Und Berks, Momgomcry und Schuytkill Cauiitics allgemeiner Anzeige^^ AciLs i n g, Milil, Gedruckt »nd herausgegeben von ArlloidPn w e ll e, in der Süd Kren Straße, Ecke der Ckerrn Allen, Beh IN' s W>l il'Sliaus-Hofe gegenüber. Jnhrg. 7, qn»;e Nnm. edingungen: Der Urob.irktcr erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subscriptions - Preis ist Li n Thaler veS ZahrS, welcher in halbjährlicher Vorausbezahlung erbeten wird. Wer in, Laufe des Jahre? nicht bezahlt, den, werden HI s«> angerechnet. Für kürzere Zeit aIS 6 Monate wird kein llnterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Lubseriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und' für den gewöhnlichen Preis ein« gerückt. 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Ein General ritt über den Platz — )ie Soldaten eilten auS der Wachtstube ervor. Der Feldwebel verbeugte sich egen das artige Kammermädchen und prang zu seinen Leuten in Reih und ölied. Als der General vorbeigeritten )ar, hatte sich die schöne Clementine vom )latze entfernt. Träumend ging der Feldwebel wieder uf und ab. Die unerwartete Erschei ung hatte sein Inneres wunderbar ver- ?andelt. Er wiederholte sich alle ihre! Vorte und Erzählungen. Die Bewe-1 ungen ihres Gemüths, während deS Manderns, hatten sie noch schöner ge- nacht, als er sie in Magdeburg gefunden. Tie glich einer göttlichen Hebe, verkleidet n gemeine, unwürdige Tracht. Er stand oieder auf derselben Stelle, wo sie vor hm gestanden hatte. Ein Schauer drang >ier empor in sein ganzes Wesen. Er ühlte sich edler und selige r. Potsdam,' velches ihm biSh'r immer wie ein Ker 'er erschienen war, hatte sich plötzlich in in weites Paradies, und der Befehl des Königs, der ihm zum Soldaten gemacht )atte, in eine göttliche Fügung verwan )e lt. Er segnete den Monarchen, er seg nete sein LooS. Er dachte nicht mehr dar- an, Potsdam zu verlassen. Sobald er von der Wache abgelöset worden war, durchstrich er alle Gegenden ver Stadt, Neustadt, Friedrichsstadt und Bodengraft. Das Unglück hatte aber gewollt, daß er nicht nach der Wohnung des Mädchens gefragt hatte. Er suchte Ibis zur dunkeln Nacht, und fand sie nir gends wieder. Doch war er überglücklich. So fand ihn Krabb am Abend desselben Tages. Man wird nicht daran zweifeln, daß der junge Feldwebel auch am folgenden Morgen seine Nachforschungen fortgesetzt habe. Potsdam ist nichts weniger als! von außerordentlicher Große, und noch! weniger von außerordentlicher Volksmen ge. Man weiß aber aus allen Romanen, daß Liebende, die sich suchen, einander fin den, und müßten sie auch Welttheile durch kreuzen. Daher ist es gar nichts Er staunliches, daß Fritz Wilmson, nachdem er sein Suchen kaum drei Stunden lang fortgesetzt hatte, endlich fand was ersuch te. Im mittlern Stockwerk eines großen HauseS stand Clementine am Fenster, und zwar vorgeneigt, als suchte sie auch ihn zu erkennen. Ihm ward heiß, als schlü gen Flammen um ihn zusammen. So bald er aber näher kam, um sein Haupt vor der Geliebten in ehrfurchtsvollem Gruße zu entblößen, schien sie ihn nicht mehr zu bemerken, sondeni trat zurück, und schloß nicht nur daS Feiister, sondern zog sogar die weißen Umhänge vor. DaS übersiel ihn mit Frost und Kälte; er kehrte finster wieder in seine Zelle heim, kämpfte lange mit sich und ward endlich Sieger. Er schämte sich seiner Leiden schaft für eine Unbekannte, die sein reines Wohlwollen verschmähte, und beschloß oh- ne anders, mit Ernst an seine Flucht zu denken. Er sprach mit Krabb. Tag und Stunde wurden verabredet. Krabb