Jahrgang 1., Die Peinlsylvanische StaatSzeitung, Herausgegeben von Iol. Georg Slipper, erscheint jeden Donnerstag, und koste, 2. vi per Jahr, zahlbar innerhalb des.lahres, und 2.SV nach Verfluß des Hahrgangs. Einzelne Eremplaren, S <sentS per Stuck. Keine Subscriptioncn werden für weniger als sechs Monaten angenommen; auch kann Niemand das Blatt abbestellen, bis alle Rück stände bezahl sind. Anzeigen werden zu den gewöhnlichen Prei sen inserirt. Office! in der „Patriot und Union" Druckerei, Dritten Straße. Harrisbnrg, nd in der „Hntelligencer" Druckerei, am Eentre Square, Lancaster. Wohnung: Nro. tl ChrSnutstraße, zwi chen der 4ten und üte Straße. .. Poesie. Die Weltmacht. Das Geld, das Geld DaS Geld regirt die Welt, ES ist der mächtigste Regent, Wo'S mangelt, da fällt's Regimen. DaS Geld, das Geld Gibt Anskh'n in der Welt; Geehrt wird selbst sonst schlechtes Pack, Wenn es nur Späne hat im Sack. DaS Geld, das Geld Macht schön in dieser Welt; Ruch wjrd der Grützkopf witzig, klug, Hat er nur Golddollar genug. Verstand, Verstand Galt elnst durch'S ganze Land ; Jetzt ist er außer SoureS gesetzt, Ist er nicht stark mit Gold versetzt. Das Geld, das Geld Macht Freunde in der Welt; Doch wo der Geldsack kehrt und wend't, Da hat die Freundschaft bald ein End. Da Geld, da Geld Bahnt Wege durch die Welt; E öffnet sich das schwerste Thor, Schlägt man mit güldnem Hammer vor. Das Geld, das Geld Ist ein gewalt'ger Held ; Wo diese Macht zu Felde zieht. Traun, daß der Feind d bald entflieht. Das Geld, das Geld Bestimmt in dieser Welt De Werth des Menschen auf ein Haar, Kein Maßstab je hier sich'rer war. Da Geld, das Geld Macht blind hier auf der Welt; Der Goldsand ist ein wahres Gift, Verdirbt die Auge, die er trifft. Mit Geld, mit Geld Wird'S Recht oftmals entstell; Geld rennt voran, Recht schleichet nach, Geld macht das Recht oft krank und schwach Da Geld, das Geld Verbindet in der Welt: Viel Geld, viel Geld Hät gern die ganze Welt; D'rum weiß ich, daß der Wunsch gefällt: „Komm zu uns Allen, König Geld!" -feuitleson. Ein Gisenbahn - Abenteuer. Von F. W. Hackländer. (Schluß.) Da aber die junge Dame, ohne et a zu erwiedern, einstieg, so nahm der Schaffner das Alles für eine ausge machte Sache an, Schlo Bdie Thür des CoupeS und sagte, ehe er davon ging - „Wir haben bis München keine Zwi schenstation; die Fahrt dauert eine star ke Stunde." „Sie sehen mich untröstlich!" sagte der junge Mann, nachdem er sich in hrerbietigre Entfernung von der Gräfin Patasky niedergelassen, „daß der Zufall schuld daran ist, wenn ich Sie durch meine Gegenwart belästige." „Eine Bemerkung," sagte sie heiter zur Antwokt, „die eben so unwahr als unrichtig ist. Sie sind darüber nicht untröstlich und Ihre Gegenwart belä stigt mich nicht im Geringsten —beden ken Sie nur die langweilige Fahrt einer ganzen Stunde ohne Zwtschenstation — ich hoffe, Sie fangen Ihren Dienst als mein Kavalier schon jetzt dadurch an, daß Sie ein wenig mit mir plaudern. Der Zug hatte sich wieder in Bewe gung gesetzt, und Herr Stollberg fand, te unendlich er in jeder Beziehung bei dem Wagentausch gewonnen. Wie an geüehm saß er hier auf den weichen Sammctkissen und der viel sanfteren Bewegung dieses neueren uns besseren Wagens. Ungleich köstlichere Atmosph äre herrschte hier; die junge schöne Dam strömte einen sanften Duft wie on Veilchen aus und dabei that es ihm außerordentlich wohl, endlich einmal erlöst zu sein von dem Eisenbahnunfäl ke erzählenden dicken Herrn und von der Weise der Fahneuwacht, welche Bei de ihm unerträglich geworden waren. Dabei herrschte in dem Coupe ein ange nehmer Dämmerschein, denn das Licht der Krpslallschale mit der Lampe oben in der Decke war gemildert durch einen halb darübergezogenen grünseidenen Borhang. Um nun dem ihm ertheilten Befehle, seine interessante Nachbarin zu unter halten, so gut als möglich nachzukom men, erzählte er, welches Interesse ihm seit der Abfahrt von Stuttgart dieses heimetisch verschlossene Coupe einge flößt, und welch' mächtigen Eindruck es auf ihn gemacht, als die Dame in dem selben nun endlich, nach sehr langer Zeit, so freundlich gewesen. Auch be richtete er ferner, als nun derselbe grün seidene Vorhang so plötzlich