M e «il ÄiN g, H'ZtNll. Gedruckt uud herausgegebeu vou Aruold Puwe ll e, iu der Sud 6len Straße, zwischen der Franklin- nnd Elwenm - Elraße. Jahrg. ganze Nnm. 468. WL>edinqungcn: —Der Nilieralc Droll.irlltcr erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen mit schonen vettern gedruckt. Der EubscriptionS - Preis ist Ein Thaler des Zahrö, welcher in halbjährig e, > Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im i.'ausc des lahreS nicht bezahlt, dem werden Kl stt angerechnet- Für kürzere Zeit als K Monate wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Auskündigungen werden m>> > dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Subseriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und sür den gewöhnlichen Preis ein» W gerückt. Unterschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, aus Kosten der Unterschreibe,-. Briefe und dergl. müssen post frei eingesandt werden lAn das Publik»»«. H F Felix und Co. möchte» die MDi Aufmerksamkeit per Händler und des Publikums überhaupt auf ihr a»6- gedehntes Assortemcitt von Stiefeln nd Schüben lenken, welche sie jetzt vom 0- erhalten. Diese Oi'iter sind besondere ir diesen Markt ausgesucht uud werden ver chert von der bellen Oualitär zu sein. Kauf» 'Ute, die in nnscrm Geschäftsfache handeln, önnen it?r Assortcmcnt hier so wohlfeil ane iicheii, als in Philadelphia, und von besserer Zualität. Es kau« nicht fehlen daß das Pub- j knin mit versicherten Güter» bedient wird, 'ohlfeiler als fonsiwo. Rufet au, sehet und rtheilet für Euch selbst. H. L. Helir und Co. lto. I.N.W. Ecke der Penn und 5, Strasse Readiug, Mai 2Z. Baumaterialien. Go eben empfangen, einen grossen Borrakh Baumaterialien. Nägel, reines Bleiweissvon >orzügl»chcr Oualität; alles sehr niedrig zn erkaufen bei Franklin Miller. Readiuq, Mai 23. sm. 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Die Unterzeichneten bieten dem verehrten Publikum ihre Dienste an, in Ausführung von einfachen und verzierten Monumenten, Mar iner« und Sandstein-Arbeiten zu wohlfeilen «reifen. 7 Solche ihrer Mitbürger, welche etwas Vor zügliches in dem obigen Fache zu haben wün schen, sind höflichst eingeladen anzurufen und ihre fertigen Arbeiten, wie auch ihre qrosseSam jung von Zeichnungen für Monumente und Grabsteine in Augenschein zu nehmen. F. H. Strecker, H. Hotein, Riegelbahnstraße, zwischen der Penn und Franklin, Reading. Mineral Springe, nahe bei der Stadt Neading. Der Unterzeichnete zeigt seinen Freunden uud Gönnern, zu Hanse und in der Ferne, so wie dem Publikum im Allgemeinen an, dass das Mineral Spring Hotel und die dazu gehörigen Anlagen schönstens herge stellt worden, für die Bequemlichkeit während dem Sommer, und er hat allerlei Einrichtuu gen getroffen zum Zeitvertreib für Solche, diese» angenehmen Sommer-Ort besuchen mö> gen. Er wird keine Mühe sparen, seinen Freun den jede Bequemlichkeit zu gewähre», »nd bittet nm Erlaubniß ihnen anf diese Weife die Gastfreundschaft des Etablissements zn empfehlen. Daniel Green. deutsche, englische und amerikanische Gras- »nd Frucht-Sensen, Good's grnchtreffe, de»tsche «nd englische Wetzsteine, Heugabeln ?e. ?c. zn verkaufen, sehr niedrig, am ne»c» Eisen» stohr von Franklin M i ll e r, Hausnm s Wirthshaus? gegenüber, Reading, Mai 26. 