Ii raÄi n g, Wenn. Gedruckt uud herausgegeben vou A rnold Puwell e, in der Süd 6lcu Straße, Ecke der Cherry Allcy, Bch m' 6 Wirthshaus s)ofe gegenüber Jahrg. 7, ganze Nmn. 355. Bedingungen.— Der 71ldcrille zzcoil.iclltcr erscheint jede» Dienstag auf einem grossen Euperial-Boge» »iit schone» vettern gedruckt. Der Lubscriptio»s-Preis ist Ein Tl)a l e r des ?ahrS, welcher in halbjährlich« Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im s!aufe des Jahres nicht bezahlt, werde» Hl >"'>> angerechnet. Für kürzere Zeit als <> Monat wird kein Unrerschreiher angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angc nommen, wen sie einen Monat vor ?lblauf des Lubscriptions-Termins geschehe» und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werde» dankbar a»ge»omme» und für den gewohnliche» Preis eingerückt. Un terschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung poriofrei geschickt, weitere Versendungen geschehe» durch die Post oder Trager, auf Kosten der Unterschreibe!-. ft)"Briefe u»d Mittheilungen müsse» postfre i eingesandt werden Zur üntcrdalnmq und Belehrung. Griechnche Hochzeit zu Athen. Auf meiner letzten Reise durch Grie chenland führte mich mein guteö Glück Vurch die ehemalige Hauptstadt der Kul tur und der civilisirten Welt. Die Toch ter meines gastfreundlichen Wirthes feier te ihren Ehrentag, und man bereitete sich, den Hochzeitszug nach dem Hause des Bräutigams anzutreten. Das Haus, ob-! wohl mittelmäßigen Ansehens, kündigte dennoch Wohlstand an. Die geladenen Gäste drängten sich an der Treppe, die an der Außenseite des Hauses nachdem ersten Geschosse hinaufführte. Es war ein Lärm zum Taubwerden. Ich hatte viel Mühe, durch das Gewühl hindurch nach dem In nern, und in das vorzüglichste Gemach vorzudringen, wo die Braut mitten in ei - ner Schaar ihrer Freundinnen saß. Man vollendete ihren Anzug. Ihre Amme leg te eben Hand an den ungeheuren Bau ih res Kopfputzes. Ihrerseits wohl schon lange über die Eitelkeit der Welt erhaben .und enttäuscht, trug sie alle ihre Eoguet terie auf ihre junge Gebieterin über; Ent zücken strahlte aus ihrem Blick bei jedem neuen Stück, das sie zu dem grotesken Putze der Braut hinzufügte, und sie ließ sich von Zeit zu Zeit vor der von ihr so Herausstafsirten auf ein Knie nieder, und forderte in einer belustigenden Begeiste rung den Beifall der Anwesenden als Lohn 'für ihre Mühe auf. Das Benehmen der jungen Person war noch komischer: sie war kaum achzehn Jahr alt lind hatte kalte regelmäßige Gesichtszüge, aber ein träumerisches Aussehen. Ihre Augen waren schwarz und klein ; aber man dach te ihnen mehr Ausdruck und Größe beizu bringen, indem man die Winkel der Au genlieder verlängerte, und den Augenlied- Härchen eine künstlische schwarze Farbe gab. Ihr natürliche Teint verschwand unter einer dicken Lage weißer und rother Schminke, womit man ihr Gesicht bedeckt hatte. Ihr drei Stockwerke hol?er Kopf putz trug ein Amphitheater von Blumen, von vergoldetem Papier, von wirklich goldenen, aneinander gereiheten Zcchinen il. s. w. Dieser Kopfputz macht in den griechischen Familien den Brautschatz ei ner Neuvermählten auS. Nachdem die Toilette fertig geworden, ließ man bei der Gesellschaft eine Schüssel circuliren, u»d sammelte darein einen Beitrag in Baarem für die Braut ein, dessen Betrag man ihr sofort einhändigte. Mit Sonnenunter gang setzte sich der Zug in Bewegung. Sobald sich die Braut, ächzend unter der ungeheuren Last ihres Schmuckes, oben auf der Treppe zeigte, stimmte man das Hochzeitsleid an, eine Art zweistimmiger Eantilene, gesungen mit einer Nasenstim me, wie es hergebracht ist, und begleitet mit einer noch lächerlicheren, auf die bräut lichen Verhältnisse anspielenden Gestiku lation. Beim Hinabsteigen der Treppen ging ein Kind mit einem Spiegel in der Hand vor ihr her, um ihr das Vergnü gen zu gewähren, sich selbst in ihrem