Meading, Mnn Gedruckt ,md herausgegeben vou Arnold Puwell e, in der Süd 6ten Straße, Ecke der Cherry Alley. Beh m' 6 Wirll)6hau6-Hofe gegeuttdcr. Jahrg. <i, ganze Nnin. 2N«. Bedingungen. Der ZUberillc Movacluer "scheint jeden Dienstag .Nif einem großen Lupen., l-Bogen mit schonen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist Ein Thäler des Jahrs, welcher in halbjährlicher Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, werden Hl angerechnet. Für kürzere Zeit als li Monat wird kein llnterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann ange» noinmen, wen sie einen Monat vor Ablauf des geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewohnlichen Preis eingerückt. lln» terfchreibern in hiesiger Etadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, aus Kosten der llnterschreiber. SÄ"Briefe und Mittheilungen müssen p 0 stfrei eingesandt werden. Trauqott und Möschen, lzorcscyliiig.) Der Oberst von Fersen war wüthend, als er erfuhr, 'vas Werner gethan hatte. Er erklärte, daß der Bursche entweder ver rückt, oder ein schändlicher Lügner sei, und ließ ihn augenblicklich festnehmen. Nie mand wagte es, ihm zu widersprechen, a ber Niemand glaubte ihm auch. Einige Osiziere von höherem Range hatten sogar i den Muth, ihn um Milderung des Urtheils - oder wenigstens um Aufschub der Voll streckung anzugehen. Aber sie baten ver-! gebens. "Es bleibt beim Alten," gab er ihnen kurz und verdrießlich zur Antwort, "dasMährchen, welches der übergeschnapp te Werner verbreitet hat, ändert nichts in dem einmal gefaßten Beschlüsse; auf den Mittwoch früh stirbt der Deliquent, und wer mich nicht beleidigen nnd zum Feinde i haben will, der verliere seinetwegen kein Wort mehr." Bei so bewandten Umstän- 5 den blieb den Menschenfreunden weiter! nichts übrig, als zu schweigen, und Schicksal seinen Gang gehen zu lassen. Auch der wackre Paul konnte jetzt für die, welche ihm so sehr am Herzen lagen, nichts thun. Seine Amtsgeschafte nah men ihn des Osterfestes wegen jetzt ganz in Anspruch, so daß er ihnen alle seineZeit und Aufmerksamkeit widmen mußte. Er konnte sich täglich kaum ein par Stunden abmüßigen, um entweder den kranken und von schwerem Kummer niedergedrückten Stessen, oder den armen Traugott zu be suchen. Dieser bedurfte des Trostes we niger, als Jener, denn er hatte sich ja mit frommer Geduld in das ihm von der Vor sehung bestimmte Geschick ergeben, und sah furchtlos dem Augenblicke der Befreiung von seinen irdischen Leiden entgegen. Im mer näher rückte der verhängnißvolle Tag. Am Vorabende desselben, als der Gefan gene, dem die Fesseln abgenommen waren, eben die Speise und den Wein genoß, wel che ihm sein Major geschickt hatte, und als er mit wehmüthiger Stimme zu sich selbst sagte: das also ist ineine letzte A bendmahlzeit da öffnete sich die Thür seinesKerkers und Paul führte den schlvan kenden Steffen herein, von dessen Anwe senheit der Deliquent bis jetzt noch nichts gewußt hatte. Da der gramerfüllte Mann alle Hoffnung, seinen geliebten Pflegesohn zu retten, aufgegeben, so hatte er sich we nigstens die schmerzliche Wonne nicht ver sagen wollen, ihn noch einmal zu sehen, seine letzten Grüße zu empfangen und ihn zu segnen. Welch ein Wiederfinden ! "Vater Steffen !" schrie der Jüngling auf und