pendln ü, Mntt. Gedruckt und herausgeqebeu vou Aru>>ldPu w e ll e, iu der Süd 6teu Straße, Ecke der Sherry Alley Be h 6 Wirlhshaus-Hofe gegeuül^r. Jahrg. 7, gan;e Nnm. edingu ngt n. Der Aliicralc IZcobiltlUcr erscheint jeden Dienstag auf eine»! Grossen Superial-Bogen mit schönen vettern gedruckt. Der Subseriptions-Preis ist Ein Thal er des Jahrs, welcher in haldjährliche Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, werden Ht angerechnet. Für kürzere Zeit als li Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann ange nommen, wen sie einen Monat vor Ablauf des Subseriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewohnlichen Preis eingerückt, lln terschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung porrofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen müssen postfre i eingesandt werden Die schöne?tübe. Schlcsisehe Volkssage. Um die alte, graue, fast verschollene Zeit herum, da die Königin Grimhild auf Rache sann, und die burgundischen Hel den auf König Etzels Werbung an sein Hoflager nach Hungarn zogen, wohnte in dem anmuthigen Ouadengau des deut schen Landes, jetzt Schlesien genannt ein Häuptling desOuadcnstammes, Namens Zobten. Trotz siegreiche Kämpfe und Kriegszüge die Oder hinauf, die Oder hinab, und über die Kämme und durch die Schluchten des Riesengebirges, ist sein Name verschollen und sein Ruhm verhallt; was davon übrig ist, erhällt sich kümmer lich, von anderweitigen Auslegungen nnd Behauptungen angefochten, in der Be nennung des Zobtenberges, einer hoch em por ragenden Felsenhohe, auf der einst seine Burg gestanden. Es ist mit der ge waltigen Zerstorerin und Vertilgen», der Zeit, nicht zu hadern. Nicht blos die men der Menschen gehen in ihr unter, son dern auch die ausgedehnter Länder; so ist die Benennung deS Ouadengaues längst untergegangen, und dagegen seit Jahr hunderten der Name Schlesien aufgekoiw men, auf welches Land indeß der alte Zob ten, mit dem alten Namen prangend, un verändert hinab schaut. In der Zeit, die wir oben bezeichnet haben, und die, wenn auch nicht deutschen Geschichtschreibern, so doch deutschen Dich kern genau bekannt ist, besaß auf jenem Berge der Ouadenhäuptling Zobten eine feste Hut oder Bnig, in der er auf der Bärenhaut lag und Honigwein trank, so oft er nicht auf die Jagd ausritt oder in den Krieg zog. Dieser Häuptling hatte eine Tochter, an der alleS schon war, nur nicht der Name. Sie hatte das schönste blonde Haar, die schönsten blauen Augen, den schönsten leichtesten Wuchs, ja sogar, was in jener Riesenzeit schwer war, einen schönen kleinen Fuß; sie war würdig Ro senmund oder Rosenlicht zu heißen, aber sie hieß —Rübe. Der Vater nämlich, der rauhe Zobten, hatte kurz vor ihrer Geburt am Ufer der Oder eine Meierei angelegt, die er, weil daS Land erst vom Walde gereinigt u»d gerodet werdeil muß te, und doch noch voll Banmwurzeln stak, die Würze lau nannte. Aus dieser Meierei Wurzelau ist, im Vorbeigehen gesagt, im langen Laufe von dreizehn Jahrhunderten, die reiche Stadt Breslau an der Oder erwachsen, deren früher, rin verstümmelter Name (so sagen es ehren werthe Geschichtsforscher) Wurzelau sei» soll, wie denn die Polen sie bis zum heu tigen Tage Wraztaiv nennen. Hier wur de unter auderm landwirtschaftlichen