Putz bewundern zu können. Ich bemerkte je doch, daß sie von dieser Aufforderung zur Eoquetterie wenig Notiz nahm und für nichts weiter eine Empfindung hatte, als für das Lästige ihrer Staffage. Wäh rend des Zuges, so wohl geordnet, als es die Breite der Straße und die lärmende Fröhlichkeit der Gäste erlaubten, streute man ihr Blumen auf den Weg, und zu dem Getön musikalischer Instrumente mischte sich der hochtrabende Ausdruck al ler in solchen Fällen üblichen Glückswün sche, deren lange Litanei durch Tradinou sich von den ältesten Zeiten her erhalten hat. Unter Vortritt von Fackel» langte endlich nach zahllosen Umwegen der Zug am Hause des Bräutigams an. Der häusliche Despotismus der alten Griechen besteht noch bei ihren Nachkom men, wie ehedem. Das strenge Gesetz des Gynäceums (der Frauenwohnung) über lebte die Sitten und die Religion, die es gegeben hatten. Als ich in des Bräuti- Und Berks, Momgomery und Schnylkill Caunties allgemeiner Anzeiger. gams HauS trat, war ich nicht wenig er staunt, statt der Munterkeit und der Freu de, die ich erwartete, ein Phlegma und ei ne Gleichgültigkeit zu finden, die einem siebenzigjährigen Metaphysiker Ehre macht haben würden.—Unser Verliebter, mit bronzefarbigem Angesicht, auf dein bereits einige Furchen ein reiferes Alter verriethen, saß unter einer Gruppe von Ulmen und Platanen. Machte er etwa ein Sonnett auf die Reize seiner Braut ? oder sann er auf irgend einen Theatercoup, um die Vermählte zu überrsachen? Nein! er schwitzte unter den Händen sei nes Barbiers, und seine Freunde bewun derten die ausnehmende Geschicklichkeit dieses trefflichen Künstlers. Nachdem die Operation vollendet, und der Glückliche von Kopf bis zu Fuß mit Rosenöl be sprengt worden —inachte man eine ähnli che Eollekte, wie im Hause der Braut; alles das aber geschah mit eiskaltem Ernst, und ich gewahrte nicht das mindeste Lä cheln auf den Lippen der jungen Leute und Brautführer. Die Braut hielt sich un terdesse» mit ihren Gespiellinnen in einem Winkel des Hofes auf mit einer erempla rischen Geduld und Ergebung, und erst, nachdem ihr Gebieter nach vollendetem Geschäft bereit war, sie zu empfangen, verließ sie ihren Sitz und schritt auf das bräutliche Haus zu. Diese Bewegung machte nicht den mindesten Eindruck auf den Bräntigam; er grüßte sie nicht ein mal lind behielt sein unzerstörbares Phle gma bei, bis der weibliche Zug die Schwelle seines HauseS überschritten. Da aber er hob er sich plötzlich, kam hervor aus der Gruppe seiner Freunde, die ihn den Blicken seiner Braut verborgen hielt, lind betrat unter neuer Anstimmuug der Hoch zeitshvmne sein Halls, nachdem er zuvor seinen Dolch in der Pforte hatte stecken lassen. Mein Freund Logotheti (Wortführer) von dem ich Erklärung die ser Eermonie forderte, nickte lächelnd mit dem Kopfe, wußte aber nichts zu antwor ten. Eingetreten in den Versammlungssaal mit den Uebrigen, war ich sehr skandali sirt, zu sehen, wie die Vermählte auf dem, bieden Eheleuten bestimmten Platze, drei Zoll tiefer zu sitzen kam, als ihr Gemahl. Die Eltern, Freunde und Verwandten nah men nur zu beiden Seiten Platz, und während einiger Minute» herrschte ein allgemeines Schweigen. Der Bräutigam stolzierte entsetzlich; die Braut scdien zu frieden und demüthig ; aber man las auf ihrem Gesicht nicht den mindesten Aus druck des Glücks. Was die Gäste betrifft, so schienen sie weit entfernt, das Glück der Brautleute zu beneiden, im Gegentheil dem Ansehen nach sich glücklich zu schä tzen, nicht an ihrer Stelle zu sein. Un terdessen begann die religiöse Eeremonie und ein Blick LogothetiS belehrte mich, ich sei nnn hier überflüssig. Da ich sah, daß auch die anderen Gäste unter gewöhn lichen Glückwünschungen nach und nach verschwanden, so ging ich ebenfalls mit ih nen hinaus, und in zwei Minuten stand ich draußen mitten in der Menge, welche die Luft mit ihrem