-Eisenbahn aufhört, vor einigen Tagen ein Treffen zu bestehen hatten. Es wurdendrei Siour getödtet. General Shcrman, der die auf einer Ercursion begriffenen Eongreßmitglieder nach Fort McPher son begleitet hat, wird nach seiner Rück kehr gemeinschaftlich mit General Au gur in's Feld ziehen. General Augur hat, wie versichert wird, Eavallerie ge nug, um die Eisenbahn und die an der selben beschäftigten Arbeiter beschützen zu können. Von Washington. Washington, 16. Jun>. Präsident Johnson unpäß lich. Der Präsident ist heute sehr unwohl und empfängt keine Besuche. Seine Aerzte sind der Ansicht, daß er an einer Nierenkrankheit leidet, die bei vielen Personen einen örtlichen Ausgang nimmt. Die Prozessirung S ur ratt' s. Die Prozcssirung Surratt's hat heu te begonnen und bildet den hauptsäch lichsten Gegenstand des Tagesgespräches; eine große Anzahl Neugierigcr hatte sich lange vor dem Beginn der Verhandlun gen in und vor dem Gcrichtssaal einge sunden. General Grant hat die Einla dung der Direktoren des Soldaten Na tional Friedhofes, mit ihnen am Don nerstag den 26. d. M. in Gettysburg zusammenzukommen und das dortige Schlachtfeld zu besuchen, angenommen. Die nächste Präsidentenwahl. Eine Anzahl „hervorragender Politi ker" und Drahtzieher hat sich in Wa shington eingefunden, um den General Gran. zu bewegen, bei der nächsten Prä sidentenwahl als Candida aufzutreten. General Grant indessen zu verstehen gegeben habe, daß er nicht beabsichtige, als Candivat aufzutreten, doch sei er dafür, daß die Nominativn dem Gene ral Shcrman offerirt werde. Ms Europa. Deutschland. London, 5. Juni. Eine Depesche aus Frankfurt besagt, der ursprünglich in Paris verhaftete Courier des Hictzin ger Hofes, der nach seiner Freilassung sich nach Frankfurt begab und dort wie der verhaftet wurde, gestern Abend Selbstmord beging. Sein Name ist Bauer; er war seiner Zeit Commis des Banquiers Simon in Hannover. Der Inhalt der 50 Briefe, welche man i seinen Stiefeln versteckt fand, bestand in den gravirendsten Beweisen gegen ihn. Die Briefschaften enthielten die vollständigsten Aufschlüsse über die Verschwörung. Die Sächsischen Herzogthümer sollen in Anbetracht der Mehrlasten, welche der deutsche Bund von ihnen fordert, entschlossen sein, die Universität Jena auf;ugcben. Die kleinste Uhr. —Im Laden des Uhrmachers Herrn Ritters in Mün chen ist eine Uhr ausgestellt, die wohl zu den aUcrkleinstcn der Welt gehört, da sie einen Silberkreuzer an Größe nicht über trifft. Sie läuft auf zehn Rubinen und ist als Hemdknopf zu benutzen. Ankunft dcS König von Preußen in Paris. Paris, 5. Juni, Abens. Der König von Preußen und Graf Bismarck ist heute Nachmittag 3 Uhr im Bahnhof der Nordbahn eingetroffen. Der Em pfang, der ihm zu theil wurde, war nicht minder großartig, als der des Czaaren. Der Kaiser verfügte sich per sönlich sammt einem glänzenden Ge folge nach dem Bahnhof und gleitete den König nach den Tuilerien. Es war eine ungetzeure Menschenmenge anwe send. Die Polizei entwickelte große Regsamkeit, da man es für keineswegs unmöglich hielt, daß das vielbesprochene Attentat gegen den König und den Grafen Bismarck in Paris in Aus führung gebracht werden könne. Die Empfangsfeierlichkeiten verliefen indes sen ohne Störung. Graf Goltz war dem König Wilhelm bis Lille entgegen gereist. Oesterreich. Der Kriegsminister hat durch den Staatsanwalt gegen die „Wiener Medicinische Presse" eine Klage ein bringen lassen, weil in einer Beilage dieses Blattes ein Aufsatz gegen die Stockprügelstrafe erschienen war. Der Verwaltnngsbericht des Bür germeisters von Wien entwirft keine günstiges Bild von den Verhältnissen der Residenz. Die „Presse" findet den Grund der bcklagenswcrthen Ver hältnisse in einer wachsenden Verarmung des Landes im Allgemeinen und der Hauptstadt insbesondere, wo die Ab nahme der „produktiven Kräfte" eine