Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, August 13, 1850, Image 1

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    ZK eadi n g, Mnn. Gedruckt und herausgegeben vonArnold Puwel! e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- und Chesnut - Straße.
Jahrg. I I, ganze Nnm. S«7.
»edinaunaen Der 7,s,,er.ile Uroll.irlUrr erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen mit scb'onen Lettern gedruckt. Der 5-übscriptions - Preis ist Ein Thaler des Zahrs, welcher in halbjährlicher
Borausbe-abluna erbebn wird Wer »n Laufe des Jahres nnl't bezahlt, dein werten -Kl 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als v Monate wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur
dann anaenmn... n wenn sie einen Monat vor Ablauf des Lubseriptions,Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein
g»?«? E, d". z-i-uns du.» P.st -d.. T»u>-r, »uf «°st.n «„ u»,-chw-w-r, - «n,s, uu« d.'rz>, müst<u p°st , ~i -iug-,°»«I
Die Gründung von Peking.
Eine Erzählung von Friedrich Münch.
(Fortsetzung.)
Der Zufall führte ihm hier in einer
der Straßen einen Bekannten entgegen,
welcher seit Jahren als Handwerker in
der Stadt ansäßig war. Graulich wa
ren die Schilderungen, welche ihm dieser
über die Lage der afrikanischen Krieger
machte, sobald man sie erst sicher zur
Stelle habe. „Noch ist Flucht möglich,
sie ist daö einzige Mittel Deiner Ret
tung," sagte er. Sein Freund verbarg
ihn, bis das Regiment abgefahren war,
verschaffte ihm sodann auf den Namen
eines Bekannten von ähnlicher Statur
einen Paß nach Paris, gab ihm eine Em
pfehlung an einen dortigen Freund und
sagte ihm Lebewohl.
Dieser Freund war Tischler und nahm
Peter willig als Lehrling an. Schnell
faßte dieser die edle Kunst und gelangte
nach einigen lahren zu einer hinlängli- i
chen Selbstständigkeit, um vor sich selbst
und der Welt es rechtfertigen zu können,
daß er mit einer anmuthigen Pariserin,
dem unschuldigsten Kinde von der Welt,
ein zartes Band anknüpfte.
„Bist Du es, Peter?" ruft ihm eineö
TageS ein aus Afrika zurückgekehrter
ehemaliger Kriegsgefährte auf der Stra
ße zu. „So bist du nicht der Raub
der Haien geworden?" (Peter hatte, als
er vom Heere sich trennte, in der Nacht
seine Uniform an das Meeresufer getra
gen, um die Meinung zu veranlassen, daß
er beim Baden verunglückt sei.)
„Ich kenne Sie nicht, Herr," erwieder
te Peter im feinsten Französisch und geht
weiter.
Es scheint indessen, daß er keine Ursa
che hatte auf die Verschwiegenheit seines
Kameraden zu vertrauen, und es ist sehr
die Frage ob von nun an in ganz Frank
reich eine sichere Stelle für ihn ist, da
man ihn als Ausreißer nicht entdecken
würde. Vermuthlich sind seine eigenen
Besorgnisse wegen seiner Zukunft noch
größer als die des theilnehmenden Lesers.
Wir aber müssen ihm Zeit gönnen, einen
geeigneten Entschluß zu fassen.
Jakob. Wie schlimm ist ein Poet da
ran, der im neunzehnten Jahrhundert
lebt! Welche Gottheit soll er anrufen,
daß sie Begeisterung über ihn ausgieße,
wenn er an die Stelle kömmt, wo Schil
derungen von ihm gefordert werden, die,
damit sie ihres Gegenstandes würdig sei
en, über seine natürlichen Kräfte hinaus
gehen ? Unser Zeitalter ist so ungläubig,
so nüchtern, so kalt, so mathematisch ge
geworden, daß die Musen und Apollo mit
einer Gänsehaut überlaufen, längst, wer
weiß wohin? sich geflüchtet haben. Und
doch, Jakob, du lustiger und kühnster al
ler Schneider, die jemals auf der Mutter
Erde ihren Absatz drehten, wer könnte
Dich und Deinen Thaten würdig singen,
wenn der Anhauch von oben ihm fehlt ?