flog an den Hals des Theuren, von dem er schon so lange getrennt war, und in dessen Antlitz zu schauen er nicht mehr gehofft hatte. Der Müller konnte vor Wehmuth nicht sprechen, sein Thränen feuchtes Auge ruh te auf dem Armen, der einst so blühend u. kräftig, jetzt ein Bild des Jammers gewor den war. Der Prediger blieb am Ein gange stehen und sah tief bewegt auf die rührende Gruppe. "O Du gütiger Gott! fuhr der Gefangene fort, und sein von Freude verklärter Blick schaute himmel wärts, welch' ein unerwartetes Glück be reitest Du mir noch am Abende meines Le bens. O mein guter, lieber Vater Stef fen, Dank, tausend Dank für diese Stun de, sie gibt mir ein Vorgefühl von der Wonne, die meiner droben wartet. O weinet nicht, seht mich nicht so schmerzlich an; ich bin ja jetzt so selig froh, wie ich eS lange, lange nicht mehr war, und ge wahrt Ihr Thränen auf meinen Wangen, so seid gewiß, es sind Freudenthränen." Und aufs Neue drückte er den Schluchzen den an sein Herz und küßte ihm Hände, Mund u. Wangen. "Und jetzt, lieber Va ter, begann er nach einer Pause wieder, be friedigt mein letztes Sehnen hienieden, u. erzält mir von Eurer guten Hausfrau, von meinem lieben Röschen, von meiner theuren Mutter. Wie leben sie? Ach glaubt eS mir, nur der Gedanke, daß Ihr Euch um mich grämet, daß Euch meinet wegen großer Kummer und bitteres Leid Und Berks, Montgomery und Schnylkill Camttics allgemeiner Anzeiger^^ niederdrückt, nur dieser Gedanke macht mir das Scheiden schwer." Alle, die Du nanntest erwiederte der Müller mit zitternder Stimme senden Dir ihre herzlichen Grüße. Ach, Sie wis sen das Schreckliche noch nicht. Ich selbst erfuhr es erst, als ich hier ankam, um Dich zu besuchen. "O dann, lieber Vater! rief Traugott, dann kehrt, wenn es Euch irgend möglich ist, nicht eher wieder heim, als bis dieser ehrwürdige edle Mann—hier zeigte er auf Paul —Euch begleiten wird. Er hat mir versprochen, die Meinigen sanft vorzube reiten auf den harten Schlag des Schick sals und dann sie zu trösten und aufzu richten dur die Lehren unserer Religion." Steffen reichte dem Pflegesohne die Hand zum Zeichen der Gewährung. Nur zu bald war unter ernsten und wehmüthi gen Gesprächen die Stunde vorübergegan gen, welche dem Müller von Seiten der Gefängniß-Inspektion zu seinem Besuche gestattet worden. Der Profoß trat ein und verkündete, daß die Zeit um sei. Kurz, aber schmerzlich war der Abschied. Paul führte den schwankenden Steffen, den die traurige Scene so angegriffen hatte, daß er sich kaum auf den Füßen zu erhalten vermochte, wieder ins Freie hinaus. "O Gott, wie schweer ruht die Hand Deines Zornes auf mir! rief der Kranke als er mit seinem freundlichen Führer allein war; zwar siech und matt, aber doch mit frohen Hoffnungen begrüßte ich diese Stadt, nnd nun, wie muß ich sie verlassen. Mit zwei glücklichen Kindern hoffte ich in den Kreis der Meinen zurückkehren zu können, und nun werde ich vielleicht allein wiederkom men, oder wenn ich das Mädchen finde, wie werde ich die Unglückliche finden ? vielleicht ihre Unschuld gemordet, den Frieden ihrer Seele für immer zerstört. O Du All mächtiger, schütze mich vor Verzweiflung, l denn ich fühle, daß ich eines Mordes fä- hig wäre, wenn ich an den verfluchenswür l digen Buben, der an allen diesem Unglück ! schuld ist, meine Rache kühlen könnte." > Fassen Sie sich, mein armer beklagens ! Werther Freund, ermahnte Paul; überlas sen Sie die Rache dem, welchem sie allein gebührt. Er wird den Strafbaren schon zu finden wissen. Was Ihre Pflegetoch ter betrifft, so hoffe ich, daß trotz der Ge fahr, worin sie sich vielleicht befindet, ih re Tugend doch nicht unterliegen wird. — Ihr guter Engel wird sie umschweben, und wer weist, ob sie nicht schon gerettet und wohl geborgen ist. Diese Stütze, diesen Trost JhreS Alters sollen Sie nicht ver lieren ; ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich nicht eher ruhen und rasten will, bis ich Röschens Aufenthaltsort erforscht, und die Geraubte in Ihre Arme zurückgeführt habe. Und ich hoffe, dies soll bald ge schehen. Zuvor aber muß ich erst die traurige Pflicht erfüllen, den armen Trau gott auf seinem letzten Gange zu beglei ten, und sein Tröster und Beistand zu sein in der Todesstunde. Ach, wenn dieser schreckliche Moment nur erst überstanden wäre! Gott gebe Ihnen am nächsten Morgen Kraft, ich kann Ihnen nicht zur Seite stehen. Erheben Sie ihren Geist zu ihm, dessen unerforschlichcs Walten wir Kinder der Erde nicht begreifen, er wird Sie nicht verlassen in Ihrer Seelenpein. Der Herr sei mit Ihnen ! Wenn die fürch terlichen Minuten vorüber sind, wenn ich mich gesammelt habe und gefaßt bin, dann eile ich zu Ihnen. Noch einmal umarmten die beiden Mä nner einander und drückten Einer den An dern fest an die Brust. Dann riß sich Paul los und begab sich schnell hinweg, um sich von der Wehmuth »ich ganz über mannen zu lassen, denn er bedurfte ja der Geisteskraft und männlichen Festigkeit zu dem, was ihm oblag. Als er nach seiner Wohnung ging, sprengte eben Ludwig mit seinen Begleitern zum Thore herein und an ihm vorüber. Ein bittres Gefühl wallte in dem bedrückten Herzen des Pre digers beim Anblicke dieses jungen Böse wichts auf. Doch er kämpfte es nieder, "TVillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." Dienstag den«. Mai, seiner Pflicht gedenkend und sich vorberei tend zu dem, waS morgen seiner wartete. Wir wollen indeß sehen wie die Ange legenheiten Röschens in der Residenz sich gestaltet haben. Der Kammer-Lakai empfing die Kom menden mit Artigkeit, obschon ihm die ge mischte Gesellschaft etwas aufsiel. Ein Civil-Beamter, ein Militär vom Range und ein schlichtes Bauermädchen dieses Kleeblatt schien ihm doch auS sehr verschie denartigen Stoffen zusammen gesetzt zu sein, und er konnte ein bedeutsames Lä cheln nicht ganz unterdrücken. "Gehen Sie nur hier hinein, sagte er, eine Thür öffnend; ich glaube, Seine Hoheit werden nach einigen Minuten die Kirche verlassen." Lebrecht, Nauden und Röschen traten nun in die Vorhatte, die mit ein par schönen biblischchistorischen Gemälden geziert war. So eben erschallten die hehren Töne der Orgel, und die große versammelte Gemein de stimmte das Lied: "Jesus meine Zu versicht" an. Leise flüsterte Röschen die Worte desselben mit. Noch war der Ge sang nicht ganz beendet, als die Harrenden Stühle rücken hörten. "Der Augenblick ist da, flüsterte Räuden, Gott gebe seinen Segen !" Die Thür der Kirchenloge ging auf, und der Herzog, ein Mann von eini gen vierzig Jahren, dessen Angesicht sehr einnehmende freundliche Züge