wieder nie dergefallen wäre, sei ihm zu Muthe ge wesen, wie wenn an einem klaren Svm mertage plötzlich die Sonne durch eine schwere neidische Wolke verfinstert wür de. Dieses Bild war an sich nicht neu, auch nicht übermäßig poetisch; doch ver fehlte es nicht, einen heiteren Eindruck aus die süße Nachbarin des Herrn Stollberg zu machen. Ja, sagte nach einer Pause: „Sie wissen es, daß, wenn man so allein in einem Coupe fährt, man sich endlich langweilt, und in dieser Langenweile gewährt es mir eine kleine Zerstreuung, hinter dem Vorhänge her mein Gegenüber zu beobachten. Schon lange vorher, che Sie mich sahen, hatte ich Sie bemerkt —neben Ihnen einen dicken Herrn mit echauffirtem Gesicht — dann eine lange Figur mit großkarrir tem Anzüge —" „Und noch langweiliger dadurch," siel ihr der junge Mann in's Wort, „daß dieses Ungeheuer in einem fort die Weise eines Liedes, „die Fahncnwacht" Pfitff. Herr Stollberg hatte eine sehr schöne Stimme, und da seine Nachbarin nun in einem fragenden Tone sagte: „Die Fahneuwacht ?" und dann wie nachden kend schwieg, sang er „wue?s vcw"; Kennst Du da Lied, Das ich einst so gerne gehört ?" Sie erwiederte lachend: „Das Lied, welches Sie einst so gerne gehört, kenne ich allerdings, wenn dieses Lied näm lich die „Fahncnwacht" ist, ich hörte es einmal in einem Conzert —dann war in der andern Ecke des Wagens noch ein Herr, der beständig las." „Ein Gelehrter oder ein Schriftstel ler—er war stumm wie ein Fisch, und wenn wir rauchten, so schien er wie ein solcher nach Luft zu schnappen." „Sie sind ein Raucher?" „Ja wohl, gnädige Gräfin." „Warum rauchen Sie nicht!" „O, in Ihrer Gegenwart würde ich mich dessen nicht unterstehen." „Dazu sehe ich keinen Grund: man öffnet ein Fenster und ist durchaus nicht genirt." „Verzeihe Sie mir, gnädige Gräfin, aber in Ihrer Gegenwart würde mir, wie ich überzeugt bin, die feinste Cigar re nicht schinecken; auch erinnere ich mich so eben, meine Cigarrentaschc drüben gelassen zu haben." „Das ist kein Grund; nehmen Sie von meinen Cigarren —das heißt, von denen meines Bruders —Sie werden sie in der ledernen Tasche finden dort ne ben dem hellen Paletot." „Ich weiß in der That nicht, ob ich mir erlauben darf —" „Machen Sic keine Umstände, rauche mit Ihnen." <- „A—a—ah!" sagte der junge Mann, und in der Betonung dieses Aufrufs lag eine nicht unbedeutende Verwunde rung. „Wollen Sic mir eine Cigarre rci che ?" „Mit dem größten Vergnügen." . „Und sich selber eine nehmen?" „Mit noch größerem Vergnügen." „Schön ich danke Ih nen. Sie werden auch dort das Feuer zeug finden, und bitte ich Sie um ein brennendes Wachskerzchen." Er hatte ihr die Cigarre dargereicht und nun auch das brennende Wachsker chen; dann schaute er ihr zu, wie ele gant sie eine kleine Scheere handhabte und damit die Spitze der Cigarre ab schnitt. Auch konnke er es nicht unter lassen, hierauf mit einem langen Blicke ihr schönes Gesicht anzusehen, als es nun so eigenthümlich roth angestrahlt war von dem Schein des keinen Lichtes, während sie ihre Cigarre anzündete. Da bei wandte sie ihm ihre leuchtenden Au gen zu und sah ihn so freundlich an, daß er nicht unterlassen konnte, einen tiefen Athemzug zu thun. „So, jetzt rauchen Sie auch und dann fahren Sie in Ihrer Erzählung von vorhin fort, oder wenn Sie wollen, will ich es thun. Als Sie, nachdem ich meinen Vorhang herabgelassen, es mit dem Ihrigen ebenso machten, lachte ich über Ihre Kriegslist, denn ich bemerkte wohl, wie Sie mich durch einen etwas zu großen Spalt fortwährend betrachteten; das amüsirte mich und ich mochte Sie nun nicht länger des Glückes berauben, mich ansehen zu dürfen." „Ach ja, des Glückes —wer möchte das leugnen. Darf ich nun wieder fortfah ren ?" „ES ist dieß eigentlich unnöthig, denn was nun geschah, blieb Keinem von uns Beiden verborgen." „Sie machen mich glücklich, indem Sie das sagen und mich so ahnen lassen, daß Sie mich auch verstanden." „Ob ich Sie verstanden, weiß ich nicht genau," entgegnete die schöne Gräfin mit einem gleichgültigen Tone, „ich glaube, Sie machten mich, ihr vis-a-vm, zuweilen auf die Schönheit der Gegend aufmerksam." „Ja und —" „Auf besonders malerisch gelegene Schlösser? Erinnern Sie sich