nicht zu leugnende Thatsache. Das Blatt fordert, daß gleich nach dem Zu sammentritt des Reichsralhes eine Un tersucbung über den wachseudeu Pau perismuS eingeleitet werde. In Paris ist man sehr gespannt aus den Besuch des Sultans. Ein Ge rücht läßt ihn beabsichtigen, mit einem Gefolge von 566 Personen einzutreffen. Er wird wahrscheinlich von guad Pa scha begleitet werden. Es ist dies das erste Mal, daß der Sultan seine Staa ten verläßt um eine auswärtige Haupt stadt zu besuchen. Räumnng Luxemburgs. Londo n, 8. Juni. Nach hier ein getroffenen Nachrichten wird die Räu mung der Festung Luxemburg im Lause der nächsten Woche vollendet sein. E i n A t t e n t a t a u f L. N a p o l e o n. Part S, 6. Juni. Abends. Heute wurde wieder ein Versuch gemacht, dem Kaiser Napoleon das Leben zu nehmen. Während der Kaiser von der, dem Ezaaren in Ehren auf dem Camp de Mars abgehaltenen Revüe auf dem Heimweg begriffen war, wurde ein Schuß in den kaiserlichen Wagen, worin sich Napoleon und der Czaar befanden, aus der Menge abgefeuert, aber keiner der Kaiser wurde verletzt. Der Vorfall erregte große Aufregung und Confu sivn, bis sich herausgestellt hatte, daß der Mordversuch mißlungen war. (Nach einer Spezialdepesche des „Her ald" hätte das Atentat dem Czaaren ge golten ; der Hauptinhalt jener Spezial depesche ist folgender): Paris, ii. Juni. Es wurde heute Nachmittag ein feiger Versuch gemacht, den Kaiser von Rußland zu crmordcrn, während derselbe mit dem Kaiser Na poleon von der großen Revue zurück kehrte. In dem kaiserlichen Wagen be fanden sich zur Zeit der Ezaar, seine beiden Söhne und Napoleon. Der Mordversuch fand statt auf ihrem Heim wege durch das Bouloger Wäldchen. Ein junger Mann, ungefähr 20 Jah re alt, feuerte eine Pistole nach dem Czaaren. Es scheint, daß die Waffe überladen gewesen ist, wodurch die Hand des Mörders beschädigt wurde. Man sagt, daß ein Dabeistehender den Arm des „Attentäters" in die Höhe geschla gen und daß Letzterer sofort von der Escorte zusammcngehauen und schwer verwundet gefangen genommen worden sei. Der kaiserliche Wagen fuhr wei ter, ohne anzuhalten. Man vermuthet, daß der junge Mensch ein Pole ist, denn kurz vor dem Mordversuch hörte man den Ruf: „Es lebe Polen!" Die beiden Kaiser kamen ohne Verletzung davon. Es sind Tau send Gerüchte im Umlauf und es herrscht hier ein große Aufregung. Man weiß nichts Bestimmtes, außer, daß der Mordversuch gemacht, der Czaar der Gefahr entgangen und der Verbrecher verhaftet ist. Das Attentat auf den Kai ser von Rußland. P a riS, 8. Juni. Es wird mit Bestimmtheit versichert, daß der Pole Bergiouski, der aus den Kaiser von Nußland feuerte, keine Mitverschwore nen hatte. Gleich ach seiner Verhaf tung gestand er, daß er erst vor 2 Tagen aus Belgien herübergekommen, in der Absicht, den Kaiser zu ermorden. Er kaufte sein doppelläufiges Pistol am 5. Juni in Paris und schoß dasselbe zwei mal ab. Die erste Kugel ging zwischen dem Kaiser Napoleon und einem der russischen Prinzen hindurch und ver wundete das Pferd eines der kaiserlichen Reitknechte tödtlich, sowie eine an der gegenüber befindlichen Seite der Stra ße stehende Dame. Beim zweiten Schuß sprang die Waffe. Napoleon benahm sich mit großer Kaltblütigkeit. Er wandte sich zu dem Czarcn und sagte lächelnd : „Sire, wir sind zusam men im Feuer gewesen." Der Czar er wiederte - „Unser Geschick liegt in der Hand der Vorsehung." Beim ersten Verhör erkläte der Thäter, daß er die Welt von dem Czaren habe befreien wollen und das Mißlingen bedauere. Die ganze Bevölkerung von Paris, einschließlich der Pole, verdammt die That. Am Freitag war Dank-GotteS dienst in der griechischen Kirche, wel chem der Czaar und seine Familie bei wohnten. Am Abend war Paris fest lich beleuchtet. Der Ball welcher gestern im Hotel des russischen Gesandten stattfand, war ein gewöhnlich