Der Liberale Äeobacliter Und Berks/ Momgomery und Schuylkill Camtties allgemeiner Anzeiger.-^ ZKeavins, Wenn. Gedruckt und herausgegeben von ArnoldPu w e ll e, in der Sud 6ten Straße, Ecke der Cherry AUey. Beh m' 6 Wirthshaus-Hofe gegenüber Jahrg. «, ganze Nun«. Nedinqu n q ? n. Der Mob»ckter erscheint jeden Dienstag auf einen, grossen Superial-Bogen mit schonen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Prcis ist Ei n Tha l e r des Jahrs, welcher in halbjährlicher Vorausbe ahlüng erbeten wird "Wer in, Laufe des Jahres nickt bezahlt, werden KI 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als l» Monat wird kein llnterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann ange« nommen/wen sie einen Monat vor Ablauf des Subscriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewohnlichen Preis eingerückt. Un terschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der llnterschreiber. und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden. Znr Unterhaltung und Belehrung. Der Pilger. lothringische Legendes Es war der Dreizehnte des Christmo nats im Jahr der Gnade ein Tausend drei Hundert drei und neunzig. Die Nacht war bereits völlig hereingebrochen, und der Schnee siel in großen Flocken herab. Schaurig stürmte draußen ein eisigerNord wind; vom hohen Kirchthurme herab lud der feierliche Ton der Betglocke alle from men Christen zur Abendandacht ein, und überall sing man an, die Lichter auszulö schen. Außer den letzten Schlägen der Glocke, welche langsam und eintönig nach und nach in der kalten Luft verhallten, dem Bellen der Hunde, die noch ihre späte Wachsamkeit anzeigten, und dem melan cholischen Geschrei einiger Nachtvögel herrschte allenthalben schweigende Ruhe. Nur der reiche Meister Robert, erster Vorsteher der löblichen Zunft der Gold schmiede, und ehrsamer Bürger der Stadt Nancy, war noch wach, und schloß eben sorgfältig die Läden an seinen Fenstern, damit Niemand das Licht, das noch in spä ter Nacht in seinem Hause brannte, ge wahren, und Arges davon denken möchte. Jetzt war er damit fertig, und eilte, von dem strengen Froste an allen Gliedern zit ternd, zu dem warmen Kamine, an dem er sich auf der breiten Bank, in sich selbst zusammenschauernd niederließ. Neben ihrem Vater saß auf einem mit kunstreichem Schnitzwerk verzierten Sche mel die schöne Elisabeth, die Perle von Nancy, beim Schein einer großen kupfer nen Lampe, welche an einer Kette von glei chem Metall von der Decke der Stube her abhing, emsig an einer Haube von schwar zem Sammt, auf daß morgende Fest des heiligen dritten Advents, nähend. „Bei unserer lieben Frauen der sieben segensreichen Schmerzen!" rief der alle Meister, indem er sich die Hände rieb, „was für eine eisige Kälte! welches fürchterli che Wetter! wie dauern mich die armen Wanderer, welche zu solch später Stunde noch der grimmigen Wuth des Nordstur mes Preis gegeben sind, ohne ein schützend Obdach und einen wirthlichen Heerd für diese Nacht zu finden !" In diesem Augenblicke sing der Sturm an, noch ärger zu heulen, als zuvor; alle Thüren krachten, die Fensterscheiben klirr ten, und es ließen sich Seufzer vernehmen, wie man sie wohl schwerlich je in einem Kloster von schwarzen Büßenden zu hö ren bekam. „Ein armer Pilger bittet für diese Nacht um eine Herberge. Erbarmt Euch seiner großen Noth! Wenn Ihr nicht mildher zig Eure Thür ihm öffnet, und ein war mes Lager ihm gewährt, so wird er in der fürchterlichsten Kälte elendiglich umkom men müssen!" So klagte zitternd eine schwache Stim me in den rührendsten Tönen, und dabei klopfte es schüchtern an die mit starken Riegeln und eisernen Bändern wohlver wahrte Hausthür. Bei den ersten Lauten hatte sich das hol de Mägdlein furchtsam näher an den Va ter angeschmiegt. Als die Stimme aber jetzt schwieg, da blickte die Jungfrau mit ihren großen, dunkeln Augen bittend zu ihm