hatte, trat, von seinem Bruder und einigen Adjuvan ten begleitet, heraus. Röschen stürzte zu seinen Füßen. "Gnädigster Herr! rief sie, den Tausende Ihrer Unterthanen für empfangene Wohlthaten segnen, erhören Sie das Flehen einer Unglücklichen, und werden Sie durch ein Wort der Gnade der Gründer des Glückes eiuer biedern Fami lie, die ihren Landesvater stets mit treuem Sinne verehrt hat. Geruhe» Sie, diese Schrift zu lesen und einer Prüfung zu würdigen, und Sie werden dann gewiß ! nicht die schöne Gelegenheit versäumen, ! die höchsten Herrscher Tugenden: Gerech ! tigkeit und Milde, zu üben." ! Röschen hatte diese ihr von Lebrecht ein gegebenen Worte ohne zu stocken und mit steigender Lebhaftigkeit gesprochen. Der l Herzog blickte wohlwollend auf sie nieder und sagte dann mit sanftem Tone: Steh ! auf, mein Kind; ich will dies Papier durch ! lesen und dann sehen, ob ich Deine Bitte ! erhören kann. Morgen werde ich Dich !zu mir ins Schloß bescheiden lassen und Dir länger Gehör schenken, als hier an diesem Orte, der zu solchen Verhandln,»- ! gen nicht geeignet ist. j "Verzeihen Eure Hoheit meine Kühn- heit, sagte Räuden, bescheiden sich nähernd. ! Aber ich muß mir, von dem Drange der ' Verhältnisse genöthigt, die Bemerkung er lauben, daß, wenn Ihr Gnadenwort früch tebringend sein soll, Sie dasselbe bald aus zusprechen geruhen mögen, es dürfte sonst leicht zu spät kommen, und dann würde das Leben eines edlen Menschen der un gerechtesten Barbarei und schändlichsten Rachsucht geopfert." Sie sprechen in der That frei u. kühn erwiederte der Herzog, den Hauptmann mit einem ernsten Blicke messend doch ich'liebe das, wenn diese Freiheit in den Grenzen des Anstandes bleibt, und wenn der Sprecher seine Behauptungen mit gül tigen Beweisen erhärten kann. Wer sind Sie? "Capitän Nauden, sonst in Kronstein, seit Kurzem zu dem Arnheimschen Regi ments in Tannhausen versetzt." Nauden? entgegnete der Herzog schnell; ein Major Nauden war vor ungefähr L 5 Jahren einige Zeit mein Erzieher; ich ha be ihm viel GuteS zu danken ; war er ver wandt mit Ihnen? "Mein nächster Verwandter, mein Va terantwortete der Capitän. Wie! und das erfahre ich erst jetzt? Warum haben Sie sich nicht früher bei mir gemeldet, warum nicht schon längst Ansprüche an meine Dankbarkeit gemacht? "Was ich bin, und was ich noch wer den könnte, wollte ich nur allein meinem eigenen Verdienste zu verdanken haben." Ein edler Stolz; ich ehre ihn ; aber er hat Ihnen gewiß keinen Nutzen gebracht. "Wohl möglich; doch ich bereue ihn nicht, besonders da Eure Hoheit ihm eh ren ; wollen Sie aber, gnädigster Herr, das Wohlwollen, welches Sie für meinen Vater empfanden, auf mich übertragen, so würden Sie mich reichlich belohnen, wenn Sie die Bitte dieses Mädchens, mit welcher ich die meinigen vereine, schleunigst zu prüfen geruhten, denn mit jeder Mi nute vermehrt sich die Lebensgefahr eines edlen Jünglings, gegen welchen ich mich dankbar verpflichtet fühle, und dessenßet tung mir mehr gilt, als mein eigenes Glück." Wohlan! sagte der freundliche Fürst, so folgen Sie mir Alle auf das Schloß in meine Gemächer. Und zu den Adjuvan ten gewendet fuhr er fort: Ich werde heut die Parade nicht besuchen, melden Sie das meinen Generalen. Im Schlosse angekommen, durchlas der Herzog zuvörderst