an eines derselben, es lag auf meiner linken Seite hoch auf einem Berge? Ein anmüthigcS höchst pittoreskes Gebäude." „Burgan?" „Ah das war Burgau ist es be wohnt ?" „Ich glaube, daß es bewohnt ist," er wiederte der junge Mann mit einem so auffallenden Seuszer, daß sie nicht anders konnte, als ihn nach der Bedeutung des selben zu fragen. „Dieses Burgau," gab er zur Ant wort, „kommt mir immer vor, so oft ich es sehe, wie der Sitz der Glückseligkeit, wie das Asyl einer still verborgenen, wun derbaren Liebe ich weiß nicht warum, aber in dem kleinen Schlosse scheint mir fern von aller Welt, irgend ein glückli ches Liebespaar zu Hausen, und in mei ner Phantasie sehe ich dieses Paar Hand in Hand an einem der Fenster sitzen, se lig in ihrer Abgeschiedenheit den fern dahinzeichcndcnEisenbahnzügcn zuschau end." „Fänden Sie es aber nicht langwei lig, wenn das liebende Paar den ganzen Tag Hand in Hand am Fenster säße?" „Meinetwegen mitUnterbrechung—sie werden auch sonst noch etwas zu thun haben." „Es ist dies doch eine sehr fange Station", sagte die junge Dame, nachdem sie eine Zeit lang geschwiegen und sich in ihre Ecke zurückgelehnt hat te. „Ach, wenn ich mir nurerlauben dürf te, dies ganz und gar nicht bedauerlich zu finden!" konnte er sich enthalten, zur Antwort z geben; „so oft ich das Pfei fen auf einerZwischenstation höre, fürch te ich immer, es sei München". „Unbesorgt wir fahren kaum eine Viertelstunde", entgegnete sie, nachdem sie bet der Glut ihrer Cigarre auf ihre kleine Uhr gesehen, die sie an einer schwe ren Kette im Gürtel trug. „Wenn wir ankommen, gnädige Grä fin, so darf ich mir also erlauben Ihr Kavalier zu sein?" „Gewiß aber thun Sic mir einen Gefallen und sagen Sie nicht immer „gnädige Gräfin," das klingt so un endlich langweilig" sie sah ihn bei diesen Worten mit einem ausdrucksvol len Blicke an „so förmlich", setzte sie ausathmend hinzu, „und da uns das Schicksal, oder wenn Sie wollen, der Zufall in ein gewisses Verhältniß zu einander gebracht, so wollen wir auch die übergroßen Förmlichkeiten verban nen, wenn Sie es zufrieden sind". „Ob ich es zufrieden bin, aber —" „Was quält Sic für ein Aber ?" „Ich muß doch wissen, wie ich Sie nenne soll?" „Nennen Sie mich einfach Gräfin, oder Gräfin Mathilde, was Ihnen ge läufiger erscheint." „Ich glaube, am geläufigen wird mir Ihr Titel mit dem schönen Namen Mathilda sein ach! ein Name, der für mich einen ganz besonders zauber haften Klang hat". Dann summte er aus der Oper Tell die Arie Melchthal's: „Mathilde, o Mathilde!" worüber sie still vor sich hin lächelte und dann sagte : „Es ist doch eine großartige Musik!" „Ja," fuhr er in einem innigen Tone fort, und ein so rein menschliches Ver hältniß, daß zwischen den beiden Liebe nden zwischen dem bürgerlichen Melchthal und der Gräfin Mathilde." Ist in der Oper wirklich eine Gräfin ? Ich dachte sie wäre ein Freifräulein." „ES ist das auch möglich," entgegne te er mit einem Seufzer, „und in der Oper wie im gewöhnlichen Leben von keiner großen Bedeutung Freifräu lein oder Gräfin, eine Kluft, die nicht zu überspringen ist." „Ohne Brücke allerdings nicht, mein lieber Herr Stollberg," sagte sie leicht hingeworfen, „und es gibt Leute, die den Muth haben, eine solche Brücke zu schlagen." Während die schöne Gräfin das sag te, hatte sie das Fenster ein wenig her abgelassen und ihre Cigarre hinauSge worsen. Dann fuhr sie mit ihrem fei nen Taschentuch wiederholt über ihre Lippen und nahm hierauf aus eine? kleinen Reisetasche eine Orange, die sie auf's Zierlichste schälte, auseinander brach, ihrem Nachbar dann anbot, in dem sie sich aus eine uugezwungcne Art gegen ihn neigte, und dann von der Frucht essend, mit aufgestütztem Arm in dieser Stellung verblieb. Sie kam ihm dabei so nahe, daß er mit gierigem Ohr ihre Athemzüge hörte und daß ihm zu Muthe war, als steige die Temperatur in dem Eisenbahnwagen um 10 Grad Reaumur. Er zog hastig seine Uhr hervor und sah zu seinem Harrisburg, Pa., Donnerstag, Juni 2, 187. Schrecken, daß sie bereits fünfundzwan zig Minuten gefahren waren. „Was sagte ich doch vorhin ?" fragte sie nach einer kleinen Pause. „Sie sprachen von Jemand, der den Muth hatte, über einen Abgrund im