glänzender. Der Kaiser Napoleon mit der Kaiserin Eugeuie, so wie der Czaar und seine Söhne waren anwesend und Empfingen die wärmsten Glückwünsche für ihre Rettung. Die Krönung in Ungarn. Pesth, 8. Juni. Lord Bloomficld, der britische Gesandte am österreichischen Hofe, wird bei der heute hier stattfin denden Krönung von Franz Joseph zum König von Ungarn anwesend sein. Alle Regierungen, welche diplomatische Verbindungen mit Oesterreich unterhal ten, werden bei dieser Gelegenheit ver treten sein, mit Ausnahme der Vcr. Staaten von Amerika. (Die letzteren sind im Augenblick in Wien durch kei nen Gesandte vertreten.) Der Kaiser hat seine Absicht kundge geben, eine Amnestie für alle seine Un terthanen, welche sich wegen politischer Vergehen im Gefängniß befinden oder sich solcher vor seiner Krönung schuldig gemacht haben zu erlassen. P e sth, 8. Juni. Die Krönung des Kaisers von Oestereich zum König von Ungarn hat heute in Gegenwart" einer großen Volksmenge stattgefunden. Niederlage der Türken auf Kreta. Athen, 6. Juni. Die von der Insel Kreta eingelaufenen neueren Berichte bestätigen die früheren, und es steht außer Zweifel, daß die Insurgen ten in alle Gefechten die Truppen Omer Pascha'S geschlagen haben. Die Erwartung, daß Omer Pascha mit den Insurgenten kurzen Prozeß machen werde, scheint sich somit nicht erfüllen zu wollen. Die Fenier. Dublin, 6. Juni, Abends. Die Fenier, welche kürzlich bei Dungarvan, Waterford County zu landen versuchten und dabei verhaftet wurden, haben an gegeben, daß sie von Boston, Massachu setts kommen. London, 6. Juni, Abends. Lord Naaö, der Chef-Sekretär von Irland, zeigte heute Abeud im Unterhaus an, daß das TodeSnrtheil aller Fenier in Gefängnißstrafe umgewandelt worden sei. , Locale Neuigkeiten. LancaSter, Pa. Don ne stag, Juni 13. 1367. Fahnenweihe. Wie wir vernehmen, beadsichtigt der „Lankaster Männerchor" näch sten Montag (den t7ten Diese) eine Pic Nie in Teil'S Hain abzuhalten. Unsern freundliche Lesern und Leserinnen in Lankafter und Unigrgend wird dirß gewiß eine freudige Nachricht sein; denn daß der „Männerchor" solche Sachen aus dem ff zn arrangiren nnd auszuführen weiß, ist allbekannt. Einen schö nere und lieblicheren Ort als Test Hain hät !te man auch nicht wählen können. Also Hinaus, binauS in den lieblichen Hain, Zu schließen sich dort an die fröhlichenLteih'n. Der „Männerchor" marschirt um 9 Uhr Vormittags von Hrn. Lorenz Knapp'S Lokal ach dem grstplatzc ab; auch werden Omnibusse während des Tage von dort nach dem Fest- Platze abgeben. Sollte jedoch schlechte Wetter eintreten, so wird die Fahnenweihe auf den nächsten Tag verschoben. Die Kinder-Heimath.—Di greunde verwahrloster Kinder haben einen Aufruf an die mildthätigenßürger von Lankaster Eil, und County ergehen lassen, die Summe von 36,- 0>0 aufzubringen um ein bessere, geeignetere und geräumigeres Gebäude für die Aufnahme der stets vermehrenden Anzahl freundloser Kin der zu bauen. United StateS Hotel.—Aus der An zeige in einer aiideren Spalte der heutigen Nummer ersehen unserc Leser, daß Hr. Philip Keller das große und geräumige United StateS Hotel in der Süd-Queen Straß, (frü her von Hrn. Meyer dewohnt) käuflich über nommen hat. DaS Haus ist letzthin neu reno irt und aufs geschmackvollste eingerichtet Wor ten. Freund Keller ist ein freundlicher, zuvor kommender Wirth, der seine Gäste auf's beste zu bewirthen weiß. Nebst vorzüglichen Ge tränken findet man bei ihm auch delikate Spei sen. Wir empfehlen Hrn. K. der Gnnst de Publikums. Ein Hotel zu verkaufen —Nächsten Montag soll John Wagner'S Hotel in Colum bia verkauft werden, wie au der betreffenden Anzeige aus der vierten Seite diese Blatte zu ersehen ist. Für Kaufliebhader bietet sich hier eine sehr günstige Gelegenheit. Kopf ab.