Beifallklatschen er schütterte, nachdem man die Vermählten einige Zeit bei einander gelassen hatte. Franenlod. Als der englische Kapitain Rainsfort während der Revolution auf St. Domin go in einem schrecklichen Kerker unschul dig schmachtete, nahm sich seiner eine ar me ganz unbekannte Negenn an. Sie kam regelmäßig jede Nacht an die vergit terte Oeffnung seines Kerkers, der in ei nen Hof ging, wohin sie durch ein kleines Pfortchen, wo keine Wache stand, den Weg gefunden hatte. Sie brachte ihm jedesmal verschiedene zum Theil ausge suchte Lebensmittel,nebst Wein u. Brannt wein ; zugleich war sie aber äuße> st dafür besorgt, daß alle Reste der Speisen zur Vermeidung jeder Nachforschung sorgfäl tig weggeschafft wurden. Ein anderes Beispiel weiblichen Mit- zu loben und ohne Furcht zu tadeln." Dienstag denlmn, Leidens gibt uns die edle Pokahonta, Toch ter eines amerikanischen Königs.—Als der bekannte englische Kapitain Schmidt von diesem gefangen genommen worden war, wurde auf dem königlichen Throne über sein Schicksal berathschlagt. Auf einmal brachte man einen ungeheuer gro ßen Stein herbei, und es erschienen zu gleicher Zeit mehrere Männer mit furcht baren Keulen. Das Klaggeschrei, wel ches die anwesenden Frauenzimmer erho ben, verrieth dem Kapitain sein Schicksal. Als ihm die Augen verbunden waren, und man ihn zu dem furchtbaren Stein hin führte, wurde ihr Geschrei noch kläglicher und angstvoller; sie schienen den König um Mitleid anzuflehen; allein der wilde Despot war unerbittlich. Schmidt muß te seinen Kopf auf den Stein legen, und die Männer schickten sich eben an, ihm mit ihren Keulen das Gehirn auszuschlagen, als Pokahonta herbeieilte, den Kopf des Unglücklichen in ihre Arme nahm und ih ren eigenen auf den Stein legte, um den Todesstreich zu empfangen. Bei diesem schönen Zuge von Herzens güte eines vierzehnjährigen Mädchens schwand deS Königs Wildheit so gänzlich, daß er den Gefangenen sogleich begnadig te und die Henker wieder entließ. Dieses reine Menschengefühl in beiden hier angeführten Beispielen erinnert mich an die Lobrede Lediards auf die Wohlthä tigkeitsliebe des weiblichen Geschlechts. „Das weibliche Geschlecht," sagt er, „ist in allen Ländern Höstich, verbindlich, und menschenfreundlich; es ist überall fröhlich und heiter, furchtsam und bescheiden ; eS überlegt nicht kalt, wie die Männer, wenn von einer guten und edlen Handlung die Rede ist. Kein trotziger Stolz besteckt seine Seele; eS ist voll Leut seligkeit, und liebt den gesellschaftlichen Umgang. Im Ganzen ist eS dem Irr thum leichter unterworfen, als die Män ner, aber es ist auch tugendhafter und zu . guten Handlungen geneigter als sie. Ein Weib, es mochte civilisirt oder wild sein, habe ich nie in einem fröhlichen und freundlichen Tone um etwas gefragt, oh ne eine höfliche lind freundliche Antwort von ihr zu erhalten ; mit Männern ist j der Fall oft ganz anders gewesen, j „In allen Ländern, wo ich je gereist ! bin, selbst in den Horden der wandernden ! Tartaren, wenn es mich hungerte oder stete, wenn ich fror oder durchnäßt, o der krank war, waren die Weiber überall freundlich gegen mich, und bereit, mir bei zustehen. Was aber dieser Tugend einen noch höheren Werth gab, war die sanfte, freuudliche, ins Herz dringende Art, wo mit sie ausgeübt wurde; so daß mir, wenn ich durstete, der Trank aus ihrer Hand doppelt süß und erquickend, und wenn mich hungerte, daS geringste Mahl, von ihnen mit freundlicher Miene aufge tragen, doppelt stärkend war." Der Tanzmeijker unter den Wilden. Der National - Charakter verleugnet sich nie. Die Französischen Seefahrer sagen; in den neuen Ansiedelungen sin gen die Spanier damit an, eine Kirche zu bauen, die Engländer eine Schäukej'die Franzosen eine Festung—aber auch einen Tanzsaal. ~AIS ich" —erzählt Chateaubriand „in Amerika an der Gränze deS Gebietes der Wilden war, erfuhr ich, daß