Be trieb der einfachen Vorzeit, auch ein nicht unbeträchtliches Feld zum Bau von Rü den verwandt, welche nebst Bärenfleisch eine Lieblingsspeise des grimmigen Zobten waren. Er schenkte daher diesem seinem Rübenfelde eine besondere Aufmerksam keit, und als gerade, durch die Fügung des Zufalls, ihm sein Meier die erste rei fe, ausnehmend große und schöne Rübe überreichte, als ihm anderer Seits die Ge burt einer Tochter verkündet ward, so gab er in der Freude seines Herzens dieser den Namen der geliebten, eben erst aus der Erde gezogenen Frucht. Es muß ihm solches nicht übel gedeutet werden, denn unsere deutschen Altvordern, wenigstens im Ouadengau, waren damals noch blin de Heiden, nnd wußten nichts von Namen der Kirchenheiligen, und noch minder von den Namen der Romanenhelbinnen. Die Ouadentochter Rübe erwuchs, wie wir schon oben bemerkt haben, zu einer wahren Augenweide. Die trotzigen Blik ke der Ouadenjunglinge, von denen selbst die römischen Schriftsteller zu erzählen wissen, indem sie sie blaue Flammen nen nen, leuchteten milder, wenn sie der schö nen Rübe begegneten. Es würden ge wiß ihre Farbe getragen und Lanzen zu ihrer Ehre gebrochen worden sein, wenn diese Uebungen späterer Tage damals schon Und Berks, Momgomery und SchmMll Caumies allgemeiner Aiizcige^^ bekannt gewesen wären. Indessen auch in der ältesten Zeit, die uns graue, kaum erkennbare Nebelgestalten vorführt, muß um Liebe geworben und Liebe gewährt worden sein. Die Neigung der schönen Rübe erhielt, auf Wegen, die nicht mehr zu ergründen sind, ein Jüngling aus dem nachbarlichen deutschen Stamme der Her-! munduren, die um die Elbe herum wohw > ten, dort, wo sie aus dem Gebirge in eine liebliche Landschaft hervorströmt. Wa rum er der Tochter gefiel und dem Vater' nicht, dar über schweigt die Sage. Aehn-! liche Falle haben zu allen Zeiten statt ge- I funden, und sind auch nothwendig, wenig stens für Dichter, denn viele der besten Sagen und Romane würde» nie das Herz! der Menschen bewegt haben, wenn die Lie- be niemals verurtheilt gewesen wäre auf Hindernisse zu stoßen. Der junge Hermundur, oder sprach richtiger Hermund, dem wir, da ein Na- z menloser in einer Erzählung beschwerlich fallt, den zeitgemäßen Namen Werthar geben »vollen, mußte einem Nebenbuhler weichen, der ihm zwar an Liebenswürdig keit nicht gleich kam, sich aber doch die ent scheidende Gunst deS VaterS zu erwerbe» gewußt hatte. Dieser Nebenbuhler war der sogenannte Alte vom Gebirge; er herrschte auf den Gipfeln und in den Schluchten des nahen Riesengebirges, und man sagte, daß daselbst nicht nur die gan ze sichtbare, sondern auch die unsichtbare Welt ihm Unterthan wäre. Man behaup tete zugleich, daß er, vermöge seiner Ei genthümlichkeit und der ihr inwohnenden übermenschlichen Kraft, jede ihm beliebi ge Gestalt annehmen tonne, und auch wirklich, wie ein viel späterer, aber jetzt auch schon veralterter und kaum gelesener deutscher Dichter gleichfalls erwähnt, bald als schönes Roß oder eine häßliche Kröte, oder als Rabe, Nachteule und Zwerglein ! erschienen sei. Auf die Zobtenburg kam er indeß in seiner wirklichen Gestalt, näm lich als ein riesiger Greis mit einem lan gen weißeir Barte, und einer Stimme, die mit dem Heiil.ii des Windes in eiilein Tannenwalde