Leser, wenn du etwa mit mehr Phantasie
gesegnet bist, als Jakobs Biograph, so
mahle dir selbst die Weise nach Gefallen
aus, in welcher unser Held die Länder der
Erde durchschweifte, und gieb ihm der
Abenteuer lieber zu viel als zu wenig.
Sollte aber Deine Einbildungskraft so
gar noch unter derjenigen stehen, welche
der Verfasser besitzt, so verlangst du oh
nehin nichts Anderes, als eine sinnige
Darstellung der Thatsache, und bist zu
frieden, wenn ich den Helden endlich als
soliden jungen Mann in den Hafen der
Ruhe einlaufen lasse.
Als bei der Vertheilung der älterli
chen Güter die Reihe an Jakob, den
jüngsten der Brüder kam, fand sich eben
nur noch so viel, als nöthig war, das
Lehrgeld bei einem Handwerkslehrmeister
für ihn zu bezahlen.
„Was willst Du werden, Jakob?"
fragte die bekümmerte Mutter.
„Niemand trägt leichter, als ein Schnei
de^ —Nadel und Scheere sind das ganze
Rüstzeug, '.md Schneider sind die lustig
sten Springer, auch meistens mit einer
Der Liberale Beobachter
Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunnes allgemeiner Anzeiger.
Art von Genialität begabt, die mich im
mer besonders anzog ; jeder ist ein Origi
nal in seiner Art, und will auch eines sein."
Glück zu denn, Jakob! Dein Gemüth
hat Federkraft genug, um auch unter dem
Drucke drei langer Hindwerkslehrjahre
nicht zu erlahmen. Oft schweift Dein
Blick unter einem stillen Seufzer an der
fernen Gebirgskette hin. „Wie herrlich
muß es jenseits jener Berggipfel sein ! O,
wer deinem Laufe nur folgen könnte,
niedersinkende Sonne, und die ferne, fer
ne Well beschauen! Ach, aus dieses Tha
les Gründen :c. Dies sind die schwer
muthsvollen Betrachtungen, die er bei sich
selbst anstellt, und hält, von Hoffnung
gestählt, dennoch auS.
Die Lehrjahre sind endlich für Jakob
vorüber, und —versteht sich von selbst,
seine künftigen Lebensjahre knüpft er,
einem großen Vorbilde folgend, sogleich
daran. Der mütterliche Segen ist das
Beste, was er mit sich nimmt; denn die
Ausstattung reicht nicht weiter als bis in
die Mitte von Baiern. Hier wird also
genäht auf's Fleißigste und dabei gespart,
als ob an einem Groschen das Leben hin
ge. Sobald aber Reisegeld für zwei
Wochen verdient ist, geht eS sogleich wei
ter, um „durch Felb und Wald zu schwei
fen." In dieser Weise wird die Wan
derung fortgesetzt durch Tyrol, dann wird
der Rubincon überschritten und immer
weiter geht es bald auf der rechten, bald
auf der linken Seite des Apenin, von ei
ner weltgeschichtlichen Stelle zur andern.
Mit besonderem Behagen ergeht er sich
in den Straßen des wieder aufgehobenen
Pompeji und stellt daselbst die tiefsinnig
sten Vergleichungen an zwischen der Welt
die da ist und die da war. Oft wann
er die rauhen Gebirgswege wandelt, singt
er mit Heller Stimme, während der
Sturm ihm die Locken zerzaust:
O, thät' meine Mutter wissen,
Wie so leer die Taschen sind!
Schuh und Stiefeln sind zerrissen,
Durch die Hosen pfeift der Wind!