ich auf der ersten Tagereise cinen Landsmann un ter den Indianer» finden würde. Ich kam bei den Eayngas, einem Stamme der Irokesen an. Mein Wegweiser führte mich in einen Wald. In der Mitte des selben sah ich eine Art von Scheuer, wor in sich einige zwanzig Wilde befanden, Männer und Weiber unter einander, mit scheußlich bemalten Gesichtern, mit halb nackenden Leibern, mir aufgeschlitzten Oh ren, mit Rabenfedern auf den Köpfen und Ringen in den Nasenlöchern." „Ein kleiner Franzose, gepudert und frisirt nach alter Sitte, im apfelgrünen Kleide, Weste von Droguet, mit Busen- streif und Handkrauftn von Mousselin, > kratzte auf einer kleinen Taschengeige, und lies; diese Irokesen die >l:n!<.'ln» t'Vxjuet tanzen. —Herr Violct, so hieß das Männ chen, lebte als Tanzmeister unter den Wil den. Man dezahlte seine Lehrstunden mit Biberfellen und Varenschinken. Er war während des amerikanischen Krieges Küchenjunge bei dem General Rocham baud gewesen. Nach dem Abzüge der Franzosin blieb er in Neu? ent schlossen, die Amerikaner in den schönen Künsten zu unterrichten. Als er glück lich sein Fortkommen fand, erweiterten sich seine Entwürfe, und, ein neuer Orpheus, brachte er Gesittung zu den irrenden Hor den der neuen Welt. Wenn er von den Indianern mit mir sprach, sagte er im mer : ~Diese Herren Wilden, diese Frau en Wilden." Er rühmte sehr die Lern fähigkeit seiner Schüler, und eS ist wahr, ich habe nie ärgere Sprünge gesehen, als sie machten. Herr Violct setzte seine Geige zwischen Kinn und Brust, stimmte das leidige Instrument, und wenn er auf Ivokefisch rief: ,auf Eure Plätze !> sprang der ganze Haufe wie ein Heer von Teu feln. So zeigt sich die Eigenthümlich keit der Völker!" Die treuen Neger. DaS Fahrzeug „sechs Schwestern" se gelte im August vor einigen lahren von den Sechellen, um nach Saint - Maurice zu gehen. An Bord befand sich der Er- Eommandant dieser Inseln, vier Passagie re und eine Anzahl Neger, welche mit Er laubniß der Negierung nach Port - Louis gebracht werden sollten,um dort zum Lan dbau gebraucht zu werden; die Ladung bestand aus Eoton. Drei Tage nach der Abfahrt brach Feuer in den Waarenbal len aus, und griff mit solch reißender Schnelligkeit um sich, daß Weiße und Schwarze nichts Eiligeres zu thu» hatten, als sich inS Boot zu retten, das für nicht mehr als fünf und dreißig Personen Platz hatte; wie es voll war, ließ man keinen mehr hinein. Einige hatten in der Eile ! einige Lebensmittel mitgenommen, gesal ! zeneS Fleisch, einen Widder und Bana nen, und man wollte nun das l.'X> Lieues entfernte Land wieder zu gewinnen suchen. DeS andern Tages ging die See sehr hoch, man mußte jeden Augenblick das Umschlagen deS BooteS befürchten, und beschloß zu losen, wer zur Erleichterung deS Fahrzeugs herausgeworfen werden sollte. In diesem Augenblick erboten sich zwei Negersclaven, sich ohne Verlosung ins Meer werfen zu lassen, wenn man ih re Herrschaft, eine gewisse Frau Mallesi le, nebst ihren zwei Kindern nicht den Launen des Zufalls aussetzen wolle. Die Dame wollte es nicht zugeben, aber eS ge schah, und die Schwarzen stürzten über Bord. Man sah sie noch lange schwim men und mit den Händen grüßen.—Die se Scene hatte die Gesellschaft so gerührt, daß man einmüthig das Losen aufgab, und entweder zusammen zu sterben oder zu leben beschloß. Noch im Augenblick der höchstes, Noth wurden auch Alle bei der Insel Digue seiner der ge rettet. Wer denkt nicht bei diesen Ne gern an den bekannten Zug von dem Scla ven deS unglücklichen Eamoens, wie er für seinen Herrn bettelt? Die Schwarzen sind überhaupt in Liebe und Haß von einer besondern Festigkeit, und eben weil sie stark genug sind, daS Leben zu genießen, haben sie auch Kraft, es aufzuopfern, für ihre Zwecke. Naive Bitte. Die siebzehnjährige Tochter eines Dorf schulmeistcrs, ein Mädchen, der ersten Frühlingsrose gleich, sah öfters einen jun gen