hinauf, und der gute Alte, der selbst ein menschenfreundliches Herz hatte, nick te ihr beifällig Gewährung zu, und mun ter, wie ein junges Reh, hüpfte die Lieb liche davon, schob behende die schwerenßie gel zurück, und öffnete die vor Kälte in den Angeln knarrende Thür. Mit blassem, abgezehrtem Antlitze, schlot ternden Knien und tiefgebeugtem Haupte trat jetzt ein Pilger in das gastliche Ge mach. Ein Hut mit breitem Rande be schattete zur Hälfte das Gesicht, und ließ nur auf der andern Seite ein niederge schlagenes Auge und ein hervorragendes Kinn erkennen. Freundlich erwiederte der biedere Mei ster den demüthigen Gruß deS eingetrete nen GasteS, und lud ihn mit einem Win- ke der Hand ein, in dem großen gepolster ten Lehnstuhle Platz zu nehmen, der ihm gegenüber stand. Schweigend gehorchte dieser u. schien sich mit sichtbarem Wohlbe hagen an der wärmenden Flamme des Ka mins zu laben. Es war, als ob mit dem Eis in seinen Gliedern zugleich auch sein aufthaute; er richtete sich aus seiner gebückten Stellung empor, rückte den Hut aus dem Gesichte, und zeigte ein 5 Paar Augen, die im Glänze des Feuers gleich zwei brennenden Fackeln leuchteten, und zwischen welchen eine kühngebogene j Adlernase hervorsprang, die dem fremden , Unbekannten wirklich einige Aehulichkeit > mit dem König der Vögel verlieh. Elisabeth sah in diesen Blick, u. schlug, von einem unheimlichen Schauer angewan- delt, den ihrigen schnell zu Boden. Doch ! ihr Vater ließ ihr nicht lange Zeit, sich l müßigen Betrachtungen hinzugeben, son ! sagte zu ihr: „Geh, meine Tochter ! und zeige, daß in unserem Hause die Gast -5 freundschaft in ihrem vollen Umfange ge übt wird. Bereite unserem Gaste einen guten Abendimbiß; er wird dessen gewiß sehr bedürftig sein." Und gehorsam dem väterlichen Gebote, neigte sich die holde Jungfrau, und woll te schnell das aufgetragene Geschäft ver richten ; denn sie war von jeher gewohnt, des Vaters Willen zu ehren: da rief der Fremdling ihr nach, und seine Stimme klang dabei scharf und ehern, wie Trom petenton : „Edle Jungfrau! wollet dem demüthigsten Eurer Diener die freundli che Güte erweisen, ihm keinerlei Speise mit Salz gewürzt vorzusetzen; denn, den grausamen Händen der Ungläubigen ent ronnen, habe ich theuer gelobt, zehn Jah re lang kein Gericht mit Salz zu essen, falls es mir vergönnt werden sollte, den ! Boden des schönen Frankreichs noch ein mal zu betreten." "Gut! gut!" erwiederte gerührt der biedre Meister; "wie Ihr es wünschet, Herr Pilger!" Elisabeth aber sagt zu sich selbst :"Kein gesalzenes Gericht?" und ein seltsamer Verdacht kam ihr in das sonst arglose Herz. Sie erinnerte sich an das, was ihre selige Pathe ihr einst gesagt hatte: Der Satan ist lüstern nach schönen Jung frauen ; oftmalen hat er sich in Häuser eingeschlichen, unter tausenderlei Gestal ten, um Unheil zu stiften, und junge Mädchen zu verführen." Elisabeth wußte ferner, daß das Salz ein heiliger Gegenstand sei und daß Zau berer und Demonen keines zu essen v.rmö-! gen. Sie gerieth daher auf den Einfall, eine Torte, welche sie in der Eile für den j Gast ihres Vaters bereitet hatte, mitSalz,! statt mit Mehl zu bestreuen, und sie ihm so vorzusetzen. Kaum daß der Pilger diese Speise mit, den Lippen berühlt hatte, so malten sich Zorn und grimmige Wuth auf den mit! einem Male scheußlich verzerrten Mienen; seine Zähne, die nun den Hauern eines wilden Keulers glichen, schlugen niit hef tiger Gewalt an einander, und tönten wie das Schwertgeklirr zweier erbitterter Fech ter, die Augen rollten gleich Feuerrädern im Kopfe, und schössen Blitze; aus dem weiten Maule züngelte eine bläuliche Flamme hervor, die einen abscheulichen Schwefelgeruch verbreitete, und aus der hohlen Brust herauf ließen sich unver ständliche Worte vernehmen, die wie das heisere Gebrüll des Tigers, anzuhören wa ren. Erstickender Rauch und Dampf hüllten