Keine Furcht vor Lazeroni stört seinen
Jugendmuth, keine ernstliche Sorge quält
den hurtigen Wanderer. -- Der Vesuv
wird erstiegen. Aber darf denn der so
viel erhabnere Aetna ungesehen bleiben?
ES ist nur ein Sprung nach Sizilien.
Doch nicht gar lange verweilt er auf der
herrlichen Insel, „denn" denkt er, „es
wäre großartig, Napoleon's Geburtsstadt
zu besuchen." Also nach Corsica geht
es hinüber, —eme Kleinigkeit für den all
zeit fertigen Schneider. —Da er mit ei
nem Sprachgenie außergewöhnlich selte
ner Art begabt ist, so findet er sich über
all sehr schnell in alle Sprachweisen der
Orte, welche er berührt, und selbst daö
Eorsische ist ihm bald geläufig genug.
Auch versteht er sich ohne Bedenken dazn,
mit den corsischen Bauern Kastanien statt
Brod zu essen, wie er denn überhaupt
der Sitte der Menschen sich unschwer be
quemte. Alle Spuren des Volksthüm
lichen ziehen ihn vorzugsweise an, nnd
deswegen sieht man ihn weniger in Städ
ten, als in den entlegensten Gebirgsthäl
ern verweilen.
Doch allmählig steigen auch Heimaths
gedanken in ihm auf. Er hat des Fremd
artigen genug in seine Seele aufgenom
men—so dünkt es ihm—und er sehnt sich
nach Erneuerung der Eindrücke seines
frühern Lebens. Ueber den Weg der
Rückkehr ist er nicht im Zweifel. Wäre
es doch schade darum, wenn bei dieser Ge
legenheit nicht noch Bekanntschaft mit
Frankreich und der Schweiz gemacht wür
de. „Ich will mit dem Westen mich ab
finden/' denkt er, „damit ich auf einer
künftigen Wanderung mich rein dem
Morgenlande zuwenden kann." Doch
„der Mensch denkt's, Gott lenkt's." —
In Marseille langt er an kurz vor dem
Abgang eines Regiments der algier'schen
Fremdenlegion. Da giebt's einmal wie
der Landsleute zu sehen, und schnell wird
mit einigen deutschen Kriegern Bekannt
schaft angeknüpft. Er erfährt, daß an
"willig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag den 13. Angnst,
diesem Morgen ein gewisser Sauer in der j
See ertrunken ist. Das war das erste-!
mal, daß er seinen eigenen Familienna
meu in der Fremde antrifft, und um der
willen bedauert er
um so inniger den Vernnglückcen.--Nach
den Pyrenäen geht es nun zuerstMn und
von da in einer nichts weniger als gera
den Linie über Bordeaux, Brest, Paris
und Lyon nach Genf. Des Franzosen
thums ist er völlig inne, und mir Sehn
sucht wendet er sich den Alpenthälern der
Schweiz und den Gletschern zu.—Schon
weht heimathliche Luft ihn an, schon ver
nimmt er vertrautere Laute. Endlich er
scheint die Thurmspitze der Vaterstadt in
der Ferne Uebermannt von mächtigem
Gefühle sinkt er hin. als die Strahlen
der eben niedergesunkenen Sonne auS den
Fenstern der höheren Gebäude ihm glän
zend entgegenblitzen. Vergessen ist in
diesem 'Augenblick alles Wunderbare, das
auf der langen Wanderung seinen Sin
nen begegnete; sein Herz schwelgt im
Vorgenusse der Wiedervereinigung mit
den ihm schon so nahen Geliebten. —Er
sieht bekannte Gesichter auf der Straße,—
ihn selbst erkennt man nicht, und er ver
schmäht es vorerst, auch nur einen anzu
reden,—er will keine Minute verlieren,
denn das älterliche Haus erkennt er schon
von Weitem. Mit bebender Hand be
rührt er das Schloß des Thores, —die
Bewohner sind Fremde.