geschäftlichen Leben eine Brücke zn le gen— wenn er aber bei diesem Versuche eine Niederlage erlitte ?" „Wer kann wissen, ob Ihm nicht vom anderen Ufer eine sehr hülfreiche Hand geboten wird?" „Um ihn zn sich in die Höhe zu zie hen ?" fragte er hastig. „Vielleicht vielleicht aber auch, um mit ihm in den Abgrund zn stür zen." „Ah, mein Fräulein, auch das wäre eine Seligkeit, mit Jemand, den man liebt, in einen Abgrund zu stürzen." Halb zog sie ihn, halb sank er hin,, „Das, was Sie soeben deklamirten," sagte sie heiter, „ist aus kcner glücklichen Zeit, als die Seejungfrauen noch öffent lich ihr gefährlichcsWesen treiben durf ten." Ah gewiß eine glückliche Zeit! ich möchte auch so hinsinken wie jener Jüngling, selbst auf die Gefahr hin, nicht mehr gesehen zu werden." Er hatte sich bei d-csen Worten, wel che er mit großer Bewegung aussprach, langsam gegen sie geneigt und dabei hatte seine Hand, die er ebenfalls auf stützte, die ihrige leicht berührt, doch nur für eine Sekunde, den alsdann richtete sie sich rasch auf nnd sagte, zum Fenster hinausschauend : „So viel ich sehen kann, fahren wir über eine flache, einförmige, traurige, öde Gegend." „Ja, traurig und öde —sehr öde und sehr traurig." „Ich weiß nicht, ob eö Ihnen auch so geht," fuhr sie in einem gcfülligen Tone fort, „aber das Vorbeihuschen im Dunkel der Nacht an Gegenständen, die man nicht zu unterscheiden vermag, hat für mich etwas Unheimliches: ich ziehe es vor, im ringsum verschlossenen Cou pe zu sitzen, wobei man sich einbilden kann, man sei zu Hause in seinem klei nen Boudoir," Bei diesen Worten zog sie langsam den grünscidenen Vorhang des Seiten fcnsterS herab. „So," sagte sie mit einer liebenswür digen Heiterkeit, „jetzt sitzen wir wie die Kinder in einem verschlossenen Wagen und können uns Märchen erzählen —sa- ßen Sie als Kind ebenfalls gerne im verschlossenen Wagen?" sagte sie. „O ja—außerordentlich gerne." „Ich that es wegen des köstlichen Lc dcrgeruchs—und weßwegen thaten Sie es ?" „Ich wegen einer minder unschuldi gen Ursache —ich hatte damals eine klei ne Geliebte." „Als Kind—Sie haben sehr früh an gefangen." „Sie werden mich nicht mißverstehen, Gräfin Mathilde. Es war eine jener kleinen Leidenschaften, für welche man Vogelnester ausnimmt, die Aepfel des Nachbars stiehlt, dem Haushahn die schönsten Federn ausrupft und Veilchen sucht ach!" rief er enthusiastisch, „und Veilchen liebten wir Beide leiden schaftlich!" er sagte dies mit Beziehung auf das feine Parfüm ihres Sacktuches, das sie ihm nun lachend zuwarf, ttzdem sie sagte - „Es ist eigenthümlich, Herr Stollberg, trotzdem wir uns bisher nicht gekannt, sympathisiren wir doch in einen gemeinschaftlichen Odeur, in der Liebha berei, in einer verschlossenen Kutsche zu fahren, und—" „In dem Gedanken," fiel er rasch eiu, „daß nur Muth dazu gehört, um einen tiefen Abgrund zu überbrücken. „Darin sympathisiren wir nicht so ganz, denn ich bin der Ansicht, daß der Muth nur dann etwas hilft, wenn uns vom anderen Ufer eine hülfreiche Hand geboten wird." Sie brauchten nnr noch eine Viertel stunde, um München zu erreichen. „O Gräfin Mathilde, reichen Sie mir für einen Augenblick Ihre Hand." „Und wozu?" „Um mir über einen Abgrund hin wegzuhelfen !" rief er in leidenschaftli chem Tone. „Ich sehe aber keinen Abgrund/' „O ja, er ist da, tief nnd gefährlich ; ich fürchte'nicht das Hereinstürzen; ich fürchte nur, wenn ich in diesen Abgrund fiele, daß Sie droben am Rande stehen bleiben, herzlich lachend über den armen Getäuschten —darum reichen Sie mir Ihre Hand o, nur die "Spitze Ihres Fingers." Die Lokomotive des Zuges stieß einen gellenden Pfiff aus. „Ich glaube, wir werden bald in München sein," sagte sie in ruhigen Tone. - „Und kein Mitlied, keine Güte, kein Erbarmen?" „Wollen Sie nicht so freundlich'sein, zu sehen, ob Sie schon etwas von der Stadt erblicken, vielleicht Gaslichter in der Ferne? es ist das immer ein tröstlt cher Anblick, wenn man sich seinem Rei seziele nähert." . „Für mich ein sehr unglücklicher/ sprach er mit einem tiefen Seufzer, doch kam ihm plötzlich eine sehr glückliche Idee. Er ließ rasch den Vorhang in die Höhe schnellen und sagte in lebhaftem Tone: „Dort sieht man ferne