sollte nach Berlin, dort einen Reisewagen kaufen, als vornehmer Kaufmann mit Postpferden durch PotSdam eilen und ihn, als Bedienten gekleidet, zur nächtlichen Stunde vor dem Thore aufnehmen, und! entführen. Krabb kam folgenden Tages zn Wilm-! fon, um zur Reise nach Berlin vorläusi- gen Abschied zu nehmen. Krabb trat frohen Muthes ins Zimmer, während sein junger Herr im Fenster lag und in die stille Straße hinabsah. Krabb und lärmte vergebens. Der Feldwebel sah sich nicht um. Denn die Straße da-! her kam Clementine: sie bemerkte ihn droben am Fenster, erkannte ihn, lächelte mit verschämter Freundlichkeit einen Au-' genblick empor, grüßte sogar, ging vorü ber, und obschon ziemlich entfernt, wandte' sie noch einmal das Köpfchen und blickte nach ihm. Fritz war außer sich. Als Krabb endlich Gewalt brauchte, um seine Gegenwart bemerkbar zu machen, drehete! sich der junge Herr zu ihm mit glüben den Wangen und flammenden Blicken. Lange verstand er nicht, was Krabb woll te, und zuletzt gab er den einfachen Be scheid: „Wir bleiben. Ich reise nicht. Ich werde Potsdam nicht verlassen; und wenn ich wüßte, daß die Stadt in weni gen Stunden von einem Erdbeben ver schlungen würde,ich ließe mich verschlingen. Der Invalide glich nun selber einem Erdbeben, das Alles zu zerschmetterni Miene macht. Er fluchte und tobte wie ein Besessener im Zimmer umher, wäh rend Fritz wieder im Fenster lag, in die Straße niedersah und die Steine suchte,! welche ClementinenS Füße berührt haben konnten. Er blieb dabei. Krabb reisete! nicht. Wilmson erneuerte nun seine Gänge! ' vor dem wohlbekannten Hause, ohne glück ! lich zu sein. Die Fenster waren geschlos-: sen. Besser gelang's ihm in der Garni-! sonkirche. Er erblickte die Schöne, aber! sie bemerkte ihn nicht in ihrer sonntägli chen Andacht. Er folgte ihr auf dem Fuße, als sie mit einem ältlichen Frauen zimmer aus der Kirche ging; er grüßte. Sie erröthete, aber dankte nicht einmal, sondern wandte sich gleichgültig zu der al ten Begleiterin. Er fand sie denselben Tag wieder auf einem öffentlichen Spa ziergange,faßte Muth und trat mit höfli chem Verneigen an ihre Seite. „O, wie glücklich bin ich endlich . stammelte er. Aber ihr Gesicht wurde plötzlich finster, und mir dem Ausdruck der Verwunderung über eine Frechheit ohne Gleichen, endete schnell sein Entzücken. „Was wollen Sie von mir?" sagte sie: „Ich kenne Sie nicht! Was haben Sie mit mir zu schaf fen ? Sie haben sich ohne Zweifel zur unrechten Person verirrt." Damit wand te sie sich stolz von ihm weg und einigen jungen Frauenzimmern ihrer Bekannt schaft zu, die in der Nähe standen. Der arme Feldwebel stand eine Weile da, steif und gerade, wie wenn ihn sein Oberst musterte. Dann schwenkte er plötzlich und marschierte im Doppelschritt davon, über Clementine und alle Weiber unter allen Himmelsstrichen fluchend. „Sie hat dich zum Narren, scheint's. Sie ist nur eine gemeine Kokette. Himmel und Hölle, welchen Ton nahm sie gegen j dich an! Wie, sie kenne mich nicht? Ich ! habe mich an die unrechte Person verirrt ? Wie, ist sie denn doppelt in Potsdam vor handen ? In diesem Selbstgespräch rannte er durch die Gassen, suchte den al ten .Nrabb auf und befahl ihm, ohne Verzug nach Berlin zu gehen, den Reise wagen zu kaufen und zur Flucht alle Ver anstaltung zu treffen. Krabb, hoch zu frieden daß sein junger Herr den gesun den Menschenverstand wiedergefunden, ließ sich den Befehl nicht zweimal geben, sondern miethete auf der Stelle den Wa gen, und fuhr in der nämlichen Stunde noch zum Thore hinaus, "IVilliq