Jakob hat eS nicht bedacht, daß wäh
rend seine eigne Lebens- und SchicksalS
sanduhr beständig fortgelaufen ist. dieje
nige seiner Angehörigen nicht stille stehen
konnte, und daß man nach so langer
Trennung von geliebten Orten sie nur
selten so wiederfindet, wie man sie verließ.
Zumal in unsern Tagen des raschen Um
schwungs aller Dinge nimmt man ja fast
an jedem Tage Abschied von irgend etwas
Liebem.
Alle Kunde, die möglicher Weise ein
zuziehen war, lief darauf hinaus daß von
allen Brüdern Jakob's keine Kunde vor
handen sei, daß aber seine Mutter für ei
ne gewisse Baarsumme ihren Ansprüchen
auf ferneren Wittwengehalt entsagt und
sich vor einigen Wochen auf die Reise
nach Amerika begeben habe.— Wie die
Lerche verzweifelt ihr leeres Nest um
schwebt, das in ihrer Abwesenheit von ei
nem häßlichen Raubthiere seiner Jungen
beraubt wurde, wie sie trostlos ruft und
klagt —so stand Jakob trauernd-ein
Fremder unter Fremden —an der Stelle
seiner heiligsten Kindheits und Jugend
erinnerungen. „Die Mutter und Schwe
ster wenigstens," dachte er, nachdem die
rnhigere Besinnung zurückgekehrt war
werde ich noch erreichen können. —Ein-
mal noch sieht er die geliebte älterliche
Wohnung, den Hof, den Garten sich an,
dann die nah gelegene Mühle an dem
Forellenbache, das Birkenwäldchen, die
Ruinen, um ihnen zu gleicher Zeit für
immer Lebewohl zu sagen.
Eile wurde ihm noch von anderer Sei
te her zur Pflicht gemacht. Er ist in
der Herberge mit einem schweizerischen
Schneidergesellen zusammen gesehen wor
den, welcher Letztere seitdem in den Ge
ruch des Kommunismus gerathen und na
türlich schnell weiter expedirt worden ist,
und ihm selbst wird freundschaftlichst zu
verstehen gegeben, daß eS seinen gelenken
Gliedern wohl zuträglich sei, sich abermals
in rasche Bewegung zu setzen, als auf den
engen Raum von 6 bis 8 Fuß einge
schränkt zu werden. —Aber seine Mittel
reichten nicht bis über den Ocean. So
erforderte eS die Klugheit, stufen- oder
sprungweise sich dem Lande der Berheis
sung zu nähern und über England und
Irland wenigstens einen guten Anlauf zu
nehmen. —Im Lande des Spleens und
der hohen Aristokratie verweilte er nicht
länger, als nur einige Mittel zu sammeln
um mit der englischen Sprache etwas
vertraut zu werden, und setzte dann nach
dem Lande der Liebe und der Kartoffel,
nach der irischen Insel über, wo er mit
besonderem Interesse sich unter den Ue
berresten der alten gälischen Bevölkerung
eine Zeit lang umhertrieb. Hier empfing
sein Herz zum erstenmal eine unheilbare
Wunde. Eine caledonische Schöne, jung
wie der Frühling, einfach wie die ersten
Kinder der Natur, blühend wie eine Mai
rose, schmuck und rund wie eine spanische
Kirsche, mild und lieblich wie ein Psingst
morgen—verwirklichte daö Ideal seiner
Tränme, und bald sah er sich im Stande
im feinsten Gälisch ihr die Gluti) seiner
Seele zu offenbaren welche, o Beneidens
werther! —denn auch nicht unerwiedert
blieb. „Mir welchem Entzücken wird mei
ne Mutter, wenn ich sie jemals wieder
finde, eine soche Tochter aufnehmen." —
dachte er und sann jetzt ernstlich auf sei
ne Uebersiedlung in die neue Welt. —
Die Hälfte der Fahrt war zurückgelegt,
als der furchtbarste aller Orkane sich er
hob. In Fetzen flogen die Segel mit
sammt den Raen weithin, die Masten er
krachten, die Wellen schienen jetzt das zer
schellte Fahrzeug verschlingen zu wollen.