Gaslichter durch die Nacht schimmern; eS wird München sein. Wollen Sie vielleicht hinauS schauen?" Sie erhob sich rasch, wobei ihr Kleid von schwerer Seide rauschte; sie trat ne ben ihn, sie schaute hinaus. „Wo denn?" fragte sie. „Dort, mehr nach vorne. Sie müssen sich etwas mehr vorbeugen ; sehen Sie die Gaslichter?" „Ja, ich sehe sie." „Schon das Ziek unserer Fahrt; ist das nicht traurig? einer so schönen Fahrt, die ich nie vergessen werde." „Auch ich werde dieser Fahrt und Jh rer dankbar gedenken." „O, Dankbarkeit ist nicht das Gefühl welches Sie beseelt: ich batSie, mir Ih re Hand zu reichen, Sie haben es mir grausam verweigert, und trotzdem bitte ich noch einmal darum." „Sie sind ein sonderbarer Mensch! Da haben Sie meine Hand." Er hätte gern mit glühenden Worten dafür gedankt; doch war ihm das im gegenwärtigen Augenblick nicht möglich, denn er führte diese kleine, weiche Hand an seine Lippen und drückte unzählige Küsse darauf. Auch ließ sie das nicht nur geschehen, sondern da sie die GaSlaterncn deutli cher sehe wollte, so beugte sie sich noch stärker gegen das Fenster, wodurch sie ihn mit ihrer schlanken und doch so vol len Gestalt eine Sekunde lang berührte, so daß es ihn elektrisch durchzuckte. „Seien Sie verständig," sagte sie in sehr ernstem Tone, „dort ist schon der Bahnhof Sie versprachen mir in ehrerbietiger Weise mein Cavalier zu sein, und ein Ehrenmann hält, sein Wort machen Sie mich nicht böse, sonst—" „Was sonst ?" rief er glühend. „Sonst nehme ich auf dem Bahnhofe Abschied und werde Ihnen gewiß nicht erlauben, mich in meinem Hotel wieder zu sehen." „Aber wenn ich folgsam bin wie ein Kind?" „In dem Falle vielleicht." „O gewiß—gewiß !" jubelte er, „jetzt befehlen Sie über mich, was soll ich thun?" „Mir behülflich sein, meine kleinen Sachen und die meines Bruders aus dem Wagen zu bringen, mir alsdann eine Droschke zu besorgen, die mich allein zu den „Vier Jahreszeiten" bringt." „Allein, Gräfin Mathilde?" „Allerdings allein wogegen ich es Ihnen nicht verwehre, ebenfalls in den „Vier Jahreszeiten" Ihre Wohnung zu nehmen —verstehe Sie mich?" Ich hoffe, Sie zu verstehen !" rief er in einem Tone des Glückes. „Also nun zu unseren verschiedenen Sachen —nicht wahr, das ist eine schöne Menge—wir werden kaum Alles tragen können, nnd dann noch Paletot und Shawl meines Bruders wissen Sie was ?" sagte sie in heiterer Laune, "zie hen Sie Paletot und Shawl an, das wird Sie so weniger geniren. Sollte Je mand auf dem Zuge sein, der uns in Stuttgart einsteigen sab, so wird er Sie für meinen Bruder halten —wollen Sie meinen Bruder vorstellen?" fragte Sie mit einem schalkhaften, süßen Blicke. „Ich will Alles das, sein und vorstel len, wozu Sie die Güte haben, mich zu machen." „Gut, das ist köstlich ich versichere Sie, es macht mich glücklich, zu sehen, wie Ihre Gestalt der meines Bruders ähnelt —so, jetzt werfen Sie den rothen Shawl über Ihre Schultern, wie er zu thun pflegte, und Jeder, der uns früh er sah, wird uns für ein Geschwisterpaar halten. Das gellende Pfeifen der Lokomotive war verstummt, der Zug hielt, die Wa genthüren wurden aufgerissen; die Grä fin hatte einen großen Theil ihrer Effek ten selbst zu sich genommen, und er trug ein paar kleine, aber schwere Handsäcke. Sein eigenes Gepäck in dem Halbcoupe vis-a-vis kümmerte Ihn wenig. Dasselbe konnte ruhig dort liegen bleiben, bis er die Dame in einen Wagen und nach dem Gasthofe gebracht hatte. Der Schnellzug mit dem er gekommen, hatte, ehe er wei ter nach Wien ging, hier einen Aufent halt von drei Viertelstunden. Der junge Mann stieg so langsam wie möglich aus dem Coupe, und dazu hatte er seineGrüude, da es ihm begreif licher Weise nicht sehr angenehm gewe sen wäre, jetzt mit seinen früheren Reisegefährten wieder zusammenzutref sen ; doch waren dieselben bereits ver schwunden nur glaubte er zwischen der Menschenmenge am Ende des Bahn hofes die Gestalt des Großkarrirten verschwinden zu sehen. Herr Stollberg dachte vergnügt bei sich, ob derselbe wohl immer noch die Fahneuwacht pfeife? Jetzt folgten die Beiden den Passa gieren, welche sich langsam entfernten, und die Gräfin sagte - „Jetzt erst fällt mir ein, daß mein Bruder den Ge päckschein hat