den gräulichen Unhold ein; ein schrecklicher Schlag erschütterte das ganze Haus, und mit gräßlichem Windsbrautge heule war der Entsetzliche verschwunden. Voll Schauders sich bekreuzigend, lag der Meister neben seiner Tochter auf den Knien, und beide dankten Gott in heißem Gebete für ihre wundervolle Errettung aus den Klauen des Bösen. Darauf am frühen Morgen, als kaum der Tag graute, eilte Elisabeth zum Do me, und hing eine Menge künstlich gear beiteter Rosenkränze, zu Ehren der heili- "willig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." Dienstag de« 27. Mai, gen Jungfrau, an deren Bildnisse auf.. Der Meister aber verfertigte eine herrliche Krone, mit köstlichem Edelsgestein geziert, für die gnadenreichen Jungfrau, und stif tete eine Summe Geldes, damit man all jährlich gewisse Gebete verrichten möchte, zum ewigen Andenken an seine und seiner lieben Tochter wunderbare Rettung. Noch jetzt zeigt man dem Reisenden in Nancy neben den alten Wällen das Haus des Goldschmieds Robert, und in dem nie drigen Gemache ist ein schwarzer Fleck be merklich, der unvertilgbar ist, und, nach der Sage alter Leute, den Ort bezeichnet, wo der Satan verschwand. Der Geiger m der Wolfsgrube. Es ging einmal ein Geigersmann von einer Kirchweil) nach Hause, auf welcher er den Leuten bis spät in die Nacht auf gespielt hatte. Das Männlein ging oh nehin nicht gern auf dem geraden Wege und kam daher auch in dem dicken Forste, durch den es mußte, bald so weit zur Sei te ab, daß es am Ende in eine Grube siel, welche der Jäger zum Wolfsfange gegra ben hatte. Der Schreck war schon groß genug für den Geiger, da er so ohne Wei lers von der ebenen Erde in die Tiefe fuhr, wuroe aber noch größer, da er unten auf etwas Lebendiges siel, was wild aufsprang, und da er merkte, daß es ein Wolf sei, der ihn da mit glühenden Augen ansehe. Der Mann hatte nichts in der Hand, als seine Geige, und in der Angst fängt er an, da vor dem geöffneten Wolfsrachen alle seine Stücklein aufzuspielen, die ihm aber dieß mal gar nicht lustig vorkamen. Dem Wolf mußte aber diese Musik ganz beson ders schön und rührend vorkommen, denn das dumme Vieh sing an überlaut zu heu len, was wahrscheinlich, wie bei unsern ! musikalischen Hunden, wenn sie Sang und ! Klang hören, gesungen heißen sollte. Die ! andern Wölfe draußen im Walde, da sie ! ihren Eameraden drinnen in der Grube so singen hörten, stimmten auch mit ein, und ! ihr Geheul kam manchmal so nahe, daß der Geiger, an welchem kaum ein einziger Wolf satt geworden wäre, geschweige zwei, jeden Augenblick fürchten mußte, es käme noch ein andrer vielleicht auch wohl noch und vierter Gast zu seinem Biß chen Fleisch in die Grube herein. Unser Kapellmeister in der Wüste guckte einmal übers andre in die Höhe, obs nicht Tag ! werden wollte, denn das Geigen war ihm ! sein Lebtag noch nicht so lang geworden, ! und so ganz sauer und niederträchtig vor - gekommen, als da vor dem Wolfe, und er ! hätte lieber Holz dafür hacken wollen, Jahre lang alle Wochentage. ! Ehe aber der Morgen kam, waren schon zwei Saiten an seiner Geige gerissen und da es Tag wurde, riß die dritte und der Geiger spielte nun bloß noch auf der vier ten und letzten, und wäre die auch noch gerissen, so hätte ihm der Wolf, der durch das viele Heulen, die ganze Nacht hin durch, nur noch hungriger geworden war, keine Zeit mehr gelassen zum Wiederauf ziehen, sondern hätte ihn dabei aufgefres sen. Da kam zum Glück der alte Jobst, der Jäger, der den Wolf schon von wei tem singen, den Geiger aber in der Nähe geigen hörte. Dieser zog den Capellmei ster gerade noch zur rechten Zeit von dem hungerigen Wolfe heraus, und erlegte dann diesen. Der Capellmcister ging aber ganz still seines Weges und nahm sich vor, künf tig lieber am Tage und auf geradem We ge nach Hause zu gehen. Das Geigen im Wirthshaus war ihm auch so ganz ent leidet, daß