zu loben und obne Furcht zu tadeln." Dienstag den 2S. August, 18«« Der Feldwebel wünschte sich zur Fe stigkeit und Schnelligkeit seines Entschlns seS Glück. Er fühlte nun wohl, daß er in Potsdam nicht glücklich sein könne; daß er, seiner Ruhe willen, eine Stadt verlassen müsse, welche neben ihm ein Ge schöpf beherberge, das er nicht genug has sen und nicht genug lieben konnte. Doch ehe die Nacht kam, stand eS schon wieder mit der Festigkeit seines Entschlusses miß lich, und die eilfertige Abreise deS Inva liden hätte er gern widerrufen. Denn als er, da es schon dunkel geworden, sein Zimmer verließ, um seinen Verdruß zu zerstreuen, und über den einsamen Schloß platz ging, mit dem Vorsah, irgendwo in lustiger Gesellschaft eine Flasche Wein zu leeren, lispelte eine süße, schüchterne Stim me : Guten Abend, Herr Wilmson. Es war ein Mädchen, daS ihm zufällig mit hellbrennender Laterne auf dem Schloß platze begegnete. Er erkannte Clementi nen. Er wäre kalt grüßend vorüberge gangen, hätte sie zu ihrem „guten Abend" nicht noch hinzugesetzt: „Sie werden mir wegen meiner heutigen Unart zürnen Thun Sie es doch nicht. Ich war leider gezwungen. Gott weiß es, ich habe seit dem keinen Frieden im Herzen, seit ich so undankbar schien und Ihnen so wehe ge than." Natürlich, nach einer solchen Erklärung konnte man nicht sogleich scheiden. Der Feldwebel erachtete es der Gerechtigkeit gemäß, Niemanden ungehört zu verdam men. Er blieb stehen. Elementine, die vielleicht auch gern stehen blieb, hielt es der klugen Vorsicht angemessen, sich für allfällig Vorübergehende in die Dunkel- heit der Nacht einzuschleiern, und blies rasch die Laterne aus. Der junge Wilm son hatte in diesem Augenblick Besonnen heit genug, sich zu eriunern, daß Clemen tinenS an Licht gewöhnte Augen, nun plötzlicher Finsterniß wegen, weder Weg noch Steg erkennen würden. Er bot ihr daher den Arm uns führte sie, ohne zu fragen und zu wissen wohin? Nun erfuhr er von der Flüsternden, die ihm ihr Leid klagte, die Ursache ihres bisherigen räthselhaften Betragens. Der vielbekannte Kiek nämlich, welcher sich eben jetzt mit dem Geheimenrath Gund ling zu Potsdam befand, war auch im Hause von ClementinenS Herrschaft wohl bekannt ; er hatte auch hier das arme Mädchen mit seinen Zudringlichkeiten ver folgt, und es dann verleumdet, es habe sich mit einem schlechten Kerl unter den Soldaten der Garde eingelassen. Man müsse das Mädchen wohl unter den Au gen behalten. Die Folge davon war gewe sen, daß ClementinenS gegenwärtige Ge bieterin, eine sehr gotresfürchtige, andäch tige Frau, dem armen Mädchen erst die Sünde deS SchielenS nach einem Solda ten ernstlich vorhielt, ClementinensSelbst vertheidigung gar nicht anhörte, sondern, kurz und bündig erklärte, „sie werde die Mamsel ohne Barmherzigkeit auf die Straße hinauswerfen lassen, sobald man nur das leiseste Einverständniß mit einem Soldaten ausspüren könne." Clementine weinte bitterlich bei der Er zählung ihres Unglücks; aber sie vergaß bald ihres eigenen, als der junge Wilm son an die Erzählung des seinigen, an die Schilderung seines ehemaligen glücklichen Verhältnisses, und seiner jetzigen Niedrig keit und Abhängigkeit gerieth. „Mein Gctt!" rief sie, „in Ihrer Stelle liefe ich davon. An Geld und Mitteln dazu fehlt es Ihnen ja nicht. Die sächsische Grenze ist ja nicht so fern. Ihr Vater und sein Vermögen sind ja schon in Sicherheit. Sie stellen sich kei ner Gefahr mehr auS durch Ihre Deser tion. Warum säumen Sie noch einen Augenblick?" „Warum? Unglückliche