große Aehnlichkeit hatte. — Sein Aeußeres konnte Ehrfurcht gebie tend genannt werden, aber Liebe erweckend war es nicht, daher er denn, so sehr er auch seine rauhe Stimme zu mildern such te, der schönen Rübe durchaus und ent schieden mißfiel. Klügelnde Köpfe wer den hier vielleicht die Bemerkung machen, daß der Alte vom Berge Unrecht gehabt hat, sich in seiner wirklichen Gestalt zu zeigen, da es ja nur von ihm abhing, jede beliebige, und also auch die des schönsten Jünglings anzunehmen. Gegen diesen Schluß, dessen Richtigkeit wir anerkennen müssen, können wir nur die Gegenbetrach tung vorbringen, daß jeder um seiner selbst willen geliebt zu werden wünscht, und daß der Alte, der den wildesten Na turkräften gebot, leicht sich überreden konnte, das Widerstreben einer so gerin gen Kraft, als eine weibliche Herzmuskel ist, ohne Mühe überwältigen zu köunen. Durch glänzendes Gefolge und pracht volle Feste, so gut sie Ouaden, Hermun duren und Markomannen zu geben ver standen, suchte er auf die Tochter zu wir-- ken; den Vater gewann er sicher und schnell durch heitere Gastgelage, bei denen Bärenfleisch, starker alter Honigwein, und vorsingende Skalden nicht fehlen. Die Folge war, daß Zobten seine Tochter Rü be dem Alten vom Berge zum Ehegemahl gab, sobald er um sie warb. Was dabei bei den Ouaden für Feierlichkeiten üblich waren, ob Hertha oder Freia angerufen wurde, ob die Skalden besondere Gesänge singen mußten, dies Alles deckt undurch dringlicher Nebel der Vorwelt. So viel kann man indeß mit Gewißheit annehmen, daß Zobtens Leute und kriegerisches Ge folge mehrere Tage hindurch die steiner nen Hallen der Zobtenburg mit dem viel fachen Lärmen eines Hochzeitgelages wer den erfüllet haben, und daß unglaubliche Vorräthe Fleisch verzehrt und eine noch unglaublichere Zahl von Krügen mit Ho "'iVillig zu lobe» und ok»c Furcht zu tadeln." Tiensi'HH den 7. Juli, ZKM». nigwcin ausgeleert worden sind. ?llö solche Feste ihr Ende erreicht, führ te der Alte vom Berge die schöne Rüde in das Gebirge, das man vom Zobtenber ge hoch und zackig, mit vielen Gipfeln und tiefen Thälern vor sich liegen erblickt, wenn man das Gesicht gegen der Sonne Untergang wendet. Man nennt es jetzt daS Riesengebirge, und so mag es schon damals geheißen haben. Hier hatte der Alte, zunächst der höchsten Spitze, die Schneekoppe genannt, sich einen Palast geschaffen, den er in der Folge in einem Anfall von Zorn und Unmuth, deren Veranlassung wir kennen lernen würden, wieder vernichtete. Noch liegen die mäch tigen Trümmerstücke des gewaltigen Bau es zerstreut an der steilen Bergwand, und werden von dem jetzt wandelnden Geschlec hte staunend angeschaut und mit verschiede nen Benennungen bezeichnet, die jedoch sämmtlich den ehemaligen Besitzer beur kunden. In der geräumigen, sturmumbrausten Burg soll die schöne Rübe anfangs ganz allein mit ihrem greisen Gemahl gelebt haben. Unsichtbare Wesen bedienten sie, bereiteten die Tafel, verbreiteten durch die weiten Gemächer die köstlichsten Wohlge rüche, und erfüllten die Luft mit dem lieb lichsten Saitenspiel, das heiterer Gesang durchklang. Diese zauberische Einsam keit berauschte sie anfangs mit unbekann ter Wonne, sie dachte an Werthar und wiegte sich in reizenden Träumen. Aber die