6m. Wieder erhalten im Stohr über der Drnckerei des Beobach ters, einen frische« Vorrath von Deutschen Rauchtaback. Desgleichen einen frischen Vorrath von Deutschen und Französischen S ch n u p 112 - T a b a ck, in Halbpfund-Packettn. Reading, den 9. Mai. Der Liberale Beobachter Nnd Berks/ Momgomery und SchmMll Caumies allgemeiner Anzeiger. So Gott will! oder die Bat zen-3» vtl, Erzählung von Gustav Nicritz. sFortsetzuug.) Nach drei Monaten trat Olearius aus dem Hause des Stadtschreibers zu Langen salza, dessen zwei Söhne er täglich eine Stunde in der lateinischen Sprache unter richtete. Sein Angesicht glänzte fröh lich, denn der Vater seiner Schüler hatte diesmal ungewöhnlich pünktlich das Ho norar ihm ausgezahlt. Er wickelte das Papierchen, welchcs das Geld in sich barg, von einander und, den blanken Gulden lie bevoll beäugelnd, sprach er: „Eigentlich habe ich dich mit Sünden verdient, denn nicht für sechzehn Pfennige haben dielun gen in dem ganzen Monate gelernt. Ich habe es dem Vater offen heraus gesagt; wenn er aber nun darauf besteht, daß ich die Stunden noch fortgeben soll, ist's dann meine Schuld? Zehn Groschen für Hanszins und fünf Groschen für eine Kanne Butter, die ich der Frau Hariiapp schaldig bin, gehen ab, bleibt mir noch ein Groschen übrig. Reicht dieser zu einein Schürzenbande hin? Schiverlich! Nein, es ist nichts, wenn man die Bntter gleich im Ganzen anschafft. Man verthut nur mehr davon und besser ist's, bloS Dreier- Stückchen wieder zu holen. O Oheim! willst du wirklich voii deinem armen Nef fen nichts wissen, nachdem ihm die Mutter gestorben ist ? Wenigstens eine Antwort, wenn auch keinen Dukaten, hättest du auf seinen lahrwunsch ihm ertheilen können. Zeus? einst regnetest du Gold in der Da na? Schooß herab : siehe, ich wäre schon mit Batzen, ja mit Knpferpfennigen sogar zufrieden. Und wenn gleich nicht in den Magen, der gern darben will, so sieht man mir doch auf den Kragen, der, wie der ganze Rock, nicht abgeschabter sein könnte. Weder Bier, noch Tinte reicht mehr aus, die weißgewordenen Näthe und Ränder zu schwärzen, und schier als Erbsensieb könnte ich den Frack gebrauchen, an wel chem kein Stich mehr haften will." Unter diesem Selbstgespräche hatte der Eandidat sein Stübchen er.reicht, wo er sich anschickte, Noten für den Stadtmusikus abzuschreiben. Es war eine Paritur, die so unleserlich geschrieben war, daß eine Candidaten - Geduld dazu gehörte, die Stimme herauszuziehen. „Soll das !i,5 oder ei» heißen ?" frag te er sich nach einer Weile rathlos.,, Selbst auf dem Papier wird das Kreuz zum E lend!" Er probirte singend die Melodie. "Beides klingt schlecht! ich mag his oder eis hinsetzen" —sagte er. „Herr Magister! Herr Magister!" rief es hier ängstlich draußen. Derselbe wurde von dem Rufe elektri sirt, denn die Stimme klang wie diejenige Lieschens. „Das hat noch gefehlt!" sprach er auf springend, indem er gewahrte, wie die ihm entfallene Schreibfeder einen ungeheuern Notenkopf auf das Papier gemalt hatte. „Ach, du bist s Agathe!" sagte er zu dem Mädchen, das ihm hastig entgegenstürzte. „Was willst du, Kind?" „Geschwind! um Gotteswillen, Herr Magister !" keuchte Agathe - „unsre Frau Base will sterben!" „W ill?" fragte Olearius, indem er mit dem Mädchen davon sprang. "Sie bezeigte doch sonst eben keine Neigung zum Sterben, und das Wort Tod war ihr ein Greuel." „Lieselist zum Doktor gelaufen, "fuhr Agathe fort, „und ich bin ganz allein mit der Base, die gräßliche Gesichter zieht und mit Händen nnd Füßen strampelt." ich dächte, dies wäre eben nichts Neues an ihr," versetzte Olearius. „O sehen Sie nur selbst, Herr Magi ster !" rief Agathe und zog den Eandida ten in die Unterstube hinein. Derselbe sah und sprach: „Kreuz und Elend im Dachstübchen oben und im Erd geschosse der Tod!" „Sehen Sie doch, Herr Magister! rief Agathe etwas