Clementine, Ihretwillen!" „Wie? meinetwillen? WassagenSie? Wie könnte ich ein Hinderniß an Ihrem Glück sein? Wir stehen ja doch nur in sehr entfernter Berührung mit einander." „Eben darum. Sie dürfen mir nicht! fern bleiben, wenn ich glücklich leben soll. Ich kann Potsdam nicht verlassen, so lan-! ge Sie hier athmen. Ich werde hier blei ben. Ich will, daß Sie mich näher ken nen lernen, daß ich Ihr Vertrauen gewin ne, daß Sie mir, wie eine Schwester Ih rem Bruder, glauben; und nur dann erst, wenn Sie diese Stadt, diese Gegen den verlassen wollen, wo Sie an keine Seele gebunden sind, wenn Sie zu mei nein Vater und zu meiner Muhme Ihre Zuflucht nehmen wollen, erst dann fliehe ich." „Ach, Herr Wilmson, was sagen Sie —" lispelte sie erschrocken und ungewiß was sie antworten sollte. „Machen Sie sich vorläufig von Ihrer Herrschaft frei, theure Clementine. Sie dürfen keine Magd sein. Sie sollen selbst ein Mädchen zu Ihrer Bedienung halten. Ich habe Geld genug zu meiner Verfü gung. Nehmen Sie davon an, so viel Sie zu bedürfen glauben." „Das werde ich nimmermehr Herr Wilmson!" „Hegen Sie so viel Mißtrauen?" „Keines, Herr Wilmson. Ich habe Ihnen ja in der Darstellung meiner Ver hältnisse das größte Vertrauen bewiesen. Können Sie mehr verlangen?" „Allerdings mehr, wenn Sie nur einen Blick in mein reines, redliches Herz ge than hätten. Doch, wie Sie wollen. Ich werde schweigen und Ihren Willen ehren. Vielleicht haben Sie irgend ei nen Freund, irgend eine Freundin —" „Ach Gott, Niemanden.,, „So lassen Sie denn doch mich, bis Sie einen Würdiger» sinden, den Namen Ih res Freundes tragen. Ich verdiene ihn, weil ich nichts will, als Ihr Glück, und weil ich nur indem Ihrigen das meinige finde." „Hr. Wilmson, ich bin Ihnen für Ih-! re Güte sehr dankbar ; glauben Sie mir's. ! Um mich Ihrer Achtung würdig zu erhal-! ten, erlauben Sie mir, wenn ich mein Vertrauen zu Ihnen bewahren soll, keine Anträge mehr. Ich kann arbeiten, und, meine Arbeitsamkeit und Redlichkeit wer- den mich emporhalten." „Theure Clementine, Sie verkennen mich. Sie stellen mich vielleicht in Reih' und Glied mit dem elenden Kammerdie ner Kiek. —" „Pfui! daß Sie mir das sagen kön- > nen !" rief sie mit einiger Heftigkeit i und drückte dabei seinen Arm unwillkühr lich fester an sich, als wollte sie ihm vom Gegentheil Versicherung geben. Nun ging Wilmson schweigend neben ihr hin. Sie redete ihn einigemal verge bens an. Seine Stille beunruhigte sie. Als er selbst auf die Frage nicht antwor tete : „Zürnen Sie mir, Hr. Wilmson?" gerieth sie in Verlegenheit. Lange schwieg sie, und ward immer Verlegener und ge kränkter. Endlich zog sie ihren Arm aus dem seinigen und flüsterte leise: „Gute Nacht, Herr Wilmson." Sie fühlte ihre Hand ergriffen, an sei ne Lippen gedrückt, und von einer war men Thräne seiner Augen bethaut. „Was machen Sie, lieber Herr Wilm son?" sagte sie zitternd. „Gute Nacht, liebe Clementine!" ant wortete er, „Ich bin durch Sie recht un glücklich. Sie wissen es nicht." „Unglücklich? Nein, Herr Wilmson, das sollen Sie nicht sein !" rief sie bewegt und hielt seine Haud fester. „Wenn ich eS sein soll, Clementine, so versprechen Sie mir wenigstens, daß ich Ihre Zuflucht sein soll, sobald Sie in ir gend eine Verlegenheit gerathen." „Ich verspreche es. Aber mehr als dics Versprechen fordern Sie nicht. Gu te Nacht, lieber Freund!" Damit war sie in der Finsterniß ver schwunden. Er wollte ihr nach. Er wagte es nicht. Er blieb noch lange auf dieser Stätte. Er wiederholte sich ihre Worte und ahnete sein höchstes Glück in