Landarzt, bei dessen Anblick sich in das blendende Weiß ihres Angesichts ein sanfteö Roth ergoß, waS hinlänglich ver rieth, wie eS ihr um's Herz war. Da sie den heimlich Geliebten einige Tage nicht sah, und sie immer unruhiger ! darüber wurde, faßte sie endlich Muth, Laufende Nummer HS. ging selbst zu ihm, weil sie sich krank glaubte, und sagte zu ihm in der Unschuld ihres Herzens; „Herr Doktor! Ich bin krank, sehr krank! Nur Sie können mir helfen. Mir liegt es stark auf dem Her zen, bei Nacht hab' ich schwere Träume; ich glaube, es wird nicht schaden, wenn Sie nur eine Ader öffnen." Mormonen. In Hancock Eaunty scheint man unmittelbare Feindseligkeiten zu erwarten. In letzter Zeit wurden meh re nächtliche Ueberfälle und Räubereien verübt, deren Thäter indessen, wie ihr Werk selbst, in Dunkel gehüllt sind. ES scheint als ob der Wunsch zu plündern und nach Blutvergießen die eigentliche Triebfeder dieser Exzesse ist. Im allge meinen nimmt man an, daß die Anzahl der Mormonen, die bereits den Staat verlas» sen haben, sich über i «»,<)<)<) beläuft und noch immer ist das Fährboot gedrängt voll. Viele aber sind in höchst gedräng ter Lage, kein Zelt, nicht einmal ein bedeck ter Wagen zum nothdürftigen Schutz. — Die Zurückgebliebenen rüsten sich emsig zur Abfahrt. Um so mehr scheint es, als ob die bewaffneten Versammlungen, die jetzt häusig gehalten werden, geradezu in feindlicher Absicht gegen die Mormonen gehalten werden. Gen. Marren erließ dem zu Folge eine Proclamation und er scheint unS der Mann zu sein, der im Stande ist diese RulMorer in Ordnung zu halten. Seine Proclamatiou bringt untern andern den früheren Befehl in Er innerung, daß nicht mehr wie vier Mann bewaffnet zusammen stehen sollen! M o r m o n e n. Die Berathschla gung der Heiligen am 3. Mai endete mit Annahme des Beschlusses den Tempel in 9! auvoo zu ver k aufe n, und mit dem Kaufgelde die Reisekosten der meren Mormonen zu bestreiten. Die Ver-- sammlung bestand aus mehr denn S,ot»lZ Personen und unter dieser Masse erhob sich nur eine Stimme gegen den Beschluß. Kurz nach Annahme desselben kehrte ein expresser Bote, der vor ungefähr 1t) Ta gen an die bereits abgegangene, große Karavane gesandt wurde, mit dem Befehl der „Zwölf" zurück, daß die Trusties den Tempel verkaufen und den Erlös für die armen Zurückgebliebenen verwenden soll ten. Demzufolge steht nun das Kunst werk heiliger Architektur zum Verkauf. Der Tempel kostete den Mormonen über eine Million Dollars, obschon man ein ähnliches Gebäude wohl für die Hälf te hinstellen könnte. Trotzdem fordert man nur ÄX),s)l><> Dollars und der Tem pel dürfte einem reichen Spekulanten in die Hände fallen, der bedeutenden Vor theil daraus ziehen würde. Seit mehren Monaten schon arbeitete man Tag und Nacht an der Vollendung des Tempels, weil die armen, betrogenen Betrüger unter dem sonderbaren Wahne leben, daß die Vollendung des Tempels allein, ihnen und „ihren Todten" dereinst das Himmelreich sichern könne. Jetzt ist der Tempel als beendet zu betrachten' und daher nun erst die Zustimmung zu seinem Verkauf. So lange wie der Tempel stehen mag, wird er ein Denkmal für den oberen Mis sissippi sein, und ein Warnungsspiegel für Fanatismus und Betrug. (D. Trib. De r Aufb r u ch der M o rmo - n e n.—Nach gleichlautenden Nachrichten aus verschiedenen O.uellen sind die Mor monen in Hancock Eaunty in Masse im Aufbruch begriffen. Bei Tag und Nacht zeit gehen die Fähren über den Fluß, um die langen Reihen rohgezimmerter und schlechtbespannter Wägen über den Fluß zu bringen. Greise treiben die Wägen. Männer, Weiber und Kinder folgen zu Fuß, schlecht gekleidet und schwere Bündel schleppend, um die Lasten der überladenen Zugthiere zu erleichtern. So verläßt ein christliches Volk seine christlichen Nach barn im freien Lande Amerika im Jahre des Herrn ?
Significant historical Pennsylvania newspapers