Einförmigkeit, selbst wenn sie auch ein mächtiger Zauberer, der allen Kräf ten der Natur gebietet, aus der glänzend sten Pracht lind dem seltensten Genuß zu sammenfügt, genügt dem veränderlichen Sinne des Menschen nicht lange. Die reichen, aber öden Gemächer nur von Blnmenduft und Saitenklang durchzogen, mißfielen bald der schönen Rübe; sie ver langte Gesellschaft, sie sehnte sich nach Rede und Gegenrede, und bat ihren Ge mahl, ihr die Gespielinnen von der Zob tenburg herüber holen zu lassen. Dem Alten vom Berge war menschli che Gesellschaft zuwider, und ungern er füllte er das Verlangen der schönen Rü be, aber ein alter Mann, der ein junges Weib nimmt, weil er in sie verliebt ist, wird sicherlich ihr Knecht, und vermag nicht ihr die Erfüllung einer Bitte abzu schlagen ; unter diesem Gesetze, daS ein Gesetz des eigentlichen Naturrechts zu sein scheint, stehen selbst übermenschliche We sen, so bald sie sich einfallen lassen, wie Menschen zu handeln. Der Alte, außer Stande dem Begehren seines Weibes nicht zu willfahren, sann auf Mittel, wie er dasselbe scheinbar erfüllen und doch in sei ner einsamen Lebensweise beharren könn te. Bei der Macht, die ihm zu Gebote stand, gerieth er auf folgende Ausflucht. Er brachte der schönen Rübe sechs andere gewöhnliche Rüben, die er aus der Erde hatte ziehen lassen, legte solche vor sich hin und sagte lächelnd: er hätte ihr sechs Gespielen gebracht. Als hierauf Rübe verwundert und fast zürnend das blaue Auge fragend auf ihn richtete, setzte er eilig hinzu : „Denke dir, mein liebstes Le ben, sechs deiner vertrautesten Gespielin nen, rufe jede bei ihrem Namen und be rühre zugleich eine der Rüben mit dem Stabe, welchem ich dir hier übergebe; alsbald wird die von dir genannte Gespie lin lebend vor dir stehen." Die schöne Rübe machte sogleich den Versuch, der ihr wie ein artiges Spiel er schien, und siehe da, die sechs Gespielin nen, deren Namen sie nannte, waren ohne Verzug um sie versammelt. Vor der Hand verlangte ihr Herz nicht mehr; sie erging sich mit ihren Freundinnen im Schloß und Garten, trieb Scherz und Spiel, und sprach mit zwei der Vertrau ter» sehr oft von Werthar. Wenn man voraussetzen konnte, daß der Alte vom Berge weit abwesend war oder fest schlief, wurde in stillen Felsgründen der Name des jungen Hermundur unzählige. Mal laut gerufen, um sich an dem Wiederhall zu erfreuen, der von den hohen Bergwän den zurückschallte. So einfach waren die Freuden schmackloser Vorwelt, und doch hatten sie denselben Smn, wie die der jet zigen Welt. Als Rübe und ihre Gespie linnen eines Tages also beschäftigt wa ren, den Namen Werthar dem geschwätzi gen Wiederhall vorzmufen, der ihn viel stimmig nachäffte, erschien plötzlich, aus einer waldigen Bergschlucht hervordrin gend, ein schlanker Jüngling, mit Jagd geschoß bewaffnet und von Hunden be gleitet. Es war Werthar selbst, der, die heitere Lust des Weidwerks verfolgend, von den Ufer der Elbe bis in diese Thä ler vorgedrungen war. Vielleicht hatte ihn auch der Wunsch und die Ahnung, der schönen Rübe zu begegnen, so weit geführt. Die Liebenden sprachen einan der, und verabredeten auch wohl, sich wie der aii dem Orte zu treffen, denn von da ail wandelte der jagdliebende Hermundur ofc über das Jsargebirge in die Thäler, die