erleichtert—sie ist mit einem "IVillig zu loben und ohne Lurche zu tadeln." Dienstag Veu 13. Juni, 18 FB. Male ruhig geworden." „Ja —versetzte Olearius, indem er sei ne Rechte betroffen von dem berührten Antlitze der Alten zurückzog, dessen Eis kälte ihm 'Alles gesagt hatte sie ist ru hig und still für immer! Mit einem Rucke hat die Parze ihr den Lebensfaden durchschnitten." „Die Parze? fragte Agathe betroffen und erschrocken zugleich. Welche Parze denn? Ich und Lieschen waren ganz al lein bei der Frau Base, die, wie gewöhn lich, mit uns zankte. Und da kam es ihr plötzlich " Olearius schämte sich seiner Schülerin ein wenig. „Sollte ich Dir wirklich nichts von den drei Parzen erzählt haben?" sprach er kleinlaut. Lieschens rascher Eintritt verhinderte die Antwort. „Kein Doktor aufzutreiben!" klagte sie händeringend. „Hier könnte selbst Eskulap nicht hel sen, geschweige einer seiner Schüler versetzte OleariuS. —Die Base ist todt u. und wird auch todt bleiben, bis der Engel Posaunentlänge sie einst zur Auferstehung wecken werden." „Todt ? riefen die Mädchen entsetzt. — So ganz unerwartet ? Nicht möglich!" „Rasch tritt der Tod den Menschen an —antwortete Olearius feierlich und mit hohlem Basse. —Ihrer Base Geist, Lies chen, steht in diesem Augenblicke schon vor dem Richterstuhle des Ewigen. Werden Sie ihr zürnen, weil sie Ihnen fast jede Lebensfreude verbitterte? oder ihr mit christlichem Sinne ve»geben? „Ach, meine liebe herzensgute Base! — weinte Lieschen in aufrichtiger Trauer. — Sie hat mit mir blos nach Rechten ver fahren. Ich war ein faules, nichtsnutzi ges Ding, wie sie selbst immer sagte. Ach, am Ende bin ich gar an ihrem schnellen Tode schuld. Ich hatte auf dem Markte ein Mandel Käse eingekauft, welche ich nach ihrer Meinung zu theuer bezahlt hat te. Sie feuerte nur die Käse noch einzeln an den Kopf und gleich darauf bekam sie die Verzückungen —" „Ihre letzten Worte, schluchzte Agathe —die sie zu mir sagte, als ich allein mit ihr war und sie fragte, ob ich den Herrn Magister herunterrufen sollte, waren: „Geh', du gottlose Nickel!" „Sie blieb sich treu bis in den Tod, kann man von der Verstorbenen mit Recht sagen—erwiederte Olearius. —Doch, Lie schen, Sie müssen einen raschen Entschluß fassen. — Er überzählte flüchtig den man nigfachen Inhalt des Stübchens. —Wer- den Sie die Erbschaft antreten oder nicht ? fragte er. Glauben Sie, daß der Werth dieser Bündel Mohnhäupter, M ajorans und Thimians, Schwefelfäden, die ser Zwiebelreihen, all jener Kästen, Säck chen, Büchsen, Töpfe mit ihren Vorräthen die Begräbniskosten decken werden ? Fast möcht' ich dies bezweifeln. Oder glau ben Sie, daß die Verblichene baares Geld hinterlassen habe?" „Und wer sollte denn die selige Base begraben lassen, wenn wir es nicht thä ten ?" fragte Lieschen. Die Obrigkeit!—antwortete Olearius,» —welche auch die fehlenden Kosten dann zu tragen hätte."' „Da sei Gott vor!—rief Lieschen eif rig.—Dann würde die Base wie einHund eingescharrt—ohne Sang und Klang, in einer Nasenquetsche, bloß mit gelber Erde angestrichen." „Und was schadet dies? fragte Olea rius. Nur die schändliche Habsucht der jenigen Leute, welche von den Begräbnis sen ihren Gewinn ziehen, hat die Pracht der Leichenbegängnisse zu einer Sache der Pietät und zu einem Wärmegradmesser gemacht, nach welchem man die Liebe zu dem Verbliche nen abwägen will." „Auch trauern wir tief um sie—sprach Agathe—in Krepp und Schneppe." „Von der Parze wußtest Du nichts — strafte Olearius seine Schülerin aber was Krepp und Schneppe sei und sonst zum Putze