den Aufsatz des Garni son-Predigers Paul mit steigender Auf merksamkeit. Mehremale unterbrach er sich selbst durch die Worte: "Abscheulich! nein, diese Despotie geht zu weit meine armen Soldaten!" Als er zu Ende gelesen hatte, gab er die Schrift sei nem Bruder und rief: "Wenn das Alles wahr ist, was ich hier aufgeführt gefun den habe, so sott nicht allein der Urteils spruch des Kriegsgerichts für Null und nichtig erklärt, sondern auch der Oberst von Fersen zur strengen Verantwortung gezogen werden. Ich will, daß man mei ne Soldaten in gehöriger Disciplin halte, aber nicht wie Galerensclaven behandle." Erlauben mir Eure Hoheit nahm Nauden das Wort die Bemerkung: daß der Garnisonprediger Paul ein viel zu biedrer Mann ist, als daß er im Stande wäre, eine Uebertreibung, oder wohl gar eine Lüge niederzuschreiben. Ich selbst würde seine Erzählung noch commentiren, allein ich muß befürchten, daß meineZeug nisse den Schein der Parteilichkeit haben möchten, weil aus dem Verfolg der That sachen hervorgeht, daß ich von dem Ober sten gewissermaßen beleidigt worden bin. "Obgleich ich Sie erst heute kennen ge lernt habe, Herr Hauptmann, erwiederte der Herzog, so hege ich doch das Vertrau en zu Ihnen, daß sie nicht von kleinlicher Rachsucht beseelt sind. Darum fordere ich auch von Ihnen einen treuen und wahr haften Bericht über Alles, was in dieser Angelegenheit noch größeres Licht verbrei ten kann." Der Prinz Emil, des Herzogs Bruder, hatte während dessen den Aufsatz Paul'S gelesen. „Ich glaube auch ein par Bele ge für die Wahrheit dessen, was der Pre diger hier berichtet, liefern zu können," sagte er, „denn unter den Papieren des Kriegs-Kanzlei-Presidenten, die ich vor gestern in Beschlag genommen und mit der Untersuchungs - Commission durchgesehen habe, befinden sich ein par Schreiben des Oberst von Fersen an seinen Schwager, und auch das Concept einer Antwort auf dieselben, in welchen! Stetten enthalten sind, die auf die in Rede stehende Sache Bezug haben. Es geht daraus hervor, daß der Oberst so manche That grausamer Willkühr verübt hat, die von oben herab entweder gut geheißen, oder doch wenig stens nicht gerügt worden ist. Ich gehe, die Papiere, die in meinen Gemächern lie gen, zur Stelle zu bringen." Er entfernte sich. Unterdessen berich tete Nauden Alles, was sich während sei ner Anwesenheit in Kronstein mit Trau gott zugetragen hatte. Der offenherzige Mann schonte sich selbst nicht; er gestand mit edler Reue, wie er anfänglich, freilich auf erhaltenen Befehl deS Obersten, den unglücklichen Jüngling durch so manche Chikane gequält, und wie dieser sich auf die edelste Weise gerächt habe. Mit stei gender Lebhaftigkeit schilderte er die Sce ne des Brandes, so daß der Herzog in gro ßer Rührung ausrief: „Genug, Herr Hauptmann, der wackre junge Mann darf Laufende Nummer s«. nicht sterben. Eilen Sie selbst mit Cou rierpferden nach Kronstein und werden Sie sein Retter; ich werde sogleich das Be gnadigungs Decret ausfertigen lassen." Räuden und Lebrecht küßten die Hän de des menschenfreundlichen Monarchen, Röschen aber sank zu seinen Füßen, um klammerte seine Knie, wollte danken, konn te aber im Uebermaße der Rührung und Freude keine Worte finden, desto berede ter sprach ihr in Thränen schwimmender Blick. „Steh