—Der kürzlich ernannte radikale Assessor, I. B. Warfe!, hat all die von seinem Vorgänger ernannten Gehülfs - Affessoren den Laufpaß gegeben, und dieselben abgesetzt, und zwar in folgenden Distrikten: 3ter Sub - Distrikt Simon P. Nagle, an die Stelle von Sebastian Keller, abgesetzt. üter—Elia G. Gross, an die Stelle von W. S. Hund, abgesetzt. titer—David Bücher, an die Stelle von Z. H. Smith, abgesetzt. 7ter—John Brady, an die Stelle von Jacob R. Barr, abgesetzt. vier—B. F. Nowe, an die Stelle von P. W. Honsekecper, abgesetzt. üter-Thomas Griest, an dte Stelle von Tho mas Mcllvaine, abgesetzt. kter—Samuel Kaufman, an die Stelle von Thos. Ehamberlain, abgesetzt. Itter—Wm. U. Heß, a die Stelle von W. H. Grier, abgesetzt. I2ter—Abraham Lutz, an die Stelle von Ja cob R. Mischler, abgesetzt. Veränderung in der Eisenbahn Zeit.—Eine kleine Veränderung in der Eisen bahn-Zeit trat am vorigen Montag ein. Der Tag-Erpreß nach Osten geht 5 Minuten später ab; die Philadelphia Erpreß nach Westen, 1b Minuten, und die Schnelle Linie 10 Minuten später. Sie geht von Philadelphia um 12 Uhr Mittags ab, kommt um 2.2 b in Lancafter an, nd geht von hier um 2.40 ab. Die Dilleryille ab-3.10. Nerbaftnng weg Post - Dieb stahl-— Vorigen Sonntag Nachmittag wur den Levi Nirdorf, William Nirdorf und Henry geller auf Anklage des PostmeisterSEochran er hastet. Sie sind beschuldigt die Ber. Staaten Post beraubt zu haden. Die Thatsachen sind wie folgt: Vorigen Sonntag Morgen, fand Herr Georg Hartman, welcher den Eontrakt für die Beförderung der Post zwischen Laneaster und Eolrbrook hat, 23 Briefe unter einem Trog in seinem Micthstall versteckt. Zwei der Ange klagten stände zur Zeit Ihrer Verhaftung in sei nem Dienste als Postträger, und der andere eine kurze Zeit zuvor. Als der Postsack an die Postoffice abgeliefert wurde, war derselbe wie gewöhnlich geschlossen und die Briefe waren nicht vermiß, obschon sie am Bten vorigen Mo nats auf die Post gethan waren. AIS die Brie fe gefunden wurden, waren sie geöffnet, und man vermuthet daß die Räuber blos einen tieinen Geldbelauf für ihre Mühe bekamen. Die Ange klagten hatten den Postsack in ihrem Besitz al die Briefe daraus genommen wurden und S lag ihnen ob, Erklärung über deren geheimnißvolle Verschwinden zu gebe. In Ermangelung von P 2,600 Bürgschaft wurden die drei eingestickt für ihre Erscheinung dei der Ver. Staaten Di strikt-Eourt. Whiskey Znspektor.—perrAbraham Hiestand von dieser Stadt, ist als einer der Be ueral-Jnspektoren von Whiskey für den neunten Distrikt an die Stelle des abgesetzten E. S. Metzger angestellt worden. Brüekenbau-Contraktzuerkannt. —Der Eontrak für dm Bau der neuen Brücke über die Conestoga, bei der Rockland Factory ist dem Eapt. Elias McMellen für 4,555 zuer- Natur Erscheinung. —Die „HvrkGa zette" vom 31. Mai berichtet Folgendes-—„Ei ne eigenthümliche Naturerscheinung zeigte sich in der vergangenen Montag Nacht. Zwischen zehn und eis Uhr erschien plötzlich ein langer Heller Streifen am nördlichen Horizonte, in der Ge stalt einer Garbe oder eines RuthendündelS, der in der Mitte durch eine dunkle Wolke wie von einem Bande umschlungen erschien; langsam Heller und größer werdend, streckte sich die Er s schcinung direkt von Norden nach Süden und währte fast über eine Stunde. Der Streifen warf ein mondähnliches Licht und entsprach dem Schweife eines großen Kometen, für welchen Viele ihn im Anfange hielten. NbermalS eine (wichtige Ent scheidung in Betreff der Einkom mensteuer. Auf eine an ihn gerichtete Aufrage, ob Verluste beim Kauf oder Verkauf von Werthpapiere während des Jahre von dem zu ersteuernden Einkommen in Abzug ge bracht werden dürften, hat Steuercommiffär RollinS „nach reiflicher Ueberlegung" ent schieden, daß allerdings der Unterschied de Preises von Werthpapieren und de Betrages, für den sie verkauft wurden, in Abzug gebracht werden dürfe.
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