gehört, ist Dir wohl bekannt." Dabei dachte er aber heimlich, wie hübsch die schwarze Krepphaube mit der Schnep pe dem blühenden Gesichtchen Lieschens stehen müsse. Die Schwestern bestandeil anf ihrem Kopfe und Olearius ging mit dem Aner bieten, den Verlassenen mit Rath und That beistehen zu wollen. Als er am A bend desselben Tages wiederkam, fand er die Verwaistten trostlos und in Thränen zerfließend. „Wir haben die Erbschaft angetreten sprach Lieschen —aber die Leichenfrau will nicht Hand an die selige Base legen, der Tischler keinen Sarg fertigen, und der Schneider kein Trauerkleid machen, als bis wir Geld geschafft haben. Gro schen und 5> Pfennige nur haben wir baa res Geld vorgefunden und nichts weiter." „Das ist doch unmöglich! behauptete der Kandidat. Die Base war mehr als sparsam und gewiß haben Sie noch nicht genau nachgesucht.—Er begann alle Ka sten, Sacke und Winkel zu durchstöbern, bis Lieschen Vorwurfsvoll ausrief: Aber, Herr Magister! waö machen Sie nur?" „Lassen Sie mich, Lieschen! — entgeg nete Olearius, indem er einen großen Ka sten voll Sägespähne umschüttete ich wollte daö Ding auS dem Winkel rücken und fand es entsetzlich schwer. Ha ! sehen Sie! mein Gott, was ist das?" Er er starrte und blickte, wie die nicht minder be troffenen Mädchen, mit weit aufgerissenen Augen auf 5 gis t> abgeschnittene Men schenbeine hin, welche, von verschiedener Größe und straff mit ziemlich schmutzigen Strümpfen bekleidet, aus dem Kasten auf den Sägespähnehaufen gefallen waren. Agathe, deren Falkenauge den befremdli chen Fund gemustert hatte, bekam zuerst ihre Fassung wieder. „DaS ist mein Strumpf —rief sie aus—von dem die se lige Base behauptete, ich hätte ihn auf dem Trockenplatze wegkommen lassen. Ich ken ne ihn am Zwickel. Geld! —jauchzte sie, das schwere Bein emporhebend, über des sen Stumpfe der Strumpf hinweggezogen und fest zugenäht war.—Fünf n«d sieben zig Thaler! hier steht's mit Tinte darauf geschrieben." Nun griffen auch Lieschen und der Kan didat zu. Unbeschadet der Trauer um die todte Base, welche nur wenige Schritte weit von den fröhlichen Erbinnen auf dem Brette lag, tanzten diese jauchzend in dem Stübchen herum, jede ein gefülltes Beiu in den Händen tragend. „Solche Beine sprach Olearius lä chelnd, — vermögen einem Menschenkinde auch wirklich auf die Beine zu helfen. Wie viel beträgt's denn im Ganzen?" Es wurde im Ganzen laut den verschie denen Aufschriften die runde Summe von 5>20 Thalern zusammengezählt. Die Er binnen ließen sich die Mühe nicht verdrie ßen, trennten die Näthe der werthvollen Beine auf und fanden den Inhalt in lau ter Nürnberger Batzenstücken bestehend. Eine Abendmahlzeit, so gut sie die Ver lassenschaft der seligen Base darbieten konnte, einte später das frohe Kleeblatt, und die dabei gespendeten zwei Kannen Bieres ermuthigten den sonst so zurück haltenden Candidaten dergestalt, daß er seine heimliche Neigung zu Lieschen unver holen an den Tag legte, ja sogar auf die Zeit anspielte, wo er.das Mädchen als Frau Pfarrerin begrüßen zu können «erhoffte. Lieschen, deren Herz noch frei von der Lie be Launen war, erröthete auf diese ver fänglichen Reden, widersprach aber doch nicht. „O Mutter, segne deinen überglückli chen Sohn !" sprach Olearius zum Schat tenrisse seiner Mutter, als er heute unge wöhnlich spät zu Bette ging. Hätte sein Elavier-Surrogat Saiten gehabt, er wür de deren mehre beim Spielen des Chorals : „Sei Lob und Ehr' dem hüchsten Gut," durchgepaukt haben. Der Postwagen hielt am Thore von Berlin. Die Accisbeamte»? fielen über das Laufende Nummer 42. Gepäck der Reisenden her. „Was enthält dieser Koffer?