er zu seinen Eameraden sagte, er wolle sich lieber mit der Nähnadel (denn er war ein Schneider) sein tägliches Brod erzeigen, und wenn er einmal eins auf Sailen aufspielen wollte, so thäte ers lie ber in der Kirche als im Wirthshaus, denn von dort sei ein gerader und sicherer Weg nach Hause, sei auch nicht so weit dahin, als vom Wirthshaus. Virginien's Eolonisten. Etwa um's Jahr lt»28 war großer Mangel an Wei bern in Virginien ; die Colonie in James taun :c. kam, trotz dem Kriege mit den Wilden, gut fort, aber es fehlte an Frau en, und so war die neue Niederlassung in Gefahr, schnell wieder auszusterben. Da beschloß die brittische Regierung alle leicht sinnigen Mädchen, die sich auf den Stra ßen der Stadt London fanden, nach Ma trosen-Art zur Kriegszeit, zu pressen, (das heißt, aufzugreifen) und gewaltsam nach Virginien einschiffen zu lassen. So wur den 6- bis 700 Frauenzimmer zusammen gebracht und langten in Virginien an. Auf eine höchst undelikate Weise wurden die Frauen ihren Männern gegen Erle gung einer Quantität Taback als Ersatz der Ueberfahrtskosten zu Theil. Die lieblichsten Schönen galten ll)0 bis 130 Pfund. Eine alte Vettel konnte man für lt) Pfund kaufen. Das sind die Ahnfrauen der Virginier; aber man sieht es ihren schönen, zarten, höchst gebildeten Nachkömmlingen weiblichen Geschlechts nicht an, daß sie von Wesen stammen, die für Taback feil waren, und wer diese A merikaneriniien gesehen hat, wird einräu men, daß sie in der Regel an Schönheit und Blüthe den meisten Fräulein, die aus dem edelsten Blute stammen, gleichstehen. Primitive Zustande des Westens. Unsere Nachbarn im Westen, sagt Eist's Advertiser, ungefähr t>- oder 700 Meilen von hier, und deßhalb natürlich nicht jeneS großen Westens, denn der liegt wo die Sonne untergeht, und noch weniger des fernen Westens, welche dort wohnen, wo die Sonne erst m orgen untergeht: unsre Nachbarn des Westens also, hatten ihre ersten Kirchen unter frei em Himmel, und ebenso ihre Court. "Herr Scheriff," frug der Richter, auf einem Baumstumpen sitzend, "habt Ihr die Geschwornen zusammengebracht?" "Beinahe, Herr Richter, ich habe eilf in jener Schlucht mit wilden Reben fest gebunden und der Eonstabel läuft seit dem Morgen schon nach dem zwölften." Dies ist eine Thatsache, die nicht älter als dreißig Jahre ist, während jetzt Ohio der dritte Staat genannt wird und IBs>o leicht der zweite nach Neu Flork sein dürfte. Ein 20jähriger kann sich noch leicht er innern, wie weit Ohio im Westen lag, als er noch ein Knabe war. Man wunderte sich damals, wie es möglich sein könnte, daß Leute so fern nach dem Westen ziehen möchten, und die Ansiedler hatten sich die sen bald zur Heimath umgeschaffen. Nach stehede einfache Bemerkung der Frau ei nes dieser Grenzansiedler, deren Hütte in der Mitte einer der großen Prairien des fernen Westens gelegen war, führt zu ei genthümlichen Betrachtungen. Ein Reisender stieß auf ihre Hütte u. trat ein. Im Laufe der Unterhaltung erkundigte sie sich, woher er komme? "Ich komme von Boston." "Boston? Wo liegt Boston?" "Ungefähr zweitausend Meilen nach Sonnenaufgang,'' war die Antwort. "Mein Gott!" rief in ihrer Herzens einfalr die heimathslibende Frau; "mein Gott, wie ist es möglich, daß Menschen so weit von hier weg wohnen können! Überschwemmungen in Deutschland. Bremen den 2. April. Zuverläßige Nachrichten über den Deichbruch am Bun tenthorssteinwege sprechen von 42 durch den Strom zerstörten Häusern, unter de nen jedoch nur drei größere Gebäude wa ren. Bei mehreren andern befürchtet man noch den Einsturz. Die Gerüchte über verlorne Menschenleben bestätigen sich lei der dahin, daß eine-Frau mit drei Kindern und zei Männer den Tod in den Wellen fanden. Die beiden letzteren waren ver muthlich Fremde. Dagegen gelang die Rettung der vomWasserßedrohten bei der ruhigen Witterung der folgenden Tage auf die