auf, gutes Kind, sagte der Her zog mild bewegt, Dein Bräutigam soll nicht sterben, Du sollst ihn wieder haben ; er sei frei von allem Dienstzwange, kehr re in den Kreis seiner Familie zurück, und überlasse es mir, für sein ferneres Glück zu sorgen. Es bedarf, fuhr er zu dem eben eintretenden Prinzen Emil gewendet fort, dieser Papiere nicht, um die Unschuld des armen Verurtheilten darzuthun; doch sie werden die Schuld seiner Richter kla rer beweisen, und darum laß mich sie lesen." Er nahm daS Aktenstück aus den Hän den des Dieners, der eS dem Prinzen nach getragen hatte, und ließ sich von seinem Bruder die betreffenden Stellen zeigen. „Schändlich, schändlich! rief er, nachdem er sie durchgelesen hatte, und sprang in großerßewegung auf; o Gott, warum er fahren es Fürsten so selten, welche Unge rechtigkeiten und Grausamkeiten man in ihrem Namen verübt!" Er ging einigemale in dem weiten Ge mache auf und nieder, dann sagte er in etwas ruhigerem Tone zu Lebrecht: „Ge hen Sie, Herr Sekretär, und holen Sie mir sogleich den Direktor der Kanzlei. Und Sie, Herr Hauptmann, kommen Sie nach einer Stunde wieder zu mir; ich wer de Ihnen noch einen geheimen Auftrag ertheilen, und dann mit Courierpferden fort nach Kronstein!" Er machte hierauf ein Zeichen der Ent lassung. Lebrecht, Räuden und Röschen entfernten sich. Mit welchen Gefühlen die Letztere das Schloß verließ, vermag nur Der zu beurtheilen, der ein schon beinahe verlornes theures Gut plötzlich wieder er rungen hat. Die Freude des Mädchens war still, aber um so tiefer empfunden; ein inniges Dankopfer dem weisen und gütigen Lenker der Menschen - Schicksale darzubringen, war daS erste Geschäft der Beglückten. Auch Räuden war sehr be wegt und von frommer Rührung durch druugen. Noch ehe die Stunde ganz vorüber war, kam Lebrecht zu Hause, und beschied den Hauptmann aufs Schloß. Mit Freuden gehorchte dieser dem hohen Befehle. Nach kurzer Zeit war er wieder znrück. "Es ist Alles zur Abreise bereit, sagte er, eine leichte Reisechaise mit tüchtigen Pferden bespannt, erwartet uns; eine schriftliche Ordre, die ich bei mir habe, weiset diePoft halter jeder Station an, mir schnellen Vor spann zu geben, und so zweifle ich nicht, daß wir morgen Abend noch nach Krön» stein kommen werden.'' Der Abschied von dem redlichen Lebrecht war kurz, aber herzlich. Die beiden Män ner drückten einander voll Wärme und In nigkeit die Hand und versprachen sich ge genseitig, daß ihre seit ein par Tagen ge schlossene Freundschaft dauernd bleiben sol le für das ganze Leben. Zu der Pflege tochter seines Jugendgefährten aber sagte derWeheim-Sekretär: „Wir, liebesMäd chen, werden uns, willS Gott, bald wieder sehen, denn ich denke, noch im Laufe deS bevorstehenden Sommers Euch in Erlau zu besuchen. Dann wollen wir mit ruhi gem und zufriedenem Herzen uns dieser verhängnißvollen Tage erinnern." Hier auf bestieg der Hauptmann mit seiner Schutzbefohlenen den leichten Wagen, und rasch, wie von SturmeS-Wehen gejagt, rollte dieser dahin, so daß die Reisenden die Hauptstadt bald weit hinter sich hatten. Wir eilen ihnen voraus, um zu berich. ten, was sich unterdessen mit den andern Hauptpersonen dieser Geschichte in Kron stein zugetragen hatte. (Schluß folgt.)
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