sich zur Seite der großen Sturmhaw be hinabsenken, und pries den Reichthum der Jagd im Riesengebirge. Um diese Zeit erlebte die schöne Rübe ein unerwartetes Ereignis), das sie beson ders betrübte. Ihre sechs Gespielinnen singen an zusehends zu altern. In we nigen Wochen wurden sie auS den blühen den Jungfrauen alte, runzliche Wieber; die Haut war gelb und welk, der Leib dürre und matt. Rübe erschrak über diese plötzliche Veränderung, weinte und beklagte sich bei dem Alten vom Berge. „Trübe nicht dein Auge mit unnützen Thränen," sprach dieser, „deine jetzigen Gespielinnen haben ihr Leben abgelebt. Sie trugen nur die äußere Gestalt holdse liger Jungfrauen, innerlich blieben sie Rüben, und da die Zeit gekommen, daß sie als solche welken und vertrocknen muß ten, verfiel auch die ihnen geborgte mensch liche Hülle. Das Unglück ist nicht groß; ich bringe dir sogleich statt sechs, für dies Mal zwölf Rüben, denen du beliebige Gestalten verleihen magst." Der gute Alte eilte mit der Schnellig keit, womit bejahrte Männer die Gebote junger Frauen erfüllen, die versprochene Zahl herbei zu holen, worauf die schöne Rübe aus den frischen Rüben sich frische, blühende Gespielinnen schuf, höchst zu frieden jetzt einen doppelt zahlreichen Hof um sich zu haben. Die früheren Spa ziergänge wurden wieder vorgenommen, und Werthars Name so oft dem Wieder hall in den Felsenklüften anvertraut, bis Werthar selbst aus irgend einer Kluft hervortrat und Rübe bewillkommnete.— Mail wird gestehen müssen, daß, wenn in der grauen Vorzeit auch schon ein Stell dichein Statt fand, man sich dabei höchst linkisch benahm. Jetzt hütet man sich, in einem ähnlichech»Galle irgend Geräusch und Lärm zu machen, viel weniger ein vielzüngiges Echo zu wecken. Eine sol che Unvorsichtigkeit hatte zur Folge, daß der Alte vom Berge die Liebenden hörte und wahrnahm. Sein Zorn hierüber brach in tobende Wuth aus. Er fuhr durch den Bergwald wie ein rasender Sturm, er stürzte sich in die Felskluft wie ein donnernder Eatarakt, er wühlte die Erde auf wie ein gewaltiges Erdbe ben. Die Quellen zischten empor gleich sträubendem Springwasser, alte Eichen brachen zusammen wie faules Schilf, Fel senmassen rollten von den Gipfeln in die Thäler hinab. Es waren Augenblicke furchtbarer Angst, daSßiesengebirge schien untergehen zu sollen, der Tag in ewiger Nacht zu erlöschen. Rübe entwand sich bebend den Armen Werthar's und eilte in den dröhnenden Palast zurück; der Jüngling suchte aus dem tollen Gebirge sich in die stillen Auen der Hermunduren zu retten. Der Alte vom Berge erschien vor Rübe mit ernstem, zürnendem Auge; er wollte sich das Ansehen eines Richers geben. Diese Absicht mißlang aber gänzlich. Die schöne Rübe würdigte ihn keines Blickes; in allen Theilen ihres Gesichts Laufende Nummer AS. drückte sich das höchste Mißvergnügen aus. Sie klagte sich über das unleidliche Gewitter, das er im Gebirge erregt habe, sie verwünschte ihren Ausenthalt an ei nem so gefährlichen Orte, sie rief den Tod herbei, um ihre Leiden zu enden. Der Alte sah sich plötzlich aus einem Richter, der er sein wollte, in einen Beklagten ver wandelt, der seine Rechtfertigung vorzu bringen hatte. Nach mancher Entschul digung und vielen Bitten erhielt er end lich Verzeihung, aber nur