das ist sehr fatal - ich werde mich behelfen müssen." Sie näherten sich dem Ausgange nnd woll ten eben den Bahnhof verlassen, als ein fremder Herr mit einem behaglichen Aeußern und in einer sehr wohlwollen den Miene Herrn Stollberg leicht am Arme berührte und ihm in freundlich em Tone sagte : „Dürfte ich Sie wohl bitten, mir zwei Worte allein zn gön nen ?" „Ist dies ein Bekannter von Ihnen?" fragte die Gräfin ihren Begleiter. Ich habe diesen Herrn in meinem Leben noch nie gesehen"—erwiederte Herr Stollberg, und sich alsdann zu dem wohlwollend Aussehenden wendend, sagte er in einem ärgerlichen Tone: „Ich begreife in der That nicht, was Sie, ein gänzlich Fremder, mir zu sa gen hätten; auch können Sic wohl nicht verlangen, daß ich die Dame hier stehen lasse und mit Ihnen auf die Sei te trete." „Und doch muß ich meinen Wunsch wiederholen," erwievcrte der Andere so höflich als möglich. „Madame wird vielleicht die Güte haben, einen Augen blick hier zu warten, wenn es Madame nicht vorziehen sollte, so lange in die Nestauratio zu treten." „So sprechen Sie hier, was Sie mir zn sagen haben ich mag Madame nicht allein lassen." „Seien Sie wegen meiner unbesorgt," flüsterte ihm die Gräfin zu, „ich mache mir nichts daraus, einen Augenblick zu warten." „Nun, so kommen Sie, mein Heir!" sagte der junge Mann aufbrausend, „aber dessen kann ich Sie versichern, wenn Ihre Mittheilungen für mich nicht vom höchsten Interesse sind, so werden Sie die Erfahrung machen, daß ich Ihr aufdringliches Benehmen für eine star ke Beleidigung nehmen und als solche behandeln werde." Der behaglich aussehende Fremde verbeugte sich lächelnd und ersuchte da rauf den junge Mann, in ein Zimmer zu trete, dessen Thüre sich neben dem Bahnhossausgange befand. „Und nun? was wollen Sie von mir?" „Erlauben Sie zuerst, daß ich mich Ihnen vorstelle. Ich bin der Polizei- Eommissär Wtldhuber." Der junge Mann war so arglos und dabei so aufgebracht über die Einmisch ug dieses Fremden in sein kleines Pri vatverhältniß, daß er mit sehr lauter Stimme erwiederte: „Herr, es ist mir sehr gleichgültig, wer Sie sind, und ich frage nochmals, was wollen von mir ?" „Der Polizeicommissär Wildhuber," entgegnete der freundliche Beamte in sehr sanftem und langsamen Tone, „wünscht eine Unterredung mit Ihnen." „Und zu welchem Zwecke? Ich habe nichts mit Ihnen zu schaffen und hasse die Polizei gründlich." Der Andere zeigte ein gemüthliches Lächeln, ehr er erwiederte - „Dergleichen Ausbrüche der Abneigung sind wir zu gewohnt, als daß sie irgend einen Ein fluß auf nS hervorbringen könnten; auch bitte ich, nicht zu vergessen, daß ich Ihnen nicht aus eigenem Antriebe in den Weg getreten bin, sondern daß ich hier in höherem Austrage von Ihnen stehe." „Vor mir? vor Eugen Stollberg aus Frankfurt am Main, als den ich mich mit meiner Paßkarte legitimircn kann?" „Vor Ihnen, mein lieber Herr —daß heißt vor Ihrer Person, ohne daß wir auf diesen Namen gerade viel Gewicht legen wollen." „Erlauben Sic ich lege auf mei nen Namen sehr Gewicht dieser Na me steht hier auf meiner Paßkarte : ich bin in einem konstitutionellen Staate und ich erkläre Ihnen jetzt kurz und bün dig, daß ich es satt habe, mich hier auf einem so unwürdigen Orte ausfragen zu lassen." Damit wandte er sich um, um das Zimmer rasch zu verlassen; doch sagte ihm der Beamte z „Ich bitte Sie recht schön, Herr —r —r, wie heißen Sie? doch bitte ich heute kein unnöthigcö Aussehen zu machen und mir zu glau ben daß es mir zuweilen selbst peinlich ist, meine Pflicht erfüllen zu müssen." Doch Herr Stollberg hörte nicht auf diese Worte—er hatte die Hand auf de Drücker de Schlosses gelegt, er öffnete die Thüre, fuhr aber etwas betreten zu rück, als er dort einem sehr breitschulteri gen Gendarmen bemerkte, der ihm bei seinem Erscheinen etwas auffallend ent gegentrat. Trotzdem aber der junge Mann im höchsten Grade überrascht war, benutzte, er doch den Augenblick, wo die Thüre offen war, um einen Blick in die Bahnhofhalle zu werfen und nach der schönen Gräfin zu sehen. Die.Bahnhofhalle war so leer als möglich und die Gräfin Mathilde Pa tasky verschwunden natürlich wer hätte auch von einer so eleganten und vornehmen Frau erwarten können, daß