denselben, und noch mehr in den seelen- V«»fe>ide Nummer Si!. vollen Klange der Stimme, womit die Worte gesprochen worden waren. Noch eine Stunde lang schwärmte er in den Straßen von Potsdam herum. Sei ne Augen flammten, seine Wangen brann ten. Seine Brust war voller Jünglings seligkeit. Er dachte nicht mehr an Ab reise oder Flucht,sondern nur an den Au genblick, da er die kleine Wunderliebliche wiederfinden könnte. Er beschwor sich s; er sei das glücklichste aller erschaffenen Wesen, und könnte nie wieder unglücklich werden. Was den letzten Punkt betrifft, irrte er sich, wie sich voreilige Jünglinge oft zu irren pflegen. Hätte er ein wenig Le benserfahrung mehr gehabt, würde er eh-' er vermuthet haben, daß nach dem glück lichsten der Tage, die er in Potsdam er-- lebt, vielleicht ein eben so tiefbetrübender Augenblick nahe stehe. Wirklich schweb te am andern Morgen, als er noch mit froher Seele in seinem Zimmer, unter den schönen Erinnerungen des gestrigen A bends, umhertanzte, die unerwarteste Ge fahr über seinem Haupte. - Der König nämlich machte an diesem Morgen, in Begleitung einiger seiner Ge nerale, einen Lustritt in's Freie. Sie waren noch nicht weit vom Thore, als sie den Weg daher ein städtisch gekleidetes Mädchen kommen sahen, welches wegen seiner ungewöhnlichen Größe Allen auf siel. „Woher ist die Riesin ?" fragte der König seine Begleiter. „Ich erinnere mich," sagte einer der« selben, „diese lange Schönheit schon öf ters in Potsdam gesehen zu haben. Sie ist Dienstmagd im Hause eines Kriegs raths —eines, ich habe den Namen vergeft sen—genug, sie ist Flügelmännin aller Potsdamer Schönen." „Meiner Treu!" rief der König: „Wenn sie einen Mann, ihrer würdig, das heißt keinen Kleinern heirathet, als sie selber ist, könnte sie die Stammmutter eineö neuen GigantengeschlechteS werden." „Aber," versetzte Einer des Gefolges, „der Teufel plagt eben die Leute, daß sie gerade das, was sie selber nicht sind und haben, an Andern am meisten lieben. Ich wette, das große Stück Schönheit da hat sich schon in irgend ein Zwerglein ver liebt." „Hm! das laßt sich verhüten!" sagte der König - „Daö geht nicht! Die Weibsperson verdient ein gutes Loos. Ich will einen hübschen jungen Kerl da mit glücklich machen, bei dem ich ohnehin noch Manches gut zu machen habe. Der Bursche soll mit mir zufriedin werden. Ich meine den Feldwebel Wilmson von Magdeburg." Während dieses Gespräch war daS Mädchen ganz heran gekommen. Die Größe desselben war wirklich auffallend, weniger seine übrige Schönheit. Der König hielt das Pferd an und sagte zu dem Mädchen, das ihn zu erkennen schien : „Mein Kind, geht Sie in die Stadt?" Das Mädchen antwortete erschrocken ein unverständliches Ja und ward blut roth. „Will Sie mir den Gefallen thun, und sogleich einen Zettel an den Kommandan ten überbringen? Es soll Ihr ein guteS Trinkgeld dafür werden." Das Mädchen versprach es. Der Kö nig verlangte Papier. Einer aus dein Gefolge überreichte eine große Briefta sche mit Papier und Reißblei. Der Kö- nig schrieb zu Pferde einige Zeilen, falte te dann das Blatt, zeichnete die Adresse darauf, und schloß den Zettel mit einen» Stückchen Mundlack, dem er, so gut eS ging, sein Petschaft aufdrückte. „Sie überbringt dies also auf der Stel le dem Herrn Kommandanten. Sie weiß doch, wo er wohnt?" sagte der König und indem er ihr erst den Brief, dann einige Goldstücke in die Hand legte, fügte er hinzu : „Und hier etwas zum Botenlohn. Wie steht's? Hat Sie schon einen Mann?"
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