das Verspre chen, alsbald hundert Zauberrüben herbei zu bringen, aus denen die schöne Rübe, zu ihrer Unterhaltung in der menschenleeren Oede, sich beliebige Wesen schaffen könn te. Als sie sich diese Gabe zur Besiege lung der Versöhnung ausbedung, hatte sie im Sinne, den Alten auf die unver söhnlichste Weise zu kränken. Werthar war unterdessen glücklich auS dem O.uadengau in den der Hermunduren entkommen, und obschon der furchtbarste Aufruhr der Natur ihn zur Flucht genö thigt hatte, so war er doch viel zu furcht los und zugleich viel zu verliebt, um auf jeden Versuch, seine schöne Rübe wieder zu sehen, sogleich zu verzichten. Darauf rechnete auch sie. Eines Morgens erging sie sich einsam in der engen Schlucht, wo der schäumende Zonkon sich hinabstürzt. In der Hand hielt sie tändelnd den Zauberstab, und trug am Arm ein Körbchen mit den hun dert geschenkten Rüben. Sie rief nicht mehr den Namen Werthar, aber sie halte die Ahnung, daß der auflauernde Jüng ling ihr erscheinen würde. In der That betrog sie ihre Erwartung nicht. Die Felsen herab stieg plötzlich der trotzige Hermundur, auf den Schultern eine ge waltige Keule tragend, und bereit mit dem Alten vom Berge jeden Kampf zu beste hen. Die schöne Rübe lächelte heiter über diese Anstalten, noch heiterer und süßer lächelte sie ihrem Freunde entgegen. Sie nahm ihn beim Arm, und zog ihn tiefer hinter vorspringende Felsen und in das bergende Dickicht der Bäume. Hier vertraute sie ihm ihren Entschluß, mit ihm in das Land der Hermunduren zu entflie hen, und zugleich den Entwurf, den Alten vom Berge über ihre Flucht zu täuschen. Werthar loderte auf in unerwartetem Entzücken, schwang drohend seine Keule gegen die Spitzen deS Riesengebirges und drückte die schöne Rübe an seine Brust. Sie aber entwand sich dcr ungestümen Umarmung und begann ihren schlauen Entwurf auszuführen. Den Rübenvorrath im Korbe theilte sie in fünfzig Paare, und schuf dann aus jedem, durch die Berührung des Zauber stabes, einen Mann und ein Fräulein. — Die Männer glichen alle Werthar, die Jungfrauen der schönen Rübe. Als die Schöpfung vollendet war, erhielt jedeS Paar (und es mußte, vermöge des inwoh ncndcn Zaubers, der schöpferischen Gebie teriii gehorchen) die Anweisung, sich schnell, Arm in Arm und in zärtlicheil Gespräch, auf die verschiedenen Spitzen der unirin genden Berge zu begeben, und in dieser Art die Höhen deS Reifträgers, des gro ßen Rades, der beiden Sturmhauben, der Nordhöhe und anderer mehr zu erstei gen. Als dieses angeordnet war, eilte Werthar mit seiner reizenden Braut dem nachbarlichen Jsargebirge zu, verbarg sich hinter die hohen Bergwände des rothen und weißen Flins, und suchte die hermun durische Ebene zu erreichen Dorr hörte die Macht deS gewaltigen Gebieters des Riesengebirges auf. Das erste Rübenpaar hatte angewiese ner Maßen die Höhe erreicht, welche man jetzt unter dem Namen deS Schmiedeber ger Kammes kennt, als der 'Alte vom Berge von der nahe liegenden Riesenkop pe dasselbe erblickte. Seine Aufwallung war wie ein Blitz vom heitern Himmel. Den vermeintlichen Werthar traf ein Schlag, der ihn zertrümmernd die schrof fen Klippen hinabwälzte. Aber der Al te hatte nicht Zeit, seine Blicke an dem
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