— fragte einer von ihnen barsch. Eolonialivaaren vielleicht ? Kaffee? Zucker? denn verteil felt schwer läßt er sich aufheben." „Nichts davon, mein Herr! versetzte höflich der Inhaber des Koffers, derCan didat Olearius blos etwas Wäsche und <<>() Thaler in Batzen." „Batzen? wiederholte der Accisbeamte hastig. Aufgeschlossen! schnell!" Olearius gehorchte und sah mit Ersta» uen, wie die ehemaligen Grützesäcke mil den Batzen herausgenommen und auf ei neu Haufen geworfen wurden. „Mit Vergunst, mein Herr! sprach er betreten —sind denn Batzen accisbar?" „Das nicht! aber eonfiscirt sind sie!" „(son - fl's - cirt?" „Ja! haben Sie nicht die Eabinetsor dre Sr. Majestät des Königs gelesen, welche die Batzen außer Cours setzt, sie in Verruf bringt?" „Davon ist mir kein Wort bekannt. — Wenn aber die Batzen in den preußischen Landen außer Cours gesetzt sind, so werde ich sie, mit Ihrer Erlaubniß, wieder nach Langensalza zurücknehmen, wo sie noch ihre volle Geltung haben." Der Accisbeamte lachte höhnisch. „Be kümmern sich der Herr nicht weiter um die Batzen —sprach er. Dieselben sind durch die königliche Cabinetsordre den verbote nen Waaren gleichgestellt worden. Der Herr hat sie in die preußischen Staaten einzuschmuggeln versucht und daher wer den sie ihm mit vollem Rechte weggenom men." Olearius ward bleich wie der Tod. ~A-ber ber mein gütiger Herr —sprach er mit be benden Lippen— die Batzen sind ja nicht mein Eigenthum, gehören vielmehr zwei en Waisen an, die außer ihrer Unschuld nichts weiter in der Welt besitzen. Ich bin der Neffe des jüngst hier verstorbenen Kammergerichtsassessors Zocher und von Obrigkeit wegen aufgefordert worden, der Publikation des Testaments beizuwohnen. Bei dieser Gelegenheit haben mich dieln haberinnen der fraglichen Batzen gebeten, ihnen dafür hier Kammerscheine einzukau fen. Sie sehen hieraus, daß ich demnach für das Geld verantwortlich bin und da für zu haften habe." „Das kann der Erbe des steinreichen Kammergerichtsassessors auch recht füglich lautete die Antwort. Die lumpigen Batzen sind jedenfalls nur eine Bagatelle gegen das, was der Herr aus Berlin mit fortnehmen wird. Gratulire, Herr, zur Erbschaft." Der Accismann wendete dem Reisenden den Rücken zu und begann die Batzensäk ke in das Accishaus zu schaffen. Das wei tere Flehen des Candidaten beantwortete er durch einen Aufruf an einen in der Nä he mit seinem Schiebebocke stehenden Last träger. „He, Kirchel! lade den Koffer dieses Herrn hier auf und bringe beide in den Gasthof zum braunen Rosse. Sie werden mir— wendete er sich an Olearius —für diese Empfehlung Dank wissen; denn der Gasthof ist gut und der Wirth von Billigkeit." Der Lastträger bemächtigte sich desKof ferö, und Olearius, das Auge starr auf letztern gerichtet, folgte mechanisch und in stiller Verzweiflung dem davonfahrenden Schiebebocke nach. Wie Berlin aussah, welche Straßen und Plätze er betrat, ge wahrte er nicht. Einmal nur erhob er Augen und Hände gen Himmel, laut seuf zend: ~O Welt voller Ungerechtigkeit und Bosheit!" Diese laute Herzcnscrgießung hatte die Folge, daß ein Troß Straßenbuben in ihm einen Verrückten erkannte, und ihn daher unter schadenfrohem Geschreie bis in den Gasthof verfolgte. Hier setzte d'er Last träger seine Bürde ab, trat zum Candida ten mit geöffneter Hand und sprach: „Vier Groschen, Herr, bekomme ich für meine Mühe." Aber des Candidaten Geist weilte noch bei den geraubten Batzensäcken, daher je-
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