e sich hier von naseweisen Bahnhof- Beamten angaffen lasse —vielleicht hatte sie die Restauration betreten vielleicht hatce sie auch bei dem Baktthosinspcktor eine Klage zu seinen Gunflcii vorge bracht das Letztere schien das Wabr schcinlick'ere er schloß die Thüre wie der und wandte sich ins Zimmer zurück. „Nun, mein Herr, ich bin also Ihr Gefangener?" „Es scheint fast so." „Und was haben Sie weiter mit mir vor? „Das hängt sehr von Ihnen ab, mein lieber Herr —sägen Sic sich der für Sie allerdings sehr traurigen Noth wendigkcit, und wollen Sie mich mit gutem Willen und hübschem Anstand begleiten, so führe ich Sie sogleich zn dem Herrn Pvlizcidircktor; ziehen Sie es aber vor, oder halten Sie es für nö thig, vorher Ihren vielleicht gerechten Uiiiiinth z.i beschwichtigen, so will ick Sie recht gern einige Stunden allein in diesem Zimmer lassen." „Gegen die Gewalt ist nickts auszu richten !" gab der junge Mann zähne knirschend zur Antwort: „aber, Herr Polizcicvniinissär," fuhr er in einem t>e sen Athemzuge fort, wobei er seine Hän de krampfhaft zusammenballte, „glauben Sic ja nicht, daß ich mich wie einen Schulbuben behandeln lasse, nnd seien Sic versichert, daß ich von Ihnen nnd Ihrem Herrn Polizeidireklor Rechen schaft verlange werde." Der frenndlichc Beamte zuckte die Ackseln, wobei sein Gesicht einen Ans druck annahm, indem man deutlich las daß die Aussicht, zur Reckenschast gezo gen zu werden, keinen großen Eindruck auf ihn mache. „Nein, das ist unerhört das ist empörend !" rief der junge Reisende,.wo bei er mit hastigen Schritten ans und sb ging, „vor ihren Augen verhaftet zu werden ? sie wird mich für einen Taugenichts ersten Ranges halten mein Herr! Sie haben ei grenzenloses Unrecht an mir begangen—Sic behan deln mich niit einer Gewaltthätigkeit, für welche ich im andern Falle die Ver antwortung nickt übernehmen würde." „Ick übernehme sie mit großem Ver gnügen, und da es mir scheint, Sic wünschen noch ein paar Stunden allein zu bleiben, um sich zu beruhigen-so will ich Ihnen damit nicht hinderlich sein." Er machte Miene, das Zimmer zu verlassen. Doch bezwang sich der junge Mann so gut es ihm möglich war, und sagte nach einem liefen Seufzer: „Ich verlange durchaus nicht, allein gelassen z werden, ich bin in Ihrer Gewalt, führen Sic mich, wohin Sie wollen." „Dieser Entschluß ist sehr vernünftig —Sie haben doch gewiß einen Gepäck schein bei sich ?" „Hier ist er." „Sie ließen vielleicht auch noch Hand gepäck im Wagen?" „Ja, in der rechten Ecke eines Halb conpeS zweiter Klasse o mein Gott? wer hätte das vor einer Stunde ge dacht." „Ich muß wohl aber balt —da kommt mir eine Idee! Wenn ich hier Jemand auffinde, der mich und meine Familie kennt, der bereit ist, jedeziivcr langende Bürgschaft für mich zu lei sten —" „In dein Falle," entgegnete der Poli zcikvmmiffär mit einem ungläubigen Lächeln, wobei ein Blick aus dessen Au gen scharf und rasch wie ein Blitz über die Gestalt und das Gesicht des junge Manncs fuhr, „in dem Falle allerdings —doch ist ein solcher Fall nicht denk bar." „O, er ist sehr denkbar, mein Herr," versetzte der junge Mann in lebhaftem Tone, „gewiß, ich werde Jemand finden der meine Identität beweise kann denn meiner Verhaftmng kann nur eine Verwechslung zn Grunde liegen ich werde Jemand finden, der für mich bürgt." „Das müßte eine sehr respektable Per son sein." „Ah, ich weiß, wer für mich bürgt kennen Sie Herrn Schimon, Besitzer der Vier Jahreszeiten?" „Gewiß," lächelte der Polizcikommis sär, „und in dem für mich unglaubli chen Falle, daß Herr Schimon eine Bürgsrst für Sie übernehme oder daß er Sie persönlich kennt, daß er über zeugt ist, Sie seien in der That Herr—" „Eugen Stollberg aus Frankfurt am Main." „Nichtig —daß Sic dieser Herr Stoll berg wirklich sind, so würde ich keinen Augenblick Anstand nehmen, Sie unter der vortrefflichen Obhut des Herrn Schimon zu lassen und Ihnen oben drein noch meine Entschuldigung ma chen." „Gut! fahren wir nach den „Vier Jahreszeiten" —ich bitte Sic dringend darum." Ich will Ihnen diese Bitte nicht abschlagen—obgleich ich überzeugt bin, daß wir einen vergebliche Umweg ma chen." „Aber sagen Sie mir um's Himmels willen, wenn ich nicht Eugen