erfreulichste Weise. Eine große Zahl derselben ist in der alten Kaserne, ein anderer Theil in den Wirthshäusern der Laufende Nummer SS. Neustadt untergebracht; Schiffe mit Le bensmitteln sind nach allen Richtungen ausgesandt, um die durch die Überschwem mung isolirten Ortschaften und Höfe vor Mangel zu schützen. Den 3ten 'April. Der Deichbruch am Buntenthorssteinwege hat leider nicht al le andern bedrohten Stellen der Weserdei che unsersGbiets vor einem gleichenSchick sale bewahren können. Nicht nur ist am linken Weserufer zu Seehausen und an der Ochum, welche durch das in Folge des Bruchs am Buntenthorssteinwege einströ mende Wasser angeschwollen ist, der Deich gebrochen, sondern auch das rechte Weser ufer ist dadurch nicht vor der Überschwem mung bewahrt worden. Das durch die O chum der Unterweser wieder zugeführte Wasser hat nämlich diese zu einer solchen Höhe gebracht, daß die Lesum dadurch zu rückgeflaut, am Abfluß gehindert wird u. ihren Strom rückwärts der Quelle zu, nimmt. Diesem Andrang des WasserS hat denn der Lesumdeich nicht widerstehen können, er ist an mehren Stellen, es heißt an vier, gebrochen und die Überschwem mung hat sich bereits über den größten Theil des rechten Weserufers bis in die Vorstädte ergossen. In der Nähe des DeichbrucheS am Buntenthorssteinwege hat sich gestern ein sehr trauriger Vorfall ereignet. Mehrere Menschen, welche sich in einem Boote zur Rettung von Effekten an das dem Bruche zunächst gelegene Haus gewagt hatten, verunglückten durch das Umschlagen des Bootes in den Wellen ; sie wurden zwar mit großer Mühe gerettet, aber einer, heißt es (nach andern drei) sei nicht wieder ins Leben zurückgebracht wor den. Der Hülfsverein ist in voller Thä tigkeit, und zu Beweisen von Gemeinsinn undMildthätigkeit allerdings beider weit verbreiteten Noth Veranlassung genug geboten. Die „Weser-Zeitung" bemerkt, indem sie anzeigt, daß der „Nürnberger Corres pondent" am 24st. März nicht erscheinen konnte, weil das Wasser den Zugang zur Office versperrte: Die Pressen der We serZeitung konnten nur mit größter An strengung von dem eindringenden Wasser freigehalten werden. Die Sonntagsnum mer wurde im Wasser gedruckt, also im ei gentlichsten Sinne eine Weser-Zeitung. In Hamburg wurde für die Bedürfti gen in Bremen gesammelt, und wie wir aus Hamburger Zeitungen sehen, mit be stem Erfolge. Die Überschwemmung in P r a g, die durch plötzliches Schmelzen des GebirgS eises herbeigeführt wurde, war um so schrecklicher als sie weniger erwartet. Vie le hatten sich nicht hinlänglich mit Lebens mitteln versehen und man sah sogar begü terte Personen an Brod und noch mehr an Trinkwasser Mangel leiden. Folgen de Stelle aus einem Berichte an die A. Z. mag von der schrecklichen Noth und Ver wirrung einen annähernden Begriff geben: "Am zweiten Tage wurden auf Veran staltung der Regierung auf den Pontons ! Brod und andere Lebensmittel in die über ! schwemmten Straßen gebracht. Die Mol ! dau glich einem sturmbewcgtcn See, auf dessen Fluthen Trümmer von Gebäuden einher trieben, ganze Dächer, Geräthschaf ten, Kähne, Wäglein, Balken, Bretter, Bütten, Körbe ic. Ein Wagen mit Pfer den wurde unterhalb Wischehrads gesehen; eine Mühle mit einem Mühlrade entwur zelte einige Bäume der Schützeninsel und riß sie mit sich fort; die Bewohner des dortigen Gebäudes, 19 Personen wurden mittelst eines von der Kettenbrücke herab gelassenen Pontons mit großer Anstren gung gerettet; ein Dampfkessel balancirte lange auf den Wogen bis er unter dem Kleinseitner Ende der Kettenbrücke im Garten liegen blieb; der Damm der letz ten Brückenmühle wurde zerrissen und ei ne uralte Linde, die schon mancher Über schwemmung Trotz geboten und 1784 von vier allein übrig geblieben war, wurde dießmal entwurzelt und fortgerissen. Am 29. um 4 Uhr Nachmittags sing
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