Ohnmächtig im Kampfe mit der Wuth
so furchtbarer Elemente machte selbst die
Mannschaft keinen Versuch mehr zur
Rettung. Einige fluchten, andere bete
ten, andere erwarteten in stummer Ver
zweiflung das unvermeidliche Ende. —
Jakob umschloß seine zitternde Geliebte
und sagte mit männlicher Fassung : „Wir
sterben zusammen."
Wir müssen jetzt unsere Leser in Sce
nen versetzen ganz verschiedener Art von
allem bisherigen. In den Hanpttags
blättern englischer und deutscher Zungen
in den nordamerikanischen Freistaaten war
folgende Anzeige zu lesen: „Am ersten
April werden in der neu ausgelegten Stadt
Peking am obern Missouri-- l()0 Bau
plätze öffentlich an den Meistbietenden
versteigert; Pläne sind
da und da einzusehen. Die mit der Lo
kalität Vertrauten werden eingestehen
müssen, daß diese Stelle für Handel und
Gewerbe einer der wichtigsten Orte des
Westens zu werden verspricht, und Dieje
nigen werden wohl thun, welche diese Ge
legenheit benützen um den sicherstenGrund
künftigen Wohlstandes zu legen?c." —
Nebmen wir den Ort für einen Augen
blick in Augenschein. Am rechten Ufer
des Stromes finden wir eiue Klärung
von etwa vierzig Ackern, deren Boden
auS mehreren Terassen besteht. Das
Ufer ist hoch genug und durch eine Fels
bank befestigt, an welcher der Haupt
strom des trüben Flusses seine Wogen
in raschem Sturze dahin treibt. An der
untern Seite der Klärung mündet sich
ein klarer Bach in den Fluß. Zu beiden
Seiten derselben erhebt sich daS Ufer be
trächtlich ; man glaubt zwei Vorgebirge
zu erblicken, welche bis zur letzten Terasse
sich hinziehen und mit ihr sich gleichsam
verschmelzen, so daß diese letztere eine weit
in das Land sich fortsetzende Hochebene
bildet. Diese beiden Erhöhungen sind
von dem Eigenthümer des Landes der
künftigen Stadt geschenkt zu dem Zwek
ke, daß auf der Fläche der einen das Ge
richtshaus erbaut werde und auf der an
dern alle verschiedenen Confessionen ihre
künftigen AndachtShäuser friedlich neben
einander errichten können. Für den
Markt ist ein großer freier Platz abge
steckt. Die Straßen sollen sich alle recht
winklig kreuzen; einige berechnet darauf
mit Schattenbäumen besetzt zu werden,
sollen eine entsprechende Breite haben.
Die ganze Oertlichkeit ist eben so schön
als zweckmäßig für die Anlage einer mit
telgroßen Stadt geeignet.
Wir langten an dem Orte an, gerade
als der erste Hausplatz an der künftigen
Wasserstraße um eine erhebliche Summe
zugeschlagen wird.^
„Wer ist der Kaufer?
„Der schlanke Herr mit dem grauen
Kil»: ick hörte ihn Doktor nennen, ver
gaß aber seinen Namen/
Nummer 2 bringt ungefähr denselben
Preiß. Mr. Tour, oekannter Geschäfts-
Laufende Rnuin»er >1
mann aus St. Lonis empfing als Letzt
bietender die Gratulation eines Bekannten.
„Ich dachte nicht." bemerkte ein ande»
derer Herr gegen seinen Freund, daß mein
Familienname auch bei Amerikanern vor
komme.