Stollberg Nro. SS ans Frankfurt am Main bin, wer soll ich denn eigentlich sein ?" „Der Herr, welcher in Begleitung jener Dame reist." „Sie kennen die Dame ? „Nein. Die Dame ist uns sehr gleichgültig." „Aber der Herr ?" Nun—Per Herr," erwiederte der Pv lizeikommissär mit einem eigenthümli chen sehr freundliche Lächeln, „reist mit jener Dame und trägt einen hellen Paletot und einen rothe Shawl, dessen Ende er die Gewohnheit hat, über die rechte Schulter zn weifen." „Alle Tcnscl! mir geht ein Licht ans! —lch der ich glaubte, ein so deli ciöses Abenteuer gefunden zu haben, bin zum Beschluß desselben in die Hän de der Polizei gerathen-aber kommen Sie nach den Vier Jahreszeiten —kom- mcn Sie so rasch als möglich." Sic verließen das Zimmer deSßahn hosgcbäudcs zu Zwei und den Bahnhof selbst zu Drei; denn der breitschultrige Gendarm folgte ihnen und setzte sich ans de Bock eines schon bereitstehenden Wagens. Dann fuhren sie davon zu einem SeitciiauSgange hinaus, um bei der Hauptsront des Gebäudes, wo sich die Eiiisttighallc und Restauration be findet, vorübcrzufahrcn. War es Täuschung war er geblendet von den Lichtern der Gas flammen, oder war sie cS wirklich, die Gräsin Mathilde Patasky, die dort oben unter der Säulenhalle stand, neben ihr das grvßkarrirtcU ngeheuer,mit demselben lachend und plaudernd—ja, sie war es —sie waren es Beide und ihm schien cS, als blicke sie den vorübcrrollcndcn Wa gen an. Nein, das war zu arg ; er mußte hin zu ihr; sie nnd der Großkarrirte sollten ihm Rex stehe, lind da Herr Stoll berg ein junger Mann von raschen Ent schlüssen war und stets bereit, dieselben ohne Säumen auszuführen, so öffnete er hastig den Wagenschlcig, um hinaus zuspringen. Doch fühlte er sich Plötz lich von einer kräftigen Hand am Kra gen gepackt und vernahm die Stimme des Pvliztikoininissärö neben ihm, der ihm aber nicht in dem freundlichen und wohlwollenden Tone wie früher sagte: „Herr, lassen Sie Ihre Dummheit un- Irrwegs. Sie versprachen mir, sich ruhig und anständig aufzuführen, und zum Dank dafür, daß ich Ihnen ge glaubt, wollen Sie mir entwischen." „Herr! ich habe keine Ursache, zu entwischen." Herr! —mäßigen Sic sich oder ich lasse halten und lege Ihnen Hand „Mir Handschellen?" Für Ihren Fluchtversuch." „Es ist mir durchaus nicht eingefal le, zu entfliehen ; diese Vermuthung ist höchst lächerlich. Dort vor der Ei senbahn sah ich jene Dame stehen, um derentwillen ich verhaftet wurde, und neben ihr diesen verfluchten großkarir-- ten Kerl, der mich mit seiner Fahnen wackt schon genug nialträtirt hat. !bnn Sie mir den Gefallen und lassen Sic mich einen Augenblick hin, um Beide zur Rede zu stellen." „Thun Sie sich und mir den Ge fallen, ruhig zu bleiben —es ist das Gcscheidtcste, was Sie thu können— zwingen Sic mich nickt; mit Ihnen hart ,zugehen und Sie, ohne bei den „Vier Jahreszeiten" anzuhalten, aus die Polizcidirckton abzuliefern." „Das wäre entsetzlich! Gut denn, ich will ruhig sein." Bei diesen Worten warf sich der junge Mann, so ergeben in sein Schicksal, als ihm möglich war, in die Wagenccke zu rück. Endlich hielt die Droschke. Die nervcncrschüttcrnde große GasthofSglo ckc erklang und in einem Kreise von sechs eleganten Kellnern stand Herr Schimon von der Treppe seines Hotels, um die an kommenden Gäste zu empfangen, die zu seinem großen Befremden mit Gendar mcnbegleitung anrückten. Da aber Nie mand den Wagen verließ, so trat der ge fällige Wirth ans das Trottoir, um sich die seltsame Erscheinung in der Nähe zu betrachten. „Guten Abend, Herr Schimon," sag te der freundliche Beamte im Wagen. „Ah! —Herr Polizeikommissär —wo- mit kann ich dienen ?" „Ich habe hier einen jungen Herrn bei mir,welcher vvnJhnen genau gekannt sein will; bitte betrachten Sic ihn." „Ah ! Das ist ja Herr Stollberg aus Frankfurt." „In der That? Sie kenne ihn al s?„ „Wie mich selber, Herr Polizcikom missär." „Und Sie irren sich nicht ?„ „Durchaus nicht ich kenne Herrn Stollberg, sowie dessen achtbare Fa milie auf's Genaueste." „lind wollen jede Bürgschaft überneh men, daß dieses in der That Herr Stoll berg ist?" „Jede, welche Sic verlangen." „Das ist sehr unangenehm," sagte
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