„Aufgemerkt," versetzte dieser. ..Nr- 3
ist schon ausgerufen."
..Wer hat das letzte Gebot?"
"Don Mathio." erwiedert Jemand.
„Schreiben Sie Mathias Sauer," sag
te der Käufer.
Mehrere Köpfe richteten sich staunend
auf den Sprecher; aber der Verkauf geht
rasch weiter, und so ist zu Erörterungen
keine Zeit.
Die ersten fünf Banstellen sind ver
kauft und fünf Männer liegen einan
der weinend in den Armen.
~O Schicksal!" ruft Einer, „o Wun
der!" der andere, „o Wonne!" der dritte.
Wir aber sagen: „o Menschenherz, wie
groß bist du ! wie viel der bittern Schmer
zen und welches Maß der Wonne kannst
du ertragen, bevor du brichst!"
Wer ist der Mann mit der Adlernase
und dem Schnurrbart, der eben auf Nr. 6
bietet. fragte der Mexikaner» hindeutend
auf eine mäßig hohe Gestalt mit etwas
gekrümmter Haltung, mit dunklem, dün
nem Haare, nicht übermäßig weißer oder
frischer Gesichtsfarbe, aber mit Augen des
Feuers und dabei des ernstlichsten Aus«
drucks. Eben setzt dieser mit größter Gra»
vität die Brille auf und schaut nach der
Gegend, woher die Stimme des FragerS
kommt.
„So wahr ich lebe," ruft der Schneider
inßegeisterung," es ist Pfarrers Melchior.
Und kaum ist dem Trefflichen Nr. 6
zugeschlagen als er seine Rechte von Fün
fen zugleich erfaßt sieht.
„Seid ihr es. ihr Tollsten aller Tollen?
Nun wer hätte es gedacht? aber nehmt
mich nur sogleich in Euren Bruderbund,
denn—Eure Schwester ist meine Frau."
„Bravo !" sagte der Japaner, „alte Lie
be rostet nicht, und so hat unser werther
Freund Melchior Süs seinen Bund mit
Amanda Sauer endlich zu Stande ge
bracht. und die Extreme berühren sich
abermals."
„Und niemals ist eine Mischung zu
Stande gekommen." fuhr Süs fort, „in
welcher alles scheinbar Widerstrebende sich
zu so herrlichem Gusse vereint hätte!
Doch horch! Vernahmt Ihr den Namen,
der so eben mit Nr. 7 zusammen gerufen
wurde?"
„Ich hörte deutlich," versetzte der Pe
tersburger „Monsieur Bittre." „und das
kann kein Anderer sein, als unser ehema
liger Tanzmeister,- -und er ist's, so wahr
wir Brüder sind!" Neues Erkennen und
Begrüßen folgte.
Wir aber müssen hier die Scene an der
Wasserstraße verlassen, und die Käufer
der 7 ersten Bauplätze von Peking nach
einem kleinen sogenant. Gasthause beglei
ten. welches ein spekulirender Pänkee be
reits in der Nähe aus Brettern aufgeschla
gen hatte.—Hier wollte des Fragens kein
Ende werden.
„Hast du Familie?" gehörte zu den
wichtigsten Gegenständen der Erkundi
gung.
..Ja, und welche!"
„Ich auch."
„Ich nicht minder." Und so ging eö
sort bis zu dem Letzten.
„Herrlich!" sagte der Pariser; „so
wird der edle Stamm in der neuen Welt
wohl nicht erlöschen. „Aber fuhr er fort,
und es bedarf ruhiger Stunden, damit
Jeder zu klarer Anschauung des Lebens
ganges eines jeden der Andern gelange,
und es wäre unweise, alle Freude des
Wiederfindens jetzt so völlig auszuschöp
fen, daß für später nichts überig bleibe.
Wir werden wahrscheinlich vorerst alle
uns